#7 Das Kreuz (Teil 2)

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#7 / Fr端hling / 02/2012

DAS KREUZ VON DER HEILIGENDEN WIRKUNG DES KREUZES


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Kreuz

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02/2012

Editorial L i e b e

T i m o t h e u s - L e s e r ,

ls wir darüber nachdachten, eine Ausgabe zum Thema „das Kreuz“ zu machen, war sofort klar: Unmöglich reicht eine einzige Ausgabe dafür. Dieses Zentrum unseres Glaubens kann natürlich Bände füllen, aber für „Timotheus“ sollten es wenigstens zwei Ausgaben werden, in denen zwei Seiten des Kreuzes vorgestellt werden. Zum einen denken wir ja beim Kreuz zuallererst daran, dass dort unser Herr Jesus die Errettung vollbracht hat – ohne jede Beteiligung der Gläubigen. Doch zum anderen hat das Kreuz tatsächlich auch sehr viel mit dem Tun und Leben des Christen zu tun. Das wird leicht vergessen und heute oft unterschlagen. In der vorherigen Ausgabe ging es daher um „das Kreuz – seine rettende Wirkung“; diesmal um „das Kreuz – seine heiligende Wirkung“. Was sagt die Schrift über den Bezug des Kreuzes zu unserem praktischen Leben? Ich möchte die deutlichsten Schriftstellen kurz als Vorschau auf diese Ausgabe zusammenstellen: •

„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach!“ (Lk 9,23; Mk 8,34; vgl. Mt 10,38; Lk 14,27).

Gemeinschaft mit dem Herrn bedeutet also, nicht nur einmalig bei der Bekehrung, sondern täglich sich mit ihm, dem von der Welt Verworfenen, und seinem Kreuz zu identifizieren und nicht für sich selbst zu leben, sondern für ihn, der uns Gläubige als seine Leibeigenen erkauft hat. Der schmale Weg des Glaubens führt durch „viele Bedrängnisse“ ins Reich Gottes (Apg 14,22). Als Verfolgte und Leidende haben wir besondere Gemeinschaft mit unserem Herrn (Röm 8,17; Phil 3,10; Offb 14,4 u.a.). • • •

„… da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm 6,6); „Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt“ (Gal 2,19) und „Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Gal 5,24).

Christus ist nicht allein für uns gekreuzigt worden, sondern wer durch Glauben mit ihm identifiziert wird, ist auch mit ihm gekreuzigt. Das ist einerseits die gottgegebene Stellung des Gläubigen, aber das Wissen darum („da wir dies erkennen“) muss unweigerlich den Lebenswandel des Christen prägen und bestimmen: nicht sich selbst und der Sünde dienen, sondern Gott bzw. dem Herrn Jesus.


„Mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“ (Gal 6,14).

Der Christ entsagt nicht nur sich selbst und seinen Trieben, sondern auch der Welt und dem Ruhm, den sie scheinbar bietet. Ein Extrembeispiel wäre, dass ein Christ rein gar nichts darauf geben kann, in einer Casting-Show groß herauszukommen. Aber auch die irdisch-religiöse Welt und ihre Heuchelei und Selbstgerechtigkeit (man beachte diesen Zusammenhang im Galaterbrief!) hält der Christ für „Dreck“ (Phil 3,8). •

„Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war … erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,5.8).

Wenn sogar der Herr Jesus, der Sohn Gottes und König der Könige, den untersten Weg des Gehorsams und der Unterordnung ging, wie viel mehr gebührt uns als seinen Knechten dann diese unterwürfige, demütige Gesinnung! •

„… denn er wurde zwar aus Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus Gottes Kraft; denn auch wir sind schwach in ihm, aber wir werden mit ihm leben aus Gottes Kraft“ (2Kor 13,4).

An den Gekreuzigten zu glauben, bedeutet auch, an den Auferstandenen zu glauben. Daher ist der Christ sich der Schwäche seiner irdischen Natur bewusst und baut und vertraut nicht darauf, sondern auf das neue Auferstehungsleben, das Gott darreicht. Dem Gekreuzigten anzugehören, bedeutet für unsere Praxis also Entsagung von Egoismus und aller Sünde und Verlockung, Geduld und Sanftmut im Leiden, Gehorsam und Unterordnung unter Gott, Demut und Vertrauen auf Gottes Kraft der Auferstehung anstatt auf das eigene Fleisch. Es bedeutet Dienst und Dasein für andere, Vergebung und Liebe. Kurz: Das Kreuz – der Gekreuzigte – bedeutet alles für unser Leben und unsere Heiligung, sowohl für unsere Gesinnung als auch unser Handeln. Aus dieser Fülle biblischer Handreichungen für unser Alltagsleben versucht diese Ausgabe etwas an euch weiterzugeben. H a n s - W e r n e r

D e p p e

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A p r i l

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INHALT 02-03

Editorial Hans-Werner Deppe

03 04-07

Inhalt Sich des Kreuzes rühmen Waldemar Dirksen

08-11

Mit Christus gekreuzigt Hans-Jürgen Holzmann

12-17

Unser oberster Priester Sebastian Heck

18-21

Von einem der das Kreuz auf sich nahm Peter Voth

22-23 24 26-29

App heute Nachlesen Die Entschlüsse von Jonathan Edwards Jonathan Edwards

30-31

Neuheiten


SICH DES KREUZES RÜHMEN Text

Waldemar Dirksen


Mittelpunkt des christlichen Glaubens bildet das Kreuz Christi. Es ist der einzige Grund, sich zu rühmen und es trennt den Gläubigen von der Welt.

Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. • Galater 6,14

Befreiung. Welch Glück ist’s erlöst zu sein! Christus gab als Lösegeld sein Leben hin, indem er am Kreuz starb. Was kann für den Erlösten wertvoller sein als das Kreuz Christi? Nichts! Mit jubelndem Herzen schaut er daher auf dieses Kreuz und rühmt sich dessen.

Das griechische Wort kauchaomi „bedeutet sich einer Sache rühmen, sich in etwas „sonnen“, auf etwas vertrauen, über etwas jubeln, sich an etwas weiden“.1 Es ist somit ein Ausdruck der Verehrung. Für Paulus gab es nur eine einzige Sache, die seine Aufmerksamkeit fesselte: das Kreuz Christi. Es war der Mittelpunkt seines Denkens und seiner Leidenschaft und daher der einzige Gegenstand seines Rühmens. Alles andere war für ihn nicht des Ruhmes wert; dies bringt er mit den geschickt gewählten Worten deutlich auf den Punkt: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes.“ Heute ist das Kreuz für die meisten Ohren ein wohlklingender Begriff, der in der Regel mit der Liebe Gottes verbunden wird. Damals stand allerdings das Kreuz für die Hinrichtung eines Verbrechers und es vermittelte Grauen und Schande. Nun kam Paulus und rühmte sich des Kreuzes. Sein Rühmen bezog sich nicht auf ein beliebiges Kreuz, sondern auf das Kreuz „unseres Herrn Jesus Christus“. Paulus verwendet hier den vollen Titel des Gekreuzigten und betont damit die Besonderheit des Kreuzes. An diesem Kreuz starb der sündlose Sohn Gottes stellvertretend für sündige Menschen. Er trug die Strafe für ihre Sünden und hat somit den Zorn Gottes von ihnen abgewendet. Das Kreuz ist somit ein Ausdruck für den Tod Christi hinsichtlich seiner Heilswirkung. Für den wahren Gläubigen hat dieses Kreuz einen unermesslichen Wert. Denn dort hat Christus für ihn eine ewige Erlösung erworben. Einst war er selbst ein Sklave der Sünde. Die Herrschaft der Sünde war unerträglich und ihre Konsequenz im Hinblick auf die Ewigkeit schrecklich: Hölle und Tod. Aber schon das Leben unter der Macht der Sünde war ein Vorgeschmack auf das, was kommen sollte. Man kann in einem Land leben, wo ein Tyrann die Bewohner wie Sklaven behandelt oder in einem Unternehmen beschäftigt sein, wo der Arbeitgeber wie ein Sklaventreiber auftritt. Grauenvoller ist immer noch die Sklaverei der Sünde. Davon vermag niemand sich selbst zu befreien. Was geschah nun? Christus ging zum Sklavenmarkt der Sünde und zahlte das Lösegeld für die Befreiung. Ohne es verdient zu haben, allein aus Gnade erfolgte die

Für den wahren Gläubigen hat dieses Kreuz einen unermesslichen Wert. Denn dort hat Christus für ihn eine ewige Erlösung erworben. Timotheus • 05


Das Kreuz ist für den Gläubigen der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Aufgrund des Kreuzes wurde ihm vergeben, darum vergibt er anderen auch. Am Kreuz hat Christus willig gelitten, darum leidet er auch willig. Im Kreuz verbinden sich Gerechtigkeit und Liebe, darum übt er auch Gerechtigkeit und Liebe. Das Kreuz inspiriert ihn, wie sonst nichts anderes. Er sinnt darüber nach und kann seinen Wert nicht wirklich fassen. Er rühmt sich allein des Kreuzes Christi.

Falsches Rühmen

egenstand unseres Rühmens sind leider oft unsere Errungenschaften und nicht das Kreuz Christi. Diese können beruflicher, familiärer oder sogar geistlicher Art sein. Herausragende Leistungen, überdurchschnittliches Einkommen, besondere Erfolge sind nur einige der vielen Dinge, von denen wir besessen sein können. Mit großem Eifer können wir über diese scheinbaren „Herrlichkeiten“ unseres Lebens sprechen und Menschen damit beeindrucken. Aber Gott sieht das Dichten und Trachten unseres Herzens. Unsere Selbstverherrlichung ist ihm ein Gräuel und letztlich der Ausdruck eines stolzen Herzens. Der stolze Nebukadnezar rühmte sich damals mit folgenden Worten: „Ist das nicht das große Babel, das ich mir erbaut habe zur königlichen Residenz mit meiner gewaltigen Macht und zu Ehren meiner Majestät?“ (Daniel 4,27). Unmittelbar nach seiner Selbstverherrlichung hat Gott ihn tief gedemütigt, sodass er später Gott die Ehre gab. Heute kann Gott ebenso einen kleinen stolzen „Nebukadnezar“ soweit demütigen, dass er dem Allerhöchsten die gebührende Ehre gibt. Was macht dich stolz? Womit rühmst du dich? Schau der Realität genau ins Auge – vor allem der Realität in deinem Herzen! Vielleicht stellst du fest, dass dich deine akademischen, sozialen oder geistlichen Errungenschaften stolz machen und sie daher oft Thema deiner Gespräche sind. Manche deiner Mitmenschen finden möglicherweise dein Prahlen lästig, aber sie wagen es nicht, dich damit zu konfrontieren. Mit welcher Abscheu muss jedoch Gott auf deine verwerfliche Ruhmsucht schauen. Prüfe dich aufrichtig! Dein einziger Ruhm soll das Kreuz Christi sein, das jede andere Art des Rühmens ausschließt (vgl. Römer 3,27).

Das Kreuz und die Welt

aulus schreibt von einem Kreuz und drei Kreuzigungen.2 Es handelt sich um das Kreuz, an dem Jesus Christus starb. Durch dieses Kreuz ist für Paulus die Welt gekreuzigt worden und er selbst für die Welt. Das Kreuz Christi hat somit Paulus’ Verbindung zur Welt sowie die Verbindung der Welt zu ihm völlig gekappt. Mit dem Begriff Welt sind nicht die Menschen gemeint, sondern das „gottlose System“, welches geprägt ist vom Materialismus, Heuchelei und Arroganz. In dieser Welt wird das Leben nach Errungenschaften bemessen, sündige Vergnügungen für erstrebenswert erachtet und die Gier zur Tugend erhoben.

06 • Timotheus

Schau der Realität genau ins Auge – vor allem der Realität in deinem Herzen!


