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4 UFOP-Fachbeirat

Der UFOP-Fachbeirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Friedt fungiert als direktes Beratungsgremium des UFOP-Vorstandes. Er ist maßgeblich verantwortlich für die Abstimmung, Koordinierung und Zusammenführung der Facharbeit sowie der Projektförderung der UFOP im Rahmen der Fachkommissionen sowie dem UFOP/SFG-Fachausschuss Sortenprüfwesen. Im Juli 2021 hat der Fachbeirat im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung mit dem UFOP-Vorstand über die Herausforderungen in den von der UFOP vertretenen Arbeitsfeldern sowie über die künftige Ausrichtung der Tätigkeit der UFOP-Fachkommissionen beraten. Der Vorsitzende des Fachbeirats stellte in einem Arbeitspapier noch einmal die übergeordneten Aufgaben des Fachbeirats dar wie die Beratung des Vorstands und die Koordination der Arbeit der Fachkommissionen.

Schwerpunkte in der Aussprache waren die Themen auf europäischer Ebene wie der European Green Deal – hier insbesondere die Farm-to-Fork-Strategie – und die Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II). Die Mitglieder der UFOP-Gremien sind sich in der Erwartung einig, dass die geplanten Vorgaben zur Verringerung der Düngemittel- und Pflanzenschutzmittel-Anwendung massive Auswirkungen auf die Produktivität der europäischen Landwirtschaft haben werden. Sowohl im Rapsanbau als auch beim Anbau von Ackerbohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen gibt es bereits heute enorme Herausforderungen, vor allem im Bereich des Pflanzenschutzes. Gründe sind der Wegfall von Altwirkstoffen und die Einengung der verfügbaren Wirkstoffgruppen, mit denen die Entwicklung von Resistenzen bei zahlreichen Rapsschädlingen begünstigt wird. Bei der Überarbeitung der RED II stellt sich sowohl die Frage der zukünftigen Höhe des Anteils der Erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemarkt als auch die nach der Bedeutung der Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse und deren Einsatzbereiche, beispielsweise in landwirtschaftlichen Maschinen.

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Auf nationaler Ebene standen die Ackerbaustrategie des BMEL und die Weiterentwicklung der Eiweißpflanzenstrategie im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden stimmten überein, dass mit dem vom BMEL veröffentlichten Papier zur „Ackerbaustrategie 2035“ eine umfassende Problembeschreibung vorgelegt wurde, in der allerdings die zu erreichenden strategischen Ziele noch fehlten. Dagegen wird durch das Inkrafttreten der neuen Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ab September 2021 und die damit verbundenen zusätzlichen Restriktionen eine weitere Verschlechterung der Voraussetzungen für einen ertragreichen Anbau erwartet. Fortgesetzt wurden die Beratungen der in der Mitgliederversammlung 2019 verabschiedeten „10+10“-Strategie der UFOP. Die Ergebnisse der in den UFOPFachkommissionen Produktionsmanagement und Tierernährung durchgeführten Analyse zu den Potenzialen von Raps und Körnerleguminosen im Anbau und in der Nutztierfütterung wurden von Dr. Manuela Specht und Prof. Dr. Gerhard Bellof vorgestellt. Bei den Untersuchungen im Bereich der Tierfütterung wurden verschiedene Szenarien unterstellt mit einer unterschiedlichen Entwicklung der Tierbestandszahlen. Beide Studien wurden als überaus hilfreich für die Diskussion in den kommenden Monaten beurteilt (siehe auch Kapitel 5.1 und 5.3). Untersuchungen zusammen mit weiteren positiven Sachverhalten verstärkt in die Politik hinein transportieren und so für eine Unterstützung der Sektoren Ölpflanzen und Eiweißpflanzen werben wird. Raps und Körnerleguminosen lockern getreidereiche Fruchtfolgen auf und sind als tragende Blattfrüchte für den Ackerbau in Deutschland unverzichtbar. Körnerleguminosen haben sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt, verfügen aber noch über erhebliche Wachstumspotenziale. Der grundsätzlich hohe Stellenwert der UFOP-Kulturen liegt vor allem in ihrem Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität im Ackerbau und damit in der angestrebten Erweiterung von Fruchtfolgen begründet. Daher müssen die künftigen Rahmenbedingungen für den Ackerbau – insbesondere beim Pflanzenschutz – so gestaltet werden, dass der Anbau von Raps und Körnerleguminosen weitergeführt und auch ausgeweitet werden kann.

Ackerbohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen – sowie zukünftig auch Raps – gehören als Quellen für hochwertiges Protein als Rohstoff sowie als Zutat für Lebensmittel zu den wesentlichen Säulen eines stärker pflanzenbasierten Ernährungssystems, ganz im Sinne der in der Farm-to-ForkStrategie der EU-Kommission formulierten Zielrichtung. Dass diese Entwicklung bereits im Gange ist, zeigt sich auch an der wachsenden Bedeutung veganer Produkte – oft auf Basis von Körnerleguminosen und entsprechenden Proteinisolaten – im Lebensmitteleinzelhandel (vgl. Kapitel 2 „Ernährung“).

Die von Deutschland festgelegten Klimaschutzziele sowie die im Green Deal angestrebte Klimaneutralität der EU sind ohne die konsequente Nutzung der Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse wie Raps, Getreide oder Zuckerrüben nicht zu erreichen. Diese wichtige Rolle bei der notwendigen Verkehrswende weg von fossilen Treibstoffen spiegelte sich auch bei den finalen Verhandlungen zur nationalen Umsetzung der RED II im Deutschen Bundestag wider, mit der diesen Biokraftstoffen eine klare Perspektive bis 2030 eingeräumt wurde (vgl. Kapitel 3 „Biokraftstoffe & Co.“).

Weiterhin haben sich Fachbeirat und Vorstand der UFOP eingehend mit der Entwicklung der Projektförderung des Verbandes in den vergangenen Jahren befasst. Vor allem im Bereich des Produktionsmanagements Öl- und Proteinpflanzen ist eine Entwicklung hin zu Vorhaben mit hochkomplexen Fragestellungen und einem Anstieg des notwendigen Fördervolumens festzuhalten, sodass sich die Zahl der geförderten Projektvorhaben deutlich verringert hat. Im Bereich Humanernährung ist es in den vergangenen Jahren umfangreich gelungen, die Bearbeitung von UFOP-relevanten Fragestellungen über eine Fördermittelbeteilung des Verbandes an Drittmittelprojekten bei Förderträgern des Bundes sicherzustellen. Damit konnten die UFOP-Fördermittel potenziert werden. Daher ist dieser Förderansatz auch als Modell in den anderen Fachkommissionen zu prüfen. Die deutliche Veränderung der Projektförderung in einigen Bereichen wird zum Anlass genommen, über eine mögliche Anpassung der Struktur der UFOP-Fachkommissionen und eine weitere Fokussierung der ausschließlich aus UFOPMitteln finanzierten Projektvorhaben zu diskutieren. Diese Fragestellungen werden im Fachbeirat weiterführend beraten und in die UFOP-Fachkommissionsarbeit hineingetragen.

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