UNTER SEGELN 1892-2017

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Foto: Pepe Hartmann

GRUSSWORT

So ist er mit mehr als 750 registrierten Mitgliedern einer der größten Clubs der Hansestadt. Er ist als Mitveranstalter vieler Regatten auf norddeutschen Gewässern aktiv und damit ein wichtiger Partner für international bedeutsame Events wie die Kieler Woche, die Nordseewoche oder die Travemünder Woche. Hier in Hamburg ist der HSC als verantwortlicher Veranstalter von Regatten auf der Alster bekannt. Dabei kommt ihm seine beneidenswerte Infrastruktur zustatten: Neben dem repräsentativen Clubhaus auf der Gurlittinsel am östlichen Ufer der Außenalster verfügt er über 178 Liegeplätze für Boote, von der auch die große Jugendabteilung mit ihren rund 100 Kindern und Jugendlichen Dank der clubeigenen Boote profitiert. Auch das Ausbildungsmodell für Kinder und Jugendliche mit Schnupperund Ferienkursen ist vorbildlich, ebenso wie die Offenheit des Vereins für breite Bevölkerungsschichten. Ein großes Highlight ist ohne Zweifel die KänguruhAbendregatta immer mittwochs mit bis zu 100 Booten in der Wertung. Und auch die Alsterglocke ist ein weiterer, bekannter Name für eine SpaßRegatta des HSC.

Darüber hinaus richtet der HSC alljährlich viele internationale Top-Segelevents aus, so etwa die Alster Acts, die 2K-Team-Races, 2015 zusätzlich auch die German Open Match Race. Stolz kann der Verein auch auf den Aufstieg in die 1. Segel-Bundesliga sein. Zum 125-jährigen Bestehen wünsche ich dem Verein viel Erfolg in allen sportlichen Bereichen, einen guten Zusammenhalt der Mitglieder und dass er auch weiterhin ein so erfolgreicher Repräsentant der Wassersportstadt Hamburg sein möge.

Foto: Dominik Butzmann

Mit dem Hamburger Segel-Club e.V. feiert in diesem Jahr einer der renommiertesten Sportclubs sein 125-jähriges Bestehen. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich dem HSC herzlich zu diesem stolzen Jubiläum. Man kann wohl feststellen, dass der Club in der Vergangenheit und ebenso natürlich in der Gegenwart in den unterschiedlichsten Bereichen Akzente gesetzt hat.

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125 Jahre sind lang, sehr lang. In den 125 Jahren liegen zwei Weltkriege, Beschlagnahmung und mindesten ein Brand im Clubhaus, manche sprechen von zweien. Wie kann man hier noch Unterlagen erwarten? Eine Kiste mit alten Fotos ohne Beschriftung, ein paar alte JahrbĂźcher und wenige alte Clubhefte sind zu finden. Namen von damals kĂśnnen noch heute im Vereinsregister gefunden werden. Manche mĂśgen Zufall sein, doch einige Familien sind bis heute dem HSC eng verbunden. Ob die Treue zum HSC erblich ist oder als Tradition vererbt wird, ist nicht bekannt. Aber die Liebe zum Segelsport, die liegt im Blut ...

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CHRONIK 1892 - 2017

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1897

erste Elbkarte von Edgar A. Ritter

1898

1. Nordseewoche, organisiert von Hans O. Lübbert

1895

HSV-Vorsitzender Carl Götte

1894

1898

H.Y.C.-Vorsitzender Hans O. Lübbert

1904

Eintritt in DSV

1897

erste monatliche Mitteilungen H.Y.C.

GRÜNDUNG H.Y.C.

17 Herren gründen in der Badeanstalt „Zur Alsterlust“ den Hamburger Yacht-Club. 1. Vorsitzender Carl Steinhardt, Gründungsmitglied: Carl Grage

HSV-Vorsitzender Ernst-G. Schneider

H.Y.C.-Vorsitzender Caesar Volckmann

1896

erstes Jahrbuch H.Y.C.

1905

1900

erstes schwimmendes Bootshaus „Arche“ auf der Gurlitt-Insel (HSV)

1899

H.Y.C.: 424 Mitglieder 93 Segelyachten drittgrößter Segelverein in Deutschland

28. August 1895

07.10.1892

1892

1900

27 Fahrtensegler trennen sich vom H.Y.C. und gründen den Hamburger SegelVerein (HSV)

August 1892

Cholera wütet in Hamburg, 8.605 Tote, 16.596 Erkrankte Millionverluste für die Hamburger Wirtschaft

1897

Fertigstellung heutiges Rathaus

1894

Eröffnung Hansa-Theater

1895

Elektrifizierung der Dampfeisenbahnstrecke am Steindamm 1895

Eröffnung KaiserWilhelm-Kanal

1900

Eröffnung Deutsches Schauspielhaus

1902

Gründung Ohnsorg-Theater

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1908

1914

HSV-Vorsitzender Ernst G. Schneider

1906

H.Y.C.-Vorsitzender R.G. Wright

1910

HSV-Vorsitzender Ernst G. Schneider

1913

HSV-Vorsitzender Regierungsrat Dr. M. Förster

1911 zweites Bootshaus auf der Gurlitt-Insel (HSV)

1914

HSV: 221 Mitglieder, 58 Yachten

1910

1905

itzender chneider

erster Yachthafen Waltershof

1906

1911

Einweihung des Hamburger Hauptbahnhofes und Bieberhaus

1906

Gründung Hagenbecks Tierpark

Eröffnung erster Elbtunnel

1910

Eröffnung Hotel Reichshof

1. WELTKRIEG

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Regattasegeln auf der Alster 1895

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LÄNGST VERGANGENE ZEIT

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Alster 1910

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Glückliche Fahrt! Wir stoßen vom Lande, Wir fahren aufs Neer Im schmucken Gewande Aufs Meer jetzt. Ahoi! Vergessen die Zeit Der Entsagung und Not. In festlichem Kleid Prangert heut unser Boot. Mit Wind und mit Wogen Vom glücklichen Start Aufs Meer jetzt gezogen Zur fröhlichen Fahrt! Das Segeln zu pflegen Im weiten Revier, Den Sportgeist zu hegen, Sei unser Panier! Heraus aus der Stille, Dem sicheren Port. Ein Geist und ein Wille Treib‘ alle an Bord! Über Toppen geflaggt, Und die Anker gelichtet, Die Segel gespannt Und den Kompaß gerichtet! Den Stander gesetzt Und vorwärts in See, Zu Ehren und Rum des HSC! H.D. Juli 1925 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB | 27

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ERSTE ELB-KARTE VON ED. RITTER VERÖFFENTLICHT IM ERSTEN H.Y.C.-JAHRBUCH 1897

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1942 »IRGENDWIE HIELTEN WIR UNS AUS DEM KRIEG RAUS UND SEGELTEN FLEISSIG AUF ALSTER UND ELBE«

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„SY Alibi“ auf der Elbe 48 | 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB

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Zurück in Hamburg war die Sache längst nicht ausgestanden. Der damalige HSCVorsitzende Carl Gewers musste Stellungnahmen einholen, warum Clubkamerad Baum die Fahrt unternommen hatte. Es gab ziemlichen Ärger und das gute Verhältnis zwischen Militärregierung und HSC wurde getrübt. Abermals war es Gertrud, die alle Wogen glätten konnte und die „Alibi“ wurde, obwohl es erst ganz danach aussah, doch nicht beschlagnahmt. Bis 1952 besaß die Familie Baum die Yacht. Sie war Heimat und Zuhause. HansPeter und Harald verbrachten bis dahin einen Großteil ihres Lebens an Bord im Teufelsbrücker Hafen. Hier liegt ihre Liebe zum Segeln begründet. 1971 heiratete Harald seine Frau Undine. Die Kinder aus Ihrer Ehe, Daniel, Martin und Anna, erlebten ähnlich tolle Fahrten wie ihr Vater. Sicherlich mit mehr Komfort – und auch das Schiff ist etwas größer. Mit der „Elan“ vom Typ „Swan 46“ führten die Touren bis in die Karibik. Aber nicht nur Tourensegeln war angesagt, auch das Regattasegeln hat einen wichtigen Platz erobert: Auf den Elbregatten und natürlich auf der Nordseewoche sieht man die „Elan“ regelmäßig – und zwar meist von hinten. Harald ist es gelungen, wie schon seinem Vater vor ihm, die Liebe zur Segelei an seine Kinder weiterzugeben. Heute steht Daniel oft am Ruder, auf jeden Fall als Nachfolger seines Vaters als Vorsitzender im Hamburger Segel-Club. Und sein Sohn Fritz, die fünfte Generation, ist festes Crewmitglied auf der „Frida“, Daniels „Elb-H-Jolle“, und trainiert fleißig in der Jugendabteilung. Das Steuerrad auf der „Elan“ muss ja weitergereicht werden. Cati Ochsen-Leslie

Harald und Hans-Peter auf der HSC-Clubhausterasse (vor 1943), im Hintergrund ist die Tarnung auf der Alster zu sehen 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB | 49

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»Ich kann nicht umhin, bereits zum elften Male an unser kühles, hübsches Haus zu denken, an dessen Schatten auf der Terasse, wo ich jetzt sitzen könnte, wenn ja, wenn ich nicht von dieser verrückten Krankheit, der Segelei, besessen wäre ...«

Christel Meyer-MacDonald

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100 Jahre HSC, S. 80

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BOOTSHAUS KLUBHAUS CLUBHAUS

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VOM BOOTSHAUS ZUM CLUBHAUS

Bootshaus-Ordnung 1911 §1 Das Bootshaus des Hamburger Segel-Vereins steht allen Mitgliedern, sowie deren Damen und Gästen zur unentgeltichen Verfügung

Bootshaus 1911

Erstes schwimmendes Bootshaus „Die Arche“ 1904

»DER HAMBURGER SEGEL-CLUB IST MEIN HEIMATHAFEN.«

Bootshaus 1916

Andreas Lindlahr

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Bootshaus 1920

Insel-Café, angemietet 1944

Bootshaus 1928

Bootshaus 1948/1951

Edgar A. Volkertsen und Architekt Günther

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ALSTERHAFEN 2017 237 Liegeplätze

LASERSTEG

ALSTERSTEG

googel map, modifiziert von Sybs Bauer

202 Wasserliegeplätze 35 Landlieger 36 HSC-Clubboote 4 Motorboote 56 | 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB

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CLUBHAUS 2017

Foto: Pepe Hartmann

2013 wurde das HSC-Clubhaus vollständig renoviert. Ein „Schuppen“ als Werkstatt kam 2016 hinzu. 2017 ist auf Anforderung der Umweltbehörde ein „Fettabscheider“ in der Küche installiert worden.

Das Clubhaus an der Alster hatte schon viele Gesichter, doch immer stand das Segeln mit dem gemeinsamen Après-Sail im Vordergrund. Das größte Haus wurde im Krieg durch die Camouflage auf der Alster zerstört. Das folgende durch einen Brand. Ein moderner Bau aus den 50er Jahren, übrigens stand ein baugleiches vor dem Atlantik Hotel, ist noch heute der Heimathafen aller HSC-Segler*innen.

