turi2 edition #12 Vorbilder

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Er ist der erste Mensch, der seinen Fuß auf den Mond setzt – doch Neil Armstrong lenkt das Scheinwerferlicht lieber auf andere. Das beeindruckt Manager Ralf Kleber. Die Mond-Mission ist für ihn ein Paradebeispiel, wie innovative Teams funktionieren

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Ralf Kleber beginnt seine Amazon-Karriere 1999 im Controlling, ein Jahr nach dem Deutschland-Start des Online-Händlers. Seit 2002 ist der Diplom-Betriebswirt Amazon-Deutschlandchef

Astronaut Louis Armstrong 1969 auf dem Mond

Erfolg sein würde. Armstrong berichtete, dass jedes einzelne Bauteil zu 99,996 Prozent verlässlich sein musste – also in 100.000 Einsätzen höchstens viermal hätte versagen dürfen. Tatsächlich kam es während der Mission zu deutlich weniger Ausfällen. Armstrong führte dies darauf zurück, „dass jeder im Projekt, jeder an der Werkbank, der etwas baut, jeder Monteur, jeder Kontrolleur, jeder, der Tests einrichtet, den Drehmomentschlüssel bedient – und so weiter, ob Mann oder Frau, sagt: ,Wenn hier etwas schief geht, wird es nicht meine Schuld sein, denn mein Teil wird besser sein, als es sein müsste.‘ Wenn man Hunderttausende von Menschen hat, die alle ihre Arbeit etwas besser machen, verbessert das die Leistung insgesamt. Und das ist der einzige Grund, warum wir die Sache durchziehen konnten.“ Leider habe ich Armstrong nie getroffen. Aber ich durfte einen Abend neben Buzz Aldrin verbringen,

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Fotos: imago images (1), picture alliance (1)

er als erster Mensch den Mond betritt, wird zwangsläufig berühmt. Dennoch war sich Neil Armstrong stets bewusst: Ohne einen Kraftakt vieler hätte er den für ihn kleinen Schritt nie gehen können, der ein „großer Schritt für die Menschheit“ werden sollte. 300.000 bis 400.000 Menschen trugen zum Gelingen der Mission Apollo 11 bei, erinnerte er sich in einem Interview. Über Jahre arbeiteten sie am gemeinsamen Ziel, das Präsident John F. Kennedy 1961 formuliert hatte – und das schließlich 1969 Wirklichkeit wurde: Noch vor Beginn der Siebziger einen Menschen zum Mond zu schicken. Wenn ich hier Neil Armstrong als mein Vorbild beschreibe, dann denke ich zum einen an seine Haltung, die ihn bewogen hat, das Rampenlicht auch auf andere zu lenken. Zum anderen denke ich an die Mond-Mission im Gesamtbild: den Pioniergeist, der Menschen antreibt, die Erdatmosphäre zu verlassen, mit all den Risiken, die ein Vorstoß ins Unbekannte bedeutet – darauf vertrauend, dass es mehr nützt als schadet, die Grenzen des Wissens erst zu überschreiten und dann zu erweitern. Ich bewundere die Ausdauer der Beteiligten, Rückschlägen und Hürden zum Trotz – getreu der Aussage Kennedys: „Wir haben uns entschlossen, noch in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen, nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist.” Der Glaube, dass Fortschritt durch technologische Innovation der Menschheit zugutekommt, ist heute aktueller denn je. Und nicht zuletzt denke ich an die gemeinsame Anstrengung eines riesigen Teams, in dem sich jeder bewusst war, wie essenziell der eigene Beitrag für den


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