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Das Kundenmagazin von BDO

TEMPO

M OTO RR A D FA H RE R DO M I N I Q U E A EG E RT E R U N D T REU H Ä N D E RI N SANDR A RUFLI LIEBEN DEN TEMPOR AUSCH

ANPASSUNGEN IM STEUERRECHT WERDEN IMMER SCHNELLER EINGEBRACHT IM GESPR ÄCH MIT ADRIAN HUG, DIREK TOR DER EIDGENÖSSISCHEN S T E U E R V E R WA LT U N G

ZEITDRUCK IM MESSE- UND EVENTBAU DIE ANDREAS MESSERLI AG WILL SICH VON DER MASSE ABHEBEN

Prüfung • Treuhand • Beratung


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Das Kundenmagazin von BDO

TEMPO

m oto rr A d fA h re r do m I n I q u e A eG e rt e r u n d t reu h ä n d e rI n sAndr A ruflI lIeben den tempor Ausch

ANPASSUNGEN IM STEUERRECHT WERDEN IMMER SCHNELLER EINGEBRACHT Im Gespr äch mIt AdrIAn huG, dIrek tor der eIdGenössIschen

S C H W E R P U N K T-T H E M A Wenn ein Motorradrennfahrer mit Tempo 250 oder der TGV sogar mit 350 km/h durch die Landschaft flitzt, so ist das Sinnbild unserer Gegenwart. Alles geht nur noch schnell und schneller. Auf der Strasse, in der Wirtschaft oder auch im Sport: Vielfach zählt nur das Tempo. Wir befassen uns in dieser Ausgabe mit dem Thema Tempo und Beschleunigung in seinen vielen Facetten.

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KISTLER GROUP Die Kistler Group befindet sich seit einem halben Jahrhundert im Wachstum. Was ist das Erfolgsrezept dieser Firma, die Megatrends besetzt und als globaler Marktführer agiert? Ein Gespräch.

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BUSINESS-SOF T WARE Die Beschleunigung im Bereich der Business-Software stellt Entwickler und Treuhänder vor die immer gleiche Herausforderung: die Bewältigung zunehmender Komplexität bei gleichzeitiger Vereinfachung des Angebots für den Kunden. Ein Gespräch in und über Wolken.

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STIMME AUS BERN Ständerat Konrad Graber über Geschwindigkeit in der Politik.

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MENSCHEN IM BERUF Der eine macht sein Hobby zum Beruf, die andere sucht im Hobby den Ausgleich zum Beruf. Eine unterhaltsame ZOOM-Serie. In dieser Ausgabe: Der Motorradrennfahrer Dominique Aegerter und BDO Treuhänderin Sandra Rufli.

s t e u e r v e r wA lt u n G

ZEITDRUCK IM MESSE- UND EVENTBAU dIe AndreAs messerlI AG wIll sIch von der mAsse Abheben

prüfung • treuhand • beratung

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J U V E N T W I N D PA RK Seit 18 Jahren wird auf den Jurahöhen Windenergie produziert. Die JUVENT SA generiert mit 16 Windturbinen jährlich über 40 Millionen Kilowattstunden Strom.

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DAS ZOOM-GESPRÄCH Der Zürcher Steuerspezialist Adrian Hug ist seit Anfang April Direktor der Eidgenössischen Steuerverwaltung. Er spricht über ein einfacheres Steuersystem, E-Government und über das Tempo, das bei der Anpassung im Steuerrecht angewendet wird.

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BLICKPUNKT Der BDO Steuertag in Luzern stand ganz im Zeichen von goldenen Steuerkälbern.

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MESSEBAU Die Andreas Messerli AG ist eines der führenden Unternehmen in der Schweiz und in Europa, die im Messe- und Eventbau tätig sind.

Impressum: ZOOM 2/2013, Kundenmagazin von BDO Herausgeber: BDO AG, Direktion Schweiz, Marketing, Biberiststrasse 16, 4501 Solothurn, Tel. 032 624 62 21, www.bdo.ch Redaktion: DEJO-Press, Joseph Weibel, Solothurn Fotografi e: Bernhard Strahm Layout: Pomcany’s Marketing AG, Solothurn/ Zürich Druck: VogtSchild Druck AG, Derendingen Das Kundenmagazin von BDO erscheint 3-mal pro Jahr. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. BDO ist Mitglied der Treuhand

Kammer

PERFOR MANCE

neutral Drucksache No. 01-13-160827 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership


EDITORIAL Werner Schiesser CEO BDO AG

Schnell und schneller Als am 7. August 1847 die Spanisch-Brötli Bahn zum ersten Mal von Zürich nach Baden geschickt wurde, warnten Ärzte vor psychischen Schäden bei den Passagieren als Folge der hohen Geschwindigkeit. Die dampfbetriebene Lokomotive benötigte für die Strecke von 20 Kilometern 47 Minuten ... Das Thema Geschwindigkeit dominiert uns heute in jeder Lebenslage und beschert uns auch immer schnellere Transportmittel. Ein Beispiel sind die Bundesbahnen. Die Fahrt von Zürich nach Bern dauert zum Beispiel 56 Minuten. Selbst ohne Stau und Baustellen auf der A1 lässt sich diese Strecke auf der Strasse unmöglich in dieser Zeit bewältigen. Noch schneller geht es mit dem TGV: die Fahrt von Zürich nach Paris dauert exakt vier Stunden und drei Minuten – zum Teil flitzt der Train à Grande Vitesse mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 350 km/h durch die Landschaft. Bei den Autos – die theoretisch auch immer schneller fahren könnten – wird für viel befahrene Strecken eine Geschwindigkeitsreduktion auf 80 bis 100 km/h diskutiert, weil bei dieser Geschwindigkeit am meisten Verkehr bewältigt werden könne. Entschleunigung zur Beschleunigung, sozusagen. Mit viel Tempo zu und her geht es manchmal abseits

der Strassen, wie Sie in dieser Ausgabe im Interview mit Sandra Rufli und Motorradrennfahrer Dominique Aegerter nachlesen können! Auch die wirtschaftlichen Prozesse sind eindeutig von einer Zunahme der Geschwindigkeit betroffen. Stellvertretend seien zwei traditionelle, für die Schweiz wichtige Bereiche genannt: das Bankgeschäft und die Stromwirtschaft. Die Banken erleben das Schleifen des Bankgeheimnisses durch starke ausländische Kräfte innert weniger Jahre. Sie müssen sich neu ausrichten und ihre Prozesse und Kostenstrukturen neu finden. Auch die über viele Jahre sehr erfolgreiche Stromwirtschaft sieht ihr rentables Modell am Ende: Über Nacht wurde Wasser mit günstigem Atomstrom in die Pumpspeicherwerke gepumpt und am nächsten Tag über die Mittagszeit zu Höchstpreisen wieder in Strom gewandelt und verkauft. Heute gibt es zwar in absoluten Zahlen erst sehr wenig Strom aus Sonnen- und Windenergie. Die Sonnenenergie fällt aber über die Mittagszeit an, wenn die höchsten Preise erzielt werden können, und die Windenergie fällt an, wenn es Petrus passt. Neu geht es darum, überschüssigen Strom um die Mittagszeit oder in einer Windperiode zu nutzen, um die Pumpspeicherwer-

ke zu füllen und diese als Reserve für die nächste Schlechtwetterperiode bereitzuhalten. Einen Einblick in die Windenergie Jura finden Sie in dieser ZOOM-Ausgabe. Wenn in der Wirtschaft fundamentale Veränderungen innert kürzester Zeit bewältigt werden müssen, ist auch der Gesetzgeber gefordert. Zum einen ist bei den Parlamentariern der Wille spürbar, diesem Tempo zu folgen. Zum andern ist nicht zu übersehen, dass sich eine hohe Geschwindigkeit im Gesetzgebungsprozess negativ auf die Qualität auswirkt. Der höchste Steuerverwalter der Schweiz, Adrian Hug, und Ständerat Konrad Graber äussern sich zu Gesetzgebungsprojekten auf Bundesstufe. In der Gastronomie heisst die Antwort auf die Beschleunigung «slow food» – gute, naturnahe Produkte werden schonend und qualitativ authentisch zubereitet. Dem Gesetzgeber wäre ein «slow law» zu wünschen. Doch dafür wäre auch eine vorausschauende Wirtschaft und Gesellschaft nötig. Und das bleibt wohl Wunschdenken.

Werner Schiesser

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J U V E N T W I N D PA R K

ZUBAURATEN BEI WINDENERGIEPARKS BEWEGEN SICH VON MODERAT BIS

Nach der Nuklearkatastrophe vor zwei Jahren im japanischen Fukushima wurden die Diskussionen über die künftige Energieversorgung in der Schweiz neu lanciert. Fossile Energie soll weitgehend von erneuerbaren Energieträgern abgelöst werden. Dazu gehört auch die Windenergienutzung. Seit 1995 wird auf den Jurahöhen Windenergie durch die JUVENT SA produziert. Ein Gespräch mit Dr. Jakob Vollenweider, Geschäftsführer der JUVENT SA.

Hat Ihr Unternehmen gegen diese unbefriedigende Situation etwas unternommen? Mit dem Ziel, die nun in der Tat eingetretene Blockade im Windenergiebereich verhindern zu helfen, hat die JUVENT zusammen mit der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz bereits im Jahr 2008 die Behörden, Anlageplaner und Investoren aufgerufen, für eine zweckmässige, energetisch sinnvolle und landschaftlich geeignete Windkraftnutzung zu sorgen und einer Übernutzung von Landschaftsräumen entgegenzuwirken. Es ist sehr bedauerlich, dass diesem Aufruf nicht mehr Beachtung geschenkt wurde. Im vorgängig beschriebenen adversen Umfeld vermag die Windenergie leider kaum einen grösseren Beitrag zur Energiestrategie 2050 des Bundes zu leisten.

JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (BILDER)

Einerseits sollen bis 2020 jährlich 600 GWh Strom mit Windenergie produziert werden, andererseits weht der Windenergie buchstäblich rauer Wind entgegen. Ist die Zielvorgabe von 600 GWh bei unseren meteorologischen Verhältnissen überhaupt realistisch? Dr. Jakob Vollenweider: Nein, diese Zielvorgabe von 600 GWh pro Jahr bis ins Jahr 2020 ist unrealistisch. Das Windaufkommen in der Schweiz, das durchaus vergleichbar ist mit anderen Binnenstandorten z.B. in Deutschland, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist vielmehr, dass mit der Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) – ganz speziell im Windenergiebereich – falsche Anreize gesetzt wurden. Es wurden in der Folge zahlreiche, rein spekulative Phantom-Windenergieprojekte entwickelt, die das ganze KEV-System blockierten und die Allgemeinheit in Bezug auf die Windenergie zutiefst verunsicherten. Der Bau von neuen Windenergieanlagen ist damit nahezu zu einem Stillstand gekommen. Im Jahr 2012 wurde noch gerade eine Windenergie-Gesamtleistung von knapp 4 Megawatt (entsprechend einer jährlichen Produktionskapazität von ca. 8 GWh) zugebaut. Die bestehende jährliche Produktionskapazität von 88 GWh plus der Zubau bis ins Jahr 2020 von 8 x 8 GWh ergibt 232 GWh – nicht 600 GWh.