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»Puschen oder Pirat? Sie kam auf mich zu, als ich gerade mit meinem Mittelbrett aus dem Piraten über den Steg ging. Sie sah richtig gut aus. „Ach, du segelst Puschen?“ fragte sie. „Nee, Pirat“ entgegnete ich entrüstet und belehrte sie, dass der Puschen doch kein Mittelbrett habe. „Nee, viel zu klein“, behauptete sie kess, „das will ich sehen“ und begleitete mich zum Boot. Sie wurde meine erste große Liebe - zumindest für zwei Jahre.« Segeberg Paul (Claus Sohst)

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DAMALS. JA, DAMALS ...

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FEIERN IM HSC ...

Fotos: n.n.

HSC-Jugendobmann Dr. Kratzig

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Foto: Harald Lehman

Was nach Spaß und Übermut aussieht, wurde in den 50/60er Jahren mit einer „rosa Pille“, einem kräftigen Desinfektionsmittel, erkauft: Die Alster war vergiftet.

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Foto: Harald Lehman

Ulli Libor mit Vorschoter Joachim Schulz-Heik 68 | 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB

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Fotos: Harald Lehman

Sommer 1964

Eispokal 1964

Vier Jahre lang wurde durch und im HSC der Alster-SurfPokal ausgetragen, bis der Vorstand sich dagegen auflehnte. Bis zu 220 Surfbretter belagerten die Stege. Rechts der „Interconti Cup 1978“

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Dr. Host Brunes Damenrede (1957) Eigentlich möcht‘ man in Ruhe verdauen oder ein Tänzchen wagen mit schönen Frauen. Man aß recht gut, man trank auch was. Man hörte drei Reden, man macht seinen Spaß. Kurz, wie man so gut gesättigt saß, klopft wieder jemand an sein Glas, glättet lächelnd nochmal die Fassade, fängt an ... Man kann es nicht ändern. Schade! Es klingt vielleicht roh, doch überall ist das so: Beim Dinner von drei bis vierzehn Gängen, beim Familientag, zu Senatsempfängen, bei Hochzeit, Clubfest, Premierenfeier, – zur Verlobung tut‘s oft der zukünftige Freier ... – Da erhebt sich so einer, – er wurde vorher gebeten – vor dem Käse den Damen näherzutreten, in wohlgeordneter Rede, charmant ihren Liebreiz zu preisen. Und er gimpelt galant „Macht seine Sache doch wirklich nett?!“ – Er streift die Hausfrau, die Dame, das Bett, die Treue, die Schönheit, die Liebe, das Geld, ihre tragende Rolle seit Erschaffung der Welt, vergleicht sie mit Blumen in kostbaren Vasen ... ... ab und zu ein Bonmot ... promotes Beifallsrasen ... dann wieder spaltenlang alte Phrasen. Er wippt auf den Zehen (es geht doch ganz gut! Aber vorher die Angst! – Also weiter, nur Mut) Zwar schwimmt schon die zweite Macrone vom Eis „Finden Sie nicht auch, es ist heute abend so heiss?“ Dezentes Gähnen, hinter Menukarten versteckt, und schnell mal am schmelzenden Pückler geleckt am Kompott oder an Helenens Birne. – Der Künstler tupft Transpiration von der Stirne. – Er hebt das Glas Sekt, großer Applaus. Touch der Kapelle, die Rede ist aus. Der Meister bedankt sich, gekonnt bescheiden. – Ich mochte den Kerl noch nie gerne leiden! –

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–– Das war‘s also, meine verehrten Damen, die Sie alle schon oft Derartiges vernahmen. Doch seien Sie versichert, der Mann, der da steht, die Augen und unsere Sprache verdreht, der kriegte heute keinen Bissen herunter, nur ein paar Cognacs, die rutschten mitunter. Für Sie hat er nachts im Traum gesponnen: in Prosa, in Versform: ... gewonnen ... zerronnen ... Er war ja kein Mensch mehr die letzten Tage. Bitte, glauben Sie mir; Sowas ist eine Plage! Doch es lohnt, einmal mehr den Sinn zu lenken auf unsere Frauen, an sie zu denken nicht nur im Schlaf, auch öfters im Wachen! Daß sie weinen um uns, daß sie mit uns lachen; dass sie es eigentlich nicht immer verdienen: so das männliche Brummen, die mürrischen Mienen. – Wenn ich ehrlich bin, Männer, eins macht mir Sorgen: Warum halten wir so oft unsere Liebe verborgen? So ganz Mann, so stolz, sich nur nicht vergeben! Ist doch eigentlich Blödsinn!? Wie lang ist dies Leben? Es kann morgen vorbei sein, dann tut es dir leid. Manchmal zu spät. – Deshalb nütze die Zeit, genieße den Tag, die Minute, Sekunde und pflücke dir von dem geliebten Munde das Pfand all ihrer Liebe und Treue! Sag ihr, so oft du kannst, auf‘s Neue Die Worte von damals, beim ersten Kuß. – Ich weiß, es lohnt sich! – Und nun zum Schluß vergönnt auch mir, werte Damen im Bunde, die erste unbeschwerte Stunde nach diesem Alleingang. Ich tat ihn sehr gern für Euch! – Und wir, meine Herr‘n, erheben das Glas auf der Frauen Wohl! Skol!

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Zeichnung: Jรถrgi, Jรถrgen Heinritz jr. 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB | 79

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Unter dem Namen „Hamburger Segel-Club“ sind viele Gleichgesinnte, Segelverrückte und Regattafreaks vereint. Was bewegt die Menschen, die seit vielen Jahren stolz unter dem HSC-Stander segeln? Was bedeutet der Club für sie? Warum bleiben sie auch nach ihrer aktiven Segelzeit dem Club so eng verbunden, dass sie den HSC als „zweite Heimat“ bezeichnen? Hinter jedem Mitglied stehen viele Geschichten, viele interessante Segeltage und seglerische Erfolge. Mit einigen haben wir gesprochen und sie zu Wort kommen lassen.

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IM GESPRÄCH

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„Carla V“ von Otto Schümann mit 12´ Dinghy im Schlepp Gemälde von Joh. Holst 100 | 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB

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»DER HSC GEHÖRT ZU HAMBURG WIE DER MICHEL« Ischa Brecht, seit 79 Jahren HSC-Mitglied

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leichter und breiter, die Bleikiele kürzer. Folgerichtig nur, dass Ischa sich eine neue „Ischa“ bauen ließ, diesmal bei der Werft De Dood in Bremen. Der Rumpf bestand nach wie vor aus Mahagoni mit Teakdeck, der „6KR“ maß jetzt 10,15 Meter über alles. „Ein viel leichteres Schiff, das nur so über die Wellen hüpft“, wie es ihr 1964 bei der Jungfernfahrt auf der Nordsee vorkam. Nun war Ischa bei Regatten wieder konkurrenzfähig, konnte unzählige Preise einheimsen und vor allem: Die Kojen blieben jetzt halbwegs trocken. Auf Kurs auch ohne GPS Ab sofort begann und endete die Segelsaison mit der „Ischa II“ alljährlich in Bremen, das hieß: Jedes Frühjahr und bei jedem Wetter von Bremen aus in den Tidengewässern über die Sände der Weserund Elbmündung hinweg zunächst nach Cuxhaven. Natürlich ohne Satellitennavigation, nur mit dem gekoppelten Kurs! Und über den Kanal dann bis nach Travemünde und im Herbst die ganze Tour wieder zurück nach Bremen – meist als Frau allein, und, sofern keine Regatten anstanden, nur mit ihren beiden jüngsten Söhnen im Alter von elf und 14 Jahren an Bord. „GPS? Hatten wir nicht. Bei der Nordseewoche haben wir uns im Nebel mal so richtig verfranzt und sind an Helgoland vorbeigefahren, bis wir morgens irgendwann wieder eine Tonne gefunden haben. Wir hatten die ganze Nacht nur 50 Meter Sicht und tatsächlich bald keine Ahnung mehr, wo wir eigentlich waren. Gespenstisch war das“, erinnert sich Ischa.

Segeln gab es jedes Mal einen kleinen Menschenauflauf. Mit dem 9,20 Meter langen Kielboot allein und ohne Motor bis in die äußerste Ecke zu segeln und zentimetergenau einen Aufschießer direkt vor der Pier zu machen, das raubte einigen Motorbootfahrern den Atem. Bald wurde sie nur noch „La Championne“, die Meisterin, genannt. Nachdem Ischa ihren drei in Hamburg lebenden Söhnen die „Ischa III“ zum Segeln an die Ostsee gelegt hatte und sich eine neue - vielleicht noch schnellere – „Trias“, die „Ischa IV“ bestellt hatte, wollte sie einige Jahre später doch noch einmal eine Reise über die weite See auf dem Mittelmeer unternehmen. Mit einer neuen und ausgebauten „Sprinta Sport“, der „Ischa V“, ging es 1991 mit ihrem jüngsten Sohn nach Korsika, noch einmal fast 100 Seemeilen über offene See. „Der HSC gehört zu Hamburg wie der Michel“ Heute, mit 98, lebt Ischa wieder in ihrer Wohnung in Hamburg, die hanseatisch-maritim dekoriert ist mit Bildern, Pokalen und den Halbmodellen ihrer Jollen und Kielschiffe. Sie erinnern die Segelpionierin an ihre Zeit als aktive Seglerin, die sie all die Jahrzehnte ohne eine einzige Havarie gemeistert hat, mit der Seemannschaft der alten Schule. „Der HSC“, sagte sie einmal, „gehört für mich zu Hamburg wie der Michel. Mein Vater war dort schon vor über 100 Jahren Mitglied, auf den HSC-Clubjollen habe ich auf der Alster Segeln gelernt, manchmal dafür sogar die Schule geschwänzt. Meine drei Söhne haben dort Segeln gelernt und ich hoffe, einige meiner Enkelkinder werden im HSC vielleicht auch noch Seebeine wachsen.“ Jochen Brecht

Kurs Mittelmeer 1969, im Alter von 51 Jahren, wollte Ischa es dann etwas gemütlicher angehen lassen, verkaufte nach ihrer letzten großen Sommerreise durch den Götakanal ihr schönes Schiff und bezog ein Ferienhaus in Südfrankreich am Mittelmeer. Aber auch dort konnte sie vom Segeln nicht ablassen und legte sich ein Kielboot vom Typ „Trias“, die „Ischa III“, in den kleinen, von ihrem Haus fußläufig erreichbaren Hafen. Bei leichtem Wind machte es ihr Spaß, mit dieser „Rennziege“, meist einhand, Kringel um die anderen Segler zu segeln. Das Regattafieber war ihr nicht auszutreiben. Bei Ischas allabendlichen Anlegemanövern unter

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G N I L I A S E V O L IS SAILING ALLWWE ENEED Fotos: Pepe Hartmann

Hänschen

Tommy

Daniel »Regattasegeln ist Schachspielen auf dem Wasser« Hans Domenik untersegeln.indd 134