Ach, diese verfluchte Welt mit ihrer Lust wird nach Gottes Bestimmung vergehen. Schon allein aus diesem Grund gilt es, durch das Kreuz von ihr strikt getrennt zu bleiben. Zudem steht sie feindlich Gott gegenüber, deshalb soll keinerlei Freundschaft mit ihr gepflegt werden. Hab nicht lieb die Welt. Sei tot für diese Welt. Ihre Werte sollen keinen Einfluss auf dein Leben haben, da sie unvereinbar sind mit dem Willen Gottes. Was heißt das im Einzelnen? Sei genügsam in materiellen Dingen, anstatt gierig nach Schätzen auf Erden. Sei stets aufrichtig, anstatt heuchlerisch. Sei bescheiden, anstatt großtuerisch. Werte dieser Welt stehen im totalen Kontrast zum Willen Gottes.

Impressum Herausgeber Die Redaktion Redaktion Waldemar Dirksen Viktor Sudermann Andreas Kuhlmann Peter Voth Hans-Werner Deppe Hans-Jürgen Holzmann Creative Director Peter Voth • be.net/petervoth Lektorat R. Reichert

Fazit

reffend fasst Spurgeon die praktische Bedeutung des vorliegenden Verses zusammen: „Was immer geschieht, wir rühmen uns Christi. Ob ihr geehrt oder verachtet werdet, ob schlecht oder gut über euch geredet wird, ob Gott eure Habe vermehrt und euch reich macht oder verringert und euch arm macht, ihr werdet euch immer noch des Kreuzes Christi rühmen. Ob ihr gesund und kräftig und stark seid, um für ihn zu wirken, oder ob ihr in einem Bett der Sehnsucht liegen und geduldig den Willen des Vaters ertragen müsst, seid entschlossen, euch dennoch des Kreuzes zu rühmen. Laßt euer ganzes Leben hindurch das Kreuz der Mittelpunkt eures Rühmens sein. Wenn ihr dann in die Tiefen des Jordans steigt und den Jordan selbst durchquert, rühmt euch immer noch des Kreuzes, denn ihr werdet feststellen, daß die mit dem Blut erkauften Scharen in der himmlischen Herrlichkeit das Kreuz als Trophäe ihrer Erlösung feiern werden.“3 Amen. •

Abo-Service Michael Töws • mtoews@betanien.de

Quellen

Allgemeiner Hinweis Die Erstausgabe „#1 Nachfolge“ ist am 1. Oktober 2010 erschienen. Seit der Winterausgabe 2011 „#2 Glaube“ wird das „Timotheus Magazin“ vom Betanien Verlag herausgegeben, gedruckt und vertrieben (€ 2,90 pro Ausgabe; zzgl. Versandkosten). Das „Timotheus Magazin“ ist kein Verein, sondern ein freies Produkt der Initiatoren. © der Artikel bei den jeweiligen Autoren. Vervielfältigung nur mit Quellenangabe. © der Bilder und Fotos bei den jeweiligen Rechteinhabern (siehe Bildnachweis).

1 Stott, J., Das Kreuz – Zentrum des christlichen Glaubens, 2009, S. 453 2 Ebd., S. 454 3 Spurgeon, C.H., Verwandelt in sein Bild, 1997, S. 143

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Waldemar Dirksen Waldemar (*1982) ist Redakteur und Mit-Herausgeber des Timotheus Magazins.

Timotheus • 07


Mit Christus Gekreuzigt Text

Hans-J端rgen Holzmann


Was bedeutet dieses „mitgekreuzigt sein“? Keiner von uns wurde doch im physischen Sinn „mitgekreuzigt“. Wir wollen hier also nachdenken und verstehen welche Auswirkungen der Kreuzestod von Jesus Christus auf unser Leben hat.

Da wir dies wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr als Sklaven dienen. So auch ihr: Haltet euch dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus. • Römer 6,6.11

Was bedeutet dieses Wissen?

Zunächst steht in Römer 6,6: „Wir wissen…“. Das „Wissen“ (griech. „Ginosko“) ist eindeutig, nachvollziehbares Erkennen, Verstehen und Begreifen1 einer geschehenen Wirklichkeit. Hier wird deutlich, dass der Glaube an den Gekreuzigten – auch in der heutigen Zeit – nicht diffus, unverständlich oder gar mystisch ist, sondern auf historische Tatsachen gegründet ist. Der Glaube hat eine konkrete Wirklichkeit als Fundament. Diese Wirklichkeit ist der Sühnetod des heiligen Gott-Menschen Jesus Christus am Kreuz von Golgatha für die Schuld des Glaubenden. Auf diese objektive Wahrheit gründen wir unsere Glaubensüberzeugung und Glaubensgerechtigkeit. Unsere Sündenschuld wurde durch Christus vor dem heiligen und gerechten Gott komplett getilgt.2 Wir sind nicht nur gerecht erklärt sondern auch gerecht gemacht worden.3 Dieses Wissen hat aber noch eine weitere Bedeutungsebene. Es ist nicht nur ein intellektuell verständlicher Sachverhalt. Das Erkennen hat eine personale Beziehung als Grundlage.4 Der Errettete glaubt und gehorcht der Wahrheit5 und kommt durch die von Gott gewirkte Gnade zur überzeugten Aufnahme des Herrn Jesus Christus.6 Durch den Glauben entsteht diese persönliche Beziehung zu Christus. Der Christ ist ›in Christus‹7 und weiß, dass der Tod und die Auferstehung von Jesus Christus elementare Grundlage und Glaubensbasis sind.

Was ist dieser „alte Mensch“?

Der „alte Mensch“ ist der natürliche, nicht wiedergeborene, unerlöste Mensch, Adams Nachkomme, ohne Gott, ohne Christus.8 Er ist geprägt von gottlosen Denkstrukturen, gottlosen Werten und einer verdorbenen Moral.9 Der „alte Mensch“ ist bewusst oder unbewusst versklavt unter Satans sündiges Herrschaftssystem.10

Unsere Sündenschuld wurde durch Christus vor dem heiligen und gerechten Gott komplett getilgt Timotheus • 09


Die totale Verdorbenheit und Sündhaftigkeit der menschlichen Natur, beschrieben in Römer 3,10-12, ist hierzu die Verständnisgrundlage. Vom Sündenfall bis in die Gegenwart hat sich, ganz gleich ob die Menschen religiös, atheistisch oder agnostizistisch11 sind, ein gottloses Lebensprinzip in allen Kulturen und Nationen, bei allen Menschen etabliert.

Der Apostel Paulus beschreibt diesen Systemwechsel persönlich und überzeugend und hingegeben so: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben … an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“17

Die Merkmale des „alten Menschen“ sind durch die destruktiven Lebensgewohnheiten des bisherigen Lebens, vor der Bekehrung gekennzeichnet, wie sexuelle Unmoral, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Materialismus, Zorn, Zank, Trunkenheit, etc.12

Ein echter Christ lebt nach Gottes Konzept. Obwohl er fortwährend von weltlichen, materialistischen und gottlosen Einflüssen umgeben ist, richtet er sich nach den Regeln seines neuen Herrn Christus und orientiert sich an seinem heiligen, gerechten und guten Herrschaftssystem.18

Das Kommen des von Gott gesandten Erlösers hat das Ziel, Menschen aus diesem alten System der sündigen Existenz herauszuretten und in eine neue Wirklichkeit zu bringen.

Wie ist der „alte Mensch“mitgekreuzigt?

Der historische Kreuzestod Jesu Christi ist nicht nur der Tod eines heiligen und gerechten Menschen. Die Berichte von der Passion Christi in den vier Evangelien sind eindrücklich, ausführlich und authentisch. Die theologische Bedeutung der Passion Christi bekommen wir jedoch erst im Römerbrief ausführlich erklärt. Der grausame Kreuzestod Jesu Christi hat nach den Worten der Schrift unmittelbare Konsequenzen auf das Leben seiner Nachfolger.

Wie ist der Leib der Sünde abgetan?

Die Bibelübersetzungen sind hier sehr unterschiedlich, teilweise auch irreführend. Der griechische Begriff „katargeo“ bedeutet: „außer Kraft setzen, wegtun, aufhören lassen oder außer Wirksamkeit setzen“. Die Luther- u. Einheitsübersetzung verwenden hier „vernichten“, was zum falschen Denken führen kann, als ob der sündige Leib nicht mehr existieren würde.

Das alte System wird außer Kraft gesetzt.

Durch den persönlichen Glauben eines Menschen an den Gekreuzigten findet ein wirklicher Herrschaftswechsel13 statt. Der Gott verachtende Egoismus des natürlichen – alten – Menschen wird mit dem Beginn des Glaubens an Christus außer Kraft gesetzt. Ein neues Kapitel beginnt. Eine neue Autorität bestimmt jetzt – wenn ich wirklich im Glauben stehe – mein Leben.

Diese neue, von Gott geschaffene geistliche Wirklichkeit wird im Neuen Testament klar definiert: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“14 Zu dem „alten Menschen“ kommt also bei der Bekehrung nicht einfach nur der „neue Mensch“ als zweite Komponente dazu, so dass wir dann „zwei Naturen“ in uns haben. Nein, eine echte Transformation15 findet statt. Durch das Innewohnen des Heiligen Geistes, durch die Neugeburt beginnt neues geistliches Leben. Das ist auch die Bedeutung im Taufbekenntnis: „So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“16

10 • Timotheus

Mit dem Beginn des Glaubens kommt der an Jesus Christus Gläubige – trotz Herrschaftswechsel – nicht in einen Zustand der Sündlosigkeit. Er bekommt auch nicht die Fähigkeit zur Sündlosigkeit. Wenn der Glaube jedoch echt ist, wird eine entscheidende Veränderung sichtbar. Das alte System wird außer Kraft gesetzt.

Die Entmachtung des früheren, tyrannischen Herrschers wird – wie bei einem verjagten Diktator, der durch eine neue Regierung ersetzt wird – sichtbar und spürbar. Die NeÜ übersetzt diesen Vers treffend: „damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir der Sünde nicht mehr sklavisch dienen.“19

Francis Schaeffer erklärt dies so: „Man beachte wieder die Betonung des Leibes. Sie bedeutet nicht, dass der Leib an sich sündig wäre … Paulus will uns zeigen, dass er nicht über etwas Mystisches, Abstraktes redet, sondern über etwas in unserer real existierenden, historischen Raum-und-Zeit-Welt, die wir so gut kennen und zu der auch die mit unserm Körper zusammenhängende Sündenproblematik gehört.“20


Wie kann man für Gott leben?