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Sie schreiben auf Ihrer Website, dass es 700 Turbinen bräuchte, um alleine die Stromproduktion des Atomkraftwerks Mühleberg zu kompensieren. Richtig. Dazu kommt, dass mit 700 Windturbinen die Produktion des Kernkraftwerks Mühleberg bloss im Jahressaldo ausgeglichen werden kann. Die bedarfsgerechte Aufbereitung des fluktuierenden Windstroms braucht zusätzliche Infrastruktur (elektrisches Netz plus Reserveproduktionskapazitäten). Welche Standorte in der Schweiz eignen sich besonders für die Windenergie? Hauptsächlich (aber nicht ausschliesslich) der Jurabogen, der sich durch ein meist gutes Windaufkommen auszeichnet Was ist sonst noch von entscheidender Bedeutung für eine optimale Nutzung der Windenergie? Die erwähnte geeignete Grundkonstellation kann nur genutzt werden durch erfahrene und verantwortungsvolle Projektentwickler. In diesem Punkt wurde in den letzten Jahren leider sehr viel Schaden angerichtet. Zurück blieb verbrannte Erde.

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RASANT

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J U V E N T W I N D PA R K

Kurzporträt

Dr. Jakob Vollenweider Geboren 1957, verheiratet, 3 Kinder, wohnhaft in Hünibach am Thunersee. Verbringt seine Freizeit entsprechend gerne zu Hause mit Familie und Freunden. Schulen in Bern. Ingenieurstudium in Zürich und USA. Beruflich in den Themen Energie, speziell erneuerbare Energien, Ökologie, Unternehmensentwicklung und Innovation tätig, 1987– 1995 bei der Sulzer AG in Winterthur und seit 1995 bei der BKW Energie AG (BKW) in Bern. Dort namentlich auch Geschäftsführer der Tochterunternehmung JUVENT SA, die das grösste Windkraftwerk der Schweiz betreibt. Nachdem er 1995 die knappe Frage seines damaligen Chefs «Verstehen Sie etwas von Aerodynamik?» mit Ja beantwortet hatte, Beauftragung mit der Projektleitung für den Bau des Windkraftwerks, wo er sich mit dem faszinierenden Zusammenspiel zwischen Natur und Technik sowie mit dem manchmal herausfordernden Zusammenspiel zwischen Politik, Öffentlichkeits- und Grundeigentümerinteressen, Recht und Finanzen befassen durfte.

Alleine schon unsere Landressourcen sind beschränkt. Ist es deshalb denkbar, dass sich auch geeignete Standorte im Flachland befi nden? Wie realistisch wäre ein Betrieb, wenn theoretisch und praktisch auch im Flachland eine ausreichende Produktion sichergestellt werden könnte? Das etwas geringere Windaufkommen im Flachland spielt eine untergeordnete Rolle. Das Hauptproblem liegt wie gesagt in der herrschenden Verunsicherung und der damit verbundenen Blockade, welche die Schweiz fl ächendeckend betrifft. Sind die politischen Hürden in der Windpark-Frage hoch und welche Erfahrungen haben Sie bei Vernehmlassungen für neue Projekte auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene? In einem Klima der allgemeinen Verunsicherung in der Windenergiefrage ist es nachvollziehbar, dass Behörden generell etwas zurückhaltend bei der Entscheidungsfindung sind. Besonders schwierig gestalten sich derzeit die Bemühungen, die erforderlichen Zustimmungen der zuständigen Bundesstellen einzuholen. Häufig gelingt es erst nach mehrfachen Interventionen, Stellungnahmen zu erhalten. Es mutet seltsam an, wenn der Bund selber Verfahren verzögert, obwohl er ja eigentlich die neuen erneuerbaren Energien fördern möchte. Wie entwickelt sich die Erzeugung von Windenergie in Europa gemeinhin? Die Zubauraten schwanken im europäischen Mittel in den letzten 20 Jahren immer zwischen moderat und rasant. Das heisst, im langjährigen Mittel sind sie gut (viel höher als in der Schweiz).

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In der Nordsee zum Beispiel bestehen riesige Windparks. Ist es denkbar, dass die Schweiz Windenergie importieren muss? Oder anders gefragt: Wie hoch ist die Gefahr, dass der innenpolitische Widerstand so gross ist, dass die Schweiz dadurch mehrheitlich teurere Energie importieren muss? Ein solches Szenario ist möglich. Derzeit wird übrigens kein Windstrom in die Schweiz importiert. Schweizer Investoren sehen in den erworbenen Windparks im Ausland primär eine Geldanlage. Tendenziell wird die Importabhängigkeit der Schweiz von ausländischem Strom – aus was für Produktionsquellen auch immer – zunehmen. Windenergie wurde bereits vor Fukushima produziert. Im kleinen Masse auch in der Schweiz. Besteht nun nicht die Gefahr, dass die Thematik mit einer zu hohen Kadenz weiterverfolgt wird und dadurch die Gegner noch verstärkt auf den Plan ruft? Ja, diese Gefahr besteht. Die Gegner der Windenergieförderung führen vor allem Landschafts- und Naturschutzargumente ins Feld. Sind diese Sorgen begründet? Wenn die Projektentwickler nicht mit der nötigen Erfahrung und Sorgfalt ans Werk gehen (wie in letzter Vergangenheit leider häufig geschehen), dann sind viele Sorgen aus Landschafts- und Naturschutzkreisen tatsächlich nicht ganz unbegründet. Gibt es noch andere Gründe, die gegen die Windenergieförderung sprechen? Fördermodelle – nicht nur im Windenergiebereich – bergen immer ein gewisses Risiko, dass Ressourcen fehlalloziert werden und dass sie weniger effizient sind als Marktmodelle. Dies spricht nicht per se gegen Fördermodelle, aber dafür, dass dieser Punkt bei der Einführung eines Fördermodells speziell beachtet werden muss.

JUVENT SA

Fakten und Zahlen Standort

St. Imier

1995

Gründung durch BKW Energie AG, die Industriellen Werke Basel, die AEW Energie AG, die Electricité Neuchâteloise und die Société des Forces Electriques de la Goule.

1996

Inbetriebnahme von drei 600-kW-Windturbinen.

1997

Die JUVENT SA heisst ihren allerersten Windstromkunden willkommen: Bundesrat Adolf Ogi.

1998

Anschaffung einer weiteren Windturbine.

2001/04/09 Weiterer Ausbau des Windparks auf insgesamt 16 Windturbinen. Leistung

Bei einer maximalen Leistung von 23 660 Kilowatt (kW) können bei durchschnittlichen Windverhältnissen pro Jahr über 40 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt werden.


Muss man im Zuge der neuen Energiepolitik gemeinhin mit höheren Energiekosten rechnen – vor allem weil die Produktion mit fossiler Energie nach Möglichkeit einmal ganz ausgeschlossen werden soll? Ja. Kann man eine mögliche Erhöhung nach heutigen Erkenntnissen bereits beziffern (prozentual)? Es gibt dazu eine Reihe von Studien, deren Resultate aber selbstverständlich immer von den getroffenen Annahmen abhängen. Wo werden Windkraftanlagen hergestellt? Aus logistischen Gründen werden Windkraftanlagen vermehrt in den Ländern hergestellt, wo sie dann auch tatsächlich aufgestellt werden. Diese Produktionsstätten gehören meist zu globalen Windturbinenkonzernen, die ihren Hauptsitz häufig in Dänemark, Deutschland oder China haben. Was kostet eine solche Anlage und wie hoch ist die Lebenserwartung? Eine 2-MW-Windturbine kostet rund drei Millionen Franken. Dazu kommen zusätzlich rund zwei Millionen Franken für Fundamente, Strassen, elektrische Netzeinbindung, Montage usw., sodass am Schluss mit einer Investition von jeweils rund fünf Millionen Franken gerechnet werden muss. Die Lebenserwartung beläuft sich auf 20 Jahre oder mehr.

So funktionierts Ein Windkraftwerk besteht aus vier Hauptkomponenten: Fundament, Turm, Gondel und Rotorblätter. Bei den neusten JUVENT-Windturbinen mit einer Leistung von 2 MW ist die Gondel 95 Meter über dem Boden montiert. Sie wird immer genau in den Wind gedreht, damit die Energie des Windes optimal genutzt werden kann. Auch die Anstellwinkel der Rotorblätter werden automatisch der Windstärke angepasst. Die Gondel enthält die maschinellen Einrichtungen, um die Bewegungsenergie des Windes in elektrischen Strom umzuwandeln. Die 45 Meter langen Rotorblätter der neuesten Turbinen auf dem Mont-Crosin beginnen ab einer Windgeschwindigkeit von circa 7 km/h zu drehen; ab 14 km/h kann Strom produziert werden, wobei die Rotorgeschwindigkeit 9 bis 15 Umdrehungen pro Minute beträgt. Bei sehr starkem Wind biegen sich Rotorblätter entsprechend stark und kommen so in die Nähe des Turms. Um eine Turmberührung zu verhindern, wird die Anlage bei Windgeschwindigkeiten über 90 km/h automatisch gestoppt. Bild: BKW, Bern

Die Juvent AG, eine Tochtergesellschaft der BKW, besteht seit 1995. Was sind die nächsten Meilensteine, nachdem bereits 16 Turbinen im Jura in Betrieb sind? Wir sind derzeit im Begriff, die vier ältesten Windturbinen durch vier Windturbinen der neusten Generation zu ersetzen, also ein Repowering durchzuführen.

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ADRIAN HUG, DIREKTOR DER EIDGENÖSSISCHEN STEUERVERWALTUNG (ESTV)

HEUTE HERRSCHT ZWISCHEN BUND UND KANTONEN

TIEFES VERTRAUEN Adrian Hug, neuer Direktor der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV), über ein einfacheres Steuersystem, E-Government, die Steuermoral der Schweizer und ein einheitliches Steuersystem in den Kantonen, ohne aber den Steuerwettbewerb zu vernachlässigen. ZOOM hat mit dem 56-jährigen Zürcher Steuerspezialisten gesprochen.

grosse Anstrengungen. Heute kann sich eine mehrwertsteuerpflichtige Firma bereits online anmelden. In einem nächsten Schritt soll auch die Einreichung der Abrechnung über das Internet möglich sein. Das Ziel ist, dass die Mehrwertsteuerabrechnung bis zur Rechnungsstellung über eine einzige Online-Schnittstelle erledigt werden kann. Noch sind wir nicht am Ziel, aber ich bin von der Wichtigkeit und Richtigkeit dieses Wegs überzeugt. Bei der Quellenbesteuerung streben wir übrigens ein ähnliches System an. Das Unternehmen erhält dadurch eine Entlastung, weil die Abrechnung weitgehend automatisiert wird.

JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)

Herr Hug, bezahlen Sie gerne Steuern? Adrian Hug: Ich bezahle gerne Steuern, auch wenn diese Rechnung jeweils den höchsten Ausgabeposten im Jahr widerspiegelt. Auch für meine Begriffe dürfte der Betrag etwas tiefer sein (schmunzelt). Aber ich erhalte ja für meinen Obolus auch einen entsprechenden Gegenwert. Nach Ihrer Wahl letzten Dezember offenbarte man Ihnen viele Baustellen, die Sie beim Antritt antreffen würden. Ein Dauerbrenner sind Anpassungen im Steuerrecht, die in einem immer rascheren Tempo eingebracht werden, und die Sie dann möglichst schnell umsetzen sollten. Haben Sie von diesem Wind schon etwas gespürt? Es ist unser Auftrag und unser Anliegen, bei Gesetzesänderungen für einen raschen Vollzug zu sorgen. Wenn uns das gelingt, so können wir damit zusätzlichen administrativen Aufwand verhindern. Betroffen sind dabei natürlich die Unternehmen, die ihre verschiedenen EDVProgramme anpassen müssen. Weniger direkt betroffen sind natürliche Steuerzahlende. Bei Privatpersonen geht es in erster Linie um eine gute Information. Wir von der Steuerbehörde versuchen, den Steuerzahler mit Leitfäden und Broschüren beim Ausfüllen optimal zu unterstützen. E-Government ist auch für den Staat längst kein Fremdwort mehr. Der Einsatz von digitalen Informations- und Kommunikationstechniken fi ndet schon länger auch auf kommunaler Ebene statt. Wie gehen Sie diese Herausforderung bei der ESTV an? Die Steuerveranlagung ist heute extrem IT-lastig geworden. Wir unternehmen deshalb in diesem Bereich gerade bei der Mehrwertsteuer

Nicht jede Dienstleistung wird in der Praxis auch genutzt. Stellen Sie fest, dass Firmen E-Government wahrnehmen und auch anwenden? Im Steuerbereich nutzen bereits viele Privatpersonen die Möglichkeit der elektronischen Steuererklärung. Wie sehr sich diese E-Government-Dienstleistung auch bei den KMU durchsetzt, hängt primär davon ab, wie stark das Angebot im Treuhandbereich Zuspruch findet und auch in der Praxis umgesetzt wird. Der eine oder andere Unternehmer wird aber zweifellos zuerst die Rechnung machen, ob er unmittelbar dem Trend folgen will und seine IT erneuert oder aber nach gut schweizerischem Rezept noch zuwartet. Wir suchen jedenfalls und unabhängig davon regelmässig das Gespräch mit Treuhandverbänden, damit wir nicht Gefahr laufen, am Steuerzahler vorbei zu diskutieren. Ein ganz anderes Thema. Vor allem auf internationaler Ebene werden immer wieder neue Delikte von Steuersündern aufgedeckt. Was gilt in der Schweiz auf Steuerebene noch als «Kavaliersdelikt» und was als Betrug? Die Steuergesetze kennen kein «Kavaliersdelikt». Entweder ist eine Steuererklärung korrekt, oder sie ist es nicht. Eine Buchhaltung ist von Gesetzes wegen eine Urkunde. Wer nun der Steuerbehörde wissentlich eine falsche Buchhaltung übergibt, begeht eine Urkundenfälschung, und damit Steuerbetrug. Die Hürde zum Steuerbetrug wird also sehr rasch überschritten, auch wenn die Schweizerische Rechtsordnung im Bereich der Buchhaltungsregeln sehr liberal ist. Aufgrund der neuen Geldwäscherei-Standards wird in der laufenden Revision des Steuerstrafrechts der Begriff des Steuerbetrugs ausgeweitet. Auch eine Steuerhinterziehung, die die Voraussetzungen der Arglist erfüllt, wie sie beim normalen Betrugstatbestand gelten, führt zu einer Anklage wegen Steuerbetrugs.

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Fakten und Zahlen In der Schweiz bezahlen fast 5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner direkte Bundessteuer. Die Mehrwertsteuer entrichten über 300 000 Unternehmen. Die Eidgenössische Steuerverwaltung verarbeitet jährlich 1,3 Millionen Abrechnungen, stellt 350 000 Mehrwertsteuer-Mahnungen zu und bearbeitet 40 000 Fragebogen zur Abklärung der Mehrwertsteuerpflicht. Jährlich werden 16 000 Kontrollen bei Betrieben durchgeführt. Der Bund nahm 2011 64,2 Milliarden Franken an Steuern ein, die ESTV 47,6 Milliarden. Davon 21,7 Milliarden Franken Mehrwertsteuer, 17,9 Milliarden direkte Bundessteuer, 4,9 Milliarden Verrechnungssteuer, 2,9 Milliarden Stempelabgaben und 0,16 Milliarden Wehrpflichtersatzabgabe. 2011 nahm die ESTV 23 Milliarden Franken Verrechnungssteuer ein, erstattete 19 Milliarden gesetzesbedingt zurück und zahlte 8,7 Milliarden an Mehrwertsteuereingängen zurück. Die ESTV, 1915 als «Abteilung Kriegssteuerverwaltung» gegründet, beschäftigt heute knapp 1000 Personen, verteilt auf zwei Hauptabteilungen und ein halbes Dutzend weitere Organisationseinheiten. www.estv.amin.ch

Treuhänder sind dazu angehalten, die Buchhaltung einer Firma korrekt und gesetzeskonform zu führen. Hat das Treuhandgeschäft bei der Steuerbehörde einen guten Ruf? Wir sind uns sehr wohl bewusst, wie viel Arbeit uns Treuhänder mit Beratungen und Vorabklärungen abnehmen. Wir haben ein sehr grosses Interesse, dass Firmen ihre Treuhandgeschäfte – sei es im eigenen Betrieb oder extern – in professionelle Hände legen.

Als wie gut empfi nden Sie die Steuermoral von uns Schweize rinnen und Schweizern? Die Beantwortung dieser Frage hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vom Umfang der nicht aufgedeckten Steuerhinterziehung haben wir natürlich keine Kenntnis. Wir können die Grössenordnung nur abschätzen. Ich gehe aber davon aus, dass der überwiegende Teil an falschen Steuerdeklarationen ohne Absicht geschieht. Im Zweifelsfall wird aber sicher eher zugunsten des eigenen Portemonnaies entschieden. Dass wir daneben immer wieder auch echt kriminelles Steuerverhalten in der Schweiz verfolgen, ist aber bekannt. Trotzdem kann ich Ihre Frage klar beantworten: Ja, die Steuermoral der Schweizerinnen und Schweizer ist nach wie vor gut. Wir lesen im Porträt der ESTV: «Zur Entwicklung des Steuerrechts beitragen». Was heisst das? Es gibt viele Arbeitsgruppen, die sich beim Bund mit der Zukunft des Steuerrechts befassen. Dazu gehört beispielsweise die ökologische Steuerreform. Nach heutigem System wird unsere Arbeit, also das Salär, stark besteuert; der Energieverbrauch dagegen eher schwach. Deshalb stellt sich die Frage: Wäre das Gegenteil nicht gescheiter? Auch die Familienbesteuerung ist ein Dauerbrenner. Wir kommen nicht umhin, uns mit den zunehmend komplexeren Lebensformen auseinanderzusetzen. Der Familienbegriff wird heute weiter gefasst als früher. Für uns heisst das, wir müssen auf der steuerlichen Seite adäquate Antworten geben. Sie sind gute drei Monate im Amt. Was würden Sie sich jetzt und heute wünschen, wenn Ihnen die gute Fee erschiene? Eine Flat Rate Tax zum Beispiel? Ich bin kein Freund von einem Einheitstarif im Steuerrecht. Aber eine Vereinfachung des Steuersystems wünsche ich mir natürlich schon. Doch in der Praxis passiert vielfach das Gegenteil. Wir komplizieren das System mit immer neuen Abzugsmöglichkeiten und unzähligen Varianten. Dies sorgt für komplizierte Abläufe und eine gewisse Unübersicht-

Adrian Hug: «Die Steuermoral der Schweizerinnen und Schweizer ist nach wie vor gut.»

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lichkeit. Zum Beispiel bei der beruflichen Vorsorge. Ein normales KMU kann das heute bestehende, komplizierte Regelwerk schlicht nicht mehr nachvollziehen. Eine generelle Vereinfachung im Steuerrecht ist mein dringlichster Wunsch. Ausserdem wäre es mir ein Anliegen, dass die Anzahl Mitarbeitender in der ESTV adäquat zur immer höher werdenden Zahl an Einwohnern und Unternehmen in unserem Land mitwächst. Nur so können wir die uns übertragenen Aufgaben in hoher Qualität erfüllen.

«Wir haben ein grosses Interesse, dass Firmen ihre Treuhandgeschäfte in professionelle Hände legen.»

Wie funktioniert die Schnittstelle zwischen Bund und Kantonen? Die Zusammenarbeit hat sich in den letzten zehn Jahren stark verbessert. Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich war Chef der städtischen Steuerverwaltung Zürich und zuletzt der Steuerverwaltung des Kantons Zürich. Im Bereich der direkten Steuern gibt es heute keine Gesetzesänderung mehr, die ohne Absprache mit den kantonalen Experten eingeführt wird. Heute herrscht zwischen den beiden Instanzen ein tiefes Vertrauen. Würden Sie ein einheitliches Steuersystem, bei dem bei der Besteuerung mit gleichen Ellen gemessen wird, befürworten? Ich bin ein strenger Verfechter des Steuerwettbewerbs und der Meinung, dass dank diesem System in allen Kantonen mit den Finanzen sehr haushälterisch umgegangen wird. Wenn die Steuern überall gleich hoch sind, wird man eher mit der grossen Kelle anrichten, weil die finanzielle Grosszügigkeit ja keine Auswirkungen auf die Höhe des Steuerfusses hat. In vielen kleinen Kantonen ist die umsichtige Steuerpolitik zu einem Treiber für wirtschaftlichen Aufschwung geworden. Auf der anderen Seite brauchen wir in unserem Land mit Kantonen, die schon von ihrer Topografie her in ihrem Spielraum stark eingeschränkt sind, auch den Finanzausgleich – ein hervorragendes Instrument. Im Bereich der formellen Steuerharmonisierung können wir uns jedoch noch steigern. Es ist wichtig, dass alle Kantone bei der Erhebung dieselben Spielregeln anwenden. Heben wir uns steuerlich immer noch klar von unseren Nachbarländern ab? Bei uns ist die direkte Steuerlast nach wie vor sehr tief. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass immer mehr indirekte Steuern anfallen, und dadurch sind auch wir nicht mehr im Paradies. Hingegen ist unsere Mehrwertbesteuerung nach wie vor unerreicht tief. International wird oft gefordert, dass prozentual der Anteil der direkten Steuern ab- und der Anteil indirekter Steuern in der Schweiz eher zunehmen sollte. Aber diese Entscheidung müssen bekanntlich andere treffen. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen als Direktor der Eidgenössischen Steuerverwaltung nach der noch relativ kurzen Amtszeit? Das hohe Engagement und Fachwissen der Mitarbeitenden haben mich sehr beeindruckt. Ich staune auch über das unglaublich hohe Tempo, das bei der Gesetzgebung an den Tag gelegt wird; und darüber, was der Bund fähig zu leisten ist im Umgang mit Anträgen, Wünschen und Anregungen. Und er ist trotz des zunehmenden Drucks vom Ausland in der Lage, darauf mit gesetzgeberischen Massnahmen zu reagieren. Das hat mich sehr beeindruckt, aber auch sehr gefordert. Haben Sie bereits Änderungswünsche? Meine Wunschliste umfasst gegenwärtig 50 bis 100 Punkte (schmunzelt erneut). Es handelt sich aber um Kleinigkeiten. Ich denke, dass wir in den nächsten zehn Jahren vor allem in den Online-Anwendungen gefordert werden. Darauf richte ich meinen Fokus.

