
7 minute read
5.3 Fachkommission Tierernährung
Die Fachkommission hat im Berichtszeitraum am 11. November 2021 im virtuellen und am 11. Mai 2022 im hybriden Format getagt.
In der November-Sitzung wurden die Ergebnisse des Projektvorhabens „Untersuchungen zur Verdaulichkeit von Aminosäuren aus Körnerleguminosen unter Berücksichtigung von Bearbeitungsverfahren, der Rationszusammensetzung und tierspezifischen Faktoren beim Broiler (LEGUMI)“ vorgestellt. Das Verbundprojekt der Arbeitsgruppe Professorin Annette Zeyner an der Universität Halle-Wittenberg sowie von Dr. Ulrich Abraham von der BördeKraftkorn-Service GmbH in Gröningen wird vom BMEL gefördert. Dr. Holger Kluth erläuterte die im Fütterungsversuch mit ÖkoBroilern zur Reduzierung/Abreicherung antinutritiver Inhaltsstoffe angewandten Verfahren:
Advertisement
• Schälen zur Reduzierung von Tanninen
• Toasten zur Reduzierung von Trypsininhibitoren
• Vermahlen zur Erhöhung der Aminosäurenverdaulichkeit
• Schälen, Toasten und Vermahlen zur Erhöhung der Aminosäurenverdaulichkeit
Es wurden sowohl Erbsen als auch Lupinen verarbeitet. Als Ergebnis ist zunächst festzuhalten, dass die praecaecale Aminosäurenverdaulichkeit aus nativen Körnerleguminosen beim Öko-Broiler auf hohem bzw. sehr hohem Niveau lag. Durch das Schälen konnte die Verdaulichkeit – deutlicher bei Erbsen als bei Lupinen – erhöht werden. Toasten und anschließendes Schälen war von der Wirkung her uneinheitlich: Bei Lupinen konnte kein Effekt festgestellt werden, während bei Erbsen die bereits sehr hohe Verdaulichkeit reduziert wurde. Die Vermahlung hatte keinen Einfluss beim Einsatz von 2- und 3-mm-Sieben und anschließender Pelletierung. Die tierspezifischen Faktoren wurden zum Berichtszeitpunkt noch geprüft.
Weitere Tagesordnungspunkte der Sitzung waren ein Sachstandsbericht zur GAP nach 2023 (vgl. Kapitel 1.2 „Politik“) und der regelmäßige Austausch zum Markt für Ölsaaten und Ölschrote. Der Teil Tierernährung der „10+10“-Strategie der UFOP wurde im Vorfeld der UFOP-Veröffentlichung abschließend diskutiert. Die beiden Studien aus den Bereichen Produktionsmanagement und Tierernährung wurden im Februar 2022 als UFOP-Schrift „10 % Raps und 10 % Leguminosen auf deutschen Feldern – Szenarien für den Anbau und die Verwertung“ veröffentlicht und stehen unter www.ufop.de/studie22 zum Download zur Verfügung. Die Studien wurden im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt und stießen auf reges Interesse bei den Fachjournalistinnen und -journalisten. In der Sitzung folgten Berichte zu den von der UFOP geförderten Projektvorhaben. In der Frühjahrssitzung stellte Harald Sievers, LFA Mecklenburg-Vorpommern, das Netzwerk LeguNet im Rahmen der BMEL-Eiweißpflanzenstrategie vor. Das seit Januar 2022 laufende neue Demo-Netzwerk für Körnerleguminosen wird vom BMEL gefördert, von der BLE als Projektträger betreut und schließt an die bisherigen Netzwerke Soja, Lupine und Erbse/Bohne an. Während die vorstehenden Netzwerke sehr stark auf den Anbau fokussiert sind, soll das neue Netzwerk stärker auf den Absatz ausgerichtet werden. Harald Sievers koordiniert die Wertschöpfungskette Tierernährung konventionell. Daneben umfasst das zunächst bis Ende 2023 bewilligte Kernprojekt die Koordination der Wertschöpfungsketten Bündelung/Massenströme/Erzeugergemeinschaften (UFOP), Humanernährung konventionell (FH Südwestfalen) und Tierernährung/Humanernährung ökologisch (ÖkoBeratungsGesellschaft). Weitere Verbundpartner sind der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (Koordination) und das FiBL (Wissenstransfer sowie die Öffentlichkeitsarbeit). Zu Redaktionsschluss des UFOP-Berichts wurde eine Projekterweiterung um die Bereiche Anbau und Biodiversität beantragt unter Einbeziehung weiterer Partner aus den Ländern und einer Förderlaufzeit bis Ende 2027.
