»Schulden sind das Elixier des Kapitalismus« Tanja Birkholz, CEO der Kreditauskunftei Schufa, über gute und schlechte Schulden und die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik Deutschland
Frau Birkholz, haben Sie Schulden? Nur noch ganz wenige. Der Immobilienkredit ist fast abbezahlt. Hatten Sie mal welche? Ja, einige wenige, etwa zur Überbrückung von größeren Ausgaben, die ich nicht auf einen Schlag zahlen wollte. Aber eigentlich war ich immer eher der Mensch, der Geld verliehen hat. Als Jugendliche habe ich bereits mit 14 Jahren Zeitungen ausgetragen und hatte deshalb meist mehr Geld als andere im Freundes- und Bekanntenkreis.
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Gibt es so etwas wie gute Schulden und schlechte Schulden? Schulden sind das Elixier des Kapitalismus und von daher per se erstmal gut. Wenn sich niemand verschulden wollte, könnte auch niemand sparen. Schulden und Forderungen sind zwei Seiten derselben Medaille. Das wird in der deutschen Debatte gerne übersehen. Ganz viele Innovationen wären ohne die Möglichkeit, sich zu verschulden, nie zur Marktreife gelangt. Ganz viel privates Eigentum, etwa Häuser oder Wohnungen, wäre nie entstanden.
Tanja Birkholz absolviert eine Bankausbildung und studiert BWL in St. Gallen und London. Sie macht Karriere in der Finanzwirtschaft, arbeitet etwa für die Commerzbank und die Unternehmensberatung Oliver Wyman. 2020 rückt sie an die Spitze der Schufa in Wiesbaden, die seit 1927 die Kreditwürdigkeit der Deutschen prüft
60 · turi2 edition #18 · Kapital