turi2 edition #13: Agenda 2021

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Können Ossis Krise besser als Wessis, Stefan Kobus?

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Was hat die Wirtschaft von der Frauenquote, Mareice Kaiser?

Diese Frage zu beantworten ist leicht. Teams aus verschiedenen Geschlechtern sind erfolgreicher. Studien zeigen: Firmen, in denen Frauen führende Positionen besetzen, erwirtschaften mehr Gewinn. Ohne gesetzliche Quote, das hat die Vergangenheit gezeigt, klappt Geschlechtergerechtigkeit in Führungspositionen nicht. Wer die besten Personen für Jobs will, braucht die Frauenquote. Sie reicht aber noch lange nicht. Statt zu fragen, warum die Frauenquote für die Wirtschaft wichtig ist, lautet die viel relevantere Frage: Was hat die Gesellschaft, was haben wir Menschen von der Wirtschaft? Sie zu beantworten ist wesentlich komplexer – und wichtiger. Denn aktuell hat nur ein Teil der Gesellschaft etwas von unserem Wirtschaftssystem. Einen anderen Teil macht es psychisch und/

Mareice Kaiser, Chefredakteurin Edition F

oder körperlich kaputt. Die Profiteure unserer Wirtschaft sind vor allem weiße Männer in Führungspositionen. Häufig auf dem Rücken von Frauen, die mit ihrer (oft unsichtbaren, schlecht- oder unbezahlten) Care-Arbeit die Basis von Wirtschaft und Wohlstand schaffen. Um das zu ändern, braucht es mehr als eine gesetzliche Frauenquote für Vorstände. Es braucht eine Revolution des Wirtschaftssystems. Es kann und darf nicht mehr darum gehen, wer den höchsten Gewinn in kürzester Zeit macht. Es muss darum gehen, dass alle Menschen ein gutes Leben führen können. Unabhängig von Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft, Behinderung, sexueller Orientierung oder Alter. Es braucht eine Vielfaltsquote über das Geschlecht hinaus, schon ab der Kita. Es braucht gesetzliche Vorgaben für die soziale und ökologische Wirkung von Produkten und Unternehmen. Für die Bemessung des Erfolgs einer Firma müssen diese Parameter mindestens so wichtig sein wie Umsatz und Gewinn. Wir sollten nicht fragen, was wir für die Wirtschaft tun können, sondern was die Wirtschaft für Menschen tun kann – und sollte.

Durch Corona, den großen Gleichmacher, hat die gesamte deutsche Gesellschaft erfahren, wie es sich anfühlt, wenn sich Dinge praktisch über Nacht verändern. Dass sich Dinge manchmal über Nacht verändern, hat die Menschen in ostdeutschen Bundesländern generationenübergreifend geprägt. Es ist eine so zentrale Erfahrung, dass meine aus Ostdeutschland stammende Stellvertreterin Katja Reim feststellt, ihr sei „quasi in die DNA eingebrannt“, dass „nichts sicher ist und sich alles ändern kann“. Die friedliche Revolution und die anschließende, schmerzhafte Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft speisen die ostdeutsche Identität. Die Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren, sie zu akzeptieren und sich aus einem positiven Gestaltungswillen heraus neu zu erfinden, wurzelt im Osten tief. Ein starker Zusammenhalt, der ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit und die Solidarität im Umgang miteinander sind Grundwerte, auf denen erfolgreiche Kommunikation im Osten basiert. Wenn man wie ich in Trier aufgewachsen ist, ist Ostdeutschland vor allem geografisch weit weg. Doch als „ossimilierten Wessi“, der den Menschen zwischen Kap

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Stefan Kobus, Chefredakteur „SuperIllu“

Arkona und dem Erzgebirge seit vielen Jahren journalistisch begegnet, fasziniert mich diese Region. In Ostdeutschland ticken viele Uhren anders. Was im Westen Lieschen Müller ist, ist im Osten nicht nur Erna Kasupke aus Limbach-Oberfrohna; sondern auch eine ganz andere Geschichte, von gebrochenen Biografien gezeichnet. Zäsuren, die die meisten Bundesbürger bisher nicht kannten. Die atemberaubende Erfolgsgeschichte des Ostens macht mir Mut. Etwa, wenn ich die Schönheit der Natur im Osten sehe, die große Umweltsünden überwunden hat. Die Ära nach der Pandemie werden wir mit gegenseitigem Vertrauen und Zuversicht positiv gestalten können. So, wie es die Menschen in Ostdeutschland bei ihrem Neustart vor über 30 Jahren geschafft haben. An diesem Fundament können wir uns orientieren. Fotos: Leah Kunz, privat


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