ifz-Jahresbericht "Einblicke 2019/2020"

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EINBLICKE 2019 /2020

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INHALT

REFLEXIONEN VORWORT ZWISCHEN KRISE UND KONTINUITÄT....................................................................................................... 4

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EINE KRISE, DIE UNS TIEFER GRÜNDET..................................................................................................... 5

REFLEXIONEN xx xx

KOSTE ES, WAS ES WOLLE?......................................................................................................................... 7 COVID-19 – KRISENZEIT – GEDANKEN...................................................................................................... 9

FORSCHUNG NACHDENKEN AM BERG – RESILIENTE GEMEINSCHAFTEN.............................................................12 COHOUSING 60+..........................................................................................................................................14 MENTORINGPROGRAMM „LERNEN MACHT SCHULE“

....................................................................15

FORSCHUNG IM DIENST VON SOZIALPOLITIK UND PRAXIS...........................................................16 COVID-19-FORUM........................................................................................................................................ 18

VERANSTALTUNGEN – RÜCKBLICK UND AUSBLICK ARMUT UND GESUNDHEIT NACH DER DIGITALISIERUNG...............................................................21 WIE SPRACHE UNSERE WIRKLICHKEIT PRÄGT

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AUSSTELLUNG „ARM IN ÖSTERREICH“................................................................................................. 23

PRESSESPIEGEL............................................................................................................................................ 24 BÜCHER.......................................................................................................................................................... 26 DANK UND IMPRESSUM......................................................................................................................... 27 3


MICHAELA ROHRAUER Geschäftsführerin am ifz

HELMUT P. GAISBAUER ifz-Präsident

Sie prägt jedem Leben, jeder Gemeinschaft, jedem politischen Gemeinwesen ihren Stempel auf. Sie teilt die Wirklichkeit in eine (alte) Zeit vor der Krise und eine „neue Normalität“, die sehnsüchtig erwartet wird. Manche ersehnen und erwarten die möglichst vollständige Rückkehr der alten Gewohnheiten, Selbstverständlichkeiten und Sicherheiten. Andere erhoffen und fordern eine „neue“ Normalität, die um manche Fehlentwicklung, Schädliches und Überflüssiges bereinigt, ein neues Ziel vor Augen hat. Das ifz steht, wie wir alle, gleichsam janusköpfig zwischen diesen beiden Realitäten. Wir pflegen eine Kontinuität und tragen ein Erbe und Wissensschätze mit Bedacht in die neue Zeit – dem schönen Wort getreu, dass Tradition nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers sei. Wenn Krisen aus Sicht von Institutionen etwas Positives an sich haben, dann – die zwar aufgezwungenen, aber dennoch heilsamen – Momente der Klärung von Relevanzen, der Sicherung des „Kerngeschäfts“ und der Improvisation. 4

ZWISCHEN KRISE UND KONTINUITÄT

EINE KRISE, DIE UNS TIEFER GRÜNDET

VIEL IST ZULETZT VON AUSNAHMEZUSTAND, VON KRISE, VON EINSCHRÄNKUNGEN DIE REDE. EINE GLOBALE PANDEMIE HINTERLÄSST IHRE SPUREN WELTWEIT.

COVID-19 HAT DAS ifz INMITTEN EINER PHASE DES BLÜHENS „ERWISCHT“.

Was überlebt – thematisch gesprochen – die Krise am ifz? Wir verschreiben uns weiterhin der Wissenschaft für Menschen, die Wissens- und Erfahrungsschätze unter den neuen Zeichen der Zeit hebt, sichert und unter die Menschen bringt. Die Krise hat die enorme Bedeutung von Orientierungswissen unterstrichen – ein solches Wissen, das philosophisch geklärt, empirisch abgesichert und eingefärbt und engagiert in die Praxis drängt, ist gleichsam die wichtigste Ressource, die das ifz anzubieten hat. Die Krise hat die Relevanz dieses Wissens in ungekannter Deutlichkeit unterstrichen. Dazu ist uns auch die printmediale Bühne wichtig geworden: Wir haben mit sozialethischen Beiträgen in den „Salzburger Nachrichten“, dem „Rupertusblatt“, der „Die Furche“ und dem „Der Standard“ unser Orientierungswissen weitergetragen. Damit ist uns die „Sicherung des Kerngeschäfts“ gelungen, auch wenn wir – als Folge des Kontaktverbots – mit schmerzhaften Einschränkungen in unserer Forschung zu kämpfen hatten, eben weil wir diese mit starkem Bezug zur empirischen

Wirklichkeit entwickeln. Dies bringt mich zum dritten Moment, jenem der Innovation. Mit der Kreation des COVID-19-Forums – in Kooperation mit der Online-Plattform #trotzdemnah der Erzdiözese – fanden wir eine Möglichkeit, „gespendete“ Erfahrungen aus der COVID-19-Zeit für den weiteren Forschungsprozess zu sammeln. Die ifz-Beiträge für die SN-Serie „Ethik für den Alltag“ sind außerdem als Podcasts zum Nachhören gestaltet – ein neues Betätigungsfeld des ifz, dem wir uns geöffnet haben. Auch unsere Lernbuddys im Projekt „Lernen macht Schule“ sind auf Fern-Beziehungen angewiesen. Gerade angesichts der Verschärfung der Situation in vielen Familien ist ihr Einsatz derzeit Gold wert. Das ifz „leibt und lebt“, wir bitten Sie wie immer um Geleit, materielle wie ideelle Unterstützung und wünschen Ihnen nicht nur gute Gesundheit, sondern auch viel Freude mit den gebotenen Inhalten aus dem ifz. Vergelt’s Gott und herzliche Grüße aus dem ifz. Ihr Helmut P. Gaisbauer

EINNAHMEN 2019

Neue Projekte waren am Starten, erweiterte Medienpräsenz – auch in Sozialen Medien – zeigte Wirkung, wir konnten neue Interessierte und SpenderInnen gewinnen. Ja, und dann kam Corona und hat dies alles zum Stillstand gebracht. Nach einer ersten Phase des Schocks und der Enttäuschung setzen wir unseren Weg – zwar etwas auf Sparflamme – unbeirrt fort. Das Besinnen auf Werte, die uns als Gemeinschaft und Individuum durch Krisenmomente tragen, empfinden wir als wichtiger denn je zuvor. In unserer Arbeit möchten wir diese Werte sichtbar machen und stärken, denn sie entscheiden, wie und ob beispielsweise Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen auch Früchte trägt. Ein rein „funktionaler“ Zugang zu Themen, in denen es um Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen geht, greift unserer Einschätzung nach zu kurz, da er sich auf Symptombehandlung beschränkt und so nur an der Oberfläche wirkt.

Für unsere Arbeit sind wir weiterhin auf Ihre Spende und Unterstützung angewiesen. Neben Privatspenden sind wichtige Finanzierungssäulen Projektaufträge durch Dritte und eine finanzielle Grundausstattung durch die Erzdiözese Salzburg, das Katholische Hochschulwerk, den Deutschen Verein der Freunde des ifz, Stadt und Land Salzburg – für deren langjährige Unterstützung sind wir sehr dankbar. Vielen Dank, wenn Sie auch in Zukunft Ihr Interesse an unserer Arbeit mit einer finanziellen oder ideellen Anerkennung zum Ausdruck bringen!

■ 56% Forschung/Drittmittel ■ 35% Erzdiözese ■ 6% Stadt/Land Salzburg ■ 3% Spenden AUSGABEN 2019

Werden Sie ProjektpartnerIn oder UnterstützerIn für eine Wissenschaft für Menschen – Danke für Ihre Spende!

■ 61% Projekte ■ 26% Personalaufwand Verwaltung ■ 7% Öffentlichkeitsarbeit ■ 6% Sonst. betrieblicher Aufwand 5


MICHAEL KÖNIG ifz-Vizepräsident, Geschäftsführer Diakoniewerk Salzburg/Tirol

REFLEXIONEN KOSTE ES, WAS ES WOLLE? MITTE MÄRZ DIESES JAHRES STAND UNSER GESELLSCHAFTLICHES LEBEN PLÖTZLICH STILL. WIR VERFOLGTEN GEBANNT DIE KURVENENTWICKLUNGEN VON CORONA-NEUINFEKTIONEN UND STERBEFÄLLEN. DIE BILDER, DIE UNS AUS KLINIKEN DER LOMBARDEI ODER AUS SPANISCHEN SENIORENHEIMEN ERREICHTEN, WAREN BESORGNISERREGEND.

So nahmen wir Freiheitsbeschränkungen hin, die noch wenige Wochen vorher undenkbar schienen. Von den Maßnahmen waren insbesondere BewohnerInnen in Pflege- und Betreuungseinrichtungen betroffen. Angehörige, Zugehörige, SeelsorgerInnen, PsychologInnen, TherapeutInnen oder auch Freiwillige konnten als potenzielle „VireneinträgerInnen“ wochenlang die Einrichtungen nicht mehr betreten. Zwei Monate später atmeten wir auf: Die große Katastrophe war ausgeblieben, die strikten Maßnahmen der Regierung und das Akzeptieren dieser Maßnahmen durch die Bevölkerung hatten gegriffen. Nun existieren detaillierte Schutzkonzepte, Schutzkleidung ist ausreichend vorhanden. Das gesamte Gesundheits- und Sozialsystem hat einen enormen Entwicklungsprozess hinter sich und ist für weitere, zu erwartende Corona-Wellen besser vorbereitet als Anfang März 2020.

Stellen wir uns der ethischen Diskussion Was bleibt, ist die Angst vor einem Vireneintritt in die Einrichtungen und eine daraus folgende unkontrollierte Ausbreitung des Virus. Der Druck auf die Einrichtungsleitungen, falsche Entscheidungen zu treffen, ist enorm. Nach zwei Monaten der sozialen Isolation zeigten sich bei Menschen, die besonders geschützt werden sollen, Hospitalisierungsphänomene, Zunahme an Depressionen, teils auch von körperlichen und psychosomatischen Beschwerden vielfältigster Art. Ethische Dilemmata großen Ausmaßes werden uns in den nächsten Monaten in Europa und global beschäftigen. Und genau deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu fragen: Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen, um den Vireneintritt in unsere Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen zu verhindern? Wieviel Selbstbestimmung, Individualität und

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PATER VIRGIL STEINDLMÜLLER OSB ifz-Vizepräsident, Pfarrer im Lammertal

COVID-19 – KRISENZEIT – GEDANKEN DAS JAHR 2020 HAT DIE MEISTEN VON UNS ZIEMLICH ÜBERRASCHT. INNERHALB KÜRZESTER ZEIT LEGTE EIN VIRUS EINE GANZE WELT LAHM. ES ZEIGTE, AUF WELCH WACKELIGEN FÜSSEN UNSERE GESELLSCHAFT UND UNSERE WELT STEHEN.