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xxx &Daniel Kurt & Carsten

Oliver & Daniel

Latz & Dilli

Klaus & Brano untersegeln.indd 135

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Frank, Markus & Udo

Sohsti

Harald

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Anna & Lars

Coco & Xavver

Linus & Florian

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„Für echte Hamburger ist die Alster mehr als nur ein Binnengewässer. Sie ist DAS Segelrevier für den Feierabend - ohne Tide, jederzeit verfügbar und mit Bus und Bahn erreichbar. Das macht Hamburg so lebenswert und so einzigartig: „Sailing in the city“. Ein Stunden-Urlaub, der den Alltag weit hinter sich lässt. Und nicht nur das, jeden Mittwoch geht noch mehr segeln und kameradschaftliches Miteinander, bei der besten „After-Work-Sail“ in town, bei Seemansgarn und Monsterwellen.“ Sybs Bauer

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ALSTER REGATTEN

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Foto: PepeHartmann

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»DER HSC IST MEIN NEUER MANHATTEN SAILING CLUB« Klaus Brinkbäumer

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ALTE HEIMAT, GANZ NEU Einmal über den großen Teich, Richtung Westen. Und ein paar Jahre später zurück. Segeln kann man drüben, im Manhattan Sailing Club, und hier. Natürlich im HSC. Es ist ganz schön lange her, über ein Jahrzehnt ist vergangen. Ich zog aus meiner Wahlheimat Hamburg in die Stadt meiner Sehnsucht: New York. Und vom East Village aus fuhr ich mit dem Rad durch Manhattan, am East River entlang nach Norden, durch den Central Park wieder nach Süden, auf der 42nd Street nach Westen zum Hudson und dort dann hinab bis nach Battery Park. Doch halt: Kurz vor Battery, in einer Marina namens North Cove, schaukelten Segelboote vor sich hin, eine J24-Flotte. Stufen führten hinab zu einem schwimmenden Clubhaus. Ich schloss mein Rennrad ab und ging hinein – und hatte mein neues Zuhause gefunden. Dienstags und mittwochs die Rennen. An allen anderen Tagen die Parties. Im Winter die Regatten in der Karibik. Im Sommer jene in Newport/Rhode Island und sonstwo an der Ostküste. Und vor allem: Uno-Menschen, Wall Streeter, Anwälte, Schauspieler, Ärzte, Wirte und keine Journalisten. Caner, Mary, Jan-Willem, Doug, Sonya, Tom und Harvey. Freunde und Freundinnen, die mich an die Hand nahmen und mir ihr New York zeigten. Und wie schwer fiel es dann, im Winter 2011, wieder zu gehen, diesmal in die umgekehrte Richtung; wie sagt man so schön? Aus beruflichen Gründen. Und wie wichtig war die Antwort, die mir ein gewisser Jürgen Anton gab, den ich noch nicht einmal kannte, aber auf Umwegen über einen gemeinsamen Freund dennoch gefragt hatte: „In welchen Club soll ich denn eintreten? Und welche Bootsklasse ist die richtige?“ Die Antwort also: „In den HSC. Alles andere ist Zeitverschwendung. Und 505er, was denn sonst?“ Und was könnte ich nun, zum Jubiläum, über diesen HSC anderes sagen als dies: Nein, es war dann kein bisschen schwer, aus der Stadt der Sehnsüchte nach Hamburg zurückzukehren. Man muss ja nur mittwochs nach dem Rennen Claus Dederke zuhören. Oder in den Sonnenuntergang über dem anderen Ufer blicken. Oder Kunys Tipps lauschen und dann spüren, wie das Boot beschleunigt. Oder Hilfe erhalten, sobald man bloß fragend guckt. Oder … Denn der HSC ist mein neuer Manhattan Sailing Club geworden, und was dieser kleine Satz für mich bedeutet, das wussten bislang nur meine Ehefrau und Caner, mein Taktiker dort drüben auf dem Hudson, mein immer noch bester Freund.

Klaus Brinkbäumer

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25 JAHRE HAMBURG SUMMER CLASSICS: EIN DAUERBRENNER Als im Winter 1992 eine Holzboot-Regatta auf der Alster aus der Taufe gehoben wurde, hatte wohl keiner der Gründerväter geahnt, dass auch noch 25 Jahre später die Begeisterung für diese Veranstaltung ungebrochen anhält. Von Beginn an gilt das Motto: „Boote schrotten will hier keiner!“

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Foto: Pepe Hartmann

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Foto: Ben Scheurer untersegeln.indd 176

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Erste MdM 1980: Thomas Dmoch und Andreas Etten. Foto: YACHT-Archiv

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VÄTERCHEN FROST

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EIS POKAL

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»Heil in Lauenburg angekommen, ging es dann in den Elbe-Trave-Kanal mit fünf Schleusen. Auf halber Strecke wurde auf einem Heuboden übernachtet, Jungen links, Mädchen rechts! Zum Glück in trockenen Schlafsäcken, die von den Eltern im PKW dort hingebracht wurden und anschließend dann nach Ratzeburg ins Quartier. In Lübeck wurden die Puschen dann mit Hilfe der Segelkameraden vom Lübecker SV ein kleines Stück über Land getragen und in die Wakenitz gesetzt. Nun ging es im Schlepp auf der Wakenitz nach Rothenhusen. Wir mussten immer gut aufpassen, dass wir nicht ans Ostufer kamen, denn da war ja die DDR! In Rothenhusen wurden die Masten gestellt; dabei probierten einige unfreiwillig die Wasserqualität aus. Endlich segelten wir dann nach Ratzeburg auf den Domsee. Dort erwartete uns Herr Globert vom Eiscafé, wo unsere Liegeplätze waren und am Flaggenmast die HSC-Flagge wehte. Geschafft!« Karin Baatz, „Puschen“ 010

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BOOTS KLASSEN

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ROLLING HOME: DER HSC UND SEIN „PUSCHEN“ Als am 26. April 2017 die Mittwochs-Känguruh-Regattasaison im 125. Jubiläumsjahr des HSC auf der Alster eröffnet wurde, gab es eine besondere Taufe: Nach langer Restaurationszeit im Carport neben unserem Schuppen wurde ein historischer „Puschen“ unter großer Beteiligung der Clubmitglieder und Gäste seinem Element, dem Alsterwasser, übergeben. Das „Puschen“, eigentlich ein „Micky“-Boot wegen der Disney-Maus im Segel, hatte in den 1950er bis 1970er Jahren für viele HSCler*innen den Einstieg in den Segelsport bedeutet. Angefangen von der Namensgeberin Ursula „Puschen“ Lehfeld, die leider kurz vor Verwirklichung des Jubiläumsprojekts verstarb, über unseren Kommodore Harald Baum, Margrit Wiebensohn, Uwe Koglin, Berit Krazik, Klaus Leithner, Karin und Rainer Baatz, Cati OchsenLesli bis hin zu Jochen Kemme: Sie und viele andere mehr machten ihre ersten Segel- und Regattaerfahrungen im „Puschen“. Zehn „Puschen“ lagen einst beim HSC Auch HSC-Leistungssportvorstand Wolf-Dieter Jahn und HSC-Geschäftsstellenleiter Andreas Borrink, beide langjährige HSC-Regattasegler, sammelten Anfang der 1960er-Jahre auf diesem Boot ihre ersten Erfahrungen auf dem Parcours. Damals verfügte der HSC über eine stolze Flotte von etwa zehn Booten dieses Typs. Regatten wurden damit nicht nur auf der Alster, sondern auch auf der Schlei, dem Ratzeburger See, der Wakenitz und auf der Weser gesegelt. Eine Gruppe von „Puschen“-Seglern gab es sogar auf den nordfriesischen Inseln Föhr, Amrum und Pellworm. Anlässlich einer Geschwader-Überführungsfahrt von Husum nach Föhr bei nordseetypischen Nordwestwinden der Stärke fünf bis sechs stellte die kleine Jolle damals ihre Seetüchtigkeit unter Beweis. Im Rahmen eines DSV-Wettbewerbs um ein neues Jugendboot Ende der 1940er Jahre hatte Ernst Lehfeld das Boot gezeichnet. „Auftraggeber“ war seine Tochter Ursula, damals zehn Jahre jung, die dringend ein Segelboot brauchte. Ihr Spitzname war „Puschen“ – und so bekam auch diese Jugendbootsklasse ihren Namen.

Aus Lehfelds Feder stammen übrigens viele weitere interessante und erfolgreiche Konstruktionen wie „Korsar“, „Zugvogel“, „Föhr-Jolle“ (entstanden während eines Urlaubs auf der Insel) und einige Leichtbau-Kreuzer. Er war einer der Verfechter von Sperrholz- und formverleimtem Bootsbau, lange bevor es GFK- oder CFK-Rümpfe gab. Bestes Fliegersperrholz als Garant für eine lange Lebensdauer Das neue Jugendboot sollte halb so teuer wie ein „Pirat“, leicht zu trimmen, schwer zu kentern und einfach zu bauen sein. Mit dem Plattboden und der einfachen Sperrholzbauweise erfüllte der „Puschen“ alle diese Kriterien. Mast und Wanten waren ebenso verstellbar wie der Fockholepunkt – so konnten die Lütten den richtigen Trimm lernen. Passieren konnte auch nicht viel, die jungen Segler*innen lernten schnell aus ihren eigenen Fehlern und wurden mit dem „Puschen“ schnell vertraut. Ein Werftbau kostete damals voll ausgerüstet um die 1.500 D-Mark, ein Selbstbau etwas mehr als die Hälfte. Gebaut wurden die „Puschen“ beispielsweise auf den Werften von Kien, Claus Schmidt und Bernhard Dornheim in Hamburg, bei Lürssen an der Weser, Albert Lund auf Föhr und auf vielen anderen Bootsbaubetrieben. Nicht wenige Boote entstanden aber auch im Werkunterricht an den Schulen oder in Garagen von Privatleuten. Wichtig für den Bau war gutes, wasserfest verleimtes Sperrholz, das auch mehrere Saisons im Wasserliegeplatz aushielt. Damals gab es noch Fliegersperrholz aus Kriegsbeständen von höchster Qualität – bei einer Außenhautstärke von nur vier Millimetern ist es erstaunlich, dass einige Boote so lange überdauert haben. 1979 beschreibt Harald Schwarzlose, der damalige

