Der Brockhaus Bildung21

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DER BROCK HAUS

Wissen f端r das 21. Jahrhundert



Wissen f端r das 21. Jahrhundert


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Redaktionelle Leitung: Detlef Wienecke-Janz Projektleitung: Dr. Matthias Herkt

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Das Wort BROCKHAUS ist für den Verlag F.A. Brockhaus/ wissenmedia in der inmediaONE] GmbH als Marke geschützt. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in elektronischen Systemen.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. © F. A. Brockhaus/wissenmedia in der inmediaONE] GmbH, Gütersloh/München, 2011 Printed in Germany ISBN 978-3-577-09056-8

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Jeder Tag unterstreicht es aufs Neue – in einer Zeit, in der sich steter Wandel, permanente Innovation und die ungehemmte Beschleunigung sowie grenzenlose Mobilität als prägende gesellschaftliche Kräfte zeigen, benötigen wir »Bildung«, um als autonom denkende, selbstbestimmt handelnde und selbstverantwortlich wirkende Individuen bestehen zu können. Aber welche Bildung, welcher Bildungsbegriff sollte dem zugrunde liegen? nimmt für sich nicht in Anspruch, einen neuen Bildungsbegriff oder neue Bildungsideale zu definieren, ist aber sicher, dass zu einer sich ständig gravierend verändernden Welt ein klassischer, statischer Bildungskanon allein nicht mehr passt. Die heutige allgegenwärtige Verfügbarkeit von Informationen suggeriert ein scheinbares Gefühl von unbegrenztem Wissen. Es entsteht die Gefahr einer Dominanz der Informationsfülle, die das reflektierte Wissen verschwinden lässt und digitale Schnelllebigkeit zum Helden macht. Denn ohne eigene Fähigkeiten zu Wissenserwerb und Wissensbewertung fehlt jede Grundlage zur selbstbestimmten Kontrolle und Einordnung von Informationen. Es erfordert nun mal Wissen, um sich Wissen sinnvoll aneignen zu können. Hier setzt das vorliegende Werk an. Im Gegensatz zu früheren eher geistesgeschichtlich geprägten und geschlossenen Darstellungen bietet dieser Band einen thematisch offenen Dreiklang aus »Natur und Technik«, »Kultur und Gesellschaft« und »Praktischer Bildung«. Die versammelten Beiträge, geschrieben von anerkannten Fachwissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten, zeigen ein umfangreiches Panorama bildungsrelevanten Wissens – exemplarisch verdichtet, gegenwartsorientiert und verständlich aufbereitet. soll und wird in dieser Präsentationsform überraschen, intellektuelle Anforderungen stellen und dem Leser ohne belehrenden Zeigefinger helfen, sich in der Welt besser zurechtzufinden. Gleichzeitig kommen aber auch Spaß und Freude an Wissen und Bildung nicht zu kurz. Ungewöhnliche konzeptionelle Zugriffe wie die einleitenden virtuellen Gesprächsrunden von Denis Diderot, Isaac Newton, Max Weber, Werner von Siemens, Adolph Freiherr von Knigge und anderen, die Stärke der visuellen Aufbereitung in Bild und Grafik und die faszinierenden Ausflüge zu in die Forschungslabore der Gegenwart machen einem neuen, zeitgerechten Typ an der Spitze der Allgemeinbildungswerke. Redaktion Die Detlef Wienecke-Janz


INHALTSVERZEICHNIS

Brockhaus Bildung 21 5 Was bedeutet Bildung? Ein Dialog 10

NATUR UND TECHNIK

14

Natur und Technik – Ein Dialog 16

Mathematik

Strukturwissenschaften

Geschichte der Mathematik 18 t Die Zahlentheorie 20 t Geometrie 22 t Algebra 24 t Analysis 26 t Laborbericht: Stochastik 28 t Die Wissenschaft der Statistik 30 t Angewandte Mathematik 32 Mathematische Logik 34 t Kybernetik 36 t Künstliche Intelligenz und Wissenstechnologien 38 t Komplexitäts- und Selbstorganisationstheorie 40 t Strukturwissenschaftliche Inter- und Transdisziplinarität 42 / Laborbericht: Der legendärste Think Tank der Welt 43

Physik

Die Geschichte der Physik 44 t Die Newton’sche Mechanik 48 t Elektrodynamik 50 t Thermodynamik und statistische Physik 52 t Supraleitung und Plasmazustand 54 t Die allgemeine Relativitätstheorie 56 t Quantenphysik 58 t Quantenmechanisches Atommodell 60 t Laborbericht: Laserlicht erobert die Nanowelt 62 t Elementarteilchenphysik 64 / Laborbericht: CERN-Forscher auf der Suche nach dem Schlussstein 65

Chemie

Die Geschichte der Chemie 66 t Allgemeine und anorganische Chemie 70 t Werkstoffe 72 t Laborbericht: Kohlenstoff-Nanoröhren 74 t Organische Chemie 76 t Kunststoffe und Hightech-Polymere 78 / Laborbericht: Polymere haben eine leuchtende Zukunft 79 t Die Biochemie 80 t Die physikalische Chemie 82 t Energie für eine mobile Welt 84

Geologie

Die Geschichte der Erde 86 t Der Aufbau der Erde 88 t Plattentektonik, Vulkanismus und Tsunamis 90 t Fossile Brennstoffe und Erze 92

Astronomie

Geschichte der Astronomie 94 t Geschichte und Entwicklung des Universums 98 t Radioastronomie 102 t Die Entstehung und Entwicklung von Sternen 104 t Unsere Galaxie 106 t Von Sonnenwolken und Teilchenschauern 108 / Laborbericht: Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) 109

Meteorologie

Wetter und Klima 110 t Laborbericht: Wetter als chaotisches System 112 t Saurer Regen und Ozonloch 114 t Menschen machen Klima 116

Biologie

Die Geschichte der Biologie 118 t Zellen und zelluläre Kommunikation 120 t Gene und Vererbung 122 t Laborbericht: Craig Venter und das Humane Genomprojekt 124 t Evolution des Lebens 126 / Laborbericht: Der Evolution des Menschen auf der Spur 127 t Vielfalt des tierischen und menschlichen Lebens 128 t Das Nervensystem und die Funktionsweise des Gehirns 130 t Organismen und ihre Umwelt 132 t Mikrobiologisches Leben 134 / Laborbericht: Leben unter Extrembedingungen 135 t Die Welt der Pflanzen 136

Geografie

Länder und Staaten 138 t Kontinente und Ozeane 146 t Die Sozialgeografie 148 t Siedlungsgeografie 150 t Wirtschaft ohne Grenzen?152


6

Bauwesen

Architektur und Stadtplanung Bergbau und Hüttenwesen

7

Der Hochbau 154 t Energieeffizientes Bauen 156 / Laborbericht: Kraftwerk B in Bennau 157 t Tiefbau als Grundlage unserer modernen Existenz 158 t Stauanlagen – Deiche – Schleusen – Kanäle 160 t Kunst des Ingenieurbaus 162 Architektur 164 t Laborbericht: Solarpionier Rolf Disch 168 t Stadtplanung von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert 170 Gewinnung von Bodenschätzen durch Bergbau 174 t Endlagerung von Reststoffen und Abfällen 176 t Gesteinshüttenkunde 178 t Hüttenwesen und Metallurgie 180 / Laborbericht: Abfall- und Recyclingforschung 183

Maschinenbau

Die Baumaschinentechnik 184 t Ingenieurskunst im Maschinen- und Anlagenbau 186 t Mobil durch Fahrzeuge 188 t Laborbericht: Die Kombitechnik der Hybridfahrzeuge 190 t Luft- und Raumfahrttechnik 192 t Die Medizintechnik 194 t Kunststoffverarbeitung 196

Elektrotechnik

Allgemeine und theoretische Elektrotechnik 198 t Organische Elektronik 200 t Nachrichten- und Digitaltechnik 202 t Laborbericht: Die Nanoelektronik 204 t Erzeugung elektrischer Energie 206

Verfahrenstechnik

Mechanische und thermische Verfahrenstechnik 208 / Laborbericht: Kleiner – schneller – heißer 209 t Chemische Stoffumwandlung 210 t Entwicklung und Optimierung von Produktionsverfahren 212 t Bio- und Gentechnologie 214

Informatik und Telekommunikation

Medizin

Pharmazie

Agrarwissenschaft

Wie unsere Computer funktionieren 216 t Programmiersprachen und Auszeichnungssprachen 218 t Das Internet 220 t Digitale Mobilität 222 / Laborbericht: Ubiquitous und Pervasive Computing 223 t Computerspiele 224 t Sicherheit am Computer 226 Die Geschichte der Medizin 228 t Hightech-Diagnostik 232 t Medizinische Strategien 234 t Gendiagnostik und -therapie 236 / Laborbericht: Leukämie bei Kindern und Jugendlichen 237 t Laborbericht: Gen- und Stammzellentherapie 238 t Herz- und Kreislauf-Erkrankungen 240 t Stoffwechselerkrankungen 242 t Minimal-invasive Operationen 244 t Implantate und neue Zellen 246 t Virusinfektionen auf dem Vormarsch 248 t Fortpflanzungsmedizin 250 / Laborbericht: PID 251 Ein besseres Leben durch Arzneimittel 252 t Bio- und gentechnisch hergestellte Wirkstoffe 254 t Medikamente der Zukunft 256 / Laborbericht: Neue Erreger erfordern neue Medikamente 257 Landwirtschaft heute 258 t Grüne Gentechnik 260 t Bevölkerungsexplosion und Lebensmittelknappheit 262

