Transplant-Kids Journal 2013

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Transplant-Kids e.V. Journal 2013

bekam er Metallsplitter in die Augen, sein Augenlicht war nicht zu retten. Zirm entfernte das Hornhautgewebe und pflanzte es Alois Gloger, der bei einem Arbeitsunfall erblindete, in beide Augen wieder ein. Auf einem Auge blieb die Sehkraft bis zu seinem Tode erhalten. Da das Hornhautgewebe sehr schwach durchblutet ist, gibt es auch so gut wie keine Abstossungsreaktionen.

1906

Erste Versuche der Nierentransplantation vom Tier (Schwein u. Ziege) auf den Menschen im Krankenhaus Hôtel-Dieu in Lyon durch Mathieu Jabouly (1860-1913) aus Lyon, Frankreich. Diese Operationen scheiterten. Einer seiner bekanntesten Studenten war Alexis Carrel. Zur gleichen Zeit führte Ernst Unger experimentelle Transplantationen an der Rudolph-Virchow-Klinik in Berlin durch. Aber auch diese Transplantationen waren nicht von Erfolg gekrönt.

1908

Die Franzosen Alexis Carrel (18731944) und Charles Claude Guthrie (1880-1963) entdeckten, dass durch eine künstliche Unterkühlung der Organe der Stoffwechsel vermindert werden kann (Hyphothermie) und sie damit länger zu konservieren sind. Darüber hinaus untersuchten sie die biochemischen Bedingungen der Funktion von Transplantaten im Empfängerkörper. Eine, mit Eigenorganen vorgenommene Transplantation bei einem Hund, war ein langfristiger Erfolg - das Tier überlebte mehrere Jahre. Alle anderen Versuche zwischen genetisch unterschiedlichen Tieren scheiterten an der einsetzden Abstossungsreaktion. Das veranlasste den Mediziner zu der Annahme eines „unbekannten Moments“ bei Transplantationen. Als Alexis Carrel 1908 ein Hundeherz an die Halsgefäße eines anderen Tieres anschloss, wollte er nur die Funktionsfähigkeit der Gefäßnähte beweisen. Ganz ne-

benbei hatte er als erster ein Herz transplantiert, das zwei Stunden schlug. Alexis Carrel führte zudem noch Herzklappenoperationen durch und war in der Lage Herzmuskelzellen in Kulturen zu züchten. 1912 erhielt er als Anerkennung seiner Arbeiten über die Gefäßnaht sowie über Gefäß- und Organtransplantationen den Nobelpreis.

1912

Der Pathologe Geörge Schöne äußerte als erster die Vermutung, dass die Abstoßung von Transplantaten nicht auf eine Unverträglichkeit von Blutgruppen zurückzuführen ist, sondern auf einen Immunprozess: Fremde Eiweißstoffe wirken im Körper als Antigen, das die Bildung spezifischer Antikörper provoziert. Sie stoßen die Immunreaktion an. Normalerweise richtet sich diese Schutzfunktion gegen eindringende Bakterien und Viren, ebenso jedoch auch gegen verpflanzte Organe.

1915

William H. Howell (1860-1945), Physiologe (Baltimore), und sein Student Jay McLean isolieren den gerinnungshemmenden Stoff Heparin. Damit ist das Problem der Blutgerinnung, die immer dann auftritt, wenn Blut an Körperoberflächen tritt oder mit Fremdstoffen in Berührung kommt, gelöst. Erst blutgerinnugshemmende Mittel machen später den Einsatz von Dialyse- und Herz-Lungenmaschine möglich.

1930

Karl Landsteiner erhält der Nobelpreis für Medizin und Physiologie für die Entdeckung der Blutgruppen.

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1933

Erste Nierentransplantation von einem verstorbenen Spender durch Dr. Y. Voronoy in Kiew. Die Empfängerin überlebte 4 Tage. In seinen experimentellen Studien kommt Voronoy zu dem Ergebnis, dass „Abstoßungen“ als ein immunologisches Ereignis zu betrachten seien. Die Spenderniere funktionierte zu keiner Zeit.

1935 In den Vierzigerjahren führte der russische Chirurg Wladimir Demichow (1916-1998) bei Hunden über 100 experimentelle Herz-Lungentransplantationen ohne Herz-Lungen-Maschine oder Immunsuppression durch. Er konnte zeigen, dass diese transplantierten Organe die Versuchstiere zumindest über eine kurze Zeit am Leben erhalten konnten. Während seiner Versuche ging Demichow irrtümlicherweise davon aus, dass das Versagen von Spenderorganen nicht durch eine Immunreaktion, sondern durch mangelhafte Operationstechniken verursacht würde.

1937

Peter Gorer (1907-1961), im Guys Hospital, London, ist auf dem Gebiet der Krebsgrundlagenforschung tätig, schafft mit seinen Untersuchungen zum Verhalten von Antigenen bei Tumortransplantaten die Basis für die spätere Entdeckung von besonderen Transplantatantigenen und damit eine der ersten wesentlichen Voraussetzungen für den Nachweis der immunologischen Abstossungsreaktion und für die Entwicklung von Gewebeverträglichkeitstests. Im Rahmen eines Experiments setzt John H. Gibbon (1903-1973) zum ersten Mal experimentell ein Modell der von ihm seit 1934 entwickelten Herz-Lungen-Maschine klinisch ein. (Fortsetzung im nächsten Heft)


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