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Diversität und Subkulturen in Metropolen

D i v e r s i t ä t u n d S u b k u l t u r e n i n Metropolen

von Franziska Hippler, Antonella Jung, Zifeng Chen und Jiaxin Deng

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Diversität – Was bedeutet das in einer Gesellschaft? Der Begriff „Diversität“ zielt auf „eine Gleichbehandlung bezogen auf Alter, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierungen, Behinderungen und Beeinträchtigungen ab.“ (Muenchen.de – das offizielle Stadtportal, 2020). Ergänzt wird der Begriff „Diversität“ durch die Bedürfnisse des Gender Mainstreamings, unter dem man die „Gleichstellung aller Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen versteht.“ (ebd.)

Durch Globalisierung, Digitalisierung, Migration und demographischen Wandel gestalten sich vor allem Metropolen als Zentren des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Geschehens immer diverser. Sie werden zu Orten des Zusammenlebens in Vielfalt und der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Sprache und verschiedener Traditionen. Die Vielfalt in Metropolen unterliegt einem kontinuierlichen Wandel. Metropolen werden nicht umsonst oft als „pulsierend“ beschrieben: keine Stadt gleicht der anderen in ihrer ethnischen, sozialen und kulturellen Z u s a m m e n s e t z u n g , e s e n t s t e h e n verschiedene innerstädtische Dynamiken die die Stadt kontinuierlich wandelt.

Um den Wandel, den Münchens Gesellschaft innerhalb der nächsten 10 Jahre womöglich vollziehen wird, nachzuvollziehen, haben wir uns folgende Fragen gestellt:

• Wie ist der Eindruck von München von Zugezogenen? • Wo findet man in München Orte der Subkultur? • Wie tragen Kollektive zu Diversität und Subkulturen bei? • Wie sind die Zukunftstendenzen von Diversität und Subkultur in München?

Straßeninterview – Wie ist dein Eindruck von München?

Jedes Jahr kommen tausende Studenten nach Deutschland, nach München. Sie stammen aus unterschiedlichen Ländern, haben eigene Religionen, Gedanken, Hoffnungen, Vorstellungen und Ziele. Diverse Kulturen kommen in München zusammen und gestalten unsere Stadt immer bunter.

D a s S t r a ß e n i n t e r v i e w i n e i n e m Studentenwohnheim in München hat es uns ermöglicht, München aus der studentischen Perspektive zu sehen und einen Einblick in ihre Vorstellungen von München und dessen Zukunft zu erlangen. Bei dem Interview haben wir uns an folgenden Leitfragen orientiert:

Folgende Antworten haben wir erhalten:

Melina Katikaridis, 23, Buddhistische und Südasiatische Studien

Nina Nesterova, 31, Kunstgeschichte

Erald Barbullushi, 21, Molekulare Biotechnologie

Simran Wilkhoo, 22, Medizin Ada Miller, 27, Design

Jason Zhu, 20, Civil

Engineering

Subkulturen

Subkulturen gelten als Paradies für gesellschaftliche, kreative und kulturelle Entwicklung. Auch als „Gegenkultur“ zu den etablierten Strukturen betitelt, entstehen Subkulturen dort, es günstigen Wohnraum gibt, und eine bewusste oder unbewusste Abgrenzung sozialer und ethnischer Minderheiten entsteht.

Subkulturen tragen dahingehend nicht nur zur Diversität eines Stadtbildes bei, sondern bieten Inspiration und facettenreiche Chancen für Kulturschaffende aller Genres.

Um Zukunftstendenzen der Subkulturen in München abzuzeichnen, haben wir uns gefragt, wo es in München bereits Orte der Subkultur gibt, mit welchen Problemen die Subkulturen in München konfrontiert sind und welche Aussichten für die Zukunft sich daraus ableiten lassen.

