Maiheft 2018

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MAIHEFT 2018


05/2018

INHALT

Die Selbstabschaffung der Kunst im sozialen Brennpunktzusammenhang .......................................... 4  Strawinsky: The Rake’s Progress .................................. 10 Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe  ......................... 12 Aufstieg und Fall der Station Neu-Blumenthal .............. 16 New Greek Wave ....................................................... 18 Africtions ................................................................... 22 Club: Akua Naru ........................................................ 24 Deutsch-Tschechischer Kulturfrühling ......................... 25 One more time – zum letzten Mal ................................ 26 Andere Töne: Heimat #2 The Last Temptation of England ................................. 28 Spotlight #8 und #9 .................................................... 30 Zu Gast: Ewald Palmetshofer ...................................... 31 Und außerdem ............................................................ 32 Junges Theater Bremen ............................................... 36 Pfeil des Monats ......................................................... 38 Ermäßigte Kartenpreise .............................................. 41 Kontakt ...................................................................... 44


05/2018

LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! „Was zeitgenössische, junge, experimentell-offene Formen des Musiktheaters angeht: Auf diesem Gebiet entwickelt sich das Stadttheater in Bremen zielstrebig zu einem der führenden Häuser der Republik. Wobei besonders eindrucksvoll ist, dass dieser experimentelle Mut sich nicht in irgendwelchen kleinen 99-Plätze-Nebenspielstätten versteckt, sondern die große Bühne bekommt, mit großem Apparat, Beteiligung der besten Künstler im Ensemble und mit Abonnement-Integration. Umso schöner, wenn der Mut mit dem Glanz des Gelingens belohnt wird, so wie jetzt bei dem Musiktheater nach Goethes Roman Wahlverwandtschaften.“ (Detlef Brandenburg, Die Deutsche Bühne) – Natürlich bin ich gefragt worden, warum wir diese Produktion im Musiktheaterabonnement haben und nicht Die Fledermaus. Darauf gibt es unterschiedliche Antworten: Zum einen würde ich das Lob der Deutschen Bühne verstehen wollen als Lob der Abonnentin und des Abonnenten und dass es Tradition im Theater Bremen ist, dem Experiment eine Chance zu geben. Zum anderen: Wenn wir vorher gewusst hätten, wie sehr dieses Experiment tatsächlich auch ein wunderbares Schauspiel, eine aufregende Performance ist, hätten wir es auch in das Schauspielabonnement getan. Noch dreimal haben Sie im Mai die Chance, diese Wahlverwandtschaften zu sehen, zu hören und selbst zu beurteilen. Michael Börgerding

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STATION NEU-BLUMENTHAL, 7. MAI BIS 16. JUNI

DIE SELBSTABSCHAFFUNG DER KUNST IM SOZIALEN BRENNPUNKTZUSAMMENHANG Material des Stationsleiters Mirko Borscht Im Rahmen einer Langzeitperformance wird Mirko Borscht auf dem Blumenthaler Marktplatz eine Kulturmissionsstation aufbauen, mit mehrmals wöchentlich kostenlosen Veranstaltungen. Aus dem Heimatarchiv Flehte (heute Blumenthal)

In uralten Zeiten schenkte ein Urahn den Blumenthalern die Geheimnisse des Lebens und fast alle Künste, die es dazu braucht. Er lehrte sie die Jagd, den Fischfang, den Ackerbau, den Krieg, den Tanz, die Liebe. Doch er zeigte ihnen nicht alles. Um sein Werk zu vollenden, neigte er sich eines Tages noch näher zu den Lebenden und rief ihnen zu, das letzte Geschenk aufzufangen, das er bis dahin zurückgehalten hatte. Mit ihm würden sie nicht mehr sterben und glücklich sein. Und in seinen riesigen Armen streckte er ihnen, hoch über ihren Häuptern, den riesigen Leichnam eines weißen Wales entgegen. Bei diesem Anblick erschraken die Blumenthaler und ergriffen die Flucht. Als sie ihren Irrtum begriffen hatten und zurückkehrten, um das Geschenk des Urahns in Empfang zu nehmen, hatte sich dieser, des Wartens müde, entfernt, und sie konnten ihn kaum noch mit den Fingerspitzen berühren. Die Blumenthaler sprangen in ihre Schiffe und fuhren ihrem Urahn nach, konnten ihn aber nicht mehr erreichen. Einige wollten gesehen haben, wie er sein Geschenk in den Fluten versenkte und sie versuchten, es einzufangen.

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So entstand der Walfang in Blumenthal. Doch niemals ward ihnen das Glück zuteil, den großen weißen Wal zu fangen. Auszug aus der Rede zur Einweihung der Station Blumenthal auf Hihiaura (Neuguinea) 1885

Kanakers! Ihr seid jetzt Neu-Blumenthaler. Wir haben euer Land in Besitz genommen. Wir werden es kultivieren und zu einem Hort der Kreativität und des Fortschritts umgestalten. Wir sind gekommen, um Wohlstand und Kultur in euer Leben zu bringen, eine Welt, in der gegenseitige Anteilnahme, Toleranz und Frohgemut den Alltag bestimmen, wo gelacht wird und auf den Straßen getanzt und auf den Gräbern. Wir werden alte Wunden aufreißen und neue schaffen. Mit uns kommen Kreative aus den Metropolen der Welt, Bremer, Neu-Bremer, Hochkultur-Bremer, Berliner-Bremer, Bremer-Bremer, vor allem aber Bremer. Freut euch drauf! Auszüge aus „Analyse der kulturkolonialen Rekultivierung Norddeutschlands“ von DeMoté Mbarga

Es ist allein der kulturbesessene Missionar, der als Überzeugungstäter und Utopist den prekären Nordweserianer zum Kulturgenossen zu heben vermag, und damit jedes Gesetz sozialer, kultureller oder religiöser Prägung verlacht. In unserer Welt setzt man mit Recht gewisse naive Vorstellungen von Gut und Böse, Richtig und Falsch voraus. In Neu-Blumenthal dagegen ist jungfräulicher Boden und nahezu jedes moralische Leitbild neu. Oft neigt der Missionar dazu, sich zu wünschen, auch er wäre ein so unbeschriebenes Blatt, denn seine durch Hochkultur genormten ethischen Grundsätze sind ihm oft sehr hinderlich, besonders wenn