William MacDonald illustriert die Bedeutung mit einer Geschichte von Augustinus: „Eines Tages wurde Augustinus von einer Frau belästigt, mit der er vor seiner Bekehrung zusammengelebt hatte. Als er sich umdrehte und schnell wegging, rief sie ihm nach: ›Augustinus, ich bin's doch, ich bin's!‹ Augustinus ging nur noch schneller und rief ihr über die Schulter zu: ›Ja ich weiß, aber ich bin's nicht mehr‹!“21 In Römer 6,11 steht: „Haltet Euch der Sünde für tot“. Das griechische Wort für „haltet“ ist „logizomai“ und bedeutet „damit rechnen oder zählen“. Verständlich ist hier wieder die NeÜ: „Auch ihr sollt von dieser Tatsache ausgehen!“22 Wir wollen Gott lieben und ihm dienen von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand.23 Wir wollen glaubend, und doch zugleich klar und logisch denkend, für Gott leben. Wir kreuzigen nicht unser Denken, sondern wissen um die Wirklichkeit des Kreuzesgeschehens, die wirksame Entmachtung des Tyrannen, die Befreiung aus der Sklaverei Satans und die überragende Dynamik der Auferstehung auf unser jetziges und zukünftiges Leben.24 Wir gehen also von dieser Tatsache aus, dass Jesus Christus seit der Bekehrung unser neuer Herr ist und wir – das ist im absolut positiven Sinn zu verstehen – seine Sklaven sind. John MacArthur beschreibt diese glückliche Position so: „Ein Sklave Christi zu sein, bedeutet viel mehr als bloße Pflichterfüllung; die Motivation kommt aus einem Herzen, das erfüllt ist mit liebevoller Hingabe und reiner Freude.“25 Die Herausforderung besteht darin, die von Gott gegebenen Gnadenmittel in unserer Alltagswirklichkeit anzuwenden und voll auszuschöpfen. Dazu zählt das sorgfältige Hören auf Gottes Wort in der Predigt, die Anbetung Gottes, die Feier des heiligen Abendmahls mit der versammelten Gemeinde, das gemeinschaftliche und persönliche Gebet und das regelmäßige Lesen der Bibel. •

15 Duden Fremdwörterbuch: Umwandlung, Umformung, Umgestaltung 16 Römer 6,4 17 Galater 3,19-20 18 Matth 6,33 19 www.kh-vanheiden.de; NeÜ Röm 6,6 20 Schaeffer, Francis: Allein durch Christus, Hänssler Verlag, 1999 21 MacDonald, William: Kommentar zum NT, Röm 6,11, CLV Bielefeld 22 www.kh-vanheiden.de; NeÜ Römer 6,11 23 Markus 12,33 24 Epheser 1,19 25 MacArthur, John: Sklave Christ, Betanien-Verlag, 2011, Kap 13, S. 192

die Motivation kommt aus einem Herzen, das erfüllt ist mit liebevoller Hingabe und reiner Freude.

Quellen 1 2 3 4 5 6 7 8 9

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Neue ev. Übersetzung K.H. Vanheiden Römer 3,23-24 u. 4,5 Römer 8,1 Vine: Expository Dictionary of New Testament Words 1Petr 1,22 Johannes 1,12 Römer 8,1 Gal 2,20 Eph 4,22b.. „der alte Mensch… der sich durch betrügerische Begierden zugrunde richtet“ Röm 6,16.20; Joh 8,34.44; Römer 1,24-32 Agnostizismus ist eine philosophische und theologische Weltanschau ung, nach der die Existenz oder Nichtexistenz eines höheren Wesens entweder unbekannt oder grundsätzlich unerkennbar ist (Wikipedia) Galater 5,19-20 u. Eph 4,23-24 Kol 1,13 „..errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes..“ 2Kor 5,17

Hans-Jürgen Holzmann

Hans-Jürgen (*1970) ist Ehemann und Vater von 5 Kindern und ist hauptberuflich in der Immobilienwirtschaft tätig. Er schreibt regelmässig für Timotheus und ist Teil der Redaktion.

Timotheus • 11


Unser oberster Priester Text

Sebastian Heck


Die dritte Strophe des bekannten Liedes „Welch ein Freund ist unser Jesus“ endet: „ …o, so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet!“1 Woher kommt diese Redeweise und inwiefern stimmt es, dass Jesus Christus als unser König, unser Priester und unser Prophet „uns alles ist“? Und wenn es stimmt, was hat das mit dem christlichen Leben, unserem Leben im Hier und Jetzt zu tun?

as „dreifache Amt“ Christi

Die Sendung und das Werk Christi in diesem Dreiklang der Ämter zusammenzufassen geht zurück auf die Kirchenväter, die es so dem Alten und Neuen Testament entnahmen. In der Reformation gab es eine Rückbesinnung der Kirche auf Christus als ihr einziges Haupt – entgegen den Ansprüchen des Papsttums – und damit auf die Ämter Christi. Noch bevor der Reformator Johannes Calvin in seinem Handbuch der Theologie, dem „Unterricht in der christlichen Religion“, zur eigentlichen Heilslehre kommt2, behandelt er die grundlegende Frage, „wozu Christus uns vom Vater gesandt ward“3. Darin entfaltet er das so genannte „dreifache Amt Christi“. Gemäß Calvin, ist diese Lehre kein Luxus, sondern eine echte Notwendigkeit für unseren Glauben. Wir haben keinen ganzen Christus, und deshalb auch kein ganzes Heil, wenn wir Christus nicht als König, Priester und als Propheten kennen. So Calvin: „Soll also der Glaube in Christus wirklich den festen Grund alles Heils finden, soll er ganz auf ihm ruhen, so muss der Grundsatz gelten: das Amt, das ihm der Vater vertraut hat, umfasst drei Aufgaben. Er ist uns nämlich zum Propheten, zum König und zum Priester gesetzt.“4 Das Werk Christi können wir nicht verstehen, wenn wir nicht die Person Christi begreifen. Das Heil hätte nicht von irgendeiner Person vollbracht werden können, sondern nur vom fleischgewordenen ewigen Gottessohn. Umgekehrt gilt: der Sohn Gottes hätte nicht irgendein Heil vollbringen können, sondern nur dies eine und nur auf eine Weise. Person und Werk Christi gehören untrennbar zusammen. Seine Person aber müssen (und können) wir nur verstehen auf Grundlage der alttestamentlichen Verheißungen über ihn, sowie der schattenhaften Vorausdeutungen seiner Person und seines Werks in den Institutionen des Alten Bundes. Was sind die fundamentalen Institutionen, die Gott seinem Volk gegeben hat? Von Anfang an sind es drei: es ist die göttliche Lehre, vermittelt durch den Mund der Propheten; die Gottesherrschaft und Regierung, ausgeübt durch Könige, teilweise auch Richter; und schließ-

lich der Gottesdienst mit seinem Opferkult, ausgeführt durch die Priester. Könige, Priester und Propheten waren die Säulen des gesellschaftlichen, politischen und religiösen Leben des Volkes Israels. Diese drei Einrichtungen sind natürlich nicht willkürlich, sondern reflektieren etwas Wesentliches vom Wesen Gottes. Er ist ein Gott, der redet und sich offenbart. Das ist der „prophetische“ Aspekt. Dann ist er aber auch ein Gott, der regiert und herrscht als König. Und schließlich ist er ein Gott, der – bereits vor dem Sündenfall – die Gemeinschaft mit dem Menschen und dessen „priesterliche“ Anbetung sucht. Diese Wesenszüge hat Gott selber dann aber auch dem Menschen eingestiftet, den er in seinem Abbild, „ihm ähnlich“ geschaffen hat (vgl. 1Mos 1,26-27). Er hat ihn zum „Vizekönig“ bestimmt, zum königlichen Herrscher (1Mos 1,26-28), der im Heiligtum des Paradiesgartens einen priesterlichen Dienst verrichtet und auch als Prophet aktiv wird (vgl. 1Mos 2,19-20). Doch die drei Hauptämter im Volk Israel sind nicht nur das Spiegelbild dreier Eigenschaften Gottes oder – analog dazu – dreier Aufträge des Menschen als Ebenbild dieses Gottes. Die große Gemeinsamkeit dieser Ämter im Volk Gottes besteht darin, dass sie jeweils zu diesem Amt von Gott selbst gesalbt wurden. Propheten wurden gesalbt (z.B. Ps 105,15; Jes 61,1; 1Kön 19,1516); Könige wurden gesalbt (z.B. die Salbung Davids: 1Sam 16,1-13); und Priester ebenso (z.B. Aaron: 2Mos 29,21; 3Mos 8,12; 3Mos 4,3.16). Die Salbung war die göttliche Legitimation für den Dienst. Sie war aber auch untrennbar verbunden mit der Gabe des Heiligen Geistes. Bei der Salbung Davids etwa lesen wir: „Und der Geist des HERRN kam über David, von diesem Tag an und weiterhin“ (1Sam 6,13). Bereits im Alten Testament finden wir „Grenzüberschreitungen“ zwischen diesen drei Hauptämtern. Priester, die auch Könige waren (Ps 110); Richter, die auch Propheten waren (Samuel); Könige, die auch Propheten waren (David). Vor allem sehen wir das bei Melchisedek – einem wichtigen Vorboten Christi – der „König von Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchs-

Timotheus • 13


ten“ war (Hebr 7,1). Mit dem Auftreten Christi wird dann klar, dass diese Ämter gerade in ihrer Vielfalt auf Christus hinweisen, der sie alle in sich vereint – als der vollkommene und unsterbliche Hohepriester, als der letzte und endgültige Prophet (vgl. Hebr 1,3) und als der ewige König auf dem Thron des Hauses Davids (vgl. Apg 2,30). So gesehen füllt Christus nicht drei unterschiedliche Ämter aus, sondern ein dreifaches Amt in einer Person. Christus wurde – nach alttestamentlichem Vorbild – gesalbt zu diesem Amt. Das ist immerhin die Bedeutung seines Namens – „Christus“, der Gesalbte (vgl. Hebr 1,9). Er wurde gesalbt und eingesetzt als Prophet (in Erfüllung von 5Mos 18,15; vgl. Apg 3,22), als Hoherpriester (in Erfüllung von Ps 110,4; Hebr 7,21) und als König (in Erfüllung von Ps 2,6; Lk 1,33). Der Heidelberger Katechismus, eines der bekanntesten kirchlichen Bekenntnisse aus der Reformationszeit, fasst dieses dreifache Amt wunderbar zusammen, wenn er uns in Frage 31 fragt: Frage Warum wird er „Christus“, das heißt Gesalbter, genannt? Antwort Er ist von Gott dem Vater eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart; und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns alle Zeit mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält. Wir wollen das Priesteramt Christi herausgreifen und uns mit der Frage beschäftigen, wie dieses Amt Christi als „unserem einzigen Hohenpriester“ mit unserer Heiligung, ja mit unserem ganzen christlichen Leben zusammenhängt.

„Unser einziger Hoherpriester“

Dass Jesus vom Vater gesandt wurde, um in seinem Leben und Sterben das Amt eines Priesters auszufüllen, müssen wir auf dem Hintergrund des alttestamentlichen Priester- und Opferkultes verstehen. Priester hatten die Aufgabe, als Stellvertreter des Volkes in das Heiligtum bzw. das Allerheiligste zu treten, um dort Vergebung für die Sünden des Volkes zu erwirken und Opfer zu bringen. In Hebr. 5,1 finden wir eine allgemeine Aufgabenbeschreibung des (alttestamentlichen) Priesters: „Denn jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen eingesetzt in dem, was Gott betrifft, um sowohl Gaben darzubringen als auch Opfer für die Sünden.“ Darin sehen wir einmal: der Priester ist „von Menschen“ und „für Menschen“. Er ist fundamental ein Stellvertreter in religiösen Dingen. Zweitens ist er von Gott eingesetzt (Hebr 5,4). Und drittens ist seine besondere Aufgabe, Gaben und Opfer zu bringen für Sünden. Seine Funktion als Stellvertreter versetzt den Priester

14 • Timotheus

viertens in die Position des Mittlers – zwischen Gott und dem Volk. Er steht zwischen Gott und den Menschen, vertritt einerseits das Volk vor Gott (z.B. in der Fürbitte, Hebr 7,25), andererseits Gott vor dem Volk (z.B. im Segen, 3Mos 9,22). Diese Beschreibung trifft in besonderem Maß auf Jesus Christus zu. Bereits im Alten Testament selbst sehen wir, wie alle bisherigen Hohepriester nur einen vorläufigen Dienst taten. Gott lässt aber ankündigen, ja schwört mit einem Eid (vgl. Hebr 7,20-21), dass einst ein Hoherpriester kommen wird – ein „Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks“ (Ps 110,4). Ein Mensch, wie Melchisedek, der „König von Salem“, aber doch – wie jener – „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens“, ein „Priester für immer“ (Hebr 7,2.3). Jesus wird als Hoherpriester bezeichnet (Hebr 3,1; 4,14; 5,5; 6,20, 7,26, 8,1). Er wurde von Gott gesandt und eingesetzt als Hoherpriester. Er wurde gesalbt – zwar nicht mit Öl, aber bei seiner Taufe kam der Geist auf ihn, der ja der Agent der Salbung ist (Mt 3,16). Prophetisch wurde er in Bethanien „auf sein Begräbnis hin“, d.h. für seine priesterliche Aufgabe gesalbt (Mt 26,6-12). In der Synagoge las Jesus die Worte von der Salbung des Messias aus Jesaja 61,1 und betrachtete sie schlicht und ergreifend als „erfüllt vor euren Ohren“ (Lk 4,21)! Auch Jesus war, in besonderem Maße, der Stellvertreter des Volkes Gottes. Die Taufe Jesu ist von besonderer Bedeutung, da Jesus dort – genauso wie das Volk Israel (2Mos 4,22) – von Gott als sein „geliebter Sohn“ ausgewiesen wird (Mt 3,17) und er sich selbst öffentlich mit dem Volk Gottes identifiziert. Obwohl Jesus an und für sich die Taufe des Johannes, eine Taufe zur Buße (Mt 3,11), nicht nötig hat, reiht er sich ein in die Reihe der Sünder, die sich dieser Taufe unterziehen. Jesus wird auch eindeutig als ein Priester erkannt, in dem er (ein) Opfer für die Sünden bringt. Und schließlich erfüllt Jesus auch den zuletzt genannten Aspekt eines Priester – er ist auch ein Mittler zwischen Gott und Mensch; ja, der einzig wahre Mittler, der schon in seiner Person durch die Fleischwerdung zwischen Gott und Mensch „vermittelt“. „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat“ (1Tim 2,5-6).

