Wissensmagazin Denkraum

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besten Freunden. Es ist ein rechtes Phänomen, dass Skaten im deutschsprachigen Raum immer noch als Randsportart angesehen wird. Man sollte nicht vergessen: Skaten wird 2020 olympisch! Also sollte man diese Vorurteile definitiv ablegen.

Fläche. Wir «opfern» quasi einen Teil der Fläche, die wir für den Skatepark bekommen sollen. Für uns ist das wichtig, dass wir nicht etwa die Fläche von zwei Fussballfeldern als Skatefläche nutzen, sondern dass wir die Hälfte als Landschaftsgarten für alle gestalten.

Wie geht es weiter mit eurem Skatepark? Was habt ihr bisher dafür getan? Diogo: Wir haben 2015 an die Stadt Chur ein Konzept eingereicht, das ich während meines Studiums der Architektur an der Universität Liechtenstein entwickelt habe, nachdem wir fast drei Jahre lang öffentliche Arbeit geleistet hatten wie Events organisieren, um so bei der Bevölkerung Verständnis für unser Anliegen zu wecken. Die Präsentation unseres Konzepts 2015 war recht positiv angenommen worden, doch dann hat es ziemlich lange gedauert, bis ein Entscheid vom Stadtrat gefällt wurde. Ende 2016 wurde bekannt, dass die Stadt so eine Anlage haben möchte und bereits an einem Gesamtkonzept «Obere Au» arbeitet.

Wie begegnet ihr der Befürchtung, dass der Ort verlottert und nur als Partyfläche dient? Diogo: Gegen die Angst vor Verunreinigung, die leider noch immer mit jungen Leuten allgemein und mit Skatern im Besonderen verbunden wird, braucht es Vertrauen vonseiten der Stadt. Wir können da auf Erfahrungswerte aus anderen Städten verweisen: Wenn man einen qualitativ hochstehenden Skatepark hat, passiert das nicht. Vielmehr geben sich dort die Leute Mühe, die Sachen nicht zu beschädigen. Wenn man mit der Skater Community zusammenarbeitet beim Erstellen, dann ist es der Community natürlich auch sehr wichtig, dass dieser Ort schön bleibt. Das ist sehr viel nachhaltiger, als wenn die Stadt alleine etwas macht, und die Community nicht einbezieht. Denn sonst entsteht eine Lücke: Wem gehört die Anlage? Natürlich gehört das Land der Stadt, aber es gibt ja auch die Menschen, die diesen Ort dann benutzen. Und wenn die sich diesem Ort verbunden fühlen, dann passen sie auch darauf auf. Nicola: In diesem Zusammenhang ist der Standort Obere Au ein Vorteil, weil der Skatepark innerhalb weiterer Sportanlagen angesiedelt ist. Wenn der Skatepark mitten in einem Industriequartier läge, dann denken sich die Jungen vielleicht viel eher «hey, jetzt gehen wir dorthin Party machen und saufen», aber wenn er neben Fussballplätzen und dem Schwimmbad ist, dann zeigt das klar in Richtung Sport und nicht zum Abhängen. Wenn man anschliessend noch in den Ausgang will und festen, dann geht keiner erst in die Obere Au, weil das ein zu weiter Weg wäre.

Seid ihr enttäuscht, dass die Planung nun bei der Stadt liegt? Mario: Nein, keinesfalls! Wir als Verein finden es super, dass die Stadt den Skatepark selbst in Angriff nehmen will und bemühen uns sehr, die Kommunikation mit der Stadt aufrechtzuerhalten. Denn wir möchten einen Skatepark bekommen, der für die hiesige Skater Community funktioniert, denn ein Skatepark ist ein komplexeres Thema als ein Fussballplatz. Für einen Fussballplatz kennt man Vorschriften und Auflagen, da ist alles standardisiert und bei einem Skatepark ist alles sehr individuell. Und wir möchten für die Stadt Chur einen Skatepark, der wirklich passt. Nicola: Es soll eben nicht so werden wie früher in der Oberen Au mit diesen Blechelementen, sondern wir möchten mit einbezogen werden in die Planung. Wichtig ist uns, dass der Park nachhaltig gebaut wird, damit er jahrelang intakt bleibt und nicht rasch verrottet, wie damals. hier so Probleme haben, eine Skateanlage zu bekommen, es fehlt an der Akzeptanz in der Bevölkerung. Würde ein Skatepark helfen, um auch ältere Skater anzuziehen? Diogo: In Europa kennt man sich in der Skaterszene und man merkt, dass Skaten zum Beispiel in Skandinavien ganz anders angeschaut wird. Es ist ein gesellschaftlicher Unterschied. Dort sind etwa an einem Mittwochnachmittag ganze Familien in einem Skatepark am Picknicken und lassen ihre Kinder auf der Anlage trainieren. Skaten ist ein Lebensstil. Der durchdringt einen völlig und den möchte man auch mit anderen teilen, gerade mit seinen

Und wie soll euer Skatepark aussehen? Diogo: Unsere Idee ist ein «Betongarten». Das spielt mit zwei Ideen: Zum einen geht es um das Material der Rampen, wir wollen die unbedingt aus massivem Beton haben, das hat mit Laufeigenschaften, mit Sicherheit und auch mit Nachhaltigkeit zu tun, wie Nicola schon sagte. Aber auch «Garten», denn es ist uns wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem Leute zusammenkommen, so wie wir das in Skandinavien erlebt haben. Ricardo: Es soll ein Ort werden, an dem sich auch Eltern mit ihren Kindern wohlfühlen. Diogo: Für den Gartenteil des Skateparks wollen wir von der Stadt auch keine zusätzliche

Wann soll das Projekt starten? Diogo: Tja, das weiss noch keiner so genau, wegen der vielen unterschiedlichen beteiligten Kräfte auf dem Gelände. Ein Teil der privaten Sportanlagen in der Oberen Au konnte inzwischen von der Stadt zurückgekauft werden, also die ersten Schritte laufen. Aber erst wenn alle im gleichen Boot sitzen und mitrudern wollen, wird es losgehen. Im Moment heisst es daher für uns, weiterhin viel Geduld zu haben!


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