DER TCS EXPERTE
Das Kind soll mitentscheiden
Wissen, wie es geht Mit den Tipps des TCS-Experten erfahren Eltern das Nötige zum Thema Kindersitze.
PROTOKOLL JULIANE LUTZ | FOTOS ZVG
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er einen Kindersitz sucht, hat im grossen Angebot die Qual der Wahl. Ein erster Schritt ist, bei den Modellen auf bestimmte Prüfnormen zu achten. Sie garantieren Sicherheitsstandards. Die derzeit gültigen Normen bei Kindersitzen sind ECE-R 44.03, ECE-R 44.04 sowie ECE-R 129. Dann aber bleiben noch immer viele Wahlmöglichkeiten, da auch in den TCS-Kindersitztests in der Regel mehrere Modelle pro Alters- beziehungsweise Gewichtsklasse gut abschneiden. Um das passende Produkt zu finden, empfehle ich, mit dem Kind zum Fachhändler zu gehen. Es muss sich schliesslich in seinem Sitz wohlfühlen. Ratsam ist auch, den eigenen Wagen mitzunehmen. So können Sie sich vom Fachpersonal gleich zeigen lassen, wie der Sitz richtig montiert und das Kind korrekt festgemacht wird. 2012 ergab eine Studie von TCS und der Beratungsstelle für Unfallverhütung, dass jedes zweite Kind im Auto falsch gesichert ist. Sinnvoll ist, vor dem Kauf die Bedienungsanleitung Ihres Wagens zu lesen, denn nicht jeder Sitzplatz ist für Kinder-
sitze ausgerichtet. Das ist besonders wichtig, wenn Sie einen Säugling haben. So untersagen einige Autohersteller, rückwärtsgerichtete Kindersitze auf dem Beifahrersitz anzubringen, weil sich dort der Airbag nicht ausschalten lässt. Dabei müssen Sitze der Gruppe 0+ – darin werden Kinder bis eineinhalb Jahre transportiert – von Gesetzes wegen rückwärtsgerichtet festgemacht werden. Ein Tipp für Eltern mit mehr als zwei Kindern unter zwölf, die einen Wagen kaufen wollen: Fragen Sie unbedingt nach, wie viele Kindersitze sich gut unterbringen lassen. Unser aktueller Test, in dem Familienautos auf Kindertransportfreundlichkeit untersucht wurden, ergab, dass Fünfplätzer manchmal besser abschneiden als Siebenplätzer.
Lieber neu kaufen Wer Kinder hat, muss meist aufs Budget achten. Und gebrauchte Kindersitze werden en masse auf Portalen angeboten. Da die Kleinen schnell aus allem herauswachsen, ist die Verlockung gross, Geld zu sparen. Doch würde ich abraten, von einer unbekannten Person zu kaufen. Kindersitze aus Autos, die selbst in klei-
nere Unfälle verwickelt waren, sind nicht mehr sicher. Woher aber weiss man, ob der Verkäufer alles verrät? Eine andere Sache ist, den Kindersitz von einer vertrauenswürdigen Quelle zu übernehmen, etwa von Freunden oder Verwandten. Wichtig ist, auf die bereits genannten Prüfnormen zu achten. Babyschalen sollten aber nicht länger als fünf Jahre und Sitze für ältere Kinder nicht länger als sechs Jahre in Gebrauch sein. Selbst bei den besten Produkten treten mit der Zeit Materialermüdungen auf, die die Sicherheit beeinträchtigen. ◆
TIPPS
1. 2. 3.
Auf geltende Prüfnormen achten Kind soll beim Händler Sitz ausprobieren Montage und korrekte Sicherung von Fachpersonal zeigen lassen
4.
Gebrauchte Sitze nicht von unbekannt kaufen
5.
Babyschalen nach 5 und Kindersitze nach 6 Jahren ersetzen
Video
DANIEL BALLMANN Funktion: Projektleiter Produktetest Beruf: Automechaniker und Automobilingenieur Alter: 27 Jahre Kontakt: experte.mobe@tcs.ch
August 2015 | touring
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