«Ich bin kein Freund von einem Einheitstarif im Steuerrecht.»

«Ich bin ein strenger Verfechter des Steuerwettbewerbs.»

Kurzporträt

Adrian Hug Der Bundesrat ernannte den Zürcher Adrian Hug Mitte Dezember 2012 zum neuen Direktor der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV). Hug nahm sein neues Amt Anfang April dieses Jahres auf. Adrian Hug blickt auf eine langjährige Laufbahn im Steuerumfeld sowie in der öffentlichen Verwaltung zurück. Er schloss sein Studium der Rechtswissenschaften als Rechtsanwalt ab und übte danach verschiedene Funktionen im Steueramt des Kantons Zürich aus. 2001 übernahm Hug die Leitung des Steueramts der Stadt Zürich, bevor er 2007 zum Chef des kantonalen Steueramtes ernannt wurde. Adrian Hug kennt somit die Arbeit an der Schnittstelle von Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft aus nächster Nähe. Der neue ESTV-Direktor ist 56-jährig, lebt mit seiner Partnerin in Oerlikon und betreibt mit dem Amateur-Theater ein intensives Hobby.

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BLICKPUNKT

BDO STEUERTAG 2013

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Der 6. BDO Steuertag am 28. März 2013 im Verkehrshaus in Luzern stand im Zeichen von goldenen Steuerkälbern. 520 Personen kamen in den Genuss von spannenden Referaten und einer packenden Diskussion rund um das Tagungsthema «Tanz um goldene Steuerkälber – ein Kuscheltanz oder Rock’n’Roll?». Die BDO Steuerexperten gaben im Duett- Referat einen umfassenden Einblick in die Themen «Eigenmietwert», «Abzüge im Steuerrecht», «Bankgeheimnis» und «Pauschalbesteuerung». Zum Podium eingeladen waren Pascale Bruderer Wyss, Ständerätin Kanton Aargau, This Jenny, Ständerat Kanton Glarus und Marcel Schwerzmann, Regierungsrat und Finanzdirektor Kanton Luzern. Gekonnt und mit viel Geschick, mehrheitlich parteipolitisch unabhängig, diskutierten sie engagiert über die Sachthemen. Gewohnt souverän moderierte Franz Fischlin die Veranstaltung. Matthias Kunz, alias Walter B. Grünspan begleitete pointiert und humorvoll durch das Programm. Der 6. BDO Steuertag war ein grosser Erfolg und hat einmal mehr bewiesen: Steuern sind spannend, interessant – und wurden uns in diesem Jahr auch noch besonders unterhaltsam erklärt. Der 7. Steuertag findet am 1. April 2014 in Luzern statt.

Erich Ettlin, BDO AG, spannende Ausführungen zu Steuer-Themen

Heinz Vogel, BDO AG, begrüsst rund 520 Gäste zum 6. BDO Steuertag Ständerat This Jenny sorgte mit seinen klaren Statements für heitere Stimmung

Ständerätin Pascale Bruderer Wyss engagiert in angeregter Podiumsdiskussion

Regierungsrat Marcel Schwerzmann: kompetente Ausführungen zu Steuern, Politik und Finanzen

Franz Frischlin moderierte in gewohnt humorvoller Art

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MESSEBAU

VOM TERMINDRUCK IM EVENT- UND MESSEBAU

ZEITDRUCK? KEIN GRUND, NICHT PERFEKT ZU SEIN Wer andere begeistert, muss selber begeistert sein, liest man auf der Website der Messerli Group, einer Holding-Gesellschaft, die acht Firmen 端berdacht. Eine davon ist die Andreas Messerli AG in Wetzikon. Ein Profi im Event- und Messebau, der von sich sagen kann, Termine immer einzuhalten. SABINE SCHMID (TEX T), ZVG (FOTOS)

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Messestand 1: Auf scheinbar schwebenden Handlingtablets sehen Produkteneuheiten besonders chic aus. Und ein überdimensionales, von der Decke hängendes «U» setzt die gleichnamige Produktelinie sowohl optisch wie auch wörtlich gekonnt in Szene, überall viel edles Weiss, kombiniert mit beigen, violetten und braunen Quadersesseln in der Bar – Zeit für einen Nespresso, an der IFA in Berlin, der bedeutendsten Messe für Consumer Electronics. Der Spezialist für Kapselkaffee präsentiert sich hier auf einer Gesamtfläche von 840 Quadratmetern auf zwei Stockwerken. Für Idee, Konzept, Projektleitung, Material, Standherstellung und Standaufbau dieser sowie zahlreicher weiterer Messestände zeichnet die Messerli AG in Wetzikon verantwortlich. Der 120-Mann-Betrieb ist national und international ein führender Messebauer und mischt auch im Bereich Event-Services ganz vorne mit. Und nur schon ein kurzer Blick ins Kundenportfolio (SBB, Swisscom, Victorinox, UBS, Volvo, Wenger, Bobst Group) lässt vermuten, dass hier wahre Profis am Werk sind. Messestand 2: An der Ispo 2013 in München, der internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode, symbolisieren weisse Schneemassen einen Lawinenabgang. Sie rücken das Schwerpunktthema «Avalanche Safety» ins Rampenlicht. Verschiedene Themeninseln ziehen den Fokus auf weitere Saison-Highlights und die knallrote Bar lädt zur kurzen Auszeit. Es ist die perfekte Inszenierung des Schweizer Bergsport- und Outdoor-Spezialisten Mammut. Profis, die in Wetzikon stets neue Ideen «ausbrüten» und massgeschneiderten Markenwelten ein perfektes Aussehen verleihen. Profis, die gleichzeitig auch Trendsetter sind und mit offenen Augen durchs

Die Messerli Group ist eine Holding-Gesellschaft mit acht Partnerfirmen, die sich als Kompetenzzentrum für die Kommunikation im Raum etabliert hat. www.messerligroup.com Die Andreas Messerli AG ist eines der führenden Unternehmen in der Schweiz und in Europa, das im Messe- und Eventbau tätig ist und mit rund 120 Mitarbeitenden in Wetzikon (ZH) ansässig ist. www.messerli3d.com

Leben gehen. Kreative Leute, die ein Gespür für die Wünsche und Ideen des Kunden aufbringen und so kalkulieren, dass der Messetraum auch in das entsprechende Budget passt. Oder wie es Geschäftsinhaber Andreas Messerli formuliert: «Wir erarbeiten das richtige Konzept für den richtigen Kunden.» Logistische Meisterleistungen Und das ist eine grosse Herausforderung, aber bei Weitem nicht die einzige. «Eine ebenso grosse Herausforderung ist die Logistik», erklärt Messerli, «und zwar geht es darum, das richtige Produkt, in der richtigen Qualität, am richtigen Ort zu haben.» Dabei spiele der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Geht die Messe auf, muss der Stand fertig sein, bis ins letzte Detail perfekt inszeniert –Terminverlängerungen liegen nie drin. Und das bedeutet auch: Überstunden und Wochenendeinsätze – natürlich stets unter Einhaltung der geltenden Arbeitsvorschriften und Gesetze. «An unregelmässige Arbeitszeiten muss man sich erst gewöh-

Andreas Messerli, Geschäftsinhaber der Andreas Messerli AG und Chairman der Messerli Group: «Es geht immer darum, unsere Kunden von der Masse abzuheben, und das ist jeden Tag eine grosse Herausforderung.»

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MESSEBAU

nen», erklärt Andreas Messerli. Ein 9-to-5-Job, wie die Amerikaner sagen, sei das nicht. Und entweder gehen die Leute nach drei Monaten wieder, weil sie sagen: «So nicht.» Oder sie bleiben ein Leben lang. Bei Messerli haben Mitarbeitende Jahresarbeitszeiten, man setzt auf Selbstkompetenz und Selbstverantwortung, auf Enthusiasmus und Professionalität – und zwar auf der ganzen Linie. Know-how bündeln und gemeinsam vermarkten Was Messerli fordert, wird einem potenziellen Mitarbeitenden auch auf der Jobseite deutlich gemacht: «Sind Sie besser als gut?» Denn gut allein reicht nicht, um Marktführer zu sein. Und so arbeitet auch die Andreas Messerli AG mit verschiedenen Experten zusammen, unter anderem mit sieben Partnerfirmen, die sich 2012 zur Holdinggesellschaft Messerli Group zusammengeschlossen haben. Seither kann sich die Holding als «Kompetenzzentrum für Kommunikation im Raum» vermarkten und mit dem gebündelten Know-how von acht Firmen am Markt auftreten. Die Messerli Group ist spezialisiert auf die dreidimensionale Inszenierung von Marken und Firmen. «Und die findet überall statt: nicht nur an Messen und Events, sondern auch an Roadshows, beim Produktlaunch, im Laden, an Ausstellungen oder bei Veranstaltungen», erklärt Andreas Messerli, der gleichzeitig als Chairman der Holding visiert. Kurz: Die Messerli Group realisiert unverwechselbare Erlebniswel-

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ten, die Marken und Unternehmen emotional fass- und erlebbar machen. Und dafür bringen acht Partnerfirmen ein tiefes Marken- und Marketingverständnis mit, viel Erfahrung, Kreativität, handwerkliches Können, aber auch organisatorisches und logistisches Know-how – vor allem aber sehr viel Herzblut: «Denn wer andere begeistern will, muss auch selbst begeistert bei der Sache sein.»

Messestände sind temporäre Installationen, die modular aufbaubar und teilweise auch mehrjährig verwendbar sind. Aufgebaut in veränderten Formationen kann die Andreas Messerli AG damit komplett neue Erlebniswelten schaffen und gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft leisten.


Zusammenarbeit Messerli – BDO «BDO AG erbringt für die Messerli Gruppe hauptsächlich Revisionsdienstleistungen und leistet sporadisch Hilfestellungen in steuerlichen Fragen. 1993 fand eine erste Treuhandberatung durch BDO statt. Intensiviert wurde die Zusammenarbeit ab 1997 und sie zeichnet sich seither durch eine grosse gegenseitige Flexibilität aus.» Urs Schmidheiny, BDO AG, Wetzikon

AVO-Session 2012 in Basel Das Mobiliar von Messeständen ist einerseits Mietmobiliar aus dem Besitz der Andreas Messerli AG, andererseits sind es Anschaffungen, die die Andreas Messerli AG auf Wunsch des Kunden tätigt und bei sich einlagert – in einem von mehreren Lagerräumen im Raum Zürich zum Beispiel, wo man einen Teil der grossartig inszenierten Messestände wieder in ihre Einzelteile zerlegt fi ndet.

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ERFOLGSGESCHICHTE

Roger Willi, CFO der Kistler Group: «Heute bewegen wir uns in 28 Ländern in einer globalen Struktur.»

