Astrid Zehbe
»Nutze Geld, um finanziell unabhängig zu werden« Astrid Zehbe, Finanzjournalistin, hat lange Zeit anderen die Welt der Wirtschaft erklärt und mischt als Agenturgründerin jetzt selbst ein biss chen mit. Dass Geld nicht alles ist, lernt sie schon früh
D 3 Karriere-Tipps von Astrid Zehbe 1. Bleibe offen für Neues und bilde dich fort – dein Leben lang. 2. Habe Respekt, aber habe keine Angst! Übernimm Ver antwortung, auch wenn du glaubst, noch nicht so weit zu sein – man wächst mit seinen Aufgaben. Alles Talent hilft nichts, wenn Angst oder Be quemlichkeit daran hindern, dieses Talent zu nutzen. 3. Bleibe als Profi neugierig, aber immer auch kritisch. Wer betriebsblind und voreinge nommen wird, verspielt sich Chancen und die Möglich keit, sich weiterzuentwickeln. Frischer Wind hält fit!
ass Frauen wirtschaftlich und beruflich auf eigenen Füßen stehen sollten, muss Astrid Zehbe nicht erst lernen – sie hat es nie anders kennengelernt. Zehbe kommt in Ostberlin zur Welt und wächst in der DDR auf. Alle Frauen in ihrer Familie und ihrem Umfeld haben Vollzeit-Jobs, einige sogar Führungsfunktionen. Zehbe macht das Verdienen und Vermehren des Geldes zum Beruf – jedenfalls in der Theorie. Nach BWL- und Journalismus-Studium wird sie Redakteurin beim Finanzen Verlag. Ihr Fachthema gehört für sie nicht in eine Nische: „Wer versteht, wie die Finanzmärkte ticken, der kann viele politische und gesellschaftliche Entwicklungen ableiten, besser einordnen und hinterfragen.“ Anders gesagt: „Money makes the world go round.“ Geld ist für Zehbe auch Mittel zum Zweck: Es zu nutzen, „um finanziell möglichst unabhängig zu werden“, ist ihr wichtigster Finanz-Tipp. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigt sie das Thema nicht mehr nur publizistisch. Sie ist selbst Unternehmerin geworden: Mit ihrer langjährigen Kollegin Daniela Meyer hat Zehbe die Agentur Fresh & Furious gegründet, die für Verlage und Finanzdienstleister journalistische Produkte entwickelt. An der neuen Rolle schätzt sie
96 · turi2 edition #18 · Kapital
den „gestalterischen Freiraum und die Möglichkeit, selbst etwas aufzubauen“. Wichtigstes Produkt der beiden Gründerinnen ist „Finanzielle“, ein viermal pro Jahr erscheinendes Magazin für Frauen, das mit Dienstleistungen wie Veranstaltungen, Seminaren und Beratung verknüpft ist. Zehbe und Mayer haben „Finanzielle“ als Beiboot der Frauenzeitschrift „Emotion“ von Verlegerin Katarzyna Mol-Wolf entwickelt. Wie verhandeln Frauen gut? Wie sollten sie ihr Geld anlegen? Und wie gelingt mit seiner Hilfe ein genussvolles Leben? Das sind Fragen, mit denen sich Zehbe für „Finanzielle“ befasst. Dass Geld zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste ist, muss ihr aber niemand erklären. Sie weiß das seit ihrem 16. Lebensjahr, als sie eine Krebsdiagnose erhält. Astrid Zehbe hat das Glück, nach einem Jahr mit Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung wieder ganz gesund zu werden. „Ich musste sehr früh erfahren, dass das Leben sich von einer Minute auf die andere gravierend verändern kann – und schlimmstenfalls sogar vorbei sein kann“, sagt sie heute. „Das hat mich dahingehend geprägt, als dass ich versuche, meine Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die mich erfüllen, die mir gut tun und bei denen vor allem meine Familie mit von der Partie ist.“
Foto: Marcus Witte
Geb. 1982 in Berlin 2002 BWL-Studium mit Aufent halten in Prag und Genf 2009 Journalismus-Studium in Mainz mit Aufenthalt in Memphis 2011 Finanzredakteurin beim Finanzen Verlag in München 2014 Korrespondentin in Berlin für den Finanzen Verlag 2019 Co-Gründerin und -Chefredakteurin des Magazins „Courage“ im Finanzen Verlag 2021 Gründung der Zeitschrift „Finanzielle“ sowie der Agentur Fresh & Furious