turi2 edition #11 Fußball (in schweren Zeiten)

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SECOND SCREEN

Generation Zweiter Bildschirm Jungen Fußballfans reicht das Fußballerlebnis im Stadion oder vor dem Fernseher nicht aus – sie suchen Zusatzinhalte online. Das haben auch die Vereine erkannt

Foto: imago images

B

undesliga-Samstag im Stadion. Was passiert da am anderen Ende des Spielfelds? Ein Spieler verletzt sich, wird vom Platz getragen. Die Situation ist nicht klar, einen Kommentator wie im TV gibt es nicht. Abhilfe schafft das Smartphone – der Besserwisser aus der Hosentasche versorgt die Zuschauer mit Infos, die im Stadion fehlen. Auch in der Sportsbar oder vor dem heimischen Fernseher sind Smartphone oder Tablet am Spieltag mit dabei – als Second Screen, also Zweiter Bildschirm, der mit zusätzlichen Live-Statistiken oder Spielständen aus anderen Partien das Fußball-Erlebnis komplettiert. Vorne dran beim Second-ScreenKonsum ist die Generation Z: 31 % der zwischen 1997 und 2009 Geborenen beziehen während eines Fußballspiels weitere Infos über ein mobiles Endgerät. Das ergibt die Zukunftsstudie Bundesliga-Konsum der WHU-Otto Beisheim School of Management im Auftrag der DFL. Dabei rufen 57 % Infos zu einem Parallelspiel ab, 54 % informieren sich zum selben Spiel, 43 % kommentieren das Spiel privat. Insgesamt konsumiert die Generation Z 4,52 Stunden Bundesliga-Inhalte pro

Spieltag. Zum Vergleich: Die BabyBoomer (Jahrgänge 1946-1964) kommen gerade mal auf 3,65 Stunden. Das bleibt auch bei Profi-Clubs nicht unbemerkt. „Die Zielgruppe der unter 40-Jährigen erreichen wir ohne Internet und soziale Medien kaum noch“, sagte BVB-Boss HansJoachim Watzke schon 2018. Kein Wunder, dass erfolgreiche Vereine ihre Fans millionenfach bei Facebook, Twitter und Instagram um sich scharen. Allen voran der FC Bayern München mit insgesamt 75,2 Millionen Followern auf allen drei Plattformen zusammen. Der Instagram-Herbstmeister der Saison 2019/2020 ist dennoch – wie auch in der Tabelle – RB Leipzig. Für die Titelvergabe hat das Monitoring-Unternehmen Webbosaurus das Fanwachstum aller 18 Bundesligisten seit Saisonstart analysiert. Auf den Herbstmeister folgen die Aufsteiger SC Paderborn und Union Berlin. Bei der vor allem bei den jungen Fans der Generation Z sehr beliebten Video-App TikTok haben lediglich acht der 36 Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga einen verifizierten Account. Auch hier liegt Tabellenführer Bayern München vorne: Der FCB zählt mit 1,5 Millionen als

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einziger Verein eine namhafte Zahl an Followern. Auf ihn folgt Borussia Dortmund mit rund 780.000 auf Platz zwei. Der HSV darf immerhin im TikTok-Ranking noch erstklassig spielen und sich mit knapp 96.000 Followern auf Platz drei zu den Kollegen der 1. Liga gesellen. Wohin sich die Nutzung abseits des Spielfelds in Zukunft entwickelt – auch unter dem Einfluss des neuen Mobilfunkstandards 5G – können wir vermutlich nicht einmal erahnen. Laut der Zukunftsstudie Bundesliga-Konsum können sich bereits 38 % der Generation Z vorstellen, ein Fußballspiel über Virtual Reality zu konsumieren. Erste Experimente gibt es schon: Ende September 2019 stellten DFL, VfL Wolfsburg und Vodafone eine AugmentedReality-App für das 5G-Netz vor. Die Handykamera erkennt, welcher Spieler gerade wo auf dem Feld ist, wie schnell er läuft, wie hoch die Treffer-Wahrscheinlichkeit ist. DFLInnovationschef Andreas Heyden ist davon überzeugt, dass die Technik in zwei bis drei Jahren marktreif ist. Maria Gramsch


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