Wasserstoff

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WasserStoff Diplomarbeit von Natalia Reichert




INHALT Intention Inspiration Umsetzung Kollektion Danksagung

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AUF DER WELT GIBT ES NICHTS, WAS WEICHER UND DÜNNER IST ALS WASSER. DOCH UM HARTES UND STARRES ZU BEZWINGEN, KOMMT NICHTS DIESEM GLEICH. LAOTSE

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INTEN TION Mit der Zeit zu gehen erfordert heute ein hohes Tempo. Flexibilität, Mobilität und Anpassungsfähigkeit sind Schlagwörter, die allgegenwärtig zu hören sind und Eigenschaften, ohne die ein erfolgreicher Mann oder eine erfolgreiche Frau angeblich nicht auskommt. Auf der Suche nach einem Weg den Ansprüchen der schnelllebigen modernen Gesellschaft gerecht zu werden ohne sich dabei selbst aufzugeben und die eigenen Bedürfnisse nach Sicherheit und Stabilität zu vernachlässigen, bin ich auf ein Element gestoßen, das sinnbildlich die genannten Anforderungen in sich vereint – das Wasser. Ein Stoff, der so wandelbar in seiner Erscheinungsform ist, doch auf der chemischen Ebene stets die atomare Verbindung H2O bleibt. Trotz seiner Klarheit und Einfachheit besitzt es eine unglaubliche Komplexität und kann riesige Kräfte entfalten. Durch dieses vielseitige Bild vom Wasser angeregt entstand die vorliegende Kollektion für die moderne Frau. Für eine Frau, die einerseits dynamisch und konsequent ihre Ziele verfolgt, andererseits aber gelassen genug ist, auch einmal bewusst nicht mit der Zeit zu gehen und einer ungenutzten Chance ihre Berechtigung gibt. Eine Kollektion für Frauen, die zwar in der Lage sind Verantwortung zu übernehmen, die aber ebenso ihre Launen anerkennen und sich an Oberflächlichkeiten erfreuen. Frauen, die auf ihrem Weg neugierig an eigene Grenzen gehen ohne sich von ihrer Umwelt abzugrenzen. 11


WASSERDAMPF, WASSER IN GASFÖRMIGEM AGGREGATZUSTAND; IN ÜBERHITZTEM ZUSTAND FARBLOS UND UNSICHTBAR; NASSDAMF IST DURCH DIE MITGERISSENEN WASSERTROPFEN DAGEGEN SICHTBAR. 2 WASSER, H O, GESCHMACKUND GERUCHLOSE, DURCHSICHTIGE FLÜSSIGKEIT, GEFRIERPUNKT 0°C, SIEDEPUNKT 100°C (BEI 1 BAR); GRÖßTE DICHTE BEI 4°C: 1G/CM3; DICHTE (FLÜSSIG) BEI 0°C 0,9998 G/ CM3. WASSER BEDECKT 71% DER ERDOBERFLÄCHE, TIERE UND PFLANZEN ENTHALTEN ZW. 60 UND 98% WASSER. EIS, WASSER IN FESTEM AGGREGATZUSTAND, KRISTALLIN ERSTARRT; SPEZIFISCHES GEWICHT 0,9167 (SCHWIMMT AUF WASSER), SCHMELZPUNKT 0°C.

INSPIR ATION Wasser, ein Stoff, der jedem vertraut ist. Unser Körper besteht zu 3/4 aus Wasser, unser Planet ist zu 71% damit bedeckt. Durch den täglichen Umgang damit (zumindest in der westlichen Kultur) ist das Wasser so selbstverständlich, dass wir dessen besondere Bedeutung heute kaum noch wahrnehmen. Das war jedoch nicht immer so – in den meisten der Weltreligionen finden wir eine ähnliche Darstellung des Ursprungs der Menschheit, worin das Wasser eine zentrale Rolle spielt. Aus ihm erhebt sich die Erde, auf der das Leben beginnt. So symbolisiert es Reinheit, Ewigkeit und Fruchtbarkeit. Für Thales von Milet war Wasser sogar der unvergängliche Urstoff, aus dem alles entstehe und zu dem alles zurückkehre. Heute noch kennen wir Wasser als eines der sogenannten vier Grundelemente neben Feuer, Erde und Luft. Besonders aber faszinieren mich die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Wassers. Durch die Verbindung eines Sauerstoffatoms mit zwei Wasserstoffatomen (H2O) und dem daraus resultierenden molekularen Aufbau weist Wasser viele Anomalien auf. Dazu gehört beispielsweise, dass es seine größte Dichte oberhalb des Gefrierpunktes bei +4°C erreicht, was vielen Lebewesen überhaupt erst ein Überwintern in Gewässern ermöglicht. Ebenfalls erstaunlich ist der natürliche Wasserkreislauf und der Vorgang der Photosynthese, woran Wasser entscheidend beteiligt ist. Zudem können wir kaum einen anderen Stoff in seinen drei Aggregatzuständen so mühelos 13


