HSG Blatt Nr. 2 2010

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PP 9000 St. Gallen

Nr. 2 19. April 2010

Universität St.Gallen Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)

HSGBlatt

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AUS DEM INHALT Mit einem Manifest soll die Bedeutung der qualitativen Sozialforschung gestärkt werden. Zwei HSG-Professoren haben daran mitgewirkt. Seite 2

Wie man mit Sonne,Wind und Co. erfolgreich wachsen kann, hat das 1. St.Galler Forum für Management erneuerbarer Energien aufgezeigt. Seite 3

Prof. Dr. Peter Nobel, Jurist, und Prof. Dr. Hans Peter Fagagnini, Politikwissenschafter, werden emeritiert. Seite 7

Frankreich nach den Regionalwahlen: Ein Gespräch mit Prof. Dr. Christoph Frei über politische Systeme und die «Ära Sarkozy». Seite 8

HSG in Spitzengruppe der VWL-Forschung Das Handelsblatt hat Anfang März 2010 die volkswirtschaftliche Forschung an Universitäten im deutschsprachigen Raum untersucht und rangiert. Die Universität St.Gallen belegt den 8. Platz unter allen Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Auf dem ersten Rang liegt die Universität Zürich, gefolgt von den Universitäten Mannheim und Bonn. Des Weiteren präsentierte das Handelsblatt das Ranking der forschungsstärksten Volkswirte im deutschsprachigen Raum. Mehrere Forscher der HSG wurden dabei sehr gut bewertet. In der Rangliste «Top 250 Lebenswerk» liegt Prof. Dr. Gebhard Kirchgässner mit seinen Fachgebieten Wirtschaftspolitik und Ökonometrie auf Rang 25. Den 34. Platz nimmt Prof. Dr. Michael Lechner (Ökonometrie, Gesundheitsökonomie, Arbeitsmarktökonomie) ein. Unter den besten 100 befinden sich auch Prof. Dr. Christian Keuschnigg und Prof. Paul Söderlind, Ph. D. (beide Finanzwissenschaft). Insgesamt sind zehn Forscher der HSG unter den besten 250 Volkswirten platziert. Unter den «Top 100 aktuelle Forschungsleistung» befinden sich drei HSG-Forscher: Michael Lechner (27.), Prof. Dr. Uwe Sunde (28.) und Prof. Dr. Francesco Audrino (56.). Uwe Sunde und Francesco Audrino gehören auch zu den «Top 100 unter 40 Jahren», wo sie den 19. respektive 25. Rang belegen. Mit Prof. Dr. Enrico De Giorgi (79.) stellt die HSG einen weiteren starken Forscher unter den besten Nachwuchsforschern. (red.)

Direkter Austausch mit den Dozierenden: Mit neuen Lehrstühlen soll das Betreuungsverhältnis zwischen Professoren und Studierenden verbessert werden.

Bild: ky/Gaëtan Bally

«Eine Investition in die Zukunft» HSG plant 25 neue Lehrstühle bis 2015 – Finanzierung grösstenteils aus eigenen Mitteln Die Universität St.Gallen rechnet in den nächsten fünf Jahren mit einem weiteren Wachstum der Studierendenzahlen. Um die Qualität der Ausbildung und Forschung sichern zu können, setzt sie auf zusätzliche Lehrstühle. Im Herbstsemester 2007 wurde an der HSG erstmals die 5000er-Marke überschritten. Seither ist die Studierendenanzahl kontinuierlich auf fast 6500 gestiegen. Bis ins Jahr 2015 ist eine weitere Zunahme auf 7500 bis 8000 Studierende zu erwarten. Verantworlich für diese Entwicklung sind vor allem Schweizer Maturanden und Studierende mit einem Bachelor-Abschluss einer Schweizer Universität, die die HSG aufgrund ihrer hohen Ausbildungsqualität, ihres internationalen Netzwerks und ihres guten Rufs in der Wirtschaft als Studiumsort auswählen.

Kein Numerus clausus

Dieses Wachstum kann durch die HSG derzeit kaum beeinflusst werden, da die Matura den Zugang zu einem Studium in der Schweiz garantiert. Der Zustrom aus dem Ausland wird durch eine Zulassungsprüfung reguliert, ist doch der Anteil ausländischer Studierender von der Assessment- bis zur

Master-Stufe gesetzlich auf 25 Prozent begrenzt. Das erfreulich grosse Interesse an einem Studium an der HSG hat jedoch auch seine Schattenseiten: Einerseits wurden die räumlichen Kapazitätsgrenzen der Universität bereits überschritten, andererseits hat dies Folgen für die Ausbildungsqualität. Während die HSG zahlreiche Massnahmen wider die Raumnot ergriffen hat und sich mit der Eröffnung des A-Gebäudes im Herbst 2010 etwas Luft verschafft, sieht sie nun im Bereich der Lehre Handlungsbedarf.

