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Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Juli 2017 Seite 8
Vielseitig und weltoffen Bild: privat
TU-Alumnus Leo Sakaguchi im Porträt
Leo Sakaguchi studierte an der TU Darmstadt Angewandte Mechanik und Energy Science and Engineering. Nach seinem Masterabschluss schloss er sich einem Berliner Start-up an, das Lebensmittelverschwendung eindämmen will. Darmstadt ist der 29-Jährige verbunden geblieben. Ein Porträt. Fragt man Leo Sakaguchi, was ihm an seinem Studium an der TU am besten gefallen hat, zögert er nicht lange: »Ich habe mich für meine beiden Studiengänge entschieden, weil sie sehr interdisziplinär angelegt sind, und das war genau die richtige Entscheidung.« Von 2008 an studierte Sakaguchi an der TU, zunächst Angewandte Mechanik im Bachelor, dann Energy Science and Engineering im Master. Ein zweiter Aspekt, den er sehr zu schätzen weiß, ist die Unterstützung bei der Planung von Auslandsaufenthalten – schon während seines Bachelorstudiums zog es Sakaguchi ins Ausland: Er verbrachte ein Semester an der University of Tokyo in Japan.
auf dem Ideal grenzübergreifender Verständigung fußt. »Meine Eltern haben die Sprache an der Uni gelernt, sie in Polen, er in Japan. Kennengelernt haben sie sich durch eine EsperantoBrieffreundschaft. Unsere Familiensprache ist Esperanto.«
EIN SPRACHTALENT
Bei der Wohnungssuche half seine außergewöhnliche Muttersprache: »Mein Vermieter hat auch mal Esperanto gelernt und wollte seine Kenntnisse wieder auffrischen.« Überhaupt ist man als Esperanto-Sprecher Teil einer sehr aktiven Community: Neben EsperantoMusik und zahlreichen Veranstaltungen gibt es auch ein Portal, auf denen »Esperantistos« Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. So ist man in der ganzen Welt vernetzt.
Bereit für Freunde und Studium Buddy-Programm gestartet Das Buddy-Programm der Zentralen Koordinierungsstelle für Flüchtlingsintegration im Dezernat Internationales der TU Darmstadt ist offiziell mit 59 Studieninteressierten und Studierenden gestartet. Ehrenamtliche Buddies binden Teilnehmerinnen und Teilnehmer der studienvorbereitenden Kurse sowie Studienanfänger umfassend in das tägliche Leben ein und helfen den Geflüchteten beim Studienstart an der TU Darmstadt. In Kooperation mit anderen (studentischen) Hochschulinitiativen und Darmstädter Kultureinrichtungen werden regelmäßig Angebote für die Buddies bereitgestellt. So engagieren sich etwa der Studentische Filmkreis der TU Darmstadt und das Staatstheater Darmstadt mit besonderen Programmen. (as/pg) Infos und Kontakte: bit.ly/2riq7oM
Während Sakaguchis Aufenthalt in den USA entstanden große Teile seiner Masterarbeit zum Thema »Food Waste
SCHWENK INS BERUFSLEBEN
Im Rahmen seiner Masterarbeit stieß Sakaguchi auch auf das Berliner Startup »MealSaver«. Dort ist er mittlerweile Teil des Kernteams. Das Konzept: Bei der MealSaver-App können Restaurants und Hotels bereits zubereitete Speisen anbieten, die sie sonst nach Ladenschluss wegwerfen müssten. Die App-Nutzer können für einen Betrag zwischen einem und drei Euro eine Portion des übriggebliebenen Essens abholen. Die MealSaver-App soll auch in Darmstadt starten – und wird dann auch mit der Initiative foodsharing Darmstadt zusammenarbeiten, die an der TU den »Fairteiler« betreibt. Obwohl sein Lebensmittelpunkt nun in Berlin liegt, ist Sakaguchi als DJ
Leo Sakaguchi
regelmäßig in Darmstadt anzutreffen: Ein- bis zweimal im Monat legt er im Schlosskeller und in der Centralstation auf. bettina bastian
Studium in Sicherheit Engagement der Horst-Görtz-Stiftung Bild: Claus Völker
Nach seiner Rückkehr nach Darmstadt unterstützte er als studentische Hilfskraft im Dezernat Internationales Studierende, die eine Zeit in Asien, Südamerika oder Afrika verbringen wollten. Genau der richtige Job für Sakaguchi, da er neben Deutsch und Englisch fließend Japanisch und Polnisch spricht. Seine Muttersprache ist jedoch eine andere: Sakaguchi ist einer von weltweit nur einigen Tausend Esperanto-Muttersprachlern. Esperanto ist eine Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Plansprache, die
Aus seinem Auslandsaufenthalt in Japan hat Sakaguchi eine Lehre gezogen: »Im Nachhinein gesehen war es falsch, nur für ein Semester zu bleiben«, erinnert er sich. »Ehe man sich‘s versieht, ist die Zeit auch schon wieder vorbei.« Diesen Fehler bügelte er umgehend wieder aus: Seinen Aufenthalt an der renommierten University of California in Berkeley während des Masterstudiums legte er gleich auf ein Jahr an.
