turi2 edition #13: Agenda 2021

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Deepa Gautam-Nigge, Leiterin SAP Next-Gen Ecosystem

Wie werden Traditions| 4 unternehmen dynamisch

und innovativ, Andreas Arntzen? Wir sollten Veränderungen als etwas Positives verstehen lernen. Sie sind eine Möglichkeit, das zu erhalten, was uns wichtig ist. Die Welt verändert sich – wenn wir wollen, dass alles so „gut“ bleibt wie es ist, müssen wir uns mit ihr verändern. Das hat mit Kultur zu tun – mit Lebens- und Unternehmenskultur, mit Einstellung, Bereitschaft, Offenheit, Motivation, Mut und Verantwortung. Es darf nicht nur um uns gehen, sondern auch um nachfolgende Generationen und deren Zukunft. Deshalb ist Veränderung nicht nur eine Chance für uns, sondern eine Verantwortung gegenüber anderen. Traditionsunternehmen definieren sich oft über die Vergangenheit, über zurückliegende Erfolge. Bloß: Welcher Wert, welche Zukunft liegen im

Andreas Arntzen, Geschäftsführer Wort & Bild Verlag

Umsatz von gestern? Wir wissen, dass Tradition Veränderungen auch bremsen kann. Im Idealfall sind Tradition und Innovation aber kein Gegensatz, sondern ergänzen sich. Auch der Wort & Bild Verlag, 1956 gegründet, hat das schwere Joch von Tradition und Erfolg zu tragen. Seit mehr als 60 Jahren publizieren wir mit der „Apotheken Umschau“ das auflagen- und reichweitenstärkste Kundenmagazin Deutschlands. Wenn wir und andere Traditionsunternehmen erfolgreich bleiben wollen, müssen wir unsere Ansprüche, Erwartungen und Verantwortung überdenken. Nicht das Wissen von gestern, sondern die Neugierde auf Neues werden zu kritischen Erfolgsfaktoren. Unternehmenskulturen werden sich verändern müssen. Alleingänge weichen Partnerschaften, Ausprobieren gewinnt an Bedeutung. Kundennutzen und -nähe sowie der stete Abgleich mit den Möglichkeiten von morgen werden über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen entscheiden, insbesondere von Traditionsunternehmen. So wichtig Veränderung ist, so wichtig ist auch der Erhalt von Werten.

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Wie schaffen wir eine Kultur, in der Frauen ihr Potenzial entfalten können, Deepa Gautam-Nigge? Chancen für alle zu schaffen ist Sache des Arbeitgebers – Frauen müssen sie aber auch ergreifen. Organisationen und Konzerne können Frauen sichtbarer machen, indem sie sie etwa auf Podien holen. Das ist wichtig, weil ich glaube: Bildung fängt mit Vorbildern an. Besonders für Frauen ist es nicht immer einfach, zur richtigen Zeit auf dem richtigen Radar zu sein. Wie auch, wenn wichtige Meetings oft nach 16 Uhr stattfinden oder es beim abendlichen Networking-Event um die neue Abteilung geht – immer dann, wenn das Kind ruft? Frauen dürfen aber auch nicht auf Förderung warten. Nicht alle Bereiche lassen sich über Nacht in eine inklusive Umgebung verwandeln. Ein Kulturwandel erfordert immer auch Beharrlichkeit. Daher ist es umso wichtiger, eine „fast lane“ zu schaffen. Heißt:

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Ausgewählte Personen bekommen Zugang zu Netzwerken und wichtigen Kontakten, die ihnen sonst vielleicht verwehrt bleiben würden. Die sogenannte gläserne Decke – oder natürliche Abrisskante – bleibt ein Problem. Besonders dann, wenn der Mental Load durch zusätzliche Care-Arbeit vor allem bei Frauen merklich steigt. „Karriere mach‘ ich in fünf Jahren“ funktioniert aber leider noch nicht – wer zu lange aussetzt, ist raus. Ich kann daher nur dazu ermutigen, zuzugreifen, wenn sich die Chance bietet. Eine Quote halte ich für richtig. Als gesetzliches Instrument könnte sie etwa die Jobvergabe objektivieren. Gleichberechtigung und Teilhabe gehen nicht ohne die Relativierung von Privilegien: Je eher wir die Debatte mit einer Quote auf die Sachebene ziehen, desto einfacher für uns alle.


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