Raw

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Raw Ultimate Guide - Serie Fotografie

DAS HANDBUCH FÜR PERFEKTE BILDQUALITÄT IM RAW-FORMAT

BELICHTUNG

FARBE

DETAIL

MEISTER DES RAW-FORMATS


Raw optimal nutzen

Holen Sie die verborgenen Details Ihrer Bilder hervor Wahrscheinlich sind Sie beim Blättern durch die verschachtelten Menüs Ihrer Kamera schon einmal auf die Option des Speicherns im Raw-Format gestoßen. Falls Ihnen die Bedeutung dieser Option noch unbekannt ist, wollen wir kurz erklären, was es damit auf sich hat: Das englische Wort „Raw“ ist keine Abkürzung, sondern bedeutet ganz einfach „roh“ und bezieht sich auf die Bilddaten – die „Rohdaten“ also. Das bedeutet, es handelt sich um ein Bildformat, in dem sämtliche Daten, die der Kamerasensor aufgenommen hat, unverarbeitet auf die Speicherkarte geschrieben werden. Es findet keine kamerainterne Bildbearbeitung statt. Betrachten Sie die Raw-Datei einfach als das Negativ, dass in den Zeiten der AnalogFotografie von der Kamera auf Film gebannt wurde. Ein positives Bild bekam man erst, wenn man in der Dunkelkammer aus dem Negativ einen Papierabzug hergestellt hatte. Analog dazu muss aus der Raw-Datei durch ein digitales Bildverarbeitungsverfahren, beispielsweise mit Photoshop oder mit Lightroom, ein Bild erzeugt werden, dass

dann ohne Bearbeitungssoftware betrachtet werden kann. Man könnte Raw-Dateien also als ‚digitale Negative’ bezeichnen. Die meisten professionellen Fotografen, insbesondere Landschaftsfotografen, ziehen es vor, ihre Bilder im Raw-Format zu speichern, denn es gibt Ihnen, verglichen mit dem JPEG-Format, mehr Flexibilität und mehr kreatives Potenzial in der Nachbearbeitung. Die rohen Bilddaten können verändert werden, beispielsweise durch verlustfreies Schärfen, Änderungen des Weißabgleichs und sogar durch nachträgliche Belichtungskorrekturen. Solche Anpassungen sind bei anderen Bildformaten zwar auch möglich, aber nur mit hohem Arbeitsaufwand, wobei meist auch noch die Qualität des endgültigen Fotos leidet. Gleichwohl hat auch das RawFormat bestimmte Nachteile gegenüber anderen Formaten, sodass Sie abwägen müssen, welche Vorteile für Sie wichtig sind bzw. welche Nachteile Sie in Kauf nehmen wollen, bevor Sie sich für ein Speicherformat entscheiden. Sehen wir uns also die Vorund Nachteile etwas genauer an. Daniel Lezano, Redakteur

Raw-Bearbeitung direkt vor Ort Obwohl eine detaillierte Bildbearbeitung am besten zu Hause am PC geschieht und nicht per Smartphone oder Tablet, gibt es doch Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, eine RAW-Datei direkt nach der Aufnahme zu bearbeiten und beispielsweise – über welchen Kanal auch immer – ins Internet zu stellen.

Photogene 4

Hier handelt es sich um eine populäre App für Smartphones, die einen BildEditor sowie die nötigen Werkzeuge enthält, um RAW-Dateien in das TIFF-Format zu konvertieren, damit sie hochgeladen werden können.

pirawnha

Dies ist ein Programm für das iPad, mit dem RAW-Dateien bearbeitet und ins JPEG-Format konvertiert werden, wobei die Original RAW-Datei unverändert bleibt.

PhotoRaw

Damit können auch größte RawDateien bearbeitet werden, wobei die Darstellung 1:1 erfolgt, also in Originalgröße. Das erlaubt ein Bearbeiten kleinster Bilddetails, auch wenn Sie nicht am heimischen Computer sitzen.

RAW-BEARBEITUNG Welche Software gibt es?

Adobe Denkt man an digitale Bildbearbeitung, denkt man automatisch an Adobe; die Software aus diesem Haus hat einen guten Ruf aufgrund ihrer Funktionalität, Zuverlässigkeit und Praxistauglichkeit. Ganz nebenbei gehört dazu auch eins der besten Raw-Bearbeitungsprogramme: Adobe Camera Raw. Es ist Teil von Photoshop und Lightroom, und auch Elements 13 enthält eine abgespeckte Version, um den Einstieg in die digitale Bildbearbeitung zu vereinfachen. Lightroom und Elements können immer noch als Standalone-Programme gekauft werden, der Preis liegt bei etwa 100 €, doch Sonderangebote liegen häufig stark darunter. Eine Alternative dazu ist das Abonnement der sogenannten Adobe Creative Cloud, soll heißen: Lightroom und Photoshop im Monats-Abo. Der Vorteil besteht darin, dass Sie sich um Updates und die Fähigkeit, auch neueste Raw-Formate bearbeiten zu können, keine Sorgen zu machen brauchen. Näheres finden Sie unter www.adobe.com/de/creativecloud/photography.html.

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Alternativen zu Adobe „DxO OpticsPro“ gibt es in zwei Versionen: „Essential“ für etwa 100€ und „Elite“ für etwa 200€. Beide bieten eine automatische Raw- und JPEG-Bildbearbeitung. Die Elite-Version enthält zusätzlich fortgeschrittene Funktionen zur Rauschreduzierung. Beide Versionen kommunizieren problemlos mit Adobe Lightroom. Näheres finden Sie unter http:// www.dxo.com/de/fotografie/foto-software/ dxo-opticspro. Eine weitere Alternative ist „Capture One Pro 8“ von Phase One zum Preis von 229€. Es handelt sich um einen professionellen RAW-Konverter, der die bestmögliche Bildqualität aus über 300 HighEnd-Kameras herausholt; Es ist zweifellos eines der besten Raw-Bildbearbeitungsprogramme, die Sie bekommen können. Einzelheiten finden Sie unter www.phaseone.com.