KULTUR UND GESELLSCHAFT

264

Kultur und Gesellschaft – Ein Dialog 266

Philosophie

Geschichte der Philosophie 268 t Was ist eigentlich der Gegenstand der Philosphie? 274 t Gebiete der Philosophie 276 t Laborbericht: Peter Singer 280


INHALTSVERZEICHNIS

Geschichte

Archäologie

Räume der Geschichte 282 t Weltgeschichte in Daten 286 t Epochen der Geschichte 288 t Themen der Geschichte 290 t Große Historiker 292 tǛ,SÊGUF der Geschichte 294 t Geschichte des abendländischen Bildungskanons 296 t Laborbericht: Die Globalgeschichte 298 Gebiete der Archäologie 300 t Die Ausgrabungen in Troja von Schliemann bis heute 304 t Methoden der Archäolgie 306 / Laborbericht: Den Anfängen der Sesshaftigkeit auf der Spur 307

China

Die Geschichte Chinas 308 t Philosophie, Religion, Literatur und ,VOTU Chinas 312 t Chinas "VGTUJFH zur Supermacht 314

Indien

Geschichte Indiens 318 t Laborbericht: Moderne Indologie in Göttingen 320 t Indien heute und morgen 322

Religion

Der Islam und seine Kultur Judentum

Geschichte der Religionen 324 t Christliche (SVOEGSBHFO 328 t 7JFMGBMU des Christentums 330 t Religionen zwischen Säkularisierung und Fundamentalismus 332 7JFMGBMU der islamischen Welt 336 t Laborbericht: Aktuelle Forschungen zu Islam und Islamismus 340 t Die Religion des Islam 342 Die jüdische Geschichte 344 t Die Religion des Judentums 346

Sprache

Die Sprachen der Welt 348 t Verlust des sprachlichen Erbes 350 t Grundbegriffe der 4QSBDIXJTTFOTDIBGU 352 t Laborbericht: Dietrich Busses linguistische Epistemologie 354

Literatur

Grundbegriffe der -JUFSBUVSXJTTFOTDIBGU 356 t Laborbericht: Ein internationales Projekt zur Literatur als Wissensspeicher 360 t Literaturtheorien und Methoden der Analyse 362

Altphilologie

Die klassischen Sprachen 364 t Die griechische und lateinische Literatur 366

Deutsche Sprache und Literatur

Geschichte der deutschen Sprache 368 / Laborbericht: Die Wortwarte 369 t Die ;VLVOGU des Deutschen 370 t Geschichte der deutschen Literatur 372

Englische Sprache und Literatur

Geschichte des Englischen 378 t Laborbericht: Postcolonial Studies 382 t Die englischsprachige Literatur 384

Romanische Sprachen und Literaturen

Die romanischen Sprachen 390 / Laborbericht: Spanische Spuren in den Sprachen der Karibik 393 t Die romanischen Literaturen 394

Slawische Sprachen und Literaturen

Die slawischen Sprachen 398 t Die slawischen Literaturen 400

Kunst

Geschichte von ,VOTU und Architektur 404 t Laborbericht: Der Iconic Turn und die Kunstwissenschaft 412 t Die Gattungen der Bildenden ,VOTU 414

Musik

Musik im Spiegel der Jahrhunderte 418 / Laborbericht: Historisch informierte Aufführungspraxis (HIP) 421 t ,MFJOF Instrumentenkunde 424 t Expedition ins theoretische Herz der Musik 426

Recht

Geschichte des Rechts 430 t Positives Recht und Naturrecht 434 t Die Gebiete des Rechts 436


8

Wirtschaft

9

Geschichte der Wirtschaft 442 t Bereiche der Wirtschaft 446 t Geschichte der Wirtschaftswissenschaften 450 t Grundbegriffe der Wirtschaft 452 / Laborbericht: Das ifo Institut und Hans-Werner Sinn 455

Gesellschaft

Grundlagen der Soziologie 456 t Theorien der Soziologie 460 t Die Gesellschaft der Zukunft 462 / Laborbericht: Demografische Forschung in Rostock 463

Staat und Politik

Formen staatlicher Organisation 464 t Die westliche Demokratie 468 t Eine politische Ideengeschichte 470

Medien

Geschichte der Massenmedien 474 t Laborbericht: Eine Langzeituntersuchung zur Medienwirkung 478 t Die Zukunft der Medien 480

Volk und Völker

Der Mensch

Der Gegenstand der Ethnologie 482 t Die Geschichte der Ethnologie 486 t Ethnologische Forschung 488 / Laborbericht: Wozu dient die Ethnologie heute? 489 t Volkskunde 490 Wer oder was ist der Mensch? 494 t Der Mensch der Zukunft 498 t Anthropologische Theorien des Menschen 500

Die Psyche

Die menschliche Psyche 502 t Laborbericht: Wird die Psychologie durch die Neurowissenschaft überflüssig? 506 t Psychologie und Psychotherapie 508

Pädagogik

Pädagogik als Wissenschaft der Erziehung 510 / Laborbericht: Deutschland den Kindern 511 t Geschichte der Pädagogik 512

PRAKTISCHE BILDUNG

514

Praktische Bildung – Ein Dialog 516

Kulturtechniken

Kreativität Lebenspraxis

Sprache und Kommunikationskompetenz 518 t Fremdsprachen 522 t Ohne Lesen geht gar nichts 524 t Juristen als Sprachmeister 526 t Schreiben 528 t Informieren, Recherchieren und Lernen 530 t Kompetenter Umgang mit Medien 532 Musik erleben 536 t Macht Musik intelligenter? 538 t Bildende Kunst 540 t Kreatives Schreiben 542 Haushalt und Wohnung 544 t Kleidung und Mode 548 t Ernährung und Kulinarik 550 t Körper und Gesundheit 554 t Den eigenen Lebensstil finden 558 t Ökologische Lebensführung 560 t Reisen 564 t Emotionale und soziale Intelligenz 566

Register 570 Abbildungsnachweis 576


WAS BEDEUTET BILDUNG?

WAS BEDEUTET BILDUNG?

M

anche verbinden das Wort Bildung mit der Schule, andere mit elitärem Standesdünkel und wissenschaftlichem Elfenbeinturm. Andererseits wissen wir längst, dass Bildung niemals endet und wir nur mit guter Bildung den Herausforderungen der Zukunft begegnen können. Doch was ist eigentlich Bildung? Wir haben fünf bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte zu einer Diskussion darüber eingeladen.

Giambattista Vico

Isaac Newton Der talentierte Bauernsohn wurde zu einem der bedeutendsten Wissenschaftler der Welt. Er machte Mathematik und Logik zur Grundlage der Naturwissenschaften.

Der Autodidakt stieß sich an der kalten Logik der aufkommenden Naturwissenschaften. Er gilt als Begründer der modernen Geschichtswissenschaft und der Kulturwissenschaften.

Werner von Siemens Beim preußischen Militär in den Naturwissenschaften ausgebildet, verdiente er als Ingenieur sein Geld mit praktischen Erfindungen und begründete die Weltfirma Siemens.

Newton: Meine Herren, vielleicht darf ich beginnen? Aus der Sicht des Naturwissenschaftlers bedeutet Bildung sicheres Wissen über die Gesetze der Welt. Nur wenn wir uns von der Logik und der Mathematik leiten lassen, kommen wir zu wahren Erkenntnissen, die sich auch immer wieder überprüfen lassen. Das ist tragfähiges Terrain fernab vom Sumpf der Spekulationen. Vico: Sie erlauben, dass ich sofort widerspreche? Sich auf Logik und Mathematik zu verlassen, halte ich für Selbstbetrug. Wie wollen Sie damit die Welt verstehen, die von den Handlungen der Menschen bestimmt wird? Nur wenn wir verstehen, warum etwas in der Geschichte

Adolph Freiherr von Knigge Heute steht sein Name für alle Fragen des Benimms; tatsächlich beschäftigt sich sein Werk mit Taktgefühl und Höflichkeit und nicht mit starren Regeln.