Orte der Münchener Subkultur

Subkultur hat es in München nicht leicht – das Problem des fehlenden Wohnraums schlägt sich auch auch hier nieder. Zwar gibt es viele temporäre Orte, die Raum für Kultur bieten, diese müssen aber meist schnell wieder für Wohnraum weichen. Einige Orte, an denen ihr Subkultur in München erleben könnt, stellen wir euch hier vor:

Salon Irkutsk

Benannt ist der Salon Irkutsk nach einer Stadt in Sibirien, in der die künstlerische und kulturelle Subkultur historisch bedingt besonders aufgeblüht ist. Freiheitlich gesinnte Menschen fanden hier verstärkt ihr freiwilliges Exil. Die Idee hinter dem Salon Irkutsk ist es folglich einen Ort zu schaffen, der zum kulturellen und künstlerischen Leben hier in München beiträgt. Zwei Mal im Monat am Sonntag bietet der Salon Irkutsk Musikern eine Bühne und meist alle zwei Wochen dienstags wechselt die Kunst an den Wänden.Künstler, Musiker, aber auch jeder Kunst- und Kulturinteressierte ist herzlich eingeladen sein freiwilliges Exil hier im Salon Irkutsk zu finden!

Die Künstlerin Inga Tränkner bei einem Besuch im „Salon Irkutsk“

Aktuell bietet der Salon Irkutsk außerdem einen Pop Up Liqour & Liqueur Store, einen Interimsschnapsladen und einen Schanisalon nach Wienerischem Vorbild an.

Hier geht’s zum Instagram-Kanal des Salon Irkutsk! Hier geht’s zum Instagram-Kanal von Inga Tränkner!

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Import Export

Seit mittlerweile 9 Jahren bietet das Import Export im Kreativquartier in München für Künstlerinnen, Kreative, Kulturschaffende und sozial engagierte Bürgerinnen einen Raum, um genreübergreifend und interdisziplinär zu experimentieren und sich zu präsentieren. Momentan ist das “Import Export” soziokultureller Treffpunkt, Raum für Experimente, öffentlicher Veranstaltungsort, Projekt & Arbeitsraum, Ideenschmiede, Café und Kantinenbetrieb.

D a s re g u l ä re Ve r a n s t a l t u n g s - u n d Konzertprogramm wechselt sich mit Projekten f ü r K i n d e r u n d J u g e n d l i c h e , D i s k u s s i o n s r u n d e n , W o r k s h o p s , T h e a t e r p r o j e k t e n , Vo r t r ä g e n o d e r Filmvorführungen ab. Das vielfältige Angebot und die Projekte die im „Import Export“ stattfinden zeichnen sich durch lokale und regionale, aber auch inter- und transnationale Verknüpfungen aus. Der Kunstzentrat e.V. möchte auf dem Kreativquartier mit dem “Import Export” dauerhaft einen offenen Raum installieren, in dem unterschiedlichste Menschen eingeladen sind sich zu begegnen und einzubringen.

Hier geht’s zum Instagram-Kanal des Import Export!

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Substanz

Das „Substanz“ versorgt die Münchener seit mittlerweile 25 Jahren mit einer vollen Dosis an Kultur. Inspiriert vom Circus Gammelsdorf, der es sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst viele Live-Konzerte mitten in der Stadt zu veranstalten, bietet das Substanz seit 1990 eine Mischung aus Club, Kneipe und Wohnzimmer

Bis heute fanden weit über 1000 Konzerte im “ S u b s t a n z ” s t a t t . S t a n d e n i n d e n Anfangsjahren hauptsächlich internationale Bands auf dem Programm, so änderte sich das über die Jahre, da weitere Liveclubs die Münchner Szene bereicherten. Bis Mitte/Ende der 90er gaben sich Größen wie Wilco, Monster Magnet, Lambchop, Urge Overkill, Therapy? oder Jesus Lizard hier die Klinke in die Hand. Auch heute noch zählt das “Substanz” zu den beliebtesten Livebühnen der Stadt.