Ein heiliger Priester – ein heiliges Opfer

Mit dem „Lösegeld“, das der Mittler Jesus Christus gegeben hat, verbinden wir in erster Linie – zu Recht – die Erlösung, d.h. die Rechtfertigung. Als unser Stellvertreter gab Jesus sein Leben als Lösegeld, um uns mit Gott zu versöhnen (Eph 2,16; Kol 1,20). Als unser Hoherpriester gab er sein eigenes Leben als Sühnopfer (Röm 3,25), wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird (Jes 53,7). Durch sein vergossenes Blut sind wir gerechtfertigt (Röm 5,9; Eph 1,7; Kol 1,14), aus purer göttlicher Gnade, allein durch den Glauben (Röm 3,25). Gottes Zorn ist besänftigt, ja befriedet, indem er das Opfer Christi angenommen hat anstelle


unseres verwirkten Lebens. Das ist die biblische Lehre der Rechtfertigung aus Gnaden allein (sola gratia) durch den Glauben allein (sola fide). Diese Wahrheit von Christus als „dem Gekreuzigten“ (1Kor 2,2) steht im Mittelpunkt des Evangeliums. Doch leider stehen wir oft in der Gefahr, dass wir das priesterliche Amt und Wirken Christi auf seinen Opfertod am Kreuz beschränken, fast als ob es seit seinem Kreuzestod kein solches Amt mehr gäbe. Dabei beschreibt das Neue Testament Christus gerade nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt als einen sehr aktiven Hohenpriester (vgl. Röm 8,34; Hebr 10,12)! Es gibt im Neuen Testament eine wichtige und klare Linie, die das Werk der Heiligung in den Gläubigen direkt mit dem priesterlichen Amt Christi in Verbindung bringt.

Das Opfer Jesu Christi war an sich schon eine Tat der Heiligung.

Der Hebräerbrief beispielsweise legt eine starke Betonung auf den Kontrast, die Unterschiede zwischen den unvollkommenen, sündhaften Priestern des Alten Bundes und Jesus Christus, dem „Bürgen eines besseren Bundes“ (Hebr 7,22), der niemals sündigte (7,26). Jene starben, als Folge der Sünde, während dieser „in Ewigkeit bleibt“ (7,24). Während die Opfergaben und -tiere unvollkommen waren und von unvollkommenen Priestern geopfert wurden und an sich nicht retten konnten (10,4), war unser Hoherpriester Jesus Christus ein heiliger Priester, ohne Sünde, der ein heiliges und makelloses Opfer brachte – sich selbst, das Leben des Sohnes Gottes, ein Opfer, das Gott wohlgefiel und das alle rettet, für die es gebracht wurde. „Denn ein solcher Hoherpriester tat uns not, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher als die Himmel ist, der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses letztere hat er ein für allemal getan, indem er sich selbst als Opfer darbrachte.“ (7,26-27) Diese Opfertat bringt der Hebräerbrief dann in Verbindung mit dem Stichwort Heiligung. „Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wieviel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt“ (9,13-14, Hervorhebungen hinzugefügt). Das Opfer Jesu Christi war an sich schon eine Tat der Heiligung. Inwiefern? Nicht in dem Sinne, dass dadurch aus uns, die wir glauben, schon solche Menschen geworden wären, die nicht mehr sündigen. Wie dann? Wir sehen hier, dass die Heilige Schrift auf zweierlei Weisen von unserer Heiligung spricht. Sie spricht einmal von einer definitiven Heiligung. Diese passiert in einem Moment – mit dem hochrichterlichen Freispruch der Rechtfertigung – und ist durch und durch vollkommen. Das ist die Heiligung, von der Hebräer 9,13 spricht. Daneben gibt es aber auch eine progressive

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Heiligung. Sie ist die schrittweise Veränderung und Umgestaltung unseres Wesens, das Ablegen des alten Menschen und das Anziehen des Neuen, „der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24). Auch davon spricht Hebräer 9, und zwar in Vers 14. Weil wir unsere „toten Werke“ losgeworden sind, in der definitiven Erlösung und Heiligung, können wir jetzt auch – je länger je mehr – „dem lebendigen Gott dienen.“ Christus hat in seinem priesterlichen Amt beides vollbracht – und vollbringt es noch. Er hat uns ein für allemal geheiligt durch das makellose Opfer seines Lebens am Kreuz. Durch Gott sind wir „in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung“ (1Kor 1,30). Dieser Heiligung ist nichts hinzuzufügen. Durch seine Gerechtigkeit sind wir gerechtfertigt (Röm 5,18). Er, der „von keiner Sünde wusste“, wurde „für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden“ (2Kor 5,21). Gerechter und heiliger als das (als er!) können wir niemals werden! Doch Christus, unser Hoherpriester heiligt, uns nun auch sukzessive, Tag für Tag, durch den Heiligen Geist. Im hohepriesterlichen Gebet betet Jesus noch kurz vor seiner Hinrichtung für seine Jünger, für deren kontinuierliche Heiligung zum Vater: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt.“ Und fügt hinzu: „Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit“ (Joh 17,17-19). Hier haben wir eine explizite Verbindung des hohepriesterlichen Wirkens Jesu und unserer Heiligung.

Eine heilige Priesterschaft – ein lebendiges Opfer

Weil Christus sich selbst geheiligt hat, im Gehorsam gegenüber Gott und Gottes Gebot, damit er selber ein makelloses, perfektes, annehmbares und wirksames Opfer für die Seinen bringen konnte, deshalb sind auch wir geheiligt. Ein für allemal. Definitiv! Aber deshalb werden wir auch weiterhin, progressiv geheiligt, „in seiner Wahrheit“, der Wahrheit des Wortes und Gebotes Gottes. Genauso wenig wie wir das priesterliche Amt Christi auf seinen Tod am Kreuz (d.h. auf die Erlösung) reduzieren dürfen, dürfen wir unser „priesterliches“, geistliches Leben auf den Zeitpunkt unserer Erlösung beschränken. Die Wiederentdeckung der biblischen Lehre des dreifachen Amtes Christi hat unmittelbare und praktische Folgen für unser christliches Leben. Durch den Glauben haben wir Gemeinschaft mit Christus und Anteil an allen seinen Schätzen (Eph 1,3; Kol 2,3). Somit auch an seiner Salbung und an seinem dreifachen Amt. Unser heiliger Hoherpriester hat „uns von unseren Sünden gewaschen […] durch sein Blut“ und „uns zu Königen und Priestern gemacht […] für seinen Gott und Vater (Offb 1,5-6). Das ist keine einmalige Angelegenheit, sondern beschreibt unser ganzes Leben - genauso wie die Heiligung Christi („ich heilige mich selbst für sie“ - Joh 17,17) sein ganzes Leben beschreibt. Es ist nicht damit getan, dass wir die Bedeutung Christi als unser Hoherpriester für unser geistliches Leben wiederentdecken, wir müssen auch unser Leben als Christen wieder in diesen Kategorien (König, Priester, Prophet) begreifen. Beschreibt nicht der Apostel Paulus das Leben derer, die die wunderbare „Barmherzigkeit

Christus hat in seinem priesterlichen Amt beides vollbracht - und vollbringt es noch. Er hat uns ein für allemal geheiligt durch das makellose Opfer seines Lebens am Kreuz. 16 • Timotheus


Gottes“ kennengelernt haben, ausdrücklich als einen priesterlichen Dienst? „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst!“ (Röm 12,1) Und bauen die Ermahnungen des Apostel Petrus im 1. Petrusbrief nicht auf denselben Zusammenhang zwischen unserem Hohenpriester (Jesus) und der Priesterschaft der Gläubigen auf? „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht …“ (1Pet 2,9-10).

berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht“ (Röm 8,29-30). Die endgültige Verherrlichung ist so gewiss, wie unsere Erlösung es ist. Beides – o Wunder der Wunder! – ist im Werk unseres großen Hohenpriesters Jesus Christus inbegriffen. Und so dürfen wir uns freuen: „Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Das ist der Trost aus der Lehre vom Priesteramt Christi. Doch wer diesen einzigen Trost hat, ja „jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist“ (1Joh 3,3). •

Ich lasse noch einmal den eingangs zitierten Heidelberger Katechismus zu Wort kommen, der die Salbung Christi unmittelbar mit der Salbung des Christen verknüpft und uns so mit unserm ganzen Leben in die Pflicht nimmt. Frage 32 lautet:

1 2 3 4

Quellen

Verfasser Joseph Scriven (1819-1886); Übersetzung Ernst Gebhardt. Unterricht in der christlichen Religion, Buch II,16. Ebd.,15. Ebd.,15,1.

Frage Warum wirst aber du ein Christ genannt? Antwort Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite und hernach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche.

