U and I: Ausgabe Nr. 1 (02/17)

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DAS MAGAZIN DER WELTWÄRTS-FREIWILLIGEN DER WELTHUNGERHILFE

Überschrift Pressefreiheit Interview mit der Journalistin Simone Schlindwein

Od modia ne porrovid quibus dolupta tibust,Safari inumque viduntum unt, eaque aute eossimi, Ein volorerrum Tag Klischee-Afrika sima nisquis as ut expli-

Gegensätze Abgeschirmt: die Region Ladakh


Willkommen

Foto: Henri Maiworm

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Liebe Leserinnen, Liebe Leser, EDITORIAL

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illkommen in der ersten Ausgabe des Onlinemagazins U and I. In freudiger Erwartung auf unser weltwärts-Jahr mit der Welthungerhilfe, kam uns die Idee für das Magazin. Wir wollten Raum schaffen, um unsere Erlebnisse in Worte zu fassen und mit euch zu teilen. Da es in diesem Freiwilligendienst um interkulturellen Austausch und globales Lernen geht, haben wir uns für den Namen U and I (Du und Ich) entschieden – auch, weil das Magazin somit die Anfangsbuchstaben der Länder trägt, in denen unsere Projekte beheimatet sind: Indien und Uganda. Diese Ausgabe ist gefüllt mit Fotos, Berichten und Interviews und hat auch thematisch viel zu bieten. Lasst euch von unseren Autoren mitnehmen auf eine Reise und taucht ein in die Welten, die uns mittlerweile so vertraut sind. Auch wenn der Schwerpunkt dieses Mal auf Uganda liegt, erwarten euch drei spannende Berichte aus Indien. Außerdem fragen wir uns: Wie kam der Hindutempel nach Kampala? Wie ist das Leben zwischen Moderne und Tradition? Können die Tiere in den Nationalparks wirklich in Frieden leben? Und wie steht es eigentlich um die Pressefreiheit in Uganda, dem vermeintlichen Ruhepool der Region? Wir hoffen euch durch die U and I zu inspirieren und wünschen viel Spaß beim Lesen!

Sarah Duschka und Henri Maiworm 3


Inhalt TITELSTORY

Indien in Uganda Wie der Hindutempel nach Kampala kam Seite 6 Gesund in Fort Portal Herausforderungen f端r Veganer in Uganda Seite 8

Seite 26 Ein Tag Klischee Afrika

Amaani Rwenzori Projekt Hilfe zur Selbsthilfe Seite 14 Frieden f端r Kolumbien? Seite 18

Seite 40

Delhi Life Alltag in Baljeet Nagar Seite 24

Im Interview: Simone Schlindwein

Viva con Agua Kampala Alle f端r Wasser, Wasser f端r alle! Seite 30

Seite 48

The President is coming! Seite 46 Interview: Kraal Vorsteher Seite 58 Protokoll einer Nahtoderfahrung Seite 64

Ladakh Quo Vadis? 4


Panorama: Uganda Seite 32 Zu Besuch in Karamoja

Seite 54

Seite 62 People of Mahabodi:

Zwischen Tradition und Moderne

Die Geschichte des Skalzang Nurboo

Das faszinierende Leben der Ngakarimajong

Bei allen Bezeichnungen, die sich auf mehrere Personen beziehen, meint die gewählte Formulierung alle Geschlechter. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verzichten wir allerdings auf geschlechtergerechte Sprache. Gleichermaßen möchten wir uns gegen Diskriminierung und Rassismus jeglicher Form aussprechen. Sollten Inhalte aus diesem Magazin diesbezüglich Anlass zur Kritik geben, entschuldigen wir uns in aller Form und distanzieren uns von besagten rassistischen und/oder diskriminierenden Aussagen, Ansichten und Formulierungen. Die Verantwortung für die Inhalte der einzelnen Artikel tragen die Autoren.

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Politik Geschichte

INDIEN IN UGANDA Wie der Hindu Tempel nach Kampala kam VON PATRICIA HENNING

Der Shree Sanatan Dharma Mandal Hindutempel in Kampala

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evor ich in Uganda ankam, hätte ich nicht erwartet, ein bisschen Indien wiederzufinden. Doch bereits im Bus vom Flughafen zur Unterkunft entdeckte ich das Chapati, ein rundes, flaches, ungesäuertes Fladenbrot, welches ursprünglich aus Indien und Pakistan kommt. Als wir uns dann der Innenstadt von Kampala näherten, fiel mir sofort ein Hindutempel auf. Ich war erstaunt, einen Tempel wie in Indien in diesem christlich geprägten Land zu sehen.

Pakistan. Auch die Worte „Chapati“ und „Samosa“ sind Hindi und wurden in das Vokabular der lokalen Sprachen in Uganda übernommen. Nach meinen ersten drei Monaten hier würde ich sagen, dass Chapati und Samosa hier bestimmt genauso gerne und oft gegessen werden wie in Indien. Ebenfalls Teil des ugandischen Alltags und doch indischer Herkunft sind Rolex und African Tea. Beide unterscheiden sich lediglich im Namen von der Eggroll und dem Chai in Indien. Sowohl Rolex als auch Eggroll bestehen aus einem Chapati, in das ein Omelett aus ein oder zwei Eiern eingerollt wird. Der African Tea in Uganda wird

Beim Abendessen im Hotel gab es dann Samosas: frittierte, dreieckige Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse, Kartoffeln oder Fleisch, ebenfalls ursprünglich aus Indien und

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aus den gleichen Zutaten zubereitet wie der Chai in Indien – schwarzer Tee, Milch, indische Gewürzmischung und eine gute Portion Zucker. Interessanterweise wird dieser Tee in Uganda im Englischen „African Tea“ genannt und nicht etwa „Indian Tea“, was dem Ursprung näher kommen würde. Aber hier frage ich mich sowieso, ob ein Tee eine Nationalität haben kann. Die lokalen Sprachen übernahmen das Wort „Chai“, allerdings oftmals in abgewandelter Schreibweise wie „Caai“ in Fort Portal oder „Ecai“ in Moroto.

Wenn sie dem nicht nachkamen, wurden sie zwangsweise deportiert. Amin gab der indischen Bevölkerung die Schuld an der hohen Inflation, unter der die ugandische Wirtschaft damals litt. Das gesamte Eigentum der Inder und Pakistani, die Uganda verlassen mussten, blieb unter der Obhut einer speziell dafür geschaffenen Eigentumsverwaltung. Bei ihrer Rückkehr in die ugandische Heimat, nach Ende der Diktatur Amins 1979, erhielt der Großteil der Inder und Pakistani dank dieser ihren ehemaligen Besitz zurück. Die Anzahl der Ugander indischer oder pakistanischer Herkunft beträgt heute zwischen 15.000 und 20.000, wovon circa 90% in Kampala leben.

Zwei britische Kolonien

Als ich mir die Geschichte von Uganda näher ansah, fand ich schnell die Antwort auf die Frage, weshalb mir so viele indische Dinge in meinem ugandischen Alltag begegnen: Sowohl Indien und Pakistan (damals Teil von „Britisch India“) als auch Uganda waren britische Kolonien. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts brachten die Briten Arbeiter aus Indien und Pakistan nach Uganda, um verschiedene Eisenbahnlinien zu bauen. Einige kehrten nach Ablauf ihres Vertrags zurück in ihr Heimatland. Andere blieben in ihrer neuen Heimat Uganda, bauten sich eine Zukunft auf, trieben Handel und wurden Unternehmer. Die Briten verfolgten die politische Strategie „divide and rule“, nach der sie die Verwaltung übernahmen, die Südasiaten den Handel und die Afrikaner die Landwirtschaft. Auch nach der Unabhängigkeit Ugandas waren die Südasiaten weiterhin fester Bestandteil der ugandischen Gesellschaft und bildeten eine Minderheit von circa 80.000 Menschen von den insgesamt 8 Millionen Einwohnern Ugandas im Jahr 1965.

Auch heute noch besteht ein reger Austausch zwischen Indien und Uganda. Persönlich erlebte ich dies hier zum Beispiel als ein Bauunternehmen aus Indien damit beauftragt wurde, eine neue Zementfabrik in Karamoja, im Nordwesten Ugandas, zu errichten. Vor kurzem erst hat die indische Regierung außerdem ein Training für ugandische NGO-Mitarbeitende im WASH-Sektor (WASH = Wasser, Sanitär, Hygiene) finanziert.

Dies änderte sich, als der Diktator Idi Amin 1972 allen Bürgern asiatischer Herkunft 90 Tage gab, um Uganda zu verlassen.

Nun frage ich mich: Gibt es auch etwas Ugandisches in Indien?

Patricia Henning (29) schreibt uns aus Karamoja, dem Nordwesten Ugandas, wo sie als weltwärts-Freiwillige Caritas Moroto bei der Umsetzung eines WASH-Projekts unterstützt. Ihre kulturelle Brille ist gefärbt durch langjährige Aufenthalte in Südafrika, Indien, Argentinien und Belgien.

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Foto: Ruslik0 – Own work (CC BY-SA 4.0)

„Als ich mir die Geschichte von Uganda näher ansah, fand ich schnell die Antwort auf die Frage, weshalb mir so viele indische Dinge in meinem ugandischen Alltag begegnen.“


Essen

GESUND IN FORT PORTAL Über die täglichen Herausforderungen für Veganer in Uganda

VON RAMONA STROHWALD Meine Ernährung habe ich die letzten Jahre nach und nach umgestellt – weniger tierische Produkte und mehr Gemüse. Vom ausgewählten Fleischesser wurde ich irgendwann zum Vegetarier. Immer wieder versuchte ich auch, meinen Konsum von tierischen Produkten runterzuschrauben. Und ich merkte, wie es mir vor allem in

stressigen Phasen gut tat, auf Milch, Joghurt und Ei zu verzichten – die Alternativprodukte schmeckten mir irgendwann sogar besser. Nur auf den Käse wollte ich nie verzichten – lediglich Qualität und Menge müssen stimmen. Im August sollte es nach Ostafrika, nach Uganda, gehen und eine meiner ersten Fragen war, ob ich wohl weiterhin

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Ugandischer

Foto: Ramona Strohwald

Rolex

entspannt auf Fleisch würde verzichten können. Natürlich spielte ich mit dem Gedanken, wieder Fleisch zu essen, in einem Land, in dem es nicht nur viel, sondern auch gutes Fleisch gibt. Schlussendlich kam es aber nicht in Frage, weil mir der Appetit auf Fleisch einfach vergangen war. Doch den Versuch, mich weiterhin vegan zu ernäh-

ren, unternahm ich gar nicht erst. Als in der ersten Woche im Hotel das Buffet mit dem lokalen Essen aufgefahren wurde, war mir klar: gesund ist nicht, vegan wird schwierig, vegetarisch ist aber machbar, vorallem weil es Rolex gibt.

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1. Kohlehydrate

2. Soßen

Kohlehydrate stehen im Mittelpunkt, was die gesunde Ernährung – wenn man nicht zufällig Leistungssportler ist – schon mal unmöglich macht. Ein Teller besteht aus Matoke (Kochbanane), Poscho (Brei aus Maismehl), Reis, Irish Potatoes (Kartoffeln), Süßkartoffeln (länger, schmaler, weißlicher und weniger süß als man sie aus Deutschland kennt) und manchmal noch Kürbis. Natürlich kann man sich im Restaurant auch nur für einzelne Dinge entscheiden. Kohlehydrate ohne Ende, aber vegan! Dazu gibt es…

Zum Beispiel mein Favorit Erdnusssoße oder Bohnen oder manchmal auch Erbsen. Die sind tatsächlich meistens richtig lecker und alle theoretisch vegan. Wenn ich mit Kollegen auf Field Trips bin und wir in kleinen Hinterhof-Restaurants zu Mittag essen, bin ich mir da aber nicht immer sicher. Ich habe bereits Bohnen gegessen und hätte schwören können, kleine Fleischstücke zu schmecken. Ein anderes Mal war ich zu Gast und es gab Reis mit Hackbällchen. Um den Gastgeber nicht vor den Kopf zu stoßen, sammelte ich zwar große Stücke raus, kleinere blieben aber trotzdem im Reis. Da wird es als strenger Veganer oder Vegetarier kritisch. Also, wir haben Kohlehydrate in verschiedenen Variationen und verschiedene Soßen. Was aber fehlt ist…

3. Gemüse und Obst Natürlich gibt es ab und an mal eine Tomate dazu – die wir aufgrund von möglichen Bakterien ganz streng genommen nicht essen sollten – und ein bisschen Kraut, aber lange nicht in den Maßen oder gar als Hauptspeise wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Was recht geläufig ist, sind „Greens“, die vergleichbar mit Grünkohl oder Spinat sind. Bei Gerichten im Restaurant ist meist nur eine – für mich – zu kleine Portion als Beilage dabei. Die nötigen Vitamine muss ich mir also zusätzlich einholen. Richtig Spaß machen nämlich die lokalen, frischen Früchte: Ananas, Maracuja, Minibananen, Wassermelonen, Mangos und grüne Orangen. Mehr Vitamine bekomme ich durch das selber Kochen. Dabei gibt es dann meist Gemüsepfannen mit Auberginen, grünen Paprika, Tomaten, Möhren, Zwiebeln und Knoblauch. Sehr lecker und günstig (500 Schilling = 13 Cent) sind auch die Avocados – ich befürchte nur, ich kann nach dem Jahr keine mehr sehen. Leider bekommt man aber eben auch sehr günstiges lokales Essen in kleineren Restaurants (ca. 5000 Schilling = 1,35€), was einen in Sachen Kochen zunehmend faul werden lässt. Noch besser sind die abendlichen Straßenstände, die mein neues Lieblingsgericht verkaufen, was das vegan essen nahezu unmöglich macht...