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Galerie Utopia

Pop und Politik, Kunst und Kommerz, Gesellschaft und Individuum: Das alles kommt in UTOPIA zusammen. Hier entsteht ein Ort für Hochkultur, Pop-Kultur, Sub-Kultur und Unternehmenskultur. Die denkmalgeschützte ehemalige Reithalle verbindet historisches Ambiente mit modernster Technik und einem anspruchsvollen, vielseitigen Programm: UTOPIA ist ein „Happening Place“ für Konzerte, Festivals, Ausstellungen, Theater, Performances, Lesungen, Vorträge, Parties, Meetings, Seminare, Konferenzen, Trainings und andere Firmenveranstaltungen.

Hier werden spannende Menschen und Ideen an spannenden Orten zusammengebracht!

Schaut gerne auf ihrem Kanal vorbei! Instagram

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Bahnwärter Thiel

Das Kulturprojekt Bahnwärter Thiel im Münchener Schlachthofviertel ist ein Ort, der Kunst und Kultur miteinander verbindet und für jedermann erlebbar macht. Auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs wird ein breites Programm geboten: Konzerte, Clubnächte, Flohmärkte, Kinoabende, Lesungen, Reiseberichte, Tanzkurse oder Theaterabende. Für den besonderen Flair sorgen ausrangierte und umgebaute U-Bahnen, schwebende Gondeln, ein mit Discokugeln bestückter Kran, alte, mit Graffiti bemalte Seecontainer, ein urbaner Biergarten und vieles mehr.

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Container Collective

Das Container Collective ist auf rund 500 Quadratmetern die erste Pop-up City in München im Werksviertel für Handel, Dienstleistung, Handwerk, Food, Drinks und Events.

Bestehend aus 27 Übersee - Containern, die ausgemustert aus dem normalen Betrieb, keine Erlaubnis mehr bekommen auf Reise zu gehen, finden hier 15 Menschen und Projekte einen Ort, an dem sie ihre kreative Ader voll ausleben können.

Der Grundgedanke: Kreativität fördern durch Leben. Zusammenleben, zusammenarbeiten, voneinander lernen und dadurch neue Horizonte erreichen.

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Café Gans am Wasser

Das “Café Gans am Wasser” ist ein direkt am Ufer des Mollsees gelegenes Bauwagencafé. Gemütliche Sitzgelegenheiten und individuelle Dekoration bieten in der idyllischen Lage im Westpark eine einmalige Gelegenheit zum Entspannen und Erholen.

Nach dem Motto „vom Viertel fürs Viertel“ legen die drei jungen Betreiber Wert auf regionale Qualität: Kuchen aus eigener Backstube, Eis von einem regionalen Anbieter oder hausgemachte Pommes aus Biokartoffeln von einem Freisinger Bio-Bauern. G e l e g e n t l i c h g i b t e s e i n k l e i n e s Kulturprogramm und bei kurzen Regengüssen bietet ein altes Stallzelt ausreichend Schutz.

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Café Lozzi

Unter der gleichen Leitung wie das „Café Gans am Wasser“ bereichert das im Glockenbachviertel gelegenen Kulturcafé „Café Lozzi“ seit März 2020 ein Café das k u n t e r b u n t e A u s g e h v i e r t e l . I n d e r Pestalozzistraße 8 erwartet euch ein zauberhafter Ort mit hausgemachten Torten, Kuchen, veganen Pains au Chocolat und hausgemachten Bio-Pommes.

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In dem Kulturcafé findet ihr neben der Gastronomie auch kleine Konzerte, Lesungen, Kasperltheater für Kinder und mehr großartige Angebote, die vor allem im Nebenraum des Café Lozzi stattfinden.