Ausblick: Vollendung in Heiligkeit

Das christliche Leben ist ein Leben unter dem Kreuz. Ein Leben aus der Erlösung und zur Heiligung. Es ist ein Leben im Gehorsam unter unserem Herrn Jesus Christus in seinem dreifachen Amt als König, Priester und Prophet, indem auch wir prophetisch „seinen Namen bekennen“, uns ihm priesterlich „zu einem lebendigen Dankopfer“ hingeben „und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel“ streiten. Es ist aber deshalb keineswegs ein ungewisses, defätistisches (d.h. resigniert verzweifeltes) oder krampfhaftes Leben. Der Heidelberger Katechismus schließt mit Recht mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Ich werde eben deshalb ein „Christ“, ein Gesalbter genannt, damit ich „…hernach [königlich!] in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche“. Das ist die Lehre der Schrift: Die Heiligung, die unsere lebenslange Aufgabe ist, ist auch das Werk des Hohenpriesters Christus, durch den Heiligen Geist, den er eben dafür gesandt hat. Nichts bleibt dem Zufall überlassen (vgl. Phil 1,6; 1Thess 5,23-24). Wir sind „ausersehen“ und „vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber

Sebastian Heck

Sebastian (*1975) ist Ehemann und Vater von 3 Kindern. Er ist Pastor der Selbstständigen Evangelisch-Reformierten Kirche Heidelberg. Mehr Infos: www.serk-heidelberg.de

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Von einem der das Kreuz auf sich nahm Text

P E T E R VOT H


Es war, als hätte Johannes der Täufer mit mahnender und gewaltiger Prophetenstimme aus den Kerkern des Herodes auf den Appellplatz von Buchenwald gerufen, berichteten Überlebende. „So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben“ waren die Worte, die den Häftlingen durch Mark und Bein gingen. Es war Ostersonntag – und die Stimme gehörte Pfarrer Paul Schneider.

aul Schneider, der Prediger von Buchenwald, und Dietrich Bonhoeffer, der Widerstandskämpfer, waren Zeitgenossen und gelten als die bekanntesten Märtyrer des zweiten Weltkrieges. Doch während Bonhoeffer enormen Zuspruch (auch unter Evangelikalen) erhält, ist Paul Schneider weit weniger bekannt und nur verhältnismäßig wenige kennen seine Geschichte. Auf den ersten Blick scheinen beide Lebensbilder sehr ähnlich zu sein. Beide waren evangelische Pastoren und beide starben in einem KZ unter dem nationalsozialistischen Regime Adolf Hitlers. Doch trotz aller (augenscheinlichen) Parallelen unterschieden sich Leben, Wandel und Umstand des Martyriums der beiden Pastoren auf erstaunliche Weise. „Das Kreuz auf sich nehmen“ war für Paul Schneider nie ein leeres Kanzelwort, das halt so im Neuen Testament steht und das man einfach predigen und dem man eine abstrakte Deutung geben muss (wie es heute so vielfach der Fall ist). Nein, er predigte und lebte es. Diese Worte aus Matthäus 16,24 waren für ihn kein Versuch oder vages Vorhaben. Es war sein radikales Statement und nahm damit allen Namenschristen in der Nazizeit den Wind aus den Segeln. Während Bonhoeffer seine Hand zum Hitlergruß hob, um nicht auffällig zu werden, nahm Schneider auf dem Appellplatz des KZ nicht mal seine Mütze ab, um dem „Hakenkreuz“ die Ehre zu erweisen (was ihm schreckliche Strafen einbrachte). Paul Schneiders Geschichte ist so beeindruckend, heroisch, anrührend und „tragisch“, als wäre sie direkt aus der Bibel.

Ein zerschlagener Zweifler

Paul wurde am 29. August 1897 in bescheidene, aber behütete Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater war Pfarrer auf dem Land und unterhielt auch einen Hof, auf dem Paul schon früh mithalf. Nachdem er als Soldat aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt war (er wurde für seinen Soldatendienst mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse ausgezeichnet), studierte Paul Theologie in Gießen, Marburg und Tübingen. Infolgedessen lernte er auch seine Frau Margarete kennen, die er kurz vor seiner Amtseinführung als Pfarrer in Hochelheim (Schneider übernahm dort das Pastorat seines Vaters, als dieser starb) im August 1926 heiratete. Davor war Paul Schneider fast ein Jahr bei der Stadtmission in Berlin als Helfer tätig. Diese Zeit sollte ihn entscheidend prägen, denn er kam mit der Erweckungsbewegung in Berührung, in der er erstmals eine sprichwörtliche Hingabe an Christus erlebte. Er berichtete seinerzeit: „Sie machen den Eindruck von wirklich Erlösten. Sie bewähren Ihr Christentum in großer Opferkraft und Freudigkeit. Ganz kindlich verkehren sie mit dem Heiland wie mit dem nahen und wirklich lebendigen Freund, der gewiss all ihr Anliegen erhört.“1

Paul Schneiders Geschichte ist so beeindruckend, heroisch, anrührend und „tragisch“, als wäre sie direkt aus der Bibel. Timotheus • 19


In dieser Zeit war Paul ein depressiver und an Gott zweifelnder Theologiestudent, der sich seiner Sache nicht sicher war und doch schon damals ein Mann mit bemerkenswertem Charakter. „Paul Schneider war ein so stiller, liebenswerter Mensch, dass ich mir später gar nicht vorstellen konnte, wie es ihm möglich war, in dem KZ Buchenwald in einer so unerhörten Weise seine Kameraden zu stärken“,2 berichtete ein Zeitzeuge. Obwohl er in Berlin eine andere und entscheidende Dimension des Glaubens entdeckte, hieß er nicht alle Praktiken der Erweckungsbewegung für gut. So war Paul Schneider ausdrücklich dafür, zu Jesus Christus bewusst umzukehren und Ihn als Herrn anzuerkennen, doch er konnte der Methode nichts abgewinnen „gewaltsam“ eine Bekehrung durch Drängen und „Nach-vorne-Kommen“ zu bewirken. Er hielt die Praxis, eine „Entscheidung“ für Christus zwanghaft auf ein Datum festzunageln, (zu Recht) nicht für biblisch. Hatte Jesus nicht selbst das unergründliche Handeln des Heiligen Geistes beschrieben, der die Wiedergeburt bewirkt? „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh 3,8) Um Pauls unglaubliche Geradlinigkeit und Standhaftigkeit in späteren Zeiten nachzuvollziehen, muss man wissen, dass er als junger Pastor viele innere Nöte und Krisen durchlebte. So schrieb er in sein Tagebuch, als er mit dem Stand als Pastor haderte (1925-26): „Du, mein Gott, hast mich zerschlagen. An deine Gnade und Barmherzigkeit wende ich mich, verwirf mich nicht von deinem Angesicht und zeige mir den Weg, den ich gehen soll. Wo dein Geist mich nicht immer wieder aufgerichtet hätte, wäre ich lange vergangen ... Mein Gebetsleben war von je her sehr kümmerlich und ist nun versiegt“.3 Diese Demut und Zerschlagenheit erinnert unweigerlich an König David, der sich in seinem bekannten Bußpsalm (Ps 51) ähnlich äußert. In Pauls Tagebüchern sind viele ähnliche Einträge zu finden, die eine völlige eigene Unfähigkeit und Schwachheit vor Gott dokumentieren. Dies war wohl die nötige „Ausgangssituation“, um sich später der Größe und Stärke Gottes in mehr als widrigen Umständen bewusst zu sein.

Der Weg des Kreuzes

Dass er der Diktatur ein Dorn im Auge war, wusste die Familie, doch mit dem nun folgenden Verlauf rechnete niemand. Der Grund für seine Verhaftungen waren negative Äußerungen über das Hitler-Regime und Goebbels in seinen Predigten. Die Lage verschärfte sich aber erst, als er bei der Beerdigung eines Jungen aus der Hitlerjugend im Ort dem NS-Kreisleiter widersprach, der widerbiblische Äußerungen zum Leben nach dem Tod gemacht hatte. Schneider war jedoch nicht leicht mundtot zu kriegen und widersetzte sich dem Predigtverbot und Versetzungen energisch. Zwar wurde er vorsichtiger und versuchte soweit es ging, seine „Gegner“ sanfter zu stimmen, doch niemals – auch nicht ein einziges Mal – auf Kosten des Evangeliums. Die Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit des sechsfachen Vaters mündete schließlich in Inhaftierungen und zähen Verhandlungen mit den Behörden. Eine wirkliche Chance hatte Schneider jedoch nie. Es war Adolf Hilter persönlich, der letztendlich die Überführung Schneiders nach Buchenwald anordnete.

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Diese Demut und Zerschlagenheit erinnert unweigerlich an König David, der sich in seinem bekannten Bußpsalm ähnlich äußert.


Die letzte Predigt in Schneiders regulärem Pfarrdienst sollte im Hinblick auf sein Ende eine neue, ja, fast prophetische Dimension bekommen. Es war bezeichnenderweise die Osterpredigt 1937 – das Jahr seiner vierten und letzten Verhaftung. Der Predigttext war Lukas 18,37-43, wo Jesus unter anderem sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung voraussagt. Ich möchte bei dieser Gelegenheit einige Passagen dieser reichhaltigen Botschaft zitieren, die Schneiders Verständnis vom Evangelium und von der Nachfolge auf eine eindrückliche Weise offenbaren. So sprach er, bereits in die Enge getrieben und überwacht, zu seiner Gemeinde: „Der Weg des Meisters ist aber der Weg seiner Jünger und seiner Gemeinde, so wie es die Apostel hernachmals auch gelernt und erfahren haben. Auch für die Jünger und die Gemeinde kann es nur durch Leiden zur Herrlichkeit, durch das Kreuz zur Krone gehen ... ›Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden ...‹ und: ›Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie dann lügen‹ und wiederum: ›Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich.‹ ... Der natürliche Mensch sieht in dem Kreuz und dem Kreuzesweg nur den Zusammenbruch aller menschlichen Kräfte, nur das gänzliche Ende und Aus-Sein eines Weges, dass er ohne Glaube nimmer bereit sein kann, den Weg des Kreuzes zu gehen. Darum muss er allerdings auch an der Herrlichkeit des Sieges und an der göttlichen Wundermacht vorbeizielen ... Auch du kannst an Jesu Herrlichkeit und Sieg nicht Anteil haben, als indem du das heilige Kreuz um Jesu willen auf dich nimmst und mit ihm den Leidens- und Sterbensweg gehst ... Der Herr, der uns vorangeht im Kreuz, der wird auch uns stärken und erhalten vor dem Bösen. Er wird unser Leben, wenn wir es hier an ihn verlieren, erhalten zum ewigen Leben.“4

Doch selbst dann erhob Schneider, bis zur Unkenntlichkeit verkümmert, kaum mehr als ein Skelett, seine Stimme und klagte die Vollstrecker an „Sie sind ein Massenmörder! Ich klage Sie an des Mordes an diesen Häftlingen!“ dann zählte er die Namen der Opfer der letzten Wochen auf, die er sich alle gemerkt hatte. Dieses grausame Schauspiel wiederholte sich ein Jahr lang, bevor dem Pfarrer, der mit nichts zum Schweigen zu bringen war, auch die letzten Kräfte schwanden. Paul Schneider starb letztlich durch eine Giftspritze des Lagerarztes. Es hieß, dass der geschundene Körper Paul Schneiders bei seinem Tod keine heile Stelle mehr aufwies. Um dies zu vertuschen, wurde sein Sarg bis zur Beisetzung versiegelt und durch die Polizei bewacht. Hast du die Kosten der Nachfolge schon überschlagen? Hast du erkannt, dass das Kreuz nicht nur Heil und Sieg, sondern Entbehrungen und Opfer für dieses Leben bedeuten? Lasst uns einstimmen mit unserem vorausgegangen Bruder und Glaubenskämpfer Paul Schneider „ ... (über allem steht) die Verheißung, dass unser Glaube der Sieg sei, der die Welt überwunden hat, und dass wir mit Christo leben, regieren und triumphieren sollen, wenn wir hier mit ihm gelitten haben und mit ihm gestorben sind.“5 Soli Deo Gloria. • Quellen

1 Schneider, M., Paul Schneider – Der Prediger von Buchenwald, 3. Auflage 2010 (SCM Hänssler), S. 69 2 Ebd., S. 72 3 Ebd., S. 78 4 Ebd., S. 232-237 5 Ebd., S. 233

Ein Heiliger ohne heile Stelle

Im KZ Buchenwald war es schließlich seine Weigerung, beim Appell die Mütze zur Ehre des Führers zu heben, die ihm eine „Sonderbehandlung“ im Bunker bescherte: Er wurde in einen finsteren Bunker in Einzelhaft gesperrt. So stand Pfarrer Paul Schneider mit strammer Haltung und bedeckten Haupt vor der gehissten Hakenkreuz-Flagge. Ein Bild mit Symbolcharakter, wie ein Fels in der Brandung. Den berüchtigten Bunker sollte er erst nach 13 qualvollen Monaten wieder verlassen dürfen – als toter Mann. Obwohl er im Bunker fast nichts zu essen bekam und völlig ausgezehrt und abgemagert war, verweigerte er am Freitag (dem Todestag des Herrn) jede Nahrungsaufnahme. Immer wieder, wenn zu Festtagen zu feierlichen Appellen gerufen wurde, erhob der Pfarrer seine Stimme um zu predigen. Überlebende aus Buchenwald berichteten später, es habe geklungen wie eine Stimme aus einer anderen Welt. Als ob ein Prophet oder der Täufer Johannes selbst mit mahnender Stimme zugegen wäre. Diese „Predigten“ dauerten aber nur wenige Sätze an. Die Wächter bearbeiteten Schneider mit so harten Schlägen, dass er quer durch die Zelle in die Ecke des Bunkers flog.

