AUDIOVERSUM 02 15

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02.15 Das Magazin des AUDIOVERSUM ScienceCenter Innsbruck

tierisches hörvergnügen alles über die sonderausstellung „SO HÖREN TIere“


INHALT

EDITORIAL

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02 Editorial

Hightech und Hörgenuss – was gutes Hören ausmacht, erfahren Besucher im AUDIOVERSUM

03 News

Interessante Fakten, Stimmen der Besucher, eine Veranstaltung zum Anfassen und ein Exponat, das durch den Kopf geht – so viel passiert im AUDIOVERSUM

04 wie tiere die welt hören

Ob Infraton oder Ultraschall: Tiere sind wahre Hörprofis. Das zeigt die neue Sonderausstellung „So hören Tiere“ science

08 inspirationen aus der natur

Vögel sind die musikalischen Superstars der Natur. Von ihnen lassen sich Musiker und Komponisten inspirieren

Liebe Leserinnen und Leser, ob Soundanlagen in Dolby Digital, kabellose Kopfhörer oder komplexe Heimkinosysteme – die Unterhaltungsbranche hat längst erkannt, wie angesagt Hörgenuss in bester Qualität ist. Dank immer neuer Technologien ist Musikhören in den vergangenen Jahren zu einem wahren Klangerlebnis geworden. Per WLAN-Speaker, Bluetooth und Datenstreaming aus der Cloud kann außerdem heutzutage jeder überall die eigene Lieblingsmusik genießen.

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Hightech auf der einen Seite braucht aber einen gut funktio-

Schon in Zeiten der Renaissance und des Barocks war

nierenden Hörsinn auf der anderen. Viele Menschen wissen

Innsbruck ein bedeutendes Musikzentrum

jedoch gar nicht, wie wichtig dieser ist. Seit nunmehr

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genau das auf interaktive Weise. An verschiedenen Stati-

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onen erleben sie, wie die Weitergabe akustischer Reize

zweieinhalb Jahren erfahren Besucher des AUDIOVERSUM

Der Herbst wird musikalisch: Im AUDIOVERSUM gibt es für jedes Ohr das passende Hör- und Mitmacherlebnis

14 Momente in bildern

Rückschau: Was die Besucher des AUDIOVERSUM in den vergangenen Monaten zu hören und sehen bekamen

16 RätselspaSS

Gut aufgepasst? Beim Kreuzworträtsel können die

funktioniert und was dabei genau im Körper passiert – die Grundvoraussetzungen dafür, die unterschiedlichen Hörerlebnisse auch genießen zu können. Schauen Sie doch auch einmal vorbei! Besuchen Sie die derzeitige Sonderausstellung und erleben Sie, wie genau Tiere die Welt hören und wie sie miteinander kommunizieren. Mein Team und ich freuen uns darauf, Sie bald bei uns begrüßen zu dürfen.

Leser ihr Wissen rund ums Hören unter Beweis stellen

Ihre

Dr. Christina Beste

IMPRESSUM Herausgeber: AUDIOVERSUM, Wilhelm-Greil-Straße 23, 6020 Innsbruck, Österreich Verantwortlich: Dr. Christina Beste Umsetzung: JDB MEDIA GmbH, Hamburg Redaktion: Maresa Wolbert (Ltg.), Kati Borngräber, Janina Peters, Marc-Oliver Prier, Julia Puzalowski Layout: Inga Sellentin (Ltg.), Michaela Kielau Bildredaktion: Ulrike Dinse Lektorat: Silvia Peper-Sengstock Fotos: Audioversum (15), Blickfang Photographie/Julia Türtscher (1), dpa (3), Sandra Hastenteufel (1), iStock.com (6), PR (5), Thomas Schrott (1), Daniel Zangerl (3) Lithografie: RWG Redaktionswerft GmbH, Hamburg Druck: D + L Reichenberg GmbH, Bocholt

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NEWS ++ news Wussten Sie, dass ...

Vorsicht, Fledermausalarm! Gemeinsam mit dem Fledermaus-Experten Anton Vorauer gehen die Besucher des AUDIOVERSUM im September den Hörgeheimnissen der Säugetiere auf den Grund. Tuchfühlung inklusive – wer möchte, darf einen kleinen Fledermaus-Pflegling streicheln!