Diderot Als Philosoph der Aufklärung wollte er den Menschen das gesamte Wissen seiner Zeit zugänglich machen und verwirklichte diese Idee in der legendären Encyclopédie.

passiert, können wir zu wahren Erkenntnissen kommen. von Knigge: Das ist ein interessanter Ansatz, mein lieber Vico. Doch was nützt das alles, wenn wir nicht wissen, wie wir richtig miteinander umgehen? Viele Konflikte in der Welt entstehen durch Missverständnisse und falsches Verhalten. Sowohl in der großen Politik als auch im engen Familienkreis kommt es entscheidend auf Taktgefühl und Höflichkeit an. Darauf sollten wir unser Augenmerk bei der Bildung lenken. von Siemens: Meine Herren, ist das nicht alles viel zu theoretisch? Wo bleibt der Bezug zur Praxis? Ich gebe


EIN DIALOG

zu, eine gute und umfassende Ausbildung in den Naturwissenschaften halte ich für unumgänglich. Dann muss man diese Dinge aber auch anwenden können! Experimentieren und ausprobieren, nur so erreichen wir Fortschritte, die für alle nutzbar sind. Sehen Sie, Herr Newton, was nützten Ihre Erkenntnisse Ihren Zeitgenossen? Nichts! Denn sie konnten noch nicht in die Praxis umgesetzt werden. Erst nachdem die Praktiker die Technik so weit verfeinert hatten, konnte man Ihre Theorien anwenden. Diderot: Sie gehen ja ganz schön ran, Herr Siemens, da merkt man gleich, dass Sie beim preußischen Militär waren. Wenn Sie erlauben, möchte ich behaupten, dass Sie alle recht haben. So scheint es mir zumindest. Denn ohne sicheres Wissen lässt sich nur wenig erreichen in der Welt. Doch was nützt all das angehäufte Wissen, wenn wir nicht gelernt haben, zu denken – selbst zu denken? Beides müssen wir dem Bürger vermitteln und zugänglich machen. Wer sich bilden will, dem soll die Möglichkeit dazu gegeben werden. Das war der Grund, warum ich mich jahrelang für meine Enzyklopädie so gequält habe. Sie sollte das gesamte Wissen unserer Zeit zusammenfassen! Ihre Verbreitung sollte das Wissen verbreiten und den Samen der Bildung in Europa verteilen! Vico: Mein lieber Diderot, Sie lassen sich ja von Ihrer Begeisterung richtig fortreißen. Ich möchte doch noch einmal zu den Anfängen zurückkehren. Das scheint mir notwendig. Ich halte die Naturwissenschaften für einen Irrweg. Denn Logik und Rationalismus eliminieren das Wahrscheinliche, aber genau das ist doch das Objekt und die Methode von Geschichte, Jura, Politik, Kunst und Rhetorik! Damit verschwindet es auch aus dem Wissensschatz und damit aus der Bildung, meine Herren! Nehmen Sie das Beispiel der Geschichte! Was für ein Verlust, wenn wir sie nicht mehr zum Bildungskanon rechnen. Ohne die Kenntnis der Geschichte,

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von dem, was gewesen ist, bleibt uns unsere Gesellschaft unverständlich. von Knigge: Gesellschaft, das ist nun wieder mein Stichwort. Jeder Mensch sollte lernen, wie er sich in der Gesellschaft richtig verhält, wie er Konflikte vermeidet, wie er ohne anzuecken sein Ziel erreicht. Ich kann mir vorstellen, dass solche Fähigkeiten in der Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert erhalten, als diesen offenbar von Ihnen zugestanden werden. von Siemens: Herr von Knigge, wer sich durchsetzen will, kann nicht immer Rücksicht auf andere nehmen. Wer eine Idee zum Leben erwecken will, muss kämpfen! Da gibt es leicht einmal Opfer. Ich will Ihnen aber gerne zusprechen, dass auch Ihre Mittel zum Ziel führen können. Gleichzeitig möchte ich jedoch betonen, dass wir auf den alten Bildungsmüll verzichten müssen. Wir sollten die Dinge unterrichten, die Bezug zu unserer Lebenswelt haben, die es uns ermöglichen, Fortschritte zu machen. Und, da muss ich mich wiederholen: Dies sind in erster Linie die Naturwissenschaften. Diderot: Das gefällt mir so an Ihnen, Herr von Siemens, dass Sie so hohen Wert auf den praktischen Nutzen legen. Raus aus dem Elfenbeinturm, rein ins Leben, das ist mir auch wichtig. Auf die Naturwissenschaften würde ich mich jedoch nicht beschränken. Auch die Geisteswissenschaften spielen in unserer Welt eine wichtige Rolle. Unsere Gesellschaft ist mehr als nur wirtschaftlicher Erfolg und technischer Fortschritt! Was ist mit Kultur, Kunst und Philosophie? Newton: Papperlapapp, Diderot! Reißen Sie sich zusammen! Der Mensch ist ohnehin unberechenbar. Was soll man sich dann mit ihm befassen? Wir müssen unser Wissen auf eine solide Basis stellen. Dies kann nur gesichertes Wissen sein. Tatsachen, die sich beweisen lassen. Dies sollten die Inhalte der Bildung sein!

Das Wahre ist nur eines, das Wahrscheinliche vieles, das Falsche grenzenlos. Giambattista Vico


WAS BEDEUTET BILDUNG?

Ohne Mathematik tappt man doch immer im Dunkeln. Werner von Siemens

von Knigge: Liebe Freunde, darf ich die Wogen ein wenig glätten und einen Vermittlungsvorschlag machen? Glauben Sie nicht, dass jede Zeit ihren ganz eigenen Bildungskanon benötigt? Schließlich stellt jede Zeit doch ihre jeweils eigenen Anforderungen. Der Fortschritt bringt uns immer weitere Erkenntnisse aller Art und lässt die Sensationen der Vergangenheit bescheiden erscheinen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, darf die Bildung nicht zu einem starren, trockenen Gerüst werden, das die Jugend quält und nichts mehr nutzt. Sie muss auf die Entwicklungen der Zeit reagieren und ihre Inhalte immer wieder auf den Prüfstand stellen. Diderot: Richtig so, Herr von Knigge, das ist endlich auch meine Sprache. Das, was neu und modern ist, muss Platz in unseren Schulen und Universitäten haben. So machen wir der Jugend den Weg zur Bildung so leicht wie möglich. Und ist das Interesse an den Bildungsinhalten erst einmal geweckt, kommt eins zum anderen. Der Geist wird aus seinem dumpfen, passiven Siechtum erweckt, wird rege und aufnahmebereit und eignet sich die Welt an. Dort wo der eigene Verstand zu arbeiten beginnt, verschwindet die Intoleranz und macht der Freiheit Platz, der Freiheit, selbstständig zu denken. Schließlich entfaltet sich darüber unsere Zivilisation in ihrer ganzen Pracht und wird reif für die Zukunft. Newton: Diderot, Diderot! Ruhig Blut! Sie lassen sich so leicht von Ihren Ideen fortreißen und geraten dann ungezügelt in den Bereich der schwärmerischen Spekulation. von Siemens: So ist es immer mit ihm! Ich liebe es, wenn Diderot richtig in Fahrt kommt. Vico: So weit auseinander sind Herr von Knigge und Diderot aber gar nicht, wenn mir auch die Sicht Diderots angenehmer erscheint.

Newton: Ja, Vico, da haben Sie recht. Es kann nicht schaden, wenn Schule und Universität zeitgemäßes Wissen lehren. Mit Schaudern denke ich an den Scholastik-Unterricht meiner Zeit zurück oder diese primitive Logik. Da ist die Idee, die Schüler zum Selberdenken anzuregen, sicher ein schöner Ansatz. Vico: Also kann ich zusammenfassen, dass wir alle der Meinung sind, dass überholtes Wissen an den Bildungsinstitutionen nichts zu suchen hat. Nur über das, was Bildung bedeutet, sind wir dennoch nicht einig. Ich räume ein, dass Naturwissenschaften, Logik und Mathematik wichtig sind, vielleicht sogar genauso wichtig wie Geistes- und Sozialwissenschaften. Aber auch der Kunst möchte ich einen Platz einräumen. von Knigge: Ah, die Kunst! Sie darf keinesfalls fehlen, wenn wir von Bildung reden. Wer als gebildet gelten möchte, muss die Meisterwerke der Musik, der Malerei, der Bildhauerei, der Architektur und der Dichtung zumindest kennen. Nicht zu vergessen sind Tanz und Theater, Oper, Kino und Fotografie. von Siemens: Woher kennen Sie denn Film und Fotografie? Sie überraschen mich! von Knigge: Bitte, lieber Siemens, lenken Sie nicht ab. Ich weiß ja, dass Sie nicht viel übrig haben für die Künste. Dennoch scheint es mir wichtig, dass der Jugend die Möglichkeit gegeben wird, die Kunst kennenzulernen. Mehr noch, ihr muss der Zugang zu ihrem Verständnis geöffnet werden. Vico: Dem kann ich nur beipflichten. Ohne Kunst ist unsere Zivilisation, ich gehe noch weiter, ohne Kunst ist überhaupt keine Zivilisation vorstellbar. Das zeigt schon die Geschichte der verschiedenen Völker, ihr Werden und Vergehen.


EIN DIALOG

Newton: Sie werden jetzt spekulativ wie eben Diderot, das gefällt mir überhaupt nicht. Wo bleiben da die unwiderlegbaren, die gesicherten Fakten? Das führt doch nur zu endlosen Diskussionen. Wir sind hier nicht auf einer Cocktailparty, sondern wollen uns ernsthaft Gedanken über die Bildung machen.

Newton: Da sträubt sich alles in mir. Stellen Sie sich das nur mal vor, wir würden über Infinitesimalrechnung plaudern – auf dilettantischem Niveau!

Diderot: Mein lieber Newton, hören Sie doch mal in sich hinein. Kann eine Fuge von Bach oder ein Bild von Tintoretto Sie nicht ebenso begeistern wie ein perfekter mathematischer Beweis? Oder Sie, Siemens, bekommen Sie nicht auch eine Gänsehaut, wenn Sie einen perfekt laufenden Motor sehen?

