UNIGLOBALE

Page 51

Aus deiner Erfahrung: Was würdest du an deutsche Universitäten importieren? Die Philosophie englischer Universitäten ist sehr auf kreatives und innovatives Denken ausgerichtet – weniger auf Wissenserwerb. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Was ich auf jeden Fall importieren würde, ist die Einstellung, dass man den Horizont des bisherigen Wissens überschreiten muss, um etwas Neues herauszufinden. Wenn du mal nicht an der Uni bist: Wie sieht ein perfekter freier Tag aus? Gern fahre ich nach Greenwich, denn der Park dort ist sehr schön und man hat eine tolle Aussicht auf London. Mit dem Boot geht es dann die Themse entlang und anschließend nach Soho, wo man sehr gut essen kann. Welche App ist dein Favorit? Da gibt es einige, auf die ich nicht verzichten könnte. Zum Beispiel British Gas, mit der ich die Heizung über das Internet bedienen kann, oder BBC iPlayer, Netflix und Lovefilm, mit denen ich TV-Sendungen und Filme sehe. Holst du dir ab und zu auch ein Stück deutsche Heimat in dein Leben? Ich lese hier sehr gerne den Spiegel und kaufe ab und zu ein Überraschungs-Ei. Dunkles Brot und deutsche Würstchen – das vermisse ich am meisten. ◆ Christin.Meissner@uniglobale.com

Christin Meißner studierte Kulturwissenschaft und Germanistik in Berlin, verbrachte u. a. ein Semester in Kapstadt und arbeitet heute vor allem als Reisejournalistin. Sie liebt Spotify, aber auch ihren Plattenspieler, schreibt am Tag rund 50 Mails, ab und zu aber auch einen ganz altmodischen Brief.

Berlin am roten meer

Christiane Tristl (l.) macht zurzeit ein 6-monatiges Praktikum bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kairo und hat sich für UNIGLOBALE vor Ort über die Arbeit des Campus El Gouna informiert.

Der tu berlin campus El gouna in ägypten Ägypten, insbesondere die Hauptstadt Kairo, hat mit den typischen Problemen der MENA (Middle East and North Africa)-Region zu kämpfen: steigendes Verkehrsaufkommen, hoher Lärmpegel, extreme Luftverschmutzung. Vor allem aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums – allein in der Metropolregion Kairo leben heute mehr als 16 Millionen Menschen – sowie der zunehmenden Industrialisierung Ägyptens. Die Folgen sind gravierend und reichen von Energieknappheit über Probleme bei der Abfallentsorgung bis hin zu einer kaum zu stillenden Wassernachfrage. ▷ Der Ägypter Samih Sawiris möchte mit Forschung und Lehre für die Zukunft Ägyptens vorsorgen. Er studierte einst selbst an der TU Berlin, heute gehört ihm zusammen mit seinen beiden Brüdern das Unternehmen Orascom. Mit Blick auf die Entwicklung seines Heimatlandes brachte er 2006 eine Kooperation mit seiner Alma Mater in Gang. In Form einer Public Private Partnership entstand so der El Gouna Campus. Seit dem Wintersemester 2012/2013 können hier am Roten Meer, rund 400 Kilometer von Kairo entfernt, die drei Masterstudiengänge Energy Engineering, Water Engineering und Urban Development studiert werden. ▷ Das internationale Recht macht es möglich, dass der Campus nach Berliner Hochschulrecht geführt wird und die Absolventen einen Abschluss der TU Berlin erwerben. Auch ein Studiensemester in Berlin ist vorgesehen. ▷ Zwei, die sich für diesen Weg entschieden haben, sind Nanhlanhla Radebe [28] und Ahmad Ashar [25]. Beide studieren Water Engineering und betrachten vor allem die Mischung aus ägyptischer und deutscher Forschungstradition als reizvoll. Nanhlanhla betont außerdem den hohen technischen Standard des Campus, denn Studenten stehen diverse Labore und modernste technische Ausstattung zur Verfügung. „Es war Teil von Sawiris Idee, uns Studenten den besten Start ins Berufsleben zu bieten“, sagt Ahmad. Am meisten begeistert Nanhlanhla die praktische Ausrichtung des Studiengangs: „Man muss nicht nur seinen Kopf, sondern auch seine Hände benutzen.“ Infos zum Studium in Kairo erhälst du mit diesem QR-Code:

In jedem Semester werden pro Studiengang 30 Studenten angenommen. Zulassungsvoraussetzungen sind ein Bachelor-Abschluss, auf dem das Masterstudium thematisch aufbauen kann, sowie idealerweise Berufserfahrung. Die Studiengebühren betragen 5.000 Euro pro Semester, wobei ägyptische Studenten ein Stipendium der Sawiris Foundation erhalten können. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet Stipendien. uniglobale 51


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.