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STATION NEU-BLUMENTHAL

es darum geht, das kindliche Niveau ihrer Phantastereien und für sie durchaus realen Gespenstergeschichten zu erreichen. Die Ureinwohner Neu-Blumenthals hängen sehr an ihren Überlieferungen und uralten Bräuchen. Anders als bei uns wissen sie nicht nur Namen und Lebensgeschichte von Oma und Uropa, sondern auch von Ur-Uropa und UrUr-Uroma und wo Menschen wie du und ich heute längst nicht mehr wissen, aus welchem steinzeitlichen Kulturkreis wir eigentlich stammen, wissen das die Neu-Blumenthaler ganz genau. Alle stammen sie mehr oder weniger vom Wieting- oder Dallmann-Strang ab, egal ob bulgaromanische Albaner, Libanotürken, kurdische Senegalesen, exilpolnische Friesen oder deutsche Deutsche. Ihrer Überlieferung nach entstammen diese beiden menschlichen Archetypen dem Meer, namentlich dem größten aller dort lebenden Säugetiere, dem Wal. Und da die Neu-Blumenthaler, wie fast alle Volksstämme im hohen Bremer Norden in einer langen historischen Walfangtradition stehen, ernährten sie sich wohl Jahrhunderte lang von ihrer eigenen Brut. Der NeuBlumenthaler ist also nicht nur ein Kind des Inzests, sondern in seinem ursprünglichen Sinn auch Kannibale. Es gibt also durchaus gewisse Parallelen zu unserer allgemeingültigen christlichen Kultur und ihrem Wertesystem, zumindest was das Verspeisen des eigenen Schöpfers angeht. Diese Gewissheit kann bei sensiblen Kulturkolonisten zu Visionen und Erscheinungen führen. Der prophetische Fiebertraum gilt als kulturkoloniales Herrschaftsinstrument, verkehrt sich aber in seltenen Fällen auch in sein Gegenteil, wie meinem Traumprotokoll zu entnehmen ist:

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Aus den Angstvisionen des Kulturmissionars DeMoté Mbarga

23. Mai 2018: Im Anschluss der gestrigen Kopfjagd-Vesper kam es zu Auseinandersetzungen und Sachbeschädigung durch aufgebrachte Neu-Blumenthaler. Bruder Kasimir verlässt uns schwer angeschlagen, um in Bremen-Stadt Rechenschaft über unsere Missionarstätigkeit abzulegen. Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit bedarf es dringend eines gemäßigten sozialen Umfelds. 27. Mai 2018: Die Libanesen haben den Kirchturm zerstört. Es fehlt an Werkzeug und Baumaterialien zum Wiederaufbau. Eine Bürgerwehr hat sich gebildet und bedroht uns. Die Stromversorgung wird gekappt. Kein Eingreifen der Polizei. Lösen uns alle vier Stunden mit der Nachtwache ab. 29. Mai 2018: Die Romakinder haben unseren Nachschub abgefangen. Unser Novize Joshua wurde bei dem Überfall verletzt. Schwester Ruth soll abgezogen werden. Sie ist schwer krank und verträgt keinerlei Nahrung mehr. Vermutlich psychosomatisch. Wenn nur bald neuer Nachschub käme. 6. Juni 2018: Endlich neuer Nachschub eingetroffen. Zu spät. Schwester Ruth verstarb vor wenigen Stunden. (Sie erliegt einer psychosebedingten Panikattacke und gibt ihren Geist im Zustand der Verzückung auf.) Keine neue Verstärkung. 9. Juni 2018: Von überall her erreichen uns Berichte von Übergriffen auf konvertierte Brüder und Schwestern. Wir können ihnen nicht beistehen, da wir weiterhin belagert werden. Quartier, Bücherstube und Mix-it wurden von

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STATION NEU-BLUMENTHAL

vandalierenden Banden gestürmt. Damit sind die letzten Enklaven gefallen. Auf allen Seiten gab es schwere Verluste. Zwei Novizen wurden entführt und werden in einem Boot in der George-Albrecht-Straße gefangen gehalten. Schwester Simone konnte sich in die Station retten, wo wir sie notdürftig medizinisch versorgten. Wir brauchen dringend Medikamente. 11. Juni 2018: Telegramm trifft ein. „Evakuierung unmöglich. Haltet durch.“ Ich fürchte, alles bricht nun zusammen. Auf uns allein gestellt, schreiten wir durch die Ruinen unserer geliebten Station. Zum ersten Mal in all der Zeit fließen Tränen. 13. Juni 2018: Eine Gruppe alter Frauen sammelt sich am Tor. Sie singen Klagelieder. Bruder DeMoté bedankt sich für ihren Beistand. Da schnellt ein Messer unter der Schürze einer Greisin hervor und trifft den Bruder tödlich. Ein etwa 10-jähriger Junge kriecht unter dem Gewand seiner Großmutter hervor und spuckt dem verscheidenden Missionar ins Gesicht. Seine letzten Worte waren: „Von Kindheit an den Märtyrertod ersehnt, den inbrünstigen Gedanken an ihn stets in mir getragen, ihn bei jeder Produktion als höchste aller Gnaden erhofft, doch niemals der Einsatz meines Lebens mir je abverlangt worden ist – nur um hier auf dem Marktplatz von Neu-Blumenthal, durch den Dolchstoß eines kulturverschmähten Kanakerkindchens zu sterben, das ward mir vergönnt, um brechenden Auges wahres Glück zu empfangen. Lebe wohl, mein geliebtes, heiliges Neu-Blumenthal. Ich gebe meinen Geist im Zustand der Verzückung auf.“