... manche Heuschreckenarten mit Flügeln und Beinen singen? Langfühlerschrecken singen, indem sie die Vorderflügel gegeneinander bewegen. Kurzfühlerschrecken reiben die Innenseiten der Hinterbeine an den Schrillkanten hin und her.

Termin: 8. September, 14.00–16.00 Uhr Eintritt: 6 Euro Alter: ohne Begrenzung

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Hier geht was durch den Kopf!

... Heuschrecken mit den Knien hören? Die Tiere nehmen Geräusche mit dem Tympanalorgan auf. Dieses Schallsinnesorgan sitzt entweder am Knie des ersten Beinpaares oder am Hinterleib und leitet die Schallschwingungen an die Sinneszellen weiter.

„So hören Tiere“ entführte uns in die Hörgeheimnisse der Tierwelt. Klasse! Österreichischer Besucher des AUDIOVERSUM

Besonders toll fanden es unsere Kinder auszuprobieren, wie laut ihre Stimmen sind. Endlich mal so laut schreien, wie es geht, ohne nachher Ärger zu bekommen! Schweizer Besucherin des AUDIOVERSUM, die an der Familienführung teilnahm

Beim neuen Stimmgabelexponat bringen Besucher des AUDIOVERSUM durch Anschlagen eine Stimmgabel zum Klingen und halten sie auf die Mitte des Kopfes. Auf diese Weise wird der Ton über den Schädelknochen hörbar. Dieses Phänomen wird auch „Knochenleitung“ genannt. So können mithilfe von Stimmgabeln einfache, orientierende Hörchecks durchgeführt werden.

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wie Tiere die welt hören Infraton und Ultraschall: Jenseits des menschlichen Hörbereichs gibt es noch weitere Tonlagen, die viele Tiere hören können. Wie sie ihre Umwelt wahrnehmen und welche Tricks sie anwenden, zeigen AUDIOVERSUM und Alpenzoo Innsbruck in der Sonderausstellung „So hören Tiere“.

Lauscher gespitzt: Bei der Sonderausstellung tauchen kleine und große Besucher in die Hörwelt der Tiere ein

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lefanten sind schlaue Tiere. Intuitiv basteln sich die Dickhäuter regelmäßig eine Art Dosentelefon, um mit Artgenossen in Kontakt zu treten. Anstelle von Dosen nutzen sie allerdings Rüssel und Füße. Ihre Verbindungsschnur ist der Erdboden. Möchte ein Elefant mit einem weit entfernten Artgenossen sprechen, presst er einfach den Rüssel auf den Boden und erzeugt Schallwellen unter einer Frequenz von 16 Hertz. Diese Laute sind so tief, dass der Mensch sie nicht hören kann. Andere Elefanten nehmen sie aber wahr – und zwar über ihre Füße. So kommunizieren die Säugetiere bis zu zehn Kilometer weit. NEue akustische WElt Dies ist nur ein Beispiel aus der Hörwelt der Natur, die viele Überraschungen bereithält. Wie Säugetiere, Insekten und Vögel hören und welche Tricks sie für die Jagd und zum Schutz vor Gefahren nutzen, zeigt die aktuelle Sonderausstellung „So hören Tiere“ im AUDIOVERSUM. Seit Ende März ergänzt sie die allgemeine Dauerausstellung und hat schon viele Besucher in die wunderbare Welt des tierischen Hörens entführt. Dr. Christina Beste, Leiterin des ScienceCenters, erklärt: „Im AUDIOVERSUM dreht sich alles um den Hörsinn – bisher allerdings ausschließlich um den menschlichen. Die Sonderausstellung ‚So hören Tiere‘ ist eine tolle Bereicherung für unser Haus, denn sie eröffnet eine akustische Welt außerhalb unserer eigenen Wahrnehmung.“ Tierische Superlative Die Wenigsten werden wissen, dass Heuschrecken mit den Knien hören. Dass Wale die Gesänge ihrer Artgenossen noch 3.500 Kilometer weiter wahrnehmen können. Oder dass Katzen das Ticken einer Uhr erstaunliche 15 Meter weit hören. Zum Vergleich: Menschen gelingt dies nur bis zu einer Entfernung von drei Metern. Diese und weitere spannende Fakten erfahren kleine und große Besucher an sieben abwechslungsreichen und interaktiven Stationen. Hier können sie selbst ausprobieren, wie sich das tierische