MIT

BESTÄNDIGKEIT IN DEN MEGATRENDS 18

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Was ist das Erfolgsrezept einer Firma, die sich seit mehr als 50 Jahren in stetigem Wachstum befi ndet, die Megatrends besetzt und als globaler Marktführer agiert? Ein Gespräch mit Roger Willi, Chief Financial Officer der Kistler Gruppe. JONAS DUNKEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)

Der Terminus «Megatrend» stammt aus der Zukunftsforschung. Er definiert langfristige Transformationsprozesse, die über einen Zeitraum von Jahrzehnten beobachtbar sind. Die Kistler Gruppe, Weltmarktführerin für dynamische Messtechnik, bewegt sich seit mehr als 50 Jahren in Megatrends: Reduktion von Emissionen bei Fahrzeugmotoren, Sicherheit bei Fahrzeugcrashes und Prozessüberwachungen. Kistler bietet seinen Kunden Gesamtpakete an: Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Sensorik, Elektronik und Systemen für die Messung von Druck, Kraft, Beschleunigung und Drehmoment. In der Motorenentwicklung hilft die Kistler-Messtechnik, den Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffemissionen zu senken. Gleichzeitig ermöglicht Kistler eine Optimierung der Motorenleistungen. Die Messtechnik von Kistler wird auch in der Formel 1 angewendet: Sämtliche Formel-1-Hersteller haben Kistler-Sensoren im Einsatz. Der zweite Einsatzbereich von Kistler ist die Prozessoptimierung im Industriebereich, wo Sensoren in der Prozessüberwachung angewendet werden und zu einer Steigerung der Effizienz von Produktionsprozessen führen. Im Medizinalbereich zum Beispiel werden Sensoren von Kistler bei der Prozessoptimierung und Qualitätssicherung der Herstellung von Insulinspritzen angewendet. Wir haben Roger Willi, den Chief Financial Officer, in den Räumlichkeiten der Kistler Gruppe in Winterthur getroffen.

Herr Willi, Kistler bewegt sich seit Jahrzehnten in sogenannten Megatrends und weist ein stetiges Wachstum auf. Hat es in den letzten Jahrzehnten auch mal Diskontinuitäten gegeben? Sicher spürten wir auch Konjunkturabschwächungen wie im Jahr 2009. Das hat aber einzig dazu geführt, dass Aufträge aufgeschoben wurden. Diskontinuitäten auf dem Markt haben sich für uns zuweilen sogar positiv ausgewirkt. Zum Beispiel der Elchtest: Als Mercedes die A-Klasse getestet hat und das Auto umgekippt ist, hat das im Bereich Fahrzeugsicherheit zu einem grossen Boom von Messrädern geführt, wo wir Marktführer sind. Wo Crash- und Slalomtests durchgeführt werden, kann man das Fahrzeugverhalten dank unserer Technologie messen. Unsere Sensoren befinden sich in jedem Dummy drin (lebensgrosse Puppen, die bei Unfalltests eingesetzt werden, Anm. d. Red.). Sind dem gesunden Firmenwachstum auch Grenzen gesetzt? Wir würden unser organisches Wachstum von durchschnittlich 8–10% als gesund bezeichnen, denn so können wir Personal und Produktion planen. Wenn das Wachstum stärker wäre, müssten wir riskieren, dass wir mit unseren Strukturen nicht mehr mithalten können. Wie hat sich die Struktur Ihres Unternehmens bis hin zum globalen Marktplayer verändert? Früher hatten wir eine sehr dezentrale Struktur mit «autonomen Landesfürsten» in allen Ländern. Heute sind wir in 28 Ländern mit eigenen Gesellschaften vertreten und bewegen uns in einer globalen Struktur. Wir haben einen Labormarkt und einen Industriemarkt und wir organisieren den ganzen Vertrieb nach Divisionen. Das ist eine grosse Veränderung. Als Chief Financial Officer sind Sie in der Konzernleitung ver treten. Welches sind die Führungsgrundsätze bei Kistler? Wir möchten resultatorientiert führen und dabei eine Vorbildfunktion einnehmen. Wir wollen halten, was wir versprechen. Wichtig ist uns auch die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden.

« WAS UNSERE MITARBEITER ANTREIBT, IST DIE FASZINATION AN DER TECHNOLOGIE. WIR VERSUCHEN IMMER DIE BESTEN ZU SEIN »

Gemäss Ihren Angaben fliessen über zehn Prozent des jährlichen Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Wie viel investieren Sie in die Weiterbildung Ihres Personals? Wir haben hier in Winterthur ein eigenes Trainingscenter, wo wir unsere Leute, auch aus dem Ausland, führungsmässig oder auch technisch weiterbilden. Wir führen aber auch Weiterbildungen vor Ort durch. Diese Woche ist zum Beispiel ein Meeting für unsere lokalen Ingenieure in Shanghai. Es ist uns ein Anliegen, dass wir laufend einen guten Mix haben an erfahrenen Fachkräften und Hochschulabsolventen. Das bringt immer wieder frisches Blut und Innovation in die Firma rein. Wir messen nicht nur dynamische Prozesse, wir versuchen auch in personeller Hinsicht dynamisch zu bleiben. Eine gewisse Fluktuation darf da schon sein.

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ERFOLGSGESCHICHTE

Wie wirkt sich die Marktführerschaft auf die tägliche Arbeit aus, als Ansporn oder Bürde? Was unsere Mitarbeitenden antreibt, ist die Faszination an der Technologie. Wir versuchen immer die Besten zu sein. Zum Glück sind wir nicht die Einzigen auf dem Markt, denn Mitbewerber treiben uns ebenfalls an, Spitzenresultate zu erzielen. In der Formel-1-Motorenentwicklung beispielsweise messen wir uns mit weiteren Anbietern.

Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, wo Ihre Messtechnik angewendet wird? Wenn Sie durch den Gotthard fahren, messen unsere Sensoren das Gewicht der 40-Tonnen-Lastwagen, damit sie die Strassen nicht kaputt machen. Bei uns ist das jetzt weniger ein Thema, aber in den Entwicklungsländern schon. In Indien zum Beispiel fahren die LKWs mit 60 statt 40 Tonnen herum.

Welche Bedeutung nimmt die Formel 1 für Kistler ein? Die Formel 1 ist interessant, denn sie gibt den Takt vor in der Motorenentwicklung der Automobilindustrie. Das Know-how aus der Formel 1 wird auch bei der Optimierung von PW-Motoren verwendet.

Zurück zur Entwicklung der letzten Jahrzehnte: Hat die Geschwindigkeit der Veränderungen in den letzten Jahren zugenommen? Ja, ich glaube schon. Gerade in der Automobilindustrie sind die Entwicklungszyklen viel kürzer geworden. Das hat auch dazu geführt, dass sich die Bedürfnisse der Kunden verändert haben und dass wir schneller auf die veränderten Marktbedürfnisse reagieren müssen. Auf der anderen Seite ist natürlich auch die Herausforderung gestiegen.

Kistler und BDO Die Kistler Gruppe, eine eigentümergeführte Familiengesellschaft mit weltweit über 1200 Mitarbeitenden, wird seit 2005 von BDO betreut. BDO prüft die Jahresrechnungen der Kistler Holding AG und der Kistler Instrumente AG sowie die Konzernrechnung. Die Gruppe ist weltweit in rund 28 Ländern tätig, wobei BDO in einzelnen Ländern auch Partner der dortigen Tochtergesellschaft ist. Der Hauptstandort bzw. das Stammhaus befindet sich in Winterthur. Albert Bamert/Gilbert Darmstädter, BDO AG, Zürich

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Auf Ihrer Website geben Sie Innovation als Schlüsselfaktor an. Innovation bedeutet aber lediglich die «Einführung von etwas Neuem». Kann das alleine schon genügen oder braucht es als Marktführer auch den nötigen Mut zum Risiko? Innovation passiert nicht automatisch und zufällig. Wir haben eine Technologiestrategie, die zehn Jahre vorausdenkt. Auf der anderen Seite sind wir eine Familienfirma, haben eine sehr gesunde Finanzierungsbasis und können es uns leisten, langfristig zu investieren. Wir können uns also auch leisten, ein gewisses Risiko einzugehen. Was bezeichnen Sie als Erfolgsrezept von Kistler? Ich glaube, es ist eine Kombination aus der bodenständigen, langfristigen Orientierung eines gut finanzierten Familienunternehmens und der Tatsache, dass wir Technologieführer sind, uns nahe beim Kunden bewegen und versuchen, das Kundenbedürfnis zu verstehen.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Welche Herausforderungen kommen auf Kistler zu? Für die Sicherstellung der Marktposition sind für uns das qualifizierte Fachpersonal und die Rekrutierung von Spitzenkräften wichtig. Je mehr Spitzenkräfte wir haben, die langfristig denken, desto eher können wir technologisch mithalten. Deshalb investieren wir viel ins Personalmarketing und in die Personalförderung. Was würden Sie, aufgrund von Ihren Erfahrungen, einem Jungunternehmer mit auf den Weg geben, der jetzt am Anfang steht? Ich glaube, dass er erst mal eine Vision braucht, viel Durchhaltevermögen und den notwendigen Unternehmergeist. Es braucht die Faszination für ein Produkt und ein langfristiges Denken.

« INNOVATION PASSIERT NICHT AUTOMATISCH UND ZUFÄLLIG. WIR HABEN EINE TECHNOLOGIESTRATEGIE, DIE ZEHN JAHRE VORAUSDENKT »

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R O U N D TA B L E

GESCHWINDIGKEIT UND BESCHLEUNIGUNG IN DER ENTWICKLUNG VON BUSINESS-SOFTWARE

EIN GESPRÄCH IN UND ÜBER

WOLKEN

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der Software. Andererseits tragen die Vertriebspartner zur Beschleunigung bei, indem sie die Produkte möglichst schnell und unkompliziert einführen möchten. Diese Bedürfnisse gilt es zu befriedigen, womit auch die Erwartungen wachsen. Der steigende Druck manifestiert sich auch in der Entwicklungsabteilung von ABACUS, beobachtet Thomas Köberl: «Bei den DOS-Versionen hat eine einzelne Person an einem Entwicklungsprojekt gearbeitet. Heute stehen ganze Entwicklungsteams hinter einem Projekt.»