Teilhabemöglichkeit sind wir bereit aufzugeben, um das Erkrankungs-Risiko zu minimieren? Welche Schutzmaßnahmen, welche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und des Rechts auf Selbstbestimmung des sozialen Lebens wollen wir beibehalten? Wie können wir BewohnerInnen unserer Pflegeund Betreuungseinrichtungen ermöglichen, wieder ein selbstbestimmtes soziales Leben aufzunehmen, unter Wahrung der Distanzregeln und anderer Schutzmaßnahmen? Was tun, wenn jemand diese Distanzregeln aber nicht versteht und von Gesprächen durch Plexiglaswänden und mit Mund-Nasen-Schutzmasken verstört wird? Wie gehen wir in einer gemeinschaftlichen Wohneinrichtung mit dem Menschenrecht auf uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der einen und dem Recht auf Schutz vor Ansteckung der anderen um? Wie können wir die ethische Güterabwägung ausreichend differenziert anlegen, um so der Gefahr einer Virusansteckung jene Gefahren gegenüberzustellen, die von einer sozialen Isolierung, von Hospitalisierungsprozessen, 8

körperlichen Abbauprozessen oder von verstärkten gerontopsychiatrischen Erkrankungen ausgehen? An dieser Diskussion führt kein Weg vorbei. Sie hat juristische, medizinische, pflegerische, soziale, palliativtherapeutische, aber vor allem auch ethische Dimensionen. Berührungsverbote zwischen BewohnerInnen und Angehörigen werden vielleicht noch einige Zeit akzeptiert. Die Verbote werden zunehmend schwerer haltbar sein und das wiederum kann zu Konflikten führen. Menschen wollen nicht nur über den Weg von „individuellen Ausnahmemöglichkeiten“ in der Palliativphase ihres Vaters, ihrer Mutter diesem/dieser nahe sein. Sie wollen wieder ein normales Beziehungsund Besuchsleben führen. Selbstgestaltet, selbstverantwortet, selbstbestimmt. Für das ifz ergibt sich aus dieser Diskussion ein breites, neues Forschungsfeld, das einer umfassenden wissenschaftlichen Bearbeitung bedarf.

Für viele ist dieser Virus eine Katastrophe: die Angst um die Gesundheit, Isolierung, Einsamkeit, der Verlust des Arbeitsplatzes, wirtschaftliche Konsequenzen, die gesellschaftliche Stimmung und politische Situation. Wie wird das alles werden? Eine wirkliche Krise… Das Wort „Krise“ leitet sich vom altgriechischen Wort „krinein – entscheiden, urteilen“ ab. Jede Krise, im Großen wie im Kleinen, ist eine Zeit, in der die Einstellungen und die gewohnten Lebenssituationen auf dem Prüfstand stehen und neu beurteilt und verändert werden müssen. Die derzeitige Krise offenbart mehrere Krisenherde. Einige, die mich in den letzten Wochen beschäftigten, möchte ich hier anführen.

Leben ab. Als Pfarrer eines doch großen Pfarrverbands und als Religionslehrer von drei NMS-Klassen stand ich plötzlich vor der Herausforderung, „Hirte einer nicht sichtbaren und verborgenen Herde“ zu sein. Seelsorge, geistliche und liturgische Angebote mussten neu gedacht werden. Für mich stellte sich die Frage: Was ist der eigentliche Auftrag des Evangeliums für die Kirche? Wo liegt unser Kern, nachdem vieles Gewohnte und Gewöhnliche so nicht mehr möglich war und ist? Manche Diskussionen und Verlautbarungen von kirchlichen und theologischen Autoritäten kratzten meiner Meinung nach eher an der Oberfläche und lieferten „leichte Kost“, während sich die Menschen nach fester Nahrung, Orientierung und Halt sehnten.

Die Krise der Kirche

Die Krise des Lebens

Innerhalb einer Woche zeichnete sich der Lockdown für das öffentliche kirchliche

COVID-19 offenbarte die Fragilität unseres Lebens in all seinen Facetten und

Ausdrucksformen. Wir wurden radikal auf uns selbst zurückgeworfen. Auch in unserer hochtechnisierten Welt blieb nichts anderes übrig wie zu Zeiten der Steinzeitmenschen, uns bei einer Pandemie in unsere Höhlen zurückzuziehen. Und daraus entstanden zwei Bewegungen, die sich widersprechend entsprechen: Auf der einen Seite hatten viele Menschen Angst vor der Ansteckung, vor Begegnungen. Daraus entstand für Viele eine schwere Zeit des Alleinseins und der Isolation. Zugunsten des Lebens musste auf Lebendigkeit verzichtet werden. Auf der anderen Seite gab und gibt es die, die mit Sorge auf die ökonomischen Konsequenzen verwiesen. Sie sahen die Vielen, deren Existenz durch Jobverlust und einbrechende Gewinne auf dem Spiel steht. Hier geht es um die Existenz und das Leben von Vielen zugunsten gefährdeter und sensibler Personengruppen. Die Krise stellt uns die Fragen nach dem Wert des Lebens, den Prioritäten und den Umgang mit sensiblen Personengruppen neu. 9


FORSCHUNG

Die Krise des „rechten Maßes“ und des „guten Tons“ Diese Krise hängt mit der „Krise des Lebens“ zusammen. COVID-19 zeigt die Verwundbarkeit eines guten Miteinanders und eines offenen Dialogs auf. Wie bei der sogenannten „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 radikalisieren sich die unterschiedlichen Positionen und der Umgangston wird zunehmend rauer. Die eigene Wahrnehmung wird verabsolutiert und vehement verteidigt. Das unaufgeregte und unvoreingenommene Beobachten, das Aufeinanderhören und das Abwägen von Argumenten scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Tatsachen und Zusammenhänge, die wissenschaftlich gut begründet und erwiesen sind, gehen in einem Dschungel von pseudowissenschaftlichen Meinungen unter. In der Beurteilung und Wahrnehmung der Welt schleichen sich gefährliche Egozentrierung und Narzissmus zulasten des Gemeinwohls ein.

Zitiert nach:

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http://w2.vatican.va/content/

„Wenn es regnet, bin ich fröhlich. Denn, wenn ich nicht fröhlich bin, regnet es trotzdem...“ Karl Valentin

francesco/de/homilies/2020/ documents/papa-francesco_ 20200327_omelia-epidemia.html, abgerufen am 24.05.2020

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Dieser Spruch ist mir gerade in den vergangenen Wochen ans Herz gewachsen. Ich möchte damit die Herausforderungen nicht

nivellieren und relativieren. Ganz im Gegenteil: Es gibt Dinge, die wir nicht schnell lösen oder ändern können. Was wir ändern können, ist die eigene Einstellung, wie wir mit Krisen und Herausforderungen umgehen: ob wir schicksalsergeben kapitulieren, oder ob wir als Menschen, und vor allem als Christinnen und Christen, an die Macht des Lebens glauben, die sich in Liebe und Solidarität, im Hören, im Dialog, in der Aufrichtigkeit zeigt. Papst Franziskus hat es bei seiner Ansprache auf dem Petersplatz am 27. März so formuliert: „… Wie die Jünger des Evangeliums wurden wir von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht. Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen. Auf diesem Boot ... befinden wir uns alle. Wie die Jünger, die wie aus einem Munde angsterfüllt rufen: »Wir gehen zugrunde« (vgl. V. 38), so haben auch wir erkannt, dass wir nicht jeder für sich, sondern nur gemeinsam vorankommen…“1 Im gemeinsam gelebten und die Welt gestaltenden Menschsein werden wir die Krisen angehen und meistern können: dazu wird auch das ifz seinen Beitrag leisten. 11


NACHDENKEN AM BERG

RESILIENTE GEMEINSCHAFTEN RESILIENZ GILT ALS FÄHIGKEIT EINES MENSCHEN, MIT EXISTENZIELLER VERUNSICHERUNG ZU RANDE ZU KOMMEN. ODER AUCH ALS FÄHIGKEIT TROTZ WIDRIGER BEDINGUNGEN IN SEINER PERSÖNLICHKEIT GEDEIHEN ZU KÖNNEN. RESILIENZ IST WIDERSTANDSKRAFT.

Was aber bedeutet Resilienz für Gemeinschaften oder für Organisationen? Auch Gemeinschaften oder Organisationen werden von tragischen Ereignissen heimgesucht oder durch Krisen vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt, die ihre Funktions- und Leistungsfähigkeit bedrohen. Andererseits ist es gerade die Gemeinschaft oder manche ihrer Organisationen, die in tragischen und krisenhaften Momenten Halt geben, Notdienst leisten und existenzielle Sicherheit verbürgen. Gemeinsam erfahrene Krisen und durchlebte Tragödien können trennen oder zusammenschweißen. Im Fall einer gelungenen Verarbeitung können sie zu einem erneuerten Miteinander führen, zu einer „neuen Normalität“. Eine solche neue Wirklichkeit ließe sich daran erkennen, dass sie neue und tiefere Beziehungen gestiftet und an zwischenmenschlicher Qualität gewonnen hat. Hier verschränkt sich die Vorstellung

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von widerstandsfähigen Menschen mit der von resilienten Gemeinschaften und Organisationen. Auch deswegen, weil gemeinschaftliche Institutionen und Organisationen für den Menschen da sein müssen, nicht umgekehrt. Am ifz gehen wir diesen Fragen nach. In bewährter Form kombinieren wir ein philosophisches Herangehen mit einem engen Bezug zur uns umgebenden Wirklichkeit, in der das von uns geschaffene Wissen ja auch zum Wohle der Menschen wirken soll. Mit unseren Forschungsfragen gehen wir in eine Gemeinde, die schwer von einer Naturkatastrophe getroffen wurde. Tragödien, die menschliches Leben vernichten und dabei eine ganze Gemeinde betreffen, werfen schwerwiegende Fragen auf. Sie zwingen bittere, leidvolle Lernerfahrungen auf, die besonnener, kompetenter und nicht

zuletzt „menschlicher“ Verantwortungsträger bedürfen, damit sie gut bewältigt werden können. Was waren die größten Herausforderungen, und wie sind die handelnden Personen an diese Aufgabe heran- und aus ihr hervorgegangen? Wie ordnen die Menschen diese Erfahrungen restrospektiv ein? Außerdem beleuchten wir mit unseren Fragen und Thesen eine Organisation, die in verschiedenen Situationen Nothilfe leistet. Von Organisationen, die per se auf Handeln in Krisen eingerichtet sind, ist Bedeutendes zum Thema institutioneller Resilienz zu lernen. Wie lässt sich ein Umgang mit Krisen kompetent organisieren? Wann kann trotzdem eine förderliche Kultur des Miteinander aufrechterhalten werden? Ein Schwerpunkt der Analyse betreffen die Erfahrungen, die die Organisation im Laufe der aktuellen COVID-19-Krise gemacht hat. Die COVID-19-Krise zwingt uns auch in unserer unmittelbaren Lebensumgebung kleiner Gemeinschaften Lernerfahrungen auf. Damit stellt sich auch hier die Frage nach (gemeinschaftlicher) Widerstandskraft und Krisenfestigkeit.

Als drittes Forschungsfeld untersuchen wir daher einen Stadtteil/eine Nachbarschaft in seiner Reaktion auf die COVID-19-Krise und die Einschränkungen durch die verschiedenen Maßnahmen. Welche neuen Nachbarschaftserfahrungen stärken das Miteinander? Wie ist es gelungen, Menschen, die besonders unter den Maßnahmen zu leiden haben/hatten, zu unterstützen? Welche Rolle spielen (alte und neue) Formen zivilgesellschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements? Bei aller nicht zu leugnenden Tragik von Katastrophen und Krisen – sie sind auch eminente Orte und Gelegenheiten für existentielle Lernerfahrungen. Das ifz stellt sich engagiert dieser Herausforderung, um wiederum ein Stück relevantes Wissen für eine geglücktes Miteinander zu heben und zu sichern.

Wir danken dem Deutschen Verein der Freunde des IFZ und dem Land Salzburg, die das Projekt finanziell unterstützen.

