Touring 8 / 2016 deutsch

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CLUB

Glückliche Familie Susanne und Titus Alpiger mit ihrer Tochter Melanie

sche, Toilette und unterfahrbare Küche. Insgesamt bieten die Bungalows Platz für bis zu fünf Personen. Optimale ­Bedingungen, sich frei und praktisch zu bewegen. Die E ­ rrichtung der Bungalows ist Teil des Projekts «Camping Schweiz». Damit reagiert die Stiftung Cerebral auf den Wunsch von behinderten Menschen

und ihren Angehörigen nach Ferien in der Natur, den sie aber aufgrund der ­Beeinträchtigung kaum realisieren kön­ nen. Künftig sollen schweizweit weitere TCS-Campings mit barrierefreien Unter­ künften ausgestattet werden. Die Stif­ tung Cerebral beteiligt sich dabei mass­ geblich an der Finanzierung.

Unvorhersehbare Umstände Auch wenn sich Melanie nur sehr einge­ schränkt mitteilen kann, sieht man an ihrem strahlenden Lachen, dass es ihr hier gefällt. Schliesslich sind die Tage auf dem Campingplatz für sie eine will­ kommene Abwechslung. Normaler­ weise ist sie tagsüber in einer sozialen Einrichtung mit Tagesstrukturplätzen für Schwerbehinderte. Geschlafen wird jedoch fast immer zuhause bei den El­ tern. Obwohl die Bedingungen im Bun­ galow nahezu so gut sind wie daheim, kann es immer passieren, dass unvor­ hersehbare Umstände eintreten. So wie in dieser Nacht. Melanie wurde krank und die Alpigers wollen deshalb die Heimreise früher als geplant antreten. Jetzt sind sie froh, nur 20 A ­ utominuten von Luzern entfernt zu sein. «Es ist zwar schade», sagt Susanne Alpiger, «aber es ist nun mal so. Wir kommen dafür wieder.» • Weitere Infos zu barrierefreiem Camping: www.tcs-camping.ch/barrierefrei

Inklusion dank Camping Michael Harr, Geschäftsfüh­ rer der Stiftung für das cereb­ ral gelähmte Kind, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Le­ ben von Menschen mit einer Behinderung zu erleichtern. Wir treffen ihn bei der Ein­ weihung der neuesten Cereb­ ral-­­Bungalows im TCS-Aben­ teuerdorf Flaach am Rhein. Herr Harr, was ist eine ­cerebrale Lähmung?

Campingplatz herrscht eine natürliche, unkomplizierte Atmosphäre. Viele unter­ schiedliche Menschen treffen sich dort und verbringen Zeit zusammen – gute Vorausset­ zungen also, um Berührungs­ ängste abzulegen. Wie soll man sich einer ­behinderten Person gegenüber verhalten?

Eine cerebrale Bewegungsbe­ hinderung ist die Folge einer Beeinträchtigung des Ge­ hirns, entstanden vor, wäh­ rend oder kurz nach der Ge­ burt. Je nach Schweregrad kann zudem das Spüren, Se­ hen, Hören oder Sprechen be­ einträchtigt sein. In gewissen Fällen kann auch eine Epilep­ sie auftreten.

Es ist wichtig, zu wissen, dass ein Mensch mit Behinderung gar nicht viel anders ist als «gesunde» Menschen. Es gibt keinen Grund, Angst zu ha­ ben. Es ist auch absolut er­ laubt, zu fragen, ob man ih­ nen richtig begegnet. Man sollte sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern einfach und natürlich auf sie zugehen.

Warum engagieren Sie sich speziell für behinderten­ gerechte Campingplätze?

Je nach Behinderungsgrad kann der Kontakt aber schon schwierig sein…

Unser Ziel ist die gesellschaft­ liche Inklusion von behinder­ ten Personen. Auf einem

Klar, manchmal ist beispiels­ weise die Kommunikation nicht einfach. Aber auch da

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Michael Harr bei der Einweihung der neuen Bungalows in Flaach am Rhein

gibt es Möglichkeiten. Wie ge­ sagt, am besten einfach auf behinderte Menschen zuge­ hen. Oftmals helfen Eltern oder andere Betreuungsperso­ nen auch bei der Verständi­ gung. Sie werden staunen, welch spannende Erfahrun­ gen und Einsichten sich dar­ aus ergeben können. Mittlerweile haben Sie be­ reits den dritten TCS-Cam­ pingplatz mit barrierefreien Bungalows ausgestattet. Sind noch weitere Mass­ nahmen geplant?

Auf jeden Fall! Wir planen, jährlich mindestens einen Campingplatz mit solchen Bungalows auszurüsten. Die grosse Nachfrage bestätigt auch, dass wir damit ein gros­ ses Bedürfnis befriedigen. Zudem engagieren wir uns auch in kleinen Projekten wie beispielsweise behindertengerechten See- und Poolzu­ gängen oder schwellenlosen Eingängen für Camping­Shops. Infos und Spenden: www.cerebral.ch


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