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Steuer |Kann Spaß machen,
Simone Wastl?
Fotos: PR, Veit Mette
Aber klar! Ich weiß: Die Steuergesetze in Deutschland sind alles andere als trivial, aber zum Glück muss man sich nicht alleine durch die Formulare wühlen. Es gibt Zehntausende Menschen in Deutschland, die sich für das Thema begeistern, wie die vielen Steuerberaterinnen und Steuerberater, die mit einer extrem hohen Arbeitsbelastung den Laden am Laufen halten. Denn: Die Steuereinnahmen von Unternehmen und Privatpersonen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Wohlstandes und unserer Demokratie. Sie sichern genau das, was wir in Deutschland so sehr schätzen: Infrastruktur, ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, Bildung. Für Steuer-Muffel und einfache Fälle sind Steuer-Softwares eine gute Alternative. Diese Programme und Apps machen Spaß, weil ich mit jedem Klick sehe, welchen Erstattungsbetrag ich bekomme. Und wer darüber hinaus noch einen Motivationsschub braucht: Es warten jede Menge Rückerstattungen! Und je schneller ich meine Steuererklärung abgebe, desto früher bekomme ich sie.
Simone Wastl ist Kommunikations chefin beim IT-Dienstleister Datev
Lena Binder ist Head of Engagement bei der Deutschen Welthungerhilfe
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Geiz noch geil, | Ist Lena Binder?
Geiz war noch nie geil – auch, wenn die Werbeprofis eines Elektromarkts damals mit dem Slogan einen echten Ohrwurm gelandet haben. Geiz wird in der Wortbedeutung gleichgesetzt mit Habsucht oder Gier. Das finde ich beides nicht „geil“, weil es für mich das Gegenteil von Solidarität darstellt. Wie solidarisch, hilfsbereit und umsichtig kann denn schon jemand sein, der zwanghaft oder übertrieben spart, und mehr für sich haben will als für andere? Maßvolle Bescheidenheit in allen Ehren: Aber Geiz ist ungeil. In meiner Arbeit bei der Welthungerhilfe sehe ich täglich, wie wichtig es ist, dass sich Menschen für andere einsetzen und sich gegenseitig unterstützen – vor allem in der Krise. Die gute Nachricht ist: Die Bereitschaft, Menschen in Not zu helfen, ist aktuell sehr hoch und spiegelt sich in der Spendenbereitschaft der Bevölkerung wider. Mehr Menschen spenden seit Beginn der CoronaPandemie und die Spendenbeiträge sind höher als zuvor. Das ist unheimlich wertvoll, denn vielen Menschen in Not konnte so unmittelbar geholfen werden. Warum die Spendenbereitschaft gestiegen ist? Gefühlt rennen wir von einer Krise in die nächste – weltweit, aber auch direkt vor unserer Haustür: Klima, Hunger und Armut, Ahrtal, Afghanistan, Ukraine ... Die Liste ist zu lang. Dabei erlaube ich mir bei aller Dankbarkeit für die Spendenbereitschaft noch einen kritischen Kommentar: Wir spenden oft nicht mit gerechter Verteilung. Menschen und Krisen, die gestern noch in den Medien waren, haben wir morgen schon wieder verdrängt. Ich wünsche mir mehr Gerechtigkeit bei der Zuteilung von Spendengeldern. Und – weil ich ja hier Medienmacher*innen ansprechen darf – ich wünsche mir mehr Gleichberechtigung und Verhältnismäßigkeit bei der Berichterstattung über die unterschiedlichen globalen Krisen.
141 · turi2 edition #18 · Kapital