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FABIAN MATTHIAS KOS Philosophie und Geowissenschaften

ZUR PERSON Fabian Matthias Kos studierte Philosophie und Geowissenschaften an den Universitäten Wien und Rom. Er arbeitete unter anderem für die wissenschaftliche Fachzeitschrift „Die Erde“ in Berlin sowie für das Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Vienna. Seit Dezember 2017 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am ifz und für verschiedene Forschungs- und Vermittlungsprojekte im Bereich der angewandten Ethik verantwortlich.

ALTERNATIV WOHNEN FÜR FORTGESCHRITTENE

LERNEN MACHT SCHULE

WAS COHOUSING FÜR AKTIVES ALTERN BEDEUTEN KANN

AUCH IN HERAUSFORDERNDEN ZEITEN FÜREINANDER DA

Wer unkomplizierte Gespräche oder soziale Beschäftigung sucht, wird im Gemeinschaftsraum fündig: Kartenspiel- und Gymnastikbegeisterte etwa kommen hier regelmäßig zusammen, häufig finden auch Meditationsrunden oder Feste statt. Einmal pro Woche wird der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück begonnen. Heute gibt die freundliche Dame aus der Wohnung im zweiten Stock ein kleines Konzert auf dem Keyboard. Morgen wird ihr einer der Zuhörer beim Tragen des Einkaufs helfen.

Ein Highlight beim Mentoringprogramm „Lernen macht Schule“ sind die gemeinsamen Aktivitäten: Spielenachmittage oder das gemeinsame Kekse backen in der Adventzeit runden die regelmäßigen Lern-Treffen der Studierenden der Uni Salzburg mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ab. Der Beginn des Sommersemesters stellte die Lernbuddys jedoch vor eine besondere Aufgabe: Bereits das erste Kennenlernen der neuen Tandems musste aufgrund der Schulschließungen sowie den Corona-Maßnahmen verschoben werden, wöchentliche Treffen waren nicht mehr möglich und alle Aktivitäten wurden abgesagt.

Diese und weitere Erfahrungen prägen den Alltag von BewohnerInnen sogenannter „Cohousing-Projekte“. Deren grundlegendes Prinzip ist denkbar einfach: Privater Wohnraum wird mit Gemeinschaftseinrichtungen kombiniert. Die Umsetzung kann dabei verschieden ausfallen – zum Beispiel in Form einer Senioren-WG oder einer generationenübergreifenden Siedlung. Um die Potenziale solcher Projekte voll ausschöpfen zu können, hat das ifz den Leitfaden

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ANGELIKA EISL Soziologie

„Cohousing 60+“ entwickelt, der sich allen relevanten Fragen rund um die Gründung, den Betrieb sowie die Herausforderungen gemeinschaftlicher Wohnformen im Alter widmet: Welche Kriterien sollten bei der Zusammenstellung der Bewohnerinnen und Bewohner beachtet werden? Welche Instrumente sind für die Bildung von Gemeinschaft bedeutend? Und wie lässt sie sich auf Dauer erhalten? Die Antworten darauf sind wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig praxisnah: Sie basieren auf einer einjährigen empirischen Begleitstudie zu vier christlichen Alters-Hausgemeinschaften mit insgesamt über 60 BewohnerInnen in der Stadt Salzburg, die das ifz im Auftrag der Erzdiözese durchgeführt hat. Dieses umfangreiche Wissen teilen wir gerne mit Ihnen.

So wurden aus den Lernbuddys „Fernbuddys“. Sie betreuten die Kinder über das Mobil-

telefon oder online, um sie auch in dieser herausfordernden Zeit bei Hausübungen und beim Lernen zu unterstützen. Nach und nach konnten auch die neuen Lernbuddys ihre Lernkinder kennenlernen, allerdings (noch) nicht persönlich. Die Betreuung fand hier von Beginn an online statt. Klar ist, dass ein Videotelefonat nie den persönlichen Kontakt ersetzen kann, aber es hilft, um die Kinder in dieser Zeit zu unterstützen und aufzumuntern. Die Lernbuddys wurden in dieser außergewöhnlichen Situation von den Projektkoordinatorinnen unterstützt. Die regelmäßig stattfindende Gruppensupervision fand im Frühjahr 2020 ebenfalls online statt. Dieses Angebot wurde von den Studierenden gut angenommen.

ZUR PERSON Angelika Eisl Studierte Soziologie in Salzburg und war als sozialpädagogische Lernbetreuerin beim Land Salzburg tätig. Seit April 2019 koordiniert sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Mentoring-Projekt „Lernen macht Schule“ am ifz. Parallel dazu absolviert sie an der FH Salzburg den Masterlehrgang „Soziale Innovation“.

Erfahren Sie mehr dazu auf der ifz-Homepage www.ifz-salzburg.at/cohousing-60

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ELISABETH BUCHNER Politikwissenschaft und Soziologie

WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG „SALZBURGER STUFENMODELL ZUM AUFBAU DER ARBEITSFÄHIGKEIT“

FORSCHUNG IM DIENST VON SOZIALPOLITIK UND PRAXIS ZUR PERSON Elisabeth Buchner studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Salzburg. Ihre Forschungsinteressen liegen im Grenzbereich zwischen Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie, mit Schwerpunkt auf der Verbindung von empirischer Sozialforschung und angewandter Ethik. Sie ist seit Oktober 2013 am ifz.

Seit Oktober 2018 untersucht das ifz (in Kooperation mit dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung) die Umsetzung und Wirkungen von drei Projekten des „Salzburger Stufenmodells zum Aufbau der Arbeitsfähigkeit“. Deren Ziel ist es, besonders arbeitsmarktferne BezieherInnen der Be darfsorientierten Mindestsicherung (BMS) individuell zu unterstützen. Aufeinander abgestimmte Angebote sollen stufenweise die Arbeitsfähigkeit erhöhen. Die Projekte finden vor einer Betreuung durch das AMS und einer Integration in den Arbeitsmarkt statt und werden durch das Land Salzburg und den Europäischen Sozialfonds finanziert. Für die wissenschaftliche Begleitung wurde ein multimethodischer Forschungszugang mit qualitativem Schwerpunkt gewählt. Neben der Auswertung von Projektkonzepten und -berichten wurden MitarbeiterInnen und TeilnehmerInnen inter view t, Fokusgruppen gebildet sowie Austauschrunden mit ExpertInnen organisiert.

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Die Auswertungen zeigen, wie multipel belastet viele BMS-BezieherInnen tatsächlich sind. Ebenso wird sichtbar, dass öffentliche Leistungen (etwa für Wohnen, Gesundheit, Kinderbetreuung) nicht nur akute Not abwenden. Sie sind auch ausschlaggebend dafür, ob die Teilnehmenden die Fähigkeiten, die sie in den Projekten stärken konnten, tatsächlich in eine Verbesserung ihrer Lebenssituation umwandeln können. Ein Beispiel dazu: Die Fähigkeit zu Suchtmittelentzug, Therapie oder Eintritt in ein Beschäftigungsprojekt kann zwar durch ein Projekt aufgebaut werden – für die Umsetzung benötigt es aber in weiterer Folge ein zugängliches und leistbares Angebot für die Betroffenen. Andernfalls „laufen die Fähigkeiten ins Leere.“ Bei armutsbetroffenen Menschen spielen hier öffentlich finanzierte Leistungen eine zentrale Rolle. Als weiterer wichtiger Punkt zeigte sich, dass komplexe, oft nicht unmittelbar sichtbare Probleme ein differenziertes Vorgehen erfordern. Der Hebel für Veränderung ist, einen individuellen Ansatzpunkt gemeinsam mit den Betroffenen

Margit Appel stellte bei der Stakeholder-Veranstaltung im November 2019 Einsichten zum Thema Arbeitsfähigkeit und Grundeinkommen vor.

herauszuarbeiten, wie das folgende Zitat eines Teilnehmers verdeutlicht: „Man merkt wirklich, dass sie sich bemühen, dass sie wollen, dass es einem besser geht und dass man eine Zukunft hat. Bei den anderen Kursen ging es immer sofort um Arbeit (…): Arbeit dies, Arbeit das, Praktikum dort. Aber in dem Kurs, als ich reinkam, da hat es gleich geheißen, ok, hier geht es nicht darum, Arbeit zu finden, sondern wirklich, wobei können wir dir helfen. Die haben einem wirklich die Hand gereicht und ich habe dann auch eine Zeit lang gebraucht, bis ich die Hand dann genommen habe“ (Herr P. – Projekt ReImpuls) Um hilfreiche Angebote für stark belastete Personen zu schaffen, spielen die Art der Projektausschreibung und -konzeption und der Rahmen für deren Umsetzung eine entscheidende Rolle. Einen großen Einfluss haben außerdem die Vorgaben, wie Erfolg im Betreuungsverlauf gemessen und bewertet wird.

60 ExpertInnen diskutierten die Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts.

Nach wie vor gibt es viele Barrieren und Schnittstellenprobleme. Zu nennen sind hier die fehlende Durchlässigkeit und Abstimmung zwischen dem arbeitsmarktpolitischen System und dem Sozial- und Gesundheitssystem. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, diese Hindernisse sichtbarer zu machen. Sie sind in einem Zwischenbericht dokumentiert und auf der Website des ifz nachlesbar. Spezifische Ergebnisse werden im Sommer 2020 in zwei sozialwissenschaftlichen Fachzeitschriften (SWS-Rundschau und WISO) publiziert. Im November 2019 wurden bei einer Stakeholder-Veranstaltung erste Ergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt. Rund 60 VertreterInnen von öffentlichen Institutionen und sozialen Einrichtungen, die im Land Salzburg mit der Zielgruppe arbeiten, brachten ihre Expertise und Vorschläge zur Weiterentwicklung des Stufenmodells ein. Im Mai 2020 startete die zweite Projektphase: In den folgenden zwei Jahren wird die quantitative und qualitative Analyse vertieft. 17


Das COVID-19-Forum des ifz schafft Verbundenheit im Erleben und Deuten der aktuellen Herausforderungen.

VERBINDENDE ERFAHRUNGEN.

EINBLICKE IN DAS COVID-19-FORUM DES ifz DIE RESILIENZFORSCHUNG FRAGT, WAS ES MENSCHEN ERMÖGLICHT, BELASTUNGEN, WIDRIGKEITEN UND KRISEN WEITESTGEHEND UNBESCHADET ZU ÜBERSTEHEN – ODER GAR NOCH AN IHNEN ZU WACHSEN.

In den vergangenen Wochen und Monaten waren wir alle ganz persönlich mit der Frage nach unserer eigenen Widerstandskraft konfrontiert. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben uns alle vor die Frage nach der eigenen Resilienz gestellt. Wie kommen wir gut durch die Zeit der massiven Einschränkungen? Was bedeutet diese Situation für uns als Eltern schulpflichtiger Kinder? Werde ich mich Zuhause vereinsamt und traurig eingesperrt fühlen und wie kann ich mit diesen Gefühlen umgehen? Ist mein Arbeitsplatz sicher? Was ist mir wirklich wichtig? Um diesen und ähnlichen Themen Raum zu geben, haben wir auf unserer Internet-Seite ein COVID-19-Forum eingerichtet. Dieses Forum erfuhr von Ende März bis Mitte Mai 18

Einträge von 55 Personen unterschiedlichen Alters und beruflichen Hintergrunds. Sie alle reflektierten ihre Situation unter vier vorgegebenen Fragen nach den Erfahrungen von Veränderung, nach Ängsten und Sorgen, nach positiven Seiten des Ausnahmezustands und nach den Quellen eigener Widerstandskraft. Das Anliegen der „Verbindenden Erfahrungen“ – so der Titel unseres Forums – ist dabei ein dreifaches. Das Forum dient erstens der gemeinsamen Auseinandersetzung über die individuellen Erfahrungen mit der schlagartig geänderten Wirklichkeit: Es verbindet die TeilnehmerInnen und Mit-Leser kommunikativ miteinander, schafft eine Verbundenheit im Erleben und Deuten der gegebenen

Herausforderungen und erlaubt so ein Stück weit ein gemeinsames „Begreifen“ der Situation. Austausch, gemeinsames Bedenken von Erfahrung lässt uns, so das zweite Anliegen, ein Stück Kontrolle über unsere neue Situation (zurück-)gewinnen. Und das Forum schafft, drittens, auch Orientierung in einer beunruhigend unübersichtlichen Lage. Eben diese drei Dimensionen – sozialer Sinn, Kontrollsinn und Richtungssinn – hat die Resilienzforschung herausgearbeitet, als konstitutiv für eine robuste Identität, die auch angesichts von Widrigkeiten stabil bleibt. Sozialer Sinn, der sich in der Verbundenheit mit anderen stärkt und bewährt; Kontrollsinn, der sich in gefühlter Handlungsmacht vergegenwärtigt; Richtungssinn, der sich aus gelebten Wertvorstellungen speist.