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Avocado Baum


4. Rolex

5. Essen gehen

Rolex ist ein in Chapati (eine flaches Fladenbrot, ursprünglich aus Indien) eingerolltes Omelette mit Tomaten und manchmal Zwiebeln, Knoblauch, Kraut und/oder Paprika. Gebraten in einer großen Menge Öl ist er super lecker und super ungesund! Und super nicht vegan. Darauf verzichten kann ich – so lange ich nicht will – definitiv nicht. Und nach dem Prinzip habe ich mich ja auch gegen das Fleischessen entschieden: Sobald ich Lust habe, es zu essen – tue ich es. Und so esse ich Rolex, viel Rolex, mit vielen Eiern. Also unglaublich vielseitig ist meine Ernährung hier nicht. Vielleicht ist das und nicht nur Bequemlichkeit auch der Grund, dass wir so oft…

Und damit die Vorteile einer Touristenstadt wie Fort Portal genießen. Meistens geht es ins „Dutchess“, dort gibt es unglaublich gute Pizza, aber auch vegetarische Burger und Lasagne. Alternativ waren wir schon mal im „Delhi Garden“ indisch essen. In der Nähe unserer Wohnung ist das „Koikoi“, das Nudeln, Burger und Suppen auf der Karte hat. Oder eben in einem der zahlreichen Hotels. Das Problem an der Sache ist, dass diese Lokalitäten natürlich touristische Preise haben und für den westlichen Kurzzeiturlauber zwar immer noch ein Schnäppchen sind, für uns als Freiwillige, aber auf Dauer ziemlich teuer werden. Aber man gönnt sich ja sonst nicht allzu viel und ein bisschen heimatliches Essen hat noch niemandem geschadet. Wo wir auch dazu kommen, …

Vor allem fehlt die Auswahl. Hier kann ich nicht in einen Supermarkt gehen und alle erdenklichen Gemüse- und Obstsorten – wenn auch weniger frisch als in Deutschland – vorfinden. Vor allem gegen Zucchini oder Brokkoli hätte ich wirklich nichts einzuwenden. Und Käse! Ich bin ganz froh, dass ich in Fort Portal lebe und mich ab und an über eine Pizza mit Käse und die eine Sorte im Supermarkt freuen darf, aber in der Qualität und Vielfalt wie in Deutschland, bekomme ich ihn hier definitiv nicht. Insbesondere der Fetakäse fehlt! Schokolade gibt es tatsächlich, in manchen Läden auch Snickers, Bounty oder Dairy Milk Chocolate, allerdings nicht ganz günstig, was aber vielleicht auch ganz gut ist. Manchmal fehlt mir auch die Alternativprodukt-Auswahl, wie Soja-Kokos-Joghurt oder Mandelmilch. Schließlich fehlt wie in sämtlichen Ländern dieser Welt das gute, deutsche Brot. Das einzige, was es zu kaufen gibt ist Toast- und Weißbrot. Vermissen tue ich auch gutes, sauberes

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Fotos: Ramona Strohwald

6. Was fehlt


7. Leitungswasser Was habe ich es genossen, in Deutschland den Hahn aufzudrehen und eines der weltweit besten Trinkwasser, teils besser als Mineralwasser, trinken zu können. Hier kaufe ich regelmäßig das abgepackte Mineralwasser. Zum Glück haben wir einen Wasserfilter von der Welthungerhilfe bekommen, dessen Wasser ich mittlerweile meistens trinke und gut vertrage. Alternativ zum Wasser gibt es in Restaurants oft frischen leckeren Fruchtsaft. Die Alternative sind Limonaden von Coca Cola oder Pepsi. Und tatsächlich trinke ich hier mehr Limonade – manchmal, weil ich den Zucker wegen der HItze für meinen Kreislauf brauche und manchmal verstehe ich es selbst nicht. Dass es aber auch noch Coca Cola oder Pepsi Produkte sind, stört mich schon ein wenig, wo ich doch sonst komplett darauf verzichte. Aber die Alternativen fehlen und es ist günstig – gerade einmal 1500 Schilling (40 Cent) im Restaurant. Und dann ist da ja noch mein Lieblingsgetränk: Kaffee. Auch wenn er in diesem Land wächst und gedeiht, wird er nur wenig getrunken und verkauft. Meinen Konsum habe ich deutlich zurückgefahren. Langsam erst beginne ich, die Tasse Kaffee am Morgen wieder einzuführen, das liegt vielleicht daran, dass hier nach und nach der Alltag einkehrt. Sehr wichtig ist dabei natürlich auch das… 8. Frühstück Das hat sich nicht groß geändert: Haferschleim mit Zimt und Bananen, die hier so süß sind, dass der Zuckerrübensirup gar nicht fehlt. Manchmal gibt es aber auch Toast mit Erdnussbutter und Marmelade. Am Wochenende hat sich allerdings Rührei mit Baked Beans als WG Frühstück etabliert. Und damit zurück zum Thema… Vegan und gesund Ist natürlich möglich! Allerdings nicht ganz einfach. Wenn man es jedoch wirklich will, schafft man es. Ich habe mir vorgenommen, mein Bestes zu geben, es aber nicht zu schaffen. Es gibt so viele andere Dinge, auf die ich mich hier konzentrieren möchte, da ist der bequeme Weg der Ernährung ganz angenehm. Als Vegetarier sollte man davon ausgehen, dass in der Soße mal ein Stück Fleisch landet, es aber akzeptieren. Als Fleischesser hat man in diesem Land eine große Auswahl an gutem Fleisch. Die Tiere leben hier sehr gesund, haben unglaublich viel Freiraum und werden nicht mit Medikamenten vollgepumpt. Zusammenfassend wird man hier definitiv mehr als satt und aufgrund des Fakts, dass meine Hosen schon kneifen, nehme ich an, dass die in den letzten Jahren verlorenen Kilos längst wiedergekehrt sind.

Ramona Strohwald (24) schreibt uns aus Fort Portal, dem Westen Ugandas, wo sie als weltwärts-Freiwillige Kabarole Research and Resource Centre und die zugehörige Radiostation KRC FM redaktionell, medial und in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. In Deutschland unterbrach sie dafür ihr Studium der Kultur- und Medienpädagogik. Mehr von Ramona unter: habariganiuganda.wordpress.com

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IBAN DE15 3705 0198 0000 0011 15, BIC COLSDE33

Welthungerhilfe, Stichwort: „Es reicht für alle“, Tel. 0228-2288-176 13


Nachhaltigkeit

Amaani Rwenzori Hilfe zur Selbsthilfe VON SEBASTIAN MÄRZ

Fotos: Luca Brügge/Amaani Rwenzori Projekt

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ereits während der mehrstündigen Fahrt vom internationalen Flughafen Entebbe bis nach Fort Portal (Kabarole Distrikt) fallen dem Reisenden die zahlreichen Kinder und Jugendlichen auf, die scheinbar weder die Schule besuchen, noch einer Ausbildung oder Arbeit nachgehen. Uganda hat zusammen mit dem Niger die jüngste Bevölkerung der Welt. Rund 50% der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Familien mit 7 Kindern sind keine Seltenheit – 5 Kinder die Regel. Jene Familien leben besonders im ländlichen Raum wortwörtlich von der Hand in den Mund. Der Distrikt Kabarole und die Umgebung Fort Portals stellen hier keine Ausnahme dar.

Eltern – ob deutsch oder ugandisch – wollen, dass ihre Kinder gesund sind und Bildung erhalten, um ihre Zukunft eines Tages eigenständig gestalten zu können. In Uganda ist es jedoch für viele Familien eine schier unmögliche Aufgabe alle Kinder zu ernähren, zu erziehen, und finanziell zu unterstützen.

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i Projekt Daher ist die extrem junge Bevölkerung Fort Portals auf unterschiedliche Organisationen, Einrichtungen und Projekte angewiesen. Das „Amaani Rwenzori Projekt“, gemeinschaftlich geleitet von der deutschen Welthungerhilfe und der ugandischen NGO Youth Encouragement Services (YES), versucht durch berufsfördernde Bildung Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Da sich das Projekt besonders benachteiligten Jugendlichen verschrieben hat (junge Mütter, HIV Positive, Schulabbrecher etc.), ist die Arbeit herausfordernd und gleichsam bedeutend. Die Jugendlichen werden in privaten Ausbildungswerkstätten in Fort Portal praktisch ausgebildet und bekommen zusätzlich sogenannten „Life Skills-Unterricht“ von Sozialarbeitern. Viele Jugendliche beginnen die Ausbildung äußerst zurückhaltend und ohne praktische Fähigkeiten, die ihnen einen Arbeitsplatz verschaffen könnten. Es ist beeindruckend, erfüllend und motivierend zu beobachten, welche Entwicklung diese jungen Menschen während ihrer 8-monatigen Ausbildung durchlaufen. Von Familie und Freunden oftmals als Versager abgestempelt, entwickeln sich viele der Absolventen zu tatkräftigen Arbeitern und Unternehmern. Stolz auf die erworbenen Fähigkeiten, können sie diese nun anderen weitervermitteln und ein eigenes kleines Unternehmen gründen. Viele sind fähig sich von Eltern und/oder Ehemännern zu lösen, ihre eigene Familie zu ernähren und ihre Kinder zur Schule zu schicken.

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Selbstverständlich gibt es auch Schicksale, die das Projekt nicht nachhaltig beeinflussen kann. Manche Auszubildende brechen ihre Schulung aufgrund von HIV ab, andere werden schwanger oder von ihren Familien für landwirtschaftliche Tätigkeiten eingezogen. Somit muss man als Projektmitarbeiter regelmäßig feststellen, dass viele gut gemeinte Hilfestellungen nicht den gewünschten Effekt haben, da es eine Vielzahl von Einflüssen auf die Jugendliche gibt, die man schlichtweg nicht beeinflussen kann. Das kann unter Umständen sehr ernüchternd sein und zum Hinterfragen der eigenen Arbeit führen. Dem entgegen wirken jedoch Momente, in denen man die Dankbarkeit in Blicken und Gesten spüren kann – insbesondere, wenn die Absolventen nach ihrer Ausbildung zugeben, dass die erlernten Fähigkeiten eine große Rolle in ihrem Berufs- und Privatleben spielen. Ausbildung und Rat bekommen eine besondere Dimension, wenn man feststellt, was sie für eine fundamentale Wirkung auf das eigene Leben haben können.

rums und zur Förderung der oben genannten Jugendlichen verwendet. Dieses Konzept eines „Social Business“ gekoppelt mit privatwirtschaftlicher Berufsausbildung ist einzigartig im Westen Ugandas. Bis das Projekt in die Hände der Partnerorganisation Youth Encouragement Services, welche weitreichende Erfahrung in der Bildung benachteiligter Jugendlicher mitbringt, übergeht, werden noch einige Steine aus dem Weg zu rollen sein. Für die junge, oftmals perspektivlose Bevölkerung Ugandas sind die Anstrengungen aber angemessen, da man immer herzlich und wertschätzend willkommen geheißen wird und man zur friedlichen Entwicklung eines wundervollen Lands beitragen kann. Es ist und wird eine langfristige Aufgabe sein, jungen Ugandern Fähigkeiten zur Einkommenssicherung zu vermitteln.

Erstes Nachhaken bei Absolventen hinterlässt den Eindruck, dass die Projektvorhaben vielen eine bessere, eigenständigere Lebensgrundlage verschafft haben. Um diese Einflüsse nachhaltig – auch zukünftig – an benachteiligte ugandische Jugendliche weitergeben zu können, ist das Projekt auf finanzielle Mittel angewiesen. Teil der Einkommensquellen für das Amaani Rwenzori Projekt stellt der projekteigene Ausbildungscampus dar. Hier werden Jugendliche in Modedesign, Friseur und Spa-Dienstleistungen und in Töpferei ausgebildet. Die Produkte und Serviceleistungen werden an relativ wohlhabende Ugander und Touristen verkauft. Daraus entstehenden Einnahmen werden zum Erhalt des Ausbildungszent-

Sebastian März (27) ist Praktikant der Welthungerhilfe in Fort Portal. Dort arbeitet er für das Amaani Rwenzori Projekt im Social Business Bereich.

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VON LUIS STÜMPER

Die Zeit rennt...

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Gastbeitrag

Frieden für Kolum

VON MILAN DAU-SCHMIDT

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m Sonntag, den 2. Oktober war es soweit. Nach 52 Jahren kolumbianischen Bürgerkrieges, stand an jenem Sonntag der über mehr als vier Jahre in Havanna verhandelte Friedensvertrag zwischen der Guerilla-Organisation FARC und der kolumbianischen Regierung – unterstützt von Beobachtern aus Norwegen, Venezuela und Kuba – zur Volksabstimmung. Nationale und insbesondere internationale Medien überschlugen sich bis einschließlich des Abstimmungstages mit Meldungen über das nahende Ende des Krieges und wähnten bereits im Voraus Juan Manuel Santos, den aktuellen Präsidenten, als Favoriten für den Friedensnobelpreis in Oslo.

Der Veranstaltungsort der “Sí-Bewegung“ nahe dem “Museo Casa de la Memoria“, dem Ort der Erinnerung des Krieges, war komplett gefüllt. Alle Besucher sahen angespannt auf die Leinwand, auch Inka meine Mitbewohnerin, und ich. Wie gelähmt betrachteten wir die erste Hochrechnung um 17:30, sahen den grünen und den roten Balken nach oben schießen und konnten es nicht fassen. In einer vielerorts von Konflikten geprägten Welt, in der jedes positiv-friedliche Signal Balsam für die Seele ist. All unsere Vorfreude darauf als Freiwillige den Weg zum endgültigen Frieden Kolumbiens miterleben zu dürfen, lösten sich im Wasser der Realitätsdusche auf:

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Das Referendum wurde mit 50,2 zu 49,8 Prozent zugunsten der Vertragsgegner, der “No-Bewegung“, entschieden. Ein Schlag ins Gesicht! Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt inmitten einer „Sí-WahlpartyVeranstaltung“ – es brachen Tränen aus, die Menschen konnten es nicht fassen und blieben regungslos stehen. Kaum eine Umfrage hatte dieses Ergebnis prognostiziert. Die mehrheitlich jungen Menschen auf der Veranstaltung, unter ihnen viele Studenten, sahen sich „von den ewig Gestrigen“ überstimmt und ihren Traum „todos para un nuevo pais“ (dt. alle für ein neues Land) vor einen Scherbenhaufen.

