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„Alle Menschen sind systemrelevant“
Am Freitag, den 13. März, kehrte Axel Strehlitz aus seinem Vietnamurlaub zurück – zwei Tage später musste er seine Läden schließen
Ende Juni habe er einen Fehler gemacht, erzählt Axel Strehlitz, Inhaber des legendären Restaurants „Das Dorf“ und u.a. Mitbetreiber des Klubhauses auf St. Pauli: „Ich habe in einer Exceltabelle den Kontostand aller Firmen, an denen ich beteiligt bin oder die ich leite, vom 15. März mit dem Stand drei Monate später verglichen. Die Differenz hat mir für eine Woche den Schlaf geraubt.“ Unbeirrt davon ergriff Strehlitz mit seinem Team unzählige Maßnahmen, um seinen Läden zumindest halbwegs am Laufen zu halten. „Das Take-away beim Dorf hat nicht funktioniert, denn unsere Atmosphäre gibt es nicht to go. Aber die Leute haben Gutscheine gekauft wie verrückt – unser Dorf hat einfach die besten Gäste der Welt!“, so der Unternehmer. Mit Social Media, Streamings, Filmchen zum Cocktailmixen hielt er in allen Betrieben Kontakt zu seinen Gästen. „Aber natürlich bringt das kaum Geld ein.“ Die ersten Lockerungen nutzte Axel Strehlitz, um die Bürgersteige und Parkplätze zu erobern. „In der Langen Reihe kann man ganz gut sehen, wie unser Zusammenhalt funktioniert: Die „Campus Suite“ nebenan kann unseren Außenbereich tagsüber nutzen, wir übernehmen dann deren Plätze ab 18 Uhr. Außerdem haben wir hier sieben Ladezonen, die eigentlich bis 20 Uhr gesperrt sind. Ich hab Bezirksamtsleiter Falko Droßmann angerufen und gefragt, ob wir Gastronomen die ab 16 Uhr haben können. Es sieht gut aus.“ Eine Sache regt den Gastgeber allerdings nach wie vor auf: „Branchen in wichtig und unwichtig zu unterteilen, das geht gar nicht! Wir brauchen alle Menschen – vom Clown bis zur Krankenpflegerin. Wir sind alle systemrelevant!“
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