Diderot: Es ist ein schmaler Grad, auf dem Sie da wandeln, Knigge. Das führt leicht zu sinn- und zusammenhanglos auswendig gelernten Bruchstücken, so wie Kinder manchmal sämtliche Dinosaurier aufzählen und sie beschreiben können oder sämtliche Pokémon-Figuren. Ziel jeder Bildung muss letztlich das eigenständige Denken sein.

von Siemens: Ja und nein. Da mag es Ähnlichkeiten geben, ich gebe es zu. Aber diese ganze Geschichte mit der Kunst – ja, sie ist schön, aber sie hat keinen praktischen Nutzen. Was sollen wir also damit? Irgendwie hört sich das für mich an wie das belanglose Plaudern bei gesellschaftlichen Anlässen. Man muss gerade so viel darüber wissen, dass man mitreden kann. Ein Zugeständnis an die Anwesenheit der Damen, die sich ja eher mit solchen Dingen befassen. Diderot: Ich fasse es nicht. Siemens, Sie sind doch der Jüngste von uns und haben die altertümlichsten Ansichten. Lassen Sie das nicht meine Tochter hören! von Knigge: In der Tat scheint mir so eine Auffassung nicht mehr wirklich zeitgemäß. Einen Aspekt möchte ich dennoch gerne aufgreifen: das Plaudern auf Partys oder bei gesellschaftlichen Anlässen. Herr von Siemens hat ganz richtig erkannt, dass jeder gebildete Mensch in der Lage sein sollte, eine anständige Konversation zu betreiben. Eine einseitige Bildung kann da nur schaden. Ein gewisser universeller Dilettantismus bringt in diesem Zusammenhang mehr als Fachidiotie auf gesicherter Wissensbasis.

Vico: Nun gut, Sir Isaac, es muss ja nicht gerade Infinitesimalrechnung sein.

von Knigge: Ich merke schon, da kommen wir nicht überein. Dennoch möchte ich noch auf etwas hinweisen, was wir noch gar nicht beachtet haben: Lebensart und die Kunst des Reisens! Letzteres trägt ungemein zur Bildung bei und erweitert den Horizont. Und die Kenntnisse über angemessene Kleidung, Tischmanieren, gutes Essen und Trinken gehören unzweifelhaft zu den Errungenschaften unserer Kultur. Diderot: Dem stimme ich zu, auch wenn man da den Geschmack der Zeit berücksichtigen muss. Vico: Apropos! Wollen wir nicht zu Tisch gehen? Ich denke, da ist für kulinarischen Genuss gesorgt. Newton: Gute Idee, mein Hals ist schon ganz trocken und der Magen knurrt auch … von Siemens: Gegen einen guten Tropfen hätte ich jetzt auch nichts einzuwenden. von Knigge: Nun denn, meine Herren, ich glaube, das Essen wartet und wir haben es uns verdient!

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NATUR UND TECHNIK

ASTRONOMIE

RIESEN UND ZWERGE

DIE ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG VON STERNEN

A

m klaren Nachthimmel können wir unterschiedlich helle Sterne in vielen Farben erkennen. Doch ein Feldstecher oder ein kleines Teleskop zeigen, dass auch an den vermeintlich leeren Stellen des Himmels immer noch Sterne zu finden sind. Je größer die Teleskope werden, desto mehr Sterne werden sichtbar. Etwa 100 Milliarden befinden sich allein in unserem Milchstraßensystem. Mindestens genauso viele Milchstraßensysteme gibt es. Wo kommen alle diese Sterne her? Welche Eigenschaften haben sie? Was wird aus ihnen?

Wolkige Ursprünge Die Milchstraße ist durchsetzt mit sogenannten Dunkelwolken aus Gas und Staub, die so dicht sind, dass sie das Licht der dahinter liegenden Sterne absorbieren. Die Wolken bestehen zu etwa 90 % aus Wasserstoffgas und zu 10 % aus Heliumgas. Nur etwa 2 % von ihnen enthalten alle anderen natürlich vorkommenden schweren Elemente, die in Supernovae entstehen. Der Staubanteil der Wolken bildet sich u. a. in den Atmosphären alter und kühler Sterne. Dunkelwolken können sowohl einige tausend Lichtjahre als auch wenige Lichtjahre groß sein. Meistens sind sie umso dichter, je kleiner sie sind. Die mittlere Dichte in der Milchstraße beträgt etwa 0,01 Teilchen pro cm3 und steigt in den Dunkelwolken bereits auf 1000 Teilchen pro cm3 an. In den noch dichteren Molekülwolken klettert sie auf etwa 105 Teilchen pro cm3.

Ein Stern entsteht

Sternentstehungsgebiete und junge Sterne, von denen Gasströme ausgehen – die fantastische und extrem detaillierte Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble zeigt einen Teil des Carina-Nebels.

Diese Molekülwolken reisen um das Milchstraßenzentrum. Aufgrund ihrer Ausdehnung bewegen sich die Bereiche der Wolke, die sich näher an diesem Zentrum befinden, schneller als die weiter entfernten. Das bedeutet: Die Wolke rotiert. Weil der Drehimpuls erhalten bleibt, müssen auch die späteren Sterne und Planeten rotieren, wobei sie die Drehrichtung der ehemaligen Wolke beibehalten.

Von Anfang an weisen die Molekülwolken kleine Dichteunterschiede auf. Höhere Dichte bedeutet aber auch höhere Gravitationskraft. Gas und Staub der Wolke fließen also dort zusammen, wo die Dichte bereits höher ist. So entstehen extrem dichte, aber kleine Wolken, die Globulen. Werden freie Gase und Moleküle komprimiert, so wie in den Globulen, erhöht sich ihre Temperatur. Dabei nimmt das Gasvolumen zu und liefert einen nach außen gerichteten thermischen Druck, welcher gegen die nach innen gerichtete Schwerkraft der Wolken ankämpft. Überwiegt die Schwerkraft, so endet der Prozess in einem immer dichter werdenden Plasma, in dem die Kernfusion, das heißt die Verschmelzung von Wasserstoff- zu Heliumkernen, einsetzen kann.

Sterne in allen Größen und Farben? Größe und damit auch Masse der Sterne bewegen sich in einem schmalen Bereich, der von 1/10 Sonnenmasse bis zu etwa 100 Sonnenmassen reicht. Es entstehen sehr viel mehr massearme Sterne als massereiche. Die Masse des Sterns ist ein direkter Hinweis auf die Dichte des Sterninneren: Je höher die Masse, desto höher sind die zentrale Dichte, die Temperatur und somit auch die Energieerzeugungsrate. Bei den meisten Sternen herrscht ein Gleichge-


DIE ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG VON STERNEN

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Pulsar

sich aufblähender Stern

Neutronenstern Stern wird größer Schwarzes Loch Supernova-Explosion

Weißer Zwerg

sich aufblähender Stern

Riesenstern

wicht zwischen Schwerkraft und thermischem Druck. Sie bestehen im Zentrum aus einem homogenen Plasma, an das sich eine äußere Konvektionszone anschließt – allerdings hängt dieser Aufbau von Masse und Entwicklungszustand der Sterne ab. Aus dem Inneren diffundiert die Energie langsam nach außen, bis sie im Außenbereich durch aufsteigende Plasmablasen an die Oberfläche transportiert wird. Massereiche Sterne weisen hohe Oberflächentemperaturen von bis zu 60 000 K auf. Massearme Sterne sind dagegen mit weniger als 3000 K vergleichsweise kühl. Die heißen Sterne leuchten intensiv blauweiß. Sterne mittlerer Masse, wie die Sonne, leuchten gelb, kühle Sterne leuchten dagegen in hellem bzw. dunklem Rot. Die masseärmsten Sterne werden Braune Zwerge genannt.

Das Ende der Sterne Die Masse legt auch das Ende der Sterne fest. Ist der Kernbrennstoff (Wasserstoff) verbraucht, überwiegt die Gravitation. Die Sterne ziehen sich zusammen, werden heißer und es zünden neue Fusionsprozesse. Das bläht die Sterne wieder auf und sie werden zu Riesensternen. Ist aller Kernbrennstoff aufgebraucht, fallen massereiche Sterne in sich zusammen und explodieren als Supernovae. Dabei werden

Schwarzer Zwerg

Überriese

alle chemischen Elemente gebildet, die schwerer sind als Eisen. Übrig bleibt ein Neutronenstern mit 10 km Durchmesser oder sogar ein Schwarzes Loch. Massearme Sterne werden mehrere Jahrmilliarden alt. Sie verlieren im Verlauf ihrer Entwicklung viel Materie durch einen Sternwind aus ionisiertem Gas. Übrig bleibt ein »nackter« Kern von etwa Erdgröße, ein sog. Weißer Zwerg. Sie kühlen ganz allmählich aus. Auch auf die Sonne wartet dieses Schicksal.

Massereiche Sterne explodieren am Ende ihrer Lebenszeit als Supernova und werden zu einem Neutronenstern, vielleicht wandeln sie sich auch zu einem Pulsar oder sogar zu einem Schwarzen Loch. Massearme Sterne blähen sich schließlich zu einem Roten Riesen auf, fallen dann zu einem Weißen und später zu einem Schwarzen Zwerg zusammen.

plus Sind alle Sterne Singles? Sterne entstehen aus Verdichtungen in Gaswolken, die sich aufgrund von kleinen Schwankungen von der Mutterwolke abkoppeln. Diese Teilwolken zerfallen, wonach sich die neuen Teilwolken unabhängig voneinander weiter zu Sternen entwickeln. Dies bedeutet, dass sich praktisch alle jungen Sterne in einem Sternhaufen befinden, der einige Dutzend bis Hunderte Mitglieder umfasst. Diese Sternhaufen lösen sich nach einigen hundert Millionen Jahren auf. Die Mehrheit der Sterne bildet Doppel- oder Mehrfachsterne. Hier umkreisen mehrere Sterne ein gemeinsames Massenzentrum – ähnlich wie die Planeten um die Sonne kreisen, es gibt aber auch Einzelsterne.