Doch wie sollte es jetzt weitergehen? Waren nicht 50,2 Prozent der Kolumbianer zumindest ein gehöriges Stück verrückt, gegen den Friedensvertrag zu stimmen, und damit indirekt gegen einen für uns in Deutschland selbstverständlichen und in der Welt immer wieder hoch gepriesenen Wert? Noch am gleichen Abend stand fest: es gibt keinen Plan B. Alle hatten eindeutige Zustimmung zum Friedensvertrag seitens der kolumbianischen Bevölkerung erwartet und so riefen beide Konfliktparteien am darauffolgenden Montag zu erneuten Gesprächen auf, um grundlegende Antworten zu finden. Wir Freiwilligen hofften, dass alle

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Foto: Iván Erre Jota (CC BY-SA 2.0)

mbien?


Beteiligten Besonnenheit an den Tag legen und ihr höchstes Maß an Vernunft einsetzen würden. Diese Hoffnung galt auch gegenüber dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das im Falle einer erhöhten Gefahrenlage die Möglichkeit besitzt, alle weltwärts-Freiwilligen Kolumbiens zur Rückkehr zu zwingen. Zum Glück sollte es soweit nicht kommen. Denn eines war uns klar: das Kolumbien, das gerade über den Friedensvertrag abgestimmt hatte, ist – trotz des Ergebnisses – stabiler als viele andere süd- und insbesondere zentralamerikanische Staaten. Bereits nach wenigen Tagen mobilisierten die Befürworter des Friedensvertrages und riefen in den großen Städten des Landes zu Demonstrationen auf, um der Welt ein Signal zu senden. So machten Inka und ich uns abermals auf den Weg ins Zentrum Medellíns, wo der „marcha de paz“ (dt. Friedensmarsch) am „plaza de las luces“ (dt. Platz der Lichter) losging und über anderthalb Stunden, einige Schnellstraßenauffahrten und viele Gespräche später an dem Platz der geplanten Si-Wahlparty-Veranstaltung des 2. Oktobers enden sollte. Einige Mitdemonstranten sprachen uns an, was uns denn hierher gebracht hätte. Wir antworteten, dass wir den pazifistisch-versöhnenden Teil des Friedensvertrages unterstützen wollten – dies allerdings abseits einiger Vertragspunkte. Aus nahezu allen Gesprächen ging eine Freude gegenüber unserer Anwesenheit hervor. Ich hatte zunächst befürchtet, ohne eine persönlichen Beziehung zum Konflikt und für viele als US-amerikanisch aussehender 20-jähriger, als sich oberflächlich einmischender Tourist wahrgenommen zu werden. Die Friedensdemonstration endete dann schließlich mit einer Einladung zu einem Literaturclub, der sich regelmäßig samstagmorgens in einer der vielen Unis Medellíns trifft, Texte liest und diskutiert. Eine tolle Erfahrung!

Ausblick auf Medellín

Zurück zur Gespaltenheit der kolumbianischen Gesellschaft: Relativ schnell nach meiner Ankunft in Medellín hatte ich mitbekommen, dass Sichtweisen und Hintergründe in Deutschland einfach nicht ankommen – auf die Frage, wie einige meiner

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kolumbianischen Gesprächspartner zum Friedensvertrag stehen, habe ich mehrfach etwa diese Antwort erhalten:

Wandgemälde in Medellín

Damit hatte ich – aus meiner noch durch die westlichen Medien geprägten Sicht – nicht gerechnet. Mein Mentor Camilo sowie unser homosexueller kolumbianischer Koordinator Aarón, die beide zu dem mittlerweile größer werdenden akademischen Teil der jungen Generation gehören, haben uns direkt zu Beginn ein ganz anderes Bild von Kolumbien suggeriert – eher das aus den neuerlich häufiger erscheinenden Artikeln westlicher Medien: aufstrebend und was beispielsweise freie Sexualität betrifft zumindest in den Städten vielleicht sogar fortschrittlicher als in unseren Gesellschaften und das gesetzlich verankert. Aarón begegnet grundsätzlich so gut wie keiner Diskriminierung aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Allerdings spielt hierbei die Stadt als kulturell-intellektueller Schmelztiegel sicherlich eine entscheidende Rolle. Ich bin aber optimistisch, dass die grundsätzlich fortschrittliche Einstellung der jungen Kolumbianer gesellschaftliche Realität werden kann – vielleicht aber erst in 10 bis 20 Jahren. Ein nach wie vor in den Köpfen präsenter Krieg, eine große Abhängigkeit gegenüber der katholischen Kirche und ein insbesondere auf dem Land niedriges Bildungsniveau haben meines Erachtens zu besagtem Ausgang des Referendums und einer verkannten Tragweite des Friedensvertrags geführt. Politikverdrossenheit und kein Vertrauen in das politische System kommen noch hinzu, teilweise zurecht: Kolumbien wird von Transparency International weiterhin als eines der korruptesten Länder der Welt eingestuft (Platz 90 von 176). Darüber hinaus war Santos unter dem ehemaligen Präsidenten Uribe Verteidigungsminister und in dieser Rolle verantwortlich für brutale Militäroffensiven mit vielen Totesopfern.

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Foto Skyline Medellin: Milan Dau-Schmidt, Foto Graffiti: pixabay.com (CCO)

„Wir sehnen uns wirklich sehr nach Frieden, so gut wie jeder von uns hat jemanden aus seinem Umfeld im Guerilla-Krieg verloren, aber und vielleicht auch deshalb können wir dem jetzigen Friedensvertrag nicht zustimmen.“


Politik Am Tag nach der Abstimmung antwortete mir ein etwa 60-jähriger auf die Frage wie er das Ergebnis sehe, er sei der Ansicht, dass ein Hurrikan und die daraus resultierende geringe Wahlbeteiligung im Norden ein Zeichen Gottes für die “No-Bewegung“ gewesen sei – mir stockt doch erheblich der Atem. Interessant ist es aber allemal. Ich versuche die Menschen in meinem Umfeld zu verstehen und merke, dass meine subjektive Wahrnehmung von meiner Herkunft aus einem westlichen Industriestaat geprägt ist. Die Perspektive vieler Westler nach dem Motto „wie könnt ihr nur, macht es doch so wie in Deutschland!“ ist weder angebracht noch zielführend. Folglich müssen wir wenigstens versuchen, die Gründe für den Ausgang des Referendums zu verstehen. Das Reflektieren der Umstände macht mir das Ergebnis immerhin erklärbar, wenn auch nicht nachvollziehbar. Hier die Verhandlungsposition der FARC und einige Bestandteile des Vertrages: Die FARC hat keinen Rückhalt mehr, weder in Kolumbien selbst, noch von ehemaligen Unterstützern in den Nachbarländern. Interne Konflikte und Spaltungen in Untergruppen, gepaart mit militärischen Erfolgen der kolumbianischen Armee, haben den Guerillas den letzten Kampfeswillen genommen. Folglich befand sich die FARC in einer schwachen Verhandlungsposition. Um jedoch weitere Spannungen zu vermeiden, gesteht die Regierung ihr viel zu:

1. Die illegalen Einnahmen der FARC bleiben unangetastet1 2. Die Gründung als politische Partei 3. Zwei Prozent des BIP werden über die nächsten 10 Jahre für die Wiedereingliederung der etwa 7000 verbliebenen Guerillakämpfer genutzt und sollen zudem verhindern, dass sie wieder zu den Waffen greifen oder sich anderen paramilitärischen Gruppierungen anschließen. 4. Amnestie für die Anführer, es werden keine Freiheitsstrafen verhängt, wenn überhaupt kommen sie nur in Reintegrationslager mit darauffolgender Bewährung 5. Prozesse finden in Schiedsgerichten statt, nicht etwa in der staatlichen Judikative2 Am Donnerstag, den 1. Dezember hat der Senat in Bogota nach knapp zweimonatigen Nachverhandlungen eine zweite Fassung des Friedensvertrages verabschiedet. Ob dieser Weg nun demokratisch war, steht berechtigt zur Diskussion. Trotz großer Zugeständnisse gegenüber der FARC, hat der Staat Kolumbien von nun an die einmalige Chance nach 52 Jahren Bürgerkrieg in eine Zukunft der Versöhnung zu blicken. Damit dies gelingt, bedarf es allerdings weiterhin hoher Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Verlierern und Opfern des ehemaligen Bürgerkrieges. 1 Die illegalen Einnahmen der FARC müssen in der Neufassung veröffentlicht werden 2 Die Urteile der Schiedsgerichte sind fortan vor staatlichen Gerichten anfechtbar

Foto: *MAGNUZ* (CC BY-ND 2.0)

Milan Dau-Schmidt (20) berichtet uns aus Medellín, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, wo er sein weltwärts-Jahr verbringt und dabei in zwei Sozialprojekten arbeitet. Diese setzen sich aus einer Bibliothek und der südamerikanischen NGO TECHO zusammen, die Häuser in Armenvierteln baut. Sein Weltbild ist durch Interrail-Reisen, Festivals, Pfadfinden, Segeln, gesellschafts-politisches Interesse und einen tiefen Schluck optimistischer Gelassenheit geprägt.

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FARC Die Organisation FARC (dt. „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee“) gründete sich im Jahr 1964 und ist eine politisch linksradikale Guerilla-Bewegung. Entstanden ist sie aus den Jahren der „La Violencia“ (dt. die Gewalt), in denen sich liberale und konservative Gruppierungen in Kolumbien bekämpften. Es wurden sogenannte autonome Republiken gegründet, von denen 1964 eine – namens Marquetalia – durch den kolumbianischen Staat mit erheblicher Unterstützung der US-amerikanischen CIA zurückerobert werden konnte. Linksliberale Bauer und Lehrer gründeten infolgedessen den „Bloque Sur“ (Südblock), der rasant wuchs und zur Wiege der FARC wurde. Sie finanzierte sich durch Entführungen, Erpressung der lokalen Drogenkartelle, Goldabbau sowie die Herstellung und den Schmuggel illegaler Drogen, vor allem Kokain. Dabei kooperierte die Guerilla-Organisation unter anderem mit dem Medellín- und dem Calikartell. Ersteres erfuhr weltweite Beachtung durch den Drogenbaron Pablo Escobar, „seiner“ in dieser Zeit gefährlichsten Stadt der Welt – Medellín – und seinen blutigen Terror. Am 22. Juni 2016 wurde der Abschluss eines endgültigen Waffenstillstands zwischen FARC und kolumbianischem Staat bekanntgegeben. Die FARC verpflichtete sich, innerhalb von 180 Tagen alle Waffen an Vertreter der Vereinten Nationen abzugeben. Außerdem ist beabsichtigt, die verbliebenen geschätzt etwa 7000 Aktivisten der FARC schrittweise in die kolumbianische Zivilgesellschaft zu reintegrieren. Sollte der Waffenstillstand Bestand haben, bedeutete dies das endgültige Ende des über 50-jährigen Bürgerkriegs, der geschätzt etwa 220.000 Tote – größtenteils Zivilisten – und Millionen Flüchtlinge zur Folge hatte. Ziele der FARC waren unter anderem diese zehn, welche Gesprächsgrundlage in den 1980er Jahren waren: 1. Lösung des Konflikts mit politischen Mitteln; 2. Das kolumbianische Militär darf keine innenpolitischen Funktionen wahrnehmen; 3. Durchsetzung der Gewaltenteilung zwischen Judikative und Exekutive, Pressefreiheit und demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen; 4. Stärkung des Binnenkonsums, Schutz der einheimischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz sowie staatliche Kontrolle über den Energiesektor; 5. Verwendung von 50 % des Staatshaushaltes für Sozialausgaben und 10 % für die Förderung der Wissenschaften; 6. Einführung eines progressiven Steuersystems; 7. Entwicklungsprogramme für ländliche Regionen; 8. Revision der Energiepolitik und Neuverhandlung der Verträge zum Abbau der Bodenschätze mit multinationalen Unternehmen; 9. Aufbau souveräner, auf dem Recht auf Selbstbestimmung basierender Beziehungen zu allen Ländern der Welt; 10. Nicht-militärische Lösung des Drogenproblems.

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Quintessenzen

Delhi Life Alltag in Baljeet Nagar VON CLEMENS HÄFNER

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rzähl mal: Wie ist denn Delhi?“ – diese Dort gebe ich dreimal am Tag Englischstuneinfache Frage bringt mich oft ein we- den und helfe zwischendurch in den Comnig ins schlingern. puterkursen aus. Wie soll man den 20 Millionen Einwohnern und dieser Stadt gerecht werden? Dieser Stadt mit der weltweit schlechtesten Luft, unzähligen Obdachlosensiedlungen unter Brücken, aber auch der Hauptstadt eines Landes mit einer jahrtausendealten Kulturgeschichte, das wirtschaftlich immer stärker wird und sich zu einer bedeutenden politischen Macht entwickelt.

