»Krypto ist digitales Gold« Mirco Recksiek, Gründer von Bitcoin2Go, gibt Tipps für Investments in Kryptowährungen. Angst vor digitalem Geld muss man nicht haben, sagt er. Aber reich werden damit nur die wenigsten
Ist dir normales Geld zu langweilig? Eigentlich nicht, ich habe eine klassische Ausbildung bei der Bank gemacht. Und ich bezahle fast alles in Euro. Kryptowährungen stecken noch mitten in der Preisfindungsphase, der Kurs geht rauf und runter, weswegen sie sich als klassisches Zahlungsmittel noch nicht wirklich eignen. Deswegen verstehe ich Krypto momentan hauptsächlich noch als Geldanlage, als digitales Gold, ähnlich wie Aktien. Und ich bezahle im Laden ja auch nicht mit einer Tesla-Aktie.
Womit verdienst du mehr Geld: Mit Krypto oder deinen SocialMedia-Kanälen? Mit Krypto. Ich kann damit sogar meinen Lebensunterhalt bestreiten. Aber nur, weil ich schon früh in das Thema eingestiegen und hohe Risiken eingegangen bin. So investiere ich heute nicht mehr und das würde ich auch niemandem raten. Ich will jetzt langfristig ein gutes Portfolio aufbauen, um im Alter auch wirklich etwas von dem Geld zu haben und nicht in die Situation zu kommen: gestern Lambo, heute Tonne. Im Team von Bitcoin2Go gibt es fast ausschließlich junge Männer. Ist Krypto ein Männerding? Ja, weil die Finanzwelt sehr männerlastig ist, genauso wie die Technikwelt. Bei Krypto kommt beides zusammen. Hinzu kommt ein hohes Risiko, das Männer wohl eher bereit sind, einzugehen. Wie hoch ist das Risiko, sehr viel Geld zu verlieren? Sehr hoch, leider. Es gibt mittlerweile über 10.000
Kryptowährungen, von denen aber nur wenige wirklich relevant sind, wie der Bitcoin. Ich kann natürlich in eine neue, noch unbekannte Kryptowährung investieren und Millionär werden. Aber das schaffen nur die wenigsten, die meisten verlieren ihr Geld. Und: Es gibt etliche Coins, hinter denen Betrüger stecken. Man muss aber auch keine Angst vor Krypto haben. Am Anfang sollte man immer nur kleine Beträge einsetzen, die man auch gewillt ist, zu verlieren.
ter funktioniert, warum der Kurs steigt und fällt. Ich muss bei Tesla nicht wissen, wie das E-Auto aufgebaut ist, um eine Aktie zu kaufen. Aber ich muss Vertrauen in das Unternehmen hinter der Aktie haben, das gilt auch für Krypto. Deshalb sollte man sich auf entsprechenden Portalen informieren.
Bist du schon mal auf Betrüger hereingefallen? Ja, tatsächlich. Ich wollte mal in ein NFT investieren, bin mit dem falschen Link auf eine falsche Seite gekommen – dann war mein Geld weg.
Findest du Bitcoins besser als Aktien? Ja, denn man kann seine Kryptoanlage selbst komplett verwalten. Das digitale Wallet, in dem ich meine Bitcoins sammle, kann ich herumtragen wie meine eigen Brieftasche – nur eben digital. Ein Aktiendepot wird immer mindestens von einer Bank verwaltet. Ich schätze die Dezentralität, Freiheit und Zensurresistenz von Krypto.
Muss ich das System hinter Krypto vollständig durchblicken, um erfolgreich zu investieren? Die gleiche Frage könnte man auch bei Aktien stellen. Die wenigsten, die in Aktien investieren, sind sich wirklich bewusst, wie das Unternehmen dahin-
Hast du lieber viele Geldscheine in der Tasche oder viele Coins im digitalen Wallet? Definitiv Coins, weil ich sowieso kaum noch mit Bargeld bezahle. Und mein Bankkonto kann gesperrt werden, meine Wallet nicht.
Mirco Recksiek macht nach dem Abitur eine klassische Bankenlehre und später einen Master in BWL. Vor sechs Jahren entdeckt er Kryptowährungen für sich und arbeitet ab 2017 als Blockchain-Experte bei der Unternehmensberatung KI Group in Köln. 2020 macht er sich mit Bitcoin2Go selbstständig und teilt seitdem sein Kryptowissen auf seiner Webseite und seinen Social-Media-Kanälen
58 · turi2 edition #18 · Kapital
Foto: Picture Alliance, PR
Mirco, warum gibst du kostenlos Tipps für Kryptowährungen und scheffelst nicht heimlich einen Haufen Kohle? Das mache ich ja trotzdem. Spaß beiseite – sharing is caring. Wenn es gut läuft, ist es umso schöner, das mit anderen zu teilen. Ich möchte solide und sichere Informationen zum Thema Krypto liefern. Finanzielle Bildung lernen wir nicht in der Schule, aber es ist wichtig, sich mit seinem Geld zu beschäftigen.