turi2 edition #17 Jobs - Arbeiten in der Kommunikation

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»Et hätt noch immer jot gegange« Michael Preuss, Bayer-Kommunikationschef, sieht die Dinge gelassen. Manchmal steigt sein Blutdruck trotzdem rasant

74 Michael Preuss Geb. 1973 in Neuss 1994 Studium Germanistik, Medienund Politikwissenschaften in Düsseldorf 1998 Pressereferent Nordamerika bei Bayer 2001 Promotion 2002 Abteilungsleiter Presse und PR Bayer MaterialScience 2005 Leiter Presse und PR Bosch 2008 Leiter Unternehmens­­­politik und Presse bei Bayer 2016 Kommunikationschef Bayer

Als Rheinländer kennt Michael Preuss das „kölsche Grundgesetz“ aus dem Effeff. Der erste Paragraph: „Et kütt, wie et kütt“, es kommt, wie es kommt. Kurz nachdem Preuss 2016 Kommunikationschef von Bayer wird, kauft der Pharmariese den Glyphosat-Hersteller Monsanto. Über Bayer bricht ein Sturm herein, der bis heute kaum abgeflaut ist, Kursverfall, Milliardenklagen. Pragmatiker Preuss umschreibt solche Herausforderungen mit rheinischer Positivität: Sein Job sei „extrem fordernd und abwechslungsreich“. Auch, wenn es Momente gibt, „die den Blutdruck rasant ansteigen

lassen“: Er hat gelernt, „die Dinge mit Gelassenheit hinzunehmen, die ich nicht ändern kann – und mit Mut und Entschlossenheit die anzugehen, die ich ändern kann“. Seit fast 25 Jahren arbeitet Preuss für Bayer, unterbrochen von einem Intermezzo bei Bosch. Monsanto zum Trotz präsentiert er den Konzern nicht als Problemfall, sondern als Weltverbesserer mit Vision: „Health for all, Hunger for none.“ Vielleicht legt sich der Sturm um Bayer ja tatsächlich eines Tages. Ein weiterer Paragraph des „kölschen Grundgesetzes“ lautet jedenfalls so: „Et hätt noch immer jot jejange.“ Es ist noch immer gut gegangen.

»Wichtig ist, einen eigenen Kompass zu haben« Sebastian Rudolph, Kommunikationschef bei Porsche, nimmt seinen Job sportlich: angreifen, Chancen suchen, im Team gewinnen

Fotos: Selina Pfrüner, PR (2)

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Sebastian Rudolph orientiert sich gerne an Jürgen Klopp. Mit ihm ist der FC Liverpool 2020 nach 30 Jahren wieder englischer Meister geworden. „Vieles scheint unmöglich, bis man es geschafft hat“ – dafür stehe Klopp. Rudolph überträgt Prinzipien aus dem Sport in den Beruf. Er hat dann gut gearbeitet, „wenn wir als Mannschaft erfolgreich waren – menschlich wie fachlich“. Der Kommunikationschef von Porsche startet als Journalist. Er berichtet für die ARD aus Berlin und Italien, bevor er erst in die Politik, dann in die Wirtschaft geht. Beim Autobauer krempelt er die Kommu-

nikation um und führt regelmäßige „Boxenstopps“ mit Beschäftigten ein, um ungezwungen plaudern zu können. Unter Journalistinnen gilt er als verlässlich, wenn auch leicht marketinglastig. Und als jemand, der sich bei Kritik nicht wegduckt. Teil von Rudolphs Strategie ist heute auch der Podcast „9:11“. Hier spricht er mit Gästen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Sport über Themen wie Nachhaltigkeit oder Female Leadership. Zu Beginn der CoronaPandemie nimmt er Videos auf, um mit den Beschäftigten verbunden zu bleiben. Und er fährt weiter ins Büro, weil „ein Kapitän immer der Letzte ist, der von Bord geht.“

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Sebastian Rudolph Geb. 1976 in Gießen 1997 Studium der Politik­ wissenschaft 2004 TV-Journalist für die ARD 2009 Sprecher des Bundes­ verkehrsministeriums 2016 Sprecher des Industrie­ dienstleisters Bilfinger 2019 Kommunikationschef Porsche

Tipp: „Immer offen für konstruktive Kritik bleiben und umgekehrt wertschätzendes Feedback geben“


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