Querschnitt 5/2013

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Bücher

Nr. 5 | Oktober 2013

Vom Literarischen Quartett bis zum Künstlerbuch Der Universitätsverlag Siegen „universi“ hat schon über 250 Titel publiziert - Neuestes Buch: Plakate von Daniel Hees Manche Bücher möchte man erst einmal mit den Fingern ertasten, bevor man sie aufschlägt. Eine ebenso neue wie prominente Publikation des Universitätsverlags Siegen „universi“ gehört dazu. Unter dem zarten Pergamentumschlag fühlt man kräftigen Karton und eine leichte Erhebung. Es schimmert blau. Ein Künstlerbuch. Etwas für Liebhaber. In diesem Fall für Liebhaber der Plakate von Daniel Hees. Der Kölner Künstler und ehemalige Professor für Druckgrafik an der Universität Siegen hat seit 1995 über 100 Plakate für die Siegener Konzertreihe „Studio für Neue Musik" von Martin Herchenröder gestaltet. Beliebt und begehrt, weil außergewöhnlich. Die Plakatsammlung liegt nun in Buchform vor. Prof. Dr. Peter Gendolla und Kordula Lindner-Jarchow sind stolz auf dieses neue Verlagsprodukt. Gendolla gehört zu den Gründern von „universi“ und begleitet die Verlagsarbeit von Anfang an ehrenamtlich. Seit Beginn des Jahres hat der Verlag professionelle Unterstützung durch Kordula Lindner-Jarchow. Sie betreut das kleine, aber feine Verlagsprogramm.

Sie stemmen das Programm des Siegener Universitätsverlags (v.l.) : Prof. Dr. Peter Gendolla, Kordula Lindner-Jarchow und Markus Bauer.

te Füße gestellt werden, und der Justitiar riet uns damals, einen Universitätsverlag zu gründen. Das haben wir gemacht, mit ganz geringen Mitteln. einem Beirat, der ehrenamtlich arbeitete und damals einer halben MitarbeiterIst es ein gutes Gefühl, wenn stelle sowie einer studentischen man ein fertiges Buch dann end- Hilfskraft. Wir sind zu Buchmeslich in den Händen hält? sen gefahren und haben überlegt, wie man die Sache in Gang brinLindner-Jarchow: Ja, vor allem gen kann. wenn es so schön geworden ist. Es steckt viel Arbeit darin – von Wann hat universi die ersten Büallen Beteiligten. cher herausgebracht? Wie entstand die Idee zu dem Gendolla: Schon in den ersten Buch mit Plakaten von Daniel zwei bis drei Jahren sind regelmäHees? ßig ein bis drei Bücher erschienen. Dabei ging es speziell um Lindner-Jarchow: Zum 100. Kon- Forschungsarbeiten der Uni Siezert des „Studios für Neue Mu- gen, vor allem aus der Linguistik sik“ gab es eine Ausstellung in der und den Medienwissenschaften. Siegener Universitätsbibliothek Eine Einführung in die Filmwismit allen Konzertplakaten, die senschaft war ein Longseller. Daniel Hees bis dahin gestaltet hatte. Der Gedanke, das zu publi- Welcher Titel hat sich bisher am zieren, drängte sich geradezu auf. besten verkauft? Die Plakate sind nämlich immer schon begehrt gewesen. Meist Gendolla: Unser „Siegener Litewurden sie deshalb erst spät ge- rarisches Quartett“. Wir kamen klebt, weil sich schnell Liebhaber auf die Idee, als das ZDF das „Lifanden, die sie mit nach Haus ge- terarische Quartett“ mit Marnommen haben. Es sind Kunst- cel Reich-Ranicki einstellte. Wir werke. haben uns überlegt, was Studierende heutzutage eigentlich geWar der Künstler selbst auch von lesen haben sollten. Dazu haben der Idee begeistert? wir Lehrende befragt, und heraus kamen 48 Titel nach GattunLindner-Jarchow: Nicht direkt. gen und Epochen sortiert. ZuDenn die Original-Plakate wer- sammen mit Studierenden haben den in A3-Größe und auf struk- wir Zitate und Bilder ausgewählt, turiertem Papier gedruckt. Wirkt auf Quartettkarten gedruckt und das in einem Buchformat und auf eine Spielanleitung geschrieben. anderem Papier? Hees hat viele Man kann damit Quartett oder Plakate für die Drucklegung noch auch richtig Doppelkopf spieeinmal extra bearbeitet. len und sein literarisches Wissen testen. Das hat sich gut verkauft Im Siegener Universitätsverlag und wurde sogar gern bei Prüfunsind mittlerweile mehr als 250 gen benutzt. Titel erschienen. Haben Sie das bei der Gründung von universi im Hat sich das an der Uni herumJahr 2001 so erwartet? gesprochen oder haben Sie Werbung gemacht? Gendolla: Es war ja eher ein zufälliges Projekt. Die Idee ent- Gendolla: Nachdem die Medien stand ziemlich genau zur Jahrtau- davon gehört hatten, war das ein sendwende. Eigentlich sollte nur Selbstläufer. Über unser Quartett unsere Zeitschriftenreihe „Dia- wurde überall berichtet, auch in gonal“, die im damaligen Fachbe- den Feuilletons der überregionareich 3 gemacht wurde, auf fes- len Zeitungen, im Radio, im Fern-

