turi2 edition #12 Vorbilder

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Weil die Taliban nicht wollen, dass Mädchen zur Schule gehen, schießen sie Malala Yousafzai ins Gesicht. Sie überlebt – und kämpft weiter für Bildung und Gerechtigkeit. Für Manager Christoph Kull ist sie eine Heldin, deren Mut und Beharrlichkeit inspirieren

Das sehe ich auch in meiner Funktion als Managing Director eines weltweit agierenden Unternehmens jeden Tag aufs Neue. Es sind gerade das offene, internationale Miteinander, das Aufeinandertreffen verschiedener Blickwinkel, Erfahrungen und Hintergründe, die die kreativen Funken sprühen lassen und nachweislich zu besseren Lösungen für komplexe Problemstellungen führen. Damit der globale Wissens- und Kulturtransfer weiter wachsen kann, steht jedes Unternehmen in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen und ein klares Statement für Diversität zu setzen. Dazu gehört auch, sich für Chancengleichheit einzusetzen und in die Bildung der nächsten Generationen zu investieren. Chancengleichheit, Bildung und Diversität, all diese Faktoren sind untrennbar miteinander verwoben und sollten Grundlage unseres eigenen Engagements sein. Malala Yousafzai schließt ihre Rede in Oslo mit den Worten: „Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, wir müssen handeln, nicht warten. Nicht nur die Politiker*innen und die führenden Köpfe der Welt, wir alle müssen unseren Beitrag leisten. Ich. Ihr. Wir. Es ist unsere Pflicht.“ Diese mutige junge Frau hat die Fackel aufgenommen. Jetzt ist es an uns, sie zu unterstützen und gemeinsam zu handeln. Danke, Malala, für diese Inspiration.

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Christoph Kull führt seit Februar 2019 die Geschäfte von Adobe in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Osteuropa. Zuvor arbeitete er bereits mehr als 20 Jahre in der Softwarebranche, unter anderem 15 Jahre bei SAP

Fotos: PR (1), picture alliance (1)

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m 9. Oktober 2012 halten Anhänger der Taliban einen Schulbus an und schießen einer der Schülerinnen aus nächster Nähe ins Gesicht. Der Grund: Die damals 14-Jährige hat mit ihrem beharrlichen Einsatz für die Bildung pakistanischer Mädchen auch über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Sie überlebt den Anschlag – und fortan kennt jeder ihren Namen: Malala Yousafzai. Die junge Frau lässt sich nicht nur nicht einschüchtern, sie nutzt ihre Bekanntheit, um sich auch weiterhin für das Recht auf Bildung stark zu machen. „Ich erzähle meine Geschichte nicht deshalb, weil sie einzigartig ist. Ich erzähle sie, weil sie es gerade nicht ist. Meine Geschichte ist die Geschichte vieler Mädchen“, erklärt Malala in ihrer Rede anlässlich des ihr verliehenen Friedensnobelpreises. Nicht nur als Vater zweier Töchter geht mir das besonders nahe. Eine zu Beginn ihres Engagements Elfjährige, die den Mut hat, Gewalt und Unterdrückung offen anzuprangern. Ein Kind noch, das sich mit einer extremistischen Terrororganisation anlegt, eine Jugendliche, die sich trotz massiver Bedrohungen unbeirrt weiter für ihr Ziel einsetzt – diese Courage nötigt mir den allergrößten Respekt ab. Gleichzeitig hält Malala Yousafzais Einsatz uns allen den Spiegel vor: Welche Ausrede haben wir für unser Schweigen? Wir müssen uns keinen Gefahren wie Malala aussetzen. Wir scheuen lediglich die Diskussionen, die unser Intervenieren nach sich zöge – dabei sind genau diese Auseinandersetzungen so wichtig. Wir können uns nur verbessern, wenn wir den Status Quo hinterfragen. Gerade Situationen, in denen sexistische, rassistische oder anderweitig beleidigende Kommentare gegenüber anderen, meist uns unbekannten Personen geäußert werden, lassen wir zu oft unkommentiert. Wir ärgern uns, sind vielleicht entsetzt – und schweigen dennoch. Doch eine diverse, gleichberechtigte Gesellschaft kann nur dann existieren, wenn wir alle dafür eintreten.


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