turi2 edition #17 Jobs - Arbeiten in der Kommunikation

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»Stall ausmisten erdet« Kristina Bulle, CMO bei Procter & Gamble, lebt Routinen, denkt in Bildern – und wartet auf Gänsehaut-Momente

55 Kristina Bulle Geb. 1967 in Cuxhaven 1989 Studium BWL in Osnabrück 1995 Einstieg bei Procter & Gamble (P&G) 2003 Marketing Director Asien für Max Factor in Japan 2012 Global Director Channel Marketing von P&G 2015 CMO für Deutschland, Österreich, Schweiz 2020 Vorstand der Organisation Werbungtreibende im Markenverband

Bei Procter & Gamble bewegt Kristina Bulle riesige Summen. 1,8 Milliarden Euro hat das Unternehmen 2021 hierzulande für Werbung ausgegeben, so viel wie kein anderes. Bulles Arbeitstage beginnen und enden routiniert: Um 7.30 Uhr verlässt sie das Haus, dann Sport, ab neun Uhr Büro. Am Feierabend Stallvisite bei Anton, dem Pony ihrer Tochter. „Morgens über Cookies und First Party Data reden und abends Pferdemist wegmachen, das erdet.“ Ursprünglich will Bulle Pharmazie studieren, nach einem Praktikum in der Dorf-Apotheke korrigiert sie ihren Plan. Bei P&G kümmert sie sich heute um neue Kampagnen, Mediaplanung und datenbasiertes Marketing, um Organisationsstruk-

turen und Personalplanung. „Ich liebe es, mit verschiedenen Menschen an verschiedenen Projekten zu arbeiten“, sagt Bulle. Kristina Bulle hat viele Talente. Sie backt und bastelt, malt und handarbeitet, repariert und recycelt. Ihre kreative Seite hilft auch im Job. „Ich denke viel in Bildern und Analogien, zum Beispiel, wenn ich neue Kampagnen beurteilen muss.“ Und sie kann sich darauf verlassen: „Wenn ich Gänsehaut bekomme, sind wir auf dem richtigen Weg.“ Damit meint sie nicht allein wirtschaftlichen Erfolg. Bulle nimmt P&G in die Pflicht, sich für eine bessere Gesellschaft und den Schutz der Umwelt einzusetzen: „Das empfinde ich auch als meine persönliche Verantwortung.“

»Schau dir die Menschen an, mit denen du arbeitest« Andreas Fischer-Appelt, Vorstand von FischerAppelt, verlässt sich darauf, dass andere das Meiste besser können als er

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Anders als heute ist CO2 vor 45 Jahren kein Thema. Der Teenager Andreas Fischer-Appelt interessiert sich trotzdem dafür. Er hat gerade einen Naturschutzklub gründet und fragt Bernhard Grzimek, den prominenten Naturforscher. Der bestätigt: CO2 kann bedrohlich werden. „Andere können das Meiste fachlich besser als ich“, sagt der Mitgründer und Vorstand der Agenturgruppe FischerAppelt heute. „Aber mich drängt es als Unternehmer, mutig neue Dinge anzupacken. Darauf konzentriere ich mich.“ Die vor 35 Jahren gegründete Firma zählt aktuell rund 700 Beschäftigte an zehn Standorten von Nürnberg

bis New York. „Zuhören und gute Fragen zu stellen, das ist der Anfang eines jeden Beratungsgesprächs“, daran hat Fischer-Appelt über die Jahre festgehalten. Besonders freut sich der Vater von vier Kindern, wenn seine Arbeit sogar die Welt ein bisschen besser macht – siehe Textanfang. Über Abfallvermeidung und Recycling zu kommunizieren, damit hat die Agentur im Jahr 1986 begonnen. Heute erzählt Fischer-Appelt begeistert von einer honorarfreien Kampagne, um Spendengelder für ein Rettungsschiff zu mobilisieren. Es ist gebaut und bezahlt worden. „Und es hat bereits Hunderte Menschen aus dem Mittelmeer gerettet.“

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Andreas Fischer-Appelt Geb. 1964 in Bonn 1977 Erste Handelsgeschäfte mit Münzen auf dem Flohmarkt 1987 BWL-Studium in Hamburg 1989 VWL-Studium in den USA 1986 Gründung der Agentur FischerAppelt 2019 Landesvorsitzender Verein „Die Familienunternehmer“

Andreas Fischer-Appelt spricht über Jobs im turi2.de/podcast


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