Die Kirche in Trockenborn Die Gemeinde Trockenborn-Wolfersdorf liegt inmitten weitläufiger Wälder, deren wildreiche Reviere schon die sächsischen Kurfürsten und die Altenburger Herzöge zu ihrem Jagdvergnügen nutzten. Im nahe gelegenen Hummelshain verblieben davon die sehenswerte, weil in Thüringen einmalige Jagdanlage Rieseneck, sowie zwei Jagdschlösser, davon ein leider arg ramponiertes. Das „Alte Schloss“, 1668-70 unter Friedrich Wilhelm von Sachsen errichtet, das Renaissanceschloss 1880 unter Herzog Ernst I. Auch in Trockenborn stand ein Jagdhaus Herzog Wilhelms, das 1546 spanische Söldner Herzog Albas aus Rache für den Tod eines Trompeters und die Gegenwehr der Trockenborner niederbrannten. Bereits 1548 wies Herzog Johann Friedrich I. noch in kaiserlicher Gefangenschaft, von Augsburg aus den Bau eines Jagdhauses „zur Nothdurft und nicht zum Überflusse“ an. Im „Beidorf“ Wolfersdorf. Es geriet zu einem „Wasserschloss“ und er nannte es bei seiner Rückkehr „Fröhliche Wiederkunft“. Als einziger einst regierender Fürst behielt Herzog Ernst II. zu DDR-Zeiten hier noch bis zu seinem Lebensende 1955 das Wohnrecht. Inzwischen wird das Schloss sorgfältig restauriert und zieht an Wochenenden und zu besonderen Veranstaltungen zahlreiche Besucher an. Pfarrort war stets Trockenborn. Die heutige Kirche wurde 1719 geweiht. Das geht aus einer verschlüsselten lateinischen Inschrift, einem Chronogramm, über dem nördlichen Seiteneingang hervor, dessen herausgehobene Buchstaben als römische Zahlen addiert das Baujahr preisgeben. Den Haupteingang an der Westseite, unter dem Turm, ziert ein Doppelwappen: Das kursächsische mit den verschlungenen Initialen FDS – Fridericus Dux Saxoniae – und das sächsische Rautenwappen, beide unter dem Kurhut vereint. Ein dritter separater Eingang zur Herzogsloge an der Südseite trägt die Jahreszahl 1825. Das deutet auf einen Umbau zu dieser Zeit hin. Die Kirche entstand an Stelle eines früheren Holzbaues, der Maria geweiht war. Die Schlusssteine der sieben Fenster verkünden die sieben Worte „Allein Gott in der Höhe sei Ehr“. Drei gar nicht ehrfürchtige Kirchenräuber raubten kurz nach der Kirchenweihe wertvolles Kirchengerät. Sie wurden geschnappt, in Neustadt verurteilt und hingerichtet. Pastorin Andrea Härtel, Seelsorgerin im aus 14 Dörfern bestehenden Kirchspiel, benennt die besonderen Schätze in der Kirche: „Das Innere der Kirche war 1888
völlig neu gestaltet worden. Es gab danach statt zweier Emporen nur noch je eine entlang der Nord- und Südwand. Deren dunkle Holzverkleidung bewirkt zusammen mit der Deckentäfelung eine ehrfurchtsvoll heimelige Stimmung im Kirchenraum. Den Altar aus Elbsandstein schuf ein Jenaer Bildhauer. Das Altarbild malte und stiftete Agnes, die Gemahlin Ernsts I. und Tante des letzten Ernestiners Ernst II., mitsamt dem in Eiche geschnitzten gotischen Aufsatz. Es zeigt Jesus am Jakobsbrunnen. In der Samariterin habe sie sich selbst verewigt, heißt es. Ein Bild des HERRN und ein Porträt des Reformators Martin Luther hängen links und rechts neben dem Chor unter den Emporen. Von unbekannten Künstlern geschaffen. Der Herzog selbst stiftete die Buntglasfenster des Chores. Sie zeigen den segnenden Christus in der Mitte, links Petrus mit dem Schlüssel und rechts Paulus mit dem Schwert. Jesus und die beiden Apostel schmücken auch die kostbar geschnitzte eichene Kanzel. Der zeitgemäß wissenschaftlich und technisch interessierte Herzog Ernst II. gestaltete nicht nur sein Wolfersdorfer Schloss behaglich, sondern sorgte mit einer Art Fußbodenbeheizung auch dafür, dass die Kirchgemeinde keine kalten Füße bekam.