studium & lehre
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Neue Wege für die Logopädie Als Modellversuch hat die Universität Würzburg zum Wintersemester 2014/15 in Kooperation mit der Caritas den neuen dualen Studiengang „Akademische Sprachtherapie und Logopädie“ gestartet. Die 25 Plätze waren begehrt und schnell ausgebucht.
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ie Fachkompetenz für Sprachtherapie und Logopädie wird in Deutschland bislang auf getrennten Wegen vermittelt: entweder in Studiengängen an Hochschulen oder bei einer Berufsausbildung in Logopädie. „Berufsverbände, Wissenschaftler und Praktiker fordern seit Jahren die Akademisierung der Logopädie“, so Professor Detlef M. Hansen, Inhaber des Lehrstuhls für Sprachheilpädagogik der Uni Würzburg. Diesen zukunftsweisenden Weg geht die Universität nun gemeinsam mit der Caritas-Schulen gGmbH. Studium und praxisbezogene Ausbildung Integraler Bestandteil des dualen Studiengangs „Akademische Sprachtherapie und Logopädie“ ist die stark praxisbezogene Ausbildung an der Würzburger Caritas-Berufsfachschule für Logopädie. Dort werden die Studierenden sechs Semester lang ausgebildet; parallel dazu absolvieren sie in sieben Semestern ein grundständiges akademisches Studium an der Universität Würzburg. Der wissenschaftliche Teil der Ausbildung liegt im Verantwortungsbereich der Universität, der Praxisteil bei der Schule. Die angehenden akademisch qualifizierten Sprachtherapeuten und Logopäden sind während der Studienzeit als Studierende an der Universität und zugleich an der Berufsfachschule eingeschrieben. Entwickelt wurde der Studiengang vom Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik in Kooperation mit der Berufsfachschule. Er bestreitet sein umfangreiches universitäres Lehrangebot durch eine enge Zusammenarbeit von Medizinischer Fakultät, Institut für Psychologie und Institut für Sonderpädagogik. Im
Nach dem Festakt für den neuen Studiengang wurden die Redner zum Gruppenfoto gebeten: Vorn von links Andrea Szczesny (Univizepräsidentin), Manfred Steigerwald (Caritas-Schulen), Barbara Stamm (Caritas) und Professor Detlef Hansen (Sprachheilpädagogik).
Studiengang „Akademische Sprachtherapie und Logopädie“ erwerben die Absolventen gleich zwei berufsqualifizierende Abschlüsse: die staatliche Anerkennung für Logopädie mit Vollzulassung der Krankenkassen und den akademischen Grad „Bachelor of Science“. „Zusätzlich zur praktischen Berufsausübung in der Sprachtherapie öffnet der Bachelor-Abschluss den akademisch ausgebildeten Logopäden Türen zu weiterer Qualifizierung in Master- und Promotionsstudiengängen und zu eigenständiger wissenschaftlicher Tätigkeit in der Sprachtherapieforschung“, so die Leitung der Berufsfachschule, Markus Heinzl Mania und Angela de Sunda. Nicht zuletzt gewinnt man mit dem Modellversuch Anschluss an internationale Standards: In anderen Ländern ist die Logopädie längst eine interdisziplinäre akademische Disziplin. Der neue Bachelor qualifiziert seine Absolventen somit für Arbeitsplätze im Ausland ebenso wie für internationale Forschungsprojekte. Ähnliche Modellversuche sind bislang selten Möglich wird der Modellversuch durch eine gesetzliche Modellklausel zur Einführung von Studiengängen für Therapieberufe. Für die Logopädie existieren unter dieser Klausel bundesweit bislang wenige Fachhochschul- und zwei Universitätsstudiengänge, in Aachen und in Erlangen. Bundesweit einmalig ist das Würzburger Modell, bei dem ein privater Schulträger und eine staatliche Universität kooperieren. Offiziell eröffnet wurde der neue Studiengang am 24. Oktober mit einem Festakt im Toscanasaal.