Welt aus Klängen Wer die Sonderausstellung betritt, fühlt sich wie bei einem Sonntagsspaziergang durch Feld und Flur. Das Plätschern eines Baches, das Rascheln von Baumkronen im Wind, ein Donnern in der Ferne, der Gesang von Vögeln, das Röhren eines Hirsches – aus Lautsprechern hallen Geräusche aus der Natur. Die Schallquellen sind so im Raum verteilt, dass sie eine dreidimensionale Klangkulisse erzeugen. So können die Besucher sofort in die bezaubernde Welt der Naturgeräusche eintauchen.

Andere Ohren

Wer wollte nicht schon immer einmal die Welt mit anderen Ohren wahrnehmen? Eine technisch ausgefeilte und zugleich lus­tige Lösung macht das jetzt möglich: Eigens für die Ausstellung hat das AUDIOVERSUM spezielle Kopfhörer anfertigen lassen, an denen Tierohren befestigt sind. Damit können Besucher ausprobieren, wie sich die Klänge verändern, wenn die Ausrichtung der Ohrmuscheln geändert wird.

Schall sehen

Wie sich Geräusche ausbreiten und wie verschiedene Lebewesen diese wahrnehmen – darum geht es an dieser Station. Ein Diagramm zeigt auf einem Bildschirm in Echtzeit einen künstlich erzeugten Ton, einen sogenannten Sinuston, und welche Frequenzen der Mensch davon hört. Per Knopfdruck lassen sich zum Vergleich Tiere mit ihrem Hörbereich dazuschalten. Über ein Mikrofon können Besucher außerdem eigene Geräusche aufnehmen und diese in dem Diagramm anzeigen lassen. AUDIOVERSUM 02.2015

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Memory mal anders: Bei diesem Spiel ordnen die Besucher an einem interaktiven Bildschirm Paare einander zu. Ein Paar besteht jedoch nicht aus zwei gleichen Motiven, sondern aus einer Tierart und dem dazugehörigen Ohr. Wählt ein Spieler zwei zueinander passende Abbildungen aus, erscheint der Name des Tieres auf dem Bildschirm. Kinderleicht. Oder vielleicht doch nicht? Die Besucher werden beim „Quiz der Tierohren“ nicht nur spielerisch unterhalten, sie können auch noch etwas lernen.

Auf Mäusejagd Im Dunkeln eine Maus fangen? Eine schwierige Übung für einen Menschen. Nicht jedoch für eine Eule – denn die Ohren des Vogels sitzen rechts und links auf unterschiedlicher Höhe. So kann er zeitversetzt hören und dadurch seine Beute genau orten. Wie das geht, können Besucher an dieser Station ausprobieren. Über zwei Joysticks steuern sie den Kopf einer Eule und versuchen, eine Maus zu fangen, die im Gras sitzt. Wohin die Eule gerade horcht, zeigt ein Laserpunkt an. Erwischt der Spieler die Maus, hüpft sie aus dem Gras.

In höchsten Tönen Die Fledermaus hat eine besondere Jagdstrategie: Sie gibt Ultraschalltöne von sich und kann vom Echo ableiten, wo sich ihre Beute befindet. Diese hohen Töne hört der Mensch nicht, aber an der Echolot-Station können Besucher sie hörbar machen. Mit Ultraschalldetektor und Entfernungsmesser werden sie selbst zur Fledermaus. Richten sie den Detektor auf einen Lautsprecher aus, werden Geräusche wahrnehmbar. Auch eigener Ultraschall kann so sichtbar gemacht werden, etwa der beim Reiben von zwei Fingern. 06

