turi2 edition #17 Jobs - Arbeiten in der Kommunikation

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»Wünsche, Werte, Wille!« Marcus Englert, Mitgründer der Podcast-Plattform Julep, bringt analoge Leidenschaften ins digitale Zeitalter

63 Marcus Englert Geb. 1965 in München 1985 Physik-Studium in München 1994 Promotion am Cern in Genf, Berater bei Boston Consulting 1998 Geschäftsführer ProSieben Media 1999 Vorstand der Kirch New Media 2006 Digital-Vorstand ProSiebenSat.1 Media 2010 Associate Partner und Geschäfts­führer Altman Solon 2020 Mitgründer der PodcastPlattform Julep

Er liebt alte Autos, Fotoapparate, Plattenspieler. Deshalb hat sich Marcus Englert der Digitalisierung verschrieben: „Die Transformation von analoger Technik in das digitale Zeitalter ist die Leidenschaft, die ich zum Beruf gemacht habe.“ Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Englert selbstständig als Investor, Gründer, Berater und Aufsichtsrat, ist in viele Medien- und Digitalprojekte involviert. Sein jüngstes Projekt ist die Podcast-Plattform Julep. „Diese tägliche Vielfalt ist ein Geschenk“, sagt Englert. Da muss man aufpassen, „sich nicht von den vielen Möglichkeiten erschlagen zu lassen“. Der Fokus aufs Wichtige fordere Disziplin und Energie. Und

manchmal die bewusste Suche nach Ruhe: „Du brauchst Oasen.“ Englerts Weg in die Medien verläuft nicht schnurstracks. Am Cern-Institut in Zürich, wo nach den Gesetzen des Universums geforscht wird, promoviert er in Nuklearphysik. „Die abstrakte Denkschule hilft auch sehr in anderen Gebieten“, sagt er. Seine Erkenntnis aus fast 30 Berufsjahren: „Das Produkt ist wichtig, aber die Menschen dahinter sind viel wichtiger.“ Klare Ziele und harte Arbeit werden belohnt, glaubt Marcus Englert. Aber bei allem Wünschen und Wollen rät er, die eigenen Werte nicht zu vergessen: „Agiere immer so, dass Du dich jeden Abend im Spiegel ansehen kannst.“

»Brauchst du eine Garantie, kauf dir einen Toaster« Ingo Rieper, CEO von Media Pioneer, braucht keine 100 Prozent Perfektion zum beruflichen Glück – sondern Tatendurst

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Denkverbote sind verboten an Bord der Pioneer One. Das hat Folgen. „Wer hätte gedacht, dass wir eines Tages ein Medienschiff bauen oder Leseraktien herausgeben?“, sagt Chef-Pionier Ingo Rieper. Er und sein Team schippern mit ihrem Elektro-Kahn durchs Regierungsviertel, wollen „Journalismus neu denken“ und ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickeln. „In der deutschen Medienlandschaft gibt es eine große Innovationslücke, die es zu füllen gilt“, sagt Rieper. Kreativität und Tatendurst sind für ihn die Eigenschaften, die die Branche am dringendsten braucht.

Arbeitstage genießt Rieper besonders, wenn er Zeit findet, sich mit dem Publikum auszutauschen: „Lob spornt an, Kritik macht uns besser.“ Nach 28 Jahren im Beruf hat er erkannt, dass „eine 80-Prozent-Lösung meist der bessere Weg ist, anstatt immer dem eigenen Perfektionismus zu folgen“. Es sei wichtiger, seinem Gespür zu vertrauen und nicht den Bedenkenträgern. Ingo Rieper ist seinem eigenen Rat gefolgt und damit rundum zufrieden. „Ich fühle mich beschenkt. Mehr zu verlangen wäre maßlos.“ Nur manchmal, da wünscht er sich einen achten Tag in jeder Woche. „Um neue strategische Ideen zu entwickeln.“

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Ingo Rieper Geb. 1967 in Köln 1990 Studium BWL in Kiel und Birmingham 1994 Wirtschaftsprüfer KPMG 1997 Stellv. Leiter Finanzabteilung, ProSiebenSat.1 Media 2000 Vertriebsleiter Consorsbank in Madrid 2004 Kaufmännischer Geschäftsführer Ströer 2014 CFO Handelsblatt Media Group 2019 Mitgründer & CEO von Media Pioneer


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