Foto: Unsplash.com (CCO)

Nahe der Hauptstraße, in der auch die Metro hält, sieht das Viertel meiner Wohngegend noch sehr ähnlich: pastellfarbene, beige Häuser mit Flachdächern, offene, kleine Läden an der Straßenseite und dazwischen der wohlbekannte, allgegenwärtige Staub. Je weiter man sich jedoch von der Hauptstraße entfernt, desto mehr verwandelt sich das Viertel in ein Labyrinth aus Gassen, in dem einem oftmals nur ein, zwei Meter zwiWährend meiner ersten Tage hier habe ich schen den Häusern Platz bleibt. angestrengt versucht, handliche Quintessenzen aus all den Eindrücken zu gewinnen Wenn ich von einem „Slum“ erzähle, ha– den belebten Gassen, wo Verkäufer mit ben die Meisten unwillkürlich das Bild von schwungvollen Handbewegungen, Mahl- Wellblechhütten, zwischen denen kraftlose zeiten zusammen mit einer Ladung roher Menschen hängen und um Hilfe betteln, Zwiebelringe in Plastiktüten verpacken; vor Augen. Doch so ist es hier ganz und gar Straßenkinder, die um Kleingeld zu bekom- nicht. Trotz oder gerade weil es oft an Inframen, Kunststücke zwischen den warten- struktur fehlt, ist die Community von einem den Autos an Kreuzungen vorführen oder starken sozialen Netz durchzogen. die moderne Metro, die im 2-Minuten-Takt tapfer Millionen von Passagieren durch die Einer der Auszubildenden, mit denen ich Stadt schleust. mich angefreundet habe, ist Jeetentra. Er ist Mitte zwanzig, spricht nicht ganz flüsAber ein wirklich treffendes Bild lässt sich sig, aber von sich überzeugt Englisch und leider nicht zeichnen. Am bezeichnendsten trägt schick aussehende Kleidungstücke, ist sicherlich gerade diese „Nicht-Erfassbar- auch wenn diese jeweils nur ein paar Euro keit“ all der nebeneinander existierenden auf dem Markt gekostet haben. Nach zwölf Welten Delhis. Jahren auf einer staatlichen Schule – die einzige Voraussetzung für die Teilnehme an Insofern sind Erfahrungen sehr subjektiv. Ich den Computerkursen – hat er jetzt – nach jedenfalls arbeite mit der Indo-Global Soci- mehreren Monaten den Kurs fast abgeal Service Society in einem Berufsschulzen- schlossen. Er kommt trotzdem noch häufitrum, in dem junge Erwachsene aus dem ger als er eigentlich müsste, da das Center umliegenden Slum Baljeet Nagar Compu- mit seinen paar Dutzend Teilnehmern auch terkenntnisse und Nähen erlernen können. ein sehr starkes soziales Zentrum für Baljeet

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Nagar darstellt. Mit dem Zertifikat und den erlernten Fähigkeiten hofft er – wie die anderen auch – auf bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. An den Abenden gibt er, wie viele der Auszubildenden, Geschichts- oder Mathematikunterricht für eine Hand voll Schüler aus der Nachbarschaft, um ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Hinzu kommt das Löten von universellen Akku-Ladegeräten, die er mit der Unterstützung seiner Familie auf einem nahegelegenen Großhandelsmarkt verkauft. Wenn dann am Abend noch Zeit bleibt, lernt er für die Einstellungstests der Regierung, zum Beispiel als Steuerprüfer. Sein Wunsch ist es, zurück zu seiner Familie mütterlicherseits nach Rajasthan zu ziehen: „I just love Rajasthan...“ erzählte er mir.

kennenlernen“ ein Verständnis für die alltäglichsten und kleinsten Dinge zu entwickeln: wie Jeetentra mir mit einem Augenzwinkern von seiner Freundin erzählt, die er seinen Eltern als „eine Schülerin“ vorstellen musste, da sie sonst etwas gegen die Beziehung einwenden würden; die Gebets-Gesten von jungen Geschäftsmännern beim Vorbeifahren an einem Tempel; wie sich Mitte Zwanzigjährige ehrlich besorgt über ihre Erfahrungen mit Hausgeistern austauschen oder wie in Indien aus der Flasche getrunken wird, ohne mit den Lippen die Öffnung zu berühren.

So habe ich, seitdem ich hier bin unzählige meiner anfänglichen Annahmen über die Stadt und das Leben in Delhi korrigieren müssen und in den nächsten Monaten Momentan lebt er aber noch in einem klei- werden sicherlich weitere hinzukommen – nen Haus nahe des Berufsschulzentrums. aber besonders das bedeutet für mich etHeutzutage haben zwar so gut wie alle was „kennenzulernen“. Trainees ein Smartphone oder teilen sich zumindest eines mit ihren Geschwistern, Wahrscheinlich kann man mich täglich fradoch ich war erstaunt, als Jeetentra mir gen, was Delhi für mich bedeutet und ich zeigte, dass er kein Bett hat, sondern in sei- werde jeden Tag eine andere Antwort genem kleinen, mit Hindu-Göttern und Ma- ben können. the-Aufzeichnungen dekorierten Zimmer auf einer Matratze auf dem Boden schläft. Für mich bedeutet die Phrase „eine Kultur

Clemens Häfner (18) wollte wegen seiner Faszination für Städte und der Möglichkeit Indien aus ganz unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen seinen weltwärts-Freiwilligendienst im Schmelztiegel Delhi verbringen und ist trotz der ein oder anderen Geduldsprobe immer wieder froh über seine Entscheidung.

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Safari

Foto: Ramona Strohwald

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Ein Tag Klischee-Afrika VON RAMONA STROHWALD Nach 250 holprigen Kilometern, für die ich fast fünf Stunden im Matatu (Taxibus) brauche, erreiche ich Masindi, nördlich von Fort Portal. Von dort aus geht es in den Murchison Falls National Park. Für mich steht meine erste Safari an – also endlich ein bisschen „Klischee-Afrika“. Es ist noch dunkel als unser Fahrer und Guide Moses uns im Hotel abholt, wir Masindi verlassen und auf staubigen, holprigen Straßen Richtung Nationalpark fahren. Am Einlass erfahren wir, dass es auch möglich ist, den Park mit privatem Fahrzeug und sogar ohne Guide zu befahren. Ich stutze. Das ist nicht, was ich von einem geschütztem Nationalpark erwartet hatte. Mein eigenes Gewissen beruhige ich, weil wir mit Moses zumindest jemanden dabei haben, der den Park und die Tiere kennt. Ein ausgebildeter Guide ist er trotzdem nicht. Die Eintrittsgelder fließen nicht wie erwartet in den Naturschutz, sondern in die umliegenden Gemeinden. Sie werden für öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen genutzt – das heißt am Ende landet mein Eintrittsgeld bei der Regierung… Mitten durch den Nationalpark fließt der Nil. Südlich vom Nil gibt es laut Moses lediglich Affen, überwiegend Paviane. Früher haben hier wohl mehr Tiere gelebt, doch weil es auf dieser Seite viele Dörfer gibt, wurden die Tiere auf die andere Seite des Flusses gebracht, wo sie Ruhe und Frieden haben sollten. Ich stutze wieder. Ein typisches „Der Mensch greift in die Natur ein,

damit die Natur, Natur sein kann.“ Wir fahren weiter. Auf dem Weg sehen wir bereits andere Fahrzeuge – die meisten sind kleinere Busse mit Reisegruppen. Ich frage Moses nach dem Tempolimit. 40 km/h etwa, aber es komme darauf an, wo man sich im Park befände. Schilder oder Hinweise kann ich keine entdecken und kaum ein Fahrer hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Trotzdem fehlen mir die Worte als ich einige überfahrene Affenkinder auf der Straße erspähe. Wir erreichen den Fähranleger und ich sehe zum ersten Mal den Nil. Die Aufregung steigt als wir den längsten Fluss der Erde (6852 km) überqueren. Die Strömung ist extrem und ich bewundere die beiden Männer, die die Fähre mitsamt der acht Fahrzeuge und uns Passagieren geschickt ans andere Ufer lenken. Moses freut sich: wir sind die ersten, die die Fähre verlassen und die Safari starten. Er sagt so könne man mehr Tiere sehen, da sie noch nicht von anderen Touristen aufgescheucht wurden. Mein Gewissen tritt mir in den Bauch und ich frage mich, ob das mit der Ruhe und dem Frieden auf der Nordseite des Nils nicht doch reine Farce ist. Trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind als wir die ersten Tiere erblicken. Die Landschaft ist beeindruckend: trockene Savanne, unzählige Palmen und zwischen ihnen Wasserböcke, Giraffen, Antilopen, Warzenschweine (von Moses liebevoll „Pumbas“ genannt) und Büffel. Ich denke an die zahlreichen Klischeebilder Afrikas, die im Westen für sämtliche Länder des riesigen Kontinents stehen. Am Nilufer machen ein paar Elefanten, ugandische Kraniche (auf der ugandischen Flagge abgebildet) und Nilpferde das Bild vollkommen.

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Politik

Klischee Afrika? Eine Antilope

Foto: Luis StĂźmper

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Als wir am Ufer anhalten und aussteigen, spüre ich die Ruhe, von der Moses gesprochen hatte. Es ist komplett still, die Tiere scheinen hier in Frieden zusammenzuleben. Ich genieße die Stimmung und die scheinbar reine Natur. Dann hören wir aus der Ferne ein Auto und Moses schmeißt den Motor wieder an. Wir fahren weiter. Eine Horde Büffel, die auf ihrem Weg zur Wasserstelle war, schreckt auf und entfernt sich wieder vom Ufer. Moses verlässt die Straße, schaut sich um und murmelt vor sich hin. Irgendwann verrät er uns, dass hier unter den Bäumen tagsüber manchmal schlafende Löwen zu sehen sind; heute leider nicht. Geschlafen hätten sie bei dem Geräusch des Motors und dem Anblick des Fahrzeugs wahrscheinlich auch nicht mehr. Auf der Hälfte der Strecke fahren wir an einem riesigen eingezäunten Bereich vorbei. Moses erklärt uns, dass sei ein Flugplatz. Ich runzle die Stirn. Ein Flugplatz in einem National Park? „Für die Menschen, die nicht anders in den Park kommen“, erklärt er und fügt im Nebensatz hinzu, „also diejenigen, die Geld haben.“ Aha. Im Anschluss machen wir eine zweistündige Bootstour auf dem Nil. Wir sind fast alleine auf dem Boot. Mit einem kalten Bier in der Hand ist es entspannt und es kommt mir geradezu surreal vor, dass wir gerade auf dem Nil fahren. Neue Tierarten sehen wir keine, bis auf ein paar Krokodile. Am Uferrand sonnt sich ein kleines Krokodil. Unser Bootsfahrer und -führer fährt näher heran. Und näher. Und näher. Und näher. Am Ende berührt unser Boot schon fast den kleinen Körper. Ich fühle mich schuldig, das kleine Tier in seinem Zuhause zu belästigen.

Am Ziel angekommen geht es unabhängig von der Tierschau auf eine kleine Wandertour. Dabei nähern wir uns den Murchison Wasserfällen. Je näher wir ihnen kommen, umso beeindruckender wird das Naturerlebnis. Am Ende stehe ich direkt davor. Die Sonne steht mittlerweile tief und lässt den Wasserfall schimmernd gelblich glänzen. Es ist so unglaublich schön, dass ich ein paar Minuten brauche, bis ich mich um ein gutes Foto bemühe. Damit endet der Tag und meine erste Safari. Auf dem Rückweg machen mein Gewissen und ich uns einige Gedanken. Es war ein wunderschöner, beeindruckender, spannender Tag und eine besondere Erfahrung. Doch die Natur ist im Murchison Falls National Park und vielleicht auch in den zahlreichen anderen Parks Ugandas alles andere als unberührt. Dass Tourismus zwar Geld bringt, letztlich aber der Natur und den Tieren schadet, war mir bereits vor meiner Reise bewusst. Es bestätigt zu sehen, hat mich trotzdem schockiert und war für mich eine wichtige Erfahrung, vor allem angesichts meines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes. Ob ich mich je auf eine weitere Safari einlassen würde? Das weiß ich noch nicht.

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H2O

BY LATIM NOBERT

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t has been two years now of Viva con Agua (VCA). It started with a meeting of not more than 25 people, all coming together sharing a vision: we can all do something to bring safe drinking water to at least 1 more person in Uganda! All from different backgrounds, different talents, different names, but all united for water!

Foto: Viva con Agua Kampala

Since then, it has been a special kind of energy that has driven the team; in less than a year this baby skipped crawling and went straight to riding a bicycle. It did not just magically happen. It is a testament of the support and the belief that the supporters have in the vision “Water for All”! Being the first local crew in the southern hemisphere – in Africa – is something that we are proud of, because it proofs that we recognize our responsibility, our determina-

tion to cause change from within, by us for us. We know that we are weakest alone but strongest as a team, which is why we appreciate our various friends and partners. After all, the vision is “All for Water, Water for all” and not “Me for water and water for Me” … Throughout the past two years, we have been partnering with VCA St Pauli. We supported them in their projects in Moroto with activities like “Football 4 WASH” (special thanks to Watoto Wasoka for this amazing action). With other friends, we have been able to realize dance workshops (Breakdance Project Uganda, Batalo East, Krump Ug, Vizurri Dance Crew), informative wall paintings (Destreet Foundation, Angavu Art Studio, Jobray and Mos Opten) and poetry (The Wake). In 2017, we hope to reach even more community members in and around Kampala with our projects.

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I would like to thank everyone who has supported Viva con Agua Uganda, irrespectively of the role they have played. What we have achieved in two years is truly amazing. To all those looking at their ventilators: Please come out, become a part of the network – there’s more to it than what you see or hear staying inside. I shake in excitement when I think of all the things we could achieve in 10 years, only if this positive energy continues… All for Water, Water for all!

Latim Nobert (25) is founding member of Viva Con Agua (VCA) Uganda. He studied German at the Makerere University of Kampala. At Viva con Agua Uganda he is responsible for WASH (= Water, Sanitation and Hygiene) Projects and the VCA-Community.

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Foto: Stefan Groenveld

The potential is extremely high for Viva con Agua in Uganda. Germany, the home of VCA has a volunteer base of over 10,000 youths. This is interesting for us to see as Germany has one of the oldest populations in the world. Uganda on the other hand, is demographically the complete opposite, having one of the youngest – if not the youngest – population in the world. This is why I see VCA in the coming years to reach more youths and mobilize them to engage in this campaign to free Uganda from thirst.