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„In München muss man tiefer eintauchen, bestimmte Leute und Orte kennenlernen um rauszukriegen, was München zu bieten hat“ Interview mit dem WUT-Kollektiv

Kollektive tragen maßgeblich zur Münchener Subkultur bei. Sie werden von der Süddeutschen Zeitung als „neuer Motor der kreativen Szene in München“ betitelt. Um von der Politik besser verstanden zu werden und Kultur gerade aufgrund des Mangels an A t e l i e r s , A u s s t e l l u n g s r ä u m e n u n d Veranstaltungsorten sowie den teils hohen Mietpreisen für diese Orte zugänglich zu machen, schließen sich junge Menschen oft zusammen. Das nennt man dann Kollektiv. Kollektive können kreativer und/oder politischer Natur sein und gemeinsam Partys, Kunstausstellungen, Filme, Theaterstücke oder Demonstrationen organisieren. Eines haben sie alle gemeinsam: sie wollen etwas verändern. Vor diesem Hintergrund hat sich auch das Münchener Kollektiv mit dem Namen „WUT“ gegründet.

Auf Ihrer Facebook-Seite beschreiben sie sich f o l g e n d e r m a ß e n : W U T i s t e i n queerfeministisches DJ* Kollektiv und hat sich gegründet als Antwort auf untragbare Z u s t ä n d e i n d e r e l e k t r o n i s c h e n Tanzmusikszene, mit dem Ziel sie zu verändern. Kollektives Schaffen, denken, Spaß haben für Frauen* + non-binary people.

Wir haben mit Theresa Bittermann und Katharina Ahrendt zwei Vertreterinnen des WUT-Kollektivs gesprochen, um uns Ihre Einschätzung zu Diversität in der Clubszene und Subkulturen allgemein zu geben.

Kurzprofil:

Theresa Bittermann: Ist audiovisuelle Interventionskünstlerin, Veranstalterin, DJ*, Autorin sowie Sozial- und Kulturanthropologin d.h sie verknüpft -künstlerische Ansätze mit Interventionsmaßnahmen auf feministischer Basis in der Kulturszene.

K a t h a r i n a A h re n d t: I s t e b e n f a l l s Veranstalterin und DJ. Daneben hat sie Ethnologie mit Nebenfach Soziologie studiert und absolviert in Wien aktuell ihren Master im Fach Kulturmanagement, um ihre Fähigkeiten auszubauen und sich weiterzuentwickeln.

Neben ihrer Tätigkeit im WUT-Kollektiv ist sie außerdem im Import-Export als Veranstalterin tätig und organisiert dort das Turn-TableTennis.

Wie kam es dazu, dass ihr das WUT Kollektiv gegründet habt?

Kathi: Im November 2017 hat Julia Bomsdorf ein Treffen im Feierwerk initiiert, mit dem Wunsch in der Szene für elektronische Musik in München einen „Safe-Space“ für Künstler*innen und DJ*s zu kreieren sowie sie zu unterstützen und sichtbarer zu machen. Am Anfang waren wir ein sehr bunt gemischter Haufen von ca. acht bis zehn Personen. Was uns zusammenbringt, ist die Wut auf vorherrschende Strukturen, die wir verändern wollen: Diskriminierung, Sexismus, Antisemitismus, Rassismus und vieles mehr.

Wie bist du/ seid ihr zum WUT Kollektiv gekommen?

Kathi: Julia war meine Kommilitonin, ich bin also von Anfang an mit dabei.

Theresa: Bei einen Gig wurde ich darauf hingewiesen, dass meine Attitüde ganz gut zu WUT passen würde. Demnach bin ich dann einfach mal auf einer Veranstaltung aufgelaufen und habe mich mit den Leuten unterhalten. Das ist wichtig, denn die Vernetzung unter Frauen in der Kulturszene könnte stärker sein.

Ich bin also vor allem auch deswegen dabei, um Banden zu bilden und die Solidarität unter F r a u e n z u f ö r d e r n u n d p r e k ä r e Beschäftigungsverhältnisse aufzubrechen. Bei uns kommen sehr unterschiedliche Kompetenzen zusammen, manche sind technikbasierter, andere musikalisch oder politisch. Es geht darum, sich gegenseitig zu bilden, zu empowern und miteinander zu wachsen.