Peter Voth

Peter (*1986) ist Redakteur, Mit-Herausgeber und Creative Director von Timotheus. Beruflich ist er als Grafikdesigner tätig. Mehr Infos: www.about.me/petervoth

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Text Peter Voth Apps gibt es inzwischen für fast alle erdenklichen Zielgruppen. Doch wie sieht es mit „christlichen“ Apps aus? Gibt es nützliche Applikationen, zum Beispiel Bibel-Apps, die uns in unserem Wandel als Nachfolger Jesu helfen können? Wir haben den Test gemacht! BasisBibel

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2

Bereits die Printausgabe der BasisBibel hat für Furore gesorgt. Besonders gestalterisch konnte diese neue Übersetzung Maßstäbe setzten und gewann sogar den Red Dot Award. Nun wurde das Neue Testament als kostenplfichtige App veröffentlicht. Ich habe die App auf dem iPhone getestet. Die Bedienung und Optik der App ist den meisten vergleichbaren deutschen Bibel-Apps schonmal überlegen. Die BasisBibel-App weiß vor allem durch die vielen und nützlichen Features zu überzeugen. Zu allen Büchern des NT gibt es ausführliche Einführungen, dazu einen intuitiven Themenindex. Hinzu kommt ein Lexikon und eine Medienrubrik mit Bildern und Karten. Sogar an verschiedene Bibellesepläne und eine optische Anpassung wurde gedacht. Allerdings liegt die App nur als Neues Testament vor. Zum eingehenden Bibelstudium empfiehlt sich eher die Elberfelder oder die Schlachter 2000 Übersetzung. Technisch und optisch gibt es derzeit sicher keine bessere Bibel-App für iPhone & iPad.

Bibel

Diese Bibel-App liegt nicht nur vollständig mit AT und NT vor, sondern gleich in mehreren Übersetzungen. Allerdings handelt es sich dabei um lizenzfreie Versionen die allesamt etwas älter sind und sprachlich dementsprechend klingen. Die verfügbaren Übersetzungen sind die Elberfelder 1871 & 1905, Luther 1545 & 1912 sowie die Schlachter 1951. Wer es sprachlich eher „traditionell“ mag, kann hier also getrost „zugreifen“. Zumal der Download gratis (und ohne Risiko) ist. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass diese App ihre Macken hat und des öfteren auch abstürzt. Auch gibt es so gut wie keine Features und sie kann sowohl von der Optik als auch von der Bedienung der BasisBibel-App nicht das Wasser reichen. Im Alltagstest hat sich die App leider nicht bewährt. Zum Nachschlagen von alten Übersetzungen völlig ok, für mehr reicht es (leider noch) nicht.

Entwickler

Tiago Petrucci Ribeiro Erhältlich für

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3-


Bibel (Holy Bible)

Die Bibel-App von „YouVersion“ (youversion.com), ein Ableger von Lifechurch.tv, ist vielleicht die beste kostenlose Bibel-App, die es überhaupt gibt. Es werden sage und schreibe 294 Übersetzungen in 144 Sprachen angeboten. Dabei wurde hier auch nicht an Features und Hilfen gespart. Bibellesepläne sind ebenso integriert, wie Lesezeichen, Erinnerungen und eine Notizmöglichkeit. Entwickler

LifeChurch.tv Erhältlich für

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1-

Um alle Funktionen auch vollkommen ausnutzen zu können ist allerdings eine Registrierung nötig. Diese ermöglicht dann aber auch alle seine „virtuellen“ Bibeln, sowohl am Computer als auch mobil, immer synchron zu halten (z.B. Notizen und Lesezeichen). Das umfangreiche Angebot und die nützlichen Features wissen zu überzeugen und sind in dieser „Preisklasse“ konkurrenzlos.

Losung

Diese kostenlose App ist keine Bibel-App im klassischen Sinne, sondern wie der Name bereits unschwer erkennen lässt, eine Losung für jeden Tag. Die Losung enthält jeweils einen Vers aus dem Alten und Neuen Testamment. Die App ist sehr liebevoll gestaltet und kommt in einem ansehnlichem „Editorial Design“ daher. Da passt auch der Slogan des Apps „Gottest Wort für jeden Tag. Mit Stil.“ Das gute ist, dass kaum Speicherplatz nötig ist und die App offline funktioniert. So wird das Wort Gottes auch abseits vom mobilen Internet „geliefert“. Allerdings kann eine „Losung“ nie als Ersatz für das persönliche Bibelstudium dienen. Als Ergänzung zum täglichen Bibellesen oder als „Erinnerung“ taugt es allemal. Auch kann man sich die Herausforderung setzten, jeden Tag die Losung auswendig zu lernen. Ein kleines, aber feines App.

ESV Bible

Entwickler

Crossway

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Für alle App-user mit Englischkenntnissen dürfte diese App, wohl die erste Wahl sein. Die English Standard Version avancierte innerhalb kürzester Zeit zu den meistgenutzten Bibelübersetzungen, besonders in reformatorischen Kreisen. Dafür verantwortlich dürfte wohl auch die bekannte ESV Study Bible sein. Genau wie die gedruckten ESV Bibeln, ist auch die App sehr schön gestaltet. Die Bedienoberfläche ist wirklich sehr gut gemacht. Meiner Meinung nach kommt diese App dem Lesen einer gedruckten Bibel am nächsten. Das App kann sowohl online als auch offline genutzt werden. Auch hier kann man sich einen Account einrichten und so Notizen und Markierungen synchronisieren. Eine absolute Pflicht-App an der man nicht vorbeikommt, wenn man auf maximales und komfortables Lesevergnügen wert legt.


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Das Kreuz – Zentrum des christlichen Glaubens John Stott

Biblische Lehre

Der weltweit bekannte und im Juli 2011 verstorbene Theologe John Stott hat ein umfassendes Werk über das Kreuz verfasst. Mit theologischer Präzision und einfacher Sprache gelingt es ihm, die Herrlichkeit des Kreuzes von Golgatha darzustellen. Er verzichtet nahezu durchgehend auf spannende Geschichten und einfallsreiche Illustrationen. Tiefgründig und in lebendiger Art erklärt er grundlegende Begriffe sowie ihre Beziehung zueinander. Beispielsweise den Zusammenhang von Vergebung und Rechtfertigung beschreibt er mit folgenden treffenden Worten: „... die beiden Begriffe verhalten sich gewiss ergänzend zueinander; sie sind nicht identisch. Vergebung erlässt unsere Schulden und hebt unsere Strafwürdigkeit auf; Rechtfertigung verleiht uns einen gerechten Stand vor Gott“ (S. 233 f.). An einigen Stellen geht er auf unterschiedlichen Ansichten ein und begründet die nach seiner Auffassung richtige Auslegung. Auffallend ist sein ehrfurchtsvoller Umgang mit dem Wort Gottes. Seine Gedankengänge sind nicht philosophischer Natur. Sie entfalten sich im Rahmen der Heiligen Schrift, stets klar und widerspruchsfrei. Man muss nicht Theologe sein, um dieses Buch mit Vergnügen lesen zu können. Jeden Christen, ob Kind oder Vater im Glauben, vermag die Lektüre dieses Buches zum vertieften Verständnis und zur größeren Wertschätzung des Kreuzes zu führen. Um das Wort vom Kreuz in seiner umfassenden und tiefen Bedeutung zu verinnerlichen, sollte allerdings das Lesen durch intensives Nachdenken und das Nachschlagen der Bibelstellen begleitet werden. Als Kostprobe sei hier die sorgfältige Abgrenzung der vier Bilder für das Heil (Sühnung, Erlösung, Rechtfertigung und Versöhnung) erwähnt: „Sie sind nicht alternative Erklärungen für das Kreuz, die uns eine Bandbreite liefern, aus der wir auswählen können, sondern sie ergänzen einander, indem jedes einen entscheidenden Teil zum Ganzen beiträgt. Was die Bildsprache angeht, so führt uns „Sühnung“ in die Rituale an einem Schrein ein, „Erlösung“ in die Transaktion auf einem Markt, „Rechtfertigung“ in die Vorgänge in einem Gerichtssaal und „Versöhnung“ in die Erfahrung in einem Heim oder einer Familie“ (S. 213). Im vierten und letzten Teil des Buches beschreibt Stott das Leben unter dem Kreuz. Hier stellt er deutlich heraus, dass das Wort vom Kreuz nicht eine abstrakte Theorie ist, sondern uns zu einer radikalen Lebensweise herausfordert und inspiriert. Das Kreuz Christi durchdringt das ganze Leben, wenn es recht verstanden und wertgeschätzt wird. Ich wünsche mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen und dadurch das Kreuz Christi in seiner tiefen Bedeutung verstehen und lieben lernen. • Waldemar Dirksen Das Buch ist im FRANCKE VERLAG erschienen und kostet EUR 14,95. Unter dem QR-Code Links geht es direkt zur Bestellung!


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von Jonathan Edwards ~ Entschlossen #1 ~ Ich bin entschlossen, das zu tun, was am meisten zu Gottes Ehre, zu meinem eigenen Besten und zu meiner Freude dient; dies will ich mein Leben lang tun ohne Rücksicht auf meine Zeit, sei es jetzt oder unzählige Jahre von hier an. Ich bin entschlossen, das zu tun, was ich für meine Pflicht halte, was am Besten ist und allgemein der Menschheit zum Vorteil dient. Ich bin entschlossen, dies zu tun, ganz gleich was für Schwierigkeiten mir auch begegnen, seien es noch so viele und noch so große. ~ Entschlossen #2 ~ Ich bin entschlossen, beständig danach zu streben, neue Erfindungen und Vorrichtungen ausfindig zu machen, um die oben erwähnten Dinge voranzutreiben. ~ Entschlossen #3 ~ Ich bin entschlossen, wenn ich je fallen und träge werden sollte, so dass ich es vernachlässige, diese Entschlüsse zu befolgen, von all dem, was mir bewusst ist, umzukehren wenn ich wieder zu mir selbst komme. ~ Entschlossen #4 ~ Ich bin entschlossen, weder in der Seele noch im Leib irgendetwas zu tun, was nicht zur Ehre Gottes gereicht; weder Leben noch Leiden, selbst wenn es sich vermeiden ließe. ~ Entschlossen #5 ~ Ich bin entschlossen, keine Zeit zu verlieren, sondern sie auf die bestmögliche Art und Weise zu nutzen. ~ Entschlossen #6 ~ Ich bin entschlossen, mein ganzes Leben mit all meiner Kraft zu leben. ~ Entschlossen #7 ~ Ich bin entschlossen, nichts zu tun, von dem ich es bereuen würde, wenn es die letzte Stunde meines Lebens wäre. ~ Entschlossen #8 ~ Ich bin entschlossen, in jeder Hinsicht so zu handeln, sowohl durch Worte als auch durch Taten, als wenn niemand so abscheulich gewesen wäre wie ich und ich dieselben Sünden begangen oder dieselben Schwachheiten und Fehler wie andere gehabt hätte; dieses Wissen von Fehlern soll nichts außer Scham in mir selbst hervorbringen und mir nur eine weitere Gelegenheit bieten, meine eigenen Sünden und mein Elend vor Gott zu bekennen.