beobachten wie das Wasser. Die jeweiligen Temperaturen liegen alle in für Menschen gut erreichbaren Bereichen und dienen sogar unserer Temperaturbestimmung über die Celsius-Skala (0°C bis 100°C). Dennoch: So vielseitig sich das Wasser auch gibt, es bleibt stets H2O. Der einzige Unterschied ist der Energiegehalt der Moleküle, der die Heftigkeit ihrer Bewegung der Moleküle und deren Bindungen aneinander steuert. Im gasförmigen Zustand (Wasserdampf) können sich die Moleküle frei bewegen und füllen somit jeden zur Verfügung stehenden Raum vollständig und gleichmäßig aus. Die Bewegung der Teilchen ist so groß, dass die Verbindungen zwischen ihnen nicht halten. Im flüssigen Zustand bilden sich als Verbindung zwischen den einzelnen Molekülen kleine Kräfte aus – z.B. die sogenannten Wasserstoffbrückenbindungen, die jedoch nach kurzer Zeit wieder zerfallen. Dadurch bewegen sie sich ungleichmäßig und passen sich der äußeren Form an, behalten dabei aber ein konstantes Volumen. Wenn das Wasser zu Eis gefriert, bildet sich dagegen ein festes Kristallgitter mit hexagonalen Formen und die Teilchen bewegen sich fast gar nicht mehr. Bemerkenswert ist auch, wie einzigartig H2O die Umgebung widerspiegelt, in der es sich befindet. So ist beispielsweise das Aussehen jeder Schneeflocke einmalig. Denn die Anordnung der Moleküle, die die äußere Form bestimmen, beeinflussen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Druck der durchstreiften Umgebung.

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UMSET ZUNG Bei der Umsetzung des Themas Wasser in meiner Kollektion waren mir mehrere Aspekte von besonderer Bedeutung. Zunächst wollte ich die Wandelbarkeit des Wassers und die daraus resultierenden Gegensätze der Erscheinungsformen herausarbeiten. Des Weiteren war es mein Anliegen, die raumfüllende Eigenschaft des Wasser in unterschiedlichen dreidimensionalen Strukturen wiederzugeben. Besonders inspiriert war ich von dem Übergang von einem Aggregatzustand zum nächsten und versuchte diesen Wechsel festzuhalten. So ist beispielsweise bei den erstellten Strickteilen ein Verlauf von kleinen und festen zu großen und lockeren Maschen eingearbeitet. Dadurch löst sich das regelmäßige Strickmuster in ein voluminöses Gebilde auf. Bei Jerseyteilen entwickelt sich eine körperbetonte Schnittführung zu einer starren Drapierung. Ein anderes zentrales Element ist der Gegensatz von Eis zu Wasser und Dampf. Die hexagonale Form des Eiskristallgitters dient als Vorlage für eine Fläche mit ausgestanzten Sechsecken. Ein sich daraus ergebendes Netz wird in zwei unterschiedlichen Weisen weiterverarbeitet, die beide eine Dreidimensionalität erzeugen: Bei der ersten Variante werden zwei Stoffbahnen aufeinandergelegt, versetzt und dann miteinander verflochten. Bei der zweiten werden jeweils zwei Seiten im Inneren der Sechsecke zusammengenäht. Hierbei ergeben sich regelmäßige Strukturen, die aus einem harten Material wie Taft starr wirken. Wenn man dagegen Seide nimmt und die Falten, die sich aus der Verarbeitung ergeben, einbezieht, so entsteht ein weicher Fall und eine fließende Silhouette. Die ursprüngliche Farbinspiration lieferte das Bild eines Sonnenuntergangs am Meer. Später wurden die vorhandene Töne von Lilaviolett und Beige mit den Farben Schlamm und Mokka ergänzt. Das warme Licht der Sonne entwickelte sich als Akzentfarbe zu einem intensiven Gelb und steht damit symbolisch für den Energiegehalt der Wassermoleküle.