Wie würdet ihr die DJ- und KollektivSzene in München beschreiben?

Theresa: Also ich denke, hier muss man differenzieren zwischen der allgemeinen Kollektiv-Szene und der DJ-Szene.

Kollektive sind wilde, hierarchielose Gebilde mit viel Fluktuation bei den Mitgliedern, die auf non-Profit Basis und meist ohne monetäre Ansätze arbeiten. In München ist es teilweise vor allem aufgrund der fehlenden monetären Mittel schwierig, Kollektive aufrecht zu erhalten. Diesbezüglich sind wir maßgeblich auf die Förderungen und die Unterstützung der Orte angewiesen. Leider wird die W i c h t i g k e i t v o n K u l t u r m a n c h m a l unterschätzt, weshalb es hier meist nicht so viele Fördergelder gibt, wie in anderen Bereichen. Vor allem für die Gründung eines Kollektivs braucht es Mut und eigene monetäre Mittel um zum Beispiel Veranstaltungslocations oder Räumlichkeiten für Treffen mieten zu können. Dahingehend sind die Hürden in Bezug auf die Mietpreise und den Wohnungsmangel in München etwas höher als in anderen Städten.

Kathi: Ein weiterer Aspekt ist die Vernetzung, die teilweise noch besser sein könnte. Die Kollektiv-Szene in München ist zwar gefühlt überschaubar, weshalb man glaubt die meisten Akteure zu kennen, gerade jüngere Kollektive sind aber leider oft nicht sichtbar.

Was das WUT-Kollektiv angeht: Wir sind mittlerweile deutschlandweit gut vernetzt. (Den nächsten Satz hab ich raus)

Theresa: Die DJ-Szene in München ist breit gefächert, es sind viele Musik-Genres vertreten. Man kann fast an jedem Tag an einem anderen Ort sein und eine andere Musik-Richtung in München erleben. Hier gibt es viele DJs, die selbst produzieren und sehr erfolgreich damit sind, auch über bayerische Grenzen hinweg, und teilweise GhostProducing machen. Hier sitzen kreative und musikalische Köpfe mit innovativen Ideen, wir haben eine sehr repräsentative DJ-Szene in München, die auch internationale Erfolge feiern kann. Andere DJs kommen extra nach München, um die Szene aufzusaugen und sich inspirieren zu lassen. Die DJ- und Veranstalterszene in München ist sehr aufmerksam. Es gibt viele internationale Lineups in Münchens Clubs, hier ist oft „die Welt zu Gast“.

München ist nicht nur BMW und Oktoberfest und Prosit der Gemütlichkeit, hier gibt es auch wilde Seiten, aber alles unter dem Motto von „mia san cool mitanander“. Die Undergroundund Subkultur exponiert sich nicht – deswegen muss man tiefer eintauchen, bestimmte Leute und Orte kennenlernen um rauszukriegen, was München zu bieten hat.

Wie war es bei der Gründung und wie hat es sich seither verändert?

Kathi: Seit der Gründung hat sich definitiv viel verändert. Wir haben in unserem Kollektiv unter anderem ein Awareness-Konzept entwickelt, damit einerseits ein höheres Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die der anderen geschaffen wird. Andererseits um mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit im Umgang beim Miteinander- Feiern zu erreichen.

Damit haben wir bereits viel bewirkt, vor allem die Wahrnehmung der Menschen, die unsere Partys besuchen, hat sich verändert. Clubveranstaltungen, -betreiber*innen, und -besitzer*innen, die die Texte des WUTKollektivs gelesen haben, sind außerdem inspiriert worden, Diversität zu fördern.

Aber der Prozess ist noch nicht zu Ende: das Bewusstsein für Diversität muss sich noch steigern und wirklich in den Köpfen der Leute verankert werden.