Die Einträge im Forum bestätigen, illustrieren und erweitern diese Einsichten in vielfältiger Hinsicht. Viele Aussagen beziehen sich auf (1) Fürsorge für andere und Dankbarkeit für die eigene abgesicherte und wohlgestaltete Lebenssituation: „Ich habe große Bewunderung, Dankbarkeit und Respekt für den großen Einsatz unserer Ärzte, Pflegerinnen und sozialen Einrichtungen. (…) Ich möchte mich auch bei meinen Nachbarsfamilien, die mich jetzt umsorgen, entsprechend bedanken.“ (Pensionistin, 76 Jahre, Wien). Viele unterstreichen (2) die Bedeutung von Kommunikation und zwischenmenschlichem Austausch: „Direkte soziale Kontakte fehlen uns.“ (Trainerin, 38 Jahre, Flachgau). Bereichernd sind häufig auch (3) neue Erfahrungen der Gemeinschaftsstiftung: „Die Gespräche mit Nachbarn und generell anderen Menschen sind intensiver – weg von oberflächlichem hin zu aufrichtigem Interesse und Anteilnahme am Anderen.“ (Case Managerin, 52 Jahre, Salzburg). Im Hintergrund vieler Einträge deutet sich ein verlässliches Wertegefüge als generelles Merkmal resilienter Haltungen und

Handlungen im Zeichen der Krise an. Dieser intakte Richtungssinn verweist auf eine gepflegte Innerlichkeit. Er ist immer wieder konstruktiven Prüfungen ausgesetzt, so auch jetzt: „Für mich ist es befreiend zu merken, worauf ich alles „verzichten“ kann, ohne dass es ein Verlust ist. Was für mich wesentlich ist, tritt nun noch deutlicher zutage und danach möchte ich auch noch stärker leben.“ (Angestellte, 34 Jahre, Stadt Salzburg). „Meditation, Beschäftigung mit dem Buddhismus helfen mir auf der geistigen Ebene (schon seit einigen Jahren). Auf der körperlichen Ebene noch mehr bewusstes Essen, bewusster Medienkonsum; Bewegung wie Spaziergänge in der Natur. Musik, Beschäftigung mit Kunst und Literatur haben mir seit jeher gutgetan, nun habe ich endlich auch mehr Zeit dazu. Ein reiches Innenleben stärkt automatisch die Widerstandskraft.“ (Geringfügig Beschäftigte/Pensionistin, 60 Jahre, Flachgau). Wir erleben zwar derzeit eine erschreckende Polarisierung im öffentlichen Diskurs der

Bewertung der Eindämmungsmaßnahmen, deren brüske Ablehnung wohl zum Großteil aus Verunsicherung gespeist wird. Andererseits durften und dürfen wir weiterhin erleben, wie viele von uns in der Krise ethischer handeln als zuvor. Tugenden der Rücksichtnahme, der Orientierung hin auf das Gemeinwohl und allgemeine Freundlichkeit rücken in den Vordergrund – ein klares Zeichen eines intakten Kontrollsinnes und eines aufrechten Richtungssinnes („Ich lebe meine Werte und handle danach.”), der den Blick auf andere als Gemeinsinn wachhält. Das COVID-19-Forum „Verbindende Erfahrungen“ ist Teil des aktuellen ifz-Forschungsprojekts „Umgang mit dem Unerbittlichen. Was Gemeinschaften und Organisationen resilient macht“, das vom Land Salzburg/Abt. 2 und dem Verein der Freunde des IFZ e.V. München finanziell gefördert wird.

Die Sammlung der COVID-19Erfahrungen können Sie nachlesen, unter: www.ifz-salzburg.at 19


RÜCKBLICK

VERANSTALTUNGEN

FACHGESPRÄCH

„ARMUT UND GESUNDHEIT NACH DER DIGITALISIERUNG“

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ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis trafen sich im März 2020 am ifz zu einem interdisziplinären Gespräch.

Zwischen Armut und sozialer Ausgrenzung einerseits und Gesundheit andererseits gibt es viele Bezüge – doch nicht alle sind abschließend untersucht. Mit dem Einsatz digitaler Technologien treten neue, gesellschaftlich relevante Fragen hinzu. Um diese Entwicklungen näher zu beleuchten, fand Anfang März 2020 ein interdisziplinäres Fachgespräch am ifz statt. An zwei Tagen präsentierten acht ExpertInnen verschiedene Perspektiven aus ihrem jeweiligen Arbeitsbereich, die anschließend im Plenum zur Diskussion gestellt wurden.

kann gesundheitliche Chancengerechtigkeit konzipiert werden? Wie prägen soziale Faktoren den Kontakt zwischen Ärztinnen und Patienten und wie lässt sich eine partizipative Entscheidungsfindung realisieren? So lauteten einige der zentralen Fragen. Thematisiert wurden auch die prekären Lebensbedingungen nicht-versicherter Personen, deren soziale Folgen sowie politische Gegenmaßnahmen. Außerdem widmeten sich die Teilnehmenden der besonderen Belastung pflegender Angehöriger, die insbesondere Frauen und Kinder betrifft.

Inwiefern ist das gesellschaftliche Gesundheitsverständnis im Wandel begriffen? Mit Hilfe welcher ethischen Ansätze

Zu den Vortragenden zählten: Lutz Groh, Berater für innovatives Gesundheitsmanagement, die Philosophin Martina

Schmidhuber von der Universität Graz, Michael Fuchs vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, der Mediziner Thomas Lion von der St.-Anna-Kinderkrebsforschung in Wien, die Supervisorin Elisabeth Alder-Würrer, der Kommunikationswissenschaftler Matthias R. Hastall von der TU Dortmund sowie Martin Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich, und ifz-Präsident Helmut P. Gaisbauer.

Das Fachgespräch wurde vom Verein der Freunde des IFZ e.V. finanziert. 21


RÜCKBLICK UND AUSBLICK

RÜCKBLICK UND AUSBLICK

WIE SPRACHE UNSERE WIRKLICHKEIT PRÄGT Politikwissenschafterin Astrid Mattes und ifz-Wissenschafterin Annette Langner-Pitschmann gestalteten den Workshop „Erzählte Politik“.

VIELEN DANK AN Annette Langner-Pitschmann, die von Juli 2018 bis März 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ifz war. Ihr beruflicher Weg führte sie an die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, wo sie ab Juni 2020 eine Professur für Theologie innehält. Wir gratulieren herzlich und wünschen alles Gute!

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Wie prägt unsere Sprache die gesellschaftliche Wirklichkeit, in der wir leben? Mit dieser Frage beschäftigt sich die von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) finanzierte Veranstaltungsreihe „Sprache. Macht. Politik“.

Geschlechterverhältnisse beeinflusst“. Das Fazit ihrer Überlegungen mündete in einem Plädoyer für einen situationsangepassten Umgang mit geschlechtersensibler Sprache, ohne Vorgaben wie Sprache „auf jeden Fall“ oder „niemals“ sein darf.

Den Ausgangspunkt bildete dabei die Einsicht, dass unsere Sprache nicht einfach Begleiterscheinung, sondern Gestaltungsfaktor unseres Miteinanders ist. Inhalt und Stil, die großen Themen und die kleinen Einzelheiten bestimmen darüber, wie gut Demokratie gelingt.

Vortrag Nina Horaczek am 14. Oktober 2020

Den Auftakt machte die Wiener Politikwissenschafterin Astrid Mattes im Dezember 2019. Im Austausch mit den Teilnehmenden vermittelte sie Grundlagen der Diskurstheorie und der narrativen Analyse politischer Äußerungen. Die Gäste erhielten dabei auch Gelegenheit, das neu erworbene Analysewerkzeug selbst auf Ausschnitte der Migrationsdebatte anzuwenden.

Die dritte Veranstaltung, die für März geplant war, musste aufgrund der Corona-Krise in den Herbst verschoben werden. Am 14. Oktober 2020 findet in St. Virgil der Vortrag der Journalistin Nina Horaczek zum Thema „Erfundene Tatsachen. Wie demagogische Sprache die Demokratie gefährdet“ statt. Nina Horaczek hat in ihrem Buch „Populismus für Anfänger“ die Funktionsweise und Anziehungskraft populistischer Sprache untersucht. Ihr Vortrag bietet die Gelegenheit, tiefer in diese Thematik einzutauchen. Infos dazu finden Sie unter ifz-salzburg.at.

In einem Abendvortrag beleuchtete die Philosophin Anne Siegetsleitner im März 2020 die Frage „Wie Ungesagtes die

Wir freuen uns, wenn Sie am Vortrag am 14. Oktober teilnehmen!

AUSSTELLUNG „ARM IN ÖSTERREICH“ Von Anfang November bis Mitte Dezember 2019 war im Museum für Geschichte in Graz erstmals die Ausstellung „arm in Österreich“ zu sehen. Astrid Kury, die Leiterin der Akademie Graz, wollte mit dieser Ausstellung vor allem Bewusstsein schaffen. Es ging um die zentrale Frage: Was bedeutet es heute – vor allem auch für junge Menschen – arm zu sein? Kein Geld zu haben spielt natürlich eine große Rolle, aber auch die Tatsache, nicht mehr selbstbestimmt sein Leben führen zu können und stets verwundbar zu sein.

Im Winter 2020 soll die Ausstellung „arm in Österreich“ auch in Salzburg zu sehen sein.

ifz-Präsident Helmut P. Gaisbauer war neben Martin Schenk (Armutskonferenz) und Franz Waltl (Caritas Steiermark) Mit-Kurator der Ausstellung. Sie wurde mit einem breiten Netzwerk an Partnerorganisationen durchgeführt und konnte sich vieler BesucherInnen erfreuen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ziehen auch eine Verschärfung sozialer Probleme nach sich. Gemeinsam mit der Caritas Salzburg bemühen wir uns am ifz deshalb, die Ausstellung Ende dieses Jahres auch nach Salzburg zu bringen.

Armut: nicht mehr selbstbestimmt entscheiden können. Armut: Krisen nicht mehr bewältigen können. Armut: über die Maßen verwundbar sein. Armut: Ringen um Unabhängigkeit und Lebensfreude.