“ Nur der Orgelprospekt auf der Westempore blieb damals erhalten. Die erste, 1728 von Vockrodt in Löbschitz für 150 Thaler gebaute Orgel stand im Chor über dem Altar. 1825 umgesetzt und erweitert, danach mehrfach umgebaut und repariert, wurde sie 1909 vom Weißenfelser Orgelbauer Oskar Ladegast unter Verwendung noch brauchbarer Pfeifen durch ein pneumatisches Instrument ersetzt. Ein Geschenk des Kaisers Wilhelm II. Im Rahmen einer Konzerttournee durch Kirchen des Saale-Holzlandes erfüllte sie erst kürzlich mit brausendem barocken Klang das Gotteshaus. Unter den Händen und Füßen des Eisenberger Kantors Sven Werner, begleitet von Anette Tupaikas sonoren Saxophonmelodien und Carsten Tupaikas hellem Trompetenschall. Mit klingenden Schätzen von Gerhardt bis Bruckner, von Purcell bis Mussorgski. Eines der besonderen musikalischen Ereignisse in der Trockenborner Kirche. Um die Kirche, an deren Mauern und auf dem einstigen Gottesacker im Gesträuch versteckt, verwittert, von Flechten bedeckt und bemoost, stehen teilweise monumentale Grabsteine. Grabstätten von verblichenen Wildmeistern, Förstern, Pastoren, herzoglichen Höflingen und de-
ren Angehörigen. Besonders auffällig, weil aufwändig in Sandstein gehauen, das des herzoglichen Wildmeisters Wolff Heinrich Clauder, der 1732 hier beigesetzt wurde. Auch das wie eine antikes anmutende seiner Schwiegermutter Anna Elisabeth Deysing, das eine sinnend ruhende Schöne darstellt. Monumente, die etwas über Reichtum, Rang und Einfluss derer aussagen, an die sie erinnern sollen. Wolff Heinrich Clauder hielt sich sogar einen getauften Mohren als exotischen Bediensteten. „Herzog Ernst II., der ‚Freiherr von Rieseneck’, fand seine ewige Ruhe wunschgemäß in der ‚Herzoglichen Grabstätte‘ zwischen Wolfersdorf und Trockenborn, die er bereits zu seinen Lebzeiten errichten ließ. In den zwanziger Jahren erwarb er das Areal dafür, einen halben Kilometer unterhalb der Trockenborner Kirche, auf einer Anhöhe. Damals mit Blick auf sein Jagdschloss in Wolfersdorf. Inzwischen wuchs der Wald dazwischen und versperrt die Sicht. Neben ihm ruht seine Gemahlin Marie. Auch seine Schwestern Luise und Elisabeth ruhen hier. Elisabeth als Großfürstin Konstantin von Rußland“, erklärt Thorsten Müller, ein eingeborener Trockenborner, der als passionierter Ortschronist die interessante Dorfgeschichte erforscht. Ein Ausflug nach Trockenborn-Wolfersdorf lohnt sich: Das schöne Rotehofbachtal, die weitläufigen Wälder, die Jagdanlage Rieseneck. Natürlich die „Herzoglichen Grabstätten“ und die Kirche. Im Pfarrhof, gleich unterhalb der Kirche, steht das älteste Haus Trockenborns, das Pfarrhaus von 1533.
Pfarramt Tröbnitz-Trockenborn Dorfstraße12 · 07646 Trockenborn · Telefon 03 64 28/4 09 16 kg-troebnitz-trockenborn@t-online.de 34