~ Entschlossen #9 ~ Ich bin entschlossen, bei vielen Gelegenheiten über mein eigenes Sterben und über die allgemeinen Umstände, die den Tod begleiten, nachzudenken. ~ Entschlossen #10 ~ Ich bin entschlossen, immer, wenn ich Schmerzen erleide, an die Schmerzen der Märtyrer und an die Leiden in der Hölle zu denken. ~ Entschlossen #11 ~ Ich bin entschlossen, wenn ich über irgendeinen geistlichen Lehrsatz nachsinne, der ungelöst ist, dass ich unmittelbar alles daran setze, was mir möglich ist, um ihn zu lösen, wenn ich nicht von anderen Umständen davon abgehalten werde. ~ Entschlossen #12 ~ Ich bin entschlossen, wenn meine Freude bloß eine Genugtuung von Stolz, Eitelkeit oder so etwas ist, sie unmittelbar wegzuwerfen. ~ Entschlossen #13 ~ Ich bin entschlossen, danach zu streben, geeignete Wege der Barmherzigkeit und Großzügigkeit zu finden. ~ Entschlossen #14 ~ Ich bin entschlossen, niemals etwas aus Rache zu tun. ~ Entschlossen #15 ~ Ich bin entschlossen, auch nicht die geringste Bewegung von Zorn gegenüber unvernünftigen Wesen vorzunehmen. ~ Entschlossen #16 ~ Ich bin entschlossen, über niemanden negativ zu reden, so dass es zu seiner Unehre geschieht, aus keinem anderen Beweggrund außer wenn es wirklich zu seinem Besten dient. ~ Entschlossen #17 ~ Ich bin entschlossen, so zu leben, wie ich es mir gewünscht hätte, wenn ich sterben muss. ~ Entschlossen #18 ~ Ich bin entschlossen, jederzeit so zu leben, wie ich denke, dass es am besten ist, wenn ich in meinen Andachten darüber nachdenke und wenn ich einen klaren Blick auf das Evangelium und die jenseitige Welt habe. ~ Entschlossen #19 ~ Ich bin entschlossen, nichts zu tun, was ich bereuen würde, wenn es in meiner letzten Stunde wäre, bevor die letze Posaune erschallt.


~ Entschlossen #20 ~ Ich bin entschlossen, im Bezug auf Essen und Trinken die strengste Mäßigung einzuhalten. ~ Entschlossen #21 ~ Ich bin entschlossen, nichts zu tun, was ich bei anderen zurecht verabscheuen würde oder was mich dazu bringen würde, von ihnen schlechter zu denken. ~ Entschlossen #22 ~ Ich bin entschlossen, danach zu streben, so viel Glückseligkeit für mich in der jenseitigen Welt zu erlangen, wie es nur möglich ist; dies will ich tun mit der ganzen mir möglichen Kraft, Macht, Energie und allem Nachdruck, ja sogar mit Gewalt, und auf jede erdenkliche Art und Weise mich selbst darum bemühen. Entschlossen #23 ~ Ich bin entschlossen, regelmäßig etwas zur Ehre Gottes zu tun, das man eigentlich nicht tun würde, und es zur ursprünglichen Absicht und zum ursprünglichen Ziel zurückzuführen; und wenn es nicht zur Ehre Gottes geschieht, es als Übertretung des Entschlusses #4 anzusehen. Entschlossen #24 ~ Ich bin entschlossen, wenn ich etwas auffällig schlechtes tue, es soweit zurückzuverfolgen bis ich zu der ursprünglichen Ursache gelange; anschließend will ich mich sorgfältig bemühen, dies nicht mehr zu tun, und außerdem mit meiner ganzen Kraft gegen die Ursache ankämpfen und beten. ~ Entschlossen #25 ~ Ich bin entschlossen, sorgfältig und beständig nach der einen Ursache in mir zu suchen, die mich dazu führt, letztlich die Liebe Gottes anzuzweifeln; und dagegen will ich meine ganze Kraft aufwenden. ~ Entschlossen #26 ~ Ich bin entschlossen, alle Dinge von mir zu weisen, bei denen ich merke, dass sie meine Gewissheit verringern. ~ Entschlossen #27 ~ Ich bin entschlossen, nichts absichtlich zu versäumen, es sei denn das Versäumnis dient zur Ehre Gottes; außerdem will ich meine Versäumnisse immer wieder überprüfen. ~ Entschlossen #28 ~ Ich bin entschlossen, die Heilige Schrift so zuverlässig, beständig und andauernd zu studieren, dass ich selbst darin wachse, sie zu erkennen. ~ Entschlossen #29 ~ Ich bin entschlossen, ein Gebet oder eine Bitte, bei der ich nicht darauf hoffen kann, dass Gott sie beantwortet, niemals als wirkliches Gebet anzusehen; ebenso bei einem Bekenntnis, bei dem ich nicht darauf hoffen kann, dass Gott es annimmt. ~ Entschlossen #30 ~ Ich bin entschlossen, jede Woche bestmöglich danach zu streben, in der Frömmigkeit weiterzukommen und eine bessere Ausübung der Gnade zu erreichen als in der vorherigen Woche.

~ Entschlossen #31 ~ Ich bin entschlossen, niemals etwas gegen jemanden zu sagen, es sei denn, dass es sich vollkommen übereinbringen lässt mit höchster christlicher Ehre, der Liebe zum Mitmenschen, mit tiefster Demut und einem Sinn für meine eigenen Schwächen und Fehler sowie mit der Goldenen Regel; immer dann, wenn ich etwas gegen jemanden gesagt habe, will ich es anhand dieses Entschlusses prüfen. ~ Entschlossen #32 ~ Ich bin entschlossen, ernsthaft und standhaft treu zu sein, so dass das Wort in Sprüche 20,6 “Wer findet einen treuen Mann?” auf mich in keinster Weise zutrifft. ~ Entschlossen #33 ~ Ich bin entschlossen, alles dafür zu tun, was mir möglich ist, um Frieden zu stiften und zu bewahren, ohne dass die Nachteile in anderen Bereichen an Übergewicht gewinnen. ~ Entschlossen #34 ~ Ich bin entschlossen, in Schilderungen und Berichten meinerseits nichts anderes als die reine und einfache Wahrheit zu sprechen. ~ Entschlossen #35 ~ Ich bin entschlossen, immer dann, wenn ich mich frage, ob ich meine Pflicht getan habe und meine Ruhe und Stille dadurch gestört wird, dies niederzuschreiben und darüber hinaus zu notieren, wie diese Frage gelöst wurde. ~ Entschlossen #36 ~ Ich bin entschlossen, niemals über irgendetwas schlecht zu reden, ohne dass ich etwas besonders gutes dazu zu sagen habe. ~ Entschlossen #37 ~ Ich bin entschlossen, mich jeden Abend zu fragen, wenn ich zu Bett gehe, worin ich nachlässig gewesen bin, welche Sünde ich begangen habe und worin ich mir selbst Entbehrungen auferlegt habe; dies will ich außerdem am Ende einer jeden Woche, eines jeden Monats und eines jeden Jahres tun. ~ Entschlossen #38 ~ Ich bin entschlossen, am Tag des Herrn über nichts zu reden, was verspielt oder witzig ist. ~ Entschlossen #39 ~ Ich bin entschlossen, nichts zu tun, bei dem ich die Rechtmäßigkeit in Frage stelle, und mir zur selben Zeit vorzunehmen, hinterher zu prüfen, ob es rechtmäßig war oder nicht: es sei denn, ich stelle es in Frage, ob es recht gewesen wäre, dies nicht zu tun. ~ Entschlossen #40 ~ Ich bin entschlossen, mich jeden Abend, bevor ich zu Bett gehe, zu fragen, ob ich im Bezug auf mein Essen und Trinken in der mir bestmöglichen Art und Weise gehandelt habe. ~ Entschlossen #41 ~ Ich bin entschlossen, mich am Ende eines jeden Tages, einer jeden Woche, eines jeden Monats und Jahres zu fragen, was ich hätte möglicherweise besser machen können.


~ Entschlossen #42 ~ Ich bin entschlossen, meine Hingabe an Gott, die ich bei der Taufe ausgedrückt habe, regelmäßig zu erneuern; diese Hingabe habe ich an dem Tag erneuert, als ich in die Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen wurde; ebenso habe ich meine Hingabe heute an diesem Tag erneuert (12. Januar 1723). ~ Entschlossen #43 ~ Ich bin entschlossen, bis zu meinem Sterben niemals so zu handeln, als gehörte ich mir selbst, sondern in allem so zu handeln, dass ich voll und ganz Gott gehöre; dies soll in Übereinstimmung mit dem stehen, wozu ich mich am Samstag, den 12. Januar, entschlossen habe [vgl. entschlossen #42]. ~ Entschlossen #44 ~ Ich bin entschlossen, dass kein anderes Ziel außerhalb des Glaubens irgendeinen Einfluss auf eine meiner Handlungen haben soll; ebenso soll keine Handlung ungeachtet der Umstände - von einem anderen Ziel bestimmt sein als allein vom Glauben. ~ Entschlossen #45 ~ Ich bin entschlossen, nur das Maß an Vergnügen oder Trauer, Freude oder Leiden - sei es irgendeine Zuneigung oder ein Umstand in Bezug auf diese Zuneigung zuzulassen, was den Glauben fördert. ~ Entschlossen #46 ~ Ich bin entschlossen, niemals auch nur das geringste Maß an Unbehagen meinem Vater oder meiner Mutter gegenüber zuzulassen. Ich bin entschlossen, unter keinen Auswirkungen davon zu leiden, ob es meine Sprache betrifft oder die Bewegung meines Auges: darüber hinaus will ich besonders sorgfältig damit sein in Bezug auf jedes andere Mitglied unserer Familie. ~ Entschlossen #47 ~ Ich bin entschlossen, bis zum äußersten danach zu streben, das nicht zu tun, was nicht mit einer Stimmung vereinbar ist, die gut und allgemein süß und wohlwollend, ruhig, friedlich, zufrieden und einfach, barmherzig und großzügig, demütig und unschuldig, unterordnend und zuvorkommend, gewissenhaft und fleißig, wohltätig und ausgeglichen, geduldig, moderat, vergebend und ernst ist; ich will jederzeit das tun, was solch einer Stimmung entspricht. Jede Woche will ich prüfen, ob ich so gelebt habe. ~ Entschlossen #48 ~ Ich bin entschlossen, mit der äußersten Genauigkeit und Sorgfalt und einem stark prüfenden Blick beständig auf den Zustand meiner Seele zu achten, damit ich erkenne, ob ich wirklich ein Interesse an Christus habe oder nicht; wenn ich sterben sollte, will ich sicher sein, im Bezug auf diesen Punkt keine Buße mehr tun zu müssen, weil ich dies möglicherweise vernachlässigt habe. ~ Entschlossen #49 ~ Ich bin entschlossen, dies niemals zu vernachlässigen, soweit es in meiner Kraft steht. ~ Entschlossen #50 ~ Ich bin entschlossen, so zu handeln, wie ich denke, dass ich es für den besten und weisesten Weg halte, wenn ich mich in der zukünftigen Welt befinde.