Die Beschleunigung im Bereich der Business-Software stellt Entwickler und Treuhänder vor die gleiche Herausforderung: die Bewältigung zunehmender Komplexität bei gleichzeitiger Vereinfachung des Angebots für den Kunden. Wie verändert Geschwindigkeit die Rolle und die Arbeit von Entwickler, Treu-

«Den Markt antizipieren» Die Beschleunigung führt dazu, dass sich der Produkteentwickler Daniel Senn nicht mehr damit begnügen kann, auf die Vorkommnisse auf dem Markt zu reagieren. «Man muss die Entwicklungen auf dem Markt antizipieren», sagt er. «Heute müssen wir wissen, was wir in zwei bis drei Jahren benötigen.» Die Entwicklung eines neuen Produktes ist nicht an einem einzigen Tag abgeschlossen. Bis eine Software umgeschrieben ist, sind mehrere Jahre einzuplanen. Um diesen Vorgang zu veranschaulichen, verwendet Daniel Senn Tablets als Beispiel. «Wir haben mit Tablet-Software schon angefangen, als in unserem Umfeld noch niemand davon gesprochen hat. Wenn wir nicht so früh damit angefangen hätten, wären wir jetzt hoffnungslos zu spät.» Die Funktionalität der Tablet-Software steht exemplarisch für die zunehmende Beschleunigung. «Entscheidend ist die Flexibilität des Kunden, damit er überall auf seine Daten zugreifen kann und dem Berater von BDO massgeschneiderte Daten zur Verfügung stehen, wenn er beim Kunden ist», fügt Daniel Senn an. Dank der Software kann man Rapporte und Services direkt auf dem Tablet eingeben. Er veranschaulicht die Bedeutung der Pad-Software mit einem Beispiel aus der Praxis: «Wir haben einen Kunden, der für die europaweite Tankstellenwartung 600 bis 700 Pads im Einsatz haben wird. Zu solchen Aufträgen kommt man nur noch, wenn man die entsprechende Software zur Verfügung stellen kann.»

händer und Berater? Ein Rundtisch-Gespräch mit Vertretern von BDO und des Software-Entwicklers ABACUS. JONAS DUNKEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)

Wir sitzen im 35. Stockwerk des Zürcher Prime Towers. Dicke weisse Wolken ziehen am Fenster vorüber. Im Innern des Turms stecken Exponenten von BDO und von Software-Hersteller ABACUS die Köpfe zusammen. Sie sprechen über Ursachen und Auswirkungen der technologischen Beschleunigung. Die Szenerie trägt eine metaphorische Dimension in sich, denn es ist ein Gespräch in Wolken über Wolken – über Clouds, um genau zu sein. Der Druck steigt, die Zeit wird knapp ABACUS hat in den letzten knapp drei Jahrzehnten insgesamt dreimal eine grundlegend neue Software-Generation für ihre Kunden auf den Markt gebracht. Zuerst eine DOS-Version und 1994 eine WindowsVersion. 2006 wurden die Arbeiten an der Internetversion in Angriff genommen. Die Geschwindigkeit in der Entwicklung der jeweiligen Software-Generation ist exponentiell gestiegen. Ursachen für die Beschleunigung sind einerseits das steigende Bedürfnis der Kunden nach mehr Funktionalität bei gleichzeitig höherer Einfachheit und Flexibilität

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R O U N D TA B L E

Mehr Selbstständigkeit, weniger Komplexität Heute wird die Software immer seltener beim Kunden vor Ort installiert, sondern auf einem Server, der sogenannten Cloud. Hier kann sich der Kunde einmieten und seine Daten verwalten. Innerhalb der Software wird dem Kunden ein massgeschneidertes Paket mit individueller Benutzeroberfläche angeboten. Daniel Senn erklärt, warum die Cloud für die Entwickler eine grosse Herausforderung darstellt: «Im Gegensatz zu ERP-Systemen von Grossfirmen (Enterprise Resource Planning Software) ist die Cloud ein Massengeschäft, und ein Massengeschäft muss ganz anders funktionieren, da andere Prozesse gefragt sind. Die Cloud muss einfacher und schneller verfügbar sein, und das erzeugt bei uns den Druck, die Entwicklung zu beschleunigen. ERP-Einführungen dauern heute immer noch Wochen. Diese Fülle an Informationen auf eine den individuellen Bedürfnissen angepasste Lösung herunterzubrechen, das ist eine der Herausforderungen, mit der wir uns schon lange beschäftigen.» Die Cloud als Datenspeicher und das Tablet als Zugriffsgerät sind Neuerungen, die den Kunden selbstständiger machen. Der Kunde profitiert von einem Gesamtpaket, das ihm mehr Mobilität und Flexibilität ermöglicht. Der Kunde möchte vom Smartphone oder Tablet aus eine Auswertung machen können. Im Büro, zu Hause oder im Ferienhaus. Berater und Treuhänder mit neuen Profi len Der Kunde ist dank der neuen Software heute in der Lage, die Buchungen selbstständig durchzuführen. Markus Helbling, Leiter Produktbereich Treuhand bei BDO, erklärt, dass für ihn als Treuhänder wichtig sei, dass die Software einfach und rationell installierbar ist. «Alles, was noch nicht Plug & Play ist, wird mit Checklisten unterstützt, damit sich der Kunde auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann und nicht in der Administration ertrinkt.» Norbert Körsgen stellt fest, dass sich das Profil des Beraters stark gewandelt hat: «Vor ein paar Jahren war der Berater in der Lage, viele Module zu beherrschen. Mit zunehmender Flexibilität der Software ist die Spezialisierung immer grösser gewor-

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den. Es gibt nur noch wenige Berater, die sich heute zutrauen, über alles beraten zu können.» Das Gleiche gelte im Übrigen auch für die Treuhänder, weiss Markus Helbling. Er sagt, dass der Treuhänder im System zwar selbstständig Mandanten eröffnen kann, sobald es aber darüber hinaus gehe, brauche es Spezialisten. «Das spricht für das Modell der Cloud, denn die Komplexität wird ja vom Kunden weggenommen», ergänzt Thomas Köberl von ABACUS. Damit wird offenkundig, dass die Komplexität aus Kundensicht zwar reduziert wird, die Entwickler und Treuhänder aber vor grosse Herausforderungen stellt. Zufriedenheitsstudie Der immense Aufwand, der in die Bewältigung der technologischen Beschleunigung gesteckt wird, scheint sich mit Blick auf die Anzahl Neukunden auszuzahlen. BDO spricht heute von ca. 1300 Kunden im AbaWeb-Bereich. Diese Zahl übertreffe die eigenen Erwartungen, sagt


Daniel Senn (Abacus), Markus Helbling (BDO), Thomas Koeberl (Abacus), Norbert Körsgen (BDO) sprechen über die Beschleunigung im Bereich der Business-Software.

Markus Helbling. «Die Kunden waren sehr froh, dass sie die Verantwortung über Updates und Datensicherung abgeben konnten. Sie liegt nicht mehr in ihren Händen. BDO, zusammen mit ABACUS, kümmert sich um die Wartung der Software.» Norbert Körsgen erwähnt die jüngst durchgeführte «Studie», aus der eine Zufriedenheit von 92 Prozent resultierte. Wenn der Kunde weiss, dass er eine Software nutzt, die er auch noch im Rahmen der Standardisierung an die eigenen Prozesse adaptieren kann, dann ist er zufrieden. Natürlich spielt auch eine wesentliche Rolle, dass der Kunde einen Partner hat, der ihn dabei unterstützt. Auf der Seite ABACUS gehen die Voten in die gleiche Richtung. Daniel Senn sieht in der Tatsache, dass alleine in den letzten drei Jahren 4500 neue Cloud-Kunden dazugekommen sind, ein deutliches Zeichen. Norbert Körsgen gibt zu bedenken, dass es der Kunde als Selbstverständlichkeit ansieht, dass die Entwicklung schnell geht. «Was aber oft vergessen wird, ist, dass sich die Software den gesetzlichen Gegebenheiten anpassen muss. Es gibt auch in der Politik eine Beschleunigung.» Markus Helbling gibt ein Beispiel aus der Praxis: «Heute wird eine Mehrwertsteuer eingefügt, ohne dass ein Gesetz oder eine Verordnung verabschiedet wurde. Oder dann kommt noch schnell eine Quellensteueränderung.» Die Software den neuen Gegebenheiten anzupassen, erfordert viel Kodierungsarbeit und eine lange Testphase. Zusammenarbeitsplattform Eine technische Entwicklung kann nur dann beschleunigt werden, wenn am Ende ein Rückfluss an Informationen effizient genutzt wird, indem Unzufriedenheiten aufgenommen und Fehler verhindert werden. «Wir haben eine Zusammenarbeitsplattform mit unseren Kunden, den Internet-Treuhänder, auf der wir Informationen und Daten austauschen und Workflows pflegen», erklärt Markus Helbling. Auch der Draht zwischen BDO und ABACUS sei da, sagt er. «Die Treuhänder oder unsere ABACUS-Berater nehmen auf, was sie vom Markt her spüren und das bringen wir dann formell oder informell in die ABACUS rein.» Daniel Senn von ABACUS nimmt noch einmal das Thema des Gesprächs auf und erklärt, wie sich die Geschwindigkeit auf die Verarbeitung von Feedbacks auswirkt. «Wir kennen noch die Zeiten, in denen Disketten und CDs verschickt wurden, wenn man ein neues Update zur Verfügung gestellt hat.» Heute läuft alles übers Internet, schneller und effizienter. Es sind also nicht die Wege, die sich geändert haben, sondern die Mittel, die das System zur Verfügung stellt. «Wir erstellen intern

Tickets und haben eine Datenbank, in der die Fehler eingetragen sind und die uns ermöglicht, Fehler zu eliminieren und Wünsche in die Entwicklung einzubauen.» Diese Prozesse haben sich massiv geändert und bewegen sich im Gleichschritt mit den Anforderungen der Kunden. Ein eingespieltes Tandem Der Prime Tower ist noch immer von weissen Wolken umgeben, während Markus Helbling zusammenfasst: «Die Welt wird digitaler, komplexer und schneller.» Dieser Umstand erfordert aussergewöhnliche Leistungen und es ist kaum denkbar, dass die Geschwindigkeit, in der wir uns heute befinden, ohne eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Kunde, Produktvertreiber, Treuhänder und Entwickler zu bewältigen ist. Die 25-jährige Partnerschaft zwischen BDO und ABACUS bildet den Nährboden dafür. Thomas Köberl von ABACUS fügt an, dass die lange Zusammenarbeit dafür garantiere, «dass wir eine gemeinsame Sprache sprechen und Verständnis füreinander aufbringen.» Das eingespielte Tandem ist in der Lage, auch kommende Herausforderungen zu bewältigen und im Interesse der Kunden die Komplexität zu reduzieren.

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Schnell-Information Markus Helbling, BDO AG: Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Produktbereich Treuhand Norbert Körsgen, BDO AG: Bei BDO für den Bereich ABACUS zuständig, ABACUS Implementierung bei Kunden, Umsetzung, Verkauf Software, Beratung der Firmen im Bereich der ABACUS Umgebung Thomas Köberl, ABACUS Research: Seit mehr als 28 Jahren bei ABACUS, im Bereich Marketing tätig, Mitglied der Geschäftsleitung Daniel Senn, ABACUS Research: Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Software-Entwicklung der Applikationen

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STIMME AUS BERN

GESCHWIN IST NICHT IMMER Auch wenn das Tempo in der parlamentarischen Tätigkeit nicht im Vordergrund steht, so ist es trotzdem denkbar, dass eine all-

IN DER P

DAS B

der geplanten Erhöhung als nicht besonders glücklich erachtete. Das Parlament hat als Folge die Vorlage, die bereits in beiden Räten verabschiedet war, ein Jahr später innerhalb einer Woche in Kraft gesetzt.

gemein gewünschte Änderung zügig im Nationalrat und Ständerat während einer Session durchgezogen wird. Differenzbereinigung inklusive. KONR AD GR ABER (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)

Ein jüngeres und gutes Beispiel für eine beschleunigte Behandlung eines Geschäfts ist die geplante Mehrwertsteuererhöhung zur Sanierung der Invalidenversicherung. Der Vorlage, die just in der letzten Rezession auf den Tisch kam, blies ein starker Gegenwind seitens der Wirtschaft entgegen, die verständlicherweise den gewählten Zeitpunkt

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Nicht immer Tempo Teufel In andern Fällen ist es durchaus wünschenswert, wenn neue Regulierungen nicht von einem Tag auf den andern eingeführt werden. Der relativ aufwendige politische Prozess hat die Schweiz vermutlich schon oft von einer Überregulierung verschont. Nach einem hohe Wellen werfenden Ereignis ist die politische Sensibilität meistens besonders hoch. Wenn es dann ohne langen Vorlauf zu einer Abstimmung kommen würde, wären oft Mehrheiten möglich, die bei einer sorgfältigeren Analyse und Abwägung sowie etwas zeitlicher Distanz kaum mehr erreicht würden. Deshalb tut sich das Parlament jeweils auch etwas schwer, wenn die Prozesse beschleunigt werden sollen.