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PRESSESPIEGEL

PRESSESPIEGEL 15

INFO

32 | MITTWOCH, 11. DEZEMBER 2019

SOZIALE ANLAUFSTELLEN IN EINER BROSCHÜRE Ob die alleinerziehende Mutter, der Pflegefall im eigenen Haushalt oder Gewalt in der Familie: Es gibt viele Lagen, in denen sich Menschen nicht mehr selbst behelfen können und auf Unterstützung von außen angewiesen sind. Obwohl es Anlaufstellen und Hilfestellungen für eine Vielzahl von unterschiedlichen Problemsituationen gibt, werden diese von Betroffenen immer wieder nicht in Anspruch genommen. Der Salzburger Plan ist keine Neuerfindung – sein Vorbild war jener Sozialroutenplan, der in Innsbruck bereits seit Jahren erfolgreich verwendet wird und schon in der fünften Auflage erschienen ist. „Mitträger und Ideengeber dieses Plans war und ist der Verein Unicum Mensch, bei dem ich selbst Mitglied bin. So wurde ich insbesondere auch auf den Plan in Innsbruck aufmerksam und wollte einen solchen auch für Salzburg entwickeln“, erklärt Gaisbauer. In einem Team von vier Personen und innerhalb von vier Monaten wurden Nägel mit Köpfen gemacht. „Unsere Aufgabe lautete, dass wir uns ein möglichst vollständiges Bild von Einrichtungen erwerben und uns überlegen, welche Einrichtungen als Kernadressen und -türen für bestimmte Bereiche anzusehen sind. Die Gefahr besteht ja, in dem Dschungel an Möglichkeiten wieder keine wirkliche Übersicht zu bieten.“ Für die zahlreichen Problemstellungen, die der Sozialroutenplan von Arbeits-, über Familien-, bis hin zu Gesundheitsthemen abdeckt, wurden auch Experten einbezogen – jene Menschen, die durch ihre eigene Lebenssituation zu solchen wurden. „Wir haben mit einigen Armutsbetroffenen gesprochen, auch bei Apropos, und uns von ihnen ihre Einschätzung eingeholt. Es waren sehr bereichernde und beeindruckende Begegnungen, die sehr wichtig für die Erstellung des Sozialroutenplans waren.

... wird auf Anfrage an das ifz kostenlos zugeschickt und steht online zum Download: www.ifz-salzburg.at/schwerpunkte/ sozialroutenplan-stadt-salzburg

Der Sozialroutenplan ist in einfacher Sprache gehalten und sowohl als Printbroschüre als auch im Internet zu finden – beides bewusste Entscheidungen der Macher. „Von Seiten des Sozialministeriums wurde der Wunsch geäußert, den Sozialroutenplan allgemein verständlich zu formulieren. Und das ist nur sinnvoll, schließlich soll ihn ja auch wirklich jeder verstehen können.“ Für Know-how für Formulierungen und eine Sprache, die keine Hürden, sondern Brücken baut, besuchten die Zusammensteller des Sozialroutenplans sogar einen eigenen Workshop bei Georg Wimmer – Experte für Leichte Sprache und Schriftsteller, unter anderem auch freier Autor für die Straßenzeitung Apropos. Dass es den Sozialroutenplan nicht nur im Internet zum Download, sondern auch in gedruckter Fassung auf hochwertigem Papier gibt, war und ist Gaisbauer ein großes Anliegen. „Viele Menschen haben ja gar keinen Zugang zum Internet. Außerdem soll der Plan von Hand zu Hand gehen und präsent sein – da spielt die Haptik eine große Rolle.“ Zusätzlich ist der Sozialroutenplan für Salzburg auch online erhältlich. <<

APROPOS · Nr. 192 · August 2019

Helmut Gaisbauer, Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen, hält den nagelneuen Sozialroutenplan für Salzburg in Händen.

FALSCHE APROPOS-VERKÄUFER

Die Rubrik Schreibwerkstatt spiegelt die Erfahrungen, Gedanken und Anliegen unserer VerkäuferInnen und anderer Menschen in sozialen Grenzsituationen wider. Sie bietet Platz für Menschen und Themen, die sonst nur am Rande wahrgenommen werden.

In letzter Zeit nutzen immer mehr Menschen ohne Verkaufsausweis die Salzburger Straßenzeitung zum Betteln oder verkaufen sie aufdringlich. Einige bieten Apropos zudem nur scheinbar zum Kauf an. Auch wenn Verkäufer ohne Ausweis aus einer Notlage heraus handeln, bringen sie die registrierten Apropos-Verkäuferinnen und -Verkäufer dadurch in Schwierigkeiten.

Achten Sie daher bitte immer auf den Ausweis.

APROPOS · Nr. 192 · August 2019

Ein selbstbestimmtes Leben statt ständiges Scheitern: Das „Salzburger Stufenmodell zum Aufbau der Arbeitsfähigkeit“ betreut Arbeitssuchende in schwierigen Situationen.

Viele Mindestsicherungsbezieher gelten zwar als arbeitsfähig, sind aber praktisch beschäftigungsunfähig. Salzburger Armutsforscher bieten andere Perspektiven. Doris Griesser

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er Kampf gegen Armut und Ausgrenzung steht auf der gesellschaftspolitischen Agenda der EU weit oben. Mit welchen Mitteln dieser geführt wird, bleibt den Regierungen überlassen. In Österreich setzt man wie in den meisten anderen Ländern auf Arbeit. „Maßnahmen zum möglichst raschen (Wieder-)Eintritt in den Arbeitsmarkt sind aber nicht automatisch der beste Ansatz zur Vermeidung von Armut und Ausgrenzung“, sagt Helmut P. Gaisbauer vom internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (IFZ) in Salzburg. „Diese Strategie funktioniert nur dann, wenn für ein einigermaßen gutes Leben lediglich ein ausreichendes Einkommen fehlt.“ Tatsächlich aber hat Armut viele verschiedene Ursachen, die sich nicht immer so einfach beseitigen lassen. Wie etwa im Fall von Maria K.*, die mit ihren 23 Jahren bereits eine beträchtliche Zahl von AMSMaßnahmen durchlaufen hat. Arbeit hat sie zwischendurch zwar immer wieder gefunden, allerdings aufgrund psychischer und anderer Probleme auch schnell wieder verloren. Die Folge war eine Endlosschleife aus Bewerbungstrainings, Arbeitsversuchen und letztlich dem Scheitern. Eine Spirale in Richtung Abgrund, die bei allen Beteiligen vor allem eines wachsen ließ: Frustration.

Orientierung und Stabilität Was aber soll man mit Menschen wie Maria K. machen? Sie immer weiter zu Fehlversuchen antreiben, bis ihnen aufgrund psychischer Krankheit die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt und die Invaliditätspension ausgezahlt wird? Um hier einen effektiveren und humaneren Weg zu finden, hat das Land Salzburg vor einigen Jahren beim IFZ eine Studie in Auftrag gegeben. Die Armutsforscher sollten ein Konzept zur Inklusion von Mindestsicherungsbeziehern entwickeln, die zwar offiziell als arbeitsfähig gelten, sich praktisch jedoch als „beschäftigungsunfähig“ erweisen. „In dieser Inklusionsstudie gehen wir davon aus, dass Menschen in multiplen Problemlagen individuell angepasste Hilfen benötigen“, erklärt Helmut P. Gaisbauer. Oft gehe es darum, Menschen in Krisensituationen zunächst Orientierung und Sta-

APROPOS, 8/2019: Zum „Sozialroutenplan“ 16

[SCHREIBWERKSTATT]

[SCHREIBWERKSTATT]

Virtuelle Assistentin „Anna“ soll Produktion optimieren

Foto: APA / dpa / Julian Stratenschulte

er Grund dafür, dass viele Menschen in Notlage keine Hilfe erhalten, ist oft einfach: Sie wissen einfach nicht, an wen man sich wenden kann. Genau deshalb gibt es nun für Stadt und Land Salzburg einen sogenannten Sozialroutenplan, ausgearbeitet vom Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen ifz in Zusammenarbeit unter anderem mit der Universität Salzburg, dem Verein Unicum Mensch und dem Sozialministerium. Kompakt und übersichtlich soll dieser Plan einen Überblick über die Hilfsangebote in Salzburg für Menschen in sozialen Notlagen bieten. „Unsere Idee ist, dass der Sozialroutenplan erstens Betroffenen hilft, in Notsituationen möglichst rasch die richtige Anlaufstelle zu finden, bei denen ihnen weitergeholfen werden kann“, erklärt Helmut Gaisbauer vom ifz, „und zweitens in entsprechenden Einrichtungen den Menschen, die dort arbeiten, helfen, für Betroffene rasch die richtige Kontaktperson und Telefonnummer zu ermitteln.“

DER STANDARD

Vom Wühlen in industriellen Datenbergen

Der Sozialroutenplan für Salzburg

Foto: Andrea Niederfriniger

von Christine Gnahn

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Forschung spezial

Schritt für Schritt raus aus der Arbeitslosigkeit

Wissen, an wen man sich wenden kann

bilität zu geben. „Ein sozialethischer Ansatz geht hier über die klassische Arbeitsmarktpolitik hinaus“, ist der Politikwissenschafter überzeugt. „Das gilt insbesondere für Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.“ Konkrete Formen nimmt dieser Ansatz im „Salzburger Stufenmodell zum Aufbau der Arbeitsfähigkeit“ an. „Darin werden für besonders gefährdete Zielgruppen mit unzureichenden persönlichen Ressourcen gemeinsam mit ihnen abgestufte Ziele auf dem Weg zur Arbeitsfähigkeit formuliert“, erläutert Projektmitarbeiterin Elisabeth Buchner. Praktisch umgesetzt wird das Stufenmodell in mittlerweile fünf vom Europäischen Sozialfonds und Land Salzburg finanzierten „Basisprojekten“. Es sind vor allem psychisch oder kognitiv beeinträchtigte Menschen, Suchtkranke, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in schwierigen Lebensverhältnissen oder Arbeitssuchende über 50, die in den von Trägern wie Pro Mente oder Caritas umgesetzten Projekten betreut werden. „Ein zentraler Aspekt dabei ist das Setzen erreichbarer Ziele, wodurch eine systematische Frustration von Klienten und Trainern verhindert wird“, betont Elisabeth Buchner. Deshalb sei es nicht unbedingt die Aufnahme einer Arbeit, die den Erfolg einer solchen Maßnahme definiert. Es gehe vor allem um Unterstützung bei der Bewältigung persönlicher Probleme, um damit eine Stabilisierung und Aktivierung der Menschen zu erreichen. Denn erst dadurch werde soziale Inklusion und in der Folge eine Beschäftigung überhaupt erst möglich. Rückschläge führen bei diesem Ansatz nicht sofort zu einem Abbruch der Maßnahme. „Schließlich geht es um den Aufbau von Resilienz und persönlichen Ressourcen.“ Dies erfolgt durch eine individualisierte Betreuung in Einzelcoachings mit einer konstanten Bezugsperson in Kombination mit Gruppensettings. „So lässt sich Vertrauen in andere und auch in die eigenen Fähigkeiten aufbauen.“ Eine wichtige Zielgruppe des Salzburger Stufenmodells sind Mindestsicherungsbezieher, für die das AMS keine Stellenangebote hat. Sie werden vom Sozialamt, das sie praktisch nur „verwalten“ kann, zugewiesen. „Viele dieser Menschen haben massive Probleme und sind sozial isoliert“, be-

richtet Helmut P. Gaisbauer. „Die Sozialämter sind froh, dass sich jemand um diese gefährdete Gruppe kümmert.“ An die 160 Menschen werden zurzeit nach dem Salzburger Stufenmodell betreut. Die aus Landesmitteln und dem Europäischen Sozialfonds finanzierte wissenschaftliche Begleitung der Projekte durch das IFZ ist noch nicht abgeschlossen, aber es lassen sich bereits Tendenzen erkennen. „Die Interviews mit Trainern und Teilnehmern zeigen deutlich, dass durch die Maßnahme das Selbstvertrauen wächst, sich Beziehungen verbessern, manche bekommen ihre Schulden unter Kontrolle, beginnen eine Therapie, finden eine Wohnung oder sogar einen Job“, so der IFZ-Leiter.