So etwas dauert lange, es muss viel darüber geredet und diskutiert werden, damit es zu einem Idealzustand kommt. Hierfür ist der Prozess der ständigen Hinterfragung wichtig.

Was würdet ihr jedem raten, der ein Kollektiv gründen möchte? Gibt es Erfolgsfaktoren?

Kathi: Einfach machen! Setzt euch zusammen mit Leuten, die die gleichen I n t e r e s s e n h a b e n . Ve r n e t z t e u c h untereinander. Fragt Menschen mit Expertise, ob sie euch Wissen weitergeben können. Besucht Workshops. Bildet euch weiter. Fangt an erste Veranstaltungen zu planen.

Je unterschiedlicher die Mitglieder eines Kollektivs in Bezug auf ihre Charaktere, ihre Skills und ihr Wissen sind, desto spannender. Durch viele unterschiedliche Menschen und Meinungen lernt man viel, der eigene Horizont wird erweitert und man wird gezwungen, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wichtig ist aber eine gemeinsame Grundidee, die auch nach außen getragen wird.

Generell sollte man viel miteinander reden: Was wollen wir und wofür stehen wir? Wer macht was gerne? Wer kann was gerne? Wer bringt welche Expertise mit?

Der Prozess des voneinander Lernens macht unglaublich viel Spaß.

Wie seht ihr die Tendenzen in München hinsichtlich Diversität und Subkulturen? Habt ihr eine Wunschvorstellung, wie es in 10 Jahren sein soll?

Kathi: Keinen B***shit mehr! München soll bunt, divers, spannend, anders gedacht, innovativ und offen für Neues sein. In der Kulturbranche brauchen wir vor allem genügend Räume, um uns zu entfalten und Zeit damit Dinge entstehen können. Das alles sollte nicht immer gleich an wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt sein.

Theresa: Es wird sich viel verändern in den nächsten 10 Jahren: die Personen die bisher kulturschaffend in München waren sind alt geworden und gehen bald „in Rente“, die neue Generation ist mittlerweile zwischen 30 bis 35 Jahren alt. Diese Generation hatte aber den Vorteil, dass sie durch das Studium, harte Arbeit, Reisen, Social Media und die Digitalisierung viel stärker vernetzen konnte. Dementsprechend hatte sie viel mehr Zugriff a u f N e t z w e r k e u n d I n p u t a l s d i e vorangegangene Generation, und bringt neue Aspekte in die Subkultur ein, die Visionen verändern sich. Nicht mehr der Wettbewerb, sondern Community-basiertes Denken und Handeln stehen im Vordergrund.

Dieser kreative Prozess geht gerade in eine sehr spannende Richtung, Subkultur wie sie existiert und beherrscht wird, wird sich pluralisieren, wird partizipativer, diverser, alle Menschen sollen teilhaben, mitreden dürfen, einen Zugang haben und gemeinsam etwas entwickeln. Das „Zusammen“ steht definitiv im Vordergrund.

Ausblick in die Zukunft

Laut dem Münchener Demografiebericht des Jahres 2019 wird München „internationaler, vielfältiger, mit mehr jungen Menschen und modernen Lebensstilen.“ Zuwanderung und Migrationsströme werden sich auch weiterhin sozial, gesellschaftlich und kulturell auf München einwirken.

Bis 2040 prognostiziert der Münchener D e m o g r a fi e b e r i c h t e i n Bevölkerungswachstum von +18,8 Prozent. Anhand des prognostizierten Anstiegs der erwarteten Zuwanderung aus dem Ausland wird Ausländeranteil an der wohnberechtigten Bevölkerung wird bis 2040 um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2019 auf 33,5 Prozent geschätzt.

Die steigende Bevölkerungsanzahl muss auf stadtplanerischer und politischer Ebene berücksichtigt werden, um ein Miteinander der Menschen aller Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten.

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