NDIGKEIT

POLITIK

BESTE MITTEL Wenn politischer Druck ... Besonders sensibel fällt die Reaktion aus, wenn mit politischem Druck versucht wird, eine gesetzliche Änderung durchs Parlament zu peitschen. Dies war kürzlich beim FATCA-Abkommen wieder der Fall. Mit dem FATCA («Foreign Account Tax Compliance Act» ) wollen die USA erreichen, dass sämtliche im Ausland gehaltenen Konten von Personen, die in den USA der unbeschränkten Steuerpflicht unterliegen, der Besteuerung in den USA zugeführt werden können. Mit diesem Abkommen setzen die USA ihre Interessen unilateral auf eine imperialistische Art und Weise durch, bei der sich einem souveränen Staat wie der Schweiz mehr als nur die Nackenhaare sträuben.

Spiel auf Zeit Mit einer anderen Vorlage, nämlich «Bundesgesetz zum Konsolidierungs- und Aufgabenüberprüfungspaket 2014» will der Bundesrat mit kurzfristig realisierbaren Entlastungsmassnahmen im Umfang von jährlich rund 700 Millionen Franken den für die Zukunft nötigen finanzpolitischen Handlungsspielraum wahren. Die vorberatende Finanzkommission des Nationalrates beantragt, das Geschäft an den Bundesrat zur Überarbeitung zurückzuweisen. Dies wird vermutlich zu einer Verzögerung führen, die es verunmöglicht, die Massnahmen, wie vom Bundesrat beabsichtigt, bereits auf 2014 umzusetzen. Es scheint, als ob hier eine Kommission auf Zeit spielt.

... entschleunigend wirkt Das FATCA-Abkommen und ein neues Gesetz zu dessen Umsetzung wurden vom Bundesrat am 10. April 2013 verabschiedet und kame bereits am 30. April 2013 in die Wirtschaftskommission des Ständerates, die ich präsidiere. Vor allem von der Versicherungsbranche wurde im Vorfeld grosser Druck erzeugt, dass das Abkommen in der Sommersession in beiden Räten parallel beraten wird. Diesem beschleunigten Vorgehen haben die Ratbüros von Ständerat und Nationalrat eine Absage erteilt. Dies bedeutet, dass der Nationalrat, als Zweitrat, dieses Geschäft dann erst in der Herbstsession beraten wird. Da nach der Schlussabstimmung in beiden Räten eine Referendumsfrist von 100 Tagen läuft und die Inkraftsetzung auf den 1. Januar 2014 zwingend erforderlich ist, wird sich im Herbst im Nationalrat die Frage stellen, ob die Schlussabstimmung nicht zeitlich vorgezogen werden kann. Normalerweise findet diese am letzten Sessionstag statt. Dies könnte dazu führen, dass die Referendumsfrist zum Zeitpunkt der beabsichtigten Inkraftsetzung noch nicht abgelaufen ist.

Flexible Instrumente in der Hinterhand Aber selbst wenn alle Stricke reissen, verfügt der Bundesrat über zwei flexible, kurzfristig einsatzfähige Instrumente mit namhaftem Entlastungspotenzial. So kann der Bundesrat erstens mit der «Kreditsperre» noch kurz vor der Verabschiedung des Budgets 2014 bei gewissen Ausgaben um bis zu 2 Prozent entlasten. Dies entspricht einem Entlastungsvolumen von über 400 Millionen Franken. Mit der «Teuerungskorrektur» werden gewisse Positionen zweitens an die unter den bisherigen Annahmen liegende effektive Entwicklung der Teuerung angepasst. Würde die ganze Differenz vollumfänglich abgeschöpft, ergäben sich theoretische Entlastungen von über 800 Millionen Franken. Diese vielleicht etwas technischen Ausführungen über den parlamentarischen Prozess bei der Meinungsbildung verdeutlichen, dass Tempo in der Politik nicht alles ist. Wenn der politische Wille vorhanden und ein Anliegen breit abgestützt ist, besteht aber durchaus die Möglichkeit, ein Geschäft in sehr kurzer Zeit durch beide Räte zu bringen. Auch der formelle Ablauf einer Vorlage kann durch die Politik gestaltet werden und gehört zum Teil auch zur politischen Prioritätensetzung.

Hektik dient nicht der Sache Eine parallele Beratung in beiden Räten bringt immer eine Hektik in den gesetzgeberischen Prozess, die es nicht erlaubt, auf die Argumenten und allfällige Differenzen zwischen den Räten im Detail einzugehen. Dies dient der Qualität der Arbeit meistens nicht. Auch die beschleunigte Behandlung von Vorlagen kann zu politischem Widerstand führen. Gerade im umstrittenen FATCA-Dossier wäre dies nicht gut angekommen. Eine allfällige Ablehnung einer Vorlage soll aufgrund von sachlichen Argumenten erfolgen und nicht aufgrund eines zeitlichen Drucks.

Konrad Graber Ständerat und Mitglied Verwaltungsrat BDO AG

konrad.graber@bdo.ch

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MENSCHEN IM BERUF

TEMPO ACHTUNG, FERTIG,

Er ist Motorradrennsportler, sie ist Treuh채nderin. Er f채hrt auf der internationalen Tour Moto 2, sie f채hrt in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Motorrad: Dominique Aegerter, der derzeit erfolgreichste Schweizer Motorradrennsportler, und Sandra Rufli, Treuhandexpertin von BDO AG. Die beiden haben sich im bernischen Rohrbach, in der Heimat von Dominique Aegerter, getroffen. JOSEPH WEIBEL (TEX T), BERNHARD STR AHM (FOTOS)

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Dominique Aegerter, wie sind Sie auf den Motorsport gekommen? Dominique Aegerter: Ich bin im Umfeld eines Auto- und Motorradgeschäfts aufgewachsen. Im Alter von zweieinhalb Jahren sass ich auf einem Mini-Töff und bin auf dem Vorplatz der elterlichen Garage herumgekurvt. Mit 5 Jahren fuhr ich bereits Motocross-Rennen, mit sieben Jahren die ersten Rennen auf der Strasse. Motorradfahren ist für mich zu einem Lebenselixier geworden. Stellte sich für Sie auch einmal die Frage: Automobilrennsport oder Motorradsport? Nein. Eigentlich nie. Beide Sportarten haben aber eines gemeinsam: Es gibt keine Rennstrecken in der Schweiz. Das ist wohl auch der Grund, dass die Formel 1 Autorennsport und der Motorradrennsport bei uns zwar viele Fans haben, aber nur vereinzelt erfolgreiche Rennsportler. Keine Rennen in der Schweiz, dann gibt es auch keine Trainingsmöglichkeiten hierzulande? Richtig. Mit Pocketbikes (englisch: Taschenmotorrad, Anmerkung der Red.), mit Motocross-Maschinen oder einem Supermotard lassen sich

Steckbrief Sandra Rufli Geburtsdatum

19. Januar 1968

Zivilstand

verheiratet

Wohnort

Oftringen

Beruf

Teamleiterin Treuhand, BDO AG, Aarau

Ausbildung

KV, Fachfrau Finanz- und Rechnungswesen, dipl. Treuhandexpertin

Hobbys

Motorräder, Pferde, Reisen, Bücher, Musik

Zum ersten Mal auf Als Teenager-Sozia, einem Motorrad mit 18 Jahren als Fahrerin.

Steckbrief Dominique Aegerter Geburtsdatum

30. September 1990

Wohnort

Rohrbach (BE)

Beruf

Motorradrennfahrer, Moto 2, Suter MMXII

Hobbys

Motocross

Vorbild

Kenny Roberts

Sportliche Erfolge

2007: Erste GP-Saison 2011: 8. WM, 3. GP Valencia

Team

Das neue «Technomag-carXpert»-Team steht unter der Leitung des Freiburgers Frédéric Corminbœuf, der Dominique Aegerter seit dessen Einstieg in die GP-Szene betreut. Die technische Leitung übernimmt der Franzose Gilles Bigot, der bereits seit drei Jahren an der Seite Aegerters tätig ist und der 1999 in den Diensten des Spaniers Alex Crivillé die damalige 500-ccm-Weltmeisterschaft gewonnen hat. Der Industrielle Olivier Métraux steht hinter der Gründung und dem Ausbau des Teams.

in der Schweiz beschränkt Trainingsfahrten machen. Für regelmässige Fahrtrainings auf Rennniveau muss ich jedoch nach Frankreich reisen. Was muss ein Motorradsportler für Grundvoraussetzungen mitbringen? Er darf nicht zu gross und auch nicht zu schwer sein. Er braucht Ausdauer, nicht nur physisch, sondern auch finanziell. Eltern müssen bereit sein, ihren Sohn über eine längere Zeit zu unterstützen. Wenn der Sprung an die Spitze geschafft ist, wird alles leichter (lacht). Diesen Sprung haben Sie dieses Jahr geschafft und bereits in den ersten Rennen sehr gute Platzierungen erzielt. Ist jetzt alles ein bisschen leichter? Ich bin in den letzten zwei Jahren auf einem sehr guten Niveau gefahren. Nun sind auch noch die guten Resultate vorhanden. Seit ich mit Manager Robert Siegrist zusammenarbeiten darf, ist vieles leichter geworden. Der Zürcher Anwalt hat sehr gute Kontakte und dafür gesorgt, dass neben dem sportlichen Erfolg auch der finanzielle Rahmen stimmt. Robert Siegrist war vorher Manager von Randy Krummenacher, neben Ihnen und Tom Lüthi einer der drei Schweizer Topshots im aktuellen Motorradrennsport? Ja. Offenbar hat die Chemie zwischen ihm und Siegrist nicht mehr gestimmt. Meine Familie und ich haben dann das Gespräch mit Robert Siegrist gesucht und uns relativ schnell gefunden. Siegrist ist heute Teil der Familie ... ... die Ihnen sehr wichtig ist? Dank meinen Eltern habe ich eine solche Karriere erst realisieren können. Heute arbeiten wir als Team. Meine Mutter ist meine Organisatorin. Vater kümmert sich um die Sponsoren und mein Bruder bewirtschaftet die Homepage. Das Team während der Rennen ist noch ein bisschen grösser? Für zwei Fahrer, also für Randy Krummenacher und mich, sind im Schnitt 12 bis 13 Teambetreuer vor Ort. Eine Rennmaschine in Ihrer Sportart lässt ein Tempo von bis zu 295 km/h zu. Das ist nicht ganz ungefährlich auf nur zwei Rädern? Wenn man bei einem Sport einen Helm tragen muss, so ist er gefährlich. Wir sind aber konditionell und körperlich so fit, dass wir bei Stürzen richtig reagieren können. Ausserdem haben die Rennstrecken gute Auslauf- und Knautschzonen. Hatten Sie schon Unfälle? Vor grösseren Unfällen blieb ich glücklicherweise bis heute verschont. Bisher bekam ich nur kleinere Blessuren ab. Sie sind 22 Jahre alt, haben vor 17 Jahren das erste Rennen gefahren. Wann gilt ein Motorradsportler als Senior? Als ich mit 12 Jahren im Rennsport eingestiegen bin, war ich einer der Jüngsten. Jetzt gehöre ich bereits zu den Älteren. Mit 30 ist es noch nicht zu spät, darüber hinaus gibt es Ausnahmekönner wie Valentino Rossi, der noch mit 35 Jahren Rennen fährt, oder Max Biaggi, der noch mit 40 Weltmeister in der höchsten Klasse wurde. Aber normalerweise verliert man nach 30 Schnelligkeit und Kondition.