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PREMIERE MUSIKTHEATER

STRAWINSKY: THE RAKE’S PROGRESS Wenn das Glück ruft …

„Wünsche will ich, nichts als Wünsche: und immer an Stelle der Erfüllung einen neuen Wunsch.“ (Friedrich Nietzsche) — Es kommt einem Märchen gleich, dass Tom Rakewell genau in dem Moment von einem entfernten Verwandten reich beerbt wird, als er nur den Wunsch äußert, reich zu sein. Dieser unerwartete Geldsegen und die Begegnung mit Nick Shadow, dem mysteriösen Überbringer der Nachricht, stellen die Weichen für Toms rasante und bizarre Glücks- und Freiheitssuche. Keine Arbeit, keine Verpflichtung, keine Verantwortung oder: Einfach glücklich sein – so lautet zumindest der nächste der insgesamt drei Wünsche, die Tom im Verlauf des Stückes äußert und deren Erfüllung höchstens eine Behauptung bleibt, denn die „Karriere des Wüstlings“ schreitet unaufhaltsam voran und endet schließlich im Wahnsinn. DAS STÜCK

Oper in drei Akten von Igor Strawinsky Eine Fabel von Wystan Hugh Auden und Chester Kallman Uraufführung am 11. September 1951 in Venedig Voller Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben wird Tom Rakewell wie von Zauberhand ein großes Erbe beschert. Tom folgt Nick Shadow, seinem dubiosen Begleiter, nach London und lässt die glücksverheißende Idylle mitsamt seiner Geliebten Anne Trulove zurück. Ob es Glück ist, das Tom in der Großstadt findet, im Bordell bei Mother Goose oder in

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der Heirat einer bärtigen Jahrmarktsattraktion – diese Frage haben die Autoren der Oper bewusst in eine überdrehte, symbolreiche Groteske übersetzt. Der gleichnamige Gemäldezyklus von William Hogarth (1733 – 35) diente dem Komponisten Igor Strawinsky als Vorlage für sein Gleichnis vom Aufstieg und Fall eines Suchenden, das er inmitten des Aufschwungs der Nachkriegszeit komponierte und dabei musikalisch auf den frühklassizistischen Stil der Mozart-Opern zurückgreift – ohne seine ganz eigene Tonsprache zu leugnen. Zusammen mit den im altenglischen Stil verfassten Versen der Dichter Wystan Hugh Auden und Chester Kallmann sind neun Szenen von flirrender Leichtigkeit, märchenhaften Kuriositäten und berührender Emotionalität entstanden, die der Regisseur Michael Talke in seine groteske Bildsprache übersetzt. DER REGISSEUR

Michael Talke (*1965) – Studium der Geschichte, Neue Literatur und Theaterwissenschaft in München. Regieassistent bei Frank Castorf an der Berliner Volksbühne, dort auch erste Inszenierungen. Seither Inszenierungen am Deutschen Theater Berlin, am Luzerner Theater, am Schauspiel Hannover, am Thalia Theater Hamburg, am Saarländischen Staatstheater, in Düsseldorf, Dresden und Weimar. Zuletzt am Theater Bremen u. a. Rigoletto (Verdi) und Il barbiere di Siviglia (Rossini). Premiere 27. Mai, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Hartmut Keil Regie: Michael Talke Bühne: Barbara Steiner Kostüme: Regine Standfuss Chor: Alice Meregaglia Dramaturgie: Isabelle Becker Mit: Christian-Andreas Engelhardt, Christoph Heinrich, Hyojong Kim, Loren Lang, Ulrike Mayer, Nathalie Mittelbach, Allan Parkes, Marysol Schalit. Chor des Theater Bremen. Es spielen die Bremer Philharmoniker

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PREMIERE JUNGE AKTEURE

HERRNDORF: BILDER DEINER GROSSEN LIEBE verrückt, aber nicht bescheuert „Roadmovie zu Fuß. Mit etwas Rumprobieren einen Ton gefunden, schreibt sich wie von selbst. Und praktisch: Kein Aufbau. Man kann Szene an Szene stricken, irgendwo einbauen, irgendwo streichen, irgendwo aufhören“, so schreibt Herrndorf anderthalb Jahre vor seinem Freitod über sein bis zuletzt unvollendetes Fragment mit dem vagabundierenden, barfußgehenden Mädchen Isa, seine Heldin der Verlorenheit, die den Abgrund in sich trägt. Eine mythische Figur im Kampf mit sich und auf einer Reise ohne Ziel, im Einklang mit der Natur, aber abseits der Gesellschaft, die sie für verrückt erklärt. Ein Zustand, der sie mit ihrem Schöpfer verbindet. „Ich schreie und schreie und heule und tobe, und dann ist es vorbei. Ich will spazieren. Wo will ich hin. Ich bin sehr zu viel.“ DAS STÜCK

nach dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Herrndorf in einer Fassung von Robert Koall Uraufführung 1. März 2015, Staatsschauspiel Dresden Isa ist die Herrscherin des Universums: Sie kann mit ihrem Finger die Sonne anhalten und durch reine Willenskraft die verschlossenen Eisentore der Psychiatrie öffnen. Ungebunden und ausgestattet mit nichts als ihrem Tagebuch begibt sie sich auf Wanderschaft durch märchenhafte Wälder, unter wegweisenden Sternen, entlang rauschender Flüsse und

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begegnet den Dämonen ihres Inneren, entsprungen aus versprengten Fragmenten ihrer nebulösen Vergangenheit und lebhaften Fantasie: ein übergriffiger Lastwagenfahrer, ein ehemaliger Bankräuber, ein taubstummes Kind, ein Schriftsteller, der seine Tochter verloren hat. Puzzlestücke von Begegnungen, die zusammengesetzt das kaleidoskopische Bild eines unberechenbaren, selbstzerstörerischen, einsamen, empfindsamen, klugen 14-jährigen Mädchens ergeben. DIE REGISSEURIN

Christiane Renziehausen studierte zunächst zwei Jahre Medien- und Kommunikationswissenschaft und Pädagogik an der Georg-August Universität in Göttingen, dann von 2002 bis 2007 Theaterpädagogik an der Fachhochschule Ottersberg. Engagements führten sie nach Paderborn und Baden. Seit Sommer 2011 ist sie Theaterpädagogin und Regisseurin bei Junge Akteure. Kennzeichnend für ihre Arbeit, vor allem in ihren letzten beiden Inszenierungen Rich Kids und Verlorene Jugend, ist der Umgang mit formalen Widerständen und Haltungen sowie die Übersetzung innerlicher Zustände in intensive, sinnlich erfahrbare Bühnenatmosphären und Stimmungsflächen. Premiere 18. Mai, 19 Uhr im Brauhauskeller Regie: Christiane Renziehausen Ausstattung und Video: Marthe Labes Musik: Thorsten zum Felde Dramaturgie: Dany Handschuh Mit: Jule