Aus aktuellem Anlass wurden die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf das Angebot an Eiweißfuttermitteln für die Nutztierhaltung in Deutschland diskutiert. Dem vorausgegangen waren Meldungen verschiedener Marktakteure, dass die GVO-freie Fütterung wegen abgebrochener Lieferketten nicht mehr aufrechtzuerhalten sei. Anhand von aktuellen Daten der AMI und der EU-Kommission zum Anbau 2022 nahm Dr. Manuela Specht eine Einordnung der Rolle der Ukraine als Lieferant von Raps, Sonnenblumen und GVO-freien Sojabohnen vor. Ein Ausfall der Rohstoffe für die GVO-freie Milchviehfütterung sei demnach nicht zu befürchten. Dies gilt insbesondere für GVO-freies Rapsschrot, das aus der Verarbeitung deutscher Ölmühlen stamme. Die ukrainische Rapssaat habe lediglich einen Anteil von etwa 10 % an der gesamten Verarbeitungskapazität deutscher Ölmühlen. Für Sojabohnen der Ernte 2022 ist in der EU eine deutliche Anbauausweitung angekündigt, während weiterhin regelmäßig Lieferungen aus der Ukraine mit Ware der Ernte 2021 erfolgen. Sonnenblumenschrot wiederum stellt keine unverzichtbare Komponente in der Eiweißversorgung für die heimischen Nutztierhaltung dar und ist auch aus anderen Destinationen als der Ukraine und Russland lieferbar. Festzuhalten bleibe daher, dass der Ukrainekrieg zwar in weiten Teilen zur Unterbrechung etablierter Lieferketten geführt habe, dass aber alternative Quellen in ausreichendem Umfang zur Verfügung stünden und sich neue Lieferketten formierten, wobei die Volatilität der Preise hoch ist bei einem insgesamt historisch sehr hohen Preisniveau. Ein zwingender Ausstieg aus der GVO-freien
Fütterung ist im Hinblick auf die Verfügbarkeit entsprechender Futtermittel nicht notwendig.
UFOP-Projektvorhaben
Monitoring Rapsfuttermittel sowie Futtermittel aus Sonnenblumen- und Sojaextraktionsschrot
Projektbetreuung: Bundesarbeitskreis der Fütterungsreferenten der Länder in der DLG, vertreten durch die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt
Nach zehn Jahren des Monitorings von Rapsfuttermitteln wurde das Vorhaben vor dem Hintergrund der Anbauausweitung im Rahmen des Greenings ab 2015 auf Körnerleguminosen fokussiert. Im Jahr 2018 erfolgte eine erneute Umstellung des Monitorings auf Rapsschrot. Anfang 2020 wurden die Untersuchungen auf Sonnenblumenschrot und auf Schrot aus in Deutschland bzw. in Europa angebaute Sojabohnen ausgeweitet. Nachfolgend wird nur auf das Rapsschrot eingegangen.
Voraussetzung für einen hohen Anteil an Rapsschrot im Futter ist eine gleichbleibend hohe Qualität, u. a. ein niedriger Glucosinolatgehalt. Dieser Parameter wurde wie im vergangenen Jahr auch im diesjährigen von der UFOP geförderten Monitoring der Landesfütterungsreferenten gemessen. Da sich der Importanteil an Rapssaat in den letzten Jahren immer weiter erhöht hat, war es wichtig, diesen Wert erneut in den Fokus der Untersuchungen zu stellen. Unter dieser Maßgabe konnten durch die Landesfütterungsreferenten 31 Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft (LKS) Lichtenwalde auf Inhaltsstoffe untersucht werden.
Wie in den vergangenen Jahren zeigte Rapsschrot auch 2021 durchgehend eine gleichmäßig hohe Qualität. Mit einer mittleren Trockenmasse von 89,3 % waren optimale Voraussetzungen für die Lagerung gegeben. Der Rohfasergehalt bewegt sich im Rahmen der Vorjahre bei 12,5 %. Der Fettgehalt lag mit 3,7 % auf dem Niveau der vergangenen Jahre, der Eiweißgehalt mit 32,7 % knapp unter Vorjahrsniveau.