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Hören anfühlt. Was die Besucher genau an den einzelnen Stationen erleben und erfahren können, lesen Interessierte in den Kurzbeschreibungen auf den Seiten fünf bis sieben. „Kilometer entfernte Gespräche belauschen, einfach mal die Ohren verschließen können oder nie wieder im Dunkeln gegen den Couchtisch stoßen – einige Fähigkeiten der Tierwelt, wie die von Walen, Bibern oder Fledermäusen, wären auch für uns Menschen sehr praktisch“, sagt Dr. Christina Beste. Mit den interaktiven Stationen gelang es, die komplexen biologischen Zusammenhänge so aufzubereiten, dass die Besucher sie gut verstehen können, etwas lernen und dabei unterhalten werden. Aber auch über die Stationen hinaus verbreitet das AUDIOVERSUM eine tierische Atmosphäre bei der Sonderausstellung. Dafür sorgen Naturgeräusche im Hintergrund und lebensechte Exponate. So veranschaulicht beispielsweise das Modell einer Grille, wie das Insekt Schlitze in den Beinen zum Hören nutzt. kreative Zusammenarbeit Die Idee, die beiden Bereiche Hören und Tiere zu vereinen, hatte Dr. Eckhard Schulz, Gründer des AUDIOVERSUM. Er erklärt: „Viele Tierarten besitzen erstaunliche Fähigkeiten, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren und untereinander zu kommunizieren. Das Gehör ist bei ihnen oft anders konzipiert als bei uns Menschen und stark abhängig von ihrem Lebensraum. Die spannendsten Beispiele präsentieren wir in der neuen Ausstellung.“ Die Inhalte der Erlebniswelt hat Dr. Schulz in enger Zusammenarbeit mit Dr. Christiane Böhm konzipiert, der Leiterin des Lehr- und Forschungsinstitutes des Alpenzoos Innsbruck-Tirol. Mehr zum Fachgebiet der Biologin erfahren Leser im Interview auf der nächsten Seite. Sammelpass für Tierfreunde Nicht nur im AUDIOVERSUM, auch in drei weiteren Innsbrucker Institutionen sind die Tiere los. Der Alpenzoo Innsbruck, das Schloss Ambras und das Museum im Zeughaus widmen sich ebenfalls der vielfältigen


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Tierwelt. Exotische Vögel und edle Hunde in Kunstwerken der Renaissance zeigt das Schloss Ambras. Das komplexe Zusammenspiel von Flora und Fauna beleuchtet das Museum im Zeughaus. Im Alpenzoo können Besucher Steinbock, Braunbär, Reptilien sowie zahlreiche Vogelarten aus nächster Nähe beobachten. Für Tierfreunde besonders interessant: der gemeinsame Sammelpass aller vier Einrichtungen. Wer bis zum 4. Oktober die vier Ausstellungen im AUDIOVERSUM, Alpenzoo Innsbruck, Schloss Ambras und dem Museum im Zeughaus besucht, sich in jeder Institution einen Stempel an der Kasse abholt und den vollständigen Sammelpass abgibt, hat die Chance, einen von vier tollen und exklusiven Preisen zu gewinnen.

Rate mal

Hier testen kleine und große Besucher ihre Reaktionszeit und zugleich ihr tierisches Wissen. Jeweils zwei Mitspieler versuchen möglichst schnell Tierstimmen zu erkennen. Damit es nicht zu leicht wird, werden diese in einer Geräuschkulisse eingespielt. Schnell werden die Besucher feststellen, dass manche Tiere in verschiedenen Umgebungen unterschiedlich gut hörbar sind. Noch dazu erkennen sie, wie Frösche und Heuschrecken Schall erzeugen können. Schnelligkeit wird belohnt: Es werden sowohl die erkannten Tierlaute wie auch die Reaktionszeit gemessen. Wer aus zehn Stimmen die meisten erraten hat, gewinnt das Spiel.

Interview Warum haben Lebewesen verschiedene Hörbereiche? Lebewesen haben unterschiedliche Hörempfindlichkeiten, weil sie unterschiedlichste Lebensräume besiedeln. Wassertiere zum Beispiel müssen mit den Gegebenheiten in Flüssen, Seen und Meeren zurechtkommen. Wasser hat eine andere Dichte als Luft. Deswegen benutzen Wale Ultraschall, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Diese hohen Frequenzen können in Flüssigkeiten besonders weite Distanzen überwinden. Ein Wal vor Grönland könnte sogar die Gesänge eines Artgenossen aus Innsbruck hören, wenn Innsbruck am Meer läge. Warum hört niemand alles? Alles zu hören, würde bedeuten, dass jemand sowohl Infraton als auch Ultraschall wahrnimmt. Das kann kein Lebewesen. Der Mensch hört von 16 bis 20 000 Hertz. Fledermäuse hingegen können auch Ultraschall bis über 100 000 Hertz wahrnehmen. Sie erhalten dadurch ein Bild ihrer Umgebung und können Beute finden sowie

