turi2 edition #18 Kapital – Geld. Arbeit. Sinn. Was uns antreibt

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disruptiert die Liebe der Deutschen | Was zum Bargeld, Christoph Keese?

Letztlich wird es die Bequemlichkeit sein. Warum? Für die Verwendung von Bargeld gibt es heute nur noch zwei Gründe: Verschleierung von Zahlungen und bequemer Einsatz. Wer etwas verschleiern möchte, wird vom Bargeld genauso wenig loszureißen sein wie vom Bitcoin. Um diese Leute müssen wir uns weniger kümmern. Sie sind eine Nische des Markts. Die Mehrheit der Menschen möchte nichts verschleiern, scheut aber das Hantieren mit Plastikkarten, das Eintippen von PINs oder das Hervorkramen von Handys. Elektronisches Bezahlen ist im Laufe der Zeit zwar viel einfacher geworden, doch da geht noch mehr. Mit Zahlen durch Nicken zum Beispiel. Im neuesten Update der iPhones funktioniert die Gesichtskontrolle endlich auch mit Maske. Man muss kurz den Blick senken, um dem Gerät – das nur die Augen sieht – seine Identität zu bestätigen. Nicken ist sogar bequemer als Geld aus dem Portemonnaie oder der Hosentasche zu fingern. Wem das als Bequemlichkeit noch nicht reicht, der kann vielleicht durch Boni oder Gamification gewonnen werden. Bargeld zu zählen, zur Bank zu bringen und gelegentlich gestohlen zu bekommen, kostet den Handel viel Geld. Warum nicht Prämien dafür bezahlen, dass man Edeka oder Lidl diese Kosten spart? Für einen Euro oder 50 Cent bringen die Leute ihren Einkaufs-

wagen zurück zum Depot. Für 20 Cent sind sie vielleicht bereit, das Bargeld stecken zu lassen. Sind wir alle verwöhnt, weil wir so sehr auf Bequemlichkeit achten? Keineswegs. Geld wurde überhaupt nur aus Gründen der Bequemlichkeit erfunden. Mit Geld zu bezahlen ist einfacher, als ein Huhn gegen ein

Kotelett zu tauschen oder Milch gegen Weizen. Bargeld gibt es heute immer noch, weil es so herrlich leicht ausgegeben werden kann. Machen wir digitales Bezahlen viel, viel bequemer als Münzen und Scheine, dann bleibt Bargeld wirklich nur noch den Steuerhinterziehern, Betrügern und Erpressern vorbehalten.

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Christoph Keese ist Geschäftsführer von Springers Digitalberatung Hy


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