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Wenn ich mich nochmals bewerben würde

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BKW AG

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Wenn ich bewerben würde ... mich nochmals

…dann würde ich einiges anders machen und ein paar Dinge genau gleich! Tipps und Tricks von einer HR-Expertin, die in ihrem eigenen Bewerbungsprozess auch nicht alles richtig gemacht hat.

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Andrea Letsch / Head of Talent Management / Hays (Schweiz) AG

Wenn ich an meinen eigenen Bewerbungsprozess zurückdenke, muss ich erkennen, dass ich heute einiges anders und vor allem besser machen würde.

Angefangen bei meinem Telefoninterview. Wie für viele Bewerbende, war es auch für mich das erste Telefoninterview überhaupt. Einen ersten Tipp, den ich euch mitgeben möchte: Seid jederzeit bereit für ein spontanes Interview! Sobald ihr eure Bewerbung abgeschickt habt, müsst ihr bereit sein für einen Anruf von einem Recruiter. Wichtig ist dabei, dass ihr im Kopf habt, auf welche Position ihr euch bei welcher Firma beworben habt. Mein erstes Gespräch für meinen heutigen Arbeitgebenden war auch ein Spontan-Interview. Ich war beim Anruf von meinem späteren Chef zwischen zwei beruflichen Terminen und hatte zwanzig Minuten Zeit, diese «Lücke» habe ich genutzt. Mir war ehrlich gesagt zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass dies eben ein offizielles Telefoninterview war und über den Verlauf meiner weiteren Karriere entscheiden würde. Daher war ich wahrscheinlich locker genug, für Nervosität gab es keine Zeit. Heute würde ich genauer nachfragen, was die Gesprächsinhalte sind und wie lange es dauert, und wenn der Zeitpunkt nicht passend ist (was es bei mir tatsächlich nicht war), das offen sagen und einen Termin vereinbaren. Dann ist eine ruhige und ungestörte Umgebung sichergestellt und es gibt genügend Zeit für eine detaillierte Vorbereitung.

Rückblickend muss ich mir auch eingestehen, dass ich mich über die Firma und die Position viel zu wenig informiert habe. Es war mein Glück, dass während dem Telefoninterview sowie dem ersten persönlichen Gespräch mehr über meine vergangenen Projekte und weniger über die Position und die Firma gesprochen wurde. Die Vorbereitung habe ich dann im Hinblick auf das zweite persönliche Gespräch nachgeholt und der Aufwand hat sich gelohnt.

Die Vorbereitung auf ein Gespräch ist das A und O. Als HRVerantwortliche wundere ich mich immer wieder über Bewerbende, die unvorbereitet an einem Gespräch teilnehmen, egal ob es ein erstes Telefoninterview oder ein persönliches oder

virtuelles Gespräch ist. Eine gute Vorbereitung zeigt, dass ihr interessiert seid. Zu einer guten Vorbereitung gehört auch, dass Fragen vorbereitet und diese während oder am Schluss des Gesprächs gestellt werden.

Am Abend vor meinem ersten, persönlichen Gespräch habe ich mir die Zeit genommen den Weg von zu Hause zur Location «zu proben». Ich habe geschaut, wann muss ich das Haus verlassen, um den Zug zu erwischen, einen Puffer eingeplant und genau auf die Uhr geschaut, wie lange brauche ich effektiv vom Hauptbahnhof Zürich zu Fuss ins Büro, welcher Eingang beim Gebäude ist der Richtige und wo ist die Klingel – Schneegestöber und ÖV-Ausfälle miteinkalkuliert. Hört sich etwas übertrieben an, aber es hat sich gelohnt. Die Zeit vor dem Vorstellungsgespräch ist meistens mit Nervosität verbunden, da können einem Missgeschicke passieren und ein «zu spät kommen» an ein Interview war und ist für mich ein «no go». Wenn dann euer Termin für ein persönliches oder virtuelles Gespräch steht, seid offen für spontane Planänderungen seitens Arbeitgebenden – auch ich musste das sein. Ich staunte nicht schlecht, als im ersten Vorstellungsgespräch neben meinem potenziellen Vorgesetzten plötzlich auch noch der Managing Director teilnahm! Als Gesprächsteilnehmende wurde mir lediglich mein zukünftiger Chef angekündigt. Ich schwankte zwischen «was für eine Ehre» und grosser Nervosität... Wichtig ist in solchen Situationen: Offenheit signalisieren und sich über die Chance freuen!