Denzin, Samara Fry, Fanny Lya Hilken, Lilli Keiper, Josefine Kröll, Carla Anna Njine, Geraldine Rummel

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Herrndorf: Bilder deiner groĂ&#x;en Liebe


NICHTFESTIVAL

AUFSTIEG UND FALL DER STATION NEU-BLUMENTHAL 7. Mai bis 16. Juni auf dem Blumenthaler Marktplatz „Jetzt ist es geradezu notwendig, dass man soziale Brennpunkte nicht über Kultur belehrt und hübsch unterhält, sondern dass die Kultur eine belebende Wirkung ausübt und der Brennpunktzusammenhang dem Kulturbetrieb etwas zurückgibt, was er so dringend brauchen kann.“ (Mirko Borscht, Stationsleiter Neu-Blumenthal) Im März 1885 gründete der Blumenthaler Kapitän Eduard Dallmann zusammen mit dem deutschen Kaufmann und Ethnologen Otto Finsch im inoffiziellen Auftrag der Deutschen Reichsregierung die Station Blumenthal an der Ostküste Neuguineas. Der Ort sollte zur Handelsstation ausgebaut, die Bevölkerung „kultiviert“ werden, um als Teil der deutschen Schutzgebiete dem Reich als Kolonie zu dienen. Ausgehend von diesen historischen Ereignissen soll eine seltsam überspitzte Wiederkehr der Vorgänge inszeniert werden: die Errichtung einer Kunstkirche auf dem Blumenthaler Markplatz, bewohnt von Missionar*innen der Hochkultur, bereit die „edlen Wilden“ Blumenthals zu missionieren, kultivieren, motivieren. So wie es im damaligen Neuguinea eine Unzahl verschiedenster Stämme mit eigenen Sprachen, Ritualen und Gesellschaftsmodellen gab, meist strikt voneinander getrennt und/oder gar feindlich gesinnt, so findet man im heutigen Blumenthal (überspitzt formuliert) eine ähnliche Situation: Von parallelen Gesellschaften ist genauso viel die Rede wie von steigender Kriminalität,

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vor allem aber davon, dass früher alles besser war, und sicherer und schöner, dass es Arbeit gab und Wohlstand und Kultur. Es wird Auseinandersetzungen geben (müssen). Wie stark ist der Glaube der Künstler*innen an die Kultur, durch die sie sich definieren? Wird ihre Vorstellung von Kultur dort gar gebraucht? Oder gewollt? Oder befinden sich die Missionar*innen der Kunst in einer reinen Dienstleistungsfunktion, in der Rolle von Hofnarren und Pausenclowns, die auch wieder nur Spielbälle höherer Mächte sind, namentlich der deutschen Kulturpolitik? Es wird regelmäßig künstliche Andachten und Messen geben, Konzerte, Theater, Performances, Installationen, szenische Lesungen. Vor allem aber will die Station eine Begegnungsstätte sein, eine Anlaufstelle für alle „Stämme“ Blumenthals, egal welchem sozialen und kulturellen Prägedruck sie entstammen. Inbesitznahme: 7. Mai (Eröffnung um 18 Uhr) Tag der offenen Fragen: 9. Juni (parallel zu La Strada) Abzug: 16. Juni Weitere Infos zu den Veranstaltungen unter www.theaterbremen.de Stationsvorstand: Mirko Borscht, Irene Kleinschmidt, Farhad Taghizade Stationsdesign: Christian Beck Stationsgebäude: Elisa Limberg für Novoflot Stationstracht & Merchandising: Elke von Sivers Stationsdiakonin & Kulturanthropologin: Natalie Driemeyer Kolonialpartner*innen: Quartiersmanagement Blumenthal, ZZZ – ZwischenZeitZentrale, Quartier gGmbH, Ortsamt Blumenthal Diskursprogramm: in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen Filmprogramm: in Kooperation mit dem Filmbüro Bremen Dank an die Gruppe Novoflot für das Leihen des Stationsgebäudes und an den Beirat Blumenthal für die finanzielle Unterstützung

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FESTIVAL

NEW GREEK WAVE

Zeitgenössisches Theater aus Griechenland Do 3. bis So 6. Mai NEW GREEK WAVE ist ein Festival für zeitgenössisches

griechisches Theater in Bremen. Es ermöglicht Einblicke in die lebendige, junge Theaterszene Griechenlands und bietet griechischen Künstler*innen, die ihre Konflikte und Lebenswelten in spannenden Projekten und neuen hybriden Theaterformen verdichten, eine Plattform. Vom 3. bis 6. Mai werden daher fünf griechische Gastspiele – Performances, dokumentarisches Theater und Schauspiel – am Theater Bremen zu erleben sein, die sich mit großer Vehemenz von konventionellen Theaterstrukturen abgrenzen. Das Festival NEW GREEK WAVE bietet auch einen Ort für den künstlerischen und sozialen Austausch: Am Samstag werden die Theaterszene, ihre Strukturen und die in der Krise verschlechterten Arbeitsbedingungen im Diskursraum besprochen und Perspektiven gesucht. Eine Lesung zeitgenössischer griechischer Dramatik ermöglicht die Begegnung mit Schauspieler*innen des Theater Bremen, während die Jungen Akteure das Festival in einem themenspezifischen Workshop begleiten. Wer nicht warten will, erfährt schon fünf Tage vor Festivalbeginn erste Einblicke in die griechische Kultur: Am Samstag, den 28. April präsentiert die Hellas Filmbox Roadshow einen griechischen Gewinnerfilm aus ihrem diesjährigen Festivalprogramm im Cinema im Ostertor. Künstlerische Projektleitung: Marthe Labes, Caroline Anne Kapp,

Isabelle Becker

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Spleen d’Athènes – Kollektiv Nova Melancholia

Unter dem Arbeitstitel Spleen d’Athènes entwickelt Nova Melancholia eigens für das Festival eine Performance. Do 3. und Sa 5. Mai, jeweils 18:30 Uhr auf dem Goetheplatz Die lächerliche Finsternis – Lotz // Giannopolou

