!ticket April 2016

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TIM_46_47_Heimat Lelkem_g_KSB_k1.qxp_Layout 1 22.03.16 12:14 Seite 2

MUNDPROPAGANDA Hören Sie mal rein!

Rock made in Austria Stellt sich die Frage, ob bodenständiger Klagelied-Rock ohne viel Firlefanz heutzutage in Österreich noch funktioniert. LelKem machen Hoffnung. „Ich glaube, dass Rocksound immer funktioniert. Ich habe das Gefühl, dass Musik generell wieder mehr geschätzt wird, auch wenn es die Industrie gerne anders darstellt, damit sie die geringen Ausschüttungen an Künstler rechtfertigen kann“, bemerkt Boti. Dass die Band auch sonst nicht auf den Mund gefallen ist, zeigt sie in ihren Lyrics: „And Then There Was An Asshole“ etwa erzählt vom klassischen kleinen Saboteur, der gut gemeinte Vorhaben für seine Zwecke ausnützt. „Sieht man sich die heutige Tagespolitik an, würden wir jede Stunde jemanden finden, dem wir diesen Song widmen könnten.“

Starke Emotionen Auch melodisch versteht das Quartett mitzureißen. LelKem schreiben Songs, die laut ausufern können, manchmal wieder fragiler klingen oder auch bewusst poppige Züge annehmen. An Effekten wird nicht gespart, auf eine festgefahrene Linie will man sich nicht reduzieren. „Starke Emotionen lassen sich wunderbar über Gitarren transportieren. Wir sind eben eine gitarrenlastige Band, selbst wenn wir ein Minimal-Techno-Album aufnehmen würden, würde es am Ende rockig klingen. Rock hat eine ganz eigene, impulsive Energie, über die du unfassbar viel Gefühl übertragen kannst.“ Apropos Album: Ihr zweites Studiowerk „All Four Seasons In One Day“ erschien im März beim heimischen Qualitätslabel PANTA R&E – und auch darauf zeigen LelKem, wie heimischer Rock mit einer Prise Klagelied so richtig ins Ohr geht.

Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. (sb)

Hämatom – Wir sind Gott Eine perfekt gelungene Mitgröl-Blaupause für alle Wutbürger, die gern mit geballter Faust in der Luft fuchteln.

Scarabeusdream – tacet tacet tacet Verquere, stellenweise jazzig anmutende Soundcollagen, die in eine düstere Welt der still schreienden Manie jagen.

Ondi – Beneath Shut Lids Flirrender Dream-Pop, der verträumt aus dem Äther wabert und sanft, aber hingebungsvoll ins Hirn mäandriert.

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Styronauten – Delta Teil 2 des beliebten Kinderbuches, „Florians wundersame Reise über die Tapete“. Nun ist’s ein Trip auf LSD.

Lelkem Der Name kommt übrigens aus dem Ungarischen und bedeutet „Seele“.

Viech – Yeah Musizierte man in der Vorkriegszeit bereits Ska, dann klänge er so wie dieser „Grand Royal“: düster-aufgeweckt.

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