turi2 edition #17 Jobs - Arbeiten in der Kommunikation

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»Nicht auf das Gebabbel anderer hören« Dorothee Bär, CSU-Politikerin, sitzt seit 20 Jahren im Bundestag. Sie verlässt sich on- und offline auf ihr Gespür für Menschen

13 Dorothee Bär Geb. 1978 in Bamberg 1992 Eintritt in die Junge Union 1999 Studium Politikwissenschaften in München und Berlin 2002 Einzug in den Bundestag 2009 Fraktionssprecherin Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013 Parlamentarische Staatssekretärin 2018 Staatsministerin für Digitales 2021 Vize-Vorsitzende der CDU/ CSU-Fraktion, zuständig für Familie und Kultur

Für ein Foto für einen Social-Media-Post drückt Dorothee Bär ihr Handy schon mal ihren Kindern in die Hand – oder Touristinnen in Berlin. Die ehemalige Staatsministerin für Digitales weiß, wie man Menschen erreicht. „Wer Menschen nicht liebt und sich nicht für sie interessiert, darf nicht Politikerin werden.“ Bär arbeitet, seit sie 14 ist: in einer Gärtnerei, im Krankenhaus, als Putzhilfe, bei Zeitung und Radio, im Kino, bei Douglas. Mit 16 tritt sie in die CSU ein. Ihre politische Karriere beginnt im Kommunalen, „Bäche reinigen, Spielplätze im Dorf schaffen“. Seit 2002 sitzt sie im Bundes-

tag. 2005 verliert sie ihren Sitz kurz, rückt Wochen nach der verlorenen Wahl doch noch nach. Eine Chance, ihr Umfeld besser kennenzulernen: „Nach dem Wahltag meldeten sich einige zunächst einmal nicht mehr.“ Seit Ende 2021 ist Bär nach acht Jahren Regierung nun Opposition. „Nicht-Regieren bedeutet auch ein Mehr an Freiheit“, sagt sie. Bärs Faible für Flugtaxis, Social Media und High Heels hat ihr so manches öffentliche Naserümpfen eingebracht, auch aus der eigenen Partei. Inzwischen sieht sie das gelassen. Der jungen Doro würde sie raten: „Nur auf die hören, die man auch selbst um Rat gefragt hätte.“

»Ohne Inner Work brennt man aus« Kristina Lunz, Co-Gründerin Centre for Feminist Foreign Policy, verbindet „Nein heißt Nein“ mit „Don’t take no for an answer“

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Kristina Lunz glaubt, dass man zunächst an der eigenen mentalen Gesundheit arbeiten muss, um „zu echtem, nachhaltigem, gesellschaftlichem Wandel“ beitragen zu können. Sie lässt sich seit drei Jahren professionell unterstützen, um eine „angenehme Weggefährtin für viele“ zu sein – auch bei ihrer Arbeit beim Centre for Feminist Foreign Policy, einer Forschungs- und Beratungsorganisation mit Fokus auf feministische Außenpolitik. Nach der Schule studiert Lunz Psychologie und wird die erste Uni-Absolventin ihrer Familie. Ihr weiteres Studium und ihre spätere Arbeit führen sie nach England, Ko-

lumbien, New York, Myanmar und schließlich nach Berlin. Als Aktivistin trägt sie 2016 mit der Kampagne „Nein heißt Nein“ zur Änderung des Sexualstrafrechts bei. 2018 bringt sie dann das deutsche Centre for Feminist Foreign Policy mit auf den Weg. Lunz liebt es, Mitgeschäftsführerin in einem „warmen und unterstützenden“ Team zu sein, auch wenn „unsere Gesellschaft derart misogyn und sexistisch ist, dass weibliche Gründer:innen kaum Finanzierung erhalten“. Vor allem in den ersten Karrierejahren braucht frau deshalb Durchhaltevermögen. „Don’t take no for an answer“ lautet ihr Motto – außer bei intimen Beziehungen.

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Kristina Lunz Geb. 1989 in Reckendorf 2010 Psychologie-Studium in Mainz 2013 Studium Internationale Politik in London und Oxford 2015 Wissenschaftliche Beraterin 2017 Gender and Coordination Officer bei der UNO in New York und Myanmar 2018 Gründung Centre for Feminist Foreign Policy in Berlin 2019 Beraterin für das Auswärtige Amt 2022 Buch „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch“


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