Panorama

Kamp

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ie Hauptsadt Ugandas liegt über mehrere Hügel verstreut im Zentrum Ugandas. 50 Kilometer entfernt vom internationalen Flughafen Entebbe ist sie außerdem Zwischenstation für alle Reisen in andere Teile Uganda. Die Millionenstadt ist berüchtigt für ihren lebensgefährlichen Verkehr, der sich im Zentrum durch Dauerstaus auf Schritttempo verlangsamt. In Kampala haben fast alle internationalen Hilfsorganisationen ein Büro. Neben den verschiedenen NGOs findet man beispielsweise auch das deutsche Goethe Zentrum oder die Friedrich-Ebert-Stiftung. Mit über 1,3 Millionen Einwohnern ist Kampala darüber hinaus auch die größte Stadt Ugandas.

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Foto und Text: Henri Maiworm

pala

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Was Panorama

Foto: Luis StĂźmper, Text: Henri Maiworm

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sserbock D

iese Begegnung entstand Silvester im Queen Elizabeth National Park.

Wasserböcke findet man nicht nur wie es ihr Name vermuten lässt in der Nähe von Gewässern, sondern auch in Wäldern und trockenen Gebieten. Sie erreichen eine Größe von 1,30m und können bis zu 270 kg schwer werden. Im Allgemeinen friedliche Zeitgenossen, sind Wasserböcke jedoch insbesondere während der Aufzucht ihrer Jungtiere leicht reizbar und können auch für den Menschen zur Gefahr werden.

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Panorama

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ort Portal ist das touristische Zentrum Westugandas. Mit ca. 40.000 Einwohnern ist es eine kleine sehr freundliche Stadt, die viele Möglichkeiten zur individuellen Freizeitgestaltung bietet. Die selbsternannte „Tourism City 2040“ lädt zu Tagesausflügen ein. Eine Reihe von Craterlakes, Wasserfällen, die Rwenzori Berge und umliegende Nationalparks bieten hierfür perfekte Vorraussetzungen. Aber auch kulinarisch hat Fort Portal einiges zu bieten, schließlich gilt der Westen Ugandas doch als "Kornkammer des Landes". Neben traditioneller Küche gibt es zahlreiche Anbieter von Fastfood und „westlicher“ Kost, was in der Regel mit einem dementsprechend hohen Preis einhergeht. Für Ausgehfreudige gibt es in Fort Portal eine Reihe an kleinen Bars. In den größeren Bars wie den „Big 3“ – Forest, Africana und Glue Pot – wird zu fortgeschrittener Stunde auch getanzt.

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Foto und Text: Henri Maiworm

Fort Portal

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Panorama

Sipi Fälle D

ie Sipi Wasserfälle liegen im Osten Ugandas an der Nordseite des Mount Elgon. Die vier Wasserfälle, die in der Nähe des gleichnamigen Dorfes liegen, gehören zu den Highlights jeder Ugandareise. Der größte der vier Fälle geht 60 Meter in die Tiefe. Unter einem der anderen kann man eine erfrischende Dusche nehmen und erkunden, wie ein Wasserfall von hinten aussieht. Funfact: Dieses Naturspektakel weist die höchste Quote an aufdringlichen Touristenführern in ganz Uganda auf – man findet den Weg allerdings auch sehr gut ohne Hilfe.

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Foto und Text: Anika Rhein


Journalismus

"ALLE HABEN MICH DAMALS FÜR VERRÜCKT ERKLÄRT" Über Journalisten im Fadenkreuz, die Regeln internationaler Berichterstattung und über die politische Zukunft Ugandas sprach unser Autor mit der Journalistin Simone Schlindwein.

Simone Schlindwein: Immer im Einsatz

VON HENRI MAIWORM Wie bist du dazu gekommen Auslandsberichterstatterin aus Ostafrika zu werden?

Foto: Simone Schlindwein

Ich war 2004 im Rahmen meiner journalistischen Ausbildung für einen Monat im Kongo, um einen Film zu drehen. Zu der Zeit ist aber genau in der Stadt, wo ich mit meiner Kollegin stationiert war, der Krieg aus-

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Simone Schlindwein Simone Schlindwein (36) hat Osteuropastudien und Internationale Politik in Berlin studiert bevor sie in Moskau unter anderem für den Spiegel arbeitete. Seit 2008 lebt die Journalistin in Uganda und berichtet als Pauschalistin regelmäßig für die taz als Auslandskorrespondentin der Großen Seen. Ihr Berichtsgebiet erstreckt sich

gebrochen. Wir wurden ganz abenteuerlich evakuiert. Das ist bei mir als Erfahrung – vielleicht auch als Trauma – hängen geblieben. Während ich 2008 noch für den Spiegel in Russland arbeitete, war ich privat in Ruanda und Uganda und habe mich dort emotional sehr zuhause gefühlt.

„Das ist bei mir als Erfahrung – vielleicht auch als Trauma hängen geblieben.“ Ich habe dann ganz spontan im eiskalten Moskau die Entscheidung getroffen, meine Zelte in Russland abzubrechen und mich nach Afrika zu verlegen. Alle haben mich damals für verrückt erklärt. Im Nachhinein muss ich sagen, es war sicher die beste Entscheidung meines Lebens. So bin ich eher zufällig und bauchgesteuert in Afrika gelandet.

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dabei von der Zentralafrikanischen Republik über den Kongo, Burundi, Ruanda, Uganda bis hin zum Südsudan. Außerdem arbeitet sie auch als freie Journalistin für verschiedene Medien wie der Wiener Zeitung oder produziert Radioreportagen u.a. für den WDR und Deutschland Radio Kultur.

In Deutschland gibt es von der Presse meist eingehaltene freiwillige Selbstverpflichtungen. Ein Beispiel ist, dass ein Interview vor seiner Veröffentlichung noch einmal vom Interviewpartner autorisiert werden muss. Spielen diese Regeln in den Ländern, in denen du arbeitest oder überhaupt in der internationalen Berichterstattung eine Rolle? Aus der eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass in meinem Berichtsgebiet die verschiedenen Länder sehr unterschiedlich mit Presse und Medien umgehen. Bei Themen wie Menschenrechtsverletzungen oder Kriegsverbrechen muss ich meine Informanten in meinem eigenen Ermessensspielraum besonders schützen, beispielsweise, indem ich sie anonymisiere und andere Namen erfinde. Was das Autorisieren von Interviews angeht: Ich führe Interviews immer mit Mikrofon, sprich ich kann dann auch niemanden falsch zitieren. Allerdings gibt es natürlich Übersetzungsproblematiken. Ich habe es in meinen praktischen Erfahrungen der letzten 8 Jahre es selten erlebt, dass ich etwas nochmal autorisieren lassen musste.


Schlindwein: Uganda au in Sachen

Foto Camille Lepage: Ahmed Hayman (CC-BY-SA 4.0), Foto Hintergrund: Henri Maiworm

Der ugandische Präsident Yoweri Kaguta Museveni ist nicht gerade als großer Freund der Presse bekannt. Wie beurteilst du die Freiheit der Presse in Uganda. Kann man überhaupt von Freiheit sprechen? Um Uganda mal ein bisschen zu verteidigen: Ich würde sagen in meinem Berichtsgebiet hat Uganda auf jeden Fall die freieste Presse – Journalisten sind immer noch mit sehr vielen praktischen und theoretischen Freiheitsrechten ausgestattet. Und auch ich als internationale Journalistin fühle mich da recht frei im Vergleich zu den anderen Ländern, die ich betreue. Die Hochzeiten der Pressefreiheit in Uganda sind allerdings vorbei. Das Regime in Uganda nimmt die Presse immer mehr in die Zange. Das merken alle Journalisten in Uganda. Internationale Journalisten sind davon auch nicht ausgenommen, stehen aber immer am Ende der Fahnenstange. Jetzt wird es kritisch. Uganda steht im Moment auf dem Scheideweg in Sachen Pressefreiheit.

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Camille Lepage (*1988 – 2014) war eine französische Fotojournalistin, die 2014 während einer Reportagereise zum Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik ums Leben kam..

„Ich bin schon öfter persönlich zum Ziel geworden“


uf dem Scheideweg n Pressefreiheit

Dein Job ist nicht immer ungefährlich. Die mit dir befreundete Journalistin Camille Lepage kam zum Beispiel 2014 in der Zentralafrikanische Republik um. Wie gehst du damit um, dass du von einigen Menschen als Bedrohung vielleicht sogar als willkommene Zielscheibe gesehen wirst?

Es ist natürlich gut, wenn man sein Sicherheitstraining gemacht hat, eine schusssichere Weste besitzt und auch mit dem gewissen Knowledge ausgestattet ist, bevor man sich in eine Situation begibt.

Als “Muzungu” [Mensch weißer Hautfarbe] in Uganda oder überhaupt in Afrika Ich bin schon öfter persönlich zum Ziel hat man oft eine spezielle Rolle, die nur in geworden. 2010 musste ich Burundi der Hautfarbe begründet ist. Erleichtert fluchtartig verlassen. 2013 hat mich die UNO das deine Arbeit oder wird sie sogar daaus dem Ostkongo heraus evakuiert und vor durch erschwert? Kurzem musste ich wieder flüchten. Es ist immer eine Gradwanderung – gerade wenn Beides. Ein Extrembeispiel war, als mich man investigativ recherchiert und nicht nur ein UNO-Hubschrauber im kongolesischen reine Berichterstattung macht. Aber selbst Dschungel in einem Dorf absetzte. Die wenn man nur reine Berichterstattung Menschen aus dem Dorf hatten noch nie macht und dann gewisse Sachen wie eine weiße Person gesehen. Es ist natürlich Kriegsverbrechen von der Armee und der extrem, wenn man wie ein Außerirdischer Regierung dokumentiert, wird man zur ankommt und dann erst einmal das ganze Zielscheibe. Dorf auf einen zuströmt als wäre man eine Wahnsinnsattraktion. Das ist natürlich sehr Es gibt kein Kochrezept wie man damit um- kontraproduktiv, wenn man eigentlich das geht. Jeder muss da seinen eigenen Weg normale Leben der Menschen porträtieren finden. Man muss von Situation zu Situati- will und man durch seine bloße Anwesenon auch die eigene private Situation immer heit einen Ausnahmezustand schafft, in neu überdenken, analysieren und Entschei- dem dann auch kein normales Leben mehr dungen treffen. passiert.

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Das positive Extrembeispiel ist, dass ich öfter einen Schutzeffekt durch meine Hautfarbe genieße. Beispielsweise beim Umgang mit Rebellen, wo ich durch meine Hautfarbe und meine Kamera als Journalist eindeutig identifizierbar bin. Sodass man mich weder leicht angreift noch als Feind wahrnimmt oder ich in eine Schusslinie gerate. Ich musste auch feststellen, dass mir als westlicher oder internationaler Journalist Zugänge zu gewissen hochrangigen Leuten sehr offen stehen. Umgekehrt wird man wiederum von Regierungen eher durchleuchtet oder auch mal abgehört, weil die vielleicht denken man sei ein Spion. 2009 gab es einen großen Aufschrei als ein Gesetz gegen Homosexualität im Parlament eingereicht wurde, das in ersten Entwürfen sogar die Todesstrafe vorsah. Das Gesetz wurde 2014 einkassiert und du hast in einem Artikel Anfang 2015 sogar von einem Schwulen- und Lesbenmagazin in Uganda berichtet. Hat sich seitdem etwas getan?

dings international medial so aufgebauscht worden, dass es um mehr geht als nur um das Gesetz. Der Regierung in Uganda geht es um das Prinzip. Das ähnelt ein bisschen einem Wettkampf. Die internationale Community und die Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt üben umgekehrt ja auch Druck aus. Sehr medial aufgeladener Druck. Und wir Journalisten sind irgendwie dazwischen eingequetscht. Jetzt waren gerade Anfang des Jahres Wahlen in Uganda. Präsident Museveni wurde wiedergewählt. Seit 1986 ist er inzwischen ununterbrochen an der Macht. Kizza Besigye, der Oppositionskandidat, wurde gerade bei seiner Wiedereinreise nach Uganda von der Polizei präventiv festgenommen. Während wir hier sprechen sind die Häuser mehrerer Oppositionspolitiker von Polizeieinheiten blockiert [Gespräch fand Anfang Oktober statt]. Andererseits gibt es ein scheinbar demokratisch gewähltes Parlament. Wie bewertest du das politische System Ugandas?

Foto: Simone Schlindwein, Montage: U and I

Es passiert da immer noch sehr viel. Jüngst hat die Homosexuellen-Community in Uganda eine Art Wettbewerb mit Modenschau und SchönheitskönigIn ins Leben gerufen. Ein kleines offenes Event, das dann auch in der Öffentlichkeit stattgefunden hat, letztendlich aber von der Polizei gestürmt wurde. Jetzt wollen sie wieder so ein Event machen und planen das gerade.

Das politische System ist gerade sehr im Wandel. Es ist kein Endzustand, sondern ein Prozess der gerade passiert. Den gilt es zu analysieren. Dieses Prozesshafte macht es aber erst einmal ein bisschen schwierig das gescheit journalistisch zu beleuchten. Dieses Spiel zwischen Besigye und Museveni ist in erster Linie ein persönliches. Es gibt ein Kisuaheli Sprichwort: Wenn zwei Elefanten sich streiten leidet das Gras. Insofern werden da auch immer ganz große Kanonen aufgefahren. Auch von Seiten der Regierung wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Gerade wenn Tränengas und Pfefferspray im Spiel sind

Das ganze Th e m a ist aller-

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und wir Journalisten in die Quere kommen, Im Prinzip hängt von all diesen unberemacht es das sehr schwierig neutral zu blei- chenbaren Faktoren das Schicksal Ugandas ben. ab, das als ein ganz wichtiges Land in der Region gilt. Seit dem Ende des BürgerkrieFrüher war die Regierung Ugandas eine der ges ist Uganda ein Stabilitätsfaktor für die demokratischsten in Afrika. Das ändert sich ganze Region–inklusive Somalia und dem in Uganda gerade sehr zum Ende der Re- Südsudan. gierungszeit Musevenis, insbesondere auch im Hinblick auf die Frage der Nachfolge. Du hast es gerade angesprochen: Uganda ist im Wandel. Wenn du eine vorsichtige Zukunftsprognose für das Land in puncto Demokratisierung und Entwicklung geben würdest, wie sähe die aus?

