Windsurfing Journal Ausgabe 05

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world cup sylt 2008

world cup sylt 2008

Josh geht auf Sylt auch außerhalb des eigentlichen Contests aufs Wasser und beeindruckt dann mit unglaublichen Ritten im Shorebreak die Zuschauer. Außerdem ist er gefühlt seit 100 Jahren dabei und kennt die Bewertungsschemas der Kampfrichter besser als so gut wie alle anderen Windsurfer der Tour (siehe auch dazu das Interview mit Klaas und Craig in dieser Ausgabe).

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Doch Klaas ist besser. Er schafft tatsächlich diese kleine Sensation und kickt Josh aus dem Rennen. „Josh auf Sylt zu schlagen, ist mein größter Erfolg. Er ist in schlechten Bedingungen einfach extrem gut. Mein erster Gedanke war: Wenn ich Josh schlagen kann, dann ist hier was drin.“ So soll es dann auch später kommen. Doch erst einmal ist da noch ein anderer Veteran der Tour zu bezwingen. Mit Kevin Pritchard wartet im Viertelfinale ein abgebrühter Wettkampfstratege, doch Klaas kann sich auch gegen ihn nach anfänglichen Schwierigkeiten durchsetzen (mehr dazu ebenfalls in dem oben angesprochenen Interview). Nun ist alles möglich. Klaas steigert sich von Heat zu Heat. Die Bedingungen kommen ihm entgegen, sind sie doch genau so, wie er sie oft in Hanstholm oder Klitmøller vorfindet.

© Foto HOCH ZWEI Michael Kunke

19. Erneuter Zuschauermagnet beim Colgate World Cup auf Sylt: Die Windsurfing Journal Boxengasse. Fanatic, North Sails, F2, Starboard und Severne präsentierten ihre Produkthighlights der kommenden Saison und Teamfahrer den interessierten Besuchern und Autogrammjägern. Windsurfen und Windsurfer zum Anfassen: So muss es sein! Vielen Dank an die fünf Brands für die Unterstützung dieser tollen Idee! Zum Glück seid wenigstens ihr euch euer Verantwortung dem Sport gegenüber noch bewusst.

In der kommenden Runde schlägt Dany dann noch souverän Alex Mussolini, ehe er im Achtelfinale auf Victor Fernandez trifft. Victor windsurft wie entfesselt und beendet Danys Siegesserie. Leider fliegen ebenfalls in der Vorrunde, bis auf Klaas Voget, alle anderen Deutschen raus. Gunnar Asmussen hat ebenfalls Pech mit wenig Wind und schlechten Wellen und muss sich dem Franzosen Yann Sorlut beugen. Flo Jung erwischt mit Antoine Albeau eigentlich ein verhältnismäßig leichtes Los. Denn auch wenn der Franzose zurzeit deutlich der schnellste Windsurfer der Tour ist, hat sich seine Waveperformance in den letzten acht Jahren überhaupt nicht weiterentwickelt. Die langjährige Erfahrung und das Wissen, wie man fleißig Punkte sammelt, machen am Ende den Unterschied aus. Ebenfalls keine Chance hat der jüngste Teilnehmer des Events, Jon-Hendrik Frey, gegen Ben Proffitt. Bernd Flessner muss gegen John Skye ran. Bernd als Vertreter des konventionellen Wavewindsurfens muss sich Skyboy leider geschlagen geben. Er kann sich aber damit trösten, dass für seinen Gegner erst im Viertelfinale gegen Jonas Ceballos Schluss ist. Die größte deutsche Nachwuchshoffnung, Leon Jamaer, fährt in seinem Vorrundenheat

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gegen Kevin Mevissen sensationell. Er liefert in meinen Augen deutlich die bessere Show ab, vernachlässigt es jedoch, die schlechten Wellen mit unansehnlichen Turns zu belästigen. In der Sprungwertung geht er meiner Meinung nach klar als Sieger vom Wasser, muss sich aber dem Old-School-Judging der Kampfrichter aufgrund schlechterer Wellenritte beugen. Da Leon nun aber weiß, wie der Hase läuft, bin ich mir sicher, dass er beim nächsten World Cup nicht in der Vorrunde rausfliegt. Der zweite Deutsche mit spanischer Segelnummer neben Dany Bruch, Philip Köster, besiegt in der ersten Runde zwar Matt Pearch, trifft dann aber nur eine Runde weiter auf Kauli Seadi, der ihn zurück nach Gran Canaria schickt. Nun ist also nur noch Klaas Voget fürs deutsche Team im Rennen. Er muss in der Vorrunde gegen einen schwachen Levi Lenz ran und kommt problemlos eine Runde weiter. Auch Ross Williams ist keine wirkliche Hürde für Klaas und so trifft er im Achtelfinale auf den ersten harten Brocken: Josh Angulo. Kaum ein anderer Pro der Tour ist in der Lage, aus katastrophalen Wellen so sensationelle Aerials und Cut Backs rauszupressen.

