KOREANA - Spring 2012 (German)

Page 7

2 3

sich bis dahin auf einige Werbetrickfilme beschränkten, mit der Umsetzung der beliebten Comic-Reihe Der Held Hong Gildong seines Bruders Shin Dong-u. Bereits ein Jahr später, am 21. Januar 1967, kam mit Der Held Hong Gildong der erste koreanische LangAnimationsfilm in die Kinos. Am Tag der Premiere standen die Zuschauer Schlange vor den Kinokassen und nach nur vier Tagen war die Zahl der Besucher bereits auf 100.000 geklettert, so dass der Film zum zweit-umsatzstärksten des Jahres 1967 wurde. Dieser Erfolg gleicht einem Wunder, wenn man bedenkt, unter welch harten Umständen dieser Langfilm innerhalb nur eines Jahres produziert wurde: Da kein Zelluloidfilm zu haben war, behalf sich Shin mit Filmabfällen der US-Luftwaffe, die zur Entfernung der Schwärze erst in Lauge getaucht und dann zurechtgeschnitten werden mussten, um wiederverwendet werden zu können. Angespornt durch den Erfolg von Der Held Hong Gildong wurden zwar noch weitere Kino-Animationsfilme produziert, aber auf Grund der schlechten Produktionsbedingungen und des mangelnden Interesses der Filmindustrie versiegte die Produktion koreanischer Animationsfilme bald. Erst 1976, also ganze zehn Jahre nach Der Held Hong Gildong , sorgte ein weiterer Zeichentrickfilm für Wirbel an den Kinokassen und stellte damit das Potential des koreanischen Animationsfilms unter Beweis. Robot Taekwon V (in den USA als Voltar the Invincible bekannt) von Kim Cheong-gi brachte mit seinem durchschlagenden Erfolg die Produktion einer ganzen Reihe ähnlicher Langfilm-Animationen für Kinder ab 6 als Zielgruppe auf den Weg. Da sich jedoch durch den Ticketverkauf alleine die Produktionskosten nicht decken ließen, mussten die Kosten gesenkt werden, was wiederum die Qualität der Filme verschlechterte und letztendlich zu einem Rückgang der Zuschauerzahlen führte. Der Teufelskreis aus sinkenden Besucherzahlen und sinkender Filmqualität wiederholte sich so lange, bis schließlich auch die Zahl der produzierten Filme K o r e a n a ı F r ü h j a h r 20 1 2

1. Green Days, ein Film der für die getreue Nachzeichnung des Alltagslebens der 1970er Jahre gelobt wird (2011). © Studio MWP 2-3. The King of Pigs (2011), ein unabhängiger Lang-Animationsfilm für Erwachsene.

rapide abnahm. Nach weiteren zehn Jahren bot sich dem koreanischen Animationsfilm eine dritte Gelegenheit zum Durchstarten. Die koreanischen Fernsehsender, die bis dahin ausschließlich japanische oder amerikanische Trickfilme ausgestrahlt hatten, versuchten sich mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 1988 in der Produktion heimischer Zeichentrickserien. Sie orientierten sich dabei an dem japanischen System, beliebte Comics fürs Fernsehen zu adaptieren, was in der Produktion höchst populärer Serien wie Dooly the Little Dinosaur, Dallyeora Hani (Run, Hany) oder Narara Syupeobodeu (Fly! Superboard) resultierte. Ungeachtet des großen Erfolgs dieser koreanischen Serien gaben die TV-Stationen solche Eigenproduktionen aus Kostengründen schon bald wieder auf und kauften statt dessen wieder die preisgünstigeren Serien aus dem Ausland.

Die Hauptakteure der New-Wave Dem koreanischen Animationsfilm waren mit gelegentlichen innovativen Produktionen zwar einige Sternstunden beschieden, aber es gelang nie, eine solide Basis für kontinuierliches Wachstum zu legen. Bis in die 1980er Jahre lag der Fokus auf Zulieferarbeiten und nicht auf Eigenproduktion originärer Werke. Die für ihr ausgezeichnetes Geschick bekannten koreanischen Trickfilmzeichner lieferten zwar einen Großteil der Zeichnungen für japanische, amerikanische oder europäische Produktionen, aber die entscheidenden Produktionsvorgänge spielten sich 6 nicht in Korea, sondern im Ausland ab. Überspitzt formuliert bezeichnete man die koreanische Animationsindustrie als „Riesen ohne Kopf“. Mit Beginn der 1990er Jahre kam es dann zu einem grundlegenden Wandel. Trotz des Mangels an Bildungseinrichtungen mit Kursen für Animation, Projekten, an denen man hätte mitarbeiten, oder Unternehmen, in die man hätte einsteigen können, entschlossen

7


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.