NATUR UND TECHNIK

GEOGRAFIE

VIELFALT AUF SECHS KONTINENTEN

LÄNDER UND STAATEN

V

or Jahrtausenden entwickelten sich die ersten Hochkulturen; Imperien wie das Römische Reich steckten immer wieder neue Grenzen ab. Die heutigen Nationalstaaten sind eine junge Erscheinung. Durch die politische Dynamik und Kriege verändern sich ihre Territorien immer wieder. Aktuell gibt es auf der Erde knapp 200 Staaten.

Die Verteilung der Staaten Sechs der sieben Kontinente sind bewohnt und in rund 200 Staaten gegliedert. Europa, Asien und Afrika gelten zusammengenommen als die Alte Welt. Nord- mit Mittelamerika sowie Südamerika bilden die Neue Welt. Hinzu kommen Australien und das über den Pazifik verteilte Ozeanien, das allerdings kein Kontinent ist. Dagegen

Für das Auge nicht wahrnehmbar sind die Grenzen der Länder und Staaten auf unserem Blauen Planeten. Dennoch existieren sie. Der Begriff »Staat« ist auf die politische Dimension beschränkt, während »Land« als der umfassendere Begriff auch die geografische Dimension berücksichtigt.

macht die Landmasse rund um den Südpol die Antarktis zu einem Kontinent, der aber als einziger nicht bewohnt wird. Nach geografischen Gesichtspunkten wäre Eurasien der größte Kontinent. Doch aufgrund kulturgeschichtlicher Traditionen wird das westliche Fünftel als eigenständiger Kontinent Europa angesehen. So ist Asien mit rund 45 Mio. km² der flächengrößte

Erdteil, den sich 48 Staaten teilen. In Afrika mit seinen 30 Mio. km² liegen 54 Staaten. Der kleinste Kontinent der Alten Welt ist Europa. Auf seinen nur 10 Mio. km² finden sich 44 Staaten. Im markanten Gegensatz dazu steht Nordamerika, dessen über 21 Mio. km² sich nur Kanada und die USA teilen. Die Abgrenzung Mittelamerikas ist umstritten, meistens werden aufgrund der gleichen Ver-

gangenheit und kulturellen Prägung auch die Inselstaaten der Karibik hinzugerechnet. Bei dieser Perspektive liegen 21 Staaten in der Region. Ganz anders sind die Verhältnisse dagegen in dem mit knapp 18 Mio. km² ungleich größeren Südamerika: Als viertgrößter Kontinent ist es Heimat für gerade zwölf Staaten. Einzigartig zeigt sich die Situation Australiens, das gleichzeitig Staat und Kontinent ist. Mit weniger als 8 Mio. km² findet


LÄNDER UND STAATEN

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plus

sich kein kleinerer Erdteil. Klein sind auch die 13 Inselstaaten Ozeaniens. Riesengroß ist dagegen die Fläche, auf der sie sich im Pazifischen Ozean verteilen. Europa hätte auf dem Terrain siebenmal Platz.

Asiens Regionen Asien lässt sich grob in sechs Regionen gliedern: Westasien gruppiert sich um die Türkei, den Iran und die Arabische Halbinsel. Das wesentliche verbindende Element dieser Länder ist die Religion des Islam. In Nordasien liegen die Mongolei und das alles dominierende Russland, die beide durch ihre große Ausdehnung und eine weitgehend unberührte Natur auffallend niedrige Bevölkerungsdichten haben. Im sich südlich anschließenden

Zentralasien liegen neben Afghanistan die aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgegangenen Staaten Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Ihnen gemeinsam ist der Islam. Südlich und östlich liegt Südasien, das von den drei bevölkerungsreichen Staaten Indien, Pakistan und Bangladesch bestimmt

Extreme Staatsgebiete Algerien ist mit 2,4 Mio. km² der größte Staat in Afrika. Aus hiesiger Sicht ein Gigant, denn Deutschland nimmt nur ein Sechstel dieser Fläche ein. Doch was ist das im Vergleich zu Russland, dem größten Land der Erde, das sich von Europa bis Asien erstreckt und Algerien siebenmal schlucken könnte. Die USA als drittgrößtes Land hätten fast zweimal Platz auf Russlands Fläche. Winzig sind dagegen die Zwergstaaten: Keiner ist kleiner als der Vatikan, dessen Staatsgebiet auf einer Fläche von 880 mal 500 Metern Platz hätte. Viermal größer ist Monaco, fast 50-mal größer das ozeanische Nauru mit 21 km² – selbst Offenbach am Main, die kleinste deutsche Großstadt, hat eine doppelt so große Fläche.

wird. Das hinduistische Indien wird dabei im Westen und Osten von den beiden islamischen Staaten flankiert. Alle drei gehörten einst als Ganzes zum britischen Weltreich. Anders als dieser Subkontinent ist Südostasien durch Inseln und Halbinseln geprägt. Besonders das islamische In-

donesien und die katholischen Philippinen stechen durch die Vielzahl ihrer Inseln aus dieser Gruppe hervor. Dazu gehören aber auch das buddhistische Thailand sowie die einst als Indochina bekannten Staaten Laos, Kambodscha und Vietnam. Deren großer Nachbar im Norden ist China, das zusammen mit Taiwan, den beiden koreanischen Staaten und Japan die Region Ostasien bildet.


NATUR UND TECHNIK

MASCHINENBAU

Von zweierlei Herkunft

Die Kombitechnik der Hybridfahrzeuge Zur Neige gehende Ölreserven, strengere Abgasgesetze für weniger CO2-Ausstoß und zunehmende städtische Verkehrsbeschränkungen treiben die Entwicklungen in der Fahrzeugtechnik rasant voran. Die sich ausweitende Urbanisierung und der wachsende Wunsch nach Mobilität machen neue Antriebsarten in Fahrzeugen notwendig.

Hybridfahrzeuge als Brücke Elektrofahrzeuge entfalten ihre Stärken vor allem in den weltweit stark wachsenden Megacitys und entlasten Ballungszentren von Emissionen. Angetrieben mit Strom aus regenerativen Quellen wie z. B. auf Carports installierten Solarzellen für die sogenannten Plug-in-Hybridfahrzeuge, leistet das Elektroauto zudem einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduzierung. Mittlere Reichweiten und lange Strecken sind dagegen eher für kontinuierlich weiterentwickelte, verbrauchsarme Diesel- und Benzinmotoren geeignet. Hybridfahrzeuge bieten sich für Kurz-, Mittel- und Langstrecken an. Hybridfahrzeuge sind Fahrzeuge, die zweierlei Antriebstechnologien miteinander kombinieren. Meist sind ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor mit Batterie in einem Fahrzeug vereint. Diese Hybridantriebe stellen auf dem Weg zum rein elektrischen Antrieb die technologische Brücke dar. Beim Hybrid kann ein regeneratives Bremssystem elektrische Energie beim Bremsvorgang zurückgewinnen. Beim Beschleunigen

Energiewende und neue Fahrzeugtechnik: Richtung Elektroauto weist der Plug-in-Hybrid mit größeren Batterien und einer externen Auflademöglichkeit.


DIE KOMBITECHNIK DER HYBRIDFAHRZEUGE

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Laborbericht

Spaß am Autofahren und umweltbewusstes Verhalten müssen keine Gegensätze sein. Der Maschinenbauingenieur Matthias Küsell treibt die Entwicklung von Hybridfahrzeugen voran.

unterstützt der Elektromotor den Verbrennungsmotor (Mild-Hybrid). Dadurch ist ein kleinerer Verbrennungsmotor möglich, der entsprechend weniger Kraftstoff verbraucht. Bei den sogenannten Strong-Hybriden (Vollhybriden) lassen sich kürzere Strecken sogar ausschließlich im Elektrobetrieb zurücklegen. Weniger ist mehr Hybridautos sind seit einigen Jahren auf dem Markt. Die Technik ist jedoch sehr teuer und hochkomplex. Deshalb arbeiten Entwickler permanent daran, diese Technologien zu vereinfachen – so auch das Team um den Hybrid-Chefentwickler Dr. Matthias Küsell von Bosch. »Wir haben ein Konzept mit nur einer Elektromaschine statt zweien entwickelt«, erläutert Küsell. Steuerungstechnik regelt das Zusammenwirken von parallel geschaltetem Verbrennungs- und Elektroantrieb. »Genau das macht den Wechsel zwischen rein elektrischem, hybridem und verbrennungsmotorischem Fahren einfacher – ohne dass der Autofahrer etwas davon merkt«, erklärt Küsell. Mit dieser Parallel-Vollhybrid-Technologie sind z. B. die Hybrid-Varianten des Volkswagen Touareg und Porsche Cayenne S. ausgestattet. Die Autos können etwa drei Kilometer mit einer maximalen Geschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometer pro Stunde rein elektrisch

fahren, sofern das der Ladezustand der Nickel-Metall-Hybrid-(NiMH)-Batterie zulässt. Beim Bremsen gewinnt der als Generator arbeitende E-Motor kinetische Energie zurück, die in der Hochvolt-Batterie gespeichert wird. Hat es der Fahrer eilig, arbeiten E-Maschine und Verbrennungsmotor zusammen. Durch die »Boost-Funktion« sprinten Volkswagen und Porsche in 6,5 Sekunden von Null auf 100 Kilometer pro Stunde. Umweltfreundlich macht Spaß Matthias Küsell wurde 1962 in der Hansestadt Bremen geboren und ist promovierter Maschinenbauingenieur. Seit dem Jahr 2005 leitet er das Projekt »HybridSysteme« bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart: »In den vergangenen Jahren ist die Technik immer kleiner, leistungsfähiger und automobiltauglicher geworden.« Autos werden künftig sehr viel umweltfreundlicher sein. Bei Touareg und Cayenne z. B. sinkt der Verbrauch um 40 Prozent. »Und es macht trotzdem enormen Spaß, sie zu fahren«, versichert er. Bosch-Kraftfahrzeugtechnik für Hybridfahrzeuge: http://www.bosch-kraftfahrzeugtechnik. de/de/antriebssysteme/hybridantrieb_2/ systemefrhybrid-fahrzeuge.asp