Management«: »Das Thema fand ich noch an der TU: Bei einem Seminar zur Abfallverminderung erwähnte die Seminarleiterin Annika Wolff, dass der Aspekt Lebensmittelabfall noch wenig erforscht sei. Dass mein betreuender Professor in Berkeley auch zu diesem Thema forschte, war einfach ein glücklicher Zufall.« In Berkeley befragte Sakaguchi Gastronomen und Hoteliers danach, welche Rahmenbedingungen sie bräuchten, um weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen.
Die Horst-Görtz-Stiftung ermöglicht es zwei syrischen Geflüchteten, den Masterstudiengang ITSicherheit an der TU Darmstadt zu absolvieren. Stifter Dr. Horst Görtz übergab die Urkunden gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser, Koordinator des Masterstudiengangs IT-Sicherheit sowie stellvertretender Sprecher des TUProfilbereichs Cybersicherheit (CYSEC), und Prof. Dr.-Ing. Michael Goesele, Studiendekan des Fachbereichs Informatik. Die angehenden Spezialisten für IT-Sicherheit, Ahmad D. und Yasser S., haben in Syrien ihr Bachelorstudium abgeschlossen und mussten 2015 aus Aleppo nach Deutschland fliehen. An der TU Darmstadt haben beide an einem studienvorbereitenden Sprachkurs für Geflüchtete teilgenommen, um sich die nötigen Deutschkenntnisse für den Masterstudiengang anzueignen. Nach erfolgreich bestandener Sprachprüfung wird nun die Horst-Görtz-Stiftung die Syrer während des viersemestrigen Masterstudiengangs IT-Sicherheit mit jeweils 1.020 Euro im Monat unterstützen. AUSBILDUNG VERBESSERT INTEGRATION
Die Stiftung fördert bereits seit vielen Jahren die Darmstädter Cybersicherheitsforschung. Horst Görtz, Gründer und Vorstand der Stiftung, kann mit den Stipendien zwei Themen zusammenbringen, die ihm besonders am Herzen liegen:
Prof. Stefan Katzenbeisser, Ahmad D., Prof. Michael Goesele, Horst Görtz und Karin-Irene Eiermann (v. li. n. re.)
»Bei der Integration spielt die Ausbildung eine entscheidende Rolle. Geflüchteten die Ausbildung zu Cybersicherheitsexperten zu ermöglichen, ist ein neues wichtiges Ziel meiner Stiftung, denn Cybersicherheitsexperten werden in Deutschland dringend benötigt.« Die Stiftung engagiert sich seit 1996 für Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre, insbesondere mit dem Schwerpunkt der
Informationssicherheit. So ist Horst Görtz unter anderem Stifter des Deutschen IT-Sicherheitspreises, der jährlich verliehen wird und mit 200.000 Euro dotiert ist, einer StiftungsJuniorprofessur für Security Engineering an der TU Darmstadt sowie mehrerer Stipendien zur Etablierung von Forschungsgruppen. Seit 2002 ist Horst Görtz Ehrensenator der TU Darmstadt. (braun/sip)