Leistungsauftrag des Kantons

«Zur Sicherung der Qualität ist es dringend nötig, dass wir nun Massnahmen einleiten», sagt Verwaltungsdirektor Markus Brönnimann. Seit Herbstsemester 2007 habe sich das Betreuungsverhältnis von Professoren zu Studierenden von 1 zu 46 auf 1 zu über 50 verschlechtert. An anderen Schweizer Unis liegt dieses Verhältnis bei 1 zu 30 oder 40. Kurzfristig könne über Lehraufträge und Unterrichtsassistenzen das Betreuungsverhältnis noch auf einem guten Niveau aufrechterhalten werden. Langfristig und qualitativ nachhaltig sei dies jedoch nur über die Ebene der Professoren und ständigen Dozenten möglich. Aus diesem Grund habe die Kantonsregierung der HSG den Auftrag erteilt, ihr Betreuungsverhältnis mittelfristig zu verbessern und wieder auf den Stand von Herbst 2007 zu bringen. «Wir werten dies als

deutliches Zeichen des Kantons, die Ausbildungsqualität an der HSG sichern zu wollen und sind dankbar für dieses Bekenntnis zur Universität per se», sagt Brönnimann. Doch wo will die HSG ansetzen? Da ihr bei der Regulierung des inländischen Wachstums die Hände gebunden sind und die Internationalität der Studierenden als zentraler Qualitätsaspekt betrachtet wird, hat sich die HSG für den Ausbau der Lehrkapazitäten entschieden. Bis 2015 sollen in den Abteilungen (Fakultäten) jährlich rund fünf Lehrstühle installiert werden. Diese müssen Rektorat und Universitätsrat eine Strategie vorlegen, wie sie mit den Neubesetzungen der Professuren ihr Profil auf europäischer Ebene in Lehre und Forschung schärfen wollen. So kann dieser Aufwuchs zur inhaltlichen Entwicklung und Positionierung der HSG genutzt werden.

Büros in der Stadt

Die Kosten pro Lehrstuhl werden auf 600'000 Franken und somit der Ausbau auf insgesamt 15 Millionen beziffert. Hier kommt der HSG bzw. dem St.Galler Steuerzahler das Wachstum der Studierendenzahl nun zugute: Der Mehraufwand kann grösstenteils mit Beiträgen von Bund und Herkunftskantonen der Schweizer Studierenden bezahlt werden. Der Anteil des Kantons St.Gallen werde bei ein bis zwei Millionen Franken liegen, sagt Brönnimann.

Aufgrund der Platznot auf dem Campus sollen die neuen Lehrstühle mehrheitlich in der Stadt untergebracht werden. Dazu könnten Büroräumlichkeiten angemietet oder ein Gebäude für mehrere Lehrstühle mit einem privaten Investor gebaut werden, sagt Brönnimann. Bezüglich dieser Pläne sei man mit dem Kanton im Gespräch.

Volkswirtschaftlicher Nutzen

Ist dieser Ausbau in Zeiten des kantonalen Sparens gerechtfertigt? Brönnimann ist davon überzeugt. Eine weitere Verschlechterung des Betreuungsverhältnisses könne bei den Studierenden dazu führen, dass diese die Ausbildungsqualität an der HSG negativ bewerteten. Dies sei für die über Jahrzehnte aufgebaute Reputation äusserst schädlich. Zudem könne das zu einer Abwanderung von Studierenden führen, was das Budget der Universität und des Kantons aus dem Lot bringen könnte. «Dieser Ausbau ist eine Investition in die Zukunft», sagt Brönnimann. Die neuen Lehrstühle brächten neben dem Wissenstransfer neue Arbeitsplätze und Steuerzahler nach St.Gallen. Auch der Zustrom der Studierenden sei als positiver volkswirtschaftlicher Faktor zu sehen, gebe doch jeder Studierende pro Jahr rund 15'000 Franken in der Agglomeration aus, was bei 1000 neuen Studierenden 15 Millionen ausmache. Marius Hasenböhler


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