Alles dies hat keine Auswirkungen auf den Energiegehalt, der 2021 mit 6,3 MJNEL/kg RES für das Rind und 9,8 MJME/kg RES für das Schwein im Mittel der Jahre zuvor lag. Der Energiewert für das Geflügel lag mit durchschnittlich 7,5 MJME/kg RES im Bereich der Tabellenwerte. Sowohl die nXP-Werte (216 g/kg RES) als auch die RNB-Werte (18 g/kg RES) trafen die Werte der vergangenen Jahre ziemlich genau.
Der Lysingehalt lag mit 18,9 g/kg RES auf gleicher Höhe wie 2019 und 2020. Bei der Untersuchung auf Mengen- und Spurenelemente zeigte sich auch 2021, dass die tabellierten Werte in etwa erreicht wurden. Der besonders interessante Phosphorgehalt lag in diesem Jahr mit 10,8 g/kg Rapsschrot nahe bei dem Mittelwert des vorhergegangenen Jahres.
Der Glucosinolatwert lag im Mittel bei 8,9 mmol/kg Rapsschrot und damit auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Dabei schwanken die Werte zwischen 1,0 und 12,0 mmol/kg. Nur ein einziger Ausreißer mit knapp 17 mmol/kg RES lag darüber. Im Zuge des Monitorings wurden auch die Angaben der Hersteller/Verkäufer von Rapsschrot in Bezug auf die Rohproteinwerte der verkauften Ware überprüft. Dazu galt es, die Abweichungen der Analysenwerte von den deklarierten Werten festzustellen. Bezieht man die Toleranzen mit ein, haben in 2021 alle Proben die deklarierten Rohproteinwerte eingehalten. Die Auswertung belegt also, dass bei Rationsberechnungen der vom Verkäufer deklarierte Rohproteinwert angesetzt werden kann und sollte.
Die Fachartikel zum UFOP-Monitoring stehen als kostenloser Download unter www.proteinmarkt.de zur Verfügung.
Neues UFOP-Projektvorhaben
Erbsen und Erbsenprodukte in der Hühnermast und Ferkelaufzucht unter besonderer Berücksichtigung der Darmgesundheit
Projektbetreuung: Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Laufzeit: September 2021 bis August 2022
Bekanntermaßen wird die Wirkung von Nahrungs- und Futtermitteln nicht allein von ihrer chemischen Zusammensetzung, sondern auch von ihrer physikalischer Struktur bestimmt. Insofern kommt den Faserbestandteilen eine beträchtliche Bedeutung zu. Daher spielt der Anteil an Nahrungsfasern („Dietary fibre“, d. h. Kohlenhydrate, die nicht durch körpereigene Enzyme im Dünndarm verdaut werden) in der Ration gerade bei monogastrischen Tieren eine große Rolle, da sie die Entwicklung von Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt beeinflusst. So haben Fütterungsversuche mit Körnererbsen (weißblühende Sorten) bei Schweinen und Geflügel gezeigt, dass hohe Futteraufnahmen und auch Leistungen erzielt werden können. Teilweise wurden sogar die mit Sojaprodukten gefütterten Kontrollvarianten übertroffen. Auch Erbsenschalen sind wegen ihrer Gehalte an „Dietary fibre“ interessant. Nahrungsfasern haben positive Effekte auf die tierische Leistung. Erste vielversprechende Ergebnisse zum Einsatz von Erbsenschalen in der Mastschweinefütterung liegen bereits vor.
Im Projekt ist eine systematische Prüfung von Erbsen, Erbsenproteinkonzentraten und Erbsenschalen in der Hühnermast und der Ferkelaufzucht vorgesehen. Durchgeführt werden ein Broilermastversuch und ein Fütterungsversuch mit abgesetzten Ferkeln bei unterschiedlichen Mischungsanteilen der genannten Komponenten. Folgende Fragestellungen sollen geklärt werden:
• Welche Auswirkungen zeigen unterschiedliche Mischungsanteile an Erbsen, Erbsenproteinkonzentrat oder Erbsenschalen in Alleinfuttermischungen für Broiler und abgesetzte Ferkel auf Futteraufnahme, Lebendmasseentwicklung und Futteraufwand pro kg Zuwachs? Wie ist der Schlachtkörperwert von Broilern zu beurteilen?
• Ergeben sich zwischen den Fütterungsvarianten Unterschiede für ausgewählte mikrobiologische und morphologische Merkmale des Darms („Darmgesundheit“)?