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Berlinale: Auf dem Teppich geblieben Lars Eidinger und Filmmutter Corinna Harfouch in „Was bleibt“ ➤ Seite 26–28

AUSGABE BERLIN | NR. 9728 | 7. WOCHE | 34. JAHRGANG

HEUTE IN DER TAZ

MITTWOCH, 15. FEBRUAR 2012 | WWW.TAZ.DE

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Karlsruhe: Mehr Geld für Professoren

Griechisches Comeback PRESSEFREIHEIT So kämpfen die Journalisten der „Eleftherotypia“ um ihre Zeitung

UNIS Nach Urteil fordert Bulmahn 4 Milliarden mehr für Hochschulen BERLIN taz | Professoren verdienen zu wenig: Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die Besoldung von Hochschullehrern in Teilen gegen das Prinzip der angemessenen Bezahlung von Beamten verstößt. Geklagt hatte ein Professor aus Hessen, der mit der sogenannten W2-Besoldung und einem Gehalt von etwa 3.890 Euro eingestellt worden war. Die leistungsbezogene Besoldung hatte 2005 ExSPD-Ministerin Edelgard Bulmahn eingeführt. „Und genau das hat das Bundesverfassungsgericht für verfassungskonform erklärt“, sagte Bulmahn gestern der taz. Die Hochschulen bräuchten mehr Geld, „um ausreichend hohe Leistungsbezüge zu bestimmen“ – „pro Jahr mindestens 4 Milliarden Euro mehr“. HG ➤ Der Tag SEITE 2 ➤ Meinung + Diskussion SEITE 11 ➤ Gesellschaft + Kultur SEITE 14

BIRMA Die einstige

Staatsfeindin als Spitzenkandidatin: Aung San Suu Kyi. Die Besucher aus dem Westen stehen schon Schlange ➤ SEITE 4 FUSSBALL Die Krise des

schottischen Rekordmeisters Glasgow Rangers ➤ SEITE 19 BIOFACH Acht Seiten

Verlagsbeilage zur Biomesse in Nürnberg Fotos oben: dpa, dapd

Diesmal keine Handy-Abfrage in Dresden

SPORTSCHAU Guten Tag, meine Damen und Herren! Der Grieche schrumpfte im Jahr 2011 um sieben Prozent, die Leute dort arbeiten fast ohne Bezahlung, jeder Olivenzweig wird wieder abgenagt. Das griecht unter die Haut, alles läuft nach Plan: Endlich sehen die anderen EU-Fritzen, was passiert, wenn man nicht auf uns Deutsche hört. Wurde auch höchste Zeit, sonst hätten die Iren, Iberer oder Bremer auch noch ihre Schulden kappen wollen. Da haben wir antike Furcht vor, denn mit Mehrfrontenkriegen haben wir schlechte Erfahrungen. übrigens: verboten durfte nie tagesschau heißen und heißt jetzt sportschau. verboten unterstützt die Kandidatur von Andreas Rüttenauer für den DFB-Vorsitz.

„Die Mitarbeiter der ‚Eleftherotypia‘ kommen zurück“: Slogan auf dem Werbeplakat für die heute erscheinende Neuausgabe Illustration: Jannis Kalaitzis

Totgesagte wieder da: Nach sechs Wochen Streik und sechs Monaten ohne Gehalt bringen die Redakteure der großen liberalen Zeitung „Eleftherotypia“ ihr Blatt wieder an den Kiosk – in Eigenregie und weiter ohne Bezahlung. „Eleftherotypia“ heißt auf Deutsch „Freie Presse“. Ein Neuanfang mitten in der Krise ➤ SEITE 3

DRESDEN taz | Die Polizei hat bei den Anti-Neonazi-Protesten am Montag in Dresden keine sogenannten Funkzellenauswertungen durchgeführt. Das sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden am Dienstag der taz: „Diese Maßnahme hat es in diesem Zusammenhang nicht gegeben und wird es nicht geben.“ Im Vorjahr hatte die Polizei im Umfeld der Proteste gegen Neonazis über eine Million Handyverbindungsdaten ausgewertet. Am Montag blockierten erneut Tausende Menschen einen Neonaziaufmarsch. Anders als 2011 kam es dabei nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. KO ➤ Inland SEITE 6 ➤ Meinung + Diskussion SEITE 11

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KOMMENTAR VON NICOLA LIEBERT

Wenn Sparen nur noch schadet as Gefühl, dass Griechenland kaputtgespart wird, trügt nicht. Die Wirtschaft ist 2011 noch viel dramatischer eingebrochen, als ohnehin schon erwartet wurde. Um fast sieben Prozent schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP), was nicht wirklich verwunderlich ist. Der Staat darf kein Geld mehr ausgeben, die BürgerInnen können es nicht mehr, und Unternehmen bekommen keine Kredite, um zu investieren. Woher sollte ein Wachstum also kommen? Und nächste Frage: Wenn es kein Wachstum gibt, woher soll dann das Geld kommen, um die Schulden abzuzahlen? Darauf hat die Troika aus EU, Europäi-

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scher Zentralbank und Internationalem Währungsfonds keine Antwort. Stattdessen lautet das Kommando: Noch mehr sparen!NurdannsollGriechenlandneue Kredite bekommen, schönfärberisch als Rettungspaket bezeichnet. Als ob es unter diesen Bedingungen noch viel zu retten gäbe. Die zusätzlichen Kredite vergrößern stattdessen den Schuldenberg nur noch weiter. Ach ja, die Schulden, die sind an allem schuld. Die Griechen haben halt über ihre Verhältnisse gelebt und müssen jetzt die Konsequenzen ziehen. Aber stimmt das überhaupt? Und kann die Krise nur durch einen brachialen Sparkurs gelöst werden? In Griechenland jedenfalls sieht

es erst mal so aus, als ob Sparen die Krise nur noch verschlimmert, und zwar sowohl die Wirtschafts- als auch die Schuldenkrise. Ganz anders die Situation in einem Land, das noch viel höher verschuldet ist: In Japan betragen die Staatsschulden 206 Prozent des BIP verglichen mit 160 Prozent in Griechenland. Auch Japan meldete gerade einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im

Japan ist höher verschuldet als Griechenland. Aber keiner spricht von Krise

Jahr 2011, in dem das Land immerhin von einem Tsunami und einer Atomkatastrophe heimgesucht wurde – wenn auch nur um 2,3 Prozent. Dort aber spricht niemand von Finanz- oder Währungskrise, und Experten sind zuversichtlich, dass die Wirtschaft in diesem Jahr wieder wächst. Der entscheidende Unterschied: Japan wird von keiner Troika gezwungen, sich zu Tode zu sparen. Im Gegenteil, die Regierung gibt Milliardenbeträge für den Wiederaufbau nach der doppelten Katastrophe aus und kurbelt so die Wirtschaft an. Über Japan muss man sich wirklich wenig Sorgen machen – umso mehr aber über Griechenland.


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