Kultur und Gesellschaft »Woher kommen wir? Wer sind wir?

suchen uns selbst zu verstehen und

Wohin gehen wir?«, lautet der Titel

Orientierung für unser Handeln zu

eines berühmten, testamentarischen

gewinnen. Die Beschäftigung mit an-

Bildes von Gauguin; und nicht zuletzt

deren Kulturen und Zeiten, mit Kunst,

um diese Fragen geht es, wenn wir

Literatur oder Psychologie zeigt die un-

uns – bei aller praktischen Bedeutung –

endliche Handlungs- und Denkvielfalt

mit Kultur und Gesellschaft beschäfti-

des Menschen auf und hilft, sich in der

gen. Wir vergewissern uns über unsere

Welt zurechtzufinden – und sie macht

weit zurückreichenden Wurzeln, wir

zudem sehr viel Spaß!



KULTUR UND GESELLSCHAFT

CHINA

UNGEBROCHENE TRADITION

PHILOSOPHIE, RELIGION, LITERATUR UND KUNST CHINAS

D

ie jahrtausendealte kulturelle Tradition Chinas zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Landes. Anders als in Europa gab es zu keiner Zeit – vielleicht abgesehen von der Moderne – tiefgreifende Umbrüche, die die kontinuierliche kulturelle Entwicklung in besonderem Maße gestört oder in völlig andere Bahnen gelenkt hätten.

Göttliche Ahnen und weltliche Philosophen

plus

Die ältesten kulturellen Zeugnisse Chinas in Form von bemalter Keramik stammen aus der Jungsteinzeit. Mit der Bronzezeit erscheinen reich verzierte Bronzegefäße, die überwiegend im Ahnenkult Verwendung fanden. Bereits seit diesen frühen Perioden der chinesischen Geschichte lassen sich in der Religion zwei grundlegende Tendenzen erkennen, die in der Bedeutung der göttlichen Ahnen sowie in der Verehrung von Naturphänomenen deutlich werden, wobei unter diesen vor allem die Himmels- und die Erdgottheit herausragen.

Die chinesische Schrift – Symbol der kulturellen Einheit Die Entwicklung der chinesischen Schrift vollzog sich ohne von außen kommende Einflüsse während der Bronzezeit. Bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. hatte sich die Lishu genannte Kanzleischrift herausgebildet, die die Grundlage der heutigen chinesischen Schrift darstellt. Diese ist mit ihren bis zu 80 000 Zeichen eine Bilderschrift, deren Vorteil darin besteht, dass das Schriftbild unabhängig vom Lautwert gelesen werden kann und somit auch für Sprecher unterschiedlicher Dialekte verständlich bleibt.

Die zweite Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. stellte die Blütezeit der chinesischen Philosophie dar. Sie brachte eine Vielzahl philosophischer Richtungen hervor, unter denen die Lehren des Konfuzius von größter staatstragender Bedeutung waren. Fast zeitgleich entwickelte sich auch die Philosophie des Taoismus. Die zahlreichen Fürstenhöfe dieser Zeit zeichneten sich durch eine hochstehende künstlerische Prachtentfaltung aus. Auch die Anfänge der

chinesischen Dichtkunst liegen in dieser Zeit (7. Jh. v. Chr.) und wurden im »Buch der Lieder« (Shijing) gesammelt.

Monumentalplastik und mystischer Taoismus Die Kunstentwicklung in der Zeit der Qin- und der Han-Dynastie ist vor allem durch die monumentale Grabplastik des ersten Kaisers geprägt, während unter den Han die Lackkunst und die Darstellung von Fantasiewesen besonders hervortreten. Neben der traditionellen chinesischen Religion spielte seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. auch der aus Indien kommende Buddhismus eine große Rolle. Dieser stellte aber für die chinesische Religion, vor allem für den Taoismus, keine direkte Konkurrenz, sondern vielmehr eine Ergänzung dar. Letzterer begann sich immer mehr von einer philosophischen Strömung in Richtung einer Religion zu entwickeln, in der der Mystizismus eine große Rolle spielte; hierbei sind buddhistische Einflüsse unverkennbar. Während des 1. Jahrhunderts v. Chr. begann mit dem Historiker Sima Qian und seinem Werk »Shi-ji« (Historische Aufzeichnungen) die offizielle Reichsgeschichtsschreibung, die für die Zukunft grundlegende Maßstäbe setzte.

Die edle Kunst der Landschaftsmalerei Der Beginn des chinesischen Mittelalters (4. Jh. n. Chr.) stellte eine erste wichtige Phase der buddhistischen Kunst dar, die sich vor allem in der Schaffung von


PHILOSOPHIE, RELIGION, LITERATUR UND KUNST CHINAS

Buddha-Statuen und in den Malereien der Höhlentempel von Dunhuang äußerte. Die Tang-Zeit gilt als einer der Höhepunkte der chinesischen Kultur. Hier ragte vor allem die Poesie heraus, die nun feste Schemata für den Gebrauch der Reime und der Worttöne entwickelte. In der bildenden Kunst spielten keramische Grabfiguren (u. a. Pferde) und die Wandmalerei eine große Rolle. Während der Sung-Dynastie kam es zur Entwicklung der Landschaftsmalerei, die zum edelsten Thema der chinesischen Kunst wurde. Der Konfuzianismus erlebte um das Jahr 1000 eine neue Blüte, wurde aber indirekt von buddhistischem Gedankengut beeinflusst.

Kontinuität und Wandel Zu dieser Zeit erschien auch die erste schriftlich niedergelegte profane Literatur, die die Vorbilder für Dramen bildete, die während der ersten Blütezeit des chinesischen Theaters (13./14. Jh.) aufgeführt wurden. Zugleich entwickelte sich der chinesische Roman, der sich in den folgenden Jahrhunderten bei breiten Volksschichten einer wachsenden Beliebtheit erfreute. Während der Ming-Zeit erreichten Farbholzschnitte und die Malerei ein hohes Niveau; sie gilt auch als goldenes Zeitalter des Blauweißporzellans. Seit dem 17. Jahrhundert herrschte eine Kontinuität chinesischer Kunst- und Kulturtraditionen, während erste westliche Einflüsse auf die Malerei sichtbar werden. Im Lauf des 17. und 18. Jahrhunderts erreichte die Porzellankunst ihr höchstes Niveau. Der westliche Einfluss auf die chinesische Kunst und Kultur, der sich im 19. Jahrhundert in der Malerei verstärkte, setzte sich im 20. Jahrhundert fort. In der Volksrepublik China wurde nach sowjetischem Vorbild der sozialistische Realismus gefördert. Nach der Kulturrevolution erholte sich die Kunstszene nur langsam. Die zukünftige kulturelle Entwicklung Chinas wird, soweit derzeit absehbar, in einer Mischung aus der Rückbesinnung auf die alte Tradition und modernen Einflüssen bestehen.

Ambivalentes Fabelwesen des Tierkreises – dem Drachen wird in der chinesischen Kultur eine Vielfalt von teils positiven, teils negativen Bedeutungen zugewiesen.

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Praktische

Bildung Bildung – möge sie auch noch

Fähigkeit des kreativen Ausdrucks.

so umfassend und vielgestaltig

Der kultivierte Mensch zeichnet

sein – bedeutet nicht nur theo-

sich zudem durch Geschmack und

retisches Wissen von der Welt; die

Formbewusstsein aus, er weiß, sich

Bildung eines Menschen zeigt sich

einzurichten und geschmackvoll zu

nicht zuletzt in einer kultivierten

kleiden, der stilvolle kulinarische

Lebensgestaltung. Dazu zählen

Genuss ist ihm nicht fremd, und er

der gekonnte Umgang mit Spra-

beherrscht – last but not least –

che, das Vermögen, sich richtig

den korrekten und formvollendeten

zu informieren, aber auch die

Umgang mit seinen Mitmenschen.


PRAKTISCHE BILDUNG

Einen anderen überzeugen – mit entsprechenden Handbewegungen lässt sich argumentative Rede augenfällig unterstreichen.

