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Spielräume nutzen
Die Realität bringt uns jedoch in Zwangslagen: wir müssen hin und wieder zwischen Tieren qualitativ unterscheiden, denn es gibt Tiere, die gefährlich für uns sind, die uns schaden, die unsere Gesundheit bedrohen. Aber: Zwischen „keine Unterscheidung“ und „alltäglichem Speziesismus“ liegt noch ein beträchtlicher Spielraum, in dem wir uns bewegen können. Keine Lösung ist, uns den angedeuteten Zwangslagen hinzugeben. Würden wir bereits im bestehenden Spielraum den Speziesismus ad acta legen und unsere Koexistenz mit Tieren neu denken und leben, wäre vielen Tieren geholfen. Wir könnten bei den Wirbeltieren beginnen und würden rund 70.000 Tierarten aus der Diskriminierung holen.
Wir könnten uns gegenüber vielen Insekten rücksichtsvoller verhalten – die meisten wollen nichts von uns, viele sind unverzichtbar für uns. Wenn wir jedoch weiterhin diskriminierend verallgemeinern, indem wir die Stubenfliege und die Stechmücke als lästige, verzichtbare, minderwertige Stellvertreter der gesamten Klasse der Insekten betrachten, werden wir auch das schrittweise Verschwinden der Insekten hinnehmen. Die Unterscheidung im Wert führt zur Gleichgültigkeit. Wäre es nicht viel angemessener, zwischen Hund und Hummel nicht zu differenzieren? Wäre es nicht angemessener, die „Ehrfurcht vor dem Leben“, die Albert Schweitzer als Begriff prägte, neu zu üben? Für ihn war die „Ehrfurcht vor dem Leben“ das Fundament einer Gesinnung, die sich für alles Leben auf der Erde verantwortlich fühlt.
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