Touring 19/2008 deutsch

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20. November 2008

touring 19

Club und Mitglied 43

Im richtigen Gang Clemens Stalder und Iwan Isenschmid sind Europameister in einer mustergültigen Disziplin: Dem sparsamen Autofahren.

› Sie sind von Barcelona nach Den Haag gefahren, mit dem Ziel, so wenig Treibstoff wie möglich zu verbrauchen. «Und dabei sind wir nicht geschlichen», erklärt Clemens Stalder, Chefinstruktor, mit Nachdruck. Denn wenn ein Team zu spät am Zielort eintraf, erhielt es so viele Strafpunkte, dass es einen Podest-Platz vergessen konnte. Schon viel kleinere Fehler konnten das Ranking gefährden. «Ein falsches Kuppeln, eine Bremsung zu viel – das konnte den Wert kaputt machen», sagt Iwan Isenschmid, ebenfalls Chefinstruktor im Verkehrssicherheitszentrum Stockental (BE). Gekämpft wurde um jeden Milliliter Treibstoff. Der Sieg fiel äussert knapp aus. Auf der 3000 Kilometer langen Strecke ver-

brauchte das Team Stalder/Isenschmid genau 120 Liter Diesel. Der Verbrauch des zweitplatzierten ADAC-Teams, das ebenfalls in der Kategorie «Small Family Diesel» startete, lag nur 1,2 Liter höher.

Alltagsdisziplin | Mit ihrem Sieg wollen die beiden Chefinstruktoren aufzeigen, dass Umwelt- und Geldbeutel schonendes Autofahren lernbar ist. «Heute denken viele, dass neue, sparsame Autos alles von alleine machen», beobachtet Stalder. Diese Aussage lassen die beiden Fahrprofis jedoch nicht gelten: «Wir konnten dank vorausschauendem Fahren den vom Hersteller deklarierten Verbrauch bis zu einem Drittel unterbieten», erklärt Isenschmid.

Kostensparend unterwegs

Herausforderung | Und was war für die

Bilder Raphael Forster (7Pictures), zvg

Die Ratschläge von Clemens Stalder und Iwan Isenschmid: - Vorausschauend und vorausplanend fahren. Abrupte und damit energieverschwendende Manöver können so vermieden werden. - Abstand halten. So lassen sich Differenzen zum vorausfahrenden Auto auch ohne zu bremsen ausgleichen. - Die Topographie lesen und nutzen. Speziell beim Berg und Talfahren ist der richtige Gang entscheidend, dies bedeutet nicht zwingend, dass der höchste Gang gleichzeitig der Beste ist. - Auf den Zustand des Autos achten: Reifendruck überprüfen, Dachlasten entfernen, kein unnötiger Ballast (z.B. Winterketten im Sommer). pam

Stationen einer Reise (von oben links, im Uhrzeigersinn): Start der Eco Tour in Barcelona, Stau an der Tankstelle, Ankunft in Brüssel, und schliesslich die Ehrung von Clemens Stalder und Iwan Isenschmid in Den Haag in der Kategorie «Small Family Diesel».

Andere Ausreden, die landläufig gegen einen ökologischen Fahrstil sprechen, haben die beiden Instruktoren von berufeswegen schon etliche Male gehört: Dass der Motor kaputt gehe, wenn er nicht richtig gebraucht werde oder dass der Fahrspass auf der Strecke bleibe. Stalder winkt müde ab: «Man kann durchaus sportlich und zugleich vorausschauend fahren.» Und Isenschmid ergänzt seine Beobachtungen aus dem Alltag. Vor allem Neulenker, die den Eco-Drive-Fahrstil als Teil ihrer Ausbildung erlernen, seien der kostensparenden Methode gegenüber sehr aufgeschlossen. «Sie sehen das als Herausforderung an», erklärt er. Auch aus einem weiteren Grund können die beiden Eco-Drive-Europameister den ökologischen Fahrstil nur unterstützen: Denn wer vorausschauend fährt, erkennt Gefahrensituationen auch frühzeitig und kann entsprechend handeln.

Beiden die grösste Herausforderung während der siebentägigen Tour? Die Antwort kommt wie aus einem Mund: «Das 24-stündige Zusammensein.» Kein TeambildungsSeminar hätte intensiver sein können, schmunzeln sie. Und erzählen auch gleich von den schönen Momenten, welche sich während des Wettkampfs ereignet haben. So hätten viele Teams nur über begrenzte Fremdsprachenkenntnisse verfügt. «Manchmal sind in einem Satz fünf bis sechs Sprachen vorgekommen», erinnert sich Isenschmid. Aufgefallen ist ihnen auch, dass die Wertschätzung gegenüber der Eco-DriveMethode in den verschiedenen Ländern unterschiedlich ist. Vor allem in den Niederlanden, wo die Schweizer Equipe schliesslich auch den Siegerpokal entgegen nehmen konnte, wurden sämtliche Teilnehmer der Eco Tour of Europe begeistert gefeiert. Dem Siegerpokal, der im Eingangsbereich des Verkehrssicherheitszentrum Stockental zu bewundern ist, würden Isenschmid und Stalder nächstes Jahr gerne noch einen zweiten Pokal anfügen – falls die Tour wieder stattfindet. Denn so sagt Stalder: «Wir hätten schon gern bewiesen, dass es kein Zufallssieg war.» Pascale Marder

Touring-Info Die Tipps lassen sich am besten in einem Eco-Drive Kurs ausprobieren: www.tcs.ch > Auto-Moto > Umwelt & Energie > Eco Drive > Kursstandorte oder www.test-und-trainingtcs.ch


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