Die griechische Erstaufführung von Wolfram Lotz’ prämiertem Stück konfrontiert mit dem Blick auf das Fremde. Do 3. Mai, 20 Uhr im Kleinen Haus Lasciatemi Morire – Kamaratou / Koutsolelos

„Lasst mich sterben“ ist Titel und Wunsch zweier Menschen, die am Abgrund stehen. Sie haben keine Zukunft – nur sich. Fr 4. um 19 Uhr und So 6. Mai, 18:30 Uhr im Kleinen Haus Untitled – Simos Kakalas

Eine Performance nach Motiven der berühmten Schattenspielfigur Karagiozis – verdreht, selbstironisch und direkt. Fr 4. um 20 Uhr und So 6. Mai, 19:30 Uhr im Brauhaus Clean City – Azas / Tsinikoris „Säubert die Stadt“ war der Slogan der griechischen Rechten. Wer wirklich sauber macht, beantworten fünf Putzfrauen unterschiedlicher Herkunft aus Athen. Sa 5. Mai, 20 Uhr im Kleinen Haus New Greek Club – Ʃtella (live) / NTEIBINT / Eva Garthe

Der New Greek Club zelebriert das Festival mit einer Nacht zwischen Disco, Pop und House aus der Athener Clubszene. Sa 5. Mai, 22 Uhr im noon (Einlass ab 21:30 Uhr) Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Touring Support: Onassis Cultural Centre-Athens. Präsentiert von Cosmo und diablog.eu 19



Clean City im Rahmen von NEW GREEK WAVE


FESTIVAL

AFRICTIONS

12. bis 31. Mai in Bremen

2014 von steptext dance project ins Leben gerufen, startet Africtions in Kooperation mit dem Theater Bremen am 12. Mai 2018 mit einem herausragenden Programm in die zweite Runde. Bis zum 31. Mai präsentiert das Festival Höhepunkte aus dem künstlerischen Spannungsfeld von Afrika und Europa auf Bremens Bühnen. Den Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe bildet The Choreonauts – Afro-European Navigations in Dance: drei für das Festival produzierte Tanzabende, die in afrikanisch-deutsch besetzten Choreografen-Tandems entstehen. Das Theater Bremen präsentiert daraus am 22. und 23. Mai Sans Titre / Chaotic Order – A blink of an eye, eine Gegenüberstellung der kontrastreichen choreografischen Handschriften von Nadia Beugré (Côte d’Ivoire) und Renate Graziadei (Deutschland/ Österreich). Beugré fokussiert in Sans Titre den Tanz als ästhetisches Mittel der Selbstbehauptung. Basierend auf Interviews mit Jugendlichen aus Abidjan, setzt ihr Stück wachsender Perspektivlosigkeit und ungerechten Bildungsstrukturen ein Plädoyer für individuelle Entfaltungsfreiheit entgegen. Renate Graziadei befragt in hochpräziser Bewegungskunst die Gestaltungsspielräume der Einzelnen. Als „Choreonautin“ erstmals in Abidjan, verbindet ihr Stück Aspekte aus eigener Wahrnehmung mit Inspirationen aus dem Austausch mit den Gastgeber*innen. Bereits am 20. Mai taucht die Compagnie Hervé Koubi mit Les Nuits Barbares ou Les Premiers Matins

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du Monde in die 3000-jährige Geschichte des Mittelmeerraums ein. Virtuos artistisch performen vierzehn Tänzer aus Algerien, Marokko und Burkina Faso einen funkelnden Gegenentwurf zu verzerrten Bildern des Fremden und Anderen. Zu Mozart, Wagner und rastlosen Percussion-Rhythmen werfen sie ihre Körper in stilisierte Rituale und mythische Tumulte. Helme glitzern, Messer wirbeln, der Kampf um „Gut“ und „Böse“ zerbirst in vieldeutig schimmernde Splitter atemberaubender physischer Suggestivkraft. Am selben Abend präsentiert Akua Naru im Theater Bremen CLUB ihr drittes Album The Blackest Joy, auf dem die Musikerin ihren Jazz- und Soul-infizierten Hip-Hop-Sound um afrikanische Einflüsse erweitert. Das vollständige Festivalprogramm: www.africtions.com The Choreonauts werden produziert von steptext dance project in Koproduktion mit Ruhrfestspiele Recklinghausen, Tanz! Heilbronn, Theater Bremen. In Kooperation mit Dance Forum Johannesburg (Südafrika), Hessisches Staatsballett im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main, Forgotten Angle Dance Theatre/Ebhudlweni Arts Centre Mpumalanga (Südafrika), Nationaltheater Mannheim Tanz, QDanceCenter Lagos (Nigeria), Sophiensaele Berlin, Theater im Pfalzbau Ludwigshafen und ASSOCIATION TRANSIT Abidjan (Côte d’Ivoire) Africtions wird gefördert von der Waldemar Koch Stiftung The Choreonauts – Afro-European Navigations in Dance wird gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes

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CLUB

AKUA NARU

The Blackest Joy-Tour 2018

Akua Naru – ihre Stimme steht für die Zukunft des weiblichen Hip Hop. Im Frühjahr 2018 erscheint mit The Blackest Joy das dritte Album der US-Amerikanischen und in Köln lebenden Musikerin, auf dem sie ihren Jazz- und Soul-infizierten Sound um afrikanische Einflüsse erweitert. Der Titel des Albums bezieht sich auf die ungebrochene Lebensfreude der afrikanischen Diaspora und der in Afrika lebenden Menschen im Angesicht von Rassismus, Unterdrückung und Kolonialisierung. Für die Arbeit an The Blackest Joy war Akua Naru in Westafrika unterwegs und thematisiert diese Reise zu den eigenen Wurzeln in ausdrucksstarken Texten, in denen sie sich in zahlreichen Facetten mit schwarzer Weiblichkeit, westafrikanischer Spiritualität und ihrem eigenen Bezug zu den sozialen und kulturellen Traditionen Afrikas auseinandersetzt. Akua Narus Musik zeugt nach wie vor von politischer Dringlichkeit und feministischer, intellektueller Poesie, mit der die First Lady des Global Hip Hop einmal mehr unter Beweis stellt, dass sie zu den ausdrucksstärksten politischen und musikalischen Stimmen ihrer Generation gehört. So 20. Mai, 21 Uhr im Kleinen Haus, Einlass ab 20 Uhr VVK 20 € / AK 25 € im Rahmen von Africtions. Präsentiert von Cosmo