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KOLLE KTION

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SUBLIMATION, (LAT.), DIREKTER ÜBERGANG VOM FESTEN AGGREGATZUSTAND IN DEN GASFÖRMIGEN (ODER UMGEKEHRT), OHNE DASS DER FLÜSSIGE ZUSTAND ANGENOMMEN WIRD. 20

113—Cr—05 113—Pb—05 113—Au—05

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123—Pd­­—09 123—Na­­—09

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107—Pb­­—08

117—Pd­­—09

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111—Cr­­—01 111—Na­­—01

121—Pb—03 121—Na­­—03

GEFRIEREN, ÜBERGANG VON WASSER BZW. WÄSSR. LÖSUNGEN VOM FLÜSSIGEN IN DEN FESTEN AGGREGATZUSTAND BEIM GEFRIERPUNKT (0°C BEI REINEM WASSER). 28

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119—As­­—03

124—As­­—10

119—Na­­—03

124—Pd­­—09

106—As­­—06 106—Pb­­—06 106—Na­­—06 125—As­­—10

106—Au­­—06

125—Pd­­—09

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118—Pb­­—04

109—Pd­­—06 109—Au­­—06

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114—Pd—01 114—Au—01

VERDAMPFUNG, ÜBERGANG EINES STOFFES VOM FLÜSSIGEN IN DEN GASFÖRMIGEN AGGREGATZUSTAND; FINDET IM GEGENSATZ ZUM SIEDEN NUR AN DER OBERFLÄCHE STATT. 37



105—Cr­­—01 105—Pd­­—01 105—Na­­—01 105—Au­­—01

127—Au­­—01

115—Pb­­—08

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120—As­­—02 120—Na­­—02

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112—As­­—06 112—Pb­­—06 112—Na­­—06

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104—As­­—07 104—Pb­­—07 116—As­­—10

104—Na­­—07

116—Pd­­—10

126—As­­—10 126—Pb­­—10

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108—­­Au—01

122—Pb­­—08

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SIEDEN, ÜBERGANG EINER FLÜSSIGKEIT IN DEN GASFÖRMIGEN ZUSTAND, ERFOLGT (IM GEGENSATZ ZUR VERDAMPFUNG) IM GANZEN FLÜSSIGKEITSVOLUMEN. 51


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DANKS AGUNG An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich bei meiner Diplomarbeit unterstützt haben. Zuallererst bei meiner Familie und insbesondere bei meiner Mutter und meinem Vater für die Ausdauer und die tatkräftige Hilfe, bei meinem Freund Christian Großmann für die Geduld und schnelles Zupacken, bei Tobias Freye, Julia Hallas, Daphne Braun, Tanja Marfo und Carina für die schönen Fotos, bei Anna Gebhardt für die durchgemachten Nächte und tolle Gestaltung des Kollektionsbuches und bei Lena Meder und Lena Abramov für die Hilfe zwischendurch. Ebenfalls einen herzlichen Dank an Prof. Kai Dünhölter für die Betreuung und konstruktive Kritik dieser Abschlussarbeit und an Simone Plate für die hilfreichen Ratschläge. Desweiteren an Jürgen Berger, Herr Kraatz und Silke Pahmeyer für die Hilfsbereitschaft. 56

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IMPRE SSUM Konzept & Design Natalia Reichert natalia_reichert@gmx.de 0174.2810080 Betreuung Prof. Kai Dünhölter Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Gestaltung Fotografie Tobias Freye Modell Julia Hallas Haare & Make-up Tanja Marfo Grafik Anna Gebhardt Quellen Meyers Lexikonredaktion: Meyers Taschen Lexikon. B.I.-Taschenbuchverlag, Mannheim 2001. Philip Ball: H2O. Biographie des Wassers. Piper Verlag GmbH, München 2001.


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