Sandra Rufl i und Dominique Aegerter sind gleichermassen begeistert und infi ziert vom Temporausch.

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MENSCHEN IM BERUF

Sie haben es erwähnt. Motorradrennsportler dürfen nicht zu gross und zu schwer sein. Gibt es ganz bestimmte Regelungen? In der Klasse Moto 2 beträgt das Mindestgewicht 215 Kilogramm. Dieses Gewicht setzt sich aus der Ausrüstung, dem Fahrer und dem Motorrad zusammen. Ich muss also mein Gewicht möglichst auf dem gleichen Niveau halten.

Wie wichtig ist das Material in Ihrer Sportart? Es ist wie in anderen Sportarten auch ein sehr wichtiger Teil von Erfolg oder Misserfolg.

Im Formel 1 Automobilrennsport verdienen die Besten extrem viel Geld. Ist das auch beim Motorradrennsport möglich? Valentino Rossi verdient als neunfacher Weltmeister etwa 25 Mio. Franken im Jahr. Das ist die absolute Ausnahme. Normalerweise liegt der im Bereich des Möglichen liegende Betrag 80 Prozent tiefer. Gute bis sehr gute Rennfahrer verdienen vielleicht um die 5 Mio. Franken. Das ist auch nicht schlecht. Allerdings ist der Risikofaktor sehr hoch und eine Karriere ist limitiert. Der Motorradrennsport ist im Vergleich mit Fussball oder Eishockey in unserem Land sicher weniger lukrativ.

Sandra Rufli, was fasziniert Sie vor allem an einem temporeichen Sport wie dem Motorradrennen? Sandra Rufli: Der Motorradsport hat viel mit Perfektionismus und Nervenkitzel zu tun und ist eine durchaus reizvolle Kombination von Fahrtechnik, Taktik und Risikobereitschaft. Diese Elemwente muss ein Fahrer beherrschen und er darf weder sich überschätzen, noch das Motorrad unterschätzen.

Haben Sie vor Ihrer grossen Karriere eine Berufsausbildung machen können? Ich habe mit 16 Jahren eine Mechanikerlehre in Angriff genommen und nach drei Monaten abgebrochen. Im gleichen Jahr begann meine Karriere auf internationaler Ebene. Es wäre unmöglich, Schule, Berufsausbildung und Rennsport zu vereinen. Pro Jahr sind wir 17-mal an Rennen im Ausland, hinzu kommen die regelmässigen Trainings in Frankreich. Geniessen Sie auch heute noch die vielen Reisen ins Ausland? Im ersten Jahr war alles natürlich sehr spannend. Später wurde die Reiserei anstrengend und das Leben aus dem Koffer ist ja auch nicht immer toll. Aber ich geniesse die Atmosphäre an den Rennen. Und die ist vielerorts sehr gut. Zum Beispiel? Ich liebe die Strecken in Japan, Malaysia oder Barcelona. Und wo hat es am meisten Zuschauer? Ganz klar in Spanien. Da ist dieser Sport wohl am populärsten. Bis zu 200 000 Zuschauer säumen die Rennstrecken in Valencia, Tarragona, Barcelona und Jerez. Am Sachsenring in Deutschland kommen allerdings etwa ähnlich viele Zuschauer. Die Popularität in der Schweiz hält sich wie gesagt in Grenzen? Mit dem Erfolg nimmt die Popularität rasch zu. Das habe ich jetzt selbst stark mitbekommen. Der Formel-1-Rennsport, aber auch der Motorradrennsport haben eine gute Medienpräsenz in unserem Land. Die Popularität hat natürlich auch ihre andere Seite: Du wirst sehr viel besser beobachtet (schmunzelt).

Wie sind Sie auf diese Leidenschaft gekommen? Zu Beginn war das Motorradfahren für mich eine «Notlösung». Mit 18 Jahren konnte ich mir den Auto-Führerschein resp. ein Auto noch nicht leisten. Und so entschied ich mich für die günstigere «Mobilitäts»-Lösung, das Motorrad. Mit dem später erworbenen «grossen» Motorrad-Führerschein habe ich das Reisen entdeckt. Als ich vor über 20 Jahren alleine an die Côte d’Azur gefahren bin, wollten mich die Franzosen adoptieren. Sie fanden es unverantwortlich, dass eine Frau alleine auf dem Motorrad fährt. Mon Dieu! sagten sie mir damals. Wie gefährlich stufen Sie Ihr Hobby ein bzw. wie vernünftig muss man Motorrad fahren, um das Risiko auf einer minimalen Höhe halten zu können? Als Motorradfahrerin setze ich mich dem Risiko des Strassenverkehrs aus, ohne von einer Blechhülle geschützt zu werden. Hinzu kommt, dass ein Motorradfahrer von anderen Verkehrsteilnehmern oft unterschätzt wird. Unter diesen Gesichtspunkten stufe ich mein Hobby durchaus als gefährlich ein. Vernünftiges Fahrverhalten, wache Sinne und gute Konzentration sind also unerlässlich. Mit bestimmten Massnahmen kann das Risiko minimiert werden. Ich zum Beispiel plane auf meinen Touren regelmässig Pausen ein, trinke keinen Tropfen Alkohol und halte auch mal früher an als geplant. Fahren Sie auch Rennen? (Schmunzelt). Regelmässige Fahrtrainings sind für mich die einzige Gelegenheit, auf Rennpisten zu fahren. Diese Fahrtrainings halten mich aber in erster Linie fahrtechnisch auf dem neusten Stand und bieten mir Gelegenheit, Extremsituationen mit meiner eigenen Maschine zu trainieren. Sicheres Fahren ist der beste Unfallverhüter.

Hat der Motorradrennfahrer Aegerter auch Freizeit? Freizeit geniesse ich, indem ich ausschlafe, Motocross oder Supermotard fahre. Während solcher Fahrten kann ich abschalten und letztlich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Was braucht es Ihrer Meinung nach, um erfolgreich Motorradsport betreiben zu können? Spass am Fahren, körperliche Fitness, mentale Stärke und hohe Risikobereitschaft. Viel Zeit für Trainings und Rennen, eine aufwendige Infrastruktur, gute Sponsoren. Ein intaktes Umfeld mit grossem Verständnis für die Leidenschaft Motorrad.

Motorradrennsport ist eine Einzelsportart, in der jeder für sich kämpft. Wie ist Ihr Verhältnis zum Schweizer Teamkollegen Randy Krummenacher? Im Rennen sind wir Gegner, sonst aber Freunde, die ihre Erfahrungen gegenseitig austauschen und davon auch profitieren können.

Welche Spitzengeschwindigkeiten haben Sie persönlich (auf Rennstrecken) schon erzielt? Mein persönlicher Geschwindigkeitsrekord auf zwei Rädern liegt bei 220 km/h, gefahren mit meiner ersten «grossen» Maschine, einer Yamaha FZR 600.

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Was bedeutet für Sie Temporausch? Im Temporausch kämpfen Adrenalin und Vernunft gegeneinander. Siegt das Adrenalin, verlässt sich der entfesselte Fahrer auf sein Glück. Für mich persönlich ist es aber die Beschleunigung, die ich als «Rausch» empfinde, nicht das Tempo. Es ist unglaublich, wie sich die Maschinen diesbezüglich verändert haben. Auf zwei Rädern mit 3 Zylindern und 134 PS unterwegs zu sein, ist durchaus berauschend! Sie sind Treuhänderin. Kunden verlangen von Ihnen manchmal auch Tempo Teufel. Finden Sie auch diese Art von Beschleunigung angenehm? Einen Kundenwunsch auch dann erfüllen zu können, wenn er ungeplant und kurzfristig kommt, befriedigt tatsächlich meinen Ehrgeiz. Dank einem eingespielten und topmotivierten Team machen wir gerne auch mal das Unmögliche möglich! Motorsport erfordert Disziplin und Konzentration. Ist Ihr Hobby deshalb Ihrer beruflichen Tätigkeit förderlich? Disziplin und Konzentration in Beruf und Hobby sind durchaus befruchtend. Trotzdem sehe ich das Motorradfahren eher als Ausgleich zu meinem Beruf. Risiko im Sport, Risiko im Beruf: Wo ist Ihre Schmerzgrenze höher angesiedelt? Im Beruf gibt es klar definierte Leitplanken für das Risikoverhalten. Diese Leitplanken sind im Hobby nicht überall sichtbar angebracht und lassen mir sicher mehr Spielraum. Ob Beruf oder Hobby – Vernunft und Eigenverantwortung setzen Grenzen. Definitiv überschritten sind diese für mich, wenn durch mein Verhalten andere Menschen zu Schaden kommen könnten – beruflich wie privat. Nicht nur im Motorradsport werden die Tempi immer schneller. Finden Sie persönlich diese Entwicklung gut? Tatsächlich dreht sich die Welt immer schneller und es gelingt uns nicht immer, die Geschwindigkeit durch bessere Technik oder Effizienz zu drosseln. Einerseits begeistert mich diese Entwicklung durchaus

(z.B. der schnelle Informationsaustausch durch Social Media) – anderseits brauche ich eine klare Abgrenzung und Entschleunigung, um langfristig das Tempo halten zu können. Durch mein zweites Hobby, das Reiten, gelingt es mir, einen guten Ausgleich zu finden. Ich bin viel in der Natur unterwegs, mit «nur» 1 PS, was mir eine gesunde Bodenhaftung und entsprechende Erholung bietet. Wie steht Ihr persönliches Umfeld zu Ihrem Hobby? Durchaus positiv! Mein Mann fährt ebenfalls Motorrad und in unserem Freundeskreis sind viele Motorradfahrer anzutreffen. Die anfänglichen Ängste meiner Familie haben sich schon längst verflüchtigt. Die Zeiten sind ja zum Glück vorbei, als Frau auf dem Motorrad nur Beifahrerin war. Wie oft betreiben Sie Motorsport durchschnittlich in einem Monat? Ich fahre oft auf Reisen und bin deshalb vorwiegend in den Monaten Mai bis September unterwegs. Ich ziehe längere Touren kurzen Ausfahrten vor. Ich setze also eher auf ausdauernde Fahrten und weniger auf Quantität. Wie würden Sie sich in einem Satz selbst beschreiben? Ich bin eine vielseitig interessierte Frau, engagiere mich voll und ganz für meine Ziele und gehe stets pragmatisch vor, um diese auch zu erreichen. Haben Sie schon einmal von einer Profi -Karriere im Sport geträumt? Mein Beruf hat mich stets mehr fasziniert, weshalb der Sport ein Hobby blieb.

Dominique Aegerter in Aktion. Im Jahr ist er 17-mal auf ausländischen Rennstrecken anzutreffen.

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