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FESTIVAL

SO MACHT MAN FRÜHLING 2018 Deutsch-Tschechischer Kulturfrühling

Es ist wieder soweit: Das Bremer Bündnis für deutschtschechische Zusammenarbeit stellt erneut das Neueste und Bemerkenswerteste aus der tschechischen Kultur- und Politiklandschaft des Jahres vor. Unter dem Motto „Frühlingserwachen“ startet das Festival am 2. Mai in der GALERIE am schwarzen meer. Die diesjährigen Ausstellungen und Lesungen rücken insbesondere das bevorstehende 1968-Jubiläum sowie die historischen Ereignisse um den Prager Frühling und seine Folgen in den Mittelpunkt und spannen einen Bogen zu aktuellen gesellschaftspolitischen und kulturellen Debatten. In Lesungen, Diskussionen, Konzerten, Theater- und Filmaufführungen präsentiert das vielfältige Programm zeitgenössische Impulse und stellt dabei vor allem junge Künstler*innen vor. Den Abschluss macht die Fotoausstellung Das Ende des Prager Frühlings 1968 – das Ende der Besatzung 1990, die ab dem 18. Juni in der Bremischen Bürgschaft zu sehen sein wird. Fr 18. Mai, Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt – Lesung und Gespräch mit dem Autor Jaroslav Kalfař um 21:30 im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei! Sa 19. Mai, Neue tschechische Dramatik –Szenische Lesungen und Diskussion, 18 Uhr im noon. Eintritt frei! Außer Protokoll – Gastspiel des Studio Hrdinů, Prag, 20 Uhr im Kleinen Haus. Eintritt 15 / 9 € erm. Informationen zum Programm unter www.somachtmanfruehling.de

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ZUM LETZTEN MAL

ONE MORE TIME Wahlverwandtschaften, Carmen und Remote Bremen Mein Beruf wird für mich da spannend, wo ich neue Wege bestreiten kann. Etwa in unserer spartenübergreifenden Uraufführung Wahlverwandtschaften: Die Herausforderung war nicht nur, die unglaublich komplexe Musik mit wahnsinnig viel Text zu lernen und zu gestalten, sondern nebenher noch Käseplätzchen zu backen. Ich finde es spannend, eine alltägliche Handlung wie das Backen mit der überhöhten Kunst des Operngesanges zusammenzubringen. Was passiert dadurch mit der Musik und überhaupt mit meiner Figur!?! Abgesehen davon ist das Kochen auf der Opernbühne eine extrem gute Übung für das spontane Reaktionsvermögen. Schließlich muss man Dinge wie eine Eieruhr, die irgendwann klingelt, mit in die Vorgänge einbeziehen und darf sich nicht am heißen Ofen verbrennen ... Und auch die Probenarbeit gestaltet sich abwechslungsreich: Die Probe, bei der wir mit dem Regisseur Stephan Kimmig GrissiniStangen geformt haben, war die lustigste seit langem. (Nadine Lehner, Sopranistin) Ich warf mich ihr zu Füßen, griff ihre Hände und benetzte sie mit meinen Tränen. Ich erinnerte sie an alle die glücklichen Augenblicke, die wir zusammen erlebt hatten. Alles, alles habe ich ihr angeboten, auf dass sie mich wieder lieben sollte. Sie sprach: Dich noch lieben ist unmöglich. Mit dir leben will ich nicht. Da packte mich die Wut. Ich zog

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mein Messer. Hätte sie nur Furcht gezeigt, hätte sie mich um Gnade angefleht! Nichts; dies Weib war ein Dämon. (Don José, Mörder in Prosper Merimées Novelle Carmen) Hoffentlich ist die Schlange an der Würstchenbude nicht zu lang! Die Kirche Unser Lieben Frauen auf dem Bremer Marktplatz ist deutschlandweit die einzige Kirche mit angeschlossener Würstchenbude. Und genau hier muss man sich anstellen, um, außerhalb der Öffnungszeiten und mit vorheriger Autorisierung, einen Schlüssel für die Kirche abzuholen. Die Zeit dafür ist knapp, denn die Horde ist unaufhaltbar. Die Horde, 50 mit Kopfhörern ausgestattete Menschen, bahnt sich, einer künstlichen Stimme folgend, einen kollektiven Weg durch die Stadt. Und wenn man als Guide die Stimme sagen hört: „Sucht Zuflucht in der Kirche. Der erste muss die Tür öffnen.“ Dann müssen die Türen offen und das Licht angeschaltet sein – und das unbemerkt, wie von Zauberhand. (Farina Holle, Produktionsleitung Remote Bremen)

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REIHE NEUE MUSIK

ANDERE TÖNE: HEIMAT #2 THE LAST TEMPTATION OF ENGLAND Another suburban romance Einen Abend lang beneiden ANKKL und das Theater Bremen England um seine tiefe Kulturgeschichte, seine ex­ tremen Gegensätze, seine seit jeher progressive und wegweisende Kunst. Aber auch um seine thatcherianischen politischen Unruhen, seine verfallenen und zerstörten Industrielandschaften und seine totale, im Punk vielfach beschriene Aussichtslosigkeit – eben um die krassen Widrigkeiten in diesem durch seine Abtrennung immer exotischer werdenden Inselstaat. Hierzu findet am Theater Bremen für zwei Abende ein industriell-dystopisches Konzert­ereignis statt, eine kantig-monochrome Vorstadtromanze. Das Ensemble KLANK und sein Publikum gibt sich voll und ganz der Sehnsucht nach der schroffen Punk-Attitude verschiedener Spielarten der Industrial Music hin, die so viel interessanter zu sein scheint, als unser eigenes, unaufgeregtbehütetes Dasein. Fr 18. und Sa 19. Mai, jeweils um 20:30 Uhr, Treffpunkt ist das noon / Foyer Kleines Haus Musik: ANKKL Regie: Levin Handschuh Dramaturgie: Caroline Scheidegger Mit dem MusikAktionsEnsemble ANKKL: Reinhart Hammerschmidt, Markus Markowski, Christoph Ogiermann und Tim Schomacker u. a. Eine Koproduktion von Raum21 GbR und Theater Bremen. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Deutschen Musikfonds, die Karin und Uwe Hollweg Stiftung, die Waldemar Koch Stiftung, die Reidemeister & Ulrichs Stiftung, den Senator für Kultur sowie klangpol-Netzwerk Neue Musik Nordwest