KULTURTECHNIKEN

Kommunikationsstörungen Störungen der Kommunikationsfähigkeit können bereits in der frühen Kindheit auftreten. Wenn Eltern das Gefühl haben, das eigene Kind entwickelt sich nicht altersgemäß, sollten sie mit dem Kinderarzt darüber sprechen. So bekommen sie rasch Hilfe und können ihr Kind entsprechend fördern. Jede Art von Kommunikationsstörung ist die Unfähigkeit oder Beeinträchtigung, mit anderen Menschen zu sprechen oder emotionale Beziehungen zu pflegen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen können solche Störungen in unterschiedlichster Form auftreten: Die Bandbreite

plus Grenzenlose Kommunikation Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten sind vielfältig und multimedial. Seit der Erfindung des Telegrafen haben die technischen Entwicklungen ungeahnte Dimensionen erreicht: telefonieren, SMS verschicken, Fotos machen und versenden, E-Mails schreiben, chatten, faxen, Voice-Mails austauschen und dazu noch Visualisierungen über TV, Handy und Computer. Doch bei all diesen technischen Kommunikationsformen handelt es sich nur um Hilfsmittel, die den Menschen in die Lage versetzen, Zeitunterschiede und Entfernungen zu überwinden und seinen Kommunikationsradius erheblich zu erweitern. Man hat sich mittlerweile so an diese technischen Errungenschaften gewöhnt, dass manch einer Schwierigkeiten hat, kritische Situationen persönlich, von Angesicht zu Angesicht, zur Sprache zu bringen und im Gespräch zu lösen.

reicht von Aphasie und Gehörschwäche über Desinteresse, Unkonzentriertheit oder Kommunikationsverweigerung (z. B. bei persönlichen Problemen) bis hin zu Analphabetismus oder Mutismus. Mit Ausnahme von Aphasie, einer Sprachstörung infolge eines Schlaganfalls, und Gehörschwäche hat keine dieser Störungen organische Ursachen. Der Mutismus ist wohl die extremste Form der Kommunikationsverweigerung: ein absichtlich herbeigeführtes, beharrliches Schweigen, ohne dass ein Defekt der Sprachorgane vorliegt, häufig eingebettet in Depressionen. Hier hilft nur eine gezielte psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Kommunikationsstörungen treten in allen Bereichen des menschlichen Lebens auf, im Beruf wie im Privatleben. Kleine alltägliche Störungen sind z. B. Missverständnisse. Sie lassen sich meist schnell durch ein Gespräch oder eine humorvolle Bemerkung wieder aus der Welt schaffen. Für länger anhaltende Störungen bzw. für Situationen, die den Beteiligten als verfahren und nicht selbst lösbar erscheinen, kann und sollte man sich professionelle Hilfe suchen: z. B. Partnerschafts- oder Erziehungsberatung, Gesprächs- oder Gruppentherapien, Mediation (etwa bei beruflichem Mobbing) und Selbsthilfegruppen.


SPRACHE UND KOMMUNIKATIONSKOMPETENZ

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Nachricht

Appellseite

Sender

Selbstkundgabe

Sachebene

Empfänger

Beziehungsseite

Das Vier-Seiten-Modell

Streitkultur

Mit dem Kommunikationsquadrat (VierSeiten-Modell bzw. Vier-Ohren-Modell) beschreibt der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun die vier Ebenen einer Nachricht: Sachebene, Selbstkundgabe, Beziehung und Appell. Dieses Modell der Kommunikationspsychologie verdeutlicht, wie sich zwischenmenschliche Beziehungen anhand von Kommunikation beobachten und benennen lassen. Auf der Sachebene findet man die Aussagen, Daten und Fakten, die eine Nachricht enthält. Bei eingespielten Gesprächspartnern bedarf es auf dieser Ebene meist nur weniger Worte – dann ist die Sache klar. Mit der Selbstkundgabe vermittelt der Sprecher gleichzeitig etwas über seine Motive, Emotionen und Werte. Dies geschieht bewusst oder unbewusst. Die Beziehungsebene zeigt, wie der Sender zum Empfänger steht bzw. was er von ihm hält. In einer guten Beziehung kommunizieren die Partner auf Augenhöhe, in gegenseitiger Wertschätzung. Der Appell steht für die Handlung/Aktion, zu der der Sender den Hörer veranlassen will. Dies geschieht mehr oder weniger offen als Bitte oder Aufforderung oder auch verdeckt als Manipulation. Jede dieser vier Ebenen kann leider auch missverstanden werden. Auch die Gewichtung der einzelnen Ebenen kann der Hörer anders verstehen, als sie gemeint war, und entsprechend »falsch« reagieren.

Jeder Mensch muss täglich – im Privatleben wie auch im Beruf – mit Konflikten umgehen: mit Ablehnung und Widerstand, Uneinsichtigkeit und Sturheit, manchmal auch Feindseligkeit und Aggression. Verbale Attacken und böse Blicke lähmen die Handlungsfähigkeit, rigides und rechthaberisches Verhalten lässt keine Kooperation mehr zu. Ausweichendes Verhalten, Konfliktvermeidung oder falsche Freundlichkeit sind kein geeignetes Mittel, um Missverständnisse oder Streitigkeiten zu klären. Wer streitet, lebt länger! Jeder Streit ist auch ein Mitteilungsversuch, dem der andere mit Interesse und Neugier begegnen sollte. Bestimmte Dinge kann man nur im Streit sagen, da wohlüberlegte Diskussionen emotionale Standpunkte nicht zulassen würden. Unterdrückt man diese unterschiedlichen Haltungen jedoch auf Dauer, um Streit zu vermeiden, baut sich eine Spannung auf, die sich aus nichtigem Anlass plötzlich entladen kann. Dann kommt es völlig überraschend und unnötig zu einer Auseinandersetzung, deren wirkliche Ursache ganz woanders liegt. Kein Konflikt löst sich von alleine. Will man ihn beenden, muss man sich der strittigen Situation stellen. Nur ein offen, ehrlich und respektvoll geführtes Streitgespräch kann zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung führen.

Das Modell Schulz von Thuns veranschaulicht sehr deutlich, wie wir, ohne dass es uns in der Regel bewusst wäre, auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig miteinander kommunizieren.


PRAKTISCHE BILDUNG

KULTURTECHNIKEN

5000 JAHRE LESEN – EINE TECHNIK MIT ZUKUNFT

OHNE LESEN GEHT GAR NICHTS

V

or etwa 5000 Jahren begannen die Menschen im Vorderen Orient zu schreiben und zu lesen. Damals eine hohe Kunst einiger weniger Spezialisten, heute ein Muss für jeden und zentraler Bestandteil unserer Bildung. Denn trotz heftigen Lamentos, dass das Internet die Lesekultur zerstöre, ist die Kulturtechnik des Lesens wichtiger denn je. Und ihre Bedeutung steigt weiter!

Kulturgut Lesen Die ältesten Schriftzeugnisse stammen aus dem Vorderen Orient und sind rund 5000 Jahre alt. Es sind Aufzeichnungen in Keilschrift, die Auskunft geben über Lagerbestand, Lieferungen und Bestellungen. Anfertigen und lesen konnte diese Tontäfelchen nur eine Handvoll Verwaltungsbeamte und Schreiber. Doch bald traten Lesen und Schreiben ihren Siegeszug um die Welt an. Schon im Altertum

plus Lesen schult fürs Leben Lesen bedeutet nicht nur, dass wir in fremde literarische Welten eintauchen oder neues Wissen der unterschiedlichsten Gebiete erwerben, die Lektüre anspruchsvoller Texte – seien es Romane, Sachbücher oder wissenschaftliche Arbeiten – schult nicht zuletzt unsere Sprachkompetenz. Wer Goethe, Chandler oder Hawking liest, wer sich für gute Sachtexte oder qualitätvolle journalistische Artikel interessiert, verbessert seine intellektuelle Aufnahme- wie Ausdrucksfähigkeit und schärft sein sprachliches Werkzeug. Sprache bildet aber auch die unabdingbare Voraussetzung für unser Denken, die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unseres Denkens. Nur wer diese Grenzen erweitert und das entsprechende sprachliche Instrumentarium erwirbt, ist auch in der Lage, komplexe Sachverhalte zu erfassen, eigene geistige Wege zu gehen und anspruchsvoll zu kommunizieren. Sprachförderung ist Denkund Kommunikationsförderung und gerade Lesen leistet hier einen ganz entscheidenden Beitrag – Lesen macht schlau und lebenstüchtig!

gehörte es für die gebildeten Schichten zur Selbstverständlichkeit, lesen und schreiben zu können. Für die Mehrzahl der Menschen spielte dies jedoch weiterhin keine Rolle. Mit der Erfindung der Druckkunst durch Gutenberg wurde Lesen zum Massenphänomen, das die Neuzeit prägte. Aber erst seit rund 100 Jahren kann ein großer Teil der Bevölkerung Westeuropas lesen und schreiben. Wissen und Bildung wurden demokratisiert und für jeden zugänglich. Und deshalb ist Lesen auch zu den wichtigsten Kulturtechniken zu zählen.

Lesen eröffnet neue Welten Doch was ist Lesen überhaupt? Laut der PISA-Studie versteht man darunter die Fähigkeit, »geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen«. Das sind dürre Worte für eine Fähigkeit, die uns nicht nur ermöglicht, Informationen jeder Art unabhängig von Zeit und Ort auszutauschen. Lesen bietet auch die Möglichkeit, in fremde Welten einzutauchen, sich mit interessanten Personen und Schicksalen zu beschäftigen. Lesen beflügelt auch die Fantasie und lässt Personen, Städte


OHNE LESEN GEHT GAR NICHTS

und Landschaften vor dem geistigen Auge entstehen – farbiger und lebensechter als jeder Film. Lesen ist der kürzeste Weg, sich das gesammelte Wissen der Welt in verträglichen Portionen anzueignen – ohne sich dabei vom Fleck zu rühren!