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Foto: Herbert Borrink

Chefredakteur der Zeitschrift „Yacht“, die Restaurierung eines „Puschen“ aus den 1950ern, wobei er sich erstaunt über den guten Erhaltungszustand des Sperrholzes äußert. Ein echter Scheunenfund – aber total verbastelt Genauso sieht es bei dem neuen HSC-Maskottchen aus, das seit dem Frühjahr 2016 von freiwilligen Helfern zu einem Schmuckstück zur Jubiläumsfeier herausgeputzt wird. Lack und Farbe kamen neu, aber der Aufwand an Holzarbeiten hielt sich in Grenzen. Nur der Mast war aus Alu, das passte natürlich nicht. Zufällig fand sich ein originaler „Puschen“-Mast aus Spruce, der Jahrzehnte einem Segelclub an der Wakenitz als Flaggenmast diente. Der wurde kurzerhand ausgetauscht. Ursprünglich war das „Puschen“ ohne Decks, aber mit Sitzduchten, und einem Alu-Steckschwert ausgerüstet. Bei einem Gesamtgewicht von nur 92 Kilogramm konnte das „Puschen“ von vier kräftigen Jungs oder Mädels über kurze Strecken getragen und auf ein Autodach gewuppt werden. Durch seine hohe Stabilität ist es auch bei viel Wind und Welle unter Vollzeug noch gut zu handeln, bei wenig Wind punktet es mit seinem geringen Gewicht. Anfang der 1960er wurde das HSC-Jugendboot modifiziert und hatte nun als „Puschen II“ (oder auch „Super-Puschen“) ein Groß mit acht Quadratmetern Segelfläche. Die Duchten fielen weg, dafür kamen ein Schwenkschwert mit Schwertfall und ein kleines Vor- und Achterdeck an Bord. Ursprünglich war die Jolle konzipiert für zwei Jugendliche bis zum Einstiegsalter in den „Piraten“ oder den „Korsar“ mit ungefähr14 Jahren. Gesichtet wurden aber auch vollbesetzte „Puschen“, mit

denen zwei Erwachsenen und vier Kindern gleichzeitig auf Ausflugstour gingen. Leider konnte sich das „Puschen“ nicht als internationales Jugendboot durchsetzen, die Konkurrenz beispielsweise durch den „Cadet“ war einfach zu groß. „Puschen“ in Zahlen Länge: 3,80 Meter Breite: 1,35 Meter Tiefgang: 0,70 Meter mit Schwert, wenige Zentimeter ohne Schwert (Plattboden) Großsegel: 6,0 Quadratmeter Fock: 2,0 Quadratmeter Spinnaker: 8,0 Quadratmeter

Der Deutsche Segler-Verband (DSV) erkannte die Klasse zwar an, wollte sie aber nicht zum offiziellen Jugendboot küren. Voller Bewunderung las man in einem „Yacht“-Artikel von einem Australienreisenden, der von 6.000 „VeeJay“-Jollen, die damals in Down Under in Segelclubs von Jugendlichen gesegelt wurden, berichtete. Da konnte das „Puschen“ mit seinen etwa 100 Booten und einer Verbreitung, die auf den nordwestdeutschen Raum beschränkt war, nicht mithalten. Trotzdem hat es vielen Seglern, die heute mit „erwachsenen“ Booten unterwegs sind, den Einstieg in die „elternlose“ Regatta- und Tourensegelei ermöglicht. Und vor allem viel Spaß gemacht! Seit den 1970ern kamen dann „Opti“, „Teenie“ und „420er“ auf die Bahnen – und beendeten die Zeit der „Puschen“. Allerdings noch nicht ganz, denn auf dem Segeberger See haben sich einige „Puschen“ bis weit in die 1990er gehalten. Das 2017er HSC-„Puschen“, Baunummer 36, ist

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Foto: Harald Lehmann

HSC Jugend 1964 218 | 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB

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Foto: Harald Lehmann

Rainer Baatz, Vorschoterin Karin Baatz auf dem schnellsten Puschen, die Nr. 5 125 JAHRE HAMBURGER SEGEL-CLUB | 219

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THE MAKING OF ...

Foto: Wolf-Dieter Jahn

»DA HÄNGT UNTER‘M DACH EIN PUSCHENMAST«

So rief kurz vor Weihnachten 2015 „Puschen“-Experte Andreas Wulf aus Lübeck an. Sollte sich das lange Herumfragen nach einem echten und originalen „Puschen“-Holzmast endlich auszahlen? In seinem Segelverein am Ratzeburger See diene ein „Puschen“-Mast als Fahnenstange und im Tausch gegen „irgend einen anderen Mast“ könne ich ihn abholen. Gesagt, getan. Wolf-Dieter Jahn

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Fotos oben: Andreas Borrink. Foto: Wolf-Dieter Jahn

»ICH HABE FÜNF JAHRE AUF DEM PUSCHEN GELERNT. DA IST DAS HELFEN DOCH EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT« Klaus Leitner

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Foto: Pepe Hartmann untersegeln.indd 228

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ALLZEIT EINE HANDBREIT WASSER UNER‘M KIEL: DER PUSCHEN SCHWIMMT!

Atmosphäre pur bei der Taufe des „Puschen“: Unerwartet strahlender Sonnenschein, unterbrochen durch einen wolkenbruchartigen Regenguss, der sich kurzfristig in Hagel verwandelte, setzte die Alster und den HSC in eine alpenglühende Abendstimmung. Aber Regentropfen im Schleier bringen Glück – viel Glück, so heißt es. Nachdem auch die letzten Segler*innen von der Auftakt-Känguruh-Wettfahrt wieder trocken beim Bier standen, ergriff HSC-Geschäftsstellenleiter Andreas Borrink das Wort. Monate der Arbeit lagen hinter den Helfer*innen. Und damit das Jugendboot so schick aussehen konnte, waren auch viele Spender zu nennen. Aus den HSC-Reihen bedankte sich Hilke Reuter bei den Initiatoren Andreas Borrink und WolfDieter Jahn. „Ein ungewöhnliches Projekt, das nur durch die Aktivierung von vielen ehemaligen ‚Puschen‘-Segler*innen mit ihren alten ‚Puschen‘Geschichten und leuchtenden Augen gelingen konnte. Mit vielen kleinen Teilen trug jeder zum Gelingen des Projektes bei“, ergänzte später WolfDieter. Er selbst machte sich übrigens an den alten Eisenbeschlägen zu schaffen: „Die verfügbaren Niro- oder Messingbeschläge hätten ja einfach nicht passend ausgesehen.“ Viele ehemalige ‚Puschen‘-Segler*innen reisten von weit her an, um bei der Taufe „ihres“ Bootes dabei zu sein. Teilweise hatten sich die Segelkamerad*innen nach 40 Jahren nicht gesehen. Überall hörte man „Puschen“-Anekdoten – oder war es Seemannsgarn? Viele der Ehemaligen waren lange nicht mehr im Club gewesen, so dass sie freudig überrascht und begeistert zugleich die seglerische Atmosphäre der Känguruh-

Regatta aufsogen. Und die Jungen konnten den alten Seglerhasen das Prinzip Känguruh erklären. Sicher waren sich alle, einmal auf dem Puschen Känguruh mitzusegeln, das muss einfach sein! Die Taufpatin, die HSC-Goldnadelträgerin Karin Baatz, trug vor dem eigentlichen Taufakt einige Geschichten aus ihrer Zeit im Puschen vor. Für manch Jüngeren musste es sich angehört haben wie Erzählungen aus 1001 Nacht. Kein Trailer und zwei Tage auf dem Wasserweg nach Ratzeburg? Boot über Land tragen? Kurzweilig und spannend erzählt, versetzte Karin mit ihren Erinnerungen die Anwesenden in eine völlig andere Zeit...

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Fotos: Pepe Hartmann

Mit forschen Schwung taufte sie schließlich das Boot auf den Namen „Puschen“ und wünschte dem HSC-Jubiläums-Maskottchen allzeit eine Handbreit Wasser unter‘m Kiel. Bei der Jungfernfahrt – unter Spi in den HSCFarben – segelten Jan Kröger, einer der fleißigen Helfer beim Restaurieren und Vorschoterin Lenja (FSJlerin im HSC) in die Abendsonne. „Cool! Überraschend schnell. Trocken. Sicher!“ schwärmte Jan beim Anlegen und ergänzte schmunzelnd, er werde ab sofort immer „Puschen“ segeln. Das allerdings bezweifelt die Redaktion. Sybs Bauer

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25 X 505 = WELTREKORD

Eine tolle Leistung, denn „505er“ gibt es schon seit 1954 – und außer in Deutschland noch in England, Irland, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Kroatien, Polen, Japan, Singapur, Hong Kong, Australien, USA, Kanada, Südafrika und sogar in Zimbabwe. In allen diesen Ländern gibt es keinen Club, in dem mehr „505er“ liegen als im HSC. Das ist aber Fluch und Segen zugleich: Es muss also auf der Alster, an der noch weitere „505er“ in anderen Clubs liegen, nur ein Drittel aller Boote segeln und schon kann man eine Ranglistenregatta starten. Das ist natürlich gut, weil so auf der Alster immer vergleichsweise große Felder möglich sind. Zur Mittwochsregatta starten dann auch schon mal über 20 „Fiven“, um mit bis zu 100 anderen Booten um die wichtigste Trophäe zu kämpfen, die auf der Alster vergeben wird. Speed ausfahren: Auf der Alster unmöglich Der Nachteil an einem so starken lokalen Feld ist, dass es niemand so richtig nötig hat, sein Boot auf den Hänger zu packen, um zu einer auswärtigen Regatta zu fahren. Das wäre aber ganz lehrreich, denn die Alster ist eigentlich viel zu klein für die „Five“. Die Crews können durch die hohe Geschwindigkeit, die vielen Dreher und die geringe Ausdehnung der Alster ihre Boote nämlich niemals richtig ausfahren. Dabei bleibt das Erlernen der korrekten Trimmmöglichkeiten auf der Strecke, um die eigentlich mögliche, optimale Geschwindigkeit zu segeln – da kommt man so nie hin! Wer dann doch mal an die Ostsee zu einer Regatta fährt, dem fehlt dort oft der immens wichtige Grundspeed, um eine Regatta erfolgreich zu bestreiten. Auf der Alster sind dagegen andere Talente gefragt: Bei der Mittwochsregatta ist dies zum Beispiel das Runden von Bahnmarken mit drei, fünf oder sogar zehn Booten gleichzeitig. Und die verfügen meist über deutlich höhere Masten, über

sehr viel Abwind und in der Regel über eine niedrigere Bootsgeschwindigkeit. Da müssen die Crews ihre „505“er schon mal mit heftigen Schlangenlinien von „schnell“ auf „null“ herunterbremsen. Bei den vielen Booten an Back- und Steuerbord keine leichte Übung. Aber es ist manchmal Gold wert, abwarten zu können, bis sich die Boote vor und neben einem über alle möglichen Manöver selbst ausbremsen. Dann geht plötzlich eine Lücke auf und man kann schnell doch noch ganz innen an der Tonne vorbeihuschen, um dann mit freiem Wind das nächste Bein anzugehen. Qual der Wahl: Die Ikarus-Situation Eine andere Kunst ist die Beherrschung der IkarusSituation: Ikarus durfte nicht zu hoch fliegen, weil dann die Sonne das Wachs seiner Flügel schmolz. Er durfte aber auch nicht zu tief fliegen, weil sonst das Wasser der Wellen seine Flügel zu schwer werden ließ. In beiden Fällen war er verloren. So ähnlich geht es uns bei der Mittwochsregatta. Als fast schnellste Klasse starten die „Fiven“ sehr spät und müssen vor allem viele größere, aber langsamere Boote überholen. Solche Boote können wir nur in Luv überholen. Das ist an sich kein Problem – nur, wenn wir auf einem Kurs sind, der dicht unter Land führt auf der Seite, von der der Wind herkommt, dann gibt es lediglich zwei Möglichkeiten: In Luv zu überholen und zu riskieren, dass wir mit unserem vergleichsweise niedrigen Mast im Windschatten der Bäume hängen bleiben und das Überholen scheitert. Oder wir wählen die andere Variante: Den Versuch wagen, in Lee zu überholen – was aber nur geht, wenn man sehr viel Abstand zum zu Überholenden herstellen kann. Oder der Wind außen um die luvwärtigen Boote herumweht. Auf der Alster ist eben alles möglich. Oft müssen die Boote dabei so weit nach Lee gehen, dass am Ende nicht viel gewonnen ist. In beiden Fällen kann man scheitern

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Foto: Pepe Hartmann

Auf der ganzen Welt gibt es keinen Steg und keinen Verein, der mehr „Fiven“, wie die „505“er auch genannt werden, beherbergt als der „Fiven“-Steg im HSC. Das ist Weltrekord!