Software der Kamerahersteller Jede neue DSLR wird mit der herstellereigenen Raw-Bearbeitungssoftware ausgeliefert. Diese reicht völlig aus, um RAW-Dateien zu konvertieren und grundlegende Anpassungen vorzunehmen, doch viele Fotografen ziehen umfangreichere Programme von dritter Seite vor. Herstellereigene Raw-Bildbearbeitungssoftware kann problemlos in Kombination mit freien Bildbearbeitungsprogrammen wie „Gimp“ – www. gimp.org – und „Google Picasa“ – www.google. com/intl/de/picasa/ – verwendet werden. Damit lassen sich komfortabel automatische Anpassungen vornehmen. Beide Programme enthalten außerdem Werkzeuge für die Feinarbeit sowie Voreinstellungen für kreative Effekte. Deswegen sind sie für Einsteiger, die noch nicht wissen, ob sie sich längere Zeit für die Bildbearbeitung begeistern werden, eine gute Alternative, denn so riskieren sie keinen finanziellen Verlust.


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Argumente für Raw WESENTLICH MEHR BILDINFORMATION 1Bilddaten, Das Raw-Format enthält wesentlich mehr die in den Lichtern und Tiefen verborgen

sind; wenn Sie also versehentlich über- oder unterbelichtet haben, können Sie diese Bilddetails problemlos wieder hervor holen. Beim JPEG-Format ist das nicht möglich. NICHT-DESTRUKTIVES BEARBEITEN Alle Änderungen, die an einer Raw-Datei vorgenommen werden, sind nicht-destruktiv und können deswegen rückgängig gemacht werden. Die Änderungen werden erst beim Export und beim Speichern als JPEG- oder TIFF- Datei endgültig vorgenommen. Die Original Raw-Datei wird jedoch auch dabei nicht verändert. HÖHERE DETAILTREUE Aufgrund der enormen Datenmenge in einer unverarbeiteten Raw-Datei, ist der Spielraum, den Sie zur Bearbeitung von Klarheit und Schärfe haben, viel größer; Sie können selektive Belichtungskorrekturen und Farbänderungen vornehmen, ohne dass die Bildqualität darunter leiden würde. MAXIMAL MÖGLICHE BILDQUALITÄT Grundsätzlich ist es das Ziel jeder Bildbearbeitung, die visuelle Qualität und damit den Eindruck, den das Bild auf den Betrachter macht, zu verbessern. Wenn Sie im JPEG-Format fotografieren, überlassen Sie jedoch sehr viele der möglichen Einflussfaktoren, die ein Bild verbessern könnten, der Technik Ihrer Kamera. Deswegen bleiben Ihnen zwangsläufig weniger eigene Möglichkeiten der Nachbearbeitung übrig. Das ist das wohl stärkste Argument für das Raw-Format WIRKLICHKEITSTREUE FARBKORREKTUR Eine der größten Vorteile des Raw-Formats ist die Fähigkeit der Farbkorrektur. Wenn Sie bei Mischlicht fotografieren oder versehentlich den Weißabgleich falsch eingestellt hatten, können Sie die daraus resultierenden Bildfehler problemlos in der Nachbearbeitung der Raw-Datei korrigieren

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Raw optimal nutzen

Raw verstehen Teil des Bildes verändern wollen, können Das Raw-Format bietet etliche Vorteile, Sie das ganz einfach mithilfe eines Pinsels allerdings auch ein paar Nachteile, die direkt auf der noch nassen Farbe tun. Ein nicht verschwiegen werden sollen. Ein JPEG-Bild hingegen ist vergleichbar mit großer Vorteil ist, dass die Speicherung einem Ölgemälde, das bereits getrocknet von Bildern im Rohdatenformat Ihnen ist. Wenn Sie hier dieselbe Änderung mehr Spielraum bei der Bearbeitung vornehmen wollen, müssen Sie viel mehr und somit mehr Einfluss auf das Aufwand treiben, und oft sind gar keine endgültige Bild gibt. Das JPEG-Format Änderungen mehr möglich. ist nur ein vergleichsweise kleiner Die Vorteile des Raw-Formats liegen Teil von einer Raw-Datei, da die also auf der Hand. Was aber sind Kamera nach der Aufnahme die Nachteile? Der größte liegt umfangreiche Anpassungen ebenfalls auf der Hand: da am Bild vornimmt, wie z. B. Raw-Dateien viel mehr Nachschärfen, Kontraste Das Raw-Format hat eine Daten als JPEG-Dateien verbessern und bestimmte große Fehlertoleranz enthalten, sind sie Bildstile anwenden. Alle bei Weißabgleich und erheblich größer. Ein Bilddaten, die für diese Belichtung, sodass Beispiel: Die Raw-Datei kamerainternen Prozesse Sie sich voll und ganz einer Nikon D800 (dort nicht benötigt werden, auf die Bildgestaltung konzentrieren können. heißt sie ‚NEF’) liegt in der werden als überflüssige Größenordnung von etwa Information angesehen 48MB, die entsprechende JPEG und vor dem Schreiben auf die Datei bei nur 18MB. Das bedeutet, wenn Speicherkarte gelöscht. Sie Raw-Bilder machen, brauchen Sie Demgegenüber enthält eine Raw-Datei Speicherkarten von hoher Kapazität. bis zu sechsmal mehr Bildinformationen, Da auch die Verarbeitungszeit mit der was schon verdeutlicht, wie viel mehr Dateigröße zusammenhängt, ist auch ein Möglichkeiten der Nachbearbeitung leistungsstarker Prozessor erforderlich. Sie damit haben, die das JPEG-Format Dasselbe gilt natürlich für die Hardware mangels Bilddaten nicht erlaubt. Sie Ihrer Kamera, denn die CPU und der können sich Raw-Dateien auch als Pufferspeicher werden stärker belastet Ölgemälde vorstellen, bei denen die Farbe als bei JPEGs, sodass z. B. bei Bildserien noch nicht trocken ist. Wenn Sie einen