7 sich im Dunkeln orientieren. Einige Frösche hören nur die Rufe der Artgenossen, für andere Frequenzbereiche sind sie taub. Der Mensch wiederum ist für den Hörbereich der menschlichen Stimme am empfindlichsten. Denn miteinander zu sprechen, hat für uns eine große Bedeutung. Unsere Ohrmuscheln sind deshalb auch so gebaut, dass diese Töne verstärkt und optimal zum Mittel- und Innenohr geleitet werden. Neben der speziellen Empfindlichkeit filtert zusätzlich unser Großhirn, welche Töne wir bewusst wahrnehmen und welche als unwichtig ausgeblendet werden. Hat der Mensch also durch die Zivilisation verlernt, sein Gehör so einzusetzen, wie es eigentlich möglich wäre? Verlernt haben wir es nicht, denn unser Ohr nimmt den Schall ja auf. Würden wir alle Reize und damit auch Töne und Geräusche ständig bewusst wahrnehmen, wären wir allerdings überfordert. Deshalb lernen wir im Laufe unserer Kindheit für uns wichtige und unwichtige Geräusche zu unterscheiden und nehmen letztere nicht mehr bewusst wahr.

Dr. Christiane Böhm: Die Biologin und Leiterin des Lehr- und Forschungsinstitutes des Innsbrucker Alpenzoos hat die Sonderausstellung mit konzipiert

Ein Beispiel: Wo ein Auto fährt und wie weit es entfernt ist, können wir heute sehr gut beurteilen, weil es für uns Stadtmenschen überlebenswichtig ist. Haben Sie als Kuratorin eine Lieblingsstation bei der Sonderausstellung? Ich finde das Echolot spannend. Damit können Besucher Töne hören, die sie normalerweise nicht wahrnehmen. Auch das Tierstimmen-Quiz ist toll, vor allem für Kinder. Es animiert dazu, die Augen zu schließen und die Ohren zu öffnen.

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Die Nachtigall: Hinter dem unscheinbaren Äußeren steckt eine gewaltige Stimme

Inspirationen aus der Natur Wer morgens sein Fenster öffnet, hört sie meist direkt: Vögel, die musikalischen Superstars der Natur. Mit ihrem Gesang inspirieren sie Musiker und Komponisten seit Jahrzehnten – nicht nur in der Klassik. Auch Besucher des AUDIOVERSUM können sich ab Herbst davon überzeugen.

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s gibt mehr als 9 000 bekannte Vogelarten. So unterschiedlich die einzelnen Tiere sind, so vielseitig ist auch ihre Art zu trällern. Und gerade im Frühling und Sommer schmettern die Tiere wahre Arien

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durch die Landschaften. Da ist der Kuckuck, der seinen Namen ruft, die Nachtigall mit ihrem komplexen Gesang und die Amsel, die schön singt, aber auch schimpfen kann. Ob ihr Gesang eine Form von Musik ist, darüber


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streiten Wissenschaftler, Philosophen und Musikgelehrte bis heute. Unstrittig ist, dass zahlreiche Komponisten sich vom vielstimmigen Konzert in Wald und Flur haben inspirieren lassen. Ludwig van Beethoven etwa holte sich seine Inspiration auf Waldspaziergängen. „Szene am Bach“ heißt der zweite Satz seiner Pastorale. In seiner Partitur vermerkte der Komponist ausdrücklich die Worte „Nachtigall, Wachtel und Kuckuck“, schließlich gespielt von Flöte, Oboe und Klarinette. Das Thema von Beethovens berühmter fünfter Sinfonie zeigt auffällige Parallelen zu dem Ruf einer Goldammer. In Antonio Vivaldis Konzert „Die vier Jahreszeiten“ begrüßen gleich mehrere Violinen mit nachgeahmtem Vogelgesang den Frühling. vom wald ans mischpult Doch man muss in der Geschichte gar nicht so weit zurückgehen, um naturnahe Künstler zu finden. Auch muss es nicht immer Klassik sein. Der Techno-DJ und Produzent Dominik Eulberg etwa holt sich für seine nächtlichen Auftritte in den angesagtesten Clubs der Welt tagsüber Anregungen aus dem deutschen Westerwald – und sieht darin so gar keinen Widerspruch. „Die Natur war für mich schon immer die größte Inspirationsquelle, da sie für mich schon immer der größte Künstler war“, sagt der 36-Jährige. „Man muss nur genau hinhören und entdeckt eine Welt der Wunder.“ Regelmäßig geht er mit einem Mikrofon in die