Foto: Pepe Hartmann

und es ist essentiell, die Situation und den Wind richtig einzuschätzen, wenn man sich mit einem einfachen Hinterherfahren nicht begnügen will. Damit dürfen sich die Crews natürlich nie zufrieden geben, denn wie sonst sollen sie an 70, 80 oder gar 90 Booten vorbeisegeln? Dass die Mittwochsregatta trotz dieser eigentlich regattasegelverhindernden Eigenheiten bei den „Fiven“ beliebter ist als eine ordentliche Ranglistenregatta, macht die Beteiligung an der einzigen Ranglistenregatta auf der Alster deutlich: An ihr nehmen regelmäßig weniger Boote teil als zu Spitzenzeiten der Mittwochsregatta.

Auf in die USA! Als ein auch viel extern segelnder Alstersegler rufe ich daher der weltgrößten Flotte zu: „Verlasst das dieses Jahr schönste Segelrevier der Welt, um auch mal auf den besten Segelrevieren der Welt zu segeln! 2017 gibt es dazu ein ganz besonderes Schmankerl: Die Weltmeisterschaft findet auf einem Revier statt, das sich trotz seiner Weltmeisterschaftswürdigkeit wie die Alster gibt: Viele Dreher und wenig Wind. Lasst uns dieses Jahr alle in Annapolis, East Coast USA, treffen und dort die größte Flotte aus einem Club stellen!“

Tim Böger

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O‘Pen BIC Moderne Alternative zum „Opti“: Der „O‘pen BIC“ begeistert die Kids

Seit Generationen werden Kinder über ein kleines viereckiges Boot an den Segelsport herangeführt, den „Optimisten“. Seit wenigen Jahren ist an seine Seite der „O‘pen BIC“ getreten: Eine schnelle Jugendjolle mit Carbonrigg und Foliensgel.

Bei der Konstruktion des „Optis“ im letzten Jahrhundert standen Sicherheit, Einfachheit und eine günstige Anschaffung für jedermann im Mittelpunkt. Die Knickspantkonstruktion konnte mit Brettern aus dem Baumarkt einfach selbst zusammengezimmert werden. Aus der einfachen Idee wurde ein weltweiter Erfolg, der Millionen Kinder zum Segelsport geführt, sich selber aber auch zur einer sportlich wie pekuniär anspruchsvollen Regattaklasse entwickelt hat. Erst im dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung haben sich in Frankreich die Konstrukteure von BIC Sports daran gemacht, eine moderne Alternative zum „Opti“ zu entwickeln. Auch hier standen Einfachheit, Sicherheit und natürlich ein günstiger Preis im Fokus, denn in Frankreich ist Segeln kein elitäres Vergnügen, sondern Volkssport. Die Zutaten waren nicht Sperrholz und einfache Tuchbahnen, sondern modernstes Design (von Daniele Vitali, Millenium Yacht Design Award 2009), Hochleistungskunststoffe, effiziente Großserientechnik, pfiffige Ideen und eine Menge Idealismus. Ziel des neuen Bootes ist es nicht, den „Optimisten“ zu ersetzen, sondern Kindern und Jugendlichen eine schnelle und sportliche Alternative und ein völlig anderes Segelerlebnis zu bieten. Nicht mehr nur die Bretter kommen aus dem Baumarkt, sondern das ganze Boot. Herausgekommen ist der „O‘pen BIC“, eine skiffartige Jolle mit Carbonrigg und Foliensegel. Auch wenn man den „O’pen BIC“ nicht mehr mit Brettern aus dem Baumarkt selber bauen kann, so ist es vielerorts doch möglich, ihn preiswert als Einheit im Baumarkt zu erwerben. Ein Umstand, der bei manchem Traditionalisten zwar zu „Nasenrümpfen“ führt, aber zu einem breiten Grinsen bei zahlenden Eltern und segelnden Kids. Ein Umstand auch, der viele Quereinsteiger zum Segelsport geführt und das Boot schnell über die klassischen Reviere hinaus verbreitet hat. Heute wird der „O‘pen BIC“ ebenso im Hamburger Segel-Club gesegelt wie in vielen „jungen“ Clubs. Mit geringen Investitionen setzte der HSC so ganz neue Impulse und weckte die Jugendabteilung auf.

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Weltweit sind schon rund 10.000 Boote unterwegs. 2006 wurden in Frankreich die ersten Regatten gesegelt, 2009 kam der „O‘pen BIC“ nach Deutschland und wurde hier erstmalig im Wettbewerb gesegelt. Aktuell segeln weltweit fast 10.000 Boote, in Deutschland sind es gut 600, von denen viele an den rund 30 bundesweiten Regatten im Jahr teilnehmen. Im Hamburger Segel-Club liegt eine hauseigene Flotte von neun Booten und weiteren vier privaten. Das robuste Boot aus Polyethylen hat sich wie der „Optimist“ als weltweit gesegelte Regattaklasse etabliert. Im Unterscheid dazu ist es aber eine herstellerkontrollierte Einheitsklasse, in der alle Segler mit identischem Material von nur einem Hersteller segeln. Das hält die Kosten gering und die Chancengleichheit hoch. Seit 2013 ist der „O‘pen BIC“ offi zielle Jugendklasse im Deutschen Segler-Verband (DSV) und segelt eigene Deutsche Meisterschaften aus. Ein erster Höhepunkt der „O‘pen BIC“-Klasse waren die Weltmeisterschaften 2014 vor Travemünde, wo bei Extremwind und Welle spektakulärer Segelsport von den zehn- bis 18-jährigen Segler*innen geboten wurde. So spektakulär, dass manch konservativer Verein vom „O‘pen BIC“-Fieber angesteckt wurde und die kleinen schnellen Boote jetzt nicht nur auf der Alster, sondern auch in der Kieler Förde und auf der Wakenitz über das Wasser fliegen. Eine der erfolgreichsten „O‘pen BIC“-Flotten der letzten Jahre wird vom Hamburger Segel-Club gestellt, der mit seinen Club- und zahlreichen Privatbooten das „O‘pen BIC“-Segeln im Norden weit nach vorne getrieben hat. Die Deutsche Rangliste 2016 führt HSC-Talent Leo Beyer an. Er hatte das Jahr 2016 mit einem tollen dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Melbourne eröffnet und sich im Laufe der Saison über die Deutschen Meisterschaften zur Warnemünder Woche und die Landesmeisterschaften in Travemünde an die Spitze der Deutschen Rangliste gesegelt. Mit seinen Mitsegler*innen vom HSC stellt er auch das erfolgreichste „O‘pen BIC“-Team 2016. Die konsequente Förderung der „O‘pen BIC“-Segler*innen beim HSC trägt so deutlich sichtbare Früchte. Marcus Cremer

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»Die Natur direkt erleben und die Endlosigkeit in der Zeit genießen. Sich treiben lassen, bewegend und entspannend. Und immer wieder ein neues Spiel mit den Naturgewalten. Wolken und Wellen erzählen vom Wind und werden Verbündete. Ganz nah im Sein und ganz fern vom Alltag. Ob moderne Yachten oder legendäre Klassiker, immer wecken Schiffe und Segel unsere Emotionen und Sehnsüchte. Und nichts dominiert unsere schöne Hafenstadt mehr als Schiffe jeglicher Couleur mitten im Herzen der schönsten Stadt. Eine Hansestadt Hamburg ohne die prägenden weißen Segel auf der Außenalster wäre kein Hamburg.« Sybs Bauer

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SEGEL LIEBE

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INNEN GLÜCK – SEGELN IM STADTZENTRUM Noch immer, wenn ich zum Segeln in die Stadt fahre, denke ich: Da ist doch etwas falsch! Muss man zum Segeln nicht aus der Stadt heraus, an einen See, ans Meer, auf den Ozean? In Hamburg ist das postkartenbekannterweise nicht so, hier glitzert ein Stadtmeer in der Mitte, „im Centrum“, wie Hanseaten sagen würden. Wasser, gerahmt von Fassaden statt Felsen, am Ufer Büromenschen statt Badegäste, auf den Brücken das übliche Metropolenrauschen aus Motorengrollen und Eisenbahngekreisch. Warum ausgerechnet die Außenalster, das unmaritimste Revier der Welt, der maritimste Ort auf Erden ist, das will ich hier erklären. Ich segle, seitdem ich acht bin. Mein erstes Boot trug mich über die aufgestaute Ruhr im Süden Bochums, das Wasser damals so dreckig, dass ich mich abends erbrach, wenn ich bei starkem Wind zu viel Gischt in den Mund bekommen hatte. Ich trat zu Regatten auf sauerländischen Seen an, segelte auf gefluteten Braunkohlelöchern am Niederrhein, fuhr zu Jugendfreizeiten ans holländische Ijsselmeer und maß mich mit anderen Nachwuchsseglern vor der spanischen Atlantikküste. Allen Revieren war gemein, dass man stundenlang unterwegs war, um überhaupt hinzukommen, die Jolle am Hänger oder auf dem Autodach. Erst fuhren mich Eltern oder Trainer, später reiste ich selbst. Immer ging mindestens ein Tag bei drauf. Und die Nächte verbrachte ich im Zelt, mit einem Sechserpack Apfelsafttüten und in Plastik eingeschweißtem Gebäck, am Rande irgendeines tristen Jollenhafens fernab der Zivilisation. Mein Segeln roch nie nach Geld, immer nach nassem Neopren. Genau deshalb – weil es dem Klischee vom Schnöselsport nicht entsprach – habe ich es gemocht. Irgendwann spülte das Leben mich nach Hamburg. Ich brauchte Zeit, um zu begreifen, dass das Gewässer inmitten der Stadt etwas mit mir zu tun haben könnte. Allein diese Angeber-Fontäne! Anfangs mochte ich die Alster nicht, genauer gesagt: Das Uferpublikum verstellte mir den Blick. Ich sah Männer, die Segelschuhe, rote Hosen und Poloshirts mit hochgestellten Kragen trugen, Frauen mit Sonnenbrillen, fast so groß

wie Busfenster, und Kinder mit allzu akkurat gezogenen Scheiteln. Menschen wie Katalogwesen, ich kannte sie aus Prospekten mancher Bootsausrüster, Pullover vor der Brust verknotet, Prüfdaumen im Wind. Ein paar Mal musste ich schon hinschauen, bis ich sah: Diese Leute hingen nur Gläser schwenkend in den Ufer-Lounges rum. Die gingen gar nicht aufs Wasser. Dorthin, wo weiße Dreiecke das Blau schneiden. Seit zwei Jahren bin ich unter einem dieser Segel unterwegs, oft nur für eine Stunde nach der Arbeit, und meine Meinung über die Außenalster ist fast so schnell umgeschlagen, wie unter der Kennedybrücke der Wind dreht. Zwar ist die Alster nur 164 Hektar groß, kleiner als der Berliner Tiergarten und winzig im Vergleich mit New Yorks Central Park – doch trotz fehlender Weite hat sie die Wirkung eines Ozeans. Sobald ich ablege, riecht die Luft würziger, es ist ein bisschen kühler, Gänsehaut richtet die Haare auf. Besonders ozeanisch aber ist etwas anderes: Sogar die nicht sehr große Alster macht die Menschen klein. Und gleicher. Wer an Land noch reich war, wessen Wohlstand sich an Anzugmarke oder Autoschlüssel erkennen ließ, trägt jetzt das gleiche Gummizeug wie alle anderen, den Blaumann der Segler. Alt und jung, links und rechts, Erbe oder Arbeiter, kein Unterschied ist mehr auszumachen, auch keine rote Hose. Zwar ahnt man bei den großen, eleganten Schiffen: bestimmt ein Anwalt oder Banker. Aber dann kommt lautlos ein Ruderboot heran, schnell und messer-

