Rundschau
ANEKDOTA
Die TU-Bibliothekseule ist seit 20 Jahren unser „schräger Vogel“.
von J uliane Mikoletzk y
Eule oder komischer Kauz Seit nunmehr 20 Jahren wacht „die Eule“ an der Fassade der TU-Universitätsbibliothek über das rege Treiben an der Kreuzung Wiedner Hauptstraße und Treitlstraße. PassantInnen auf dem Rad, zu Fuß oder in der Badner-Bahn, alle kennen sie, aber nur selten nimmt man sich Zeit für einen Blick nach oben. Jetzt lädt das „Haus mit der Eule“ zum Feiern ein. Die Universitätsbibliothek der TU Wien nimmt heuer vom 15. bis 21. Oktober 2007 an der österreichweiten Aktionswoche der Büchereien und Bibliotheken „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ teil. Zugleich wird auch das 20-jährige Bestehen des TU-Bibliotheksgebäudes gefeiert. Ein Bücherflohmarkt, Lesungen sowie Führungen durch das Gebäude werden geboten. Die Ausstellung prämierter Bucheinbände der Buchbinderinnung und die Dokumentation einer Buchrestaurierung führen BesucherInnen in eine analoge Welt. Die Eulenskulpturen am Bibliotheks-
gebäude stammen von dem schweizer Künstler Bruno Weber. Die große Eule ist mit 18 Metern Höhe das auffallendste und bekannteste Merkmal des Gebäudes und wurde an Ort und Stelle in Beton gegossen. Nach ihrer Fertigstellung hatte die TU-Eule auch scharfe Kritiker, war doch in den Medien gar von einem „Betonvieh“ zu lesen. Mittlerweile ist sie zu einem markanten Blickfang im Stadtbild geworden und wenn man sich trifft, dann trifft man sich „bei der Eule“. (BN) ■
Öster reich liest. Tref fpunkt B i b l i o t h e k . & 2 0 J a h re „Haus mit der Eule“ 15. b i s 2 1 . O k t o b e r 2 0 0 7 Technische Uni versität Wien H a u p t b i b l i o t h e k s g eb ä u d e 4., R e s s e l g a s s e 4 Link: ■ www.ub. t u w i e n . a c . a t
Buchtipp
Rudolf Taschner: Zahl Zeit Zuf all. Alles Erf indung? Am 15.10. um 18:00 Uhr liest Rudolf Taschner in der TU-Bibliothek aus seinem neuesten Werk. 224 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Preis EUR 22,00 ISBN: 978-3-902404-44-2
WU-Neubau – aber wo? Nordbahnhof, Muthgasse oder Messegelände kommen als Standorte für den Neubau der WU in Frage. Ausgeschieden ist, wie auch bei der TU, das Flugfeld Aspern am Stadtrand von Wien. Die Entscheidung über den Bauplatz soll im Herbst fallen, ab 2011 sollen erste Übersiedlungen erfolgen. Der Neubau der WU soll Platz für 20.000 Studierende und rund 1.000 Beschäftigte bieten. ■
Seite 6 | Oktober/2007
Vielleicht haben Sie sich ja auch im Vorbeigehen schon gefragt, was es mit den acht würdigen Herren auf sich hat, die jeweils zu viert den Haupteingang des TU-Gebäudes am Karlsplatz flankieren? Oder sind sie Ihnen in ihrer noblen Zurückhaltung noch gar nicht aufgefallen? Auf Abbildungen des Gebäudes aus dem 19. Jh. fehlen sie noch, da es sich um eine spätere bauliche Ergänzung des Hauptgebäudes handelt, die nicht auf die Initiative der Hochschule selbst zurückgeht, sondern auf die des Österreichischen Ingenieurund Architektenvereins (ÖIAV). Dieser trat Ende 1898 mit dem Vorschlag an das Professorenkollegium heran, „Statuen hervorragender Techniker im Gebäude der Technischen Hochschule“ aufzustellen. Nachdem die Professoren ihr grundsätzliches Einverständnis erklärt hatten, richtete der Verein am 27. Jänner 1900 einen Spendenaufruf an die Öffentlichkeit: Man wolle, so hieß es, den „geistigen Führern“ auf dem Gebiet der Technik eine „würdige“ und vor allem öffentlich sichtbare „Gedenkstätte“ errichten und so dazu beitragen, „auch den Technikern im Staate und in der Gesellschaft die ihnen gebührende Stellung und Anerkennung zu erringen“. Vorbild war der Arkadenhof der Wiener Universität. Eine standespolitische PR-Aktion also. Als Enthüllungsdatum war der 1. Oktober 1900 vorgesehen. Ganz so rasch ging es dann doch nicht: Die Spendensammlung war offenbar weniger ergiebig als gehofft, sodass der ÖIAV beim Ministerium für Kultus und Unterricht um Subvention ansuchte. Das Professorenkollegium der TH in Wien teilte in einer Stellungnahme vom Juni 1900 mit, man sei für eine Aufstellung vor dem Hause und schlug als Standort „zunächst“ die Streifen „rechts und links des Hauptzugangs“ vor. Für die endgültige Gestaltung solle ein Wettbewerb erfolgen, der auch „die Gartenanlagen vor dem Hause zur Denkmal-Aufstellung“ einbeziehen solle. Offenkundig ist es aber doch bei der „provisorischen“ Aufstellung geblieben. Erst am 4. November 1903 wurde die Anlage feierlich enthüllt. Seitdem stehen dort die Hermen von acht ehemaligen Professoren der Hochschule, jede Büste von einem anderen Bildhauer gestaltet. Die Anlage muss wahrhaft glanzvoll gewirkt haben, waren die Büsten doch ursprünglich vergoldet. Allerdings hatte man dabei wohl gespart und den Goldeffekt durch Lackierung erzielt. Bereits 1911 klagte der Rektor W. Suida, er werde wiederholt, sogar in Form anonymer Briefe, auf den schlechten Zustand der Büsten angesprochen, denn der Lack sei „teilweise durch Einfluss der Witterung abgewaschen…, was ein blatternarbiges Aussehen der Büsten bewirkt.“ Nach Beratungen mit Experten entschied der Rektor jedoch, nichts zu unternehmen und zu warten, bis der Lack von selbst völlig abblättere und sich eine Patina herausbilde, „die jedenfalls besser aussehen wird, als jemals die Vergoldung.“ ■
T U | f r e i . h a u s – Z e i t s c h r i f t f ü r M i t a r b e i t e r I n n e n d e r Te c h n i s c h e n U n i v e r s i t ä t W i e n
Fotos: WU Wien, TU Wien, M. Wölfer (1964)
(K)ein Ehrenhof für Techniker