heimischen Wälder, zeichnet Vogelstimmen auf und baut sie in seine Lieder ein. „So ähnlich wie wenn ein Maler eine Landschaft malt, versuche ich, die Natur akustisch in Form eines Liedes darzustellen“, sagt er. Dass dies gelingt, zeigen die vielen positiven Reaktionen seiner Fans. Sie erkennen oftmals gar nicht, dass einige Geräusche nicht künstlich von einem Synthesizer erzeugt wurden, sondern von einem lebendigen Auerhahn stammen. alte musik verzaubert Ein musikalischer Ornithologe am Cembalo ist Peter Waldner. Er stammt aus Mals im Vinschgau und studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Innsbruck sowie Cembalo, Orgel und Klavier am Tiroler Landeskonservatorium. Ab September wird der künstlerische Leiter der Innsbrucker Konzertreihe für Alte Musik „AbendMusic – Lebensmusik“ und Gründer des Tiroler Ensembles für Alte Musik „vita & anima“ im ScienceCenter zu hören sein. Seine Konzertreihe „Das Erwachen der Vögel im AUDIOVERSUM – Vogelstimmen in der Barockmusik“ steht ganz im Zeichen der „göttlichen Sänger“. Mit Werken von Frescobaldi, Kerll, Poglietti, Daquin, Couperin, Rameau und Haydn heftet sich Peter Waldner auf die Spuren von Kuckuck, Nachtigall, Henne, Grasmücke, Hänfling und Wachtel. So entführt er das Publikum in die zauberhafte Welt der Barockmusik. Alle Termine finden Interessierte auf www.audioversum.at.

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Peter Waldner: Der Spezialist für Alte Musik ist ab Herbst zu Gast im AUDIOVERSUM

Dominik Eulberg: Der DJ findet in der Natur Ideen für seine Musik

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„magische atmosphäre“ Der Spanische Saal auf Schloss Ambras: Erster frei stehender Renaissance-Festsaal nördlich der Alpen

Auf den Spuren der Alten Musik: Schon in Zeiten der Renaissance und des Barocks war Innsbruck ein bedeutendes Musikzentrum.

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xzentrische Kunstmäzenin, freigeistig, ungebunden und ohne Sinn für Etikette: Königin Christina von Schweden war die Skandalfigur des 17. Jahrhunderts. 1654 dankte sie ab, konvertierte zum katholischen Glauben und ging nach Rom. Auf der Reise in ihre neue Wahlheimat machte die freiheitshungrige Adlige in Innsbruck Station, wo ihr zu Ehren die Oper „Argia“ des italienischen Komponisten Antonio Cesti aufgeführt wurde. „Christina von Schweden spielte nicht nur in Innsbruck, sondern auch in meiner Heimatstadt Rom eine große Rolle im kulturellen Leben“, sagt der Dirigent Alessandro De Marchi. „Viel Musik, die ich liebe und oft aufführe, ist auf die eine oder andere Weise mit ihr verbunden.“ Seit 2010 ist der Spezialist für Barock­ opern künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die seit 1976 jedes Jahr zahlreiche Opernfans aus dem In- und Ausland an den Inn locken. „In der Renaissance- und Barockzeit war Innsbruck ein wichtiges Musikzentrum EuroChristina von Schweden: Zu Ehren der Königin wurde die Oper „Argia“ in Innsbruck aufgeführt

