Grundinformationen zum Islam und Anregungen zum Umgang mit muslimischen Kindern

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71 den den Kindern während des Lesens Übersetzungen angeboten, weil es primär darum geht, die einzelnen Buchstaben mit den dazugehörenden Vokalisierungen zu sprechen. Dass dabei die Vermittlung von Inhalten verloren geht, beklagen nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die hiesige Politik. Den Islam in Deutschland in deutscher Sprache zu vermitteln, sollte in der Zukunft von hier ausgebildeten Theologen bzw. Islamwissenschaftlern erfolgen. Viele muslimische Familien haben Kontakte zu mindestens einer Moscheegemeinde in ihrer Nähe. Von klein auf werden muslimische Kinder mit dem Leben in einer Großfamilie vertraut gemacht. Die Moscheegemeinde mit ihren Mitgliedern gehört im weitesten Sinne ebenfalls zur „Familie“, da der Gedanke der Brüderlichkeit unter Muslimen noch sehr vorherrschend ist. Zudem besuchen auch einige Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen acht und achtzehn Korankurse oder die Hausaufgabenbetreuung, die von einigen Gemeinden angeboten wird. Auch viele Mütter engagieren sich ehrenamtlich für die Belange der Moschee. So tragen sie Spenden zusammen oder organisieren Wohltätigkeitsbazare oder Ähnliches. Vor allem der männliche Teil der Muslime fühlt die Gemeinschaft während des Freitagsgebets, da die Jungen und Männer dazu verpflichtet sind, das Mittagsgebet am Freitag in der Moschee mit anderen Menschen zu beten. Für die Frauen und Mädchen ist das Gemeinschaftsgebet nicht verpflichtend, dennoch finden einige von ihnen am Freitag den Weg zur Moschee. Vor allem im Fastenmonat Ramadan sind viele Moscheen allabendlich bis auf den letzten Platz gefüllt. Häufig wird bereits in der Moschee das Fasten gebrochen und anschließend ein langes, speziell auf den Ramadan ausgerichtetes Gebet (tarāwīh) in der Gemeinschaft gebetet. Häufig laden die jeweiligen Moscheeverbände auch die nicht-muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zum gemeinsamen Fastenbrechen ein, um den Ramadan und das Fasten vorzustellen. Besonders in dieser allabendlichen geselligen Atmosphäre liegt der Reiz an der umma. Durch das ganztägige Fasten, das darauf folgende Fastenbrechen in der (Groß-) Familie und das anschließende Gemeinschaftsgebet in der Moschee fühlen sich alle Muslime nicht nur einer Gemeinde, sondern auch weltweit miteinander verbunden. Schließlich empfängt mittlerweile jeder muslimische Haushalt die Livebilder aus Mekka in Saudi-Arabien, wo Millionen von Muslimen die kleine Pilgerfahrt (umra) begehen. Der Fastenmonat Ramadan sowie die große Pilgerfahrt nach Mekka enden in muslimischen Ländern mit einem Riesenspektakel: Dem Fest des Fastenbrechens und dem ranghöheren Opferfest. Beide Feste werden fast von allen Muslimen auf dieser Welt zeitgleich gefeiert und stärken damit den Gemeinschaftsgedanken der Muslime. Eines dieser beiden Feste in einem muslimischen Land zu begehen bleibt von vielen Musliminnen und Muslimen ein lang ersehnter Wunsch, weil man dort die Gemeinschaft aller Muslime viel stärker als in der Diaspora spüren kann.


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