TIPP

EINSICHTEN DES PROFIS

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Catherine MacBride

CATHERINE MACBRIDE

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„Als ich vor etlichen Jahren einem Fotoclub beitrat, war einer der ersten Ratschläge, die ich erhielt, im Raw-Format zu fotografieren. Damals hatte ich keine Ahnung warum, befolgte den Rat aber trotzdem – erst später merkte ich, dass ich die Dateien mit meiner alten Bildbearbeitungssoftware gar nicht öffnen konnte. Das Problem ließ sich jedoch schnell lösen, indem ich mir Adobe Camera Raw anschaffte. Ich merkte bald, dass mir die unkomprimierten Raw-Daten viel mehr Freiheiten zur Bildbearbeitung gaben, verglichen mit dem, was die Kamera im JPEG-Format vom Originalbild übrig ließ. Da ich immer nur mit vergleichsweise geringen Bildermengen arbeite – etwa im Vergleich zu den Bildermassen, die ein Hochzeitsfotograf an einem einzigen Nachmittag produziert –, kann ich jedes einzelne Foto in Ruhe anpassen und sein volles Potenzial herausarbeiten. Diese kreative Freiheit ist mir so wichtig, dass für mich kein anderes Bilddateiformat in Frage kommt.“


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Raw

ROSS HODDINOTT

Häufig gestellte Fragen Warum soll man im Raw- und gleichzeitig im JPEG-Format speichern? Die meisten Kameras bieten die Möglichkeit, Ihre Bilder gleichzeitig in beiden Formaten zu speichern. Das ist sehr hilfreich, wenn Sie beginnen wollen, mit dem RawFormat zu experimentieren, aber Bewährtes beibehalten wollen. Der Speicherplatzbedarf vergrößert sich dabei natürlich noch mehr. Was kann man an einer Raw-Datei verändern? Alles, das Sie auch an einer JPEGDatei verändern könnten, aber in besserer Qualität. Sie können die Belichtung justieren, ähnlich wie Sie das auch mit der Belichtungskorrektur der Kamera tun würden, Sie können den Weißabgleich kreativ einsetzen und Sie können nachschärfen und das Bildrauschen reduzieren. Schärfenstiefe, Schärfepunkt und Verschlusszeit müssen Sie natürlich auch beim Raw-Format schon vor der Aufnahme richtig eingestellt haben.

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die Anzahl der möglichen Einzelbilder einschränkt wird – besonders für Sport- und Tierfotografen ein wichtiges Kriterium. Welches Format Sie wählen, ist also von der konkreten Aufnahme-Situation abhängig. Wenn Sie die optimale Qualität aus Ihren Fotos holen wollen, kommen Sie um das Raw-Format nicht herum.

Falls Ihnen jedoch Reaktions- und Verarbeitungsgeschwindigkeit wichtiger sind, dann bietet das JPEG-Format einen guten Kompromiss. 1) Werden Sie kreativ und optimieren Sie die Farben Ihrer Bilder, indem Sie in Raw fotografieren und den Weißabgleich situationsgerecht anpassen. 2) Qualität braucht Platz: Raw-Dateien sind größer, aber enthalten viel mehr Bilddetails.

Wie schalte ich bei meiner Kamera das Raw-Format ein? In der Regel geschieht das in den Einstellungen der Bildqualität, wofür ein Untermenü im Menüsystem Ihrer Kamera vorhanden ist. Die Formatoption stellen Sie auf „Raw“ oder „Raw+JPEG“. Einzelheiten dazu finden Sie im Handbuch Ihrer Kamera. Gibt es unterschiedliche RawFormate? Fast alle Kamerahersteller haben ihr eigenes Raw-Format. Bei Canon heißt es „CR2“, bei Nikon „NEF“. Auf die Art und Weise der Bearbeitung haben diese Unterschiede aber keinen Einfluss, der Arbeitsablauf ist für alle Raw-Formate gleich.

BASIS-WERKZEUGE FÜR GRUNDLEGENDE BILDKORREKTUREN Objektivkorrektur Wenn Sie mit einem Weitwinkelobjektiv fotografiert haben, sollten Sie als erstes die Objektivkorrektur einstellen; das gilt sowohl für Lightroom als auch für ACR. In diesem Arbeitsschritt korrigieren Sie etwaige Tonnen- oder Kissenverzerrungen sowie unerwünschte Vignetten. Setzen Sie ein Häkchen bei „Objektivprofilkorrekturen aktivieren“, dann wählen Sie Ihr Objektiv aus dem Dropdown-Menü aus

Ausrichten-Werkzeug Gekippter Horizont? Kein Problem. Benutzen Sie das Ausrichten-Werkzeug – in Lightroom heißt es Winkelwerkzeug – um dies zu korrigieren. An den Kanten wird aufgrund der erforderlichen Drehung des Bildes etwas von dessen Inhalt verloren gehen, deswegen sollten Sie diesen Schritt vor dem endgültigen Bildzuschnitt mit dem Freistellungswerkzeug vornehmen.

Freistellungswerkzeug Damit ändern Sie das Seitenverhältnis und beeinflussen somit die Bildgestaltung. Sie können entweder die Seitenproportionen beibehalten, oder die Kantenlängen für Höhe und Breite einzeln einstellen. Beachten Sie aber, dass Sie bei unüblichen Bildabmessungen gegebenenfalls einen ebenso individuellen Bilderrahmen beschaffen müssen, falls Sie das Bild drucken und aufhängen wollen.

Zoom- und Hand-Werkzeug Mit dem Zoom-Werkzeug vergrößern Sie einen beliebigen Bildausschnitt, um eine Detailansicht zu bekommen. Diese Funktion ist nützlich für Retuschen, sowie zur Beurteilung des Bildrauschens und der Bildschärfe. Um in dem vergrößerten Bild zu navigieren, verwenden Sie das Hand-Werkzeug.

