Kirchenschätze

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Die Kirche in Tröbnitz Auf dem Hofberg über Tröbnitz, rechts der aus den „Tälern“ kommenden Roda, bevor sie den Rote-Hof-Bach aufnimmt, hat die Kirchgemeinde ein frühlingsgrünes Kreuz aufgebaut. Bläser des Tröbnitzer Blasorchesters, die eine über hunderjährige Tröbnitzer Tradition fortsetzen, intonieren einen Choral. Die Frauen, Männer und Kinder auf den schlichten Bänken, gerade vom „Flurzuch“ hier angekommen, stimmen mit ihrem Gesang ein. „Wohlauf in Gottes schöne Welt …“. Gottesdienst am Pfingstmontag, traditionell unter blauem Himmel, so hoch droben wie möglich. Gerenacker, Wolfsgraben, Hirtengraben – Pastorin Andrea Hertel spricht über Namen in der Tröbnitzer Flur. Namen sprechen über die Vergangenheit, ohne Namen gibt es kein woher, kein wohin, kein Bild in Gedanken. Nach dem Verklingen des „eins ham wer noch“ der Musikanten brechen alle auf, den Hangweg hinab, am alten Steinbruch vorüber, zur Kirche am Pfarrwinkel. Hier lässt das Heimatmuseum in der Pfarrscheune die Gedanken zurück wandern ins „einfache“ Leben der Altvorderen. Hier wirkt auch ein zeitgemäßer Kunstverein namens „Klingenpresse“, der sich um eine geerbte Druckerpresse zusammenfand. Aus der kleinen Galerie im Erdgeschoss des Pfarrhauses klingt „Die Wacht am Rhein“. Ein passionierter Sammler aus den Reihen des Heimatvereins führt seine mehr als hundert Jahre alten Musikautomaten vor. Mit nostalgischen Melodien. Doch auf dem Pfarrhof herrscht die pure Gegenwart. Mit Bratwurst und Bier, Kaffee und Kuchen, heiß aus dem Lehmbackofen, mit weltlichen Gesprächen und Kinderlachen. Die Tröbnitzer Dorfkirche auf dem Pfarrberg steht seit vielen Hundert Jahren im Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Als Stätte der Andacht, der Freude, des Trostes. Schon zur Slawenzeit stand in Trebeniz eine Kapelle, möglicherweise nicht genau an der gleichen Stelle, doch ein Pfarrer Rudiger von Trebeniz wird bereits 1223 urkundlich erwähnt und der Adelsherr Albrecht von Meusebach stiftete der Überlieferung nach zwischen 1460 und 1492 „der hiesigen Kirche einen neuen Altar und schenkte dazu einen Kelch und ein Meßgewand nebst Zubehör“. Wer wann diese kleine Kirche baute, blieb bis jetzt im Dunkeln. Fest steht dagegen, dass die Gemeinde sie 1680 grundlegend erneuerte. Weil die Zahl der „Innwohner“ durch