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on tour

Fotos: Thomas Knaack

Evi

.. Jurgen

.. Uli, Johann-Nikolaus & Jurgen Fotos: Thomas Knaacke

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Foto: Andreas Lindlahr

Armin & Rolf

Thomas & Conny

Peter

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ELB SEGLER

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mindestens eine Fahrt von zehn Knoten. Zwei Kardeelen vom Backbord-Backstag brachen. Ein neues Ende wurde rechtzeitig aufgesetzt. Um 5.00 Uhr waren wir bereits im Kleinen Belt, um 7.00 Uhr abends warfen wir bei Mommark, im Schutz des Fährhafens, Anker. Das letzte Stück Brot wurde rationiert und verteilt (unfreiwillige Tagesleistung 74 Seemeilen). Die „Jutta“ hat sich auf dieser Fahrt glänzend bewährt. Am nächsten Tag wurde neu Proviant gekauft, die Segel geflickt und ein Vorläufer für die Klüverschoten angefertigt. Anschließend segelten wir zurück zum Ausgangshafen Mönkeberg. Hier wurden die Segel gleich zur Reparatur geschafft und die Leute von der Werft kamen an Bord, für die es allerhand zu tun gab. Am Sonntagnachmittag kreuzten wir mit dem Konstrukteur der „Jutta“, Herrn Hecke, nach Holtenau. Mit den Yachten „Lotte“ und „Hilde“ vom Hamburger Segel-Verein wurden wir dann im selben Schleppzug durch den Kanal geschleppt. Am Montagabend waren wir in Brunsbüttel und schleusten zur Elbe. Dienstag um 3.00 Uhr morgens erreichten wir den Hamburger Yachthafen mit vier Tagen Verspätung. »Die Reise, als solche, war als wohlgelungen zu bezeichnen« Zurückgelegt wurden auf der Reise 596 Seemeilen, Kreuzschläge und Kanalfahrten nicht mitgerechnet. Wenn auch noch vieles an der „Jutta“ fehlte, so hat sie sich doch als Touren- und Seeschiff gut bewährt. Die Reise, als solche, war als wohlgelungen zu bezeichnen, wenn auch der letzte Abstecher nach Alsen nicht ganz programmmäßig war. Der Wind hatte alles nachgeholt, was er zuerst zu wünschen übrig ließ.

Bearbeitet von Rainer Baatz

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Foto: Jörgen Heinritz

Foto: Jürgen Grandt

Queren Staberhuk nimmt die „RUBIN XVI“ die ankommenden 2017-FrühjahrstörnTeilnehmer*innen in Empfang und begleitet sie nach Heiligenhafen. Die „Najad 400“ mit der Segelnummer G16 ist die letzte „Rubin“, speziell zum kommoden Reisen von HansOtto Schümann konzipiert. Heute ist sie im Besitz von „Rubinero“ Jörgen Heinritz. Hier am Steuer steht ein weiterer „Rubinero“, Hans-Ulrich Tischendorf.

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Foto: Jürgen Grandt

Frühjahrstörn 2017 mit 11 Booten und 38 Segler*innen

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Regattasegeln ist ein strategisches Taktieren im Spiel mit dem Wind. Fßr die ersten Plätze ist hohe Konzentration und cleveres Voraussehen gefragt. Wetter analysieren, taktische Entscheidungen treffen und direktes Agieren. Bereit sein, abwarten und mutig den richtigen Augenblick nutzen und immer wieder eigene Grenzen ßberwinden. Einmal an Bord, gilt jedoch nur das Team. Teamgeist ist eines der obersten Gebote des Segelsports: Das Ich wird zum Wir.

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REGATTA FIEBER

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Foto: Pepe Hartmann untersegeln.indd 306

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»Das Leistungssegeln unserer Töchter hat sich eher zufällig ergeben. Sie hatten sich das Segeln ausgesucht und waren einfach gut. Heute frage ich mich manchmal, wie wir das gemacht haben (lacht). Wir waren jedes Wochenende und in jedem Urlaub auf irgendeiner Regatta. Als Eltern haben wir da immer ordentlich mitgezogen und nie die Kosten dagegen aufgerechnet. Vor Ort trafen wir immer die anderen Eltern, die genauso bekloppt waren. Es war ein Familienunternehmen.« Petra Hahlbrock

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SEGEL BUNDES LIGA

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»Mit Booten kenne ich mich aus. Das da vorne zum Beispiel, ist eines!«

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Fotos: Marta Rovatti Studirhad

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Fotos: Marta Rovatti Studirhad

2016

Foto: Marta Rovatti Studirhad

Die HSC-Segel-Bundesliga Crew

2017

»Mehr Speed durch höhere Geschwindigkeit«

2017 Silke Basedow (Steuerfrau), Maren Hahlbrock, Luisa Krüger, Lamberto Cesari, Johannes Bahnsen (Steuermann), Karl Martin Gurgel, Anna Lau, Torben Strube, Henning Günther, Max Christoph Gurgel, Robin Zinkmann, Daniel Zenker, Luisa Grobleben, Katharina Boch-Gahlhaus, Andreas Jungclaus, Lennart Grambow, Lennart Michelchen, Anke Scheuermann, Marion Rommel

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2016 Silke Basedow, Maren Hahlbrock, Luisa Krüger, Lamberto Cesari, Max Christoph Gurgel, Karl Martin Gurgel, Robin Zinkmann, Daniel Zenker, Anna Lau, Johannes Bahnsen

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Foto: Marta Rovatti Studirhad

Lamberto Cesari

Der Hamburger Segel-Club. Mein Club. untersegeln.indd 317

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Foto: Lars Wehrmann

»Lasst uns mal ein bischen metern«

Dem Aufstieg entgegen: Max und Karl Gurgel, Thorben Strube, Daniel Zenker

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SEGELN IST ... Dr. Luisa Grobleben

… Freiheit, vom Wind getrieben zu werden. Gehört seit der Kindheit mit zum Lebensalltag!

Kay Aaron Klokow

... einerseits Spass haben, Aktion, Entspannung und andererseits auch eine schöne Herausforderung für Körper und Geist.

Johannes Bahnsen

... Erholung, Ablenkung, Therapie – ein Teil von mir.

Anna Lau

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… definitiv besser als Hallenhalma – auch wenn das Wasser von oben kommt und die Böen mit 35 kn über‘n See fegen!

Maren Hahlbrock

... einfach der coolste Sport der Welt.

Lamberto Cesari

… my biggest passion!

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»Zuerst war ich in den 90ern, dann von 2004 bis 2012 erster Vorsitzender der Nordseewoche. Als ich die Aufgabe von meinem Vorgänger – immerhin ein Incasso-Unternehmer – übernahm, rechnete und rechnete ich, doch das Ergebnis blieb das gleiche: Zu den fehlenden 15.000 EUR sollte der gleiche Betrag für die kommende Nordseewoche als Verlust hinzukommen. Nicht mit mir. Ich tätigte ein paar Anrufe, cancelte was möglich war und sanierte. Ich baute über Jahre die Schulden ab.«

Bern Jörg

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HSC VERANSTALTER GROSSER REGATTEN

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Der Schlepper für trockene Seesäcke auf der „Glückstadt“-Regatta In den 1970er und 80er Jahren waren außer um die zehn „Elb H-Jollen“ und „Jugendwanderkutter“ auch immer mal andere Jollen dabei. Da freute es die Segler wenn zur Gewichtsersparnis und Trockengarantie der Schlepper „Altenwerder“ die Seesäcke und die Wettfahrtleitung an Bord nahm. Seit Ende der 90er gibt es nicht mehr viele aktive Jugendkutter und auch weniger Jollen. Der Schlepper wurde irgendwann abgezogen und seinen Part übernimmt seitdem die Stahlketsch „Tordas“ von Elke Körner und Jogi Pfender. Die Kutter- und Jollensegler danken es ihnen.

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Foto: Harald Lehmann untersegeln.indd 337

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Foto: Harald Lehmann

Als Obmann des DSV-Wettsegelausschusses hat er seit 1965 maßgeblich und aus eigener Erfahrung an Regelverbesserungen mitgewirkt und zusammen mit Otto Engel im DSV Seminare zur Schulung von Wettfahrtleitungen eingeführt. Bis 1985 wirkte Horst Renter als Wettfahrtleiter auf Bahn Charly der Kieler Woche, tatkräftig unterstützt von einem HSC-Team, das er sich in den Jahren aufgebaut hatte und dessen Mitglieder in wechselnden Besetzungen auch bei der Travemünder und später der Warnemünder Woche in den Wettfahrtleitungen sowie bei nationalen und internationalen Meisterschaften in Deutschland mitwirkten. Hunderte Boote auf den Regattafeldern Seine Funktion Wettfahrtleiter auf Bahn Charly vor Kiel übernahm ab 1986 Klaus Krogmann, der schon 1982 Otto Engel als Obmann des Wettsegelausschusses abgelöst und zusätzlich den Posten als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied im HSC übernommen hatte. Das geschah gerade rechtzeitig zur Kieler Woche, die quasi als „Trainingsveranstaltung“ für die Kiel Worlds 1987 galt, wo es Horst Renter zum Abschluss seiner Karriere mit einem kleinen Team von Freunden gelang, 280 „470er“, davon 80 Frauenteams sowie 130 „Finns“ ohne nennenswerte Probleme über die Bahn zu bringen. Klaus Krogmann und Erika Breckwoldt wurden hingegen von KYC-Boss und HSC-Mitglied Otto Schlenzka, dem obersten Wettfahrtleiter und zugleich Chef auf Bahn Bravo, angeheuert. Als stellvertretender Wettfahrtleiter übernahm Klaus Krogmann die Durchführung der Starts, während

Erika Breckwoldt als leitende „Check-Suse“, so wurden die Protokollführerinnen genannt, für die Zieldurchgangslisten zuständig war. Eine schwere Krankheit setzt 2002 Klaus Krogmanns weit gespanntem Schaffen ein jähes Ende. Das von ihm trainierte Team brachte unter der Leitung des Berliners Frank Tusche die stürmische Kieler Woche sicher über die Bühne. Da jedoch traditionell die Bahn Charly dem HSC zusteht, wurde ihre Leitung Peter Ramcke übertragen, der sie bis 2013 innehatte, um im Jahr 2014 die Gesamtleitung der Kieler Woche für zwei Jahre zu übernehmen. In diese Zeit fallen auch seine zwei Olympiaeinsätze als International Race Officer und Wettfahrtleiter in Qingdao in China und Weymouth in Großbritannien. Zu seinem Nachfolger bei der Kieler Woche wurden ab 2014 Fabian Bach und Christina Buch bestimmt. Als Internationaler Wettfahrtleiter (IRO) brachte Fabian Bach dann bei den Olympischen Segelwettbewerben vor Rio de Janeiro 2016 seine Erfahrungen ein. Bleibt festzuhalten, dass der Hamburger Segel-Club mit seinen Mitgliedern die ganze Bandbreite des Segelns abdeckt – als Crewmitglieder, Vorschoter und Skipper, als Wettfahrtleiter und als Mitglieder in Wettfahrtleitungen bei lokalen und regionalen Regatten, bei internationalen Veranstaltungen wie der Kieler Woche, der Travemünder und Warnemünder Woche, als Veranstalter von Meisterschaften und Regatten aller Art und schließlich auch als Ausbilder von Wettfahrtleitern und deren Teammitgliedern und von Schiedsrichtern.