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Raw optimal nutzen

Belichtung Ein gewichtiger Grund zur Benutzung des Raw-Formats ist die Möglichkeit, nahezu jede Fehlbelichtung zu korrigieren. Wenn Sie ein JPEG-Foto um eine Blendenstufe über- oder unterbelichten, werden Sie es zwar sehr wahrscheinlich auch noch retten können, aber auf Kosten der Bildqualität. Ein Rad-Bild können Sie aber sogar um mehrere Blendensstufen über- oder unterbelichten und Sie können das Bild nicht nur retten sondern Sie werden die versteckten Details in den Tiefen und Lichtern wieder hervor holen und zusätzlich noch den Kontrast in den Mitteltönen verbessern. Alle Eingriffe, sind reversibel. Es ist wie in den Tagen des Negativfilms: wenn ein Papierabzug misslungen war, konnte man einen Neuen machen, ganz zu schweigen von den zahllosen weiteren Effekten, die sich anbringen ließen, ohne das Original zu beeinflussen. Raw-Dateien sind grundsätzlich „flach“, selbst wenn die Belichtung völlig richtig war. Sie werden den Kontrastregler und die Farbkurven bemühen müssen, um dem Bild Leben einzuhauchen. Die Einstellungen der Schieberegler in ACR wirken sich immer auf das gesamte Bild aus. Wollen Sie hingegen spezifische Bereiche gezielt bearbeiten, müssen Sie das in Photoshop tun, oder den Korrekturpinsel verwenden. Das schöne am Raw-Format ist die enorme Menge an Bildinformation, die zu einem fantastischen Dynamikumfang führt, der beim JPEG-Format

Fehlerbehebung Was bedeuten die blinkenden blauen und roten Bereiche in meinem Bild? Dabei handelt es sich um Warnsignale: die blauen Bereiche zeigen Ihnen, wo Details in den Tiefen verloren gegangen sind, die roten Bereiche zeigen dasselbe für die Lichter. Diese Warnsignale bedeuten, dass der Dynamikbereich die Grenzen des Histogramms überschreitet, sodass Sie die vorhandenen Bilddetails mit ACR wiederherstellen müssen. Um die Warnfunktion zu aktivieren, klicken Sie jeweils auf die beiden Dreiecke links und rechts oben im Histogramm-Fenster. unter den Tisch fällt, weil die entsprechenden Daten gelöscht werden, noch bevor die Datei auf die Speicherkarte geschrieben wird. Da jede kürzere Belichtungsstufe die Lichtmenge der vorherigen Stufe halbiert, wird in den Tiefen nur noch wenig Bildinformation aufgezeichnet. Aus diesem Grund führt die bewusste Überbelichtung eines Rad-Bildes dazu, dass mehr Licht und demzufolge mehr Details aufgezeichnet werden, die erst durch die Anpassung der Belichtung in ACR sichtbar gemacht werden können

1) Eine missratene Belichtung lässt sich in Raw leicht korrigieren. 2) Die Power des Raw-Formats: Der enorme Dynamikumfang bewahrt die Details in Tiefen und Lichtern.

EINSICHTEN DES PROFIS

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„Für mich ist das Raw-Format unverzichtbar. Es gibt mir eine viel bessere Kontrolle über meine Fotos, und ich kann sie so bearbeiten, dass sie genau meinen Vorstellungen entsprechen. Das bedeutet nicht nur einen größeren Kreativitätsspielraum, sondern erleichtert auch die direkte Arbeit mit der Kamera vor Ort, weil die Fehlertoleranz größer ist und ich mich besser auf das Motiv konzentrieren kann. Unter schwierigen Lichtverhältnissen muss ich für das JPEG-Format die Belichtung haargenau einstellen, sonst ist das Foto verdorben. Beim Raw-Format kann ich mir den Luxus leisten, die Feineinstellung der Belichtung erst nach der Aufnahme vorzunehmen. So kann ich mich besser auf die Schärfe und die Bildgestaltung konzentrieren und vorhandene Fehler in der Nachbearbeitung korrigieren. Die Flexibilität des Raw-Formats bietet mir sozusagen ein Sicherheitspolster. Oft lässt sich z. B. der Weißabgleich bei der Aufnahme schwer einschätzen. Hat man den im JPEG-Format vergeigt, ist das Foto unbrauchbar; im Raw-Format dagegen kann man ihn verlustfrei mit einem Mausklick korrigieren."

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TOM CALTON

Tom Calton

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TIPP Um Bildbereiche selektiv anzupassen, können Sie in ACR auch den Korrekturpinsel benutzen. Mit dem Schieberegler im Arbeitsbereich nehmen Sie die gewünschten Einstellungen vor und wenden diese anschließend mit dem Pinsel auf die gewünschten Bildbereiche an. HELEN DIXON

BELICHTUNG / Werkzeuge

BENUTZEROBERFLÄCHE / Grundeinstellungen Der produktivste Programmteil von Adobe Camera Raw: Der Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“ deckt über 90% der erforderlichen Anpassungen an Belichtung und Kontrast ab. 1) BELICHTUNG Bewegen Sie den Schieberegler nach rechts, um die Belichtung zu erhöhen und nach links, um sie abzusenken. Orientieren Sie sich dabei am Histogramm. 2) KONTRAST Ziehen Sie den Regler nach links, um den Kontrast abzusenken und nach rechts, um ihn zu erhöhen. Der Effekt bezieht sich überwiegend auf die Mitteltöne. 3) LICHTER Ziehen Sie den Regler nach links, um Details in den Lichtern hervorzubringen oder nach rechts, um die Lichter aufzuhellen. 4) TIEFEN Ziehen Sie den Regler nach rechts, um die Tiefen aufzuhellen und nach links, um sie abzudunkeln. 5) WEISS Mit diesem Regler verschieben Sie den Grenzwert, ab dem die Lichter abgeschnitten werden. Ziehen Sie ihn nach links, reduzieren Sie die Zahl der Spitzlichter, ziehen Sie ihn nach rechts, können Sie bewusst spektakuläre Spitzlichter im Bild belassen. 6) SCHWARZ Dieser Regler bezieht sich ausschließlich auf reines Schwarz, um dem Bild mehr Tiefe zu geben. Gehen Sie sehr behutsam mit ihm um, sonst verlieren Sie die gerade hervorgeholten Details.

Farbkurve Wenn Sie das Gravitationskurvenwerkzeug in Photoshop kennen, kommen Sie auch mit diesem zurecht. Es ist praktisch dasselbe. Indem Sie die Form der Kurve verändern, beeinflussen Sie den Kontrast im gesamten Tonwertbereich. Mit den Reglern nehmen Sie gezielte Tonwertkorrekturen vor. 1 2 3 4 5 6

Gezielte Anpassung Wenn das Arbeiten mit Reglern ihnen nicht intuitiv genug ist, wählen Sie das Werkzeug „Selektive Anpassung“ aus der oben links befindlichen Werkzeugleiste. Damit können Sie Korrekturen durch Klicken und Ziehen im Bild vornehmen.