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Schön grün: Schloss Ambras und sein überwiegend als englischer Landschaftspark angelegter Garten

pas“, so De Marchi. „Seit es das Festival gibt, lebt der Glanz der vergangenen Epochen wieder auf.“ Der gebürtige Italiener ist ein erklärter Innsbruck-Fan. „Erstklassige Künstlerinnen und Künstler kombiniert mit historischen Aufführungsorten – die Atmosphäre ist magisch“, sagt er. Zum Erfolg der Festwochen trägt auch das prunkvolle Ambiente der Locations bei, zu denen die Kaiserliche Hofburg, Schloss Ambras und das Tiroler Landestheater zählen. „Jede dieser Spielstätten hat ihre akustischen und ästhetischen Besonderheiten, die wir immer im Auge behalten, wenn wir das Programm gestalten“, sagt De Marchi. „Darüber hinaus erlaubt uns das Landestheater, große Veranstaltungen und Opernproduktionen in einem modern ausgestatteten Theater zu präsentieren.“ Kulturelle eroberung So hat De Marchi für die Festwochen im Juli und August dieses Jahres die Oper „Il Germanico“ von Nicola Porpora inszeniert, die erstmals seit der Uraufführung in Rom im Jahr 1732 wieder komplett gezeigt wird. Darin geht es um eine germanische Familie, die sich ob der kulturellen Eroberung durch die Römer spaltet – ein Thema, das in Zeiten der Globalisierung aktueller denn je ist.

Die Kompositionen Porporas (siehe auch Kasten) gelten als anspruchsvoll. „Seine Arien können allein Künstler singen, die sich auf demselben Niveau bewegen, auf dem er seine Schüler ausgebildet hat“, so De Marchi. Die Sinneserfahrung, die das Publikum beim Lauschen Alter Musik macht, nennt man auf Italienisch „muovere gli affetti“ – ein Ausdruck, der sich De Marchi zufolge nicht ins Deutsche übersetzen lässt. „Der Mensch wird durch die ganze Palette seiner Gefühle geführt, und zwar nach System“, sagt der Dirigent. „Die Reaktionen unseres Publikums zeigen, dass sich daran in den vergangenen Jahrhunderten nichts geändert hat.“

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Musik-Tipp: Feuerwerk der ganz großen Gefühle Alessandro De Marchi: Dirigent und Barockopernspezialist

Virtuos, gefühlvoll, überwältigend: Franco Fagioli singt Arien von Nicola Porpora – und das Feuilleton überschlägt sich vor Begeisterung. Begleitet wird der argentinische Countertenor von dem renommierten Orchester Academia Montis Regalis unter der Leitung von Alessandro De Marchi. Nicola Porpora – Arien, gesungen von Franco Fagioli. Naive, ab 9,99 Euro (iTunes)

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Ohrenschmaus nach Feierabend Musik ist oft ein perfekter Ausgleich für lange und stressige Arbeitstage. Warum also nicht einmal einen „Music After Work“-Event des AUDIOVERSUM besuchen? Von November 2015 bis März 2016 gibt das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck Kammermusikkonzerte. Sie werden flankiert von Gesprächen und Interviews zum Einfluss von Musik auf Emotionen, wie das Gehör auf Musik reagiert und vielem mehr.

Musik ist trumpf Das ScienceCenter fördert und unterstützt Musikaktionen und -angebote auf vielfältige Weise. Von Jeunesse- und Jodel-Workshops über die Veranstaltung „Jeder kann singen“ bis hin zur Neuentdeckung Alter Musik und akustischen Highlights nach Feierabend – mit dem AUDIOVERSUM gibt es für jedes Ohr das passende Hör- und Mitmacherlebnis.

Jeder kann singen Die Premiere von Innsbruck singt am 27. Juni war ein Gesangsfestival. Nach dem Motto „Jeder kann singen“ luden in der Altstadt viele Mitmachstationen zum Singen ein. Erfahrene Chorleiter brachten Texte bekannter Lieder aus unterschiedlichen Stilrichtungen, von Pop, Rock über Gospels bis zu Traditionellem, unter die Menschen. Wer gern improvisiert, konnte an der vom AUDIOVERSUM gesponserten Station beim Goldenen Dachl mit Martha und Reinhard Schwaizer die Kunst des Jodelns ausprobieren.