Es wird gelesen – nur was? Lesen bildet – allerdings reicht es nicht, irgendetwas zu lesen, es kommt letztlich darauf an, was man liest. Und so ist die Literatur untrennbar mit Lesekultur und Bildung verbunden. Dass Bücher noch gelesen werden, zeigen Sensationserfolge wie Harry Potter. Doch die Klassiker verstauben heute im Bücherregal – wenn sie da überhaupt stehen. Kaum trifft man auf einer Party noch Menschen, die – abgesehen von der Schullektüre – Goethe oder Shakespeare gelesen hätten. Seit Jahren ist es schon üblich, nur mehr die Zusammenfassung eines Romans zu lesen, damit man im Kreis der Gebildeten mitreden kann. Dabei eröffnet große Literatur einen unersetzbaren Zugang zum Erfahrungsschatz der Menschheit, zu anderen Menschenund Weltbildern, zu Horizonterweiterungen. Literatur gibt Orientierung und lässt eine kulturelle Identität entstehen, Bildung wird hier geradezu greifbar. Dennoch werden offenbar weniger Bücher gelesen.

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Die Konkurrenz aus leichter konsumierbaren Medien wie Film, Fernsehen und Internet scheint einfach zu groß.

Nur noch häppchenweise? Die Angst, dass durch Internet und Fernsehen das Lesen verdrängt würde, ist allerdings unbegründet. Wohl noch nie musste mehr gelesen werden als heute. In über 90 Prozent der Berufe muss man lesen können, unsere Umwelt ist voller schriftlicher Hinweise – von Werbung bis Gebrauchsanweisung – und die Nutzung des Internets ist ohne Lesefähigkeit kaum vorstellbar. Deshalb fallen Analphabeten heute stärker auf als noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Doch das intensive Lesen von Büchern und längeren Texten geht zurück zugunsten von Texthäppchen, wie sie im Internet, multimedial garniert, serviert werden. Es bleibt die Frage, ob die verlinkte Welt des Hypertexts besser verstanden wird als ein strukturierter Aufsatz oder ein durchdachtes Buch. Untersuchungen deuten auf die Überlegenheit der klassischen Lektüre hin. Das gibt Hoffnung für das Buch – egal ob in gedruckter oder elektronischer Form. Zudem scheint es, dass sich Buch und Internet gegenseitig fördern. Wer ein interessantes Buch liest, sucht weiterführende Informationen im Internet und umgekehrt.

Opulente Inszenierung des Lesens – in dem majestätischen Hauptlesesaal der New York Public Library frönen die Benutzer ihrer Bildungsleidenschaft.


PRAKTISCHE BILDUNG

KULTURTECHNIKEN

eindeutig das Internet. Die Befürchtung, dass das Internet die anderen Medien vom Markt verdrängen könnte, hat sich bislang nicht bewahrheitet.

Echte und virtuelle Freunde Einer der Vorteile sozialer Netzwerke ist, dass man von jedem Ort der Welt aus schnell, kostengünstig und unkompliziert gleichzeitig eine große Menge Menschen erreichen kann. So kann man zum Beispiel Mitteilungen an eine ganze Gruppe mit nur einem Mausklick verschicken. Kontakte mit Freunden oder Geschäftspartnern lassen sich auf einfache Weise aufrechterhalten. Über soziale Netzwerke werden auch Ideen verbreitet oder Interessengruppen zusammengebracht, wie etwa die politischen Entwicklungen in Nordafrika im Frühjahr 2011 eindrücklich zeigten.

Globale Kommunikation – Geschichten, Tratsch und Gerüchte machten einst auf dem Marktplatz die Runde, heute verbinden sie in Sekundenschnelle über den Erdball verstreute Menschen.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr des Datenmissbrauchs. Je mehr persönliche Informationen im Internet bekannt sind, desto leichter können sie »benutzt« werden, beispielsweise für gezielte Werbemaßnahmen oder für Angebote von kommerziellen Unternehmen, die auf ein persönliches Profil zugeschnitten sind. Durch das Ausspähen persönlicher Daten, wie zum Beispiel Kreditkartennummern oder Passwörtern, kann dem Einzelnen großer Schaden entstehen.

Nutzerdaten wie E-Mail- oder Postadresse, Kaufgewohnheiten, Familienstand etc. werden in großem Stil gehandelt – so kommt die »Spamflut« zustande, von der so mancher gelegentlich überschwemmt wird. Deshalb sollte man möglichst keine persönlichen Daten ins Internet stellen beziehungsweise sich vorher vergewissern, dass es sich um eine »sichere Seite« handelt.

Generation Handy Ein Leben ohne Mobiltelefon ist heute nicht mehr vorstellbar. Wenn man bedenkt, dass das erste kommerzielle Mobiltelefon (Dynatac 8000x, von MotorolaDesigner Rudy Krolopp »erfunden«) erst 1983 auf den Markt kam, so hat es in erstaunlich kurzer Zeit seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten. Es ist für die meisten Menschen, vom Jugendlichen bis zum Geschäftsmann, unentbehrlich geworden. Jeder kann (oder muss) überall jederzeit erreichbar sein. Per SMS werden schriftliche Nachrichten in Sekundenschnelle ans andere Ende der Welt geschickt. Wenn man sich überlegt, dass man zum Beispiel von seinem Garten aus mit jemandem sprechen kann, der in Indien in einem Zug sitzt, grenzt das schon fast an ein Wunder. Dadurch schrumpft die Welt zusammen. Fluch und Segen liegen allerdings nahe beieinander: Wer immer erreichbar ist, tut sich schwer, Grenzen zu ziehen und die Privatsphäre zu schützen. Also besser immer wieder mal das Handy ausschalten!

Phänomen SmartPhone Der Hightech-Hype setzte mit dem iPhone ein, weil man damit erstmals ein Medium entwickelt hatte, das – von der Firma Apple sehr geschickt ver-


KOMPETENTER UMGANG MIT MEDIEN

marktet – für eine ganze Generation zum must-have wurde. Das neue Smart-Phone vereinte Funktionen in sich, für die sonst mehrere Geräte nötig waren. Dazu kamen cooles Design und innovative Bedienung per Touchscreen (berührungsempfindlicher Bildschirm). Es wurde ein vollkommen neuer Markt aufgebaut, der bis dahin unbekannte, aber durchaus erfüllbare Wünsche weckte. Der Boom um das neue Gerät forcierte die Entwicklung von Anwendungen: Musik- und Videosammlungen, Fotoalben, Apps zum Spielen und Informieren, Internetbrowser und Navigationssystem. Attraktiv für Nutzer und Telefongesellschaften ist die Möglichkeit, durch Flatrates immer und vor allem überall mobil online zu sein! Andere Hersteller mussten nachziehen, um ihre Marktanteile nicht zu gefährden. Die Strategie ging auf und dasselbe Phänomen ereignete sich anschließend mit dem iPad.

ergeben, dass die Fahrbeeinträchtigung durch Telefonieren derjenigen durch Alkoholeinfluss gleichzusetzen ist.

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Mehr als telefonieren – wir stehen erst am Anfang der digitalen Mobilität, die viele Lebensbereiche verändern wird.

Da befürchtet wird, die elektromagnetischen Felder könnten die Funktion medizinischer Geräte beeinträchtigen, ist das mobile Telefonieren in Krankenhäusern nicht plus erlaubt. (Auch wenn Untersuchungen gezeigt haben, Mobilfunk in Zahlen dass medizinische Geräte Derzeit laufen weltweit knapp 5 Milerst bei einem Abstand von liarden Mobiltelefonverträge. Jährlich weniger als einem Meter werden ungefähr 1 Milliarde neue durch Mobiltelefone beeinGeräte hergestellt. 2010 wurden 1,6 trächtigt werden können.) Milliarden Handys verkauft! Ein Handy hält durchschnittlich drei Jahre. Jedes Gerät besteht zu 56 Prozent aus Kunststoff, zu 25 Prozent aus Metall und zu 16 Prozent aus Glas und Keramik, daneben zu 3 Prozent aus anderen Materialien. In einer Tonne »Mobiltelefon« sind 4 Gramm Platin, 340 Gramm Gold und 3500 Gramm Silber enthalten. Recycling lohnt sich also in jeder Hinsicht!

Handy-Recht

Für den Flugverkehr sind mittlerweile Systeme entwickelt worden, die den Gebrauch von Mobiltelefonen an Bord ermöglichen. Derzeit ist das aber in den meisten Flugzeugen noch nicht gestattet.

Während der Autofahrt ist die Benutzung des Mobiltelefons ohne Freisprecheinrichtung (Headset) in vielen Ländern verboten. In Deutschland wird dafür ein Bußgeld verhängt, außerdem gibt es einen Punkt in Flensburg. Selbst bei Nutzung der Freisprecheinrichtung kann ein Autofahrer erheblich vom Verkehrsgeschehen abgelenkt werden. Britische Studien haben

Für Mobiltelefone mit direktem Empfangsteil für Radiosendungen gilt die normale Rundfunkgebührenpflicht. Auch für Geräte mit Internetzugang, die gestreamte Rundfunksendungen empfangen können, muss man seit dem 1. Januar 2007 monatlich Gebühren zahlen.


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