„Wenn Uganda kollabiert, wackelt wie so ein Pudding die ganze Region mit“

Ich glaube im Moment haben alle internationalen Analysten, Beobachter und auch Journalisten das Problem, dass es in Uganda sehr viele unbekannte Faktoren gibt, die Wenn Uganda kollabiert, wackelt wie so ein schwer einzuschätzen sind. Pudding die ganze Region mit. Deswegen ist es wahnsinnig wichtig, dass sich hier In den nächsten fünf Jahren ist Museveni eine gescheite Zukunft für Uganda auftut. theoretisch und verfassungsrechtlich am Diese Ungewissheit der Zukunft merkt man Ende seiner Regierungszeit angelangt. in Uganda auch in der Bevölkerung. Keiner weiß wie es weitergeht. Die Frage der Nachfolge ist von ihm aber absichtlich im Unklaren gelassen worden. Zwar hat er zugesagt, keine Verfassungsänderung, die ihn mit 75 Jahren erneut wählbar machen würde, anzustreben. Man weiß aber nie welche Instrumente er aus der Trickkiste holt. Noch dazu ist er für sein Alter zwar ein recht sportlicher und fitter Präsident, aber seine Gesundheit wird auch nicht ewig halten.

In der nächsten Ausgabe gibt es den zweiten Teil des Interviews, in dem es um die Rolle der UNO im Kongo-Krieg geht und warum ein Foto Simone Schlindweins es bis in den Sicherheitsrat geschafft hat.

Henri Maiworm (19) lebt in Fort Portal, Westuganda. Wenn der Ex-Kieler nicht an der „U and I“ werkelt, arbeitet er für das lokale Ökotourismusunternehmen Kabarole Tours and Safari als Marketing-Beauftragter. Der nächste Urlaub soll nach Uganda gehen? kabarole-tours.com Mehr von Henri unter: henri-maiworm.de

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Politik

„The President is coming!“ VON HENRI MAIWORM

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s ist ein warmer Samstag in Fort Portal. Der Oppositionskandidat und Widersacher Yoweri Musevenis – Kizza Besigye – wird um die Mittagszeit erwartet. Schon am Vortag spürte man die Aufregung, sah kleine jubelnde Autokonvois durch die Stadt ziehen. Ich mache mich auf den Weg, um den größten Gegner Musevenis von Nahem zu erleben. Einst verband die beiden eine lange Freundschaft: Sie kämpften gemeinsam in der National Resistance Army (NRA) gegen den damaligen Präsidenten und Autokraten Milton Obote und Besigye war sogar Musevenis Leibarzt. Später bekleidete Besigye als Vertreter der aus der NRA hervorgegangenen Partei National Resistance Movement (NRM) mehrer politische Ämter, bishin zum Minister für interne Angelegenheiten. 2001 legte Besigye seine Ämter nieder und entschied sich gegen seinen ehemaligen Weggefährten als Präsident zu kandidieren.

Anfang 2016. Besigye wurde mehrmals verhaftet, unter Hausarrest gestellt und die Polizei ging massiv gegen seine Unterstützer vor. Die Wahl verlor er schließlich mit 35,4% zu 60,8% Prozent. Während den Wahlen kam es zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten. Wahlbeobachter der EU kritisierten die Wahl scharf und sprachen von Einschüchterungen und Manipulationen, die es gegeben habe. Ich warte an einem großen Fußballfeld auf ihn, an dessen Rand sich bereits die Menschen drängen. Das Fußballspiel beginnt, endlich muss sich die wartende Menge nicht mehr langweilen. Gespielt wird auf Tore ohne Netze. Blau gegen Weiß.

Besigye ist wohl Ugandas zweitpopulärster Politiker – nach Museveni versteht sich. Aber auch die Frauen der beiden Widersacher sind keine Unbekannten: Janet Museveni ist Ugandas Bildungsministerin, Winnie Byanyima, Besigyes Ehefrau, ist Chefin der Vorläufiger Höhepunkt dieser Auseinander- Hilfsorganisation Oxfam International. setzung war wohl die Präsidentschaftswahl

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Das Event hat sich inzwischen herumgesprochen. Essens-Verkäufer bahnen sich ihren Weg durch die Menge. Immer wieder sieht man die blauen Hemden der Oppositionspartei „Forum for Democratic Change“ (FDC) – auf der Rückseite mit „Besigye is my President“ versehen. Der Spruch soll wohl auf die vermeintlichen Wahlfälschungen während der Präsidentenwahlen 2016 hinweisen. Auf der Vorderseite befindet sich im Barack Obama Style die Konturen von Besigyes Gesicht.

Meter von Besigye entfernt, habe ich mit den richtigen Presseleuten einen der besten Plätze erwischt. Muzungu-Bonus. Der Slogan der FDC „One Uganda – One People“ (Ein Uganda – ein Volk) ist wohl einer der meist verwendeten Sätze an diesem Tag.

Vor Besigye und seinen Mitstreitern werden jetzt Schilder aufgestellt mit den Namen und Gesichtern der jeweiligen Person. Sollte es hier etwa Menschen geben, die Besigye Während ich warte, tröste ich mich mit nicht kennen? dem Gedanken, dass Besigye, der aus dem Südwesten Ugandas stammt, schon mal Die ersten Lokalfunktionäre der FDC halten kein Rutoroo (lokale Sprache in Fort Portal ihre Reden – natürlich auf Rutooro. und Umgebung) sprechen wird. Das erhöht Anschließend tritt der bekannte ugandimeine Chancen etwas von der Rede Be- sche Sänger Robert Kyagulanyi alias Bobi sigyes zu verstehen doch deutlich. Wine auf, den die Menge begeistert feiert. Als Bühne muss das Dach eines Autos herBoda-Fahrer, die vor Euphorie in Schlan- halten – es erfüllt seinen Zweck. Jetzt begenlinien fahren, sind erste Anzeichen für ginnt das Akquirieren der Spenden. Da ich die baldige Ankunft des ehemaligen Ar- nah bei Besigye bin (Presseprivileg!), sehe mee-Colonels. ich den Funktionären der FDC beim Geldzählen zu. Mehrere Millionen Uganda-Schil„The President is coming“ – mit diesen Wor- ling sind dabei zusammengekommen für ten wird Besigye samt Gefolgschaft schließ- die Parteikasse der FDC hat es sich gelohnt. lich angekündigt. Auch eine Art passiven Widerstand gegen Museveni zu leisten. Zur Belohnung für das zahlende Volk tritt jetzt endlich auch Besigye auf. Meine HoffDoch wo ist das von mir erwartete riesige nungen erfüllen sich nicht, er redet auf Polizeiaufgebot? Ich sehe genau ein Polizei- Rutooro, ich verstehe nichts. Ist aber auch auto, das hinter dem Tross von Besigye fährt. kein Wunder unter den vielen Tausend BeKeine Spur von den aufgebrachten Anhän- suchern bin ich auch der einzige Muzungu gern Besigyes, die sich noch im vergange- und damit vermutlich der einzige, der auf nen Jahr Straßenschlachten mit der Polizei eine Rede auf Englisch angewiesen wäre. lieferten. Am nächsten Tag erfahre ich aus der Zeitung, dass Besigye die Regierung scharf Mit Freudenschreien wird Besigyes Kolonne kritisierte und Museveni für die Verschwenin Empfang genommen. Die Stimmung ist dung von öffentlichen Geldern verantworteuphorisch. Das Fußballfeld wird gestürmt. lich macht. Außerdem sei er für die MissAlle rennen auf die Autos zu. Der Schieds- wirtschaft an der renommierten Makerere richter versucht sich mit Pfeife im Mund als University in Kampala verantwortlich, weSecurity. gen der sie zwischenzeitlich geschlossen werden musste. Die Menge schließt die Autos ein. Die Blauhemden bilden eine Kette, um Besigye und Ob die Anschuldigungen der Wahrheit entBegleiter aus dem Auto zu geleiten. Ich ste- sprechen oder nicht – klar ist am Ende nur, he eingequetscht mitten in der Menge. dass der erbitterte Kampf zwischen Muse„Are you a journalist?“, werde ich gefragt. veni und seinem Widersacher langfristig „Kind of“, antworte ich und darf durch die nur zu einer gesellschaftlichen Spaltung Menge nach vorne unter der Absperrung Ugandas führen kann. hindurch. Kein Gedränge und nur wenige

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Herausforderungen

LADAKH QUO VADIS? Abgeschirmt und voller Gegensätze: Die Region Ladakh.

VON MAXIMILIAN ERNEST

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er größte Bazar Lehs, der Hauptstadt Ladakhs, liegt wie eine Stadt aus 1000 und einer Nacht zu Füßen des alt ehrwürdigen Königspalastes. Der Ruf der Muhezine ist zu hören, die ganze Altstadt ist mit schwarzen Flaggen geschmückt und die Moscheen mit bunten Tüchern verhangen. Der Geburtstag Mohammeds steht kurz bevor. In diesen Tagen merkt man kaum, dass ein Großteil der Bevölkerung im Bezirk Leh buddhistisch ist. In dieser entlegenen Region Nordindiens, in mitten des konfliktreichen Länderdreiecks Indien, Pakistan und China, leben 200.000 Menschen und ebenso viele indische Soldaten friedlich zusammen. 300 Kilometer flussabwärts herrscht ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt in Kaschmir. Indien und Pakistan streiten sich um entlegene Gebirgsregionen, während Separatisten in Srinagar und Umgebung Separatisten einen unabhängigen Staat

Kaschmir erkämpfen wollen. Etwas weiter östlich und ca. 2000 Meter höher gelegen liegt unser Einsatzplatz, sieben Kilometer außerhalb Lehs auf einem buddhistischen Campus nahe des Dorfes Choglamsar. Der Konflikt zwischen Muslimen und der indischen Regierung in Srinagar ist für uns insofern gegenwärtig, als dass unsere sowieso schon labilen Internet- und Telefonverbindungen, welche alle über Srinagar geführt werden, noch weniger beziehungsweise gar nicht funktionieren. Die Massen an Militärfahrzeugen, Checkpoints und der rege militärische Flugbetrieb erinnern uns täglich an die Grenzkonflikte mit den Nachbarstaaten. Dennoch leben wir hier in einer sicheren und ruhigen Gegend weit weg von den Problemregionen Jammu und Kaschmir. Hier in Ladakh leben 80.000 Muslime friedlich mit 120.000 Buddhisten zusammen.

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Foto: sandeepachetan.com travel photography (CC BY-NC-ND 2.0)

Landschaft im ladakhischen Lamayuru Die in den zwei Distrikten Ladakhs, Kargil und Leh, ansässigen Muslime unterscheidet dabei etwas sehr Grundlegendes von ihren Glaubensbrüdern in Srinagar: sie fühlen sich dem indischen Staat zugehörig. Jüngst gab es im zu 99% muslimischen Kargil Proteste gegen die pakistanische Regierung, die einem wichtigen Geistlichen Staatsbürgerschaft und Vermögen entzogen hatte. In Regierungs- und Verwaltungsfragen arbeiten die beiden Distrikte und die in Leh wohnhafte Bevölkerung zusammen und kämpfen für mehr staatliche Zuwendungen in den Bereichen Infrastruktur und Kommunikationswege. Ladakh ist durch unglückliche historische Umstände dem Bundesstaat Jammu und Kaschmir, welcher aus den drei Regionen Kaschmir, Jammu und eben Ladakh besteht, zugeteilt worden. Wie so viele Prob-

leme des indischen Subkontinents, hat die politische Isolation Ladakhs – zwischen einer Bürgerkriegsregion in Srinagar und einer militarisierten Zone entlang der chinesischen Grenze – ihren Ursprung im Jahr 1947. Aufgrund der schlechten Anbindung an den Rest der Welt – die einzigen Wege von und nach Ladakh waren Bergpfade, welche lediglich zu Fuß überwunden werden konnten – war es den Vertretern Ladakhs damals nicht möglich nach Delhi zu gelangen, um dort für eine eigene Verwaltung einzustehen und den Zusammenschluss mit dem hinduistischen Jammu und dem muslimischen Kaschmir zu verhindern. Diese Abwesenheit der politischen Vertreter Ladakhs veranlasste die Delegierten aus Jammur und Kaschmir die Verwaltungshoheit über Ladakh für sich zu beanspruchen, was schließlich dazu führte, dass Ladakh einem Bundesstaat angegliedert wurde, der folg-

