Fortschrittsbericht 2010

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26.05.2011 18:30

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Auf Wissen gründen

Erfindungsstark – patente Wissenschaftler Peter Claus und die Katalyse

Er ist ein Naturwissenschaftler, der Anwendungsmöglichkeiten stets mitdenkt. Professor Peter Claus erforscht die heterogene Katalyse. „Viele Menschen denken bei diesem Begriff an Autoabgase“, sagt er. „Doch weit über 80 Prozent aller Prozesse in der Chemie bedürfen eines Katalysators.“ So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Industrie für die Arbeit seines Instituts – das Ernst-Berl-Institut für Technische und Makromolekulare Chemie – interessiert. Ein Beispiel ist die Herstellung von konjugierter Linolsäure. Sie wird in Functional Food, etwa probiotischem Joghurt, verwendet. Bisher stellt man sie enzymatisch her, doch dafür braucht man große Reaktoren und nachgeschaltete Aufarbeitungsprozesse. Die Raum-Zeit-Ausbeute ist gering. „Uns gelang die Herstellung mit kleinerem Aufwand“, sagt Claus. Er nutzte dafür Silber- und Goldkatalysatoren – sie sind nach dem Prozess leicht abtrennbar. Die Idee ist eines von bislang zehn Patenten, die aus dem Institut hervorgingen. Dieser Erfolg ist kein Zufall: Claus liest regelmäßig, welche Patente in seinem Fach angemeldet werden und erkennt schnell, welche Techniken an seinem Institut eine Chance haben. So patentierte er auch eine neue Methode, um aus Glycerin durch Oxidation Dihydroxyaceton herzustellen.

TU Darmstadt Fortschrittsbericht 2010

Glycerin fällt in großen Mengen bei der Herstellung von Biodiesel an. Industrie und Wissenschaft suchen schon lange nach sinnvoller Verwendung. Die bisher gängigen Methoden der Glycerinoxidation gelten als umweltschädlich, die heterogene Katalyse des TU-Chemikers Claus nicht. Der Markt ist groß: Dihydroxyaceton ist ein wesentlicher Inhaltsstoff von Bräunungscreme.

Professor Peter Claus

Seine Motivation bezieht Peter Claus aber nicht aus dem ökonomischen Wert seiner Erfindungen, sondern aus dem Wettstreit mit Fachkollegen. „Ich möchte mein Gebiet vorantreiben und bei einer Idee der Erste sein“, sagt er. Publikationen und der Erkenntnisgewinn sind ihm deshalb mindestens so wichtig wie Patente – dies gilt auch bei Kooperationen mit der Industrie. „Ich achte darauf, dass bei einer Zusammenarbeit immer genug Spielraum für die Forschung bleibt“, sagt er. Dank der Drittmittel aus der Industrie könne er zudem viel mehr Doktoranden ausbilden.


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