sehen, was die Nachfrage richtig angekurbelt hat. Das ist übrigens immer so: Eine kleine Rezension in der „ZEIT“ kann da viel bewirken.

Lindner-Jarchow: Zwei „Diagonal“-Hefte haben sich auch sehr gut verkauft. Einmal ging es um das Thema „Brücken“, wahrscheinlich hat fast jeder Architekt das Heft in seinem Bücherregal. Dann hat „universi“ mit dem Und auch das Thema „Einfach „Quartett“ richtig Geld ver- Schmidt“ fand sehr viele Leser. dient? Wer kann bei universi publizieGendolla: Naja, wir haben das ren? Spiel damals noch für 5 Mark verkauft und mit dem Verkauf der Lindner-Jarchow: Lehrende, Forersten die zweite Auflage be- schende und Beschäftigte der zahlt. Jetzt kriegt man es für 1 Universität Siegen, aber auch Euro. Es steckte sehr viel Arbeit Studierende und Ehemalige in darin. Damit meine ich auch rich- Zusammenarbeit mit aktueltige Handarbeit. Wir haben hier len Universitätsangehörigen. Wir gesessen und die Karten in die beraten natürlich auch bei allen Schachteln gesteckt. grundsätzlichen Fragen zu Publikationsmöglichkeiten. Lindner-Jarchow: Das ist übrigens generell so. In so einem klei- Welche Manuskripte haben nen Verlag kümmern wir uns um Chancen bei universi angenomdie kompletten Abläufe, von der men zu werden? Auch DissertaManuskriptauswahl, der Druck- tionen? vorstufe bis hin zu Werbung, Vertrieb oder dem Kleben von Adres- Lindner-Jarchow: Wir sind kein sen. Dissertationsverlag. Allerdings machen wir bei außergewöhnliAuf welche Titel sind Sie beson- chen Themen und wirklich exzelders stolz? lenten Arbeiten schon mal Ausnahmen. Derzeit bereiten wir Gendolla: Neben dem „Quar- zum Beispiel die Veröffentlichung tett“ ist etwa auch „Benn als Re- einer Arbeit über „Ästhetik und porter“ von Jörg Döring und Er- Mathematik“ vor. Das ist wirklich hard Schütz ein wichtiges Buch spannend. für universi. Und die Reihe „Massenmedien und Kommunikation Was für Projekte sind in der wei(MuK)“ ist wohl eine der ältes- teren Planung? ten deutschsprachigen medienwissenschaftlichen Reihen über- Lindner-Jarchow: Wir bauhaupt. en eine neue Reihe im Rahmen

Unsere Stadt zeigt ihre

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der Siegener „Forschungsstelle Schrift-Kultur“ auf, die „Siegener Werkstattgespräche mit Kinderbuchautorinnen und -autoren“. Zwei Ausgaben – „Literarisches Lernen mit Kinderliteratur“ und zu „Kirsten Boie“ – sind bereits erschienen, weitere in Vorbereitung. Wir beschäftigen uns auch zunehmend mit Online-Publikationen. Hier arbeiten wir mit der Universitätsbibliothek zusammen, auf deren OPUS-Server Print-Publikationen parallel veröffentlicht werden können. Gräbt man sich als Verlag damit nicht selbst das Wasser ab? Gendolla: Die Erfahrung hat gezeigt, dass das was online auf Interesse stößt, dann oft auch in gedruckter Form nachgefragt wird, vor allem bei der Klientel, die ein Uni-Verlag anspricht. Lindner-Jarchow: Dieses so genannte hybride Publizieren – die paralle Print- und Online-Publikation – hat große Vorteile: weltweite, jederzeitige Recherchier- und Erreichbarkeit über die Vergabe einer dauerhaften URL, und damit auch die wissenschaftliche Zitierfähigkeit via Internet. Weitere Infos: www.universi.uni-siegen.de

Das Interview führte Sabine Nitz.

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