Verlaufsfilter Mit diesem Werkzeug ziehen Sie eine Linie durch Ihr Bild um einen Verlauf zu erzeugen, der sich auf die Parameter Belichtung, Kontrast, Helligkeit, Sättigung und Klarheit beziehen kann. Diese Funktion ist sehr gut geeignet, um den Himmel abzudunkeln. RAW 7


Raw optimal nutzen

NACHHER

EIN UNTERBELICHTETES FOTO WIRD MEIST ALS UNBRAUCHBAR ANGESEHEN. DARÜBER KANN SICH PORTRÄTFOTOGRAF DANI DIAMOND NUR WUNDERN, DENN UNTERBELICHTETE PORTRÄTS SIND SEIN MARKENZEICHEN. SEINE AUFNAHMETECHNIK FUNKTIONIERT ABER NUR IM RAW-FORMAT...

PORTRÄTS Dani Diamond „Die Technik meiner Porträtfotografie ist fast dieselbe wie mit einem Blitzgerät: die Umgebung unterbelichten, um das Motiv hervorzuheben. Der Unterschied besteht darin, dass ich nur mit natürlichem Licht arbeite und die gewünschte Belichtung erst manuell in der Nachbearbeitung herbeiführe. So erhalte ich eine ausgewogene Belichtung: Das Motiv hebt sich schön gegen den dunklen Hintergrund ab, und ich kann die Lichter auf der Haut präzise steuern, was sehr wichtig ist. Wenn jemand ein Foto betrachtet, wandert der Blick zuerst automatisch zum hellsten Bildbereich, und das ist auf meinen Porträts immer das Gesicht. „Gutes Licht ist entscheidend für meine Arbeitstechnik“ „Ich suche nach weichem, gerichtetem Licht und drehe das Gesicht der Person in diese Richtung. Ich

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benutze die Mehrfeldmessung und die Zeitautomatik, wobei ich allerdings bis zu einer Stufe negative Belichtungskorrektur einstelle, je nachdem, was die Belichtungsmessung der Kamera ergibt. Dann mache ich ein Testfoto und schaue es mir genau an; wenn ich starke Lichter erkennen kann, stelle ich die Belichtung noch ein wenig dunkler ein. Mein Hauptaugenmerk gilt der Haut, ich möchte Sie eher dunkel abbilden und es sollen darauf keine Reflexionen zu sehen sein. Meine Bilder werden erst durch die Nachbearbeitung lebendig. Das Raw-Format nimmt unglaublich viele Details in den Tiefen auf, die ungleich viel einfacher wieder hervorzuholen sind, als aus Spitzlichtern. Wenn Sie sich meine Porträts anschauen und dann das Gesicht abdecken, werden Sie bemerken, dass der Rest des Fotos immer noch unterbelichtet ist. Doch wenn Sie die Hand wieder wegnehmen, zieht das Gesicht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und das gesamte Bild kommt dem Betrachter völlig korrekt belichtet vor.“

VORHER

Datei bearbeiten „Eine gemeinsame Formel für jedes Bild gibt es nicht. Ich beginne mit der Einstellung des Weißabgleichs und mit den Reglern für die Lichter und für das Weiß verstärke ich die Spitzlichter etwas. Dann hebe ich den Wert für die Klarheit etwas an, exportiere das Bild nach Photoshop und benutze Generationskurven- und die Tonwertkorrektur-Ebenen zum Abwedeln und Nachbelichten, wobei ich mich besonders auf die Konturen des Gesichts konzentriere. All diese Einstellungen nehme ich in kleinen Schritten vor und verteile diese auf mehrere Ebenen. So kann ich die Spitzlichter genau dort setzen, wo ich sie haben will. Auf diese Weise wird die Haut immer heller, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.“

IMAGES: DANI DIAMOND

Nach links belichten


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IMAGES: LEE FROST

Nach rechts belichten

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NACHHER

WENN SIE DIE DETAILS IHRES FOTOS MAXIMIEREN WOLLEN, SOLLTEN SIE SICH DIE ARGUMENTE VON PROFI-LANDSCHAFTSFOTOGRAF LEE FROST ANHÖREN: ER PLÄDIERT FÜR DIE ÜBERBELICHTUNG VON AUFNAHMEN – BEI SEINEN MOTIVEN GENAU DIE RICHTIGE WAHL.

LANDSCHAFTEN Lee Frost „Der Grund, dass man in Raw fotografiert, ist so viele Bilddaten wie möglich zu bekommen, um die Bildqualität optimieren zu können. Ich mache das, indem ich nach rechts belichte. Bei dieser Aufnahmetechnik wird zwar überbelichtet, jedoch ohne die Spitzlichter abzuschneiden. Das funktioniert, weil der Kamerasensor mehr helle als dunkle Farbabstufungen aufnehmen kann. Die Bilder sehen zunächst verwaschen aus, doch mit den Farbtonkurvenreglern von ACR ist das schnell behoben. Für ein „rechtslastiges“ Histogramm erhöhe ich die Belichtung eines Fotos in Drittel-

Blendensstufen, was ich durch positive Belichtungskorrektur erreiche, bis die Spitzlichter beginnen auszubrennen. Wenn man sehr schnell arbeiten muss, hat man nicht immer Zeit dafür, aber wenn doch, kann man damit den maximalen Dynamikumfang des Sensors ausnutzen.“ Das Histogramm auf dem kleinen Kameramonitor richtig zu lesen, ist je nach den Umgebungslichtverhältnissen nicht immer einfach, deshalb sollte man die Spitzlichter-Warnung der Kamera aktivieren. Wenn es auf dem Monitor blinkt, wissen Sie, dass der Dynamikumfang überschritten wurde und Sie die Belichtung etwas zurücknehmen müssen, um keine Bilddaten zu verlieren.“