Denken in Alternativen Das mag bescheiden klingen, aber für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind es Erfolge, die vorher undenkbar waren. „Letztlich geht es um ein selbstbestimmtes Leben in Teilhabe“, betont Elisabeth Buchner. „Erst durch die individuelle Betreuung lassen sich die größten Hürden auf dem Weg dorthin identifizieren und oft auch bewältigen.“ Dazu müsse man allerdings wissen, was überhaupt im Bereich des Möglichen liegt und was unrealistisch ist – „sonst ist das Scheitern vorprogrammiert“. Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die in den Projekten vermittelt werden, ist deshalb das Denken in Alternativen. Maria K. hat nach ein paar Monaten in dieser speziellen Maßnahme übrigens ihre Schlafstörungen um einiges besser im Griff und sich vor kurzem erstmals aus eigenem Antrieb ein Praktikum gesucht. Ein bemerkenswerter Erfolg nach Jahren des fortgesetzten Scheiterns und möglicherweise der Anfang eines besseren Lebens. Was aber wird aus diesen Projekten, wenn die Förderung durch den Europäischen Sozialfonds nach spätestens fünf Jahren ausläuft? „In der Vergangenheit wurden manche Projekte von den Ländern übernommen“, weiß Helmut P. Gaisbauer. „Viele sind es aber nicht.“ Vielleicht muss der Blick auf die Armut und deren vielfältigen Ausprägungen im reichen, kleinen Österreich doch noch etwas geschärft werden. *Name von der Redaktion geändert

Hagenberg – Daten sammeln, das ist die Devise der Zeit. Für Produktionsbetriebe bedeutet das, Anlagen und Maschinen engmaschig mit Sensorik auszustatten und die daraus resultierenden Daten in sinnvolle Zusammenhänge zu bringen, um neues Wissen abzuleiten. Aus dem Forschungsunternehmen Risc Software in Hagenberg kommt ein neuer Ansatz in diesem Bereich. In dem bis 2020 laufenden Forschungsprojekt VPA 4.0 – Virtueller Produktionsassistent werden, gefördert vom Land Oberösterreich, die Grundlagen für eine Industrie-4.0-Plattform geschaffen, die sich auf Industriebetriebe verschiedenster Art und Größe adaptieren lässt. „Ob am Ende der Produktion ein Kunststoffverschluss oder Ski stehen, ist für das generisch funktionierende System nicht wichtig“, sagt Projektleiterin Stefanie Kritzinger von Risc Software. Das Framework „Anna“, für das zu Projektende ein Proof-of-Concept stehen soll, umfasst vielfältige Methodensammlungen: „Der Data-Engineering-Bereich umfasst die Gewinnung, Zusammenführung und Aufbereitung der Daten, die erfahrungsgemäß die wichtigsten Aufgaben sind, in die ein großer Teil der Ressourcen fließen“, erklärt Kritzinger. Datenreihen aus verschiedensten Systemen, die etwa Temperatur, Druck oder Maschinengeräusche abbilden und in unterschiedlicher Qualität und Datendichte vorliegen, müssen etwa um Fehlmessungen und Verzerrungen bereinigt und auf einen Nenner gebracht werden, um eine tragfähige Basis zu bilden.

Die Angst vieler Österreicher vor sozialer Isolation im Alter ist nicht unbegründet. Neue Wohnformen für Senioren bilden einen hoffnungsvollen Gegenentwurf. Doris Griesser

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eben wie die eigenen Eltern und Großeltern galt für viele Babyboomer schon von Jugend an nicht unbedingt als die verlockendste Option. Die Lust am Neuen und der Mut, es auch auszuprobieren, sind dieser ins Nachkriegswirtschaftswunder hineingeborenen Generation selbst im fortgeschrittenen Alter nicht ganz vergangen. Das zeigt sich unter anderem beim Thema Wohnen. „Wir beobachten hier auch bei Senioren ein wachsendes Bedürfnis, von vorgegebenen Strukturen abzugehen“, berichtet Fabian Kos vom Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen (Ifz) in Salzburg. „Die Leute wollen selbst bestimmen, wie und mit wem sie wohnen.“ Das klassische Seniorenheim steht deshalb auf der Wunschliste ziemlich weit hinten, und auch ein Leben im Singlehaushalt als für viele scheinbar einzige verbleibende Alternative dazu wird zunehmend infrage gestellt. Dabei trifft oft der Wunsch, möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu bleiben, auf die Furcht vor Vereinsamung. Dass sich weitgehende Autonomie und Gemeinschaft aber auch für ältere Menschen recht gut unter einen Hut bringen lassen, zeigt das wachsende Angebot an alternativen Wohnmöglichkeiten für Senioren: Mehrgenerationenhäuser, betreute Wohnanlagen, Senioren-Wohngemeinschaften oder -Wohncluster liegen im Trend. Doch die Nachfrage überragt die noch überschaubare Zahl dieser „Wohnprojekte“ um ein Vielfaches. Wer sich dabei nicht auf Angebote von Immobilienentwicklern verlassen und eigene Ideen verwirklichen möchte, braucht dafür neben einer Gruppe Gleichgesinnter allerdings sehr viel Energie, Durchhaltevermögen und auch Know-how. Da kann es schon sehr hilfreich sein, wenn eine Institution hinter der Idee steht und die Realisierung unterstützt. Wie beispielsweise die Erzdiözese Salzburg, die vier christliche Hausgemein-

Zusammenhänge finden In einem Folgeschritt werden die Daten in einen Zusammenhang gesetzt. Dem System muss klargemacht werden, dass etwa ein Steigen der Temperatur an einem Punkt eine erhöhte Druckmessung an einem anderen Punkt erwartbar macht. „Eine schnelle Visualisierung der Daten kann in diesem Bereich bei der Hypothesenbildung helfen“, betont Kritzinger. Die datengetriebenen Modelle sollen mit den physikalischen Modellen, die die Funktionsweise der Maschinen abbilden, verbunden werden, um die Vorteile beider Bereiche zu nutzen. „Wir sprechen viel mit Servicetechnikern. Sie erzählen zum Beispiel, dass sie morgens an der Maschine horchen, ob alles rundläuft. Sie würden Auffälligkeiten schnell bemerken. Das ist eine Art von Modellwissen, die wir in den Systemen mitabbilden wollen“, veranschaulicht die Forscherin. Ein Data-Science-Bereich versammelt schließlich einen Werkzeugkasten an statistischen Methoden, maschinellem Lernen oder Korrelations- und Regressionsanalysen, um mit algorithmischen und mathematischen Mitteln Erkenntnisse für die Verbesserung des Betriebs zu gewinnen. Eine vorausschauende Wartung wird auf diese Art umsetzbar und verhindert ungeplante Stillstände. Die Fertigung kann systematisch optimiert werden, um die Qualität der Produkte zu erhöhen. Die Einflussfaktoren, die erkennbar werden, sind vielfältig. Kritzinger: „In einem Fall wurde bemerkt, dass eine Maschine gerade am Montag weniger gute Qualität liefert. Es wurde entdeckt, dass sie sich nach dem Stillstand am Wochenende erst warmlaufen musste.“ (pum)

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wichtig das soziale Netz ist

Inge, 35 Jahre – gewalttätiger Ehemann – zwei Kinder, fünf und zehn Jahre jung. Verzweifelt. Sie wendet sich in ihrer Not an das Frauenhaus. Schneller als erwartet wird sie dort aufgenommen. Die Sozialarbeiter*innen sind bemüht, sie bei der Scheidung zu unterstützen und ihr bei der Wohnungssuche zu helfen. Das war vor einem Jahr. Inzwischen ist sie geschieden und hat mit ihren beiden Kindern eine schöne 3-Zimmer-Wohnung. Sie geht halbtags arbeiten und ist zufrieden. Es geht aufwärts.

Josef Vitzthum mit Ernst Flatscher und einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin.

Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Evelyne Aigner

Ein wunderbarer Treffpunkt EVELYNE AIGNER freut sich im Oktober auf die Herbstzeit

Anfang Juli machte in meiner Nähe ein Flohmarktshop auf, der „Sosa“ heißt. Der Verein Sosa (die Sozialen Salzburger) ist eine Initiative von Salzburger*innen mit Herz für Salzburger*innen in Not. Die Gründer des Vereins sind Ernst Flatscher, Josef Vitzthum und Susanna Pils. Der Verein Sosa hilft Menschen in Not, die in der Stadt und dem Land Salzburg leben, und dort fragt man nicht danach, woher (Nationalität) die Menschen kommen. Man bekommt dort sehr billig Waren wie Geschirr, Bekleidung und wenn vorhanden Möbel. Die Geldspenden und Einnahmen gehen alle an die Frauenhäuser in Salzburg und Hallein. In den Flohmarktshop kommen die Menschen aber auch zum Reden und um sich auszutauschen.

Susi, 25 Jahre – psychisch krank – obdachlos. Sie schläft derzeit auf dem Kapuzinerberg. Duschen und Wäsche waschen sowie essen kann sie im Saftladen. Sie bekommt dort auch volle Unterstützung bei Behördengängen und der Wohnungssuche. Sie hätte auch das Angebot bekommen, ein vorübergehendes Zimmer zu beziehen. Aber solange es noch halbwegs warm draußen ist, möchte sie das nicht. Seit einigen Wochen in psychiatrischer Behandlung. Hat Aussicht auf Psychotherapie, worüber sie sich schon freut. Es geht aufwärts.

Der Sozialroutenplan für Salzburg

Seite: 9 Land: Region: Steiermark

Starker Wille GEORG AIGNER freut sich im Oktober auf das neue Hallenbad

Als ich vor vier Jahren beim Arzt war, stellte er bei mir fest, dass ich das Leriche-Syndrom habe. Das heißt, dass die Hauptschlagader im Bauch völlig geschlossen ist. Es haben sich zum Glück einige neue Blutbahnen gebildet, die meine Füße versorgen. Im Volksmund heißt diese Krankheit „Schaufenster-Krankheit“, da Betroffene alle 150 bis 200 Meter stehen bleiben und etwas ausruhen müssen. Und damit das nicht so auffällt, schaut man einfach in ein Schaufenster.