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Leh, die Hauptstadt Ladakhs

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Ist Ladakh also nur ein Opfer äußerer Einflüsse und wäre ohne diese Umstände ein sorgenfreies Fleckchen Erde? Leider ist das nicht der Fall. In Ladakh vollzieht sich neben Klimawandel, Umweltverschmutzung und ungelöster Grenzstreitigkeiten ein demografischer Wandel, welcher ein großes Konfliktpotential in sich trägt. Der buddhistische Bevölkerungsanteil schrumpft aufgrund der hohen Geburtenrate der muslimischen Einwohner. Dabei spielt die buddhistische Kultur eine wichtige Rolle: Jedes Jahr entscheiden sich hunderte Buddhisten Nonnen oder Mönche zu werden und scheiden somit als mögliche Nachkommen Erzeuger aus. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche Kinderanzahl in buddhistischen Familien zwischen zwei und drei, während muslimische Familien fünf bis sieben Kinder bekommen. Diese Entwicklung besorgt die etablierte buddhistische Gesellschaft zunehmend, da sie um ihren Einfluss fürchtet und ihre Kultur durch die “aggressive” Zuwanderung der Muslime bedroht sieht, wie mir ein Mönch aus dem Kloster auf unserem Campus erklärte. Des Weiteren führen Hochzeiten und Beziehungen zwischen Muslimen und Buddhisten immer wieder zu Konflikten innerhalb und zwischen Familien. Leider sehen viele meiner buddhistischen Gesprächspartner den Islam als aggressive Religion an, welche die Herrschaft über die Welt anstrebt und dementsprechend auftritt. Dabei betrachten sie den Kinderreichtum der Muslime als Zeichen der Vereinnahmung verschiedener Regionen, in denen Muslime bisher nicht die Mehrheit bilden. Ein Ladakhi bud-

dhistischen Glaubens, erklärt mir, er halte es sogar für wahrscheinlich, dass Ladakh in den nächsten Jahrzehnten Schauplatz ethnischer Konflikte werden könnte, sollten Muslime die Bevölkerungsmehrheit stellen. Allerdings ergänzte er, dass dieser demografische Wandel zum Großteil die Schuld der Buddhisten sei, da sie weder mehr Kinder bekämen, noch sich auf die Lebensart der Muslime einlassen oder sich mit dem Islam genauer auseinandersetzen wollten. Es fehlt dabei auch nicht an Vorurteilen gegenüber den Muslimen: neben ihrem angeblichen Streben nach Weltherrschaft machen viele sie verantwortlich für Konflikte auf der Welt. Dabei begehen die Buddhisten die gleichen Fehler wie so mancher Fundamentalist, wenn sie Suren wörtlich und direkt auslegen oder zu ernst nehmen. Diese Vorurteile führen zwangsläufig zur pauschalen Verurteilung aller Muslime, hindern den kulturellen Austausch und die Verständigung. Gleichzeitig eröffnen die Muslime immer mehr Geschäfte und expandieren. Damit übernehmen sie einen immer größeren Teil der Wirtschaft, was den Buddhisten, aus Angst vor Benachteiligung, ebenfalls missfällt. Ein Ende dieser militärischen Spannungen ist leider nicht abzusehen. Die Konflikte zwischen den verschiedenen Religionsgruppen dürften sich eher zuspitzen. Speziell der Streit um Wasser könnte zum Pulverfass werden – wegen der schmelzenden Gletscher wird Ladakh in naher Zukunft mit extremer Wasserknappheit zu kämpfen haben. Eine weitere Problematik in Ladakh ist der Tourismus. Dieser ist zwar Haupteinnahmequelle der Bevölkerung und gibt vielen Menschen Arbeit, jedoch leidet das sensible Ökosystem des Himalayas zunehmend unter den Belastungen durch den Tourismus. Deutlich mehr Autos, und höherer Energieverbrauch der Hotels, sowie vermehrte Nutzung von Trekking Wegen kann schnell zu massiven Umweltschäden führen. Sollten Wanderer Grasflächen im Hochgebirge zertrampeln, bräuchten diese, aufgrund extremer Kälte und Wassermangel, Jahrzehnte um nachzuwachsen. Die ungünstigen Wetterbedingungen lösen bereits jetzt eine sogenannte Inversion aus, welche den Smog

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Foto: Mayank Bansal (CC BY-NC-ND 2.0)

lich drei vollkommen unterschiedliche geografische Regionen und drei verschiedene Religionsgruppen beheimatete. Ladakh leidet bis heute unter seinen mächtigen Nachbarregionen, welche durch die weit größere Einwohnerzahl deutlich mehr politischen Einfluss haben. Weiterhin leidet Ladakh unter der nicht vorhandenen Kooperation der zwei Bundesstaaten Jammur und Kaschmir mit Himachal Pradesch, dem Bundesstaat südlich Ladakhs. Die Belange der Bevölkerung Ladakhs werden hinten angestellt. Ein Beispiel hierfür ist die schlechte Straßenund Internetanbindung.


im Tal hält. Diese negativen Auswirkungen würden durch mehr Touristen noch verstärkt werden, da Autos beispielsweise das einzige Fortbewegungsmittel sind. Die Zahl der Autos hat sich in den letzten Jahren verfünffacht. Ladakh hat heute durchschnittlich ein Auto pro Einwohner, abgesehen von der gigantischen Maschinerie und unzähligen Lastwagen der Armee, die noch hinzukommen.

ländliche Raum weiterhin so ausbluten, dürften bald ganze Landstriche unbewohnt sein. Was für ein Gesicht Ladakh dann haben wird ist ungewiss. Sicher ist nur, dass sich Ladakh zu einer nachhaltigeren und toleranteren Gesellschaft entwickeln muss, um all die Herausforderungen meistern zu können.

Trotz der hohen Belastung für Umwelt und Bevölkerung wird die Armee durchaus akzeptiert. Einerseits aus Angst vor den großen Nachbarn China und Pakistan, andererseits, weil die Soldaten viel Geld in einheimischen Läden lassen, sodass die Armee für Ladakh zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist. Weitere Faktoren sind die durch die Armee verbesserte Infrastruktur und Versorgung der Leute in den entlegenen Dörfern im Grenzbereich. Was für Konsequenzen der demografische Wandel, die Wasserverknappung und die steigenden Touristenzahlen für Ladakh langfristig haben, wird sich zeigen. Auch müssen Wege gefunden werden, die Jugend in Ladakh und speziell in den Dörfern zu halten. Die großen Städte Indiens locken mit guten Verdienstmöglichkeiten, besserer Anbindung an die Welt und Universitäten, die eine Karriere ermöglichen. Viele Jugendliche verlassen deshalb ihre Heimatdörfer. Nicht nur andere Teile Indiens sind attraktiv für junge Ladakhis, auch Leh lockt mit einem entspannten Leben. Sie wollen der harten Arbeit in den Dörfern (Landwirtschaft) entgehen und in der Stadt leichtere und besser bezahlte Jobs finden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssen Anreize geschaffen werden. Wie diese genau aussehen sollten, ist zwar noch unklar, verschiedene NGOs arbeiten allerdings bereits an Lösungsmöglichkeiten. Sollte der

Maximilian Ernest (19) arbeitet zwischen den Gipfeln des Himalayas bei der Organisation MIMC in Ladakh. Der gebürtige Iffeldorfer hat sich in Deutschland bei den Jusos engagiert und interessiert sich auch sonst viel für Politik.

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Kultur

ZWISCHEN TRADITION UN

Das faszinierende Leben der Ng – zu Besuch in Karamoja

Foto: EU/ECHO Martin Karimi (CC BY-NC-ND 2.0)

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ND MODERNE

gakarimajong

VON ANTONIA POHL

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aramoja ist eine Region im Nordosten Ugandas, welche sich immer wieder als sehr vielfältig und manchmal sogar widersprüchlich zeigt. Dies beginnt schon bei der außergewöhnlichen Landschaft. Von bergig bis flach, von trockenem Gras bis hin zu grünen Feldern. Ebenso unterschiedlich ist das Klima: es gibt kalte, windige Nächte, aber auch die, in denen sich die Hitze kaum aushalten lässt. Doch die Vielfalt spiegelt sich nicht allein in der Landschaft und dem Wetter wider. Auch das Verhalten der Menschen unterscheidet sich teilweise von Distrikt zu Distrikt und von Dorf zu Dorf. In Karamoja leben mehr als sechs Volksgruppen, die jeweils ihre eigene Geschichte, Tradition und Lebensweise haben. Doch sie vereint eines: sie sind Ngakarimajong. Sie leben in dieser ehemals konfliktreichen Region, welche sich heute als ein Ort präsentiert, an dem Moderne und Tradition aufeinandertreffen. Jeder in Karamoja Geborene ist ein Ngakarimajong. Das sieht man jedoch den wenigsten an: In Städten und größeren Dörfern tragen die Menschen moderne Kleidung. Häufig sieht man Hirten und Frauen aus den umliegenden kleineren Dörfern, die zusätzlich zu Hose/ Rock und T-Shirt, Tücher um sich geknotet oder gewickelt tragen. Diese Tücher sind kenianischer Herkunft und wurden von den Ngikarimajong übernommen. Als Außenstehender würde

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man diese Tücher vermutlich als ‚traditionell‘ bezeichnen doch das sind sie nicht. Sie sind ganz im Gegenteil sogar hoch modern und werden erst seit Anfang bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts getragen. In dieser Zeit zwang man die Menschen in Karamoja sich zu „zivilisieren“ und „ordentliche“ Kleidung zu tragen. Zuvor trug Mann hier traditionell nichts oder fast nichts und Frau bedeckte sich lediglich mit getrockneten Tierhäuten. Das sieht man heutzutage nur noch auf traditionellen Hochzeiten oder anderen Festen. Perlenhalsketten, Armreifen und Fußringe sind die wenigen traditionellen Accessoires, die Teil des modernen Karamoja geblieben sind.

man in die Kirche und es ist üblich zur Eröffnung und zum Beenden eines Meetings sowie vor jeder Mahlzeit zu beten. Gleichermaßen in den Alltag eingegliedert ist der traditionelle Glaube, den man aus europäischer Sicht vermutlich teilweise als Aberglaube bezeichnen würde. So müssen kleine Kinder bis zu ihrem dritten Lebensjahr vor dem ‚bösen Blick‘ geschützt werden – hierfür wird ihnen beim Verlassen des Hauses ein kleiner Holzstock in die Haare gesteckt. Ein weiteres Beispiel ist der Glaube, dass der Mageninhalt einer für einen „Goat Roast“ getöteten Ziege Glück bringt. Die Männer verteilen den Inhalt des Magens auf ihren Beinen und Bäuchen und auch an Bäumen, unter denen wichtige Besprechungen abgehalten und Entscheidungen getroffen werden.

Ebenso häufig sieht man hier Reis und Bohnen. Annahme, es handle sich um traditionelles Ngakarimojong Essen, nicht weit. Eine irrtümliche Schlussfolgerung, denn die Menschen hier sind ursprünglich Pastoralisten. Früher ernährten sie sich von dem, was ihre Tiere her gaben und bauten kaum an. Einige wenige Frauen legten Felder für Sorghum an, doch meist sammelte man Nüsse und Samen. Die traditionelle Ernährung besteht somit aus nicht viel mehr als Milch, Bongo (Sauermilch), Blut (oft gemischt mit Milch), Nüssen, Sorghum, Porridge (Milch/Bongo mit Sorghum) und Emuna (Gemisch aus Nüssen, Fleisch und verschieden Kernen, sowie Butter). Reis, Bohnen, Tomaten und ähnliches kamen erst nach einiger Zeit nach Karamoja und müssen bis heute zum Großteil aus anderen Regionen importiert werden.

Diese Koexistenz von traditionellem und christlichem Glauben wird auch in der Art des Heiratens deutlich. Als wirklich verheiratet gilt man, wenn man eine kirchliche Zeremonie hinter sich hat. Ebenso wichtig ist jedoch die traditionelle Hochzeit, in welcher der Bräutigam und seine Familie den Brautpreis für die zukünftige Frau zahlen – in Schafen, Ziegen und Kühen. Beides ist gesellschaftlich fest verankert und gleichermaßen wichtig für das Brautpaar und ihre Familien. Kommunikation ist ein Bereich in dem die Moderne Einzug gehalten hat. Auf den Dörfern außerhalb der Städte haben viele Männer und auch einige Frauen ein Handy.

Foto: Anika Rhein, Montage: U and I

Als "importiert" könnte man auch den christlichen Glauben bezeichnen, welcher sich erst durch die Kolonialisierung der Engländer in Uganda verbreitete. Heute ist die Bevölkerung mehrheitlich christlichen Glaubens, darunter sowohl Katholiken als auch Protestanten. Der Glaube ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Sonntags geht

Ein Büffelschädel in Karamoja

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Dieses nutzen sie zum einen, um untereinander Informationen auszutauschen, aber auch als Bezahlsystem. Dies funktioniert indem man Geld auf sein eigenes Handy lädt, welches man dann beliebig an eine andere Nummer senden kann. Trotzdem ist man weiterhin auf die traditionellen Kommunikationstechniken angewiesen, da die Handys Strom brauchen, welcher auf den Dörfern selten zur Verfügung steht. Also verlässt man sich auf das traditionelle Weitersagen der Informationen und hält regelmäßig besagte Meetings unter Bäumen, um Neuigkeiten weiterzugeben.

Zum Abschluss ein kleiner Denkanstoß: In der westlichen Welt ist die Diskussion über Kultur- und Traditionsverlust keine neue und auch hier wurde mir gegenüber mehrfach die Angst davor geäußert, die eigenen Traditionen durch die Verwestlichung und Modernisierung zu verlieren. Im Zuge dessen fiel mehr als einmal die Frage, ob wir in Europa überhaupt noch Traditionen haben.

Pastoralismus ist eine Form der Landwirtschaft, die auf grossflächiger Weidetierhaltung beruht. Sie ist vorallem in Gegenden verbreitet, in denen der Anbau von Pflanzen aufgrund von Trockenheit unmöglich ist.