Die Studierenden Lea und Sebastian waren unter den ersten Teilnehmern des DIREKT-Projekts.
Brücke in die Wirtschaft gebaut Geisteswissenschaftler auf einen schnellen Berufseinstieg vorbereiten – diese Möglichkeit bietet das erstmals durchgeführte studienbegleitende Programm „DIREKT – Brücke Studium-Wirtschaft“. Lea und Sebastian haben mitgemacht.
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tudieren und dann in den Job – was für die meisten nach einem ganz normalen Plan klingt, ist für Geisteswissenschaftler nicht selbstverständlich. Der Arbeitsmarkt bietet nicht genug Stellen in traditionellen geisteswissenschaftlichen Bereichen. Um ihre Chancen zu erhöhen und sie fit zu machen für die Arbeit als Fachund Führungspersonen, gibt es an der Uni das Programm „DIREKT – Brücke Studium-Wirtschaft“. Bei der Premiere haben im ersten Ausbildungsblock rund 40 Teilnehmer 20 Tage lang betriebswirtschaftliche Themen gepaukt und sich mit Inhalten beschäftigt, die sonst so gar nichts mit ihrem Studienfach zu tun haben. Mit dabei waren Lea Michel und Sebastian Steenpaß. Die Studentin der Medienkommunikation und der Student des Faches „Political and Social Studies“ haben in ihren Seminaren zwar unterschiedliche Themenschwerpunkte gesetzt, sind sich aber in einem Punkt einig: Das „DIREKT“-Programm ist eine tolle Möglichkeit, sich ergänzend zum Studium betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen und bei intensiver persönlicher Betreuung Theorie und Praxis zu verknüpfen – denn zum Projekt gehört auch ein Praktikum in einem Unternehmen.
Hinten von links Andreas Göbel (Dekan), Volker Maihack (Deutscher Bundesverband
BWL ist spannender als gedacht
der akademischen Sprachtherapeuten), Dietlinde Schrey-Dern (Präsidentin Deutscher Bundesverband für Logopädie), Daniela Eiband (Moderation). (Foto: Robert Emmerich)
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(Foto: Julia Dreßen)
Lea Michel aus Rimpar war zunächst etwas misstrauisch, ob ihr das Fach „Betriebliche Informationsverarbeitung“ überhaupt gefallen würde. Denn unter dem Titel konnte sie sich nicht so recht vor-
stellen, was sie erwartet. Am Ende des Theorieblocks ist sie aber begeistert: Sie weiß jetzt, dass Prozessabläufe und Informationssysteme in Unternehmen ein spannendes Gebiet sein können. Und ihr neues Wissen kann sie optimal mit den Inhalten des Medienkommunikations-Studiums, zum Beispiel mit Medieninformatik, verknüpfen. Den Arbeitsaufwand nicht unterschätzen Auch Sebastian Steenpaß wartet nicht erst ab, wie es mit den Berufschancen nach dem Studium aussieht. Das Herz des Politikstudenten aus Wiesbaden schlägt auch für Betriebswirtschaftslehre. „Da mein Studium kein Wirtschaftswissen vermittelt, versuche ich mich durch Zusatzkurse weiterzubilden“, erklärt Sebastian. Er weist darauf hin, dass bei DIREKT der Lernstoff interessant, aber auch komplex sei und man den Arbeitsaufwand nicht unterschätzen dürfe. Marie-Christin Hogreve von der Akademie für Weiterbildung der Uni und Lehrkoordinatorin des Programms zog am Ende des ersten Theorieblocks ein Fazit: „Die Evaluationen der einzelnen Veranstaltungen zeigen, dass Teilnehmer und Dozenten weitgehend zufrieden sind. Die Dozenten machen die Seminare so praxisorientiert und interaktiv wie möglich und gestalten die Prüfungen fair“. Die ersten DIREKT-Absolventen bekamen ihre Zertifikate im Oktober bei einer Feier in der IHK Würzburg überreicht. www.direkt.uni-wuerzburg.de
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