APROPOS · Nr. 194 · Oktober 2019

SALZBURGER NACHRICHTEN, 4/2020: „Wir“ Clemens Sedmak

Auflage: 31.913 Reichweite: 96000 Skalierung: 100% Artikelwerbewert: 1817.60

„Was Gemeinschaften widerstandsfähig macht“ Helmut P. Gaisbauer

Wenn ich drei Minuten stehen geblieben bin, dann kann die Reise wieder weitergehen. Wenn es sehr heiß ist, also 30 Grad oder mehr hat, dann kann ich fast überhaupt nicht gehen. Je kälter es wird, um so besser kann ich gehen. Egal wie das Wetter ist, ich gehe jeden Tag einige Runden, damit ich stärker werde. Ich kann mit meiner Krankheit umgehen und das stärkt mich. <<

APROPOS · Nr. 194 · Oktober 2019

APROPOS, 9/2019: Zum „Sozialroutenplan“ 12 SALZBURG AKTUELL

In Dumbrăveni in Rumänien leben 550 Kinder in absoluter Armut. Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz sowie Stadt und Land Salzburg unterstützen seit 2015 ein Tageszentrum in dem Dorf. ANTON PRLIĆ DUMBRĂVENI. Mit dieser Frage ist

Eva Gyerko häufig konfrontiert: Ob das, was sie für die Kinder tue, überhaupt etwas bringe. „Das muss ich Freunden immer wieder erklären“, sagt die rumänische Sozialarbeiterin. Sie ist in dem Dorf Dumbrăveni in einem Tageszentrum für Kinder beschäftigt, die dort unter ärmsten Bedingungen aufwachsen. Das Projekt wird vom Salzburger Diakoniewerk, Stadt und Land, dem Roten Kreuz und der Caritas unterstützt. 2015 startete das Projekt. 27 Kinder des Dorfs kommen regelmäßig zu Eva Gyerko. Damit wird nur ein kleiner Teil der Kinder unterstützt, die in dem Dorf von Armut betroffen sind. Der Salzburger Armutsforscher Helmut Gaisbauer hat die Umstände dort untersucht. Rund 550 Kinder lebten in absoluter Armut, sagt Gaisbauer. „Es gibt einen Armutsindex der UNICEF. Der fragt ab, ob ein Kind drei Mahlzeiten am Tag bekommt, Spielzeug hat oder eigene Kleider. 14 Merkmale werden aufgelistet. In Dumbrăveni ist für diese 550 Kinder kein einziges dieser Merkmale erfüllt.“

Kinder aus benachteiligten Familien werden in dem Tageszentrum betreut. BILD: SN/DIAKONIEWERK

Im Tageszentrum bei Eva Gyerko können die Kinder eine Zeit lang dieser Armut entfliehen. Die Sozialarbeiter helfen ihnen bei den Hausübungen, es gehe dort aber auch darum, dass sie einfache Dinge des Alltags lernten, sagt Gyerko. „Bei uns haben sie gelernt, beim Tisch sitzen zu bleiben, die Schuhe auszuziehen, mit Messer und Gabel zu essen. Und die meisten genießen es regelrecht, plötzlich diese Strukturen zu haben. Und sie nehmen diese auch in ihr Zuhause mit.“ Viele der Kinder kommen aus Roma-Familien, aber es sind auch

RUPERTUSBLATT, 4/2020:

S A MS T A G , 5 . OK T OB ER 2 0 19

SALZBURGER NACHRICHTEN, 10/2019:

andere dabei: Kinder von Tagelöhnern oder von Saisonarbeitern, die monatelang nicht zu Hause sind. Die Armut in Dumbrăveni sei auch eine europäische Thematik, sagt Gerhard Winkler, der das Projekt für das Diakoniewerk Salzburg begleitet. „Wir haben die billigen Pflegekräfte und das billige Holz aus Rumänien. Da können wir nicht sagen: Die Armut ist deren Problem.“ Auch deshalb sehe er es als Aufgabe des Diakoniewerks, Dumbrăveni zu unterstützen. Und die Unterstützung käme an, das sagt auch Eva Gyerko ih-

ren Bekannten. „Wir hatten Kinder, die waren in der zweiten Klasse und haben keinen Buchstaben gekannt. Bei uns haben sie lesen und schreiben gelernt, andere das Einmaleins. Und wir haben ihnen eine Perspektive gegeben. Viele sagen jetzt: Ich möchte Ärztin werden, Malerin oder Lehrerin. Wir haben ihnen vermittelt: Ihr könnt etwas erreichen.“ Veranstaltung: Der Schriftsteller Karl-Markus Gauß liest am Montag, 7. Oktober , um 19.30 Uhr im Bildungshaus St. Virgil zugunsten des Projekts in Dumbrăveni.

Bericht über ein Projekt mit Straßenkindern in Dumbraveni, wissenschaftlich begleitet von Helmut P. Gaisbauer

Von Helmut P. Gaisbauer

ir durchleben eine globale humanitäre Krise. Wir wissen noch nicht, wann wir sie meistern werden. Ebenso wenig sind ihre psychischen, ökonomischen oder sozialen Folgen absehbar. Der Ausnahmezustand ändert sein Gesicht, aber er dauert an. Wir stehen gemeinsam vor der Aufgabe, ihm eine Ethik der Krise abzuringen. Sie muss Handhabe bieten, notwendige schwierige Entscheidungen zu verantworten, und sollte dazu beitragen, unsere humanitäre Gesinnung zu stärken. Welche Art von ethischem Denken sollte uns dabei leiten? Der britische Philosoph Hugo Slim legte kürzlich überzeugende Erwägungen zu dieser Frage vor, die hier bedacht und ergänzt werden sollen. Erstens zeigt sich, dass in Notfällen neben unsere Rechte auch humanitäre Pflichten treten. Und es zeigt sich, dass individuelle Rechte schmerzhaft kollidieren. Der ethisch schwierigste Aspekt der Covid19-Pandemie besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Recht auf Leben und sozioökonomischen Rechten zu finden. Viele Menschen leiden nach wie vor unter den rigiden Maßnahmen oder ihren Folgen. Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, diese Kosten als Preis für gerettete Leben zu akzeptieren. Wir müssen aber auch zu einem ethischen Urteil darüber kommen, wie viel Schaden dabei gerechtfertigt ist. Dazu gilt weiterhin, dass wir die schlimmsten Auswirkungen der Einschränkungen mildern müssen.

In ihrem umfangreichen Fragebogen haben die Forscher unter anderem die Motive der Bewohner für ihre Teilnahme am Projekt, ihre Erwartungen oder auch Problemzonen im Zusammenleben ermittelt. Was also veranlasste die Menschen, sich zu Hausgemeinschaften zusammenzuschließen? „Ganz weit vorne steht hier das Bedürfnis nach sozialen Kontakten“, berichtet Kos.

Wichtige Barrierefreiheit „Eine große Rolle spielen aber auch die Barrierefreiheit der Wohnungen und die Qualität des sozialen Nahraums, also das Vorhandensein von Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Apotheken oder öffentlichen Verkehrsmitteln in unmittelbarer Nähe.“ Auch das Angebot von Gemeinschaftsräumen und -aktivitäten spielte bei der Entscheidung für ein bestimmtes Wohnprojekt mit. Und wo holpert es im realen Zusammenleben? „Eine besondere

Dieser Findungsprozess erfordert gute Führung, der zweite Baustein einer Ethik der Krise. Das Richtige zur richtigen Zeit zu tun ist alles andere als einfach. Schwerwiegende Entscheidungen über Leben, Tod, Gesundheitssysteme und wirtschaftliche Verluste zu treffen war und ist keine Kleinigkeit. Dafür gebührt den verantwortlichen politischen Führungskräften und ihren Beraterstäben unser ungeteilter Respekt. Max Weber hat inmitten einer tragischen Krisenzeit in seiner berühmten Rede „Politik als Beruf“ Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß als Kerneigenschaften guter Führung hervor-

„Alternativ wohnen für Fortgeschrittene“ Fabian Kos

Die Grenzen der Machbarkeit

gehoben. Dazu würden wir aus heutiger Perspektive moralische Integrität ergänzen. Denn Ausnahmezustände verlangen nach ethisch sicheren Führungskräften, die gut kommunizieren, eine klare moralische Vorstellung davon haben, was am besten ist, und auch bereit sind, ihre Politik bei Bedarf auch schnell zu ändern. Gute Krisenmanager zeigen, dass sie das Heft des Handelns in der Hand halten und zu Recht unser Vertrauen verdienen. Derzeit stellt sich die Frage, wie der Übergang in geordnete Verfahren der Politikgestaltung gelingt: Wie lässt sich Krisenkommunikation in einen offenen Diskurs der politischen Verantwortung transformieren, der die Auseinandersetzung mit der demokratischen Opposition und einer kritischen Medienöffentlichkeit in redlicher Weise führt? Die Verantwortung für das Gelingen dieses Übergangs liegt in der Hand aller Beteilig ten. Im Sinne des demokratischen Ethos ist nicht derjenige souverän, der im Ausnahmezustand herrscht, wie Carl Schmitt formulierte, sondern derjenige, der einen solchen Ausnahmezustand unter Wiederaufnahme eines inklusiven und redlichen politischen Diskurses und der Ermächtigung von Kontrolle beendet. Drittens verlangt eine Krise einzelnen Gruppen höhere Kosten ab, womit die ethische Frage nach Verteilungsgerechtigkeit gestellt ist. Das Gesundheitspersonal ist auf

Dauer der Krise massiven Belastungen ausgesetzt. Ältere Menschen mussten wochenlang alleine zu Hause bleiben. Die psychischen Belastungen, die damit verbunden sind, sind enorm. In der Akutsituation müssen wir alles dafür tun, das Leid durch die Zwangsmaßnahmen erträglich zu machen. Marginalisierte, inhaftierte oder obdachlose Menschen sind gesundheitlich stärker gefährdet, haben dabei weniger Bewältigungsmöglichkeiten und werden von den sozialen Folgen der Krise härter getroffen. Das alles ist ungerecht, und eine Ethik des Ausnahmezustandes muss darauf hinwirken, die Ungerechtigkeit und das damit verbundene Leid möglichst gering zu halten.

Akteure auf dem Prüfstand Nicht derjenige ist souverän, der im Ausnahmezustand herrscht. Gute Krisenmanager zeigen, dass sie zu Recht unser Vertrauen verdienen.

Die Pandemie verlangt einzelnen Gruppen wie dem Gesundheitspersonal oder Älteren höhere Kosten ab. Die ethische Frage nach Verteilungsgerechtigkeit stellt sich damit. Schließlich ist jeder von uns dazu aufgerufen, weiterhin zuversichtlich, geduldig, verantwortungsvoll und hilfsbereit zu sein und das Gemeinwohl als Handlungsperspektive im Blick zu haben. In einer globalen Pandemie, so Slim, sind und bleiben wir alle Ersthelfer. Wir sollten unser Ver-

Ausnahmezustände und Krisen ziehen unweigerlich tragische Erfahrungen für einen breiten Kreis von Menschen nach sich. Das Tragische provoziert dabei einen Blick auf das Leben als Ganzes und wirft fundamentale Fragen auf. Clemens Sedmak hat vier Erfahrungsgehalte des Tragischen vorgestellt: Erstens stellt sich in der Tragödie ein Sinn für Ernsthaftigkeit und Gewichtigkeit ein, der von der Irreversibilität des Geschehenen herrührt. Die tragische Krise führt uns die Grenzen der Machbarkeit vor Augen. Tragisches Erleben ist zweitens immer auch mit einer tiefen Erfahrung von Einschränkung, Verlust und Schmerzen verbunden. Drittens zerreißt es unser Leben schmerzhaft in ein „Davor“ und ein „Danach“. Und schließlich ist diese Erfahrung mit einem Sinn für unnötigen Verlust verbunden, etwas, das uns an die Grenzen des Verstehbaren zwingt. Diese Erfahrungsdimensionen des Tragischen prägen in unterschiedlichem Kleid auch unsere kollektive Krisenerfahrung. Sie können uns für die Leiden unserer Mitmenschen und für die tragischen Opfer, die wir manchen abverlangen, empfänglich machen. Auch wenn die große Katastrophe aus derzeitiger Sicht bei uns verhindert werden konnte, gilt es, unsere humanitäre Sensibilität wachzuhalten. Die gegenwärtige Pandemie stellt weiterhin außergewöhnliche ethische Anforderungen an uns. Wir sollten aus ihr im Sinne einer Ethik der Krise lernen. Nicht zuletzt deswegen, weil auch die Klimakrise Antworten auf ethisch zunehmend schwieriger werdende Fragen verlangt. Der Autor arbeitet am Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg und ist Präsident des ifz, internationales forschungszentrum für soziale und ethische fragen, in Salzburg.