göttlichen Segen und vermutlich zwischenmenschlichem Zutun rasch wuchs, erwies sie sich jedoch bald wieder als zu klein und wurde in den Jahren 1707 und 1708 nach Osten hin wesentlich erweitert. Eine Urkunde im Turmknopf bestätigt:“ A. C. 1708 den 1. November ist diese Kirchen Reparatur Gottlob glücklich vollbracht und dieser Knopf, so 15 aßo kostet ist mit dieser dareingelegten Schrift aufgesetzt worden.“ Aus diesem Anlass stiftete Christian Albrecht II. von Meusebach 1710 einen knienden geschnitzten und bemalten Taufengel, der 1926 wieder aufgefunden wurde. Er stiftete auch für eine Orgel, die er aus Kahla holen ließ. Den morschen hölzernen Glockenturm musste die Gemeinde beim Neubau abreißen. Sie konnte aber erst 1792 das Geld für einen neuen, den jetzigen Kirchturm aufbringen. Der aufgesetzte Knopf lässt vermuten, dass zwischenzeitlich ein Provisorium bestand. Um die früheren Glocken rankt sich die Legende, dass sie einst zu einer wüst gewordenen Kirche bei Meusebach gehörten, wo sie Wildschweine auswühlten und Köhler sie nach Tröbnitz schafften. Es gab auf dem Rittergut eine Kapelle und es gibt auf dem Rollenberg einen Ort, „wüste Kirche“ genannt, wo sich Spuren einer Wehranlage fanden, doch von einer Kirche in Meusebach keine Überlieferung. Die derzeit läutende große Glocke goss Georg Ulrich 1766 in Lauscha, die kleine gossen die Gebrüder Ulrich 1811 in Apolda. Sie fiel der Kriegsrüstung im zweiten Weltkrieg zum Opfer. An ihrer Stelle erwarb die Kirchgemeinde 1960 eine von Christoph Stoermer in Erfurt gegossene aus der Kirchgemeinde Finsterbergen. Die mittlere, älteste Glocke stammt aus dem Jahre 1635 und vom Erfurter Glockengießer Melchior Moeringk. Die spätbarocke Orgel aus dem Jahre 1778 gehört zu den frühen und größeren Instrumenten des Rodaer Orgelbauers Christian Friedrich Poppe. Sie kostete damals 400 Thaler. Als am 9. Mai 1877 der Blitz im Kirchturm einschlug, erlitt auch die Orgel erhebliche Schäden. Unter Verwendung noch brauchbarer Überreste schufen die Gebrüder Poppe danach ein neues, im Klangbild verbessertes Werk. Zuletzt nach jahrelangen beharrlichen Bemühungen des Pfarrers Schumann, gleich von Kriegsende an, 1955 von den Dresdener Orgelbauern Gebrüder Jehmlich repariert, bedarf sie nun dringend wieder einer Erneuerung.

Im Kirchenschiff zieht sich eine Doppelempore von der Orgel bis zum Chor mit dem prächtigen klassizistischen Kanzelaltar hin. Neben dem kelchförmigen Taufstein aus Terrakotta kniet der wiedergefundene Taufengel. Bemerkenswert eine Darstellung der Kreuzigung Jesu des Tröbnitzer Künstlers Klaus Langmann, die eine Tröbnitzerin für die Kiche erwarb. Ebenso zwei Grabmale, ein marmornes für Anna Albertine (1611) und eines aus rotem Sandstein für Christoph von Meusebach (1612), dargestellt als geharnischter Ritter. Beide sorgten sich offenbar bereits vor der Tröbnitzer Patronatszeit der Meusebacher, die von 1697 bis zum Tode des John Albrecht 1744 währte, um die Kirche. Mit dem kinderlosen John Albrecht endete das Geschlecht der Meusebacher. Über einen anderen Tröbnitzer, der sich zu dieser Zeit um die Kinder, um eine Schule im Dorfe sorgte, rankt sich die gar erschreckliche Geschichte eines Mordanschlags. Pfarrer Alexander Wohlfahrt entging am Himmelfahrtstage 1631 knapp einer Himmelfahrt. Der Messerwurf eines erbosten Geisenhainer Bauern, der seine Kinder wohl lieber auf dem Acker als in der Schule sah, verfehlte ihn. Zwischen 1970 und 1971 erfuhr die Kirche eine gründliche „innere“ Renovierung. Außen sorgte die Eineborner Firma Herold für den Putz. Die Tröbnitzer leisteten dafür tausend Arbeitsstunden und kamen weitgehend für die Kosten der Aktion selbst auf. Für die Erneuerung der Dächer von Turm und Schiff reichte es mit Hilfe des Landratsamtes, des Landesamtes für Denkmalpflege und der Partnergemeinde im württembergischen Tiefenbach erst nach der Wende. Diese bereitete die Tröbnitzer Kirchgemeinde, wie auch viele andere, mit Friedensandachten und Demonstrationen in der Kreisstadt selbst aktiv mit vor. 1999 fand sich auf dem Dachboden ein original verpacktes, 80 Jahre altes Altarbild. Eine Krippenszene. Es dient nun als Weihnachtsschmuck oder als Kulisse für das traditionelle Krippenspiel der Kinder. Auch das Weihnachtskonzert des Tröbnitzer Jugendblasorchesters hat Tradition, wie die regelmäßigen Chorkonzerte und die familienfreundlichen, thematischen OASE-Gottesdienste im Feuerwehrhaus. Alles Zeichen für eine lebendige Kirchgemeinde in Tröbnitz.

Kirchgemeinde Tröbnitz Pfarrwinkel 11 · 07646 Tröbnitz · Telefon 03 64 28/4 09 16 kg-troebnitz-trockenborn@t-online.de 33


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