Finanzierungskampagne für einen Hof - Badische Bauernzeitung 19.01.2018

Page 1

Blick ins Land

Nr. 3 20. Januar 2018 c

15

Der Luzernenhof in Buggingen-Seefelden sucht Menschen aus der Region, die Mitbesitzer des Hofes werden möchten. Dazu wurde eine Crowdinvest-Kampagne gestartet. Beim Luzernenhof geht es um Gemeinschaft: um die Hofgemeinschaft, eine Gruppe von mittlerweile zwölf jungen Menschen um Landwirt Johannes Supenkämper, die den Biolandhof mit 32 Hektar Land, von denen zwölf im Eigentum sind, seit 2012 bewirtschaften. Ferner um die Gemeinschaft der Kunden: Das sind momentan 160 Haushalte in der Region, die mit Gemüse, Getreide, Fleisch und Milchprodukten versorgt werden. Sie erhalten jede Woche eine Lieferung mit den von ihnen bestellten Produkten und finanzieren dafür mit monatlichen Beiträgen in Höhe von durchschnittlich 120 Euro die Betriebskosten der Landwirtschaft. Und nun soll auch eine Besitzergemeinschaft hinzukommen, die sich durch die Crowdinvest-Kampagne bilden soll: Möglichst viele Menschen aus der Region sollen Geld in die „Kulturland Genossenschaft“ einbringen oder einen Direktkredit geben, damit der Hof gekauft werden kann. 860 000 Euro sollen so zusammenkommen, 555 000 Euro für Grund und Boden, 305 000 Euro für die Gebäude. 2012 pachtete die Luzernenhofgemeinschaft den Hof. Als

der Hof dann 2014 plötzlich verkauft werden sollte, konnte die Gemeinschaft den Kaufpreis nicht aufbringen. Zwei Privatpersonen sprangen mit einem Darlehen ein, das nun abgelöst werden muss. Die rechtliche Konstruktion, die entwickelt wurde, um diese Summe unabhängig von Banken aufzubringen, ist kompliziert. Selbst das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium war involviert. Landwirtschaftliche Flächen und Haus und Hof mussten rechtlich getrennt und müssen getrennt finanziert werden.

Spezielle Konstruktion Grund und Boden sind künftig im Besitz der Kulturland Genossenschaft. Wohn- und Wirtschaftsgebäude gehören der Weingarten 18 GmbH, die zum Netzwerk des Mietshäuser Syndikats gehört. Bei der GmbH sind die Hofgemeinschaft und das Mietshäuser Syndikat Gesellschafter. Letzteres ist eine Beteiligungsgesellschaft zum gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern. (www.syndikat.org)

Johannes Supenkämper ist einer der Bewirtschafter des Luzernenhofes, dessen Flächen jetzt von der Kulturland Genossenschaft gekauft werden sollen.

Bild: Gabriele Hennicke

Finanzierungskampagne für einen Hof

Die bundesweit agierende „Kulturland Genossenschaft“ organisiert Gemeinschaftseigentum an Grund und Boden für Öko-Betriebe. Die Genossenschaft mit Sitz in Hitzacker bei Hamburg sammelt über Genossenschaftsanteile Geld, mit dem sie für regional eingebundene Biobauernhöfe Flächen kauft und pachtet. Damit sichert sie Flächen und entzieht sie der Bodenspekulation. Zehn Höfe in Deutschland profitieren bereits von diesem Modell. Zwischen 2010 und 2016 seien die Bodenpreise massiv gestiegen, „aus der ökologisch nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion kann man diese Bodenpreise nicht erwirtschaften, deshalb haben wir dieses Modell entwickelt“, sagte Stefan Illi, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, vergangene Woche bei einer Pressekonferenz auf dem Luzernenhof anlässlich des Starts der Finanzierungskampagne.

Die Genossenschaftsanteile werden nicht verzinst. Es gibt Illi zufolge genug Menschen, die sich für diese Form der Landwirtschaft einsetzen und sie ohne Renditeerwartung fördern wollen. Die Situation des Luzernenhofs war es übrigens, die 2014 zur Gründung der Kulturland Genossenschaft geführt hatte. Ab 500 Euro pro Genossenschaftsanteil ist man dabei. Den Kauf von Haus und Hof ermöglichen Direktkredite ab 500 Euro, die auf Wunsch mit maximal 1,5 Prozent verzinst werden. Mit der Resonanz der Crowdinvest-Kampagne zeigte sich Thomas Rippel von der Hofgemeinschaft am Dienstag dieser Woche mehr als zufrieden: Es seien nach den ersten Tagen bereits mehr als zwei Drittel des angestrebten Kapitals gezeichnet worden. Gabriele Hennicke https://crowdinvest. luzernenhof.de/de

bei der Organisation und der Bewerbung beratend zur Seite. Anmeldeschluss ist der 5. Februar. Weitere Informationen unter Tel. 07223/957715-0 oder per E-Mail an info@naturparkschwarzwald.de. Bewerbungsformulare und weitere Informationen auch unter www.natur parkschwarzwald.de. red

de Gurr-Hirsch vergangene Woche bei der Vorstellung des „Genießerland-Restaurantführers 2018“ in Weinsberg. Der Führer solle Menschen zusammenbringen, welche die regionalen Wertschöpfungsketten stärken, heißt es in einer Presseinformation des Landwirtschaftsministeriums. Aufgeführt sind in ihm rund 330 Gastronomiebetriebe, die sich der „Schmeck den Süden“-Kooperation angeschlossen und sich somit freiwillig dem damit verbundenen Dokumentations- und Qualitätssicherungssystem unterworfen red haben.

Kurz notiert

Jetzt am Netz 24 Anwesen im Ortenaukreis, deren Abwasser bisher über Kleinkläranlagen in Schwarzwaldbäche floss, konnten 2017 an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen werden. Ein Großteil der neu erschlossenen Anwesen liegt im Rench- und Kinzigtal, wie das Landratsamt des Ortenaukreises mitteilt. In den vergangenen 20 Jahren hat das Land etwa 1580 Anschlüsse im Ortenaukreis mit Fördermitteln von etwa 7,9 Millionen Euro bezuschusst. Die Abwasserbeseitigungskonzepte

der Kreiskommunen sehen den Anschluss von 555 weiteren Anwesen in den nächsten 15 Jahren als realistisch an. Das Umweltministerium stellt weiterhin Fördermittel des Landes dafür zur Verfügung. red

Brunch-Höfe gesucht Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord sucht Höfe, die sich beim traditionellen Brunch auf dem Bauernhof beteiligen. Er findet in diesem Jahr am 5. August statt. Der Naturpark steht

Im Führer Die „Schmeck den Süden“-Gastronomen seien wichtige Botschafter des Genießerlandes Baden-Württemberg, sagte die Agrar-Staatssekretärin Friedlin-


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.