Jochen Halbe

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Foto: Harald Lehmann

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1990, ein Jahr nach dem Mauerfall, wollte der Warnemünder Segel-Club (WSC) an die Ursprünge von 1926 anknüpfen. Zwar wurde zu DDR-Zeiten zum gleichen Zeitpunkt unter dem Namen „Ostseewoche“ auch gesegelt – Jahre, die kurzerhand der Tradition der Warnemünder Woche hinzugerechnet wurden. Die Organisatoren wollten nun jedoch größer werden und schrieben die vor dem Krieg beteiligten Vereine für die neuntägige Regatta in der ersten Juliwoche an. Zu den angefragten und angeworbenen Vereinen zählten neben Clubs aus dem Osten auch die großen Hamburger Vereine Norddeutscher Regatta-Verein (NRV) und der HSC. Somit kam mit Klaus „Krogi“ Krogmann unser bewährtes HSCTeam auch nach Warnemünde, sicher einem der schönsten Reviere an der deutschen Ostseeküste. Hier findet alles direkt vor Ort statt. Die „Sehleute“ können vom Ufer fachmännisch alle Regattabahnen begutachten und entsprechend kommentieren. Wie auch in Travemünde stellte HSC-Mitglied Erwin Pfeiffer seine „Flying Cloud“ zur Verfügung – ein schönes Startschiff mit einem bewährten Skipper. Im ersten Jahr war zunächst einmal „Eingewöhnung“ angesagt: Die Suche nach Unterkünften, nach Verpflegung und nach weiteren abendlichen Aktivitäten war eine gewisse Herausforderung. Im Folgejahr wurden wir im Mehrbettzimmer der Sportschule auf der Mittelmole untergebracht. Da wir waren alle pflegeleicht waren, gab es dabei keine Probleme. Ein großer Vorteil waren die sehr kurzen Wege. Der Warnemünder Segel-Club, auch auf der Mittelmole beheimatet, wurde zu unserem abendlichen Domizil. Hier trafen wir nette Clubmitglieder und eine charmante Wirtin. Elf Jahre wirkte das Wettfahrtteam um „Krogi“, bis es 2002 von Lennart Klemp abgelöst wurde. Die Warnemünder Woche ist heute die drittgrößte Segelveranstaltung mit internationaler Beteiligung in Deutschland, aus dessen Mitorganisation sich der Hamburger Segel-Club jedoch 2014 endgültig zurückzog.

Foto: Pepe Hartmann

WARNEMÜNDER WOCHE

Hilke Reuter

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2.-10. JULI 2005

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67. WARNEMÜNDER WOCHE 2.- 11. JULI 2004

WOCHE

69.WARNEMÜNDER WOCHE 1.- 9. JULI 2006

70.WARNEMÜNDER WOCHE 7.- 15. JULI 2007

alle Grafiken von Pepe Hartmann (HSC)

Foto: Pepe Hartmann

WORLD SAILING

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»Wir hatten einen blauer „420er“, die „Emma“, und klebten silberne Sternchen drauf. Als reine MädchenCrew wurden wir regelmäßig an den Tonnen angemacht. Wir mussten unsere Vorfahrt hart erkämpfen. Ich fing an, die Protestflagge zu setzen – mit dem Resultat, dass ich als „Protestzicke“ bezeichnet wurde. Das hieß für mich auch, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, und die Zeugen bei Laune zu halten. Aber es funktionierte: Wir bekamen Respekt an den Tonnen und die Vorfahrt wurde uns schließlich gewährt. Es war eine tolle Zeit im „420er“ mit vielen witzigen Typen. Ein Taxifahrer kam immer im Pyjama und mit Federbett zu den Regatten. Ein Elektriker, „Ede“, segelte mit seinem kleinen Bruder im Boot mit dem Namen „Pietschdrops“. Er hatte Ölzeug und ein Oberhemd an, irgendwie schaffte er es immer wieder, dass nach der Regatta seine Zigaretten noch trocken waren. Woran ich mich noch erinnere ist die Ansage im breitesten Slang: „Du hör mal zu, Du kriegst eins auf‘s Maul. Dafür protestiere ich nicht.« Cati Ochsen-Leslie (war früher mal Jugend)

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DIE ZUKUNFT UNSERE JUGEND

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R E G R U B HAM

JUGENDSEGLERTREFFEN Eine gute Idee seit über 50 Jahren: Wenn die Jugend von Elbe und Alster beim HSC zusammentrifft, bleiben weder die Klamotten noch die Kehlen trocken. Für alle Außenstehenden bedeutet das: Es ist wieder Jugendseglertreffen!

Der Besuch von der Elbe muss natürlich „alstergetauft“ werden. Hartgesottene schwimmen im Vollzeug einmal um die Anlage. Gegen die Bazillen hilft übermangansaures Kali (kräftiges Desinfektionsmittel zu medizinischen Zwecken, Anmerkung der Redaktion) und an Land laufen Wettbewerbe wie Knotenpulen, Spleißen und Tauziehen. Und abends wird geschwoft. Auf dem Wasser gibt es Wettpullen (für Kutterunkundige: Wettrudern) und „auf dem Teller drehen“ mit den „Jugendwanderkuttern“ und Wasserschlachten, wenn die Sonne scheint. In der Regattapause werden dann auch mal Tretboote unter Protestgeschrei der Mieter gekapert und auf die andere Seite der Alster geschleppt. Gesegelt wird natürlich auch, und zwar Jollensegler*innen auf den Kuttern und Kuttersegler*innen in Jollen, um auch einmal die andere Seite zu erleben. Auf jeden Fall kommt man sich näher, auch beim gemeinsamen Schlafsack-Übernachten im Jugendraum. Später im Jahr trifft man sich auf der Schlei vor Louisenlund wieder, wenn die Kutter auf Sommertour sind. So war‘s in den 1960er bis in die 80er Jahre. Dr. Hans Kratzik (HSC), seinerzeit Bundesjugendobmann, dessen Tochter Berit auch erfolgreiche „Puschen“-Seglerin war, gab damals den Startschuss zu dem ersten erfolgreicher Austausch zwischen Elbe und Alster, zwischen Kutter- und Jollensegler*innen, dem Hamburger Jugendseglertreff. Reinschnuppern in die Jollenszene Auf der Elbe kam man damals eher behäbig mit den „Jugendwanderkuttern“ daher, die aus alten Marinerettungsbooten entstanden. Außerdem gehörten „Elb-H-Jollen“ und „Piraten“ zu den Flotten. Die zahlreichen Elbsegelvereine wollten ihren Jugendlichen die Möglichkeit bieten, auch einmal in die Jollenszene reinzuschnuppern. Viele der Ehemaligen sind später auf Dickschiffen gelandet. Aber immer noch gibt es eine große Zahl an Jollenseglern, die längst nicht mehr zur Jugend zählen, aber immer noch viele Geschichten von damals erzählen können. Man trifft sie heute gern am HSC-Steg bei den Känguruh- und Holzbootregatten. Heute erfreut sich das Jugendseglertreffen immer noch großer Beliebtheit und hoher Teilnehmerzahlen: Zur 53. Ausgabe im Juni 2017 werden rund 180 junge Segler*innen erwartet, die auf über 80 Booten verschiedener Klassen an den Start gehen. An Jugendwanderkuttern, für die der Nachwuchs fehlt, kommen heute leider nur noch drei bis fünf Schiffe auf die Alster. Das geht ein wenig zu Lasten des Spaßes an Land, dafür liegt der Schwerpunkt heute mehr auf dem Regattasegeln. Immerhin, die Kuttersegler*innen von heute stehen an Kernigkeit denen aus den 1970ern in nichts nach, nur hatten wir damals keine schlauen Telefone an Bord. Tommy Loewe

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Fotos: Harald Lehmann

„Bundesjugendhäuptling“ und Initiator des ersten deutschen Jugendseglertreffs, Dr. Hans Kratzig (HSC) 1964

Peter Nowka, Ingo Bultmann

Erster Deutscher Jugendseglertreff 1964

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t s i m i t p O OPTI-SEGELN ERSTE ERFAHRUNGEN IN DER „ZU GROSS GERATENEN NUSSSCHALE MIT BETTLAKEN“

Foto: Ole Ivens

Kleine Steppkes wuchten den „Optimisten“ ins Wasser der Alster. Auf geht’s, endlich segeln! Die Schule, die Eltern oder Geschwister oder irgendjemand sonst, der eben noch genervt hat, sind vergessen. Strahlende Kinderaugen, die begeistert eine Stunde lang „Up and Down” fahren. Ob sie im Ferienpasskurs oder regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche auf’s Wasser gehen, das ist vollkommen egal. Das Wichtige ist doch: Energie loswerden, an der frischen Luft sein, sich mit Freunden treffen und einen saucoolen Sport auszuüben.

Kinder haben Spaß am „Opti“-Segeln. Auch wenn das Ding aussieht wie eine zu groß geratene Nussschale mit einem Bettlaken, erlangt man im „Optimisten“ doch alle Voraussetzungen, um eine gute Seglerin oder ein guter Segler zu werden. Denn von Anfang an lernt man für das Leben: Verantwortung für das Material zu übernehmen, respektvollen Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt sowie natürlich ganz viel Spaß zu haben. Nele Heuer

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Foto: Uli Beyer

CHARLOTTE HENKEL

Foto: Pepe Hartmann

Als mehrfache Landesmeisterin und ganz vorne in der Deutschen Meisterschaft im Teeny stieg Charlotte Henkel mit ihrer langjährigen Vorschoterin Lena Leiers, SVMG (Segler-Vereinigung Malente Gremsmühlen) 2017 auf den schnelleren „29er“ um.