VORHER

Datei bearbeiten „Jedes Foto muss in einer speziellen RawSoftware bearbeitet werden, damit die korrekte Belichtung herauskommt. Ich beginne mit dem Belichtungsregler oder der Gradationskurve, um die Bildinformation gleichmäßig im Histogramm zu verteilen, wobei ich den Schwerpunkt auf die rechte Seite lege. Sieht das Foto immer noch zu flach aus, bewege ich die Regler für die Lichter und Tiefen, um weitere Details aus diesen extremen Tonwertbereichen hervorzuholen oder den Kontrast weiter zu verstärken. Zum Schluss benutze ich den Dynamikregler in den Grundeinstellungen, um entsättigte Farben zu verstärken und ihnen wieder mehr Leuchtkraft zu geben.“

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Raw optimal nutzen

Farbsteuerung leicht gemacht Die Farben eines Bildes entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. RAWDateien, direkt aus der Kamera und unbearbeitet, sehen meist flach und leblos aus; nach dem Anpassen der Belichtung sollte deshalb immer die Farbwirkung verbessert werden. Der große Vorteil von RAW-Dateien besteht darin, dass die erste und wichtigste Anpassung – nämlich der Weißabgleich – nicht die Bildqualität beeinträchtigt. Außerdem haben Sie bei der Farbbearbeitung von RAW-Dateien im Vergleich zu JPEGs wesentlich mehr Spielraum, ebenfalls ohne Qualitätsverluste. Sie können problemlos die Farbtöne und Farbsättigung für einzelne Bildbereiche individuell anpassen, oder Ihre Raw-Datei in Schwarzweiß konvertieren, indem Sie die Werkzeuge des Arbeitsbereichs HSL/ Graustufen benutzen. Damit können Sie die Leuchtkraft einzelner Töne des Schwarzweißbildes anpassen. Deswegen ist es oft am besten, Ihr Bild bereits im Raw-Stadium nach Schwarzweiß umzuwandeln, anstatt später in Photoshop.

WESENTLICHE WERKZEUGE Farbe HSL/Graustufen HSL ist eine der mächtigsten Funktionen von ACR, wenn es um die Feineinstellung der Farben geht, denn hier können Sie die Töne, Sättigung und Leuchtkraft jeder einzelnen Farbe separat einstellen. Nehmen Sie aber auf jeden Fall zuerst die Weißabgleich-Korrekturen vor, falls nötig.

Gradationskurve Das Gradationskurven-Werkzeug wird eigentlich mehr mit der Belichtung als mit Farben in Verbindung gebracht; dennoch können Sie damit den roten, grünen und blauen Farbkanal anpassen. Klicken Sie im Arbeitsbereich „Gradationskurve“ auf den Reiter „Punkt“, wählen Sie im Feld „Kanal“ den Farbkanal aus, den Sie anpassen möchten, und arbeiten Sie mit den Reglern.

Dynamik und Sättigung Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen den Parametern Sättigung und Dynamik: Sättigung verstärkt alle im Bild existierenden Farben gleichmäßig, während Dynamik ausschließlich die am wenigsten gesättigten Farben verstärkt.

1) Unbearbeitete RAW-Dateien sehen flach und leblos aus; nach dem Anpassen der Belichtung sollte deshalb als Nächstes die Farbwirkung verbessert werden

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Weißabgleich

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Die Einstellung des Weißabgleichs in Adobe Camera Raw ist denkbar einfach, kann aber auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen. Probieren Sie zuerst das Weißabgleich-Menü im Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“: Es enthält alle üblichen Weißabgleich-Voreinstellungen, die Sie von der Kamera kennen. Zusätzlich gibt es die Option „Benutzerdefiniert“, mit der Sie den Weißabgleich mithilfe von zwei Reglern einstellen: ‚Farbtemperatur’ reguliert die Wärme des Fotos, ‚Farbton’ den Grün- oder Magenta-Anteil. Für die zweite Methode müssen Sie einen Bildbereich finden, der ein neutrales Grau oder reines Schwarz bzw. reines Weiß aufweist. Anschließend erfolgt der Weißabgleich einfach durch einen Klick in den betreffenden Bereich

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ARBEITSTECHNIKEN ZUM AUSPROBIEREN

Teiltonung Diese Technik dient der Verbesserung von Schwarzweiß-Fotos. Benutzen Sie im Arbeitsbereich „Teiltonung“ die Regler für Farbton und Sättigung, um den Tiefen und Lichtern Farbe zu verleihen. Eine bewährte Einstellung ist beispielsweise, den Tiefen einen Hauch von Blau zu geben und den Lichtern ein wenig Gelb. Seien Sie dabei sehr behutsam, sonst wirkt der Effekt negativ.

LEE FROST

ROSS HODDINOTT

LEE FROST

Schwarzweiß Die Schwarzweiß-Konvertierung eines Fotos in ACR funktioniert ähnlich wie das Hinzufügen einer Schwarzweiß-Einstellungsebene in Photoshop, wobei Sie in ACR bei Ihren Anpassungen jedoch den Vorteil des größeren Spielraums haben. Klicken Sie im Arbeitsbereich HSL/Graustufen in das Schaltkästchen „In Graustufen konvertieren“ und benutzen Sie die Schieberegler für die Einstellung der unterschiedlichen Grautöne im Bild.

Voreinstellungen Wenn Ihnen das Ergebnis der Änderungen gefällt, können Sie beim nächsten Mal etwas Zeit sparen, indem Sie die Einstellung speichern. Dazu klicken Sie auf den Arbeitsbereich „Vorgaben“, wählen den Menüpunkt „Einstellungen speichern“ und geben im Dialogfeld einen Namen ein. Um die gespeicherte Einstellung wieder zu verwenden, klicken Sie einfach auf „Vorgabe anwenden“. ACR verfügt bereits über zahlreiche Vorgaben zum Ausprobieren.

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MEISTER DER RAW-VERARBEITUNG... IMAGES: LEE FROST

Lee Frost

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BIOGRAPHIE Lee wurde 1966 in Yorkshire geboren. Seine Liebe zur Fotografie und zum Meer entdeckte er als Teenager, nachdem seine Familie nach Devon auf der Halbinsel Cornwall gezogen war. Mit Anfang 20 begann er als Autor für mehrere Fotomagazine zu schreiben, bevor er sich 1992 als Landschafts- und Reisefotograf selbständig machte. Lee ist viel unterwegs, veranstaltet Workshops und Fotoreisen, außerdem fotografiert er für Bildagenturen wie Getty Images und andere. Lee lebt heute im englischen Surrey.