Denkt bei einem persönlichen oder auch virtuellen Gespräch auch an die sogenannten «Hygiene-Faktoren». Wenn ihr diese Details alle beachtet, gibt es zwar keine Pluspunkte. Wenn ihr aber etwas missachtet, dann kann das negativ auffallen. Anbei eine Auflistung von möglichen Hygiene-Faktoren während einem Vorstellungsgespräch:

Begrüssung

• Zur Begrüssung aufstehen, (Händedruck und) Namen der Gesprächspartner*innen nennen • Angebotenes Getränk annehmen • Small Talk führen • Block und Stift für Notizen bereitlegen • Die erhaltenen Visitenkarten anschauen und vor sich auf den Tisch legen

Während dem Gespräch

• Blickkontakt zu allen Gesprächsteilnehmenden • Notizen machen • Hände sind auf dem Tisch und eine gerade Haltung • Kein «spielen» mit dem Stift oder wippen mit dem Fuss • Angenehme Sprechgeschwindigkeit und -lautstärke

Verabschiedung

• Klärung der nächsten Schritte inkl. Deadlines • (Händedruck,) Augenkontakt und Namen nennen • Sich für die Zeit bedanken • Mitarbeitende am Empfang ebenfalls beachten und verabschieden

Ob ein Interview persönlich oder virtuell stattfindet, ändert nichts an eurer Vorbereitung, dem Dresscode oder der Dauer.

Wie geht es nach einem Interview weiter? Schreibt gerne den Gesprächsteilnehmenden – und in Kopie der HR-verantwortlichen Person, die den Bewerbungsprozess betreut – ein Feedback, wie das Interview für euch war, was ihr Neues erfahren habt und welche Aufgaben euch am meisten begeistert haben. Selbstverständlich würde ich betonen, dass ihr weiterhin interessiert seid und euch über eine positive Antwort freuen würdet. Falls ein Interview euch gezeigt hat, dass der Job nicht das richtig für euch ist, teilt eure Absage doch telefonisch mit. Zudem ist es wichtig, dass ihr nach dem Gespräch die genannte Deadline abwartet. Solltet ihr dann eine Absage erhalten, fragt gerne nach den Gründen nach, damit ihr euch weiter verbessern könnt. Denkt daran, dass solche Feedbackgespräche in der Regel telefonisch geführt werden. Wichtig ist dabei, dass ihr aufgrund einer Absage den Mut nicht verliert, sondern dranbleibt und aus jedem Interview etwas lernt. Wenn ihr eine Zusage bekommt, bleibt weiterhin geduldig, bis ihr dann auch den schriftlichen Vertrag erhalten habt. Während der Zeit zwischen Vertragsunterschrift und Start, könnt ihr gerne den Kontakt zu eurem zukünftigen Vorgesetzten und der Personalabteilung halten. Spätestens eine Woche vor Start, sollten die Details im Hinblick zu eurem ersten Arbeitstag besprochen werden. X

Vorträge zum Thema

Absolventenmesse Bern 21. Oktober 2021, BERNEXPO, Bern

Absolventenmesse Schweiz 4. November 2021, StageOne, Zürich-Oerlikon

Absolventenmesse Basel 10. November 2021, Messe Basel, Basel

Master-Messe 17. November 2021, StageOne, Zürich-Oerlikon

Women's Contact-Day 22. November 2021, X-TRA, Zürich

«Erfolgreich bewerben – was Personaler*innen wirklich wollen»

Andrea Letsch, Head of Talent Management, Hays (Schweiz) AG

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