Halbfinale. Noch vier Fahrer sind im Rennen. Klaas muss gegen seinen guten Freund und Teamkollegen Victor Fernandez antreten. Ein weiteres Fanatic-TeamMitglied, Jonas Ceballos, trifft auf Kauli Seadi. Das erste Halbfinale wird gestartet. Am Ende des Heats hat Victor die Nase vorn. Er ist die ganze Saison über in bestechender Form und wird mindestens seit dem Event vor Pozo als bester Fahrer der Tour gehandelt. Im zweiten Halbfinale setzte sich Kauli gegen Jonas durch und so tritt Klaas im kleinen Finale um Platz drei erneut auf einen guten Kollegen. Finaltag. Vom Wetter her: Weltuntergangsstimmung. Der Brandenburger Strand zeigt sich von seiner besten Seite. Genau so, wie es sich Veranstalter und Aktive seit mindestens zehn Jahren wünschen. 50 Knoten Wind. Vier Meter hohe Wellen. Und Temperaturen zumindest über 10 Grad Celsius. Das Skippersmeeting für die vier besten Windsurfer des Cups findet zu einer unmenschlichen Zeit statt: 7:30 Uhr. Nur wenige Verrückte verirren sich auf die Promenade, doch das, was ihnen dann geboten wird, ist kaum zu überbieten. „Es waren noch vier Minuten bis zu meinem Heat. Mir war nicht gerade warm. 3.6er-Segel, voll angepowert. Die Strömung vorne an hatte das Tempo eines reißenden Flusses. Als ich sah, wie Jonas ganz am Ende der Contest-Area ins Wasser geht, denke ich mir, ‚Na gut, dazu sage ich dann in diesem Falle einfach mal

nichts’ und lief mit meinem Material am Strand weit Upwind, um dann zum Heatbeginn direkt vor dem Judgetower zu sein.“ Wie sich herausstellt, war diese Entscheidung von Klaas goldrichtig. Jonas kämpft die verbleibenden vier Minuten bis zum Heatbeginn gegen die Strömung an, um dann bei Sekunde null mal eben gerade so in der Wertungszone zu sein. Dazu Klaas weiter: „Als Bernd (Flessner) das gesehen hat, rief er sofort bei unserem Teamchef und Product Manager von Fanatic, Craig, an und meinte: ‚Hey, dein Ceballos ist so blöd! Klaas hat schon gewonnen … ’. Dazu muss man aber sagen, dass Jonas in dem Moment schon überglücklich war, weil er wusste, dass er in der Gesamtwertung des Jahres auf Platz drei landen wird.“ Klaas gewinnt, die Sensation ist perfekt. Zum ersten Mal seit Jahren steht wieder ein deutscher Fahrer auf dem Podium. Da gerät das eigentliche Finale fast zur Nebensache. Aber auch das hat es in sich. Victor und Kauli schenken sich nichts. Am Ende gewinnt Victor verdient durch atemberaubende Sprünge und radikale Wellenritte. Leider schaltet sich genau mit dem Ende des Herrenfinales der Wind aus und die Damen warten vergeblich auf die Chance, ihre Finalläufe zu bestreiten. Die einzige Deutsche im Fahrerinnenfeld, Steffi Wahl, fliegt nach einem Vorrundensieg gegen die eher unbekannte Slalomspezialistin Alice Léa Justine Arutkin gegen Nayra Alonso im Viertelfinale raus. Im Finale stehen sich die Moreno-Twins gegenüber, im kleinen Finale um Platz drei würden sich Nayra Alonso und Junko Nagoshi duellieren. Windlos teilen sich die vier Damen am Ende die Plätze: den ersten die Morenos und den Platz drei Junko und Nayra. Leider kommt es auch bei den Herren nicht mehr zu einer Double-Elimination, sodass Victor Fernandez als Sieger des 25. Colgate World Cups auf Sylt feststeht. Mit dem Finale der Herren endet am Sonntag das Wettkampfgeschehen auf dem Wasser. Der Wind schläft ein und wie vom Regisseur bestellt, klart der Himmel pünktlich zur Siegerehrung wieder auf.

Der 25. Colgate World Cup Sylt wird also als einer der besten Events ever in die Windsurfgeschichte eingehen. Mit über 210.000 Besuchern, begünstigt durch ein langes Wochenende mit dem Feiertag am 3. Oktober, können die Veranstalter einen neuen Besucherrekord verbuchen. Mit Fanatic, North Sails, F2, Starboard und Severne waren fünf der wichtigsten Brands der Branche in der Windsurfing Journal Boxengasse vertreten und präsentierten neben ihrem neuen Material natürlich auch ihre Teamfahrer dem interessierten Publikum. Wir bedanken uns herzlich bei den Brands für die Unterstützung dieses Projekts. Mit der Boxengasse wollten wir vom Terra Oceanis Verlag mit dem Windsurfing Journal als exklusiver Medienpartner der Veranstaltung den sportlichen Aspekt wieder mehr in den Fokus des Events rücken. Bei dem enormen Medien-Output und der hohen Besucherzahl ist es gerade heutzutage wichtiger denn je, dass es noch Brands gibt, die trotz sinkender Marketingbudgets die Fahne des Windsurfsports hochhalten und sich ihrer Verantwortung gegenüber der gesamten Sportart bewusst sind. Erneut laden wir auch alle anderen Brands ein, an diesem Strang mitzuziehen und nächstes Jahr Teil der Windsurfing Journal Boxengasse zu werden. | WINDSURFING JOURNAL | AUSGABE 5 / 2008 |

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