Antonia Pohl (20) ist weltwärts-Freiwillige in Karamoja (Uganda) und arbeitet für eine lokale Organisation, die sich für die Pastorlisten in Karamoja einsetzt, sie vernetzt und ihnen den Zugang zu modernen Kommunikationsmöglichkeiten, wie Handys, erleichtert. Mehr von Antonia unter: strayinggirl.com

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INTERVIEW MIT EINEM K ANTONIA POHL

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oase Mariko ist ein Anführer eines Kraals, den ich während meiner Arbeit mit Karamoja Development Forum (KDF), kennen lernen durfte. Er ist recht zierlich und nicht besonders auffällig, außer er wird nach seiner Meinung zu einem der Probleme in seinem Kraal (mobile Rundhüttensiedlung) gefragt. Dann stellt er sich so hin, dass ihn alle sehen können und beginnt laut und bestimmt zu sprechen. Diese Rolle macht ihn zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Recherchen der Organisation, bei der ich als Freiwillige arbeite. Ich wollte dieses Interview mit ihm führen, da ich mehr über seine Perspektive auf einige Dinge erfahren wollte. Da Loase kein Englisch spricht, musste mein Kollege mir bei der Übersetzungen helfen, wodurch leider der genaue Wortlaut seiner Antworten verloren gegangen ist. Nachdem ich ihn begrüßt und mich dafür bedankt hatte, dass er sich die Zeit nehmen würde, mir ein paar Fragen zu beantworten, erklärte ich ihm den Zweck des Interviews und dass ich zunächst aus Interesse mit ein paar Eckdaten anfangen wollte.

Foto: Antonia Pohl

Loase Mariko (28) ist Anführer eines Kraals im Sub County Rupa. Er ist verheiratet mit zwei Frauen mit denen er zusammen fünf Kinder hat.

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Mount Moroto


KRAAL VORSTEHER

Als Kraal Vorsteher [„Ekatukon“] habe ich viele Aufgaben. Zum einen bin ich dafür zuständig, das Vieh zum Grasen zu bringen und für dessen Sicherheit zu sorgen. Ich muss auch sicherstellen, dass Wasser für Menschen und Tiere zur Verfügung steht. Eine weitere meiner Aufgaben ist die Leute in meinem Kraal zu führen und für deren Sicherheit zu sorgen. Wie genau wird man ein Kraal Vorsteher? Die Gemeinschaft sucht dich aus, abhängig davon wie viel Wissen du über das Führen und Anleiten von Menschen hast und auch, ob du jemand bist, der seine Meinung und die der Gemeinschaft in einem Meeting mit anderen gut vertreten kann. Ein weiteres Kriterium ist, ob du jemand bist, der hart arbeiten kann. Du bist ja noch relativ jung. Ist dein Alter normal für einen Kraal Vorsteher oder giltst du als einer der jüngsten? Ich bin nicht der jüngste Kraal Vorsteher, es gab schon jüngere, aber die meisten sind älter.

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Jetzt würde ich gerne kurz mit dir einen Sprung in die Vergangenheit Karamojas machen, in die Zeit der Konflikte [vor nicht allzu langer Zeit war Karamoja eine sehr konfliktreiche Region. Es wurde viel Vieh gestohlen, was ein wichtiger Teil der hiesigen Kultur ist. Diese Diebstähle wurden sehr brutal und forderten viele Tote, da mit der Zeit Schnellfeuerwaffen zum Einsatz kamen]. Wie war dein Leben vor der Entwaffnung durch das Militär seit 2001? Das Leben hier war damals viel schlechter als jetzt. Einmal wurde ich sogar angeschossen, als bewaffnete Gegner unser Kraal angriffen. Viele Menschen starben wegen der Viehdiebstähle. In dieser Zeit war es normal, dass an manchen Tagen bis zu 100 Menschen getötet wurden. Wie hast du die Entwaffnung durch das Militär erlebt? Direkt nach der Entwaffnung wurde die Situation erst einmal schlimmer, da wir unsere Waffen abgegeben hatten, einige andere ihre jedoch behielten. Die Leute, die nun keine Waffen mehr hatten, waren sehr leicht angreifbar, sie konnten sich kaum gegen Angriffe wehren, sie verloren sehr viele ihrer Tiere in dieser Zeit

Foto: Antonia Pohl

Du bist Kraal Vorsteher Was sind deine Aufgaben als Kraal Vorsteher?


Die Entwaffnung an sich verlief zunächst friedlich. Den Leuten wurde gesagt sie sollten ihre Waffen abgeben und das taten auch einige, denn, wenn du deine Waffe abgabst, wurde dir ein Pflug gegeben, um die Felder bestellen zu können. Nach einiger Zeit wurde es allerdings gewaltsam, da – wie schon erwähnt – nicht alle ihre Waffe freiwillig hergaben.

„Für mich sind die NGOs ein Zeichen des Friedens“

Die Organisationen kommen mit großen Veränderungen und verbessern unsere Viehbestände, in dem sie uns den Zugang zu Medikamenten erleichtern und bei der Behandlung helfen. C&D [italienische NGO] hilft uns derzeit zwei Bohrlöcher in der Gegend zu bauen, so wird der Zugang zu Wasser erleichtert, es werden Sanitäranlagen gebaut und die Leute in den Dörfern werden über das Thema Hygiene sensibilisiert. KDF [Karamoja Development Forum] eröffnet uns neue Netzwerke und verbessert unser Kommunikationsmöglichkeiten. Vielen Dank für das Gespräch.

Letztendlich war die Entwaffnung für mich Zum Abschluss, hätte ich noch eine Frage: gut, da sie langfristig bedeutet kein Vieh Gibt es Fragen, die du mir gerne stellen mehr durch Diebstähle zu verlieren. würdest? Wie ist die derzeitige Situation in Rupa? Hast du Angst, dass durch kleinere Konflikte in der Gegend der alte Konflikt erneut ausbrechen könnte?

[Er überlegt lange] Ja, die Dinge über Konflikte, die ich dir erzählt habe – gibt es sowas bei dir zuhause auch?

Das Leben jetzt ist eigentlich sehr friedlich. Wir versuchen uns jetzt noch von den Verlusten von damals zu erholen, in dem wir versuchen unsere Viehbestände aufzustocken. Wir müssen viel umerziehen mit den Tieren, auf der Suche nach Wasser und Futter.

Habt ihr auch Wahlen wie wir? Was bringen die Informationen den Leuten, die das Interview lesen und was bedeutet das für mich?

Ich habe ihm selbstverständlich seine Fragen beantwortet, möchte an dieser Stelle Die Konflikte heutzutage sind eher klein, jedoch jedem die Freiheit geben, Loases wenn es jedoch wieder Waffen geben wür- Fragen für sich selbst zu beantworten. de, könnten auch diese kleinen Konflikte schnell sehr gewalttätig werden. Der alte Konflikt wäre allerdings nur wieder möglich, wenn der gesamte Sicherheitsapparat [Polizei und Ugandan People‘s Defence Force, frühere National Resistance Army] auf einmal wegbrechen würde. Mich würde zum Schluss noch interessieren, wie du die Rolle der NGOs empfindest. Es gibt in Moroto sehr viele internationale. Siehst du sie eher positiv oder kritisch? Für mich sind die NGOs ein Zeichen des Friedens, denn in den konfliktreichen Zeiten vor weniger als zehn Jahren gab es hier kaum eine Organisation, die den Menschen helfen wollte.

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Religion

PEOPLE OF MAHABODHI DIE GESCHICHTE DES SKALZANG NURBOO ÜBERSETZT VON YAEL LOHSE Als ich eines Tages wieder einmal in das Old Age Home von Mahabodhi kam, sah ich Skalzang unter einem Baum inmitten des kleinen Platz lesen und leise vor sich hin murmeln. Ich fragte mich was hinter diesen kleinen, zerfledderten, alt und bedeutend aussehenden Schriftstücken steckt, also sprach ich ihn an. Es waren Gebete aus der Dikshak, eines von zahlreichen durch Buddhas Anhänger niedergeschriebene Gebetsbücher. Skalzang begann zu erzählen: Er sei ungebildet, denn es gab keine Schule in seiner Heimat Changthang. Doch schaffte er es mithilfe einiger Mönche Bodhi zu erlernen, die Sprache der heiligen Schriften, was ihm heute ermöglicht, Gebete zu lesen. Er sagt, es gäbe Dinge in seiner Vergangenheit, die ihn zu einem Schuldigen machen. Nun will er seine Sünden ausgleichen, indem er sich ganz dem Gebet widmet.

er seinen Lebensunterhalt damit, Salz zu gewinnen, 200km in die Hauptstadt Leh zu transportieren und dort zu verkaufen. Für den Transport des Salzes nutzte er Schafe und Ziegen, welche er mit Stock und Steinen treiben und zusammenhalten musste – für ihn als Veganer eine sündhafte Arbeit. Zehn Jahre ist es nun schon her, dass Venerable Bhikkhu Sanghasena, der Gründer und Leiter von Mahabodhi nach Changthang kam und über sein Old Age Home berichtete. Zu dieser Zeit entschloss Skalzang von seiner Heimat Abstand zu nehmen, Sanghasena zu folgen und sich schlussendlich von seinen Sünden zu befreien.

Skalzang ist 83 Jahre alt. Er wurde in Chusul in der Region Changthang geboren. Früher, bevor er nach Mahabodhi kam, lebte er als Nomade. Er war verheiratet und Vater von zwei Jungen und zwei Mädchen, doch seine Frau starb bereits vor 20 Jahren. Foto: Yael Lohse, Originaltext von MIMC

Die Winter in Changthang gelten als besonders hart, selbst im Rest des Himalaya ist die Gegend dafür bekannt. Früher gab es dort noch keine Bäume; erst seit kurzem pflanzt die Regierung auch in Changthang künstlich Bäume und Pflanzen an, um die allgemeine Bodenqualität zu verbessern und Erdrutsche zu vermindern. Doch wenn Skalzang sich an sein Zuhause erinnert, denkt er besonders an große Mengen von Salz. Die meisten Salzseen gehören heute zu China, aber in seiner Jugend verdiente

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Das schätzt er am meisten an Mahabodhi: Nun, wo er sich keine Gedanken über genug Essen, Trinken oder ein Dach über dem Kopf machen muss, kann er sich ganz auf seine Gebete konzentrieren. Elfmal am Tag liest er die Dikshak, das Schriftstück, welches er auch las als ich mich zu ihm setzte. Daneben geht er einmal am Tag durch die 100 Seiten langen Gebete der Dorjay Chopa, liest einmal am Tag die Doo Padma Karpo Schrift und jeden Abend vor dem Schlafengehen zusätzlich die Katang Padma Karpo – alles Schriften von unterschiedlichsten Personen zusammengetragen zu dem gemeinsamen Zweck, den schlechten Taten der vorangegangenen Tage zu sühnen. Seine übrige Zeit verbringt Skalzang mit „Chanting“. Dafür singt er heilige Lieder, zählt die Perlen seiner Thangakette, umrundet die große Gebetsmühle vor dem Eingang des Old Age Homes im Uhrzeigersinn oder dreht seine eigene kleine. Und kaum mit dem letzten Wort, das wir wechselten, versinkt er wieder in sein Gebet, konzentriert und leise vor sich hin murmelnd.

Yael Lohse (19) arbeitet zwischen den Gipfeln des Himalayas bei der Organisation MIMC in Ladakh. Zurzeit verbringt sie die Wintermonate in Indiens Hauptstadt Delhi, denn in Ladakh werden dann Temperaturen von bis zu -40 Grad erreicht.

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Reisen

Protokoll einer Naht Schon der Reiseführer warnte vor der Fahrt, unsere Autorin lässt es auf ihrer Ruandareise trotzdem darauf ankommen.

Anna Berger (20) erkundet Uganda am liebsten auf ihrem Motorrad. Die gebürtige Wipperfürtherin arbeitet bei der kirchlichen Martyr‘s University Fort Portal. Außerhalb der Arbeit setzt sie Zeichen, indem sie im Arbeitsoverall als einzige Frau auf dem Motorrad durch Fort Portal fährt.

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toderfahrung VON ANNA BERGER

7 Uhr: Erschrocken – Erster Anblick des Busses – Schrottkarre. 8 Uhr: Angeekelt – Übel riechender Kerl setzt sich neben mich. 10 Uhr: Leicht verängstigt – Biegen auf Schotterstraße ab. 11 Uhr: Angst – Krasse Serpentinen auf unbefestigter Straße: rechts Steilwände, links Abgrund. 12 Uhr: Erste Nahtoderfahrung – Hinterteil von Bus beginnt Abhang hinunter zu rutschen. 14 Uhr: Wenn man denkt es geht nicht mehr schlimmer – Regen setzt ein. 15 Uhr: Und es geht doch noch schlimmer – Während der Fahrt durch den Dschungel platzt die Doppelbereifung – Man fährt trotzdem weiter. 15:30 Uhr: Starker Regen – Wir bleiben stecken und versinken seitlich immer tiefer, auch durch fehlende Reifen – Was soll‘s. Schicksal akzeptiert. 16:30 Uhr: Hoffnungsvoll – werden von Caterpillar rausgezogen. 17:30 Uhr: Vielleicht doch im Bus übernachten?! – Reifen werden gewechselt. 17:31 Uhr: Ich werde entsetzt angestarrt, als ich meine Hilfe bei der „Männerarbeit“ anbiete.

18:00 Uhr: Angekotzt (im wahrsten Sinne)…Freundschaft beendet. 19:00 Uhr: Endlich angekommen – Nach 12 Stunden Fahrt für lediglich 120 Kilometer geht es schnurstracks in die Bar

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Fotos: Anna Berger

17:45 Uhr: Verzückt – Freundschaft mit ugandischem Baby beginnt – drei ältere Damen sind begeistert.


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Foto: Welthungerhilfe, Montage: U and I

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Chefredaktion (V.i.S.P.) Sarah Duschka sarah.duschka@outlook.com Henri Maiworm henri.maiworm@web.de Redaktion Anna Berger Maximilian Ernst Clemens Häfner Patricia Henning Yael Lohse Sebastian März Latim Nobert Antonia Pohl Anika Rhein Ramona Strohwald Gastbeitrag Milan Dau-Schmidt Redigat Sarah Duschka Layout Henri Maiworm Illustration Luis Stümper Werbung

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Der weltwärts-Jahrgang der Welthungerhilfe 2016/2017 inklusive Betreuer

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Beiträge aus der „U and I“ spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung des Magazins oder der Welthungerhilfe wider.


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