„Als ich mich 2008 auf die Digitalfotografie umstellte, habe ich von Anfang an im Raw-Format geschossen. Die Entscheidung war ganz einfach: Nachdem ich viel Geld in hochkarätige Ausrüstung investiert hatte, wollte ich mit einer Technik arbeiten, die die vorhandenen Möglichkeiten voll ausnutzt – obwohl ich einräume, dass ein JPEG bei maximaler Qualität fast ebenso gut wie eine bearbeitete Raw-Datei sein kann. Ich finde aber, für was man bezahlt hat, das sollte man auch nutzen. Für mich ist das Raw-Format wie die eigenhändige Entwicklung und Belichtung von Filmnegativen und Abzügen, anstatt alles an ein Labor zu schicken und die immer gleichen Papierbilder zu bekommen. Laut einer verbreiteten Meinung – auch unter

SOFTWARE Lees Wahl

Programm der Wahl „Ich benutze Adobe Camera Raw (ACR) in Photoshop und sehe keinen Grund, das zu ändern. Es liefert mir genau die gewünschten Ergebnisse, und da ich inzwischen einen festen Arbeitsablauf habe, sind meine Bilder schnell fertig. Dank des Abo-Modells der Adobe Creative Cloud habe ich immer die neueste Programmversion.“

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1) Raw-Dateien bieten die beste Bildqualität, die Sie mit Ihrer Kamera erreichen können – warum sich also mit weniger zufrieden geben? 2) Adobe Camera Raw kompensiert keine mangelhafte Aufnahmetechnik oder falschen Filtereinsatz, aber das Raw-Format gibt Ihnen mehr Freiheiten.

Fotografen, die es eigentlich besser wissen sollten – ist das Arbeiten mit dem RawFormat kompliziert. Das ist Unsinn, denn man braucht dafür weder spezielle Kenntnisse noch umfangreiche Erfahrung. Ich selbst hatte kaum Erfahrung mit der Digitaltechnik, habe aber problemlos sofort in Raw fotografiert. Tatsächlich ist die Fehlertoleranz des Raw-Formats ja viel größer als beim JPEG, weil alle vom Sensor aufgezeichneten Daten erhalten bleiben und manipuliert werden können, was Belichtungs- und WeißabgleichKorrekturen viel leichter macht. Gerade für Einsteiger bietet das Raw-Format also einen großen Vorteil, denn die machen naturgemäß mehr Fehler als versierte Fotografen. Sie brauchen zwar etwas mehr Zeit am Computer, um Ihre Raw-Dateien zu bearbeiten, aber der Nutzen überwiegt den kleinen Aufwand. Außerdem sind Änderungen an einer Raw-Datei verlustfrei, da die Änderungen erst dauerhaft wirksam werden, wenn Sie die Raw-Datei als JPEG oder 16-Bit-TIFF-Datei speichern. Und selbst dann bleibt die originale Raw-Datei erhalten und kann jederzeit erneut bearbeitet werden, was bei mir oft vorkommt. Es gibt viele erfahrene Fotografen, die für JPEG argumentieren, doch zu meiner Arbeitsweise passt das Raw-Format besser. Deshalb bleibe ich so lange dabei, bis es eines Tages etwas Besseres gibt.“

Lees Raw-Tipps

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Das Raw-Format löst nicht jedes Problem, verlassen Sie sich also nicht vollständig darauf. Ich benutze nach wie vor Graufilter, etwa um den Himmel abzudunkeln, denn wenn die hellsten Bereiche durch Überbelichtung ausbrennen, werden keine Details aufgezeichnet. Wenn Sie die maximale Detailtreue herausholen wollen, bearbeiten Sie dieselbe Datei fünf Mal, jeweils mit den Belichtungseinstellungen -2, -1, 0, +1 und +2. Dann fügen Sie die Einzelbilder mit einer HDR-Software zusammen, etwa mit Nik HDR Efex Pro. Ich belasse den Weißabgleich der Kamera auf „Automatik“, denn so lässt er sich später am leichtesten anpassen. Meistens lässt der automatische Weißabgleich ohnehin nichts zu wünschen übrig. Ich lösche meine Raw-Dateien nie, außer bei groben Belichtungsfehlern. Ich sehe die Dateien vielmehr als Negative, auf die ich jederzeit zurückgreifen kann. Externe Festplatten sind heute so billig, dass die Datenmenge keine Rolle mehr spielt. Wenn Sie das Beste aus beiden Formaten wollen, speichern Sie Ihre Bilder gleichzeitig in JPEG und Raw. So können Sie die JPEGs schnell bearbeiten und sich die Raw-Dateien für später aufheben, wenn Sie mehr Zeit haben.

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Raw optimal nutzen

Raw-Details Dank der enormen Datenmengen in Raw-Dateien können Sie Bilddetails herausarbeiten, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen – ein Potenzial, das mit den heutigen, hochauflösenden Kameras immer besser wird. Zwar können Sie schon bei der Aufnahme für eine hohe Detailtreue sorgen, indem Sie eine niedrige ISOEmpfindlichkeit einstellen und auf korrekte Belichtung achten. Doch erst das RAW-Format garantiert maximale Detailtreue und die vollständige Kontrolle über das Erscheinungsbild Ihrer Fotos. Einer der Vorteile des Raw-Formats ist, dass die Nachbearbeitung verlustfrei ist und ohne Qualitätsverluste rückgängig gemacht werden kann. So kann dieselbe Datei beliebig oft für verschiedene Zwecke bearbeitet werden, z. B. für den Druck oder die Veröffentlichung im Netz. Bei JPEG-Dateien ist das ganz anders, denn je mehr sie manipuliert werden, umso schlechter wird die Bildqualität. Raw-Dateien sind daher unersetzlich, wenn Sie perfekte Schärfe erzielen, Details herausarbeiten und/oder Bildrauschen reduzieren wollen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um die Bildqualität zu steigern und wichtige Entscheidungen bei der Bearbeitung mit ACR selbst zu treffen, anstatt sie der Kamera zu überlassen.