~ Entschlossen #51 ~ Ich bin entschlossen, in allem so zu handeln, wie ich es mir wünschen würde, getan zu haben, wenn ich zuletzt verdammt werden sollte. ~ Entschlossen #52 ~ Ich höre immer wieder von älteren Menschen, dass sie erzählen, wie sie ihr Leben leben würden, wenn sie es noch einmal könnten. Ich bin entschlossen, so zu leben, wie ich es mir wünschen werde, gelebt zu haben, vorausgesetzt ich komme in ein hohes Alter. ~ Entschlossen #53 ~ Ich bin entschlossen, jede Gelegenheit zu nutzen, wenn ich mich gut und glücklich fühle, meine Seele auf den Herrn Jesus Christus zu werfen, ihm zu vertrauen und mich selbst ganz ihm hinzugeben, so dass ich meiner Sicherheit gewiss werde, indem ich weiß, dass ich mich meinem Erlöser anvertraue. ~ Entschlossen #54 ~ Immer wenn ich mitbekomme, wie jemand gelobt wird, und ich denke, dass dies für mich ebenfalls rühmlich wäre, will ich entschlossen sein, dieser Person nachzueifern. ~ Entschlossen #55 ~ Ich bin entschlossen, bis zum äußersten danach zu streben, so zu handeln, wie ich handeln würde, wenn ich schon die Glückseligkeit des Himmels und die Qualen der Hölle gesehen hätte. ~ Entschlossen #56 ~ Ich bin entschlossen, den Kampf gegen meine Verderbtheit weder aufzugeben noch darin nachzulassen, wie erfolglos ich auch sein mag. ~ Entschlossen #57 ~ Ich bin entschlossen, wenn ich mich vor Unglück und Missgeschicken fürchte, zu prüfen, ob ich meine Pflicht erfüllt habe, und mich dazu zu entschließen, sie zu tun; alles andere will ich der Vorsehung überlassen. Ich will – soweit ich kann – um nichts anderes besorgt sein als um meine Pflicht und meine Sünde. ~ Entschlossen #58 ~ Ich bin entschlossen, mich in Gesprächen nicht nur von einer Atmosphäre der Abneigung, der schlechten Laune und des Zornes fernzuhalten, sondern eine Atmosphäre der Liebe, der Freundlichkeit sowie der Güte an den Tag zu legen. ~ Entschlossen #59 ~ Ich bin entschlossen, wenn mir bewusst wird, dass ich zum Bösen und zum Zorn veranlasst werde, danach zu streben, gutmütig zu handeln und Freundlichkeit zu empfinden; in solchen Phasen will ich das Gute offenbar machen, obwohl ich denke, dass es in gewisser Hinsicht nachteilig und manchmal unbesonnen wäre. ~ Entschlossen #60 ~ Ich bin entschlossen, immer dann, wenn meine Gefühle durcheinander geworfen scheinen, wenn mir ein inneres Unbehagen oder ein äußerer Verstoß bewusst wird, mich selbst der strengsten Selbstprüfung zu unterziehen.


~ Entschlossen #61 ~ Ich bin entschlossen, mich nicht der Antriebslosigkeit hinzugeben; ich stelle fest, dass dies meinen Verstand davon ablenkt, völlig auf das Christsein ausgerichtet zu sein, ganz gleich, welche Ausrede ich auch vorbringen mag - das, was meine Antriebslosigkeit mir sagt zu unterlassen, ist das, was ich am besten tun sollte.

~ Entschlossen 69 ~ Ich bin entschlossen, immer das zu tun, was ich mir gewünscht hätte zu tun, wenn ich es andere tun sehe.

~ Entschlossen #62 ~ Ich bin entschieden, nichts anderes zu tun als das, was meine Aufgabe ist; dies will ich gemäß Epheser 6,6-8 bewusst und gerne tun ‘als dem Herrn und nicht, um Menschen zu gefallen; da ihr wisst: Was ein jeder Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen.’

~•~

~ Entschlossen #63 ~ Angenommen, es gäbe nur einen einzigen Menschen auf der Welt zu einer bestimmten Zeit, der ein richtiger und vollständiger Christ gewesen wäre, der einen richtigen Eindruck hinterlässt, indem durch ihn das Christsein im wahren Licht erscheint, und der herrlich und liebevoll ausschaut, egal aus welcher Perspektive man ihn betrachtet: Ich bin entschlossen, so zu handeln, wie ich es tun würde, wenn ich mit meiner ganzen Kraft danach streben würde, genau dieser eine Mensch zu meinen Lebzeiten zu sein.

~ Entschlossen 70 ~ Lass doch ein wenig Wohlwollen auf allem sein, was ich rede.

Jonathan Edwards 12-01-1723

Übersetzung und Bearbeitung: Michael Wiche puritanum.wordpress.com

~ Entschlossen #64 ~ Ich bin entschlossen, wenn ich diese ‘unaussprechlichen Säufzer’, von denen der Apostel spricht, und dieses ‘Verzehren der Seele vor Verlangen’ sehe, wovon der Psalmist spricht (Psalm 119,20), diese mit meiner äußersten Kraft zu fördern; ich bin entschlossen, nicht müde zu werden, meine Sehnsüchte daraufhin ernsthaft zu überprüfen und dies wiederholt zu tun. ~ Entschlossen #65 ~ Ich bin entschlossen, mich selbst in diesen Dingen zu üben mein Leben lang, d.h. mit der größtmöglichen Offenheit meine Wege an Gott abzugeben und meine Seele ihm offen hinzulegen: in allem, was meine Sünden, Versuchungen, Schwierigkeiten, Traurigkeiten, Ängste, Hoffnungen, Wünsche und jegliche Umstände betrifft (nach der Predigt von Dr. Manton über Psalm 116,26) [vgl. Thomas Manton, One Houndred and Ninety Sermons on the Hundred and Nineteenth Psalm]. ~ Entschlossen #66 ~ Ich bin entschlossen, immer danach zu streben, einen gütigen Blick, eine milde Art des Umgangs und gütige Worte bei allem, was ich sage, zu haben; die einzige Ausnahme ist, wenn meine Pflicht von mir anderes verlangt. ~ Entschlossen #67 ~ Ich bin entschlossen, nach Bedrängnissen zu untersuchen, was an Besserem daraus entstanden ist, was ich dadurch Gutes empfangen habe und was ich dadurch erhalten haben könnte. ~ Entschlossen #68 ~ Ich bin entschlossen, frei heraus all meine Schwachheit oder Sünde mir selbst zu bekennen; und wenn es etwas ist, was mein Christsein betrifft, dies auch Gott zu bekennen und ihn um die nötige Hilfe anzuflehen.

Jonathan Edwards (*1703-†1758) Der Prediger, Missionar, Puritaner und Gelehrte war die herausragendste Figur der Grossen Erweckung. Seine berühmten 70 Entschlüsse verfasste er im Alter von nur 19 Jahren.


Neuheiten

Ausgewählte Neuheiten aus dem Betanien-Onlineshop cbuch.de

Betanien

Notizen aus dem Wort

Dieses Notizheft soll dazu motivieren und helfen, bei Predigten, Vorträgen, Bibelstunden und Hauskreisen, aber auch beim persönlichen Bibelstudium das Gelernte aufzuzeichnen. Geistliches Wachstum braucht geistliche Nahrung: dem Wort Gottes und seiner Erklärung zuhören, es richtig verstehen, es auf das Leben anwenden und es bewahren (siehe z.B. Mt 7,24; 23,23; Lk 8,15). Der enthaltene 3-seitige Leitfaden hilft, beim Predigthören oder Bibellesen sinnvolle Notizen zu machen. Die so festgehaltene Ausbeute kann man dann auch anderen weitergeben. Außerdem werden Prediger sowohl durch die Systematik dieses Leitfadens als auch durch aufmerksame Zuhörer, die Notizen machen, motiviert, in ihren Predigten das reine Wort Gottes sorgfältig auszulegen und anzuwenden. Der Notizteil enthält 7 x 4 Seiten Platz für die eigene Mitschrift mit einem hilfreichen Schema sowie Anregungen zur Vertiefung. Das Heft ist dünn genug, um in die Bibel gelegt zu werden. Mit den praktischen Ringösen kann das Heft in Ordner archiviert werden. (Komplett durchblättern unter cbuch.de )

Nr. 177801 (braun), 177802 (Wiese), DIN A6 Ringösenheftung, 36 Seiten » EUR 1,00 » EUR 0,59 (> 20 Stk.)

Moody Adams

Der letzte Held der Titanic (Audio-Hörbuch) Besonders als evangelistisches Geschenk geeignet! Der erste Teil beschreibt das Gechehen auf der Titanic und das Verhalten des Evangelisten John Harper und anderer Passagiere. Der zweite Teil liefert zunächst eine sehr interessante historische und gesellschaftliche Analyse und erklärt dann das Evangelium anhand der Titanic als Bild für diese verlockende, aber verlorene Welt. Ein Auszug aus Der letzte Held der Titanic. Als im April 1912 die Titanic ihre Jungfernfahrt nach New York bestritt, reiste mit ihr auch ein Prediger, der unterwegs zur berühmten Moody Church in Chicago war: John Harper (1872-1912). Doch dann geschah die Katastrophe. Harper half bis zuletzt, die Passagiere nicht allein vor dem leiblichen Tod zu retten, sondern zeigte ihnen die Rettung für ihre Seele.

Nr. 175923, Audio-CD im Pappsleeve, ca. 77 Min., Betanien » EUR 2,90 Das evangelistische Kapitel gibts auch gedruckt als Verteilheft für

» EUR 1,00 (177803) oder im 25er-Pack für » EUR 7,90 (177804)

Peter Masters

KraftWort

Wie verkündigen wir das Evangelium biblisch-vollmächtig? Wie vermeiden wir falsche Scheinbekehrungen? Wie bewirkt der Heilige Geist die Wiedergeburt? Was ist das Problem vieler heutiger Evangelisationsmethoden? Dieses Buch gibt Antworten auf diese Fragen, unterrichtet systematisch in biblischer Evangelisation, zeigt sieben Zeichen echter Umkehr und Hindernisse für Busse und Glauben auf u.v.m. Der Autor ist als Prediger am Metropolitan Tabernacle in London quasi Nachfolger von C.H. Spurgeon. Ein höchst not-wendiges Buch, das zur Pflichtlektüre erklärt werden sollte!

Nr. 175980, Paperback, 235 Seiten, Schwengeler » nur noch EUR 3,90


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Betanien

Paket "Schriftauslegung" Bibelstudium für Einsteiger & Stolpersteine der Schriftauslegung 2 Paperbacks, 140 + 158 Seiten, Betanien Sonderangebot, statt einzeln 18,40 € Paketangebot für alle, die das Wort Gottes lesen oder verkündigen: „Bibelstudium für Einsteiger“ von R.C. Sproul ist eine Einführung in die Lehre der Bibelauslegung. „Stolpersteine der Schriftauslegung“ von D.A. Carson baut darauf auf und erklärt, welche Fehler bei der Bibelauslegung am häufigsten gemacht werden, warum sie so tückisch sind und wie man stattdessen das Wort Gottes „in gerader Richtung schneidet“.

Nr. 177021 » nur noch EUR 9,90 (im Paket)

John Piper

Ihn verkündigen wir "Hier haben wir ein Buch, das jeder Prediger mindestens einmal im Jahr lesen sollte. Es ist ein wirksames Gegenmittel gegen die unausgewogene, selbstzentrierte Verkündigung von heute." Erwin W. Lutzer "Die Bibel ist kein Buch mit praktischen Tipps, wie man ein besseres Leben führen kann. Die Bibel ist die Offenbarung Gottes. Dieses Buch erinnert Prediger an das, was wir so schnell vergessen und womit sie sich selbst ebenso wie ihren Zuhörern schaden." Haddon Robinson "Dieses Buch ruft uns zurück zu einem biblischen Maßstab für die Predigt, einem Maßstab, für den viele große Prediger der Vergangenheit als Beispiele angeführt werden, insbesondere Jonathan Edwards und Charles Spurgeon." Warren W. Wiersbe

Nr. 175973, Paperback, 126 Seiten, Betanien » nur noch EUR 4,90

D.A. Carson

Ach, Herr, wie lange noch? Der Neutestamentler Donald A. Carson hat sich in diesem Buch mit der schwierigen Frage des Leidens in Bezug auf den christlichen Glauben biblisch-theologisch auseinandergesetzt. Dabei spricht er fast alle Fragen des so genannten "TheodizeeProblems" (wie vereinbart sich ein guter Gott mit der Existenz des Bösen?). Aber auch persönliche und geistliche Erfahrungen und Einsichten des Autors kommen zum Tragen. Er räumt in seiner Darstellung mit vielen unbiblischen christlichen Überzeugungen auf.

Nr. 589901, Paperback, 270 Seiten, Esras.net » nur noch EUR 5,90


timotheusmagazin.de

Das Kreuz // Nr. 07 // 02/2012 // â‚Ź 2,90


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