KREUZ UND QUER UNSERE MÜTTER DI 12. MAI 22:30 Die Mutter ist für viele die prägendste Bezugsperson in der Kindheit. Elementarste Gefühle wie Liebe und Angst, Freude oder Trauer, aber auch Themen wie Abhängigkeit, Loslassen und Verzeihen spielen eine zentrale Rolle. Oft sind Mutter-Kind-Beziehungen über das Kindheitsalter hinaus auch durch Spannungen gekennzeichnet. Anlässlich des Muttertags erzählen in „kreuz und quer“ Menschen ihre persönlich erlebten MutterKind-Geschichten. religion.ORF.at

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SALZBURGER NACHRICHTEN, 5/2020: „Lockdown: Pause, Hamsterrad oder Stand-by“

SONNTAGSBLATT FÜR DIE STEIERMARK, 3/2020:

DIE FURCHE, 5/2020:

Zum „Solidaritätsbarometer“

„Moralische Integrität als Prämisse“

Elisabeth Buchner

Helmut P. Gaisbauer

Helmut P. Gaisbauer Anfragen zu weiteren Nutzungsrechten an den Verlag oder Ihren Medienbeobachter

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halten, wo gefordert, couragiert ändern, manches vernünftige Opfer auch weiterhin akzeptieren und mit einer aufrechten, positiven und verantwortlichen Haltung der Zuversicht auf die Menschen rund um uns einwirken. Erfreulicherweise zeigt sich, dass wir Menschen dazu neigen, in Notfällen ethischer zu handeln als gewöhnlich. Diese Erfahrung der Humanität sollten wir aus der Krise mitnehmen, sowohl individuell als auch als Gemeinschaft.

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RUPERTUSBLATT, 12/2019: Buchpräsentation „Weltverbesserung im Kleinen“

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Gesellschaft

Moralische Integrität als Prämisse

Das Schlüsselwort heißt Verantwortung

„Wir haben Straßenkindern eine Perspektive gegeben“

Gemeinsamer Nenner „Bei den untersuchten Senioren-Hausgemeinschaften ist der gemeinsame Nenner der christliche Glaube“, erklärt Projektleiter Fabian Kos. Grundsätzlich könne das alle Mitglieder verbindende Moment aber alles Mögliche sein – von einer künstlerischen, ökologischen oder spirituellen Ausrichtung bis zur bloßen Freundschaft. „Um zu einer Wohnbauförderung

zu kommen, sollte diesbezüglich jedenfalls Transparenz gegeben sein“, weiß Kos. Bevor sich die Frage der Förderungswürdigkeit überhaupt stellt, muss die Gruppe allerdings beträchtliche Aufbauarbeit leisten. Schließlich handelt es sich um klassische Bottom-up-Projekte, bei denen die künftigen Bewohner von Anfang an nicht nur in den Gestaltungsprozess eingebunden sind, sondern diesen bestimmen. „Bei den Salzburger Projekten hat sich die Erzdiözese erst später in der Rolle des Supervisors eingeklinkt“, berichtet der Wissenschafter. „Supervision ist bei solchen Prozessen sehr hilfreich, da sie praktisch nie ganz ohne Konflikte ablaufen.“ Für zwei der Wohnprojekte hat die Pfarre außerdem die Grundstücke zur Verfügung gestellt. „Dass diese nun durch die Hausgemeinschaften ‚bespielt‘ werden, bringt auch für die Kirche Vorteile“, so Fabian Kos.

DERSTANDARD FORSCHUNG SPEZIAL, 5/2020:

Der Ausnahmezustand ändert sein Gesicht. Ab jetzt beginnt ein Findungsprozess, der gute Führung erfordert. Wer kann dem gerecht werden – und wie? Philosophische Überlegungen zu einer Ethik der Krise.

Elisabeth Buchner

Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Georg Aigner

Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr in der Scherzhauserfeldstraße 10

DIE FURCHE · 19 7. Mai 2020

„Schritt für Schritt raus aus der Arbeitslosigkeit“

... wird auf Anfrage an das ifz kostenlos zugeschickt und steht online zum Download: www.ifz-salzburg.at/ schwerpunkte/sozialroutenplan-stadt-salzburg

Darum ist der Verein auch auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten, wo man dann einen Treffpunkt einrichten könnte zum Kaffetrinken und Reden. Es könnte dann eventuell auch eine Notschlafstelle entstehen. Der Verein Sosa nimmt immer gern Sachspenden für den Flohmarktshop (Kleidung, Geschirr, Kleinmöbel, Kindersachen usw.) an. Ich finde es wichtig, immer wieder mal von solchen guten Initiativen zu berichten. <<

„Geduld – neu entdeckt“ Helmut P. Gaisbauer

DERSTANDARD FORSCHUNG SPEZIAL, 12/2019:

Es gibt viele Beispiele in meiner Umgebung, wo Menschen aufgrund unseres sozialen Netzes wieder auf die Beine gekommen sind. Wo es wieder aufwärts gegangen ist. Auch ich selbst habe bereits Hilfe erfahren und bin sehr froh darüber. Es gibt Menschen ein gewisses Sicherheitsgefühl, wenn sie wissen, dass es Anlaufstellen gibt, wo man verstanden und wo einem geholfen wird. Wir haben echt Glück mit den sozialen Einrichtungen in Österreich. Ich hoffe, das bleibt so. <<

INFO

HANNA S. weiß, wie

Um der Isolation im Alter zu entgehen, werden Hausgemeinschaften gegründet. Senioren wollen selbst bestimmen, mit wem sie leben.

schaften mit insgesamt 48 individuellen Wohnungen für Einzelpersonen und Paare in der Stadt Salzburg begleitet. Um die Erfahrungen mit diesem relativ neuen Wohnangebot zu dokumentieren und für ähnliche Projekte nutzbar zu machen, wurde das Ifz mit der Durchführung einer interviewbasierten Studie beauftragt. Die Ergebnisse der Begleitforschung sind in einen Leitfaden eingeflossen, der bei der Entwicklung und Realisierung künftiger Projekte helfen soll.

Herausforderung für SeniorenWohn- und -Hausgemeinschaften sind die Übergänge“, weiß der Forscher. Wenn beispielsweise jemand aus der Gruppe stirbt, muss für eine Nachbesetzung seiner Wohnung gesorgt werden. „Für Hausgemeinschaften ist das oft ein großes Problem, da sie sich selbst üblicherweise nicht dynamisch denken.“ Es sei deshalb hilfreich, sich bereits in der Aufbauphase über solche erwartbaren Veränderungen Gedanken zu machen. „Unserer Beobachtung nach fühlen sich später Dazugekommene oft nicht so gut integriert, weil die gemeinsame Startphase fehlt.“ Um das zu verhindern, sollte man bereits zu Beginn eine Liste mit Interessenten anlegen, die zwar erst zu einem späteren Zeitpunkt einziehen wollen, aber schon lange vorher zu regelmäßigen Treffen der Hausgemeinschaft eingeladen werden. „Die Auswertung der Fragebögen hat deutlich gezeigt, dass die Vorteile dieser Wohnform bei weitem überwiegen“, so Kos. „Allerdings ist es für Baugruppen zurzeit noch relativ mühsam, von der Idee bis zum fertigen Haus zu gelangen.“ Die Herausforderungen beginnen bereits bei der Suche nach passenden Mitstreitern oder Infrastrukturen und enden nicht bei den Finanzierungsfragen. Gleichzeitig ist das Angebot an entsprechender Beratung in Österreich trotz des großen Interesses bislang noch eher bescheiden. Da kommt der auf praktischer Erfahrung aufgebaute Ifz-Leitfaden höchst gelegen. Und wie sieht es mit den Kosten aus? „Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Modelle, grundsätzlich kann man aber mit einer Wohnbauförderung rechnen“, meint Fabian Kos. „Weil solche ‚alternativen‘ Wohnformen das öffentliche Betreuungssystem beträchtlich entlasten können, ist die Politik sehr daran interessiert.“ Es ist also Zeit, entsprechende Beratungsstellen und Förderinstrumente zügig auf- und auszubauen.

RUPERTUSBLATT, 4/2020:

Das soziale Netz Die Rubrik Schreibwerkstatt spiegelt die Erfahrungen, Gedanken und Anliegen unserer VerkäuferInnen und anderer Menschen in sozialen Grenzsituationen wider. Sie bietet Platz für Menschen und Themen, die sonst nur am Rande wahrgenommen werden.

MITTWOCH, 6. MAI 2020 | 13

Alternativ wohnen für Fortgeschrittene

Schreibwerkstatt-Autorin Hanna S.

Manfred, 55 Jahre – Scheidung – Job verloren – obdachlos. Er wendet sich in seiner Verzweiflung an die Soziale Arbeit in der Breitenfelderstraße. Bekommt mit deren Hilfe ein vorübergehendes Zimmer in der Linzer Gasse im Betreuten Wohnen. Das war vor einem halben Jahr. Heute bewohnt er eine kleine Garçonnière und arbeitet für ein Jahr im Arbeitstrainingszentrum in Wals. Dort bekommt er von den Sozialarbeiter*innen Unterstützung bei der Arbeitssuche. Durch die Beschäftigung geht es ihm wieder besser, weil er merkt, dass es aufwärts geht.

Forschung spezial

DER STANDARD

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AUF DER STRASSE

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BÜCHER

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WELTVERBESSERUNG IM KLEINEN EIN LESEBUCH ZU ÖSTERREICHS ERSTEM SOZIALFESTIVAL ifz-PUBLIKATIONEN KOSTENFREI BESTELLEN:

Am ifz gibt es zahlreiche Publikationen zu sozial-ethischer Forschung, die Sie bei uns kostenlos anfordern können. Werfen Sie einen Blick auf unsere Website und kontaktieren Sie uns! www.ifz-salzburg.at/ publikationen/bestellen

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„Überall gibt es helle Köpfe und beherzte Menschen mit tollen Ideen für ein besseres Zusammenleben!“ Das im August 2020 veröffentlichte Lesebuch bietet viele Anregungen für eine Weltverbesserung im Kleinen. Es zeigt zusammenfassend, wo gute Ideen herkommen, wie man Mitmenschen mitreißen kann und warum Bodenständigkeit und Innovation Hand in Hand gehen sollten. Grundlage für das Buch war Österreichs erstes Sozialfestival Tu was, dann tut sich was!, das in vier österreichischen Regionen Akzente zu einem guten Miteinander gesetzt hat. Finanziert wurden Sozialfestival und Buchprojekt durch die Sinnstifter.

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WISSEN WOHIN SOZIALROUTENPLAN STADT SALZBURG Der Sozialroutenplan für die Stadt Salzburg ist ein Wegweiser für Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen. Er bietet Informationen über Beratungs- und Hilfsangebote in der Stadt Salzburg. Die Broschüre wurde wegen der großen Nachfrage im Frühjahr 2020 nachgedruckt und liegt nun wieder zur freien Entnahme am ifz auf, ebenso in amtlichen und freien Hilfseinrichtungen. Sie kann auch beim ifz kostenlos angefordert werden.

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WISSENSCHAFT FÜR MENSCHEN

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