»In Wittenberg segelten wir unsere erste gemeinsame Regatta im „29er“. Mit großer Vorfreude, aber auch Aufregung, reisten wir bereits am Freitag an, um in Ruhe unser Boot aufzubauen. Am Samstag erwarteten uns am Wittensee perfekte Bedingungen: Leichter Wind und Sonnenschein. Mit einem sechsten, einem fünften und einem achten Platz von 17 Booten waren wir super zufrieden. Auch am Sonntag, trotz des stärkeren Windes, konnten wir toll mithalten und unsere Plätze verteidigen. Insgesamt freuen wir uns riesig über einen siebten Platz und unsere zahlreichen neuen Erfahrungen. Vielen Dank für die hilfreiche Unterstützung!« Charlotte Henkel

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Foto: Uli Beyer

Leo Beyer, Bronze WM 2014

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r e n i n y t n twe 29er PERFEKTE BEDINGUNGEN

Foto: Pepe Hartmann

Drei „29er“-Teams des HSC machten sich zum Auftakt 2017 Anfang Mai nach Wittenberg auf. Charlotte Henkel/Lena Leiers, Philine Niemeier/Linus Oestmann und Tammo Meyn/Tom Nicolaus wurden von Philipp Rosenberg betreut. Die Wetterbedingungen waren für die HSC-Segler*innen perfekt: Leichter Wind am ersten und etwas mehr am zweiten Tag. Außer den drei Schiffen des HSC hatten noch 15 weitere „29er“-Segler*innen, darunter auch Mitglieder des Nachwuchskaders aus Schleswig-Holstein, den Weg zum Wittensee gefunden.

Steuerfrau Philine Miemeier mit Vorschoter Linus Oestmann

Charlotte und Lena gelang der Start in die für sie neue Regattaklasse gut: Mit mehreren fünften und sechsten Plätzen konnten sie am Ende überglücklich mit einem siebten Gesamtplatz nach Hause fahren. Tammo und Tom sind sicher auch mit ihrem 14. Platz genauso zufrieden wie Philine und Linus mit dem 17. Platz. Es war ja schließlich für alle die erste Regatta nach dem Umstieg in den „29er“. Nach einer Trainingswoche in Kiel folgen die nächsten Regatten, die Young European Sailings (YES) und die Kieler Woche, die auf dem Programm der „29er“Segler*innen des HSC stehen.

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acra nNacra ERSTE REGATTA IN HOLLAND

Foto: Pepe Hartmann

Die „Nacra 15“ hatten es am Auftakt-Wochenende Anfang Mai für ihre erste Klassenregatta etwas weiter: Hier fuhren Silas Mühle und Romy Mackenbrock sowie Leonard Beyer und Lilly Neumann nach Medemblik in Holland. Dort starteten im Rahmen der Jugend-Regattaserie „United4Sailing“ zehn „Nacra 15“ aus Holland, Belgien und Deutschland auf einen High Performance-Kurs gemeinsam mit den „29ern“, „49ern“ und „49ern FX“.

Steuermann Leo Beyer mit Vorschoterin Lilli Neumann

Am Sonnabendabend belegten Silas und Romy den ersten Platz, gefolgt von Leo und Lilly auf Platz zwei. Nachdem am ersten Tag der Wind sehr schwach war, empfing das Ijsselmeer die Segler*innen am Sonntagmorgen mit allerbestem Wetter, Sonne und 20 Knoten Wind. Silas und Romy entschieden mit drei ersten und einem zweiten Platz die Gesamtwertung für sich. Leo und Lilly hatten dagegen Pech. Beim Segeln vor dem ersten Start verletzte sich Lilly am Fußgelenk. Da sie nicht mehr auftreten konnte, mussten die beiden schweren Herzens, bei besten Segelbedingungen, an Land fahren und von dort zusehen. Silas und Romy gewinnen die erste „Nacra 15“-Regatta in Europa, Leo und Lilly fahren mit einem siebten Platz nach Hause. Uli Beyer

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Foto: Pepe Hartmann

Tammo Meyn mit Tim Nicolaus untersegeln.indd 383

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JUGEND

DIE STARS VON MORGEN Linus Oestmann

Philine Niemeier

Nach dem „Opti“ habe ich auf dem „420er“ zwei Jahre zusammen mit Philine als Steuerfrau gesegelt. Wir sind zusammengekommen, weil Philine für ihren Traum, Regatten zu segeln, noch einen Vorschoter suchte. Der war dann ich. Heute sind wir ein eingespieltes Team. Im „29er“ ist noch alles neu für mich, aber deutlich cooler! Zum Segeln bin ich übrigens über meine Mutter gekommen. Uns hat es die engagierte Jugendgruppe im HSC angetan. Wir kamen schon öfters zum Regattatraining und mit dem „29er“ war dann der Anlass endgültig gegeben, dass wir in den HSC eintraten. Große Klasse sind die Trainer, hier wird richtig auf Schnelligkeit und Regatta trainiert. Das ist genau das, was wir wollen. Im Trainingslager am Gardasee war alles rundum gut. Die Gruppe war super und ist klasse zusammengewachsen.

Ich komme vom „420er“, aber der „29er“ mit Gennaker ist cooler und schneller. Man ist viel näher am Wasser. Im „420er“ war ich schon Steuerfrau, Vorschoterin wollte ich nie werden. Mein nächstes Ziel ist die erste Regatta auf dem „29er“ in Kiel zur YES, der Young European Sailing. Zum Segeln bin ich durch meinen Großvater gekommen, er wollte unbedingt, dass seine Enkelkinder, also ich auch, segeln. Mein großer Bruder ist nicht mehr dabei, ich dafür aber umso mehr. Meinen „29er“ liebe ich, denn da wird alles trainiert von Kraft bis Konzentration. Und man ist ständig draußen!

Philipp Matthäus

Die kleine Siggi hier darf noch nicht mit dem „O‘Pen BIC“ raus, aber mit auf‘s Motorboot. Ich versuche es in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem „O‘pen BIC“. Damit kentert man viel schneller. Ich war kürzlich schon mal draußen und bin dabei gleich fünf Mal umgefallen! Im „Opti“ musste ich kentern – Siggi übrigens auch.

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Fotos: Sybs Bauer

Tom Nicolaus

Erst „Opti“, dann „420er“ und jetzt der „29er“, der ist einfach schnell. Regattasegeln finde ich einfach klasse. Mein Vater ist auf dem „Drachen“ im HSC zuhause. Daher kenne ich schon seit langem die Summer Classics und die Mittwochsregatten. Schon mit zwei Wochen war ich übrigens auf dem Boot und mit sechs oder sieben Jahren durfte ich mittwochs schon mitsegeln. In meiner Klassenstufe bin ich der Einzige, der segelt, das ist schon etwas Besonderes. Die meisten haben vom Segeln die Vorstellung, es sei langsam, wenig Wind, eben Kaffeesegeln und kein Sport. Als ich mal einen Freund mitgenommen habe, war der echt überrascht, wie sportlich Segeln sein kann. Ich jedenfalls bin voll im Regattafieber.

Tammo Meyn

Auch ich bin über meine Eltern zum Segeln gekommen, allerdings vom Fahrtensegeln. Auf einer „Hanse 320“ habe ich die Ostsee kennengelernt, aber das Jollensegeln ist viel sportlicher. Erst kam der„Opti“, dann „420er“. Der „29er“ ist ein modernes und sportliches Boot mit einer großen Klasse. Zwar nicht unbedingt hier auf der Alster, aber bei Regatten. Ich bin neu als Steuermann dabei und habe plötzlich ganz andere Aufgaben. Ich bleibe dabei! Das Segeln ist einfach eine super Sportart, die vielen Ausfahrten und Trainingslager hat man woanders nicht. Und außerdem ist man viel draußen. Gerade bin ich vom Trainingslager am Gardasee zurück, die Thermik und die von der Tageszeit abhängigen Winde waren toll! Eltern waren auch dabei, aber nicht meine (grinst). Abends haben wir Fußball gespielt, und hatten Nachbesprechungen. Und wir haben viel Theorie gelernt.

Xaver Plümer

Es dauerte etwas, bis ich mich an den „O‘pen BIC“ und an das Regattasegeln gewöhnt habe. Jetzt ist es das ideale Boot für mich. Ich hatte eine recht gute Steigerungsquote und freue mich, in diesem Jahr schon zweimal knapp hinter Leo den zweiten Platz ersegelt zu haben! Im August werde ich zur „O‘pen BIC“-WM nach Italien fahren und die Deutschen Meisterschaft segle ich auch mit. Segeln gefällt oder gefällt nicht. Es ist ein Sport, den man selbst ausprobieren muss.

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Foto: Andreas Lindlahr

D N E G U J JUGEND-OLYMPIADE DREI BOOTSTYPEN – DREI FRAGEN: SYBS BAUER IM GESPRÄCH MIT HSC-JUGENDOBMANN ULI BEYER

Foto: n.n.

Sybs: Was steht für die HSC-Jugend in der „29er“-Klasse im Jubiläumsjahr an? Uli: Unsere „29er“ werden auf den YES-Nachwuchsregatten, der Young European Sailings, in Kiel teilnehmen. Das ist ein Eurocup, bei dem 60 bis 80 Schiffe an den Start gehen werden. An der Kieler Woche wollen wir auch mitfahren. Im Gespräch ist auch eine große „29er“-Regatta in Eckernförde. Für den Herbst werde ich noch die Teilnahme am Eurocupo am Gardasee vorschlagen, außerdem gibt es noch zwei mögliche Veranstaltungen in den Niederlanden, nämlich in Workum und in Medemblik, wo wir gerade auf der Hinrunde waren. Das dortige United for Sailing ist eine Veranstaltung mit 260 Jugendbooten, darunter 18 bis 20 „29er“.

Nacra 15: Silas Mühle und Romy Mackenbrock

Und wie sieht es im „O’pen BIC“ aus? Die „O‘pen BICs“ werden Pfingsten die Super Sail Tour in Grömitz mitsegeln. Da wollen wir versuchen, mit vielen Booten ganz vorne dabei zu sein. Bleibt noch der „Nacra 15“. Die „Nacra 15“ werden erst 2018 bei der YES teilnehmen. Für die Kieler Woche läuft die Ausschreibung, aber ob genügend Boote zusammen kommen ist noch offen. Was aber sehr spannend wird: Für den „Nacra 15“ gibt es im kommenden Jahr, 2018, die Jugendolympiade in Argentinien. Ende Oktober läuft es dazu in Medemblik eine Qualifikation für die Länderstartplätze. Leo mit Lilly und Silas mit Romy wollen dort in jedem Fall teilnehmen. Silas wird übrigens von seinem Vater Thomas Friese direkt trainiert. Das erklärte Ziel ist hier also die Jugendolympiade. Und die Chancen stehen für beide Teams sehr gut!

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Foto: Andreas Lindlahr

Fritz Baum, 5. Generation einer Segelfamilie im Hamburger Segel-Club

Der Hamburger Segel-Club. Mein Club. untersegeln.indd 389

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