EINSICHTEN DES PROFIS

Ross Hoddinott „Für Naturfotografen besteht ein Nachteil des Raw-Formats darin, verglichen mit dem JPEG-Format, dass aufgrund der bis zu sechs Mal größeren Datenmenge die Serienbildkapazität der Kamera erheblich sinkt. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen, z. B. wenn Sie Tiere in schneller Bewegung auf freier Wildbahn fotografieren wollen. Insgesamt wiegen die Vorteile des Raw-Formats diesen Nachteil dennoch auf, jedenfalls nach meiner persönlichen Erfahrung. Das Raw-Format bietet Ihnen viel mehr Flexibilität und Fehlertoleranz für Korrekturen an den wichtigsten Parametern wie Belichtung, Farbbalance, Farbsättigung und Kontrasten. So können Sie erheblich mehr Details hervorholen, und das ist oft ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg von Naturaufnahmen. Meine Kamera ist deshalb immer auf das Raw-Format eingestellt. In der Nachbearbeitung meiner Bilder nehme ich nur wenige Korrekturen vor, lege aber großen Wert auf das Anpassen der Aufnahmeparameter. Dabei habe ich die beruhigende Gewissheit, dass alle Änderungen verlustfrei sind."

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TIPP Falls Sie von den Vorteilen des Raw-Formats noch nicht überzeugt sind, nehmen Sie Ihre nächsten Bilder in beiden Formaten auf – die Einstellung im Kameramenü ist „Raw+Jpeg“ – und vergleichen Sie. Das Ergebnis wird Sie überzeugen.


Ultimate Guide - Serie Fotografie

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Häufig gestellte Fragen Welchen Workflow und welches Speicherverfahren können Sie empfehlen? Gewöhnen Sie sich an, misslungene Fotos sofort zu löschen, so behalten Sie besser den Überblick und verschwenden keinen Speicherplatz. Die Anschaffung einer externen Festplatte ist empfehlenswert, um die Raw-Dateien zu archivieren. Woran liegt es, wenn Photoshop und Lightroom die Raw-Dateien meiner brandneuen Kamera nicht öffnen können? Da gibt es drei Möglichkeiten: Prüfen Sie, ob es ein kostenfreies Update für Ihre Software gibt. In der Adobe-Welt geschieht dies durch Klicken auf „Hilfe > Aktualisierungen“. Wenn das Update Ihr Problem nicht löst, ist Ihre Software veraltet, und Sie müssen entweder ein Upgrade oder die aktuelle Version kaufen. Wenn Sie Photoshop CC abonnieren, bleibt die Software immer auf dem neuesten Stand. Alternativ können Sie einen DNG-Konverter von Adobe herunterladen und Ihre Dateien in ein spezielles Raw-Format umwandeln, das sich in ACR öffnen lässt, doch dabei können Kamera- und Objektivprofile verloren gehen. IMAGES: ROSS HODDINOTT

WERKZEUGE ZUR DETAILVERBESSERUNG Arbeitsbereich „Detail“ Hier finden Sie in ACR die Werkzeuge zum Nachschärfen und zur Rauschreduzierung. Das Nachschärfen sollte behutsam vorgenommen und immer mit einer Anpassung der Klarheit verbunden werden. Manche bevorzugen das Nachschärfen in Photoshop; die ACR-Werkzeuge sind jedoch ebenso effektiv wie die Unschärfemaske und bieten zudem den Vorteil, dass man alle Änderungen rückgängig machen kann, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen. Durch Einzoomen können Sie die erreichten Effekte genau beurteilen. Falls bei unterbelichteten Aufnahmen oder Langzeitbelichtungen mit hohen ISO-Werten Bildrauschen auftritt, sollte die Rauschreduzierung angewendet werden. Da an heutigen Kameras sehr hohe ISO-Empfindlichkeiten eingestellt werden können, die in der Analogfotografie noch unmöglich waren, kann bei hohen Auflösungen trotzdem Bildrauschen auftreten. Um diesen Effekt in der Nachbearbeitung zu minimieren, verwenden Sie die Regler „Luminanz“ und „Farbe“, vergrößern

Sie die Ansicht auf 200% und kontrollieren Sie den erzielten Effekt. Leider geht jede Rauschreduzierung auf Kosten der Bilddetails, da das Werkzeug das Bild weichzeichnen muss. Hier müssen Sie den besten Kompromiss finden. Mit den Reglern „Detail“ und „Kontrast“ können Sie zwar Details zurückbringen, müssen aber aufpassen, kein erneutes Bildrauschen zu erzeugen.

Klarheit Im Arbeitsbereich „Grundeinstellungen“ finden Sie oben im unteren Abschnitt den Regler „Klarheit“, mit dem Sie die Sichtbarkeit der Details anpassen. Er bezieht sich ausschließlich auf den Kantenkontrast und muss vorsichtig bewegt werden, sonst kommt es zu Halos und Artefakten.

Kann ich die Bearbeitung in Photoshop fortsetzen? Selbstverständlich. Sie können zwar fast alles Notwendige in ACR oder Lightroom erledigen, doch viele Fotografen ziehen die erweiterten Werkzeuge von Photoshop vor, weil sie damit selektiv und mit Ebenenmasken arbeiten können. Wenn Sie mit der Raw-Bearbeitung fertig sind, klicken Sie im Raw-Bearbeitungsfenster einfach auf „Bild öffnen“, um das Bild in Photoshop zu öffnen. Nachdem dort die weitere Bearbeitung erfolgt ist, speichern Sie das fertige Bild als JPEG- oder TIFF-Datei. Wie werden Raw-Dateien nach der Bearbeitung am besten gesichert? Wenn Sie alle gewünschten Änderungen in Photoshop vorgenommen haben, speichern Sie das Endergebnis am besten als 300dpi-JPEG-Datei. So kann das Bild ohne weitere Software auf anderen Computern betrachtet, in hoher Qualität ausgedruckt oder ins Netz übertragen werden. Behalten Sie aber zur Sicherheit auch eine PSD-Datei, falls Sie das Bild später erneut bearbeiten wollen.

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