Jetzt informieren und mitmachen! Weitere Termine und mehr Informationen zu den auf dieser Seite vorgestellten Veranstaltungen und Angeboten finden Sie im Internet. www.audioversum.at/newsevents/

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Alte Musik neu entdeckt Sie lieben Instrumente und Melodien vergangener Zeiten? Aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock? Dann bietet ConTakt die Gelegenheit, gemeinsam mit anderen Fans Alte Musik hautnah zu erleben. In Diskussio­ nen und Vorträgen, bei Präsentationen von Musikern und Instrumentenbauern sowie bei der Vorstellung von Instrumenten und Sammlungen – ab Oktober 2015 können Sie im öffentlichen Forum ConTakt im AUDIOVERSUM Alte Musik neu entdecken.

13 Ein sinnlichkreatives Erlebnis Der Musikveranstalter Jeunesse fördert junge Künstlerinnen, Künstler und ein junges Publikum. Unter anderem mit speziellen Musik-Workshops im AUDIOVERSUM. Das Angebot „BodyMusic“ am 6. November 2015 etwa richtet sich an Kinder im Vorschulalter. Der international bekannte Musiker und Choreograf Johannes Bohun taucht mit dem Nachwuchs in die Welt von Rhythmus und Klangerfahrungen ein und gestaltet Musik, Grooves und Performances mit Alltagsgegenständen. So wird Musik mit einfachen Mitteln zu einem sinnlich-kreativen Erlebnis.

Den Jodelschlag finden Wie funktioniert räumliches Hören? Was ist ein Jodelschlag? Wie hört man in den Bergen? Wer sich für das Jodeln interessiert, kann sich für die Jodel-Workshops des AUDIOVERSUM unter Leitung von Martha und Reinhard Schwaizer anmelden. Nach dem Motto „Freu dich, und die Welt gehört dir“ vermitteln sie die traditionelle Gesangsart auf eine einzigartige Weise.

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momente in bildern Ob ungewöhnliche Lesungen, kreative Theaterstücke oder Musik von Klassik bis Rock – die Besucher des AUDIOVERSUM bekamen in den vergangenen Monaten viel zu hören. Auch die aktuelle Sonderausstellung begeistert.

1. Hoher Besuch: Prof. Blake Wilson, Pionier auf dem Gebiet implantierbarer Hörlösungen und Träger des renommierten Lasker Awards, mit Audioguide Pia

sichtlich Spaß in der kleinen Besucher hat ten Schnappschuss: Die cial-Media-Box So zeigten dies in der Sonderausstellung – und

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2. „Beathoven“ und „Mr. Volt“: Günter Lieder und Benjamin Ulbrich erweckten die Exponate der Hauptausstellung zum Leben

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Ohren mal ande rs: Auch größere Besucher hatten besonderes Erinn in der Social-Med erungsfoto ia-Box Zeit

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3. A usstellungseröffnung „So hören Tiere“: Ein Foto aus der Social-Media-Box zeigt: Im AUDIOVERSUM sind wahrlich die Tiere los 4. V on Mozart bis Bernstein: Das Ensemble Inn, ein Streichquartett aus den Reihen des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck, unterstützt von dem Saxofonisten Harald Ploner 5. Start in den Tag: Teilnehmer des Unternehmer-Frühstücks der Hypo Tirol Bank mit MED-EL Gründerin und CEO Dr. Ingeborg Hochmair 4.

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RätselSpaSS Knobelfreunde aufgepasst! Hier können Sie Ihr Wissen rund um das AUDIOVERSUM unter Beweis stellen. Kleiner Tipp: Lesen Sie diese Ausgabe aufmerksam, dann finden Sie auch das richtige Lösungswort. Viel Spaß! Lösungswort 1

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1. Welches Tier hört mit den Knien? 2. Wie heißt die Sonderausstellung? 3. Wie lautet der Name der Veranstaltung am 6. November? 4. Wo genau holt sich DJ Dominik Eulberg seine Inspiration? 5. Historischer Ort in Innsbruck: Kaiserliche .... 6. W ie heißt das Phänomen, wenn der Ton über den Schädelknochen hörbar wird?

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7. Wie heißt die Oper, die Alessandro De Marchi bei den Festwochen der Alten Musik aufführt? 8. Wie lautet der Nachname der Jodelprofis? 9. Königin .... von Schweden 10. Welches Tier nutzt eine Art Dosentelefon? 11. Wo liegt der Frequenzbereich der Fledermaus? 12. Nachname des Komponisten der fünften Sinfonie

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