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Nadine Geyersbach in Die Ratten


MUSIKTHEATER

SPOTLIGHT #8 UND #9

Patrick Zielke & Ulrike Mayer, Patricia Andress & Loren Lang Im Malsaal, auf der Probebühne, im Foyer, im Kulissenoder im Brauhauskeller – in den vergangenen Monaten haben die Sänger*innen des Musiktheaterensembles verschiedene Orte im und um das Theater Bremen zur Bühne gemacht und ihre persönlichen Favoriten aus dem Liedrepertoire präsentiert. Und da sich die neue Liederabendreihe nicht nur bewährt hat, sondern das Musiktheaterensemble auch mehr Mitglieder zählt, als die Spielzeit Monate, steht Spotlight im Mai gleich zweimal auf dem Spielplan. Am 8. Mai laden die Mezzosopranistin Ulrike Mayer und der Bass Patrick Zielke zur Ausgabe #8 auf die Probebühne. Und obwohl die Lieder aus Des Knaben Wunderhorn eigentlich keine Duette hergeben, widmen sie sich zu zweit Gustav Mahlers berühmtem Zyklus – meist nacheinander, aber vielleicht auch mal in innigem Wechselgesang. Ein weiteres Duo, ein amerikanisches, hat sich am 29. Mai im Foyer des Theater am Goetheplatz verabredet: Patricia Andress und Loren Lang. Auf ihrem Programm stehen nicht nur Lieder von Rachmaninoff, Schubert und Vaughan Williams, sondern mit einem Duett aus Gershwins Porgy and Bess auch eine Hommage an ihre gemeinsame Heimat. #8: Patrick Zielke und Ulrike Mayer am Di 8. Mai, 20 Uhr auf der Probebühne, Treffpunkt ist das noon #9: Patricia Andress und Loren Lang am Di 29. Mai, 20 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer)

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ZU GAST: EWALD PALMETSHOFER radikal unsexy

Er wuchs im 800-Seelen-Dorf Mühlviertel in Österreich auf, studierte Theologie und Philosophie, der Vater arbeitete im Stahlwerk. Außer bei den Frohnleichnamprozessionen kam er mit Theater nie in Berührung und wurde doch einer der bedeutsamen deutschsprachigen Dramatiker. Sein erstes Stück wohnen unter glas (2006) wurde vielfach nachgespielt, hamlet ist tot. keine Schwerkraft (2008) für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert, den er 2015 für die unverheiratete erhielt, und auch 2018 ist er mit seiner Überschreibung von Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenaufgang wieder im Rennen. Die Theologie, obwohl sie ihm „radikal unsexy“ schien und als „schon a bissel ein No-Go“, wählte er, weil sie ihm das Denkwerkzeug für seine Themen lieferte. Tod. Leid. Gerechtigkeit. Schuld. Im Theater transformiert er sie zu Geschichten mit realen Hintergründen, verfasst in einer kunstvoll literarischen Sprache, in Partituren, an denen sich Regie und Ensemble abarbeiten dürfen. Bevor er Dramen schrieb, verfasste er Mundarttext und Kurzgeschichten. Die Dramaturgin Simone Sterr stellt den Autor vor. Und weil der „so irrsinig gerne vorliest“, wird er das auch tun. Mi 16. Mai, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) 20 Uhr Vorstellung die unverheiratete im Kleinen Haus

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UND AUSSERDEM

BLICKWECHSEL: DIE UNVERHEIRATETE

Palmetshofers wortgewaltige Sprachpartitur erzählt die Geschichte einer Frau, die kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges einen Deserteur denunziert und damit seine Hinrichtung zu verantworten hat. Wenige Wochen später wird ihr gesetzestreues Handeln zum Verbrechen erklärt. Existiert eine universelle Moral, unabhängig von in ihrer Zeit verhafteten politischen Systemen? Ist Schuld erblich? Diesen Fragen gehen Pastorin Frauke Lieberum und Dramaturgin Dany Handschuh auf den Grund. So 6. Mai, 18 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani THEATERTREFFEN: SINGEN

Wenn die Frühlingstage kommen „blütenreich und milde“ (Friedrich Hölderlin) erwacht die Lust nach Freiheit, Fröhlichkeit, nach Festen und Feiern. Und weil das unter Freunden am besten geht, laden die Theaterfreunde ein, mit dem Leiter des Bürgerchores, Thomas Ohlendorf, die unbeschwerte Jahreszeit einzuleiten, die Sonne ins Herz zu lassen und die Lieder auf die Lippen und gemeinsam zu singen. Mo 14. Mai, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei!

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COCKTAIL #5: FRITZ HAASE

Der Fotograf Pio Rahner im Gespräch mit herausragenden Persönlichkeiten der hiesigen Kunstszene bei guten Drinks im noon – so das Erfolgsrezept der letzte Spielzeit gegründeten Diskursreihe, die nach einer kleinen Pause nun erneut einen Blick auf die Welt Bildender Bremer Künstler*innen eröffnet. Zu Gast: der Fotograf Fritz Haase, der dieses Jahr die Ensemblemitglieder des Theater Bremen für das Spielzeitheft porträtiert hat. Di 15. Mai, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Eintritt frei! YEAH YEAH CLUB

mit den DJs Jens Mahlstedt und GU Der eine bereist seit Jahrzehnten die wichtigen Spots des internationalen Clubgeschehens, der andere ist einer der Köpfe hinter dem legendären Bremer Urban Jazz GrooveKollektiv: Wenn Jens Mahlstedt und GU gemeinsam an den Plattentellern stehen, treffen sich zwei Szenegrößen, um ihre Liebe zum Vinyl und ein unnachahmliches Gespür für den Groove auf die Tanzfläche zu bringen. Funk trifft Soul trifft Hip-Hop trifft Jazz bei einer weiteren Ausgabe des YEAH YEAH CLUB im noon. Trust the DJs. Sa 26. Mai, 22 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintrtit 8 € Präsentiert von Bremen Zwei

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Wieder im Spielplan: Endlich


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JUNGE AKTEURE

WIEDER IM PROGRAMM: ENDLICH

Ein Projekt von Forstman / Freitag Leben ist ein permanenter Prozess der Transformation, den wir mal als sehr schnell, mal fast gar nicht wahrnehmen. Mit jeder Minute, die verstreicht, verwandeln wir uns, wir wachsen, scheitern, welken, reifen. Wie erleben wir Vergänglichkeit? Und wie unterscheidet sich der Blick darauf bei Menschen mit viel gelebter Zeit hinter sich oder einem ganzen Leben vor sich? Fünf Kinder und vier alte Menschen erforschen in Endlich in der Begegnung zweier gegensätzlicher Lebensphasen ihre Endlichkeit, die Abschied, Anfang oder Wandel bedeuten kann. „Bereits das schlichte Miteinander von alten und jungen Menschen auf einer Bühne wirkt hier als Theater-Vorgang hochinteressant. Hier […] scheinen Alt und Jung umstandslos auf den gleichen Status gebracht.“ (Weser-Kurier) Di 8., Mi 9., Fr 11. Sa 12. und So 13. Mai im Brauhaus

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THEATERPÄDAGOGIK

LEHRER*INNENKONFERENZ

An welchen Stoffen des Unterrichts knüpft der Spielplan 2018/19 an? Intendant Michael Börgerding lädt zur Lehrer*innenkonferenz und stellt mit den Theaterpädagoginnen die kommende Saison vor. Im Anschluss haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, eine Vorstellung von Die Ratten zu besuchen. Mi 30. Mai, 18 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Anmeldung unter: theaterpaedagogik@theaterbremen.de

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Man kennt es aus zahlreichen Filmen: Um ein Schloss zu knacken, braucht es einen Dietrich, eine Haarspange oder eine Büroklammer. Und schon ist man drin in der Schatzkiste, im versperrten Friedhof, im verschlossenen Tagebuch oder der fremden Wohnung. Doch es gibt ein Schloss, das sich nicht mit den üblichen Hilfsmitteln öffnen lässt: Das befindet sich im menschlichen Inneren und bewahrt Gewohnheit, altes Denken, Routine. Um dort einzudringen und Platz für neue Ideen und fan-


tastische Welten schaffen, eignet sich vor allem ein Werkzeug: die Kunst. Ach ja, natürlich existiert noch ein weiteres Schloss in Ihnen, für das es sogar einen Schlüssel gibt. Aber den sollten Sie wirklich nur einem ganz besonderen Menschen geben. Danke L.H. und L.G. Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de


THEATERER* VERSTÄRK IN N EN

Ein*e Verstärker*in trägt Impulse hinaus in die Welt. Ein*e TheaterVerstärker*in nimmt Impulse des Theaters auf, vergrößert und vertieft sie – Impulse zum Denken, zum Reden, bestenfalls Impulse zum Handeln. Die TheaterVerstärker*innen, eine Gruppe theaterbegeisterter junger Menschen, bekommen einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen des Theater Bremen, sie gestalten einen eigenständigen Blog, treten durch einen Infostand an der Universität in den direkten Austausch mit dem gleichaltrigen Publikum und organisieren die Veranstaltungsreihe NachTisch. Mit dem beruflichen Ziel, im Theaterkontext arbeiten zu wollen, ist hier ein vertiefter Einblick, spannender Austausch und die Kontaktaufnahme möglich. theaterverstaerkerbremen.wordpress.com Kontakt: theaterverstaerker@theaterbremen.de

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ERMÄSSIGTE KARTENPREISE

SCHÜLER*INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE Für die Vorstellungen im Theater am Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS Bürger*innen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 €. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Karten für ausgewählte Vorstellungen reserviert werden. Ansonsten erhalten Sie diese immer ab Montag für Vorstellungen der laufenden Woche an der Theater­kasse, sofern noch Karten verfügbar sind – www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. THEATERCARD 50 / THEATERCARD 25 Unsere TheaterCard 50 ermöglicht einen Preisvorteil von rund 50 % und die neue TheaterCard 25 von rund 25 %. Sie sind gültig für jeden Termin, jede Spielstätte und jede Preiskategorie (exkl. Gastspiele, Konzerte und Sonderveranstaltungen) und ab dem Kaufdatum 1 Jahr gültig. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!

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Print-à-porter Die neue taz. Getragen von Vielen. 10 Wochen täglich taz für 10 Euro. Sind Sie dabei? taz.de/new-paper

TA Z VERL AGS- UND VERTRIEBS GMBH | BERLIN, RUDI-DUTSCHKE-STRASSE 23 AB 2018: BERLIN, FRIEDRICHSTRASSE 21


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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE

FÖRDERKREIS JUNGES.THEATERBREMEN

Der Senator für Kultur

Das Festival NEW GREEK WAVE wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes The Choreonauts – Afro-European Navigations in dance wird gefördert im Fonds Turn der Kulturstiftung des Bundes

Die Produktion Clean City ist eine Koproduktion von Onassis Cultural Centre-Athens mit dem Goethe Institut im Rahmen von „Europoly“. Touring Support: Onassis Cultural Centre-Athens Andere Töne wird gefördert vom Musikfonds e. V. mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

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KONTAKT

Theaterkasse

Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de Abonnementbüro Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr) oder abo@theaterbremen.de Dramaturgie: dramaturgie@theaterbremen.de Presse: presse@theaterbremen.de Marketing: marketing@theaterbremen.de Geschäftsführung: gf@theaterbremen.de Theater Bremen

Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Informationen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit unter www.theaterbremen.de/barrierefreiheit Impressum Herausgeber: Theater Bremen GmbH Geschäftsführung: Prof. Michael

Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer ­Geschäftsführer) Redaktion: Dany Handschuh Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung: ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck: Druck & Verlag Kettler GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 44


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An den Befragungen darf jeder ab 18 Jahren – mit Ausnahme der Mitarbeiter der WESER-KURIER Mediengruppe – teